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Stadtleben

»NS-Verbrechen geschahen nicht irgendwo«


Digitale Karte über Orte der NS-Zwangsarbeit in Leipzig veröffentlicht

  »NS-Verbrechen geschahen nicht irgendwo«
 | Digitale Karte über Orte der NS-Zwangsarbeit in Leipzig veröffentlicht

Die Gedenkstätte für Zwangsarbeit in Leipzig hat eine digitale Karte veröffentlicht, auf der Zwangsarbeitslager, KZ-Außenlager, Kriegsgefangenenlager und Arbeitsstätten während des Nationalsozialismus abgebildet sind. Die Recherche macht den Umfang der mehr als 700 Unterkünfte und Lager von ausländischen Zwangsarbeitern, die während des Zweiten Weltkriegs im Einsatz waren, sichtbar.

kreuzer: Das Thema Zwangsarbeit ist in der Geschichte Leipzigs ein wichtiges. Das hat nicht zuletzt die Karte Ihres Vereins gezeigt. Wie sind Sie in der Recherche vorgegangen?ANNE FRIEBEL: Die Grundlage unserer Recherchen war eine Übersicht des Leipziger Stadtarchivs von 2004. Daran anknüpfend haben wir über mehrere Jahre in verschiedenen Archiven nach weiteren Quellen geforscht. Teilweise sind die Informationen auch über die Familien ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu uns gekommen – durch Briefe, Tagebücher, Ausweise oder Fotografien. Vieles hatten auch schon Heimat- und Geschichtsvereine recherchiert, Studierende oder Kollegen in anderen Gedenkstätten. Dieses ganze Wissen haben wir in der Karte gebündelt.

kreuzer: Nach welchen Kriterien wurden die gewonnenen Informationen in die Karte aufgenommen?FRIEBEL: Wir haben Unterkünfte und Lager von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aufgenommen, über die es schriftliche Quellennachweise gibt. Wir haben sie in Kategorien unterteilt und auf der Karte farblich kenntlich gemacht: zivile Zwangsarbeitslager, KZ-Außenlager, Kriegsgefangenenlager, Arbeitsstätten und sonstige Orte.

kreuzer: An wen richtet sich die Karte?FRIEBEL: Die Karte richtet sich an alle, die sich für lokale NS-Geschichte interessieren. In erster Linie an die Familie ehemaliger Zwangsarbeiter, die mithilfe der Karte nun recherchieren können, aber natürlich auch an Leipzigerinnen und Leipziger, die etwas über ihr Wohnviertel, ihre Straße, ein bestimmtes Gebäude erfahren möchten. Wir wünschen uns eine kreative Nutzung der Karte in Schulen – dass junge Menschen digital und/oder real auf Spurensuche gehen können und erfahren: NS-Verbrechen geschahen nicht irgendwo, fernab vom Alltag der deutschen Bevölkerung, sondern inmitten der deutschen Städte und in den Dörfern, im Alltag »vor der eigenen Haustür«.


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