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Filmkritik

Herrschaftszeiten

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Herrschaftszeiten | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Die Eberhofer-Krimis sind ein Phänomen in der deutschen Kinolandschaft. Rita Falk schrieb die populären Krimibände rund um den Dorfpolizist und bislang wurden fünf Bände verfilmt – mit stetig wachsendem Publikum. Teil Fünf steht in dieser Woche gar auf Platz zwei der Kinocharts – dabei ist er in unseren Breiten noch nicht einmal angelaufen.

In Sachsen ist »Sauerkrautkoma« nur in dieser Woche im Rahmen eines Event-Screenings am 6.9. zu sehen. Der Hit vom Weißwurstäquator bleibt ein lokales Phänomen. Aber das reicht wohl auch, um dem aktuellen Film mindestens vier weitere folgen zu lassen: Gerade erschien Teil neun der Romanreihe. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.

»Sauerkrautkoma«: 6.9., 20 Uhr, Cinestar, 19 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei

Lars Tunçay

Film der Woche: Husein ist 24, Friseur, verheiratet, Vater einer kleinen Tochter, aus Aleppo, Flüchtling in der Türkei – und schwul. Von seiner Familie scheint niemand etwas von dem Doppelleben zu ahnen, das er in Istanbul notgedrungen führt. Dort nimmt er auch an der überschaubaren Wahl zum »Mr Gay Syria« teil, über die er hofft, den Ausbruch aus seinem bisherigen Leben zu wagen. Einer seiner Mitbewerber, der Koch Omar, ebenfalls Syrer im Exil, ist glücklich verliebt, sein Freund Nader hat jedoch Asyl in Norwegen bekommen, während Omar noch auf der Warteliste steht. Regisseurin Ayse Toprak beleuchtet nun einen spezifischen Ausschnitt der Flüchtlingskrise, der quasi eine Katastrophe innerhalb einer Katastrophe darstellt. Es ist herzergreifend und ernüchternd zugleich, den mutigen jungen Männern bei ihrer Freiheits-, Heimat- und Identitätssuche zuzusehen. Ausführliche Kritik von Peter Hoch im aktuellen kreuzer.

»Mr Gay Syria«: 7., 9., 11.–13., 18.9. Cinémathèque in der Nato

Roxy ist die Neue in der Klasse, die bislang auf einem englischen Internat war, von dem sie allerdings geflogen ist. Cyril ist auf den ersten Blick verliebt, aufgrund seiner überdimensional großen Nase aber stets das Gespött und Mobbingopfer seines Jahrgangs. Trotzdem schließt Roxy schnell Freundschaft mit ihm, verliebt sich aber in den weitaus besser aussehenden Rick. Dieser ist geistig aber recht einfältig. Damit Roxy nicht in die Hände des aalglatten Benno fällt, entschließt sich Cyril dazu, Rick bei dessen Flirtversuchen unter die Arme zu greifen und seine poetischen Gefühle für das Mädchen durch diesen Liebes-Avatar zu Gehör zu bringen. Schulkomödien laufen schnell Gefahr, überaus niveaulos und klamaukig zu werden. Aber »Das schönste Mädchen der Welt« schlägt sich sehr gut, was sicherlich auch an der erprobten und tiefgründigen Vorlage liegen dürfte. Hinzu kommt noch, dass das von Lars Kraume mitgeschriebene Drehbuch mit guten Dialogen aufwartet, dass die im Film mehrfach ausgetragenen Rap-Battles durch gute Texte überzeugen und sich die bislang noch kaum bekannten jugendlichen Hauptdarsteller als durchweg talentierte Newcomer erweisen. Ausführliche Kritik von Frank Brenner im aktuellen kreuzer.

»Das schönste Mädchen der Welt«: ab 6.9., Cineplex, CineStar, Passage Kinos, Regina Palast

Weitere Filmtermine der Woche

Bowlingtreff

Im Jahr 1987 eröffnet, wurde der Bowlingtreff zu einem Symbol für die Sportstadt Leipzig. - Filmreihe Small Films

6.9., 19 Uhr, Galerie für Zeitgenössische Kunst

Following Habeck

Im Mai 2015 erklärt Grünen-Politiker Robert Habeck, Umweltminister von Schleswig-Holstein, dass er sich als Spitzenkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl 2017 aufstellen lassen will. Doch wer Spitzenkandidat wird, entscheiden die Grünen in einer Urwahl, bei der neben Habeck auch der Bundesparteivorsitzende Cem Özdemir und der Fraktionsvorsitzende aus dem Bundestag Anton Hofreiter antreten. In der Zeit zwischen Habecks Verkündigung und der Urwahl wird er von Regisseur Malte Blockhaus begleitet. In dem Dokumentarfilm geht es weniger um politische Inhalte oder Strömungen, als vielmehr um den Alltag eines Politikers und mit welchen Belastungen und Problemen er zu kämpfen hat. - Am 6. September mit anschließendem Filmgespräch mit Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grüne). Moderation: Martin Biederstedt (Stadtvorstand Bündnis 90/ Die Grünen)

6.9., 18 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Iuventa

Doku über die Berliner Hilfsinitiative »Jugend rettet«, die mit einer Crowdfunding-Kampagne 2015 einen alten Fischkutter kaufte und damit 14.000 Flüchtlingen im Mittelmeer das Leben rettete, bis das Schiff in Italien beschlagnahmt wurde.

