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Die Sportkolumne zu bewegten Körpern und dem ganzen Drumherum

  Sports & Stories | Die Sportkolumne zu bewegten Körpern und dem ganzen Drumherum

Großeinsatz statt Gästefans: Nach dem nächsten Derby ohne Fans, aber mit viel Polizei, stellt sich die Frage, wie Leipzig zukünftig mit seinen Fanszenen umgehen wird – und wie Spiele von Lok und Chemie in Zukunft wohl aussehen werden.

Nach dem Derby am letzten Sonntag inklusive erstem Heimsieg der BSG Chemie Leipzig gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig stellen sich Fragen in welche Richtung sich die »Sport- und Fußballstadt« Leipzig entwickeln möchte.Wer sich den entsprechenden Polizeibericht durchliest, könnte den Eindruck gewinnen, Sportstätten seien Kriegsschauplätze und Fußballfans existierten fernab der Gesellschaft. »Das Ortsderby gilt seit jeher als Risikospiel«, schreibt die Leipziger Polizei. Und »bei unkontrollierten Aufeinandertreffen beider Fangruppierungen muss mit sofortigen körperlichen Auseinandersetzungen gerechnet werden.«

Diesem Gedankengang der Sicherheitskräfte folgend, wurde die Zahl der Gästetickets von 500 auf 250 reduziert. Polizeisprecher Andreas Loepki betonte, dass Polizei und Nordostdeutscher Fußballverband diesbezüglich mit einer Stimme sprachen oder wie es im Polizeibericht nachzulesen ist: »Der Empfehlung der Polizei, das Kontingent an Gästekarten auf 250, statt der 500 üblichen, zu begrenzen, kam der Fußballverband nach.«

Als Lok 2016 im Sachsenpokal in Leutzsch gastierte, durften hingegen noch 750 Gästetickets verkauft werden. In diesem Jahr, wie bereits in der vergangenen Saison im Sachsenpokal, boykottierte die Vereinsführung von Lokund verzichtete lieber ganz auf das reduzierte Ticketkontingent. Die Spieler selbst zeigten vor dem Spiel die Tapete »Ein Derby ohne Gäste ist nichts!«

Vor dem Spiel wurden also alle »sicherheitspolitischen Bedenken« aus dem Weg geräumt und ein Spiel vor Heimfans angepfiffen. Diese konnten den Eindruck gewinnen, die Leipziger Polizei arbeite mit dem Motto »Konzept braucht Personal«: zwei Hubschrauber, zwei Wasserwerfer, mindestens vier berittene Polizisten und mehrere Einsatzhundertschaften – Videoüberwachung wird mittlerweile schon nicht mehr erwähnt. Fragt sich nur, welches Konzept dem Ganzen zu Grunde lag? Offensichtlich werden Personal und Technik als Mittel zur Deeskalation verstanden. Es stellt sich die Frage, wie in Zukunft Spiele zwischen Chemie und Lok stattfinden werden. Stehen deren Anhänger unter einem Generalverdacht? Fußball gilt als Abbild der Gesellschaft. Vor der sollte die Polizei keine Angst haben und zudem ihre pauschale Kriminalisierung der aktiven Fanszene überdenken.


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