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Sorge ums Seeblick

Die Kneipe auf der Karli öffnet wieder – unschön war allerdings die Schließung

  Sorge ums Seeblick | Die Kneipe auf der Karli öffnet wieder – unschön war allerdings die Schließung

Erst die gute Nachricht: Das Hotel Seeblick macht wieder auf. Und die schlechte: Die plötzliche Schließung Anfang des Jahres hat einige der Mitarbeiter arbeitslos und ohne ihr letztes Gehalt dastehen lassen. Bis heute ist nicht alles geklärt.

Monika* ist enttäuscht. Vier Jahre lang arbeitete sie festangestellt im Hotel Seeblick. Dann war es plötzlich vorbei. Der 1. Januar war ihr letzter Arbeitstag – ohne dass sie davon wusste. Das Seeblick hatte danach nur noch unregelmäßig auf, ist seit ein paar Monaten ganz geschlossen. Immer wieder sah man Leute davorstehen, die gerne Bier oder Kaffee getrunken hätten, aber nur auf ein mit Zeitungspapier verdecktes Schaufenster blickten.

Der Prozess begann schleichend. Im Dezember 2017 gab es bereits mehrmals verkürzte Öffnungszeiten, ohne dass das Personal informiert wurde. »Man kam zum Beispiel um 13 Uhr und dann wurde einem gesagt, dass der Laden erst um 17 Uhr aufmacht«, erzählt Anke*. »Wir wussten nicht, warum.« Angebliche Gründe seien Renovierungsarbeiten, technische Probleme oder irgendwas mit dem Ordnungsamt gewesen. Tatsächlich gingen schon im Herbst Meldungen von Krankenkassen beim Amt ein, dass die Beiträge für die Seeblick-Angestellten nicht bezahlt wurden. Monika und Anke wussten nichts davon.

Mitte Januar, kurz bevor üblicherweise der Lohn überwiesen wurde, seien alle Mitarbeiter zum Treffen geladen worden. Der Chef Roland Keimel habe ihnen mitgeteilt, er sei insolvent, sagt Monika. »Aber wir sollten uns keine Sorgen machen«, erinnert sie sich an das Treffen. »Er könne zwar keinen Lohn bezahlen, aber er melde Insolvenz an. Wir bekämen dann unser Geld vom Arbeitsamt.«

Als Monika und Anke aber drei Wochen später zum Arbeitsamt gehen, weiß dort anscheinend niemand von der Insolvenz. Es gäbe kein Aktenzeichen. Nur die Meldungen von drei Krankenkassen, die die Beiträge nicht erhalten haben. Am Anfang hatten sich die Mitarbeiterinnen noch überlegt, wie sie die Kneipe retten können. Monika hatte sogar überlegt, den Laden selbst zu übernehmen und sich darüber ausführlich mit Keimel unterhalten. Doch irgendwann hieß es: Marc Walenta werde der neue Chef. Er ist ein Bekannter von Keimel, dieser solle nun Tagesgeschäftsleiter werden. Monika wurde in die weitere Planung nicht mehr einbezogen. »Die Kommunikation war total fürn Arsch«, so drückt es Monika aus. Auch andere Mitarbeiter, die sich nach der Schließung beschwerten, sind nicht mehr dabei. Andere werden jetzt wieder im Seeblick arbeiten.

Mit dem kreuzer hat Walenta zwar sehr freundlich über seine Pläne mit dem Seeblick gesprochen, schrieb aber kurz vor Erscheinen dieses Textes in einer distanzierten Mail, dass er nicht mehr zitiert werden möchte. Nur soviel: Er plane, die Kneipe im alten Gewand zu belassen. Auch der ehemalige Chef Roland Keimel zeigte zwar Gesprächsbereitschaft, hatte aber bis zur Veröffentlichung keine Zeit für eine Unterhaltung mit dem kreuzer. Laut Amtsgericht Leipzig hat Keimel am 12. April Insolvenz angemeldet, die naturgemäß auch seine zweite Firma, die Fleischerei in der Jahnallee, betrifft. Ob die Mitarbeiter ihr Geld noch bekommen, ist unklar.

Fest steht jedenfalls, dass das Hotel Seeblick am Sonnabend erst einmal wieder öffnet. Am Konzept soll sich nicht viel ändern. Bier und Kaffee wird man hier immer noch entspannt trinken können.


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