6.9., 19.30 Uhr, Cineding

2. Polyloid-Filmfestival

Puppe, Icke und der Dicke

Auf seiner letzten Tour als Kurierfahrer trifft der Kleinganove und Lebenskünstler Bomber auf den dicken, gutmütigen Bruno und die blinde Europe, die von Paris nach Berlin wollen. Ein Roadmovie mit skurrilen Figuren. Publikumspreis beim Max-Ophüls-Festival.

6.9., 20.30 Uhr, Spielplatz Bülowgarten

Tales from Earthsea

Der Magier Sperber beobachtet zwei Drachen am Himmel, die sich gegenseitig in Stücke reißen - das Gleichgewicht in Erdsee ist gestört. Anime-Fantasy-Abenteur.

6.9., 20.30 Uhr, HAL Atelierhaus

Wild

Auf dem Weg zur Arbeit hat Ania eine seltsame Begegnung. Mitten im Park steht sie einem Wolf gegenüber. Sie sehen sich direkt in die Augen - und etwas passiert zwischen ihnen. Kurzentschlossen nimmt Ania den Wolf mit in ihre Plattenbauwohnung. Preisgekrönte, ungewöhnliche Begegnung zweier Einzelgänger.

6.9., 19 Uhr, Projektwohnung Krudebude

Das Salz der Erde

Bildgewaltiges Porträt des Fotografen Sebastião Salgado.

7.9., 20.30 Uhr, Offener Garten Querbeet

Zer

Der Musikstudent Jan begibt sich in seine türkisch-kurdische Heimat, um den Spuren eines traurigen Liedes zu folgen, das ihm seine Großmutter einst beibrachte. Auf dieser Reise stößt Jan auf das verschollene Dorf seiner Großmutter und ihre Geschichte, aber auch auf seine eigene und die Wurzeln seiner Identität.

7.9., 20.30 Uhr, Eisenbahnstraße, Brache (OmU)

Big Father, Small Father and Other Stories

Saigon in den neunziger Jahren: Panorama des Lebens einer Gruppe junger Menschen in den Slums der Metropole, von denen der junge Fotografie-Student Vu seine Homosexualität entdeckt.

8.9., 18 Uhr, Pöge-Haus (OmeU)

Dark Eden

In Fort McMurray befindet sich eines der letzten Ölvorkommen der Welt. Menschen aus der ganzen Welt kommen hierher, um auf Kosten von Umwelt und Gesundheit der Menschen astronomisch hohe Geldsummen zu verdienen. Doch als einer der Filmemacher selbst erkrankt, vermischen sich Realität und Film und sie müssen sich sich ihrem eigenen Albtraum stellen.

8.9., 20.30 Uhr, Offener Garten Querbeet

Hotel Jugoslavija

Das legendäre titelgebende Hotel Jugoslavija, 1969 in Novi Belgrad errichtet, verkörperte die Ideale des Sozialismus und war Zeuge der wechselhaften Geschichte des ehemaligen Jugoslawien. Wagnières verbindet historische Aufnahmen mit gegenwärtigen, mischt eigene Anekdoten mit nüchternen Fakten - begibt sich zugleich auf die Suche nach einem kollektiven Bewusstsein sowie der eigenen Identität.

8.9., 20 Uhr, Projektwohnung Krudebude

Tampopo

Eine junge Witwe versucht kläglich, den Nudelsuppen-Imbiss ihres verstorbenen Gatten zu führen. Erst durch die Hilfe von einem LKW-Desperado und den von ihm angeheuerten Spezialisten geht es auf steinigem Weg mit der Kochkunst bergauf. Eine Hommage an die japanische Esskultur, John Wayne und Kurosawa. - im Garten

8.9., 20.30 Uhr, Pöge-Haus

The Black Power Mixtape 1967-1975

Der Film hebt einen wahren Schatz von jahrzehntelang in den Archiven verschollenem, einzigartigem 16-mm-Filmmaterial; ausschließlich gefilmt von schwedischen Journalisten, die Ende der sechziger-, Anfang der siebziger-Jahre in die USA reisten. Sie waren auf der Suche nach den Hintergründen und Tatsachen zu den Berichten über die US-amerikanische Bürgerbewegung der farbigen Bevölkerungsgruppen. - GlobaLe

6.9., 20 Uhr, Ost-Passage Theater

Die göttliche Ordnung

Von Männern gemacht und hochgehalten, schien »Die göttliche Ordnung« unanfechtbar. In Europa war das Frauenstimmrecht längst Wirklichkeit, in der Schweiz wurde die männliche Politdomäne erst 1971 erschüttert. Der Weg dorthin wird in diesem Spielfilm erzählt. Im Rahmen des Grünauer Kultursommers Open-Air im Garten der Pauluskirche.

