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Die Sportkolumne zu bewegten Körpern und dem ganzen Drumherum

  Sports & Stories | Die Sportkolumne zu bewegten Körpern und dem ganzen Drumherum

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Chemie und Lok starteten bereits in die Regionalligavorbereitung, RB darf sich warme Worte von der Zeit gefallen lassen und der Rote Stern rechnet ab.

»Kein Kanonenfutter«

Die BSG Chemie begann am Montag mit dem Training und im Gegensatz zum vergangenen Sommer durften sich die Spieler drei Wochen am Stück erholen (siehe auch das Interview des Monats mit den Chemiespielern Stefan Karau und Benjamin Schmidt im aktuellen Juli-kreuzer). Coach Dietmar Demuth möchte, dass die Spieler in den fünf Vorbereitungswochen bis zum Saisonstart vor allem Schnelligkeit trainieren.

Regionalliga bedeutet für ihn, dass alle vom ersten Spieltag nicht nur schnell auf den Beinen, sondern auch im Kopf sein müssen. Der Trainer weiß allzu gut, wovon er spricht, denn im Gegensatz zur Landes- und Oberliga der zwei vergangenen Spielzeiten, befindet er sich jetzt wieder im bekannten Gewässer der Regionalliga. Demuth trainierte vor Chemie die Ligakonkurrenten SV Babelsberg 03 von 2007-12, danach kurzzeitig den Berliner AK und im Anschluss den ZFC Meuselwitz.

Aber der Trainer ist guten Mutes – auch wenn er weiß, dass Chemie »die Liga nicht rocken wird.« Dafür herrscht dort eine offensichtliche Zweiklassengesellschaft von Amateur- und Pseudoprofitum – wie etwa beim FSV Wacker Nordhausen, dem Berliner AK oder dem Mitaufsteiger Volkssport Gemeinschaft Altglienecke. Einen Tabellenplatz möchte er nicht vorgeben. Der Trainer sieht seine Elf aber auch nicht als »Kanonenfutter« oder im Tabellenkeller. Dafür muss die Mannschaft jedes Spiel annehmen, es erfolgreich gestalten, wissen, dass eigene Fehler in der vierten Liga eiskalt vom Gegner ausgenutzt werden und darf dafür in den nächsten Wochen gern an der eiskalten Chancenverwertung arbeiten.

Am Freitagabend zeigt sich die Mannschaft beim ersten Testspiel gegen den TSV Lehnerz. Und wenn sich der Trainer etwas wünschen dürfte, dann startet Chemie gegen Lok zu Hause mit einem Freitagabendspiel in die neue Saison. Das wäre seiner Meinung nach ein »würdiger Einstieg«. Jenseits des Alfred-Kunze-Sportparks lässt sich seit dem Aufstieg am 3. Juni sowieso eine gewisse Dominanz im öffentlichen Raum von Grün-Weiß im Gegensatz zu anderen Fußballteams festhalten oder wie es ein aufmerksamer Beobachter des urbanen Lebens beurteilte: Stadtmeister.

»Besser werden«

Einige Tage früher begann bei Lok der Trainingsauftakt. Trainer Heiko Scholz war mit der vergangenen Saison in der Regionalliga zufrieden, die seine Mannschaft auf dem 10. Platz abschloss. Neuverpflichtungen sollen die kommende Saisonplatzierung nach oben bringen, denn die Zielvorgabe für die nächste Saison liegt zwischen dem 5. und 8. Platz, wie Scholz dem kreuzer erklärte.

»More than soccer«

Beim Roten Stern (RSL) beendete die erste Herrenmannschaft ihre Saison in der Landesklasse Nord erst vor zwei Wochen mit einem 2:2 beim Auswärtsspiel gegen den VfK Blau-Weiß am Kantatenweg. Am Abend zuvor fand das Volxsportfinalspiel LSV Stahlfeuer gegen den Roten Stern auf dem Gelände des LSV Südwest statt, das in Auseinandersetzungen endete (https://rotersternleipzig.de/News/stellungnahme-roter-stern-leipzig-zu-den-ereignissen-nach-dem-volxsport-pokalspiel-lsv-stahlfeuer-gg-rsl/). Hier – wie bereits bei Spielen der 1. Herrenmannschaft gegen den Bornaer SV oder den TSV 1862 Schildau – waren in den Gegnermannschaften und am Spielrand namentlich bekannte Akteure anwesend, die beim Connewitz-Überfall am 11. Januar 2016 vertreten waren.

