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Filmkritik

Männergeschichten

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Männergeschichten | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Rund sechzig Veranstaltungen gehören zum Programm der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Leipzig. Vorträge, Workshops, Podiumsgespräche, Ausstellungen und Filme. Themen der unterschiedlichen Ausdrucksformen sind die Auseinandersetzung mit Vorurteilen und Klischees sowie mit dem Fremdsein und der Suche nach einer Heimat. Erfahrungen mit Rassismus in verschiedenen Lebensbereichen werden ebenso thematisiert wie rechte Gewalt, die Situation von geflüchteten Menschen, Asyl und Integration. Damit setzen sich auch die Filme auseinander, die in der Kinobar Prager Frühling, im Cineding und in der Cinémathèque in der naTo zu sehen sind. 13.–26.3., Kinobar Prager Frühling, Cineding, Cinémathèque in der naTo

http://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/auslaender-und-migranten/migration-und-integration/leipzig-gegen-rassismus/internationale-wochen-gegen-rassismus/programm-2017/

Film der Woche: Den maskulinen Konventionen seines Umfelds entspricht Chiron schon mit neun nicht. Der sensible und schmächtige Junge erfährt deshalb regelmäßig Erniedrigungen durch die anderen Kinder seines Heimatvororts bei Miami, den ausschließlich Schwarze bewohnen. Auch seine alleinstehende, drogenabhängige Mutter ist keine Hilfe. Als er eines Tages wieder einmal gedemütigt wird, nimmt sich der Drogenverkäufer Juan des verängstigten Jungen an – bis Chiron mitbekommt, womit sein Vaterersatz seinen Lebensunterhalt verdient. Als Jugendlichen sehen wir ihn dann an der Highschool, wo er weiter gemobbt wird, aber auch erstmals Gefühle und Sexualität erfahren darf, flüchtig, aber nachhaltig. Und dann ist da noch das dritte Filmsegment: Chiron ist nun selbst zum harten Dealer avanciert, aber noch immer mit weichem Kern, was zunächst nur der Zuschauer ahnt. Basierend auf dem nie aufgeführten Theaterstück »In Moonlight Black Boys Look Blue« erzählt Regisseur Barry Jenkins vom Erwachsenwerden eines Jungen unter schwierigsten Verhältnissen. Nie verkommt der dreifache Oscar-Gewinner dabei zum kitschigen Rührstück oder alternativ bleischweren, faden Sozialtristessewerk. Und immer schwingt auch etwas Hoffnung in den fein komponierten Bildern und Klängen mit, die beim Zuschauer lange nachhallen. Ausführliche Kritik von Peter Hoch im aktuellen kreuzer.

»Moonlight«: ab 10.3., Passage Kinos

Josef Hader, wie wir ihn kennen und lieben: als misanthropischen Loser mit sprödem Charme. Dieser Georg ist schon recht nah am Brenner, der Figur aus den Krimis von Wolf Haas, die Hader auch bei uns bekannt machte. Aber Georg hat zumindest Frau und Job, bevor er in die Midlife-Crisis rutscht. Johanna (Pia Hierzegger) ist Therapeutin und hatte den Wunsch, mit 40 dann doch noch Mutter zu werden. Jetzt probieren Georg und sie schon drei Jahre vergeblich schwanger zu werden. Nicht, dass Georg grundsätzlich etwas dagegen hätte. Doch der Musikjournalist verliert seinen Job, weil er der Tageszeitung, die er jahrelang über mit einer kritischen Klassikkolumne versorgt hat, schlicht zu teuer geworden ist. Seiner Frau kann er das nicht so recht mitteilen und so driftet Georg tagsüber durch die Stadt und trifft auf den Gelegenheitsjobber Erich (Georg Friedrich). Während Johanna bei einer Therapiesitzung ebenfalls in die Sinnkrise sinkt, schmiedet Georg einen Plan, wie er sich an seinem Ex-Chef rächen kann. Josef Hader erzählt das stilsicher und in großen Bildern mit der von ihm gewohnten Mischung aus Biss, Situationskomik und Wortwitz. Der Humor ist tiefschwarz und die Leiden des alten Georg schlagen immer absurdere Bahnen ein. Mit »Wilde Maus«, bei dem Josef Hader auch das Drehbuch schrieb, ist ihm ein rundum gelungenes Regiedebüt mit Wiener Verve und Schmäh geglückt, das seine Premiere im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale feierte. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Wilde Maus«: ab 10.3., Passage Kinos

Flimmerzeit_Februar_2017

 

Weitere Filmtermine der Woche

The Evil Dead 35 Jahre nach seiner Veröffentlichung ist Sam Raimis Horrorklassiker »Tanz der Teufel« endlich ungeschnitten in Deutschland zu sehen. Grund genug für eine kleine Kinotour. Ab 10.3., Luru Kino in der Spinnerei, Cineplex

