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Kultur

[er lächelt]

Ex-Centraltheater-Schauspieler Manuel Harder über sein Gastspiel »Die Anmaßung«

  [er lächelt] | Ex-Centraltheater-Schauspieler Manuel Harder über sein Gastspiel »Die Anmaßung«

Stippvisite: Er war Old Shatterhand und Jedermann, verkörperte Wilhelm, Dean und Fürst Andrej. Manuel Harder war eines der prägenden Gesichter des Centraltheater-Ensembles. Nun ist der Schauspieler mit einem Solo zurück und spielt niemanden Geringeren als sich selbst. Oder so ähnlich. Mit dem kreuzer sprach er über die Rolle seines Lebens, die Schwierigkeit des selbstlosen Einfühlens und Willkommen und Abschiede.

kreuzer: Was für eine Figur ist dieser Manuel Harder? Wie schwierig war es, ihn zu spielen, sich in ihn hineinzufühlen?

MANUEL HARDER: Jörn Kruse gab mir den Tipp, hinter jede Antwort ein »er lächelt« setzen zu lassen, dann könne man sagen, was man will! Ich finde den Gedanken großartig. Zur »Anmaßung«: Erst mal ist es eine Konfrontation, vielleicht eine Provokation, wenn man seinen Namen da als Personage liest – »mindestens ein Manuel Harder«! Auch wenn der Autor betont, jeder andere Schauspieler, der diesen Monolog spielen will, solle seinen Namen und Geburtsdatum einsetzen. Das bedeutet, dass das Spiel mit Name, Rolle, Figur und Identität sofort beginnt. Allein schon, in einem geschlossenen, poetischen Text seinen eigenen Namen auszusprechen! Dieser Manuel Harder ist hier vor allem Stückfigur, die im Text, vom Text selbst, von einer anderen Stimme gestellt wird und gezwungen, sich zu äußern. Über das Weggehen, über Liebe und Begegnungen, über Rauchen, Tanzen, Schuld und, ja, Kunst. Der Text ist geschrieben wie ein poetischer Kampf. Ein Krimi, eine Farce – Leben halt. Und eine Tour de Force für einen Spieler.

kreuzer: Kann man überhaupt sich selbst spielen?

HARDER: Mir gefällt die Frage, weil »selbst« und »spielen« aufeinanderpreschen. Auch in meinem letzten Stück, einer Pollesch-Produktion im Autokino bei Stuttgart, befragten wir Begriffe wie Natürlichkeit und Künstlichkeit, das Diktat der angeblichen Echtheit und Möglichkeiten, die das Spiel bietet. Spielt man dieses Selbst oder ist man »man selbst« gerade im Spiel? Ich mag diese Kopfumdrehungen! Nicht nur, weil sie eine wesentliche Grundlage meines Berufes sind. In »Anmaßung« wirkt dieses Spiel aber konfrontativer, da es mit angeblicher Biografie umgeht. Ich konnte viel entdecken: Persönliches, aber nix Privates. Der Unterschied ist wichtig. Es bleibt weiterhin jedes Mal eine Auseinandersetzung, der ich mich stellen muss.

kreuzer: Wie ist dieses Stück Selbstbefragung entstanden?

HARDER: Ich habe mal eine Uraufführung von Carsten Brandau inszeniert; »Wir sind nicht das Ende« war auch in der Skala damals in Leipzig zu sehen. In der Kneipe dort eröffnete er mir auf seine charmante Hamburger Art, dass er vorhabe, einen Text einem Schauspieler nicht nur auf den Leib, sondern in den Leib zu schreiben – und dass er sich mich für dieses Experiment ausgedacht hat. Mach nur, meinte ich. Ich fühlte mich geehrt, aber auch geängstigt. Ein Jahr später las ich es Freunden in unserer Leipziger Küche vor. Ich verstand alles und nix, gepackt hat es alle. Daher war klar: Dem muss ich mich stellen, das muss durch meinen Körper! Es hat gedauert, bis ich die passenden Produktionsbedingungen fand. Ich bin Armin Petras dankbar, dass er sie mir in Stuttgart gab.

kreuzer: Sie gehen mit dem Monolog auf Reisen?

HARDER: Ich bin noch längst nicht durch mit ihm. Daher gefiel mir der Gedanke, ihn auf andere Räume und Gegebenheiten treffen zu lassen. Gern auch ganz old school,

damit im Koffer zu reisen. Er spielte schon in einer ehemaligen Kapelle in Bochum, im Nationaltheater der Republik Moldau, vor meinem alten Schauspielmeister meiner Schauspielakademie. Biografische Orte interessieren mich dabei sehr und Leipzig ist ein sehr wichtiger für mich.

kreuzer: Fühlen Sie sich in Stuttgart angekommen?

HARDER: Es ist liebevoll, aber nicht leicht, die Stadt zu begreifen, Hunger und Bewegung auszumachen. Wir schlagen uns wacker. Ich glaube, dass es jetzt darauf ankäme, das unverwechselbare Profil zu vermitteln. Ich hoffe, dass nach guten Erfolgen im Anfang man nun in dieser Hinsicht aufbricht. Ganz privat geäußert. [er lächelt]


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