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Kultur

Kunst im Restaurant

Eventkollektiv »shebang« eröffnet die siebenwöchige Galerie »sixweeks«

  Kunst im Restaurant | Eventkollektiv »shebang« eröffnet die siebenwöchige Galerie »sixweeks«

Nicht nur bei Kirchgängern wird in den kommenden sieben Wochen gehungert. Bis in einem leerstehenden Gastraum in der Karl-Liebknecht-Straße wieder á la carte serviert wird, fungiert er als Ausstellungsort hiesiger und internationaler Kunstwerke.

Wenn man mit einer Journalistin über Elitarismus im Journalismus sinniert, während man ein Interview führt, das von einem Kameramann gefilmt wird und dann darüber einen Artikel schreibt, darf man wohl von Metaebene sprechen. Überhaupt spielt Intermedialität in der »sixweeks pop-up-galerie« eine große Rolle. Videokunst, Augmented Reality, Malerei und Fotografie sind ab dem 28. Februar zentrale Säulen der Ausstellungsreihe. Apropos Säulen: Massive, stählerne Ketten, die von der Decke hängend direkt in ihr Spiegelbild übergehen sind eine architektonische Täuschung, wie sie Ariadne in Inception nicht besser hätte entwerfen können. Chapeau, Frau Hopmann!

Zurück zum Journalismus. Dass Sabrina Markutzyk Galeristin ist, wusste sie vor anderthalb Monaten noch gar nicht. Die Idee kam der Grimme-Online-Award-Trägerin Mitte Januar des letzten Jahres zusammen mit Kristina Jahreis – gemeinsam bilden sie die Ideenschmiede »shebang«. Dass »hier eine Galerie rein muss«, beschlossen die beiden so spontan, wie dann Planung und Durchführung folgten. Zwischen Salsa-Bar und neuem Restaurant ist Kunst für ein paar Wochen tonangebend in den Gemäuern des Georg-Wünschmann-Hauses. Mit einem kleinen Team um Künstler und Fotograf Erik Swars, der die Veranstaltung mit kuratiert, fotografiert und auch selbst als Künstler vertreten sein wird, stellte man sich einer spontanen Mammutaufgabe. Ende Februar sollte eine Galerie stehen, mit internationalen und lokalen Künstlern. Jede Woche ein neuer, oder zwei. Und das sechs mal hintereinander. Oder ne, machen wir sieben.

Ein Gleichgewicht aus lokalen und internationalen Künstlern ist ihnen wichtig – Leipzig, L.A., Berlin, Norwegen – »Ein Ungleichgewicht zwischen Geschlechtern hingegen ist Absicht. Normalerweise hat man einen winzigen Frauenanteil«, so Markutzyk. »Das langweilt hart.« Was nicht hart langweilt, sind die in der Vernissage exponierten Fotografien von Carina Brandes sowie Susanne Hopmanns Installation. Es geht um Frauen und Körper. Entfremdet, entkleidet, versteckt, befreit, schwarz und weiß. Und man weiß, wovon Markutzyk spricht, wenn sie sagt, die Ausstellung schaffe Freiräume. Die Kettensäulen strukturieren den Raum gleichmäßig, Spiegel öffnen ihn, sind Portale zum Äther. Wie immer gilt das allseits bekannte Bonmot Frank Zappas, oder wer auch immer das gesagt hat. Das ist mit der Kunst nicht anders als mit der Musik. Drüber reden ist am Ende ja doch nicht so, wie es selbst erlebt zu haben.


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