anzeige
anzeige
Kultur

Hype von damals heute

Bloc Party spielen ihr großes erstes Album »Silent Alarm« live am Stück

  Hype von damals heute | Bloc Party spielen ihr großes erstes Album »Silent Alarm« live am Stück

Wie geil muss es 2005 mit 14 gewesen sein, sich das erste Mal von den Drums und Bass von Bloc Party überwältigen zu lassen? Wenn Bloc Party am Dienstagabend auf der Parkbühne im Clara-Park »Silent Alarm« komplett durchspielen, erinnert man sich vielleicht wieder an das Gefühl.

Im Jahr 2005 bricht ein Tsunami namens »Like Eating Glass« über die Tanzflächen herein. Bloc Party überraschen mit ihrem Debüt als Großbritanniens next big thing und schlagen gar nicht so silent Alarm. Wie geil muss es 2005 mit 14 gewesen sein, sich das erste Mal von Drums und Bass überwältigen zu lassen, nicht zu vergessen Kele Okerekes Stimme, die alles kann: von sanftem Hauchen bis Schreien, von Schmirgelpapier bis Seide.

Und nun, 14 Jahre und vier Studioalben später? Mit dem zweiten Album »A City In The Weekend« knüpften Bloc Party noch an den Post Punk von »Silent Alarm« an. Ab da nahmen sie auf dem Weg zu »Hymns« immer wieder Abfahrten, die manchmal auch Richtung Sackgasse steuerten – mit »Intimacy« in Richtung Daft-Punk-artige Elektro-Synthies, mit »Four« in Richtung rauer Lo-Fi-Rock. Die Beifahrer an Bass und Schlagzeug wechselten auf der Fahrt, was sicher frischen Wind in die Band brachte, aber nichts daran änderte, dass Kele Okereke der Mann am Steuer ist. Vermutlich mag er das nicht hören, aber hinterm Mikro ist er eine Naturgewalt und damit Herz, Stimme und Trademark der Band. Im Schutze dieser Marke konnte die Band experimentieren und sich entwickeln, so dass der Schweiß von zu »Silent Alarm« durchtanzten Nächten zwar immer noch an der Band klebt, aber nicht unangenehm riecht. Wenn Bloc Party auf der Parkbühne im Clara-Park »Silent Alarm« komplett durchspielen, wird das sicher etwas von Neunziger-Bombe atmen. In cool, sicher: aber retro. Und spätestens seit Simon Reynolds wissen wir, dass Pop dieses Retro-Element braucht. Nicht umsonst werden Meilenstein-Alben vermehrt wieder groß aufgelegt oder eben noch einmal betourt.

Die Band selbst ist dem Debüt vielleicht entwachsen. Beim Publikum wird es sich zeigen. Wenn aber ein oder zwei der mitgeschleppten Kids sagen: »Mensch, Mutter, die hast du damals schon live gesehen? Gar nicht so schlecht«, ist das Experiment Generationenverständigung geglückt.


Kommentieren


0 Kommentar(e)