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Kultur

»Kafka ist komisch«

Regieneuling Jan Müller über seine Kafka-Inszenierung in den Cammerspielen

  »Kafka ist komisch« | Regieneuling Jan Müller über seine Kafka-Inszenierung in den Cammerspielen

Der Student Jan Müller ist Kopf der neuen New-Cammer-Produktion der Cammerspiele. Dem kreuzer erklärt er, was ihn dazu treibt und warum es unbedingt Kafka sein muss.

kreuzer: Aus welchem Grund probieren Sie sich im Regieführen aus?

JAN MÜLLER: Um Geschichten zu erzählen mit einer Gruppe von Freunden, Kommilitonen. Es gibt die Möglichkeit, sich in den Cammerspielen auszuprobieren und ich nehme das gern wahr. Mich reizt das spielerische Finden von Lösungen für so einen Text.

kreuzer: Sie studieren Theaterwissenschaft, warum nicht gleich Regie studieren?

MÜLLER: Gute Frage, das kommt vielleicht noch, mal gucken.

kreuzer: Warum Kafka, der ist nicht bekannt für klare Erzählung und schöne Geschichten?

MÜLLER: Es ist gerade das Unvollendete, das mich reizt. Dass die Geschichten nicht fertig sind, sie teilweise mitten im Satz abbrechen. Ich hatte das Gefühl, man kann sie weiterführen, daran anknüpfen. Wir stellen sie nebeneinander und versuchen, neue Verknüpfungen dazwischen zu schaffen. Das düstere, sogar depressive Bild, das viele von Kafka haben, ist nicht unser Ansatz. Wir begreifen diese Texte von einer sehr komischen Seite. Es gibt ja die Anekdote, wie Kafka den »Prozess« seinen Freunden vorlas und dabei wahnsinnig gelacht haben soll. Also seine Komik kann man nicht bestreiten.

kreuzer: Das wird ein szenischer Reigen?

MÜLLER: Wir sind noch mittendrin. Wir nähern uns den Texten komödiantisch und andererseits sehr musikalisch. Ein Musiker wird den Abend live untermalen. Uns geht es nicht nur um die Wiedergabe des Inhalts, sondern wir bringen Texte auch musikalisch zum Klingen.

kreuzer: Ist das nur für Kafka-Kenner?

MÜLLER: Jeder kann reingehen, auch wenn er keine Ahnung hat, jeder soll damit Freude haben.

kreuzer: Haben Sie ein Kafka-Lieblingszitat?

MÜLLER: Das wechselt. Ich mag die Aphorismen, die haben etwas von Glückskekssprüchen. Vielleicht: »Das Negative zu tun, ist uns noch auferlegt, das Positive ist uns schon gegeben.« Da kann man schon sagen, Kafka ist ein optimistischer Typ.


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