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Stadtleben

Robert Crumbs Lachen

Ein Besuch in der Comic-Bibliothek Uganda Maszage Books

  Robert Crumbs Lachen | Ein Besuch in der Comic-Bibliothek Uganda Maszage Books

»Comicbiblio- und Fanzinothek mit Massagen fürs Hirn und gelegentlich für den Body« will der Laden Uganda Maszage Books nach eigener Beschreibung sein. Das Motto: »It's all about the comics!« Wir haben uns da mal umgeschaut.

»ARRGH!« Mit einem Aufschrei fahren die zwei jungen Frauen auf, als es an der Tür rüttelt. Trotz Ankündigung hat sie der Besucher im Eckladen nördlich der Eisenbahnstraße offensichtlich überrascht. Einen Kaffee bekommt der Störenfried dennoch und darf sich ein Video anschauen. Dort erklärt ein von roter Zipfelmütze und grünem Trachtenjankerl eingerahmtes Gesicht mit Aschenbecherglas-Brille, er sei Hans Lichtenwagner. Leider sei er auf Geschäftsreise in der Mongolei, jage neue Schätze. Der Besucher dürfe sich gern bedienen. Schließlich gehe es um die »direkte Weitergabe der Massagen fürs Hirn«. Eigentümlich beginnt dieser Bibliotheksbesuch, er sollte es bleiben.

Uganda Maszage Books – über die Herkunft des Namens war nichts zu erfahren – ist ein Comic-Bücherregal, eingebettet in eine Mischung aus künstlerischem Arbeitsraum, Zinothek und Sitzecke. Es wirkt wie das Comicfest »The Millionaires Club« in Ladenform. Hier trifft man sich zum Leben und Arbeiten, sagen die zwei Frauen, bevor sie sich gegenseitig Texte vorsprechen. Die HGB-Studentinnen erklären noch kurz, wie die Bibliothek funktioniert, dann darf der Besucher stöbern. Wem eine Lesekarte – das Porträt wird vor Ort handgemalt – ausgestellt wird, der kann sich die grafische Literatur auch ausleihen.

Die Sammlung ist in der Quantität ausbaubar, stellt sich heraus, während im Hintergrund ein Dialog als doppelte Aufsagereihe erklingt. Mit Joe Sacco und Guy Delisle sind die beiden wichtigsten Doku-Comic-Autoren vertreten. Mann mit Hund findet sein »Reiseziel Mond«, »Calvin und Hobbes« philosophieren, in Grauzonen öffnet sich »Sin City« und die toughe »Yoko Tsuno« kämpft mit Drachen und Aliens. Robert Crumbs derbe Zitterlinien treffen auf feministische Sexschattierungen. Als Rarität fläzt eine dickbrüstige »U-Comix«-Ausgabe von 1991 aus dem später von der Zensur zerschlagenen Alpha Comic Verlag.

Einigen japanischen Mangas zum Trotz geht die Richtung zu anspruchsvolleren Comics, heißen die dominierenden Verlage Reprodukt und Avant. Fantasy und Euro-Mangas fehlen komplett. Hier stellt jemand seine Privatsammlung zur Verfügung. Eine noble Tat und eine Auswahl, die sich lesen lassen kann. »Beehren Sie uns bald wieder«, hallt der letzte Videosatz nach. Vielleicht trifft man Hans Lichtenwagner dann persönlich. Kurz vorm Verlassen des Orts für Hirnmassage erfüllt der Besucher seine journalistische Sorgfaltspflicht, fragt die zwei Frauen nach ihren Namen. »Ich bin Fäkal Schakal und das ist Rat Cunttiti«, antwortet ein ironiefreier Tonfall. Man kann Robert Crumbs schallendes Gelächter aus dem Comic-Regal heranschweben hören.


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