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Film

Unter freiem Himmel

Das Wanderkino feiert sein zwanzigjähriges Bestehen

  Unter freiem Himmel | Das Wanderkino feiert sein zwanzigjähriges Bestehen

Das Wanderkino hat Geburtstag. Vor 20 Jahren gaben die Musiker Tobias Rank und Gunthard Stephan in Wolfennord ihre erste Vorstellung. Nun feiern sie auf der Warze mit einem Stummfilmprogramm ihr Jubiläum. Im Gepäck eine Menge Filme und viel Lust auf musikalische Improvisation.

Im Juni ist es soweit. Dann verwandeln Tobias Rank und Gunthard Stephan die Warze im Clara-Zetkin-Park wieder in ein Open-Air-Kino. Für zwei Wochen werden die beiden Musiker Stummfilme zeigen und diese musikalisch begleiten. Seit zwanzig Jahren machen sie das inzwischen. »Es war eigentlich eine Idee für einen Sommer«, erinnert sich Rank. »Gunthard kam zu mir und hatte ein Oldtimer-Fahrzeug von Freunden bekommen. Dadurch entstand die Idee, im Sommer umherzufahren und Filme zu zeigen.«Seitdem ist viel passiert. Über die Jahre haben die beiden Musiker mit ihrem Kino nicht nur Deutschland, sondern auch andere Länder wie Weißrussland, Schweden oder Rumänien bereist. »Die einzelnen Vorstellungen sind insofern ähnlich«, erzählt Rank, »dass wir irgendwo hinfahren mit unserem ganzen Zeug, das dann aufbauen, die Veranstalter sich freuen, die Leute kommen und es dunkel wird und wir dann irgendwann anfangen«.

Je nach Publikum zeigen die beiden Musiker sowohl Stummfilm-Klassiker von Chaplin oder Buster Keaton als auch experimentellere Filme wie die von Hans Richter. »Wir spielen hauptsächlich im Format 16 mm. Was wir sehr lieben, weil das diese Kinoatmosphäre schafft«, sagt Rank. Die besondere Atmosphäre wird auch vom Publikum geschätzt. »Wie die Menschen auf die Filme reagieren, das ist generationsübergreifend toll«, findet Rank. »Es gibt ja oft Kunst, die sich an ein bestimmtes Zielpublikum richtet. Bei Stummfilmen ist das nicht so.«

Nachdem das Wanderkino in den ersten Jahren ein Projekt unter vielen war, haben es Rank und Stephan in den letzten neun Jahren so ausgeweitet, dass es zum Beruf geworden ist. Um die hundert Vorstellungen spielen sie im Jahr, den Großteil in der Zeit zwischen Mai und September. Die Veranstaltung auf der Warze ist die einzige, die das Duo selbst organisiert. Außerhalb von Leipzig sind es Veranstalter, die das Wanderkino buchen. Für Hafenanlagen, Innenstädte, Kurorte oder Wiesen.

Rank und Stephan können ihr Kino fast überall aufbauen. Und sie sind, dank ihres Oldtimer Feuerwehrfahrzeuges, auch verlässlich mobil. Auf ihren Reisen machen sie alles gemeinsam und leben auf engstem Raum zusammen. »Das bedarf einer großen Feinfühligkeit und eines großen Respekts füreinander«, sagt Rank. »Bei uns geht das gut, aber mit den Jahren ändern sich natürlich auch die Bedürfnisse und man muss es jedes Jahr neu überprüfen, jeder für sich. Will man das noch und ist das noch möglich.«

Im Jubiläumsjahr sind beide Musiker jedenfalls voller Leidenschaft für ihr Wanderkino. »Klar gab es schon schlimme Erlebnisse, wie etwa an der Ostsee, als eine Sturmböe kam und alles wegflog«, erzählt Rank. Auch an Vorstellungen, bei denen ihm wegen niedriger Temperaturen die Hände froren, kann er sich noch erinnern. »Das sind Momente, die sehr haften bleiben, weil man da auf Dauer auch gesundheitliche Folgen mitnimmt«, sagt er. Insgesamt überwiegen jedoch die positiven Erinnerungen. »Schöne Momente gab es unglaublich viele. Einfach die Begegnung mit den Menschen und den Orten«, sagt Rank.

Für die Tage auf der Warze erhofft er sich weitere solcher Begegnungen. Der Rahmen dafür ist gesetzt. Mit Einbruch der Dunkelheit werden Rank und Stephan in Leipzig Filme von Chaplin, Keaton, Lang und anderen Stummfilm-Regisseuren zeigen. Und diese, in guter Wanderkino-Manier, musikalisch begleiten.


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