7.9., 21 Uhr, Pauluskirche Grünau

Berlin - Die Sinfonie der Großstadt

24 Stunden im Leben der Metropole Berlin im Jahr 1927. Wegweisender Klassiker des Dokumentarfilms.- Wanderkino mit Live-Musik, im Rahmen der OSTLichter 2018

8.9., 21 Uhr, Fortuna - Kino der Jugend

Dywizjon 303

Ein Film über ein hauptsächlich aus polnischen Soldaten bestehendes Flieger-Squadron im Zweiten Weltkrieg, das maßgeblich dabei geholfen hat, England gegen die Nazis zu verteidigen. - Polnisches Kino im Original mit englischen Untertiteln

8.9., 17 Uhr, 9.9., 20 Uhr, Cineplex (OmeU)

Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes

Wim Wenders porträtiert den Papst in eindrucksvollen Bildern.

9.9., 17 Uhr, Regina Palast

Russisches Kino

Russisches Kino im Original ohne Untertitel - diesmal mit einer abenteuerlichen Fantasy-Geschichte um den russischen Autor Nikolai Gogol: »Gogol - Schreckliche Rache« (R 2018; OF) im Cineplex, Cinestar und Regina Palast.

17.30 Uhr, Cineplex, 17 Uhr, Cinestar, Regina Palast

Verstehen Sie die Béliers?

Einfühlsamer französischer Film über die junge Paula, die gehörlose Eltern und einen gehörlosen Bruder hat. Obwohl sie viel auf dem Hof helfen muss, verfolgt sie ihren Traum: Gesang zu studieren.

9.9., 20 Uhr, Schauburg

Fridas Sommer

Eine Sechsjährige muss den Tod ihrer Mutter verarbeiten und sich zugleich nach einem Umzug an das Landleben bei Tante und Onkel gewöhnen.

10.–12.9., 21 Uhr, UT Connewitz (OmU)

Mantra - Sounds into Silence

»Chanting«, das Singen von Mantras, verbreitet sich als Gegensatz zum Lärm im Alltag immer weiter. Der etwas oberflächliche Dokumentarfilm beleuchtet das Phänomen. - anschl. Filmgespräch mit der Regisseurin Georgia Wyss

10.9.,18 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Schtonk!

Satirische Komödie mit spielfreudigem Star-Ensemble frei nach dem Skandal um die angeblichen Hitler-Tagebücher, die das Magazin Stern zu Beginn der 1980er Jahre dem schwäbischen Kunstfälscher Konrad Kujau abgekauft hatte.- Film des Monats

10.9., 19 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum

Goldrausch - Die Geschichte der Treuhand

Erschütternde Doku über den größten wirtschaftspolitischen Skandal im Nachkriegsdeutschland: dem »Ausverkauf« der DDR. - GlobaLe, Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen

12.9., 18.30 Uhr, Jugend- und Altenhilfeverein Paunsdorf

Kedi - Von Katzen und Menschen

Tausende Katzen streifen täglich durch die Straßen von Istanbul. Sie gehören niemandem und sind doch ein fester Bestandteil der Gesellschaft. Frei, unabhängig und stolz leben sie seit vielen Jahren inmitten der Menschen und lassen sich nie besitzen. Ceyda Toruns Dokumentarfilm begleitet sieben von ihnen durch den Alltag. Am 8. August in den Passage Kinos Preview zum Weltkatzentag.

12.9., 21 Uhr, Ost-Passage Theater

KLAK Fahrradkino

Für die Vorstellungen des Klimaaktionskinos wird die erforderliche Energie durch die Zuschauer auf zehn Fahrrädern selbst erzeugt. Die gezeigten elf Kurzfilme zu den Themen Energie, Konsum und Mobilität entstanden auf der Grundlage der Ideen von Jugendlichen und wurden von Profis produziert. (Foto: Fahrradkino Bonn)

12.9., 20 Uhr, Warze im Clara-Zetkin-Park

Kurzfilmprogramm zu Migration und Flucht

Mit Watu Wote - All of us (D/K 2017; OmU), Feuerkind (D 2014), Alles neu (NL 2014).

12.9., 16 Uhr, Kinobar Prager Frühling

 


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