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Kultur

Los gehts!

Mit dem Rad durch Leipzig und drumherum

  Los gehts! | Mit dem Rad durch Leipzig und drumherum

Es ist Sommer in der City: Auf fünf urbanen Fahrradtouren gehts quer durch Leipzig – hin zu Seen, Klärwerken, Eisbuden, Denkmälern, Abrisshäusern, Schlössern. Und manchmal auch im Kreis herum. Die Titelgeschichte aus der neuen Ausgabe des kreuzer 08/20.

Erzfeind am BaggerseeIn einer Stunde aus dem Leipziger Süden zweimal um den Cospudener See und zurück

Professor Moriarty, Klaas Klever, Leipzigs Kita-System oder das Baby mit der einen Augenbraue: Jeder hat seinen Erzfeind. Ich auch – und das kam so: Wenn ich das Gefühl habe, ein bisschen Bewegung würde guttun, fahre ich mit dem Fahrrad vom Südplatz zum Cospudener See, zweimal rum und wieder zurück. Das sind insgesamt 27 Kilometer. Und wenn man die in einer Stunde erledigt, dann hat man so ziemlich genau die Durchschnittsgeschwindigkeit der allerersten Tour de France aus dem Jahr 1903 geschafft, die damals bei 25,68 Kilometern pro Stunde lag. Man kann also jedem auf der Strecke freundlich zubrüllen: »Ich fahre hier auf Tour-de-France-Niveau, lassen Sie mich durch!«

Die Route ist ganz einfach und viele kennen sie auch schon. Aus irgendeinem Grund fahre ich zuerst immer die August-Bebel-Straße entlang, vermutlich des Nervenkitzels wegen. Denn wenn der 89er-Bus den Elektroantrieb eingeschaltet hat und seine zwölf Tonnen Stahl nahezu lautlos von hinten kommend links an einem vorbeischiebt – dann weiß der Velocyclist, warum manche ihn auch den »Todesbus« nennen. Biegt man dann Richtung Neue Linie ab, ist der gefährliche Teil des Weges aber geschafft.

Weiter gehts in den Auwald, an den Wildschweinen vorbei, in den Equipagenweg hinein, durch den Kees’schen Park und schließlich öffnet sich alles zum Cospudener See. Dort könnte es schön sein, wäre da nicht Er: der Erzfeind! Denn, ob es nun Zufall ist oder ein böser Scherz des Leibhaftigen, fast jedes Mal, wenn ich diese Strecke fahre, fährt da auch so ein ganz unsympathischer Kerl auf einem riesig hochgestellten Fahrrad seine Runden. Und zwar genau vor mir, erst ein bisschen langsamer, dann gleich schnell, wie ein ständiges Hindernis auf dem Weg. Er stört meinen Rhythmus, zwingt mich zum Überholen, zum Schnellerfahren, was ich gar nicht will. Doch wenn ich ansetze, wird er schneller und schneller, immer nur ein My, bis in ein aberwitziges Tempo. Was für eine Nervensäge! Ich habe ihn nie einholen können. Dieser Typ mit seinen langen Gräten war mir einfach über.

Irgendwann hab ich angehalten und bin einfach andersrum gefahren. Das hört sich erst mal doof an, ist aber eigentlich genial. Denn diese Art der Problemlösung kann, einem Zen-Prinzip gleich, auf alle 
Bereiche des Lebens ausgedehnt werden. Gehen Sie andersrum, denken Sie andersrum, lieben Sie andersrum, machen Sie alles mal andersrum. Und dem Erzfeind können Sie dann auf halber Strecke fröhlich zuwinken, während Sie uneinholbar an ihm vorbeibrausen.

ANDREAS RAABE

Länge der Strecke: 27 kmGlätte der Straße: 4 SchiffchenGefährlichkeit: 2 SchiffchenHipsterdichte: 5 SchiffchenSchattigkeit: 3 Schiffchen

Stadtflucht und zurückVom Hood der Knutonen zum Imker, Richtung Kulki und in die Wohnkomplexe von Grünau