Bereits Ende Mai schrieb der RSL einen offenen Brief an den Sächsischen Fußball-Verband (SFV) und den Landessportbund, um diese Situation in der Spieltagspraxis zu verändern, auf die Veränderung in der sächsischen Handlungspraxis gegenüber Neonazis zu bestehen und eine »Versachlichung der Debatten um Nazis in Sport und Gesellschaft« zu erreichen.

Der Sächsische Fußball-Verband versprach im Antwortschreiben, dass er sich mit den angesprochenen Themen beschäftigen wird, um endlich für die nächste Saison auch eine allgemeine Regelung auf den Weg zubringen, die Personalkontrollen auf dem Platz transparenter werden lässt. Mit dem ersten Spieltag sollen sie greifen, so sieht es der bisherige Plan vor.

Ist ja irre

Erstligist RB zeigt sich am nächsten Mittwoch zur ersten öffentlichen Trainingseinheit am Cottaweg. Die trainingsfreie Zeit belebten wieder einige Transfergeschichten, der Abschied des eigentlich zukünftigen Leiters der Nachwuchsakademie – Achim Beierlorzer – und anderer Nachwuchstrainer. Aber auch einige Bilanzgeschichten zur letzten Saison waren nicht ohne. Wie etwa die vom Zeit-Ostreporter Martin Machowecz in der Ausgabe vor drei Wochen. Er ließ wieder einmal beim Vollschreiben einer ganzen Zeit-Sportseite tief in seine RB-Fanseele blicken.

Interessant klang bereits die Ankündigung auf seinem Twitter-Kanal: »Ich hab RB Leipzig durchs Jahr begleiten dürfen. Ein irres Jahr.« Die Geschichten unter dem Titel »Auftritt der Diebe« dürften denjenigen, die sich allgemein mit dem Saisonverlauf beschäftigten, hinreichend bekannt sein. Abgesehen von dem Umstand, dass der Autor den Trainer Ralph Hasenhüttl gern als Freund hätte, weil dieser so eine »unerschütterliche Nettigkeit« und »freundliche Weichheit« ausstrahle. Aber bereits das Foto zum Artikel verwunderte. Zu sehen ist ein junger Mann beim Gerätetraining. Gemeinhin legt RB immer großen Wert, dass »der« Star »die« Mannschaft sei; das Kollektiv, welches alles gemeinsam schafft, weil es sich so gut versteht, auch die Männer in der zweiten Reihe sind wichtig, »wir schicken niemanden weg« etc.

Hier nun allerdings konzentriert sich die Aufnahme ausgerechnet auf einen Spieler der gerade aufgelösten U23-Mannschaft. Dominic Martinovic wechselte zur Saison 2016/17 von der U19 von Bayern München an den Cottaweg und erhielt einen Vertrag bis 2018. Martinovic gehört wie auch das vor einer gefühlten sehr langen Zeit hoch gehandelte Talent Felix Beiersdorf (Vertrag bis 2021) oder Dominik Franke (2018) zu den Spielern, die derzeit noch keinen neuen Verein fanden. Auf diesen Umstand nimmt der Text keinerlei Bezug, denn es geht ja um das »irre Jahr« oder wie Herr Hasenhüttl auf der letzten Saisonpressekonferenz in Richtung Reporter seine Dankesworte ausdrückte: »Ihr seid unser Sprachrohr für die Menschen da draußen und wenn ihr es schafft das, was wir sagen, so weiterzugeben, wie es für uns wichtig ist, dann habt ihr auch euren Anteil an unserem Erfolg.«

RB testet in den hiesigen Breiten am 14. Juli gegen den SV Dessau 05 im Paul-Greifzu-Stadion in Dessau und ist danach in der Bluechip-Arena beim ZFC Meuselwitz zu sehen.


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