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Filmkritik

Und alles passiert kybernetisch

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Und alles passiert kybernetisch | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Eine ruhige Kinowoche mit wenigen Highlights. Immerhin startet die spannende Doku »Krieg und Spiele« über kybernetische Kriegsführung und die MDM-Produktion »Nelly Abenteuer«, ein schöner Kinderfilm ohne Fremdschämfaktor für Erwachsene. Derweil bereichert das Team vom UT Connewitz mit ausgewählten Filmen und Konzerten nun schon seit 15 Jahren die Leipziger Kulturlandschaft. Zum Geburtstag gibt es am Samstag auch einen Filmabend mit »Der schwarze Nazi« und zwei älteren Connewitzer Produktionen. Wir gratulieren!

10.9., 21 Uhr, UT Connewitz

»Von unten, aus Menschensicht, müssen Drohnen wie Todesengel wirken.« Ein bisschen bildhaftes Pathos erlaubt sich Regisseurin Karin Jurschick schon in den Off-Kommentaren ihrer Dokumentation. Wäre gar nicht nötig gewesen, denn das Mischgefühl aus Angst und Faszination, das ihre Auseinandersetzung mit dem brisanten Thema transportieren will, stellt sich allein durch die beunruhigenden Aufnahmen der alles sehenden Militärroboter ein. Wir sehen die Drohnen zum Beispiel über dem Gaza-Streifen schweben und im Anschluss dann die gestochen scharfen Aufnahmen, mittels derer das israelische Militär gegnerische Kombattanten ins Visier nimmt und gezielt »eliminiert«. Der Vorteil dieser Kriegstechnologie, so erklären Anwender, Befürworter und Entwickler in teils beklemmend unterkühlten Statements, bestehe darin, dass gerade in »Zeiten weltweiter terroristischer Bedrohung« weniger zivile Kollateralschäden entstünden. Auf der anderen Seite kommen auch kritische Stimmen zu Wort, etwa von Seiten der Moralphilosophie und der Politikwissenschaft, mit der altbekannten Erkenntnis: Es ist der Mensch allein, der für ein friedliches Miteinander auf dem Planeten Verantwortung trägt. Bei aller berechtigten Kritik an hypertechnologisierter Militärstrategie und globaler Überwachung wird aber auch Faszination dafür erzeugt, was Maschinen heutzutage alles leisten können – und in Zukunft können werden. Einblicke in die Konstruktion von Drohnen und in die Art und Weise, wie künstliche Intelligenz wissenschaftlich weiterentwickelt wird, bieten nicht nur für Technikfreaks einen gewissen Reiz. Ausgespart wird dabei die Frage, welche Ressourcen in derartige, nur zu Kriegszwecken betriebene Forschung und Entwicklung fließen, und ob diese im Sinne einer friedlicheren Welt nicht besser investiert werden könnten. Etwas mehr Mut zu Fakten und Hintergründen hätte hier im Sinne einer politischen Auseinandersetzung mit dem Thema nicht geschadet. Ausführliche Kritik von Karin Jirsak im aktuellen kreuzer.

»Krieg und Spiele«: ab 8.9., Cinémathèque in der naTo

Nach „Nellys Abenteuer“ wird der ein oder andere sicherlich über einen Urlaub in Rumänien nachdenken. Trotz der zahlreichen Klischees, um die der Kinderfilm aus Stuttgarter Produktion wahrlich nicht verlegen ist, hat sich die Reise am Ende doch irgendwie neben Nelly auch für den Kinozuschauer gelohnt. Dabei hat die 13jährige am Anfang überhaupt keinen Bock auf Transsilvanien. Zumal der Familienurlaub auch wieder einmal mit Papas Job zu tun hat. Er soll dort einen Windpark planen. Als Nelly davon erfährt, dass ihre Eltern auch noch den Umzug in die in ihren Augen völlig rückständige Region planen, nimmt sie Reißaus – und wird prompt von zwei zwielichtigen Rumänen gekidnappt und in die Provinz verschleppt. Auf dem Weg dorthin lernt sie allerdings den 14jährigen Tibi und seine Schwester kennen, die ihr helfen, zurück zu ihren Eltern zu gelangen. Die Reise durch die wunderschöne Landschaft ist spannend inszeniert und zeigt viel vom Land. Vorurteile bleiben auf der Strecke und die Darsteller sind weitgehend überzeugend und mit Spaß bei der Sache. Ein wenig straffer hätte die Inszenierung aber sein dürfen und zahlreiche Anschlussfehler verwirren nicht nur die jungen Zuschauer. Die nehmen es aber vielleicht auch nicht ganz so genau, denn bei Filmfestivals in München und Rumänien sorgte der Spielfilm der Stuttgarter Produktionsfirma Indi Film für Begeisterung beim jungen Publikum.

»Nellys Abenteuer«: ab 8.9., Passage Kinos

kreuzer verlost Freikarten, Soundtracks und Poster. Email an film@kreuzer-leipzig.de (Betreff:»Transylvanien«)

Flimmerzeit August 2016

 

Weitere Filmtermine der Woche

Men in Black 1-3 

Alle drei Teile der Special-Effects-Alienkomödie am Stück für alle, die geblitzdingst wurden oder sie einfach noch mal sehen wollen. - Triple Feature

10.9., 17.30 Uhr, Cineplex

Wir können auch anders 

Die Brüder Kipp und Most, Analphabeten und eingeschränkt intelligent, haben im Osten Deutschlands geerbt und machen sich frohgemut auf in die neuen Länder. Skurriles, hinreißend komisches Roadmovie von Detlev Buck.

