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Stadtleben

Provisorisch protected

Leipziger Grüne fordern sichere Radspuren in der Jahnallee – und richteten diese provisorisch ein

  Provisorisch protected | Leipziger Grüne fordern sichere Radspuren in der Jahnallee – und richteten diese provisorisch ein

Die »innere Jahnallee« zwischen Leibnizstraße und Waldplatz gilt als Unfallschwerpunkt. Autos, Straßenbahnen und Fahrräder teilen sich aktuell die vier Spuren – viel Verkehr, ausgewiesene Radspuren gibt es nicht. Deshalb demonstrierten die Leipziger Grünen am späten Montagnachmittag für die Einführung einer eigenen und gesicherten Fahrspur für Zweiräder. Doch schon die provisorische Einrichtung der »protected Bikelane« schien die Stadt nur verzögert umsetzen zu können. Zeitweise protestierten am Rande Gegner des Vorhabens in gelbe Westen gekleidet.

Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Baustelle. Doch die rot-weißen Baken auf der rechten Spur der Jahnallee in stadtauswärtiger Richtung markieren am Montag den Bereich einer Fahrrad-Demonstration, zu der Grünen-Politiker Volker Holzendorf aufgerufen hatte. Anlass dafür waren die aus seiner Sicht gefährliche Verkehrssituation sowie steigende Unfallzahlen auf dem Straßenabschnitt. Eine separate Radspur gibt es hier bislang nicht – geht es nach Holzendorf, soll sich das schnellstmöglich ändern.

Eine Vorstellung davon, wie es auf dieser Strecke aussehen könnte, erhielten Radler und alle anderen Verkehrsteilnehmer am Montagnachmittag: eine Spur exklusiv für Fahrradfahrer, durch Baken getrennt von Autos und der Straßenbahn. Eine derartige »protected Bikelane«, wie Holzendorf sie dauerhaft für die Jahnallee fordert, hatte allerdings bereits im Testbetrieb keinen leichten Stand. Eigentlich sollte der gesamte Abschnitt bis zum Waldplatz reserviert sein, doch reichten die Absperrungen von der Leibnizstraße ausgehend zunächst kaum hundert Meter weit. Bis nach 16 Uhr dauerte es, ehe die Stadt auch auf den restlichen Metern Baken aufstellen ließ.

5.000 Menschen unterzeichneten Petition für eine »protected Bikelane«

Bereits im vergangenen August reichten die Grünen eine Petition an Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) ein und forderten die Einführung einer »protected Bikelane« als »Sofortmaßnahme«. Obwohl mehr als 5.000 Menschen für den Plan unterzeichnet hatten, erfüllten sich die Hoffnungen der Grünen auf eine Umsetzung bislang nicht. Seit einem Monat gilt allerdings auf diesem Teil der Jahnallee Tempo 30, auch das Kurzzeitparken auf der rechten Fahrspur wurde untersagt.

Letzteres sorgt in einigen Läden der Jahnallee für Unmut. Eine Mitarbeiterin der »Blumenwerkstatt Linke« berichtet über spürbar gesunkenen Kundenzahlen: »Gerade für gehbehinderte Menschen ist es jetzt schwieriger. Die kamen meistens mit dem Auto und finden jetzt kaum noch einen nahen Parkplatz.« Einige Gewerbetreibende und deren Mitarbeiter entschlossen sich am späten Montagnachmittag, gekleidet in gelbe Warnwesten, zu einer kleinen Gegendemonstration unweit der provisorischen Radspur.

Grüne kündigen weiterhin monatliche Demonstrationen in der Jahnallee an

Die ebenfalls anwesende Stadträtin Katharina Krefft (Bündnis 90/Die Grünen) hat für solche Meinungen Verständnis, bekräftigte die Umgestaltung jedoch: »Radfahrer sind ja auch potentielle Kunden. Die Geschäfte würden am Ende auch von unserem Vorhaben profitieren.« Krefft kündigte an, bis zur endgültigen Einrichtung einer gesicherten Fahrradspur werde man weiterhin jeden Monat in der Jahnallee demonstrieren.


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