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Neuer Club für Leipzig

Im Osten der Stadt hat das Mjut eröffnet – mit Fotoverbot und Awarenessteam

  Neuer Club für Leipzig | Im Osten der Stadt hat das Mjut eröffnet – mit Fotoverbot und Awarenessteam

Der Name »mjut« geistert seit ein paar Wochen durch etliche Gespräche. »Dieser neue Club im Osten, ja, klar«, heißt es dann. Und als er dann Anfang April zum ersten Mal in der Lagerhofstraße 2 die Tore öffnet, wollen alle rein. Mehr Menschen schlängeln sich vor der Tür, als in den Club passen. Die Kapazität liegt bei 500, immer wieder ist Einlassstopp. Doch wer das lange Anstehen an diesem Abend durchhielt, konnte dafür bis zum späten Sonntagnachmittag mitfeiern. Ein gelungener Auftakt.

Ein paar Wochen zuvor sah es noch ganz anders aus – nach Baustelle vor allem. Vier Mitwirkende sitzen vor dem Club, auf einer creme-weißen Couch in der Sonne. Um sie herum soll noch ein Außenbereich zum Treffen, Quatschen und für die ein oder andere frühmorgendliche Tanzpause entstehen. Kalte Getränke gibt es schon. Gegenüber wird gerade die Anlage getestet.

Zuerst machen die Clubbeteiligten klar, dass sie ihre Namen nicht nennen wollen. Sie sehen sich als Kollektiv, das keine einzelnen Personen herausstellen will. Dann erzählen sie, dass der Club eigentlich ja schon viel früher eröffnet werden sollte. Allerdings gab es ein mittelschweres Problem: 50 Quadratmeter Dachfläche wurden von dem Sturm Friederike weggefegt. Die Eröffnung musste verschoben werden.

Nun ist das Dach wieder fit und es kann losgehen. Seit Juli wird die Halle, die ursprünglich als reines Techniklager dienen sollte, zu einem Ort für Kunst, Kultur und Musik umgebaut. Der Warehouse-Stil besticht optisch schon mal durch Backsteinästhetik. Dass solch ein Raum entsteht, sei die logische Konsequenz aus der Entwicklung im Leipziger Osten: Viel junger Zuzug und Lust auf elektronische Musik. »Dazu sind einige Locations im Osten weggebrochen, diese Lücke wollen wir füllen«, sagen die Macher. Aber um einen neuen Ort für eben solche Musik zu schaffen, braucht es einerseits Menschen und Ideen, andererseits Basics wie Boden, Decke, Putz, Brandschutz. Nach und nach bildete sich ein Kern von 20 Leuten, die Lust dazu hatten und weiterhin haben, den Club aufzubauen – ob handwerklich oder mit Ideen und Input zu Musik, Grafik oder Awareness. Die Mitwirkenden kommen aus verschiedensten Ecken, viele kannten sich vorher nicht. Es steckt also keine einzelne Crew, kein bereits bestehendes Kollektiv hinter dem neuen Club. Bei diesem Entstehungsprozess mit dabei zu sein, mache das Projekt auch für die Beteiligten selbst weiterhin so spannend, erklären sie.

Mit dem Mjut wollen sie einen weiteren offenen Raum in Leipzigs Nachtleben bieten: »Man soll sich bei uns wohlfühlen.« Ein zentraler Punkt sind hierfür das Awarenesskonzept und die Kein-Foto-Politik. Viele mögen es nicht, beim Feiern fotografiert zu werden, und die Feiermomente an sich leiden darunter. »Lieber sollen die Gäste im Hier und Jetzt eine Party oder ein Konzert erleben, statt nur Fotos davon zu machen«, lautet die Begründung. Das Awarenessteam unterstützt dort, wo eigene oder fremde Grenzen verletzt werden, um den Ort für alle Besucher als einen sicheren Ort zu markieren und zu gestalten.

Spannend ist auch das musikalische Konzept. Neben Partys sollen auch Konzerte, (Sound-)Installationen und Workshops Platz finden. »Eklektisch, divers, vielleicht auch etwas nerdig« beschreiben die neuen Clubbetreiber, was uns erwartet. Ein paar Namen der kommenden Bookings ihrer ersten Spielzeit nennen sie schon: Berceuse Heroique, Acido, Sued, Burnt Friedman, Iron Curtis, Shlømo und (the one and only) Machine Woman werden diese Saison im Mjut zu Gast sein.

Über eine Neuigkeit wird sich übrigens die Leipziger Drum & Bass-Szene besonders freuen: Eine dahingehend bekannte Veranstaltungsreihe, die Fat Bemme aus dem Westwerk (RIP), wird wiederbelebt und findet im Mjut ein neues Zuhause. Mit den bestehenden Clubs in Leipzig wollen die Mjut-Leute zusammenarbeiten, als Konkurrenz zu ihnen sehen sie sich nicht.

Geht man dann endlich in den Club – Treppe rauf, Treppe runter –, sieht man schwarze Wände. Einen Tag vor Eröffnung fiel zwar noch der Strom aus, aber am Ende haute alles knapp-minutengenau hin. Zur Eröffnungsparty »Start« konnte durchgefeiert werden.

Und wie fühlen sich die Clubbetreiber so, nach der ersten großen Partynacht? »Wir sind zufrieden«, sagen sie mit einem Lachen. Die Stimmung unter den Gästen taute schnell auf, die Anspannung der Beteiligten baute sich zusehends ab, das Publikum schwamm im musikalischen Fluss mit. Menschen, Musik und Raum takteten sich aufeinander ein. Den hohen Erwartungen an die Eröffnung wurde das Mjut damit gerecht. Die Saison im Mjut hat also begonnen. Long story short: Leipzig hat einen neuen Club.


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