Vorm Gasthof Lausen redet ein Mann in klarem Pfälzisch auf zwei Frauen ein, Gesprächsfetzen im Vorbeifahren: »Mir als gebürtigem Sachsen tut das in der Seele weh!« Das Seeufer des Kulkis meint er vielleicht nicht, jedenfalls bietet der Blick über den Strand nichts Ungewöhnliches: Sand, Wiese, Schilf, Bäume, Menschen, Badedecken. Ein Hund, ein paar Enten, Boote. Freibadgeräusche. Doch das war schon mitten auf der Tour. Tiere gibt es auch am Start der Ausfahrt im Schlosspark Knauthain. Hier schauen Hundehalter versonnen dabei zu, wie sich ihre Fiffis die Beine vertreten, Jogger laufen unter alten Eichen und um den Teich. Schmetterlinge hüpfen von Blüte zu Blüte, Hummeln summeln. Das Schloss gehört heute einer Firma, lange war darin eine Schule, deren Schülern der Park als Klassenzimmer im Freien diente. 
Für Unterricht lässt das Fahrrad keine Zeit, schon ist der Park durchmessen und die Ritter-Pflugk-Straße erreicht, die bald auf die Knuthstraße trifft. Eine Radtour ist kein Bildungsfernsehen, keine Zeit also für die Pflugks, die im Mittelalter die Ritter der Knutonen von ihrer Scholle verdrängten – von denen haben Knauthain, Knautkleeberg und Knautnaundorf ihre lustigen Namen. Am Parkausgang: leere Straßen, gepflegte Einfamilienhäuser, kaum Autos oder Passanten.

Am Bahnübergang Richtung Rehbach stehen ältere Herrschaften mit ihren Rädern rum, an den Lenkern baumeln Gießkannen. Es bleibt unklar, ob sie mit dem Friedhof rechterhand zu tun haben oder den Kleingärten linkerhand. Oder beidem? Längs der zugigen Straße ins Angerdorf Rehbach hocken Krähen und Greifvögel. Die Bienenfarm Kern ist so etwas wie das heimliche Rehbacher Zentrum. Im Bienengarten klettern Kinder auf dem Holzspielplatz herum und beobachten vom Baumhaus die Bienen. Im Biergarten sitzen Erwachsene bei gutbürgerlicher Küche und Getränken. Und bei Bienenstich, was sonst.

So viel Trubel kennt die kleine Straße Richtung Albersdorf nicht, es tauchen abermals Greifvögel und Krähen auf. Die Ortsränder zieren Heuballen und Obstbäume. Weißhaarige Frauen haben die Bank am Feuerwehrteich okkupiert und sonnen sich. An den Zäunen der Bauerngrundstücke warnen Schilder vor wachsamen Hunden. Die wachsamen Hunde scheinen desinteressiert oder zu faul zum Bellen, bloß weil Fremde an Herrchens Grundstück vorbeitingeln. Ähnlich die Herrchen und Frauchen: Sie stehen plaudernd auf der Straße und würdigen die Durchreisenden nicht mal eines scheelen Seitenblicks.

Alsbald tauchen wieder Felder auf. Der Rehbacher Kirchturm ist noch nah, in der Ferne Völki, Uni-Turm, Neues Rathaus. Auf Höhe der Göhrenzer Waldsiedlung lässt sich vortrefflich darüber sinnieren, wie viele Bäume es für einen Wald braucht. Dort sind zwei mittelalte Radfahrer zu sichten, jeder fährt für sich allein seiner Alltagswege. An den Eigenheimen der Siedlung entlang bahnt sich ein Auto routiniert seinen Weg. Jugendliche, die an Simsons schrauben, gibt es hier nicht.

Nach dem Kulki, hinter dem Miltitzer Eiscafé – Eis aus eigener Herstellung –, wandelt sich die Szenerie erneut. Kinder toben zwischen Plattenbauten, Rentner bringen Altglas zum Container, einer wühlt in der vollen Papiertonne. Es regt sich der Impuls zu fragen, ob man beim Suchen helfen kann. Ampeln regeln den Verkehr, Autos hupen. Der Lindenauer Hafen grüßt mit bodentiefen Fenstern, Angler warten, dass das Abendessen anbeißt. Ihre Kollegen am Karl-Heine-Kanal starren auch aufs Wasser. Und junge Menschen mit Drehtabak und Tätowierungen schauen ihren Fiffis beim Beinevertreten zu.

FRANZISKA REIF

Länge der Strecke: 20 kmGlätte der Straße: 4 SchiffchenGefährlichkeit: 1 SchiffchenHipsterdichte: 1 SchiffchenSchattigkeit: 2 Schiffchen

Drängeln, dann DemutVon Hipsterhausen-Central am Klärwerk vorbei nach Lindenthal, zu Softeis und Denkmälern

Herrlich, endlich keine Hipster mehr, no Biokleinfamilie nirgends. Barfußschlenderer mit Pils und Pinscher müssen leider drinnen bleiben. Und einen Fahrradhelm hat auch keiner auf. Es fährt sowieso keiner Fahrrad hier. Ich schau zurück. Ja, am Auensee habe ich sie alle abgeschüttelt, die Bockwursthungrigen und Presswurststrampler. Wo eben noch Hölle war, ist jetzt Himmel – oder wenigstens was anderes: Lindenthal.

