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Kultur

»Muskulöse Frauen können bedrohlich wirken«

Melanie Lane über ihre Bodybuilderinnen-Perfomance »Wonderwomen«

  »Muskulöse Frauen können bedrohlich wirken« | Melanie Lane über ihre Bodybuilderinnen-Perfomance »Wonderwomen«

Die Allgegenwart des Fitness- und Körperkults heute geht vielen auf den Geist. Darum bietet das Lofft einen Trimm-dich-Pfad fürs Köpfchen an. Der Parcours im Foyer, an dessen Stationen man sich eingehender mit Diskussionen und Themen ums Schlachtfeld Körper beschäftigen kann, rahmt ein entsprechendes Doppelpack – kein Sixpack – an Tanzstücken ein. Eins davon ist »Wonderwoman«. Hier schickt Melanie Lane die international renommierten Bodybuilderinnen Rosie Harte und Nathalie Schmidt auf die Bühne. Mit dem kreuzer sprach die Choreografin über Disziplin und weibliches Empowerment.

kreuzer: Was inspirierte Sie zu »Wonderwoman«?

MELANIE LANE: Zuerst war ich interessiert an hoch trainierten Körper in Sport und Performance. Als Tänzerin, die selbst Jahre des intensiven physischen Trainings erlebte, finde ich andere Formen der Körperarbeit interessant, besonders bei Frauen, die ihre Körper für verschiedene Formen von Performanz trainieren. Diese Erkundung ist Teil einer Serie von Arbeiten, in denen ich frage, wie physisches Training den Körper und seine Beziehungen zu anderen Körpern und seine Repräsentation in der Gesellschaft verändert.

Es gibt im Frauenbodybuilding komplexe Schichten, die ich für eine faszinierende und wichtige Reflexion von Gender, Selbstermächtigung, physischer Disziplin und Lifestyle halte. Bodybuilding ist ein extrem disziplinierter Sport, der auch Performanceelemente in den Wettbewerb implementiert. Der Sport ist zum großen Teil vor dem öffentlichen Auge verborgen, weshalb ich das Potenzial einer Performance erkunden möchte, die Einsichten in Geisteshaltung und Erfahrung der Bodybuilderinnen gibt. Das Zusammentreffen von zwei Frauen, die in ihrem Beruf führend sind, ist eine seltene und einzigartige Möglichkeit, einen Dialog zu beginnen über die Identität des weiblichen Körpers in einer Welt, die sich beschleunigend auf eine Diversität der Extreme zusteuert.

kreuzer: Warum haben Sie gerade Rosie Harte und Nathalie Schmidt ausgesucht?

LANE: Beide sind auf allen internationalen Levels sehr erfolgreiche Athletinnen und zeigten sofort großes Interesse und Enthusiasmus. Sie haben jeweils eine sehr verschiedene physische Geschichte. Rosie ist auch eine ausgebildete zeitgenössische Tänzerin, Nathalie performt mittlerweile am Theater Chemnitz.

kreuzer: Frauen und Muskeln passen nicht ins gegenwärtige weibliche Image. Wollen Sie daran etwas ändern?

LANE: Bodybuilding bei Männern und Frauen erfordert extreme Disziplin. Daher erschafft jedes extreme Trainingsregime etwas, das von der Norm abweicht. Es gibt ein Verlangen nach einer hyper- oder supernatürlichen Form. In der Popkultur gibt es viele Images von Heldinnen, die Muskeln als begehrenswert, stark und sexy zeigen. Aber ja, das Bild muskulöser Frauen kann vielleicht bedrohlich wirken. Da gibt es sicherlich eine Dualität von weiblich und männlich, die in der Bodybuilderin evident ist und das traditionelle Rollenverständnis von Frauen und Männern herausfordert. Der immer größer werdende Gesundheits- und Fitnesstrend hat ebenso das zeitgenössische Image der Frau beeinflusst und wird es vielleicht weiterhin verschieben hin zu muskulöseren Formen. Bodybuilding kann auch als Empowering angesehen werden, als Zurückfordern der weiblichen Identität. Das ist sehr subjektiv, hängt vom Zuschauer ab. Ich möchte einen Raum gestalten, wo diese Frauen über ihre Erfahrungen und Motivationen durch ihre eigenen Körper sprechen können. Die Fragen der Repräsentation sind in den Körpern dieser Frauen eingebettet und darauf fokussiert die Performance als persönliche und intime Reise.


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