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Essen & Trinken

So geht Städtepartnerschaft

Im Addis Café bürgt Etagegne Assefa Zewdie für original äthiopische Speisen und Kultur

  So geht Städtepartnerschaft | Im Addis Café bürgt Etagegne Assefa Zewdie für original äthiopische Speisen und Kultur

In einem Eckhaus an der Brüderstraße, etwas versteckt, hat Ende August ein Restaurant für »authentische äthiopische Speisen« eröffnet. Das ist kein leeres Versprechen, denn in der Küche sorgt Etagegne Assefa Zewdie für die Zubereitung von exotischen Speisen mit und ohne Fleisch, so wie sie es einst zu Hause in Äthiopien gelernt hat.

»Ich bin als Kind bei meiner Oma im Restaurant groß geworden und habe dort erlebt, wie die Gerichte zubereitet werden und schmecken. Es gibt deshalb bei uns nur Lieblingsgerichte“, sagt sie lachend. Im Jahr 1993 kam sie nach Deutschland, hat in Weißenfels und Göttingen gelebt und mit ihrer Familie vor sechs Jahren in Leipzig einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden. Im Addis Café hat sie nun das Hobby zum Beruf gemacht. Gelegenheit »zum Üben« hatte sie schon einige Male: Ob auf Streetfood-Märkten, bei Caterings, Uni-Festen oder in diesem Jahr wiederholt auch beim Food-Festival Eat Eat Eat – ihr Stand ist immer umlagert.

Dass sie nun ein Restaurant führt, geht wesentlich auf das Engagement von Gerd Birkenmeier zurück. Der Leipziger Professor und Vorsitzende des Vereins Städtepartnerschaft Leipzig – Addis Abeba hat die Addis Café Leipzig UG hb mitgegründet und als Geschäftsführer übernommen. »Er hat uns auch geholfen, das Lokal zu finden. Viele waren beim Ausbau dabei«, freut sich Etagegne Assefa Zewdie. Die beiden Gasträume des Cafés beeindrucken optisch vor allem durch Kontraste: Die Wände tragen kräftige Farben wie Orange und Schwarz. In dem einen stehen weiße Glastische, im anderen dunkle aus Holz, in deren Tischplatten unter Einlassungen aus transparentem Glas typische Gewürze und trockene Zutaten der äthiopischen Küche zu sehen sind, zum Beispiel Linsen, Kaffee, Pfeffer und Zimt. Platz nimmt man auf bequemen Stühlen mit Polstern im schwarz-weißen Tigerlook-Fell. Beim Warten auf das Essen duftet es sowohl aus der Küche als auch aus dem Glas mit heißem Erdbeer-Tee. Der ist keine Beutelware, sondern aus echten Erdbeeren zubereitet. Derweil kann man auch die ausgestellten Fotos mit äthiopischen Motiven ansehen, darunter eins von Dallol, dem »tiefsten Ort der Welt«, der, wie Etagegne Assefa Zewdie sagt, in Athiopien liegt.

Die auf Deutsch und Amharisch verfasste Speisekarte hält neben Speisen mit Lamm und Hähnchenfleisch überraschend viele vegane Gerichte bereit, denn während der äthiopisch-orthodoxen Fastenzeit sind tierische Produkte vom Speisezettel verbannt. Ich freue mich über einen schön zurechtgemachten Teller mit Fladenbrot aus Teff-Getreide, Kirchererbsen, roten Linsen, gekochtem Ei und einem Hähnchenschenkel. Die Zutaten werden mit einer roten Sauce serviert, die mit Zwiebeln und Gewürzen eine wunderbare Schärfe erhalten hat. Wie die Köchin verrät, wird das leicht säuerlich schmeckende Fladenbrot aus einem nur mit Teff und Wasser zubereiteten Sauerteig hergestellt, den sie je nach Rezept variiert. Dass sie hier alles etwas weicher und mit weniger Fett als zu Hause kocht, ist das einzige Zugeständnis an deutsche Gaumen. An der Authentizität der Rezepte macht sie keine Abstriche. Das trifft auch auf die Getränke zu, gibt es doch nicht die üblichen, industriell hergestellten Softdrinks, sondern Tees wie die oben beschriebene Sorte mit Erdbeeren, dazu Grapefruit-, Ingwer- und Ananas-Varianten aus frisch gepressten Früchten sowie selbst gemixte Limonaden, zum Beispiel mit Honig und Minze, kalorienfreiem Mulli-Zucker und/oder Zitronensirup.

Das Addis Café ist aber nicht nur ein Ort zum Genießen, denn der Kontakt zum Verein Städtepartnerschaft Leipzig – Addis Abbeba ist eng. Vor allem beschränkt er sich nicht auf gemeinsame Feiern wie das äthiopische Neujahrsfest im September. An dieser Stelle gesellt sich Ye Absira Misikire zum Gespräch. Die 18-Jährige ist eine der beiden Töchter von Etagegne Assefa Zewdie: »Wir laden auch zum Science-Dinner ein oder zu Vorträgen über Ernährung und äthiopische Kultur. Kürzlich hatten wir Prinz Asfa-Wassen Asserate zu Gast«, berichtet die Gymnasiastin. Nach dem Vortrag des promovierten politischen Analysten und Buchautors, einem Großneffen des letzten äthiopischen Kaisers, hatte die Küche ein üppiges Buffet aufgebaut. Gesprächsstoff gibt es hier offensichtlich immer genug.


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