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Kultur

Den Fremden so nah

Eine Schulklasse reist zum Mond

  Den Fremden so nah | Eine Schulklasse reist zum Mond

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal reist Familienredakteur Josef Braun mit John Hares »Ausflug zum Mond« durch die Galaxie und trifft auf scheue Wesen und ein mutiges Mädchen.

Auf dem Mond ist es einsam. Das könnte man jedenfalls denken, wenn man die Bilder von der großen, kraterförmigen Landschaft sieht. Oder sich an den einzelnen Fußabdruck von Neil Armstrong erinnert. In der Welt, die John Hare in seinem Bilderbuch zeigt, haben die Menschen den Himmelskörper zwar nicht bevölkert – dafür finden regelmäßige Ausflüge dorthin statt.

Eine Schulexpedition steht im Zentrum von »Ausflug zum Mond«. Die Reise startet schon auf dem Buchcover, wo die Schüler das Raumschiff besteigen. Bald erreichen sie den fremden Planeten. Eine dunkle Farbpalette und eine immerwährende Nacht zeigen den Mond als einen stillen, geheimnisvollen Ort. Die Kinder stört das nicht. In ihren Anzügen und mit den runden Kugelhelmen auf dem Kopf toben sie durch die hügelige Landschaft. Alle Kinder – bis auf eines. Das langsamste aus der Gruppe. Das, dass immer ein paar Schritte hinter den anderen her ist. Im Schatten eines Felsens setzt es sich, um die Erde zu malen: Grün und Blau leuchtet sie in der Ferne. Beim Malen vergisst das Kind alles um sich herum. Leider auch, wieder rechtzeitig am Raumschiff zu sein.

Verloren und einsam

John Hare ist Grafikdesigner und »Ausflug zum Mond« sein erstes Bilderbuch. Der Amerikaner schafft mit wenigen Mitteln eine ganz besondere Stimmung. Die Illustrationen des jungen Menschen auf dem unwirtlichen Planeten erinnern in ihrer Verlorenheit an den »Kleinen Prinzen«. Doch wie im Buch von Saint-Exupéry gibt es auch bei Hare unerwartete Begegnungen, die die Einsamkeit durchbrechen. Der Mond ist längst nicht so leer, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Manchmal, so die Botschaft dieses sorgsam gestalteten Bilderbuchs, ist es gerade die Orientierungslosigkeit, die zu den großen Entdeckungen führt. Und zu unverhofften Erlebnissen. Diese macht auch der Leser beim Durchblättern der Seiten, die ganz ohne Text auskommen. Ein liebevoll aufs Wesentliche reduziertes Kinderbuch, das weit über das Weltraumthema hinausreicht. Dezidiert nicht nur etwas für Technikfreaks und kleine Astronauten.


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