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Kultur

Viel Fülle zwischen Weiß und Schwarz

Die Diplomausstellung in der HGB

  Viel Fülle zwischen Weiß und Schwarz | Die Diplomausstellung in der HGB

Von schwarzem Nylon über bunte Ornamente bis zu großformatigen Leinwänden im bewegten Grauton reichen die Abschlussarbeiten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), die bis Mitte August in Augenschein genommen werden können.

An der HGB kommt man in letzter Zeit sehr schwer vorbei. An allen erdenklichen Litfasssäulen der Innenstadt werben große schwarze Buchstaben mehr oder weniger deutlich für die Diplomausstellung. Wabernde Formen umspielen das Ganze und verraten so schon etwas über den Zustand der künstlerischen Arbeiten.

Was wird uns nun in der Wächterstraße gezeigt?

Die Arbeiten aus den Studiengängen Malerei/Grafik, Fotografie, Buchkunst/Grafikdesign und Medienkunst in der Galerie und im Festsaal sollen laut Hochschule den Trend verdeutlichen, dass das künstlerische Produkt keineswegs an den jeweiligen Studiengang geknüpft ist. Dies war allerdings bereits in den vergangenen Jahrgängen zu beobachten.

Betritt man die Galerie, sollte man dies nicht stürmischen Schrittes tun, denn im Eingangsbereich stehen drei Tischobjekte auf sehr wackligen Beinen. Nora Frohmann zeigt darauf filigran wirkende Nylonobjekte, die das Alltägliche des Materials hinter sich lassen sollen. Einem anderen Material geht Deborah Jeromin nach. Ihre Recherche begann in einer Lindenauer Kleingartenanlage und den heute noch dort zu findenden Maulbeerbäumen. Mit Maulbeeren wurden die Seidenraupen gefüttert, die während des Naziregimes für die Gewinnung von Fallschirmen benötigt wurden. In der Schau kombiniert Jeromin das historische Material aus dem Spartenarchiv mit einem Film, in dem Frauen auf Kreta von deutschen Fallschirmspringern erzählen.

Weitere Arbeiten im Galerieraum zeigen gemalte, tätowierte Menschen auf Leinwänden (Viktor Rosin), überdimensionales Ornament, erzeugt von Buntstift auf Papier (Jonas Grawert), oder – ein Trend, der sich auch bereits seit Jahren verfolgen lässt – fotografische Auseinandersetzungen mit Orten und deren Geschichten (Sophia Kesting, Siegfried Michael Wagner, Florian Wenzel).

Der Festsaal wartet unter anderem mit überdimensionaler Malerei auf. Zum einen kombiniert Jonathan Kraus Hipster vor Wandornamenten und Adrian Lukas Kowalski reiht andererseits acht überdimensionale Leinwände an die Wand. Die davor stehende Hülle einer Athener Marmorbank von Ernst Sylvester bebildert nicht nur eine vorgefundene urbane Situation, sondern verweist auch auf das Dilemma der Ausstellung. Hier werden die für das Diplom entstandenen Arbeiten zumeist nur auszugsweise präsentiert. Das Problem ist kein neues, aber der Ärger darüber stellt sich jedes Mal ein. Vielleicht wäre bereits eine Notiz auf dem Faltblatt hilfreich, die das zu Sehende einordnet. Hilfreich darauf wäre sicherlich auch ein Hinweis auf die Fachklasse.

Ebenso vorteilhaft wäre, wenn das Publikum alle Diplome bis zum Ausstellungsende betrachten könnte. Bereits geschlossen wurde Raum 2.41, der immer den Projektionen vorbehalten ist – und das, obwohl die Ausstellung erfreulicherweise endlich mal wieder über einen längeren Zeitraum besucht werden kann.


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