Doch von Anfang an: Schön ist sie ja, die Strecke gen Norden, auch wenn sie am Klärwerk mit dem betörenden Namen Rosental vorbeiführt. Auf Leipzigs schönster Brache, dem Leuschner-Platz, bin ich losgefahren, habe auf der steilen Holzbrücke im Johanna-Park einen Hochzeits-fotografen aufgeschreckt und war dann schon am Wagner-Hain. Kurze Zeit später wird der Radverkehr links am Zentralstadion entlang weniger intensiv, weil hier der Weg so breit ist. Ich freue mich über die Inseln im Elsterbecken, auf denen Vögel brüten, und grüße euphorisch jeden Entgegenkommenden. Das macht man doch im Urlaub so und was sonst sollte mich hierher treiben als die Ausflugslust?

Hinterm Klärwerk wird es enger. Auf dem Deich an der Neuen Luppe entlang lehren mich ungeübt-ängstliche Sonntagsradler mit ihrem Wackelkurs das Fürchten. Voll lieb hingegen glotzen die grasenden Schafe. Der Blick aufs Wasser und den grünen Hügel zur Linken versöhnt. 
Am Auensee dann probiere ich die Radlergabel: Während die einen absteigen, um den Tretschwan zu streicheln, und die anderen nach links weiter zum Bestaunen der Rußrindenkrankheit im Schlosspark Lützschena zuckeln, halte ich mich geradeaus. Zielgerade nach Lindenthal: Autofahrer hupen in meinem Rücken. Radler sind hier so selten, dass man ihnen augenscheinlich akustisch freudige Aufwartung macht.

Lindenthal ist Leipzigs heimlicher Denkmalhotspot. Zum Beispiel steht hier das hässlichste Kriegsverherrlichungs-Denkmal der Stadt. Ja! Noch hässlicher als das Völki. Ich passiere einige beeindruckende Wirtschaftshöfe auf der Hauptstraße, dann erschlägt es mich fast hinter der kleinen Kirche, die trotz ihrer Barockform einigen Charme ausstrahlt: »Vergiss mein Volk die treuen Toten nicht«. Kantig-wuchtig erhebt sich das riesige Steinportal, das da im Nichts steht und an die armen Menschen erinnern soll, die in den Erster-Weltkrieg-Tod stürmten; für Kaiser und Vaterland. Die hätten sicher auch lieber mit den Jugendlichen Mixery und Alkopops geschlürft, die das Areal heute als Rückzugsort vor der Erwachsenenwelt entdeckt haben. Die vielen Glasscherben sind meine Zeugen.

Ein paar hundert Meter fahre ich zurück, gönne mir gegenüber vom Rathaus eine Waffel beim Kirsch Café. Allein deren Softeis – Heidelbeer-Vanille kann ich empfehlen – macht den Ausflug in den Norden zum Plaisir. Angesichts der Schlange vorm Laden ist das hier wohl das Epizentrum im Stadtteil. Ich schiebe über den Markt und bestaune den Brunnen. Eine Plakette erklärt, dass Bürger diesen 1998 gestiftet haben, um das letzte »Jahr der Selbständigkeit der Gemeinde« mit einer Tränendrüse zu dokumentieren. Die Wunde der Eingemeindung muss tief sein. Zur Strafe öffnet die Stadt das Bürgeramt nur dienstags von 9 bis 13 Uhr.

Das dritte Denkmal verbirgt sich hinter einer Kleingartenanlage, einer für Leipzig so typischen Lage. Das »Mahnmal der 53« erinnert an ein Massaker: Noch kurz vor Kriegsende ermordete die Gestapo Nazigegner und Kriegsgefangene und verscharrte sie hier. Demütig fällt meine Rückfahrt aus. Ich lächle – okay: fast – jeden an, lasse anderen auch mal die Vorfahrt. Und erinnere mich an die Worte auf der Mahnmalstele:

»Menschenwir hatteneuch liebseid wach«

TOBIAS PRÜWER

Länge der Strecke: 10 kmGlätte der Straße: 5 SchiffchenGefährlichkeit: 1 SchiffchenHipsterdichte: kein SchiffchenSchattigkeit: 1 Schiffchen

Der KuriertrickHinein in den Leipziger Osten und dann treiben lassen – aber immer rechts herum

Der Trick ist einfach: Immer dann, wenn es knapp wird, rechts abbiegen. Bloß niemals stehen bleiben, keinen Schwung verlieren. Ich rolle auf die Kreuzung am Friedrich-List-Platz zu, finde die Lücke zwischen den Autos, die sich von links nähern, und mit einem kleinen Schlenker geht es weiter hinaus Richtung Sellerhausen.