Erzähl es niemandem! Die Norwegerin Lillian ist 19, als sie 1942 auf der Insel Hinnøy den deutschen Soldaten Helmut kennenlernt und sich verliebt. Helmut beichtet ihr, dass er Jude ist und seine deutsche Soldatenuniform als Tarnung dient. Dokumentarfilm über eine große Liebesgeschichte und ein Geheimnis. 10.3., 16 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Kult-Triple Alle drei Teile der »Herr der Ringe«-Adaptionen von Peter Jackson: »Die Gefährten«, »Die zwei Türme« und »Die Rückkehr des Königs« im Extended Cut. Wir wünschen gute Reise. 10.3., 20.30 Uhr, Cineplex

Drei von Sinnen Drei Freunde wollen gemeinsam an die französische Atlantikküste reisen. Dabei verzichtet jeder auf einen seiner Sinne. Dokumentarisches Road-Trip-Experiment. – Premiere in Anwesenheit des Regisseurs Kerim Kortel sowie zweier Protagonisten 11.3., 20 Uhr, Passage Kinos

Kurzfilme gegen Abschiebung »Romano Sumnal« und »Ana« – Film und Gespräch 11.3., 19 Uhr, Poege-Haus

Liebe mit Hindernissen Misha ist arbeitslos und sieht seine Chance gekommen, als ein Gesetz den Unternehmen des Landes eine Behindertenquote vorschreibt. Er gibt sich als Rollstuhlfahrer aus und bekommt seinen Traumjob. Nun gilt es die Rolle zu spielen, die er sich erschlichen hat, doch das wird zunehmend schwerer. 12.3., 17.30 Uhr, Cineplex (OF)

Neo Rauch – Gefährten und Begleiter Über drei Jahre hinweg gewährte Neo Rauch Zugang zu seinem Atelier und lies sich über die Schulter schauen. So entstand ein intimer Einblick in die Arbeit des angesehenen Künstlers und die Welt seiner Verehrer. In Anwesenheit von Neo Rauch und der Regisseurin Nicola Graef – mit Einführung durch Dr. Doris Apell-Kölmel 12.3., 13, 13.30 Uhr, Passage Kinos

Darwins Alptraum In den 1960ern wurde eine neue Spezies im Viktoriasee ausgesetzt: Der Nilbarsch, ein gefräßiger Räuber, dezimierte fast den gesamten Bestand einheimischer Fische und wurde damit zur akuten Bedrohung für das natürliche Gleichgewicht des Sees. Der Dokumentarfilm führt auf, welche große Auswirkung dieser Fisch auf das gesamte System der Ökologie und Ökonomie in der Region hat. 13.3., 20 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum

Drei Wünsche von Handloh Elf Kinder werden auf eine Ferienfreizeit ins bayerische Handloh eingeladen. Sie alle verbindet, dass sie Geschwister haben, die lebensbedrohlich erkrankt oder bereits verstorben ist. Die Sorgen und Hoffnungen der gesunden Kinder zeigt der Dokumentarfilm. – in Anwesenheit des Filmteams 13.3., 20 Uhr, Schauburg

Unter aller Augen Filmemacherin Claudia Schmid beschäftigt sich in »Unter aller Augen« mit dem Thema Gewalt gegen Frauen, der noch immer häufigsten Menschenrechtsverletzung unserer Zeit. Im Anschluss Gesprächsrunde mit der Regisseurin und Terre des Femmes 13.3., 18.30 Uhr, Passage Kinos

Let’s be Frank Der außergewöhnliche südafrikanische Big-Wave-Surfer Frank Solomon. – Surffilmnacht 14.3., 21 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Logbook Serbistan In den vergangenen drei Jahren haben zahllose Flüchtlinge die Länder des Balkans durchquert, um in der Europäischen Union Schutz vor Gewalt und Armut zu suchen. Doch nach der Schließung der Grenzen stecken die Migranten in Serbien fest. Der bekannte Dokumentarfilmer Zelimir Zilnik begleitet die Migranten in ihrem Alltag. – Vorfilm: Notes from the Border - Balkan Film Weeks 14.3., 21 Uhr, UT Connewitz

Flotel Europa In Kopenhagen wurde das Schiff »Flotel Europa« Anfang der 1990er Jahre zu einem Flüchtlingslager umgewidmet. Der Filmemacher Vladimir Tomic wurde damals als Kind mit seiner Familie und etwa eintausend anderen Menschen aus Ex-Jugoslawien dort untergebracht. Die Videoaufnahmen, die zu dieser Zeit entstanden und an die Zurückgebliebenen in die Heimat geschickt wurden, formen diesen Film. – Balkan Film Weeks 15.3., 21 Uhr, UT Connewitz

Ballet Mécanique Das Stummfilmdoppel im Luru, diesmal mit dem spätexpressionistischen Horrorfilm »Orlacs Hände« von 1927 aus Österreich und dem sowjetischen »Trümmer des Imperiums« von 1929. 15.3., 19 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei


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