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Filmkritik

Abseits der Norm

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Abseits der Norm | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die Blockbuster werden nicht besser und auch sonst ist wenig los im Kino. Gute Gelegenheit, einige Highlights aus den letzten Monaten nachzuholen. Dazu bietet sich auch die OpenAir Kinos an, von denen immerhin noch das Luru, das 2cl und die Feinkost flimmern. Eine absolute Empfehlung haben wir in dieser Woche aber auch für euch: »Captain Fantastic« – einer der besten Filme des Jahres!

Film der Woche: Hippies, Kult, Sekte – die Gesellschaft stigmatisiert den Lebensstil dieser Familie, nur weil sie nicht der Norm entspricht. Ben und seine Frau haben die Entscheidung bewusst getroffen, ihre Kinder fernab der Außenwelt in einer Hütte im Wald großzuziehen. Ben bringt ihnen das Überleben bei. Zum Geburtstag gibt es ein Jagdmesser für Jeden. Liebe und Verständnis gibt es immer. Jetzt steht Ben allein mit den sechs Kindern da und jedes Einzelne hat mit dem Verlust der Mutter und dem Erwachsenwerden auf ganz individuelle Art zu kämpfen. Ben muss einsehen, dass er sie nicht länger vor der Welt verstecken kann und so beginnt eine Reise in die Zivilisation.

Matt Ross schafft in seinem zweiten Langfilm ein eigenes Utopia, das zunehmend dem Untergang geweiht ist. Die Kindheit inmitten der Natur ist beneidenswert, aber Ross verklärt auch nicht die damit verbundenen Probleme, die durch die Isolation und das nonkonforme Leben inmitten der amerikanischen Gesellschaft heraufbeschworen werden. Viggo Mortensen verkörpert das Familienoberhaupt mit beeindruckender Präsenz, sanftmütig und bis in letzter Konsequenz ehrlich, aber auch kompromisslos, wenn es darum geht, für seine Familie und seine Ideale zu kämpfen. Ein außergewöhnlicher Film. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Captain Fantastic«: ab 18.8., Passage Kinos

kreuzer verlost Freikarten! eMail an film@kreuzer-leipzig.de (Betreff: »Noam Chomsky«)

 

Nathalie geht ihrer Rolle als Philosophielehrerin auf. Gemeinsam mit ihrem Mann Heinz hat sie zwei Kinder großgezogen, die inzwischen beide aus dem Haus sind. Sie sind über 25 Jahre verheiratet und leben ein spießbürgerliches Leben in Paris. Natalie ist eine lebensfrohe Frau in den späten 50ern, die nur durch die Depressionen ihrer Mutter regelmäßig aus ihrem Alltag gerissen wird. Dieser Alltag wird jäh auf den Kopf gestellt als Heinz Natalie eines Tages gesteht, dass er eine andere Frau kennengelernt hat und mit ihr zusammen ziehen wird. Natalie reagiert fast emotionslos auf das Geständnis. Das Leben wie sie es kannte ist vorbei – und doch ändert sich nicht viel. Hin- und hergerissen zwischen neu gewonnener Freiheit und schleichender Einsamkeit versucht Nathalie ihren Alltag weiter zu bestreiten. Dabei hilft ihr vor allem ihr ehemaliger Schüler Fabien mit dem sie tagein tagaus über Fragen der Philosophie diskutiert. In »Alles was kommt« erzählt Regisseurin Mia Hansen-Løve in ruhigem Ton die Geschichte einer Frau, die emanzipiert wie sie ist, das Leben trotz oder gerade wegen einiger Rückschläge meistert und ihren Halt immer wieder in der Philosophie findet. Dabei wirkt Natalie an manchen Stellen beinahe zu gleichgültig und unbekümmert, während einem jedoch ihr wahres Gefühlsleben bis zum Ende hin verschlossen bleibt. Doch gerade auch in diesem Wirrwarr an Gefühlen brilliert die Französin Isabelle Huppert in der Hauptrolle. In einem Film, in dem die Story mehr dahinplätschert, als das es wirklich zu einem Höhepunkt kommt, gelingt es ihr Natalie Leben einzuhauchen und manche dramatische oder unvollendete Szenen doch irgendwie komisch wirken zu lassen. Dennoch bleibt »Alles was kommt« eher ein Film für die Altersklasse 40plus oder vielleicht auch für so manchen Philosophie-Liebhaber. Ausführliche Kritik von Mirjam Ratmann im aktuellen kreuzer.

»Alles, was kommt«: ab 18.8., Passage Kinos

Flimmerzeit August

 

Weitere Filmtermine der Woche

Triumph des guten Willens

Von der politischen Biografie Eike Geisels ausgehend, zeichnet Mikko Linnemann ein Bild linker Debatten der letzten Jahrzehnte und fragt schließlich nach der Möglichkeit von Kritik in unmöglichen Zeiten.

23.8., 21.30 Uhr, 2cl - Sommerkino auf Conne Island

globaLE 2016

Filmbeiträge innerhalb der globaLE 2016, dem globalisierungskritischem Filmfestival am Richard-Wagner-Hain mit anschließender Diskussion

Zapatistas – Chronik einer Rebellion

Der Film schildert mit Originalbildern die Entwicklungen der zapatistischen Bewegung zwischen 1994 und 2003.

20.8.,  20 Uhr

Macht ohne Kontrolle - Die Troika 

Die Armen werden ärmer und die Reichen reicher. Ist das Europas Politik? Leidenschaftlich fordert Harald Schumann mehr Transparenz und Verantwortung für ein soziales Europa. Dafür nimmt er seine Zuschauer mit auf eine packende Recherchereise, bei der er dem Ursprung und den Auswirkungen konkreter Entscheidungen der Troika auf den Grund geht.

 25.8.,  20 Uhr

The true cost 

Der wahre Preis der Mode – Moderne Textilproduktion und ihre Opfer.

26.8., 20 Uhr

Chasing Niagara

Als Profi-Kayaker Rafa Ortiz beschließt, sich einen Traum zu erfüllen und die Niagarafälle hinunter zu paddeln, ahnt er nicht, dass dieses gefährliche Vorhaben sein Leben verändern wird. Für die Vorbereitung nimmt Rafa die Hilfe einiger weltberühmter Kayaker in Anspruch, allen voran Kajak-Legende Rush Sturges. Gemeinsam begeben sich die Freunde auf eine eindrucksvolle dreijährige Reise, die sie vom Regenwald Mexikos bis hin zu den spektakulären Niagarafällen im Nordwesten der USA führt.

25.8.16, 20 Uhr, CineStar

Fourth Man out 

Ein Mechaniker in einer amerikanischen Kleinstadt hat sein Coming Out, sehr zur Überraschung seiner besten Freunde. - Queerblick

24.8., 19.30 Uhr, Passage Kinos

 


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