Ja, ich gebe es zu: Ich bin schon einmal mit dem Fahrrad über eine rote Ampel gefahren. Für einige Zeit war es sogar essenzieller Bestandteil meines Jobs, über rote Ampeln zu fahren. Ich war gerade erst nach Leipzig gezogen, doch schon nach wenigen Wochen als Fahrradkurier kannte ich die Stadt besser als viele meiner Freunde, die ihr ganzes Leben hier gewohnt hatten. Sieben Jahre ist das nun her. Der Job hat gewechselt, das Rad ist geblieben – und damit auch das Gefühl, sich treiben zu lassen in Straßen, die einem bis in den letzten Winkel vertraut sind und die man immer wieder neu entdeckt.

In der Kleinstadt würde ich für das, was ich jetzt mache, wohl einen Astra oder Polo nehmen und es »Stadtrunden drehen« nennen. Vertrauten Ecken einen Besuch abstatten und sich knapp zehn Kilo jünger fühlen. Es ist früher Abend und ich trete immer weiter in die Pedale, während an mir Häuser vorbeiziehen, die ich noch als Ruine mit verrammelten Fenstern kenne. Die Ludwigstraße raus aus der Stadt. Mit jedem Meter, den ich mich vom Zentrum entferne, sind mehr Fensteröffnungen von großen Holzplatten bedeckt. Bröckelnder Putz, eingeworfene Scheiben in den oberen Stockwerken und über allem weht ein morbider Hauch von Freiheit.

Im Kopf fahre ich an der Kulisse von 2013 entlang. Erst ist beinahe jedes dritte Haus verrammelt, dann jedes zweite. Jenseits der Hermann-Liebmann-Straße steht dann nahezu jedes Haus leer. Die Eisenbahnstraße war kurz zuvor erstmals vom Boulevard zur gefährlichsten Straße Deutschlands erklärt worden.

Heute muss man diese Ecken beinahe mit der Lupe suchen. Eine Möglichkeit: über die schmale Fußgängerbrücke am Kohlweg nach Abtnaundorf und Schönefeld. Die Bahngleise scheinen eine Gentrifizierungsgrenze zu bilden. »No hipsters beyond this point«, verkündet ein unsichtbares Schild. Eine Warnung vor metertiefen Schlaglöchern wäre dort ebenso angebracht.Nicht heute. Ich entscheide mich anders, fahre weiter Richtung Osten. Die nächste große Kreuzung nähert sich und ich biege rechts ab, um nicht aus dem Schwung zu kommen. Weiter geht es in ein Leipzig, das auch heute noch aus der Zeit gefallen scheint. Gebäude, die aussehen wie Bauernhöfe. Zerklüftete Straßen. Ab und zu sogar Menschen. Ab und zu. Als ich mich früher durch dunkle Treppenaufgänge tasten muss-te, um den letzten Verbliebenen Medikamente zu liefern, war ich jedes Mal aufs Neue überrascht, dass in Stünz Menschen wohnen.

Bei einer dieser Touren bin ich damals mitten in den Dreharbeiten von »Als wir träumten« gelandet. Helle Scheinwerfer strahlten auf verfallene Fassaden. Das Team war dort, weil Leipzig in dieser Ecke 2013 noch immer so aussah, als wäre die Mauer gerade erst gefallen. So, als könnte man noch immer auf Trümmern und in Ruinen tanzen.Wenn man sich abends auf sein Fahrrad setzt und einfach ohne Plan ab und zu rechts abbiegt, stehen die Chancen nicht schlecht, auch heute noch solche Ecken zu finden und sich wahlweise sehr alt oder sehr jung zu fühlen. Hauptsache, man lässt sich nicht aus dem Schwung bringen. Und nach Hause findet man auch immer irgendwie. Einfach oft genug rechts abbiegen. Auch das ist ein alter Trick, oder?

AIKO KEMPENAnm. d. Red.: Über rote Ampeln zu fahren ist streng verboten und außerdem nicht empfehlenswert.

