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Kultur

»Hofft! Hofft! Hofft, Ihr Elenden!«

Hochwertige und hochpolitische Arbeiten von Frans Masereel im Druckkunst-Museum

  »Hofft! Hofft! Hofft, Ihr Elenden!« | Hochwertige und hochpolitische Arbeiten von Frans Masereel im Druckkunst-Museum

Eine Pflichtausstellung für alle, denen Gestaltung, Kunst, politisches Engagement und Utopien am Herzen liegen: Die Arbeiten für die Presse von Frans Masereel sind nur noch bis Sonntag im Museum für Druckkunst zu sehen.

Frans Masereel, der belgische Grafiker, galt seiner Zeit als »kritischer Chronist«, dem vor allem die Elenden und ihre Hoffnungen am Herzen lagen. 1889 geboren und 1972 gestorben, sind seine Holzschnitte während des Ersten Weltkriegs in pazifistischen Zeitschriften europaweit zu finden. Die nach dem Kriegsende 1918 neu gegründeten, radikal-politischen Presseorgane – wie etwa »Das Tribunal« (die Hessischen Radikalen Blätter) oder »Die Aktion«, die sich aus ihrer in den 1910er Jahren vorherrschenden expressionistischen Haltung stetig in ein kommunistisches Blatt wandelte, wollten daher nicht auf Masereels Holzschnitte von desillusionierten und zerfetzten Bewohnern dieser Epoche der Moderne verzichten. In ihnen türmen sich Hochhäuser und Fabrikschlote gen Himmel, versperren dicke Männer die Sicht auf das Morgen, richten sich Kanonen auf die Sonne.

Auch in Leipzig war Masereel kein Unbekannter. Selbst der bürgerliche Kunstverein zeigte 1931 in seinen Räumen im damaligen Bildermuseum am Augustusplatz »Das gesammelte Werk«. Zuvor veröffentlichte der »Kulturwille« – das Mitteilungsblatt des Arbeiter-Bildungs-Instituts für die kulturellen Bestrebungen der Arbeiterschaft – zahlreiche seiner Holzschnitte. Bei der 1924 in Leipzig stattgefundenen Arbeiterkulturwoche stellte er gemeinsam mit Käthe Kollwitz, Georg Grosz, Heinrich Zille, Otto Dix und Hans Baluschek aus.

Im Druckkunstmuseum sind bis Sonntag nun nicht nur sehr gut gestaltete Presseformate aus der Vergangenheit zu finden, sondern auch die Vielfalt an vormals sehr progressiven Medien. Seien es so hochpolitische Organe wie »Die Kämpferin« der KPD-Frauen oder »Der Querschnitt« – Das Magazin für Ewigkeitswerte, das der Galerist Alfred Flechtheim begründete und in dem sich in wohlgestalteter Weise Politik, Kunst und Sport nebeneinander fanden. Kataloge ergänzen den Reigen ebenso wie »Der Frontsoldat« – die Flugblattzeitung des französischen Informationsministeriums aus dem Jahr 1940, die über den deutschen Truppen abgeworfen wurde.

Die Schau lehrt uns im 21. Jahrhundert, dass sich gute Gestaltung und engagierte Inhalte nicht ausschließen müssen, was in der Gegenwart manchmal auf der Strecke bleibt. Daher gibt es in der Schau viel zu entdecken und es gilt daher: Hingehen!


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