11.9., 19.30 Uhr, Sommerkino auf der Feinkost

Das Geständnis 

Ein Mordermittler der DDR bei seiner Arbeit in den letzten Jahren vor der Wende. - Preview mit Regisseur und Hauptdarsteller Bernd Michael Lade u. a.

12.9., 19 Uhr, Schaubühne Lindenfels

Posituren oder I want to play the Ungeheuer 

Auf drei Ebenen untersucht der Film Rollenkonzepte. Rollen sind Handlungsmuster - auf den Brettern, wie in der Welt die sie bedeuten.

12.9., 21 Uhr, UT Connewitz

Surffilmnacht 

Surffilmnacht präsentiert von Nouvage Events mit einem Langfilm »Splinters« (USA 2001).

12.9., 19.30 Uhr, Sommerkino auf der Feinkost

Blut muss fließen - Undercover unter Nazis 

Immer wieder ertönt das »Blutlied« auf rechtsextremen Partys. Mit einer versteckten Kamera hat sich der Journalist Thomas Kuban jahrelang in der rechten Musikszene bewegt. Peter Ohlendorf begleitete ihn in den letzten Phasen der Dreharbeiten und kreierte aus dem investigativen Journalismus eine spannungsreiche Doku.

13.9., 21 Uhr, UT Connewitz

GlobaLE

Madiba - Das Vermächtnis des Nelson Mandela 

Porträt von Nelson Mandela. Sein lebenslanger Kampf gegen Rassismus, Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit machte ihn zu einem Symbol des antikolonialistischen und antiimperialistischen Befreiungskampfes.

13.9., 19 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum

Landraub - Die globale Jagd nach Ackerland

Boden lässt sich nicht vermehren. Ackerland wird immer wertvoller und seltener. Jedes Jahr gehen etwa 12 Millionen Hektar Agrarfläche durch Versiegelung verloren, immer weniger Ackerfläche steht für die Ernährung jedes einzelnen Menschen zur Verfügung und mittlerweile haben insbesondere europäische Investmentfonds und Banken die Äcker der Welt als Geschäftsfeld entdeckt. »Landraub« porträtiert die Investoren und die Opfer dieser Entwicklung.

15.9., 20 Uhr, UT Connewitz

4. Flimmergarten - Ein Filmfest zur Nachhaltigkeit 

Zum vierten Mal gibt es Filme zu sehen, die sich ökologischen, sozialen und politischen Themen rund um Nachhaltigkeit widmen. Im Anschluss gibt es Gespräche mit Leipziger Akteuren.

14.–17.9. Offener Garten Querbeet

BrückenJahre (D 2014)

14.9., 20 Uhr

Water makes Money (D 2010)

15.9., 20 Uhr

Entertainment (USA 2016) + The Comedy (USA 2012) - Doppel-Preview

Mit »Entertainment« bringt das Luru Kino eine wahre Indie-Perle in Zusammenarbeit mit Drop-Out Cinema auf die Leinwand. Ein in die Jahre gekommener Komiker versucht sich mit seiner entfremdeten Tochter zu versöhnen und reist dazu in die entlegensten Winkel der Mojave-Wüste. Heute Abend im Doppel mit »Comedy« ebenfalls von Rick Alverson.

14.9., 20 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei

Oskar und die Dame in Rosa 

Die so ungewöhnliche wie hoffnungsgebende Freundschaft zwischen einem krebskranken Jungen, der eigentlich den Kontakt mit Erwachsenen verweigert, und einer sehr skurrilen Dame, die eines Tages in seinem Krankenhaus auftaucht. - Filme vom Abschied

14.9., 19.30 Uhr, Passage Kinos

Red Amnesia 

Die Witwe Frau Deng verbringt ihre Zeit zwischen unangemeldeten und oft unerwünschten Besuchen bei ihren Söhnen und ihrer kranken Mutter. Eines Tages erhält sie anonyme Anrufe, die mit ihrer Vergangenheit in Verbindung stehen könnten. Ein feinsinniger Thriller über die Frage der persönlichen Schuld und der nationalen Geschichte und die damit verbundenen Schatten der Gegenwart.

14.9., 19.30 Uhr, Cinestar

Preview: 24 Wochen 

Astrid und Markus sind schwanger und freuen sich auf ihr Zweites. Doch dann geraten sie durch eine schicksalhafte Diagnose ins Zweifeln. Starkes Drama, das in diesem Jahr im Wettbewerb der Berlinale seine Premiere feierte. Am Preview mit Anne Zohra Berrached.

15.9., 19.30 Uhr, Passage Kinos

 

Ab in die Sehnsucht - Off Europa - Finnische Filmreihe

Finnisches Blut, schwedisches Herz 

Dokumentarfilm um Vater und Sohn aus Finnland, die nach Schweden reisen, wo sie lange Jahre gelebt haben. -

15.9., 19 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Kurzfilmprogramm

Kurzfilmrolle unter dem Motto »Ab in die Sehnsucht« im Rahmen von Off Europa - Finnische Filmreihe.

15.9., 21 Uhr, Kinobar Prager Frühling


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