Länge der Strecke: beliebigGlätte der Straße: 2 SchiffchenGefährlichkeit: 4 SchiffchenHipsterdichte: 3 SchiffchenSchattigkeit: 3 Schiffchen

Ausritt mit den Roadbike LadiesAb Gohlis-Nord gehts gen Osten zu Dörfern, Schlössern und einer Pyramide

Samstag, 10 Uhr: An der Landsberger Straße 50, nahe der S-Bahnhaltestelle Coppiplatz, trifft sich wie jede Woche um diese Zeit eine sportlich gekleidete Gruppe Frauen – alle auf dem Rennrad, keine ohne Helm. Einziger Mann ist Team-Leader Jürgen, der im Juni 2017 die Roadbike Ladies Leipzig gegründet hat, eine Gemeinschaft ambitionierter Fahrerinnen, die auf wechselnden Routen Distanzen zwischen 60 und 80 Kilometern in Angriff nimmt. Diesmal steht eine 72-km-Runde    aus dem Herzen von Gohlis-Nord über Dörfer nordöstlich von Leipzig auf dem Plan. Sie führt zu drei Schlössern und einer Kirche und lässt sich dank gut ausgebauter Straßen sowie zahlreicher Radwege auch mit dem Tourenrad nehmen, an benannter Stelle sogar abkürzen.

Los gehts geradeaus Richtung Wiederitzsch, kurz vor der neu gebauten Eisenbahnbrücke rechts weg raus Richtung Plaußig und Taucha. Den Großstadtverkehr haben wir längst hinter uns gelassen. Ab jetzt reiht sich Dorf an Dorf: Von Weitem tauchen zuerst die Spitzen der Kirchen auf, dann Baumgruppen, Höfe, Pferdekoppeln, Häuser, die meisten mit Gärten schmuck ausgebaut. Auffällig selten zu sehen sind Menschen, die hier wohnen. Kaum ein Gasthof findet sich, der noch geöffnet hätte, und in den vernagelten Sälen dahinter tanzt schon lange keiner mehr. An einer Ampelkreuzung in Taucha holpern wir über Kopfsteinpflaster an der Endhaltestelle der Linie 3. Für diese 20 Meter hat wohl das Geld nicht gereicht oder die Zuständigkeit war eine andere. In Beucha ergibt sich ein Abstecher zur denkmalgeschützten Bergkirche. Den schönsten Blick auf diese hoch gelegene Wehrkirche hat man von einem Parkplatz am anderen Ufer des Steinbruchs direkt zu ihren Füßen. Die nächsten Kilometer radeln wir nach Brandis, wo hinter dem historischen Marktplatz am barocken Stadtschloss ein Stopp lohnt. Besichtigt werden kann es nicht, es sei denn, man will hier feiern. Auf einer verkehrsarmen Landstraße führt der Weg weiter nach Machern. An der B 6 im Ort geradeaus, dann rechts abgebogen, liegt Schloss Machern, wo just eine Hochzeitsgesellschaft fürs Foto posiert. Der Eisladen nebenan hat schon geöffnet und auch ein Restaurant gibt es am Platz. Damit wären die kulinarischen Highlights der Tour abgehakt. Wer hier eine Pause einlegen will, kann den Schlosspark besuchen. Den Landschaftsgarten im englischen Stil ließ Carl Heinrich August von Lindenau Ende des 18. Jahrhunderts anlegen – samt Pyramide, Hygiea-Tempel und Ritterburg-Ruine.

Weiter führt die Route an den Lübschützer Teichen vorbei Richtung Püchau. Das Schloss im neugotischen Tudor-Stil beeindruckt mit Türmchen und Zinnen. Genug der Schlösser … Den Wegweisern folgend führt der Kurs über Kossen, Gotha, Pehritzsch, Jesewitz und Gottscheina nach Gohlis zurück. So gemeinsam, wie die Roadbike Ladies immer starten, kommt der Tross gegen 13.30 Uhr an.

Wer die Route abkürzen will, kann in Panitzsch auf die alte, weniger befahrene B 6 ausweichen und über Borsdorf und Gerichshain, von dort auf dem Radweg direkt nach Machern fahren und die Strecke wieder aufnehmen.

PETRA MEWES

Länge der Strecke: 72 km/ca. 60 kmGlätte der Straße: 4 SchiffchenGefährlichkeit: 2 SchiffchenHipsterdichte: kein SchiffchenSchattigkeit: 2 Schiffchen


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