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Stadtleben

Fleißkultur

Offenes Werktor kontert Dawanda-Welt: Tage der Industriekultur

  Fleißkultur | Offenes Werktor kontert Dawanda-Welt: Tage der Industriekultur

Der Name Industrie leitet sich von Fleiß und Betriebsamkeit ab. Über die Fleißunterschiede mag man nicht urteilen, aber früher ging es in Leipzig definitiv betriebsamer zu als heute in puncto herstellendes Gewerbe. Die Deindustrialisierung hat viele Gründe und noch mehr bauliche Zeugen, die den Abbau Ost dokumentieren.

In viele Industrieruinen ist neues Leben eingekehrt: Kultur, Betriebe, Lofftbewohner. Nicht zuletzt standen und stehen die Industriepaläste im Spannungsfeld von Zwischennutzung und Aufwertung – wie sich an der Aneinanderreihung »Architektur, Kunst, Kreativwirtschaft, Immobilien« programmatisch ablesen lässt. So heißt eine von acht Touren, die an den Tagen der Industriekultur stattfinden. Gleichnamiger Verein war fleißig und hat aus ursprünglich einem Tag vier gemacht.

Etliche verborgene wie markante Architekturbeispiele für Industriekultur stehen dann den Besuchern offen und jeder mag für sich beurteilen, wie gekonnt oder eben nicht die gegenwärtige Nutzung eines Standorts ausfällt. Doch nicht nur der erinnerungspolitische Seufzer mit Blick aufs prosperierende Präteritum und die Hoffnung auf Investor und Eigentumswohnungskäufer bestimmen atmosphärisch die Rundgänge. Denn die Veranstaltung kombiniert Industriedenkmäler mit heutigen -standorten.

So sind neben der Einweihung des zugegebenermaßen spektakulären Absetzers im Bergbau-Technik-Park – nicht verpassen: öffentliche Befahrungen! – oder der Führung durch die Miltitzer Werksiedlung Schimmel & Co. auch Fleißstätten zu besichtigen, die tagtäglich mehr als Schweiß produzieren. »Offenes Werktor« nennt sich das Format, das den Charme des Post-Industriellen in der Dawanda-Welt mit Aktualität kontert. Unternehmen der Region – viel Industrie gibt es in Leipzig selbst ja nicht – unterstützen die gute Idee. Es muss eben nicht immer nur »handmade« sein, wenn Fabrikanten von Rohkonserven und Leuchten, ein Betonwerk und verschiedene Maschinenbauer ihre Werkstore entriegeln. »Abfallwirtschaft erleben«: Selbst der sonst etwas öffentlichkeitsscheue Abfallentsorger in Cröbern führt Interessierte übers Gelände und beantwortet letzte Fragen der Konsumgesellschaft. Irgendwo müssen die Produkte der Fleißkultur ja final auch hin.


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