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Kultur

Dinner, Drinks und später tanzen

Eine vielseitig inspirierte Küche und eine Welt guter Drinks

  Dinner, Drinks und später tanzen | Eine vielseitig inspirierte Küche und eine Welt guter Drinks

An der südlichen Seite des Innenstadtrings verspricht das Zinhø stilvolles Abendprogramm.

Im Souterrain der Deutschen Bank am Ring gaben sich in den vergangenen Jahren nacheinander vier Steakhäuser die Klinke in die Hand. Bevor das Zinhø dort Anfang des Jahres öffnete, wurde abermals umgebaut und neu eingerichtet. Das Konzept steht auf den drei Standbeinen Essen, Trinken, Tanzen. Mit Essen ist hier eine vielseitig inspirierte gehobene Küche, mit Trinken die Welt guter Drinks gemeint. Das Tanzen ist freilich aufgeschoben. »Wir warten, bis Corona vorbei ist«, sagt Aimal Barikzay, einer der drei Inhaber. Er fügt an, dass es in den vergangenen Monaten bereits Tanzveranstaltungen gab: »Das waren Geburtstage, Hochzeiten, geschlossene Gesellschaften.«

Stuckelemente, Kronleuchter, marmorierte Säulen und dunkle Wände sorgen im großen Saal zusammen mit indirekter Beleuchtung für eine klare Atmosphäre, die wie von selbst edel wirkt. Draußen sitzen die Gäste an rustikalen Holztischen und in bequemen Gartenstühlen, drinnen stehen Sessel in verschiedenen Farben an den geschmackvoll eingedeckten Tischen mit hundert Plätzen, ein Sofa lädt dazu ein, es sich bequem zu machen. Behaglich wird es auch in der Bar im kleinen Saal nebenan.

Der Blick auf die Karte zeigt, dass in der Küche die Latte für das Niveau weit oben hängt, Bekanntes dort neu gedacht und überlegt umgesetzt wird. Der Pfifferling-Speck-Salat von der Saisonkarte wird passend von Wildkräutern begleitet, die Pilze sind wunderbar zart und drohen nicht, schwer im Magen zu liegen. Die Zucchini, das wahrscheinlich langweiligste Gemüse der Welt, gelangt mit Cashew-Käse und Pinienkernen zu höheren Weihen als veganes Carpaccio, das Tatar vom Weiderind hebt sich mit confiertem Wachtelei, crispy Kapern und Trüffelmajonnaise deutlich vom Mettigel ab. Der Burger des Hauses setzt der Ochsenbrust mithilfe von Trüffeln ein Krönchen auf. Richtung Frankreich weisen Coq au Vin und Austern, Richtung Hausmannskost der polnische Blumenkohl mit gebeiztem Eigelb oder die Königsberger Klopse mit Kartoffel-Schnittlauch-Püree, Richtung Österreich das Wiener Schnitzel. Das ist sehr zart, in knuspriger Panade und mit zwei Sardellenfilets nebst dem warmen Brühkartoffelsalat in handwerklich tadelloser Form. Österreich bildet einen Schwerpunkt der langen, gut sortierten Weinkarte – unter den wenigen deutschen Weinen findet sich kein Tropfen aus der Region. Zum Start gibt es aber ein Noam, ein Bier aus der Craft-Beer-Abteilung, die außerdem mit Lotter Hell aus dem Ratskeller und Funky Forelle aufwartet. Das Noam ist in einer transparenten Flasche abgefüllt, was irgendwie edel aussieht, aber eben auch Licht durchlässt, und das kann sich negativ auf den Geschmack auswirken. Dem Kellner ist dies bekannt, weshalb er versichert, dass sie die Flaschen so dunkel wie möglich lagern. Er und sein Kollege agieren versiert und herzlich, ohne in plumpe Vertraulichkeit zu verfallen.

Die Liste der Longdrinks und Cocktails ist ebenfalls umfangreich. Sie werden zu absolut fair kalkulierten Preisen zwischen 8,50 und 11 Euro angeboten, die Champagner-Drinks zu 15 Euro. Darunter sind Klassiker wie Manhattan, Martinez, Singapore Sling oder der White Russian mit Espresso-Likör, der Negroni erhält mit Bitterorangen-Rosmarin-Marmelade einen mediterranen Twist und nennt sich dann Banks. Die Brücke zwischen guter Küche und gepflegtem Besäufnis schlägt das Dessert: Altenburger Ziegenkäse, Sorbet oder Erdbeerbeet – mit Schokolade, Tonkabohnencreme, Erdbeersorbet und Sauerklee garantiert frei von Erde. Der schottische Isle-of-Harris-Gin ist mit Zuckertang versetzt, der ihm ein dezentes Meeresaroma verleiht. Serviert mit dem nicht zu süßen Monaco-Tonic, wird diese Atlantik-Brise im trockenen Gin rausgekitzelt, ohne geschmacklich erschlagen zu werden.

Bleibt nur noch zu klären, was der Name Zinhø eigentlich bedeutet. Barikzay räumt ein, dass er eigentlich gar keine Bedeutung hat: »Er klingt einfach schön. Und das nordisch geschriebene O ist etwas Neues, das hilft beim Branding.« So ist es im Zinhø also wie anderswo auch: Der Inhalt kommt mit dem Gebrauch.


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1 Kommentar(e)

Marlies 17.10.2020 | um 10:15 Uhr

Ich war kürzlich in dieses Restaurant eingeladen zu einem Geburtstagsessen. Erst nachdem wir die Getränke bestellt hatten, erfuhren wir, dass von der Speisekarte fast nichts bestellbar war, angeblich war ein Koch krank. Da wir reserviert hatten, hätte man uns telefonisch absagen können. Gegen 19 Uhr waren wir die einzigen Gäste, sehr eigenartig. Schade, die Einrichtung ist wirklich toll, bei diesem Service wird dann aber sicherlich bald der nächste Betreiber folgen. Wir sind dann spontan zum Aries gewechselt, haben dort schon wiederholt tollen Service genießen können.