anzeige
anzeige
Kultur

Die schönste Seite des Kapitalismus

Drei Leipziger Buchhandlungen sind für den Deutschen Buchhandlungspreis nominiert

  Die schönste Seite des Kapitalismus | Drei Leipziger Buchhandlungen sind für den Deutschen Buchhandlungspreis nominiert

Am 29. November 2020 verleiht Kulturstaatsministerin Monika Grütters zum sechsten Mal den Deutschen Buchhandlungspreis. Auch drei Leipziger Buchhandlungen sind nominiert. Und zwei Hunde.

Von 426 Bewerbern erhalten 118 Buchhandlungen an diesem Sonntag die Chance auf eine der Auszeichnungen des Deutschen Buchhandlungspreises. 100 von ihnen erhalten eine mit 7000 Euro dotierte Auszeichnung, weitere fünf Buchhandlungen erhalten 15 000 Euro, satte 25 000 Euro gibt es für die laut Jury »besten« drei Buchhandlungen. Zehn weitere Buchhandlungen werden mit einem undotierten Gütesiegel ausgezeichnet.

Die Kriterien, die die Jury, bestehend unter anderem aus Verlegern, Literaturkritikerinnen und Verlagsvertreterinnen, bewertete: »anspruchsvolles und vielseitiges literarisches Sortiment beziehungsweise ein kulturelles Veranstaltungsprogramm«, »innovative Geschäftsmodelle«, sowie »Lese- und Literaturförderung für Kinder und Jugendliche«.

Allein drei Leipziger Buchläden wurden für auszeichnungswürdig befunden – und das bei insgesamt nur 20 nominierten Geschäften mit Sitz in den neuen Bundesländern. Warum nach der Kritik im letzten Jahr erneut nur wenige Buchhandlungen aus Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt nominiert wurden, ist unklar.

[caption id="attachment_119785" align="alignright" width="285"] Das Team der Buchhandlung Südvorstadt; Foto: Katja Junghanns[/caption]

Buchhandlung SüdvorstadtIn der Buchhandlung Südvorstadt arbeiten neben Elli, dem »Hund im Hintergrund« und drei Angestellten Inhaberin Katja Junghanns und »Notnagel« Christiane Jungshanns. Am 29. Oktober feierten sie fünfjähriges Bestehen. Es ist nicht die erste Bewerbung, aber gerade in diesem Jahr ist die Nominierung eine willkommene Unterstützung. Immer wieder, so Christiane Jungshanns, würde Kundinnen und Kunden sich über die »schöne Buchhandlung« freuen. Ein gutes Sortiment, selbst ausgewählt, das mache eine inhabergeführte Buchhandlung eben aus, genauso wie gute Beratung. Von der erfolgreichen Bewerbung hatten sie durch die Glückwünsche von Bekannten erfahren. Chefin Katja Jungshanns befand sich nämlich einige Zeit ganz ohne Internet ausserhalb Leipzigs, die E-Mail mit der Bekanntgabe der Nominierung blieb ungelesen, während die Angestellten sich über die Gratulanten wunderten.

[caption id="attachment_119787" align="alignright" width="242"] Das Team vom Kinderbuchladen Serifee; Foto: Frank Thiel[/caption]

Kinderbuchladen SerifeeSusann Thiel vom Kinderbuchladen Serifee fühlt sich trotzdem sehr geehrt, »es bestätigt die Arbeit der letzten zehn Jahre«. Noch nie hat sie sich in dieser langen Zeit beworben, dabei ist ihr auf der Feinkost liegendes Ladengeschäft ein richtiges Kleinod: Kompetenz, gezielte Beratung und vor allem viel Zeit für Gespräche,die ausgesuchte Sortiment ergänzen. Zum ersten Mal kann die Buchhändlerin Dank der Nominierung an einen finanziellen Sicherheitspuffer denken. »Der elf Jahre alte Laden könnte ausserdem mal einen neuen Fußboden gebrauchen«.

[caption id="attachment_119788" align="alignright" width="244"] Anke Schleper und Daniel Niggemann vom Buchladen Rotorbooks, Foto: Arthur Zalewski[/caption]

RotorbooksAnke Schleper und Daniel Niggemann von Rotorbooks haben am 24. November ihr zweijähriges Bestehen gefeiert. Gleich mit der ersten Bewerbung waren sie erfolgreich, ganz unerwartet kam das. »Wir freuen uns total«, sagt Niggemann, der seine Kollegin 2018 bei der Arbeit auf dem f/stop Festival für Fotografie kennenlernte. Neben dem Sortiment, das die beiden nach und nach vor allem im Bereich Theater und Belletristik erweitert haben, arbeiten sie an der Website und neuen Regalen. »Und das Preisgeld wäre natürlich ideal, um den Bestand noch weiter auszubauen.« Besonderes Augenmerk liegt bei Niggemann und Schleper auf dem Kontakt zur lokalen Szene mit ihren Künstlerinnen und Autorinnen. Mindestens zwei Veranstaltungen pro Monat stellt Rotorbooks auf die Beine, nebst sympathischer Instagram-Präsenz. In der ehemaligen Fleischerei lässt es sich bei einem Cappuccino wunderbar stöbern – ganz abseits literarischer Massenware. Die kann man bei Bedarf aber auch ganz unkompliziert bestellen, betont der Inhaber, der froh ist, dass sie für alle im Kiez zur literarischen Anlaufstelle geworden sind.

Ganz egal, wie die Preisverleihung für die Leipziger ausgeht, ein Besuch in den Buchhandlungen lohnt sich auf jeden Fall. Denn wenn an Weihnachten alle Familienmitglieder etwas zu lesen geschenkt bekommen, ist nicht nur dem unabhängigen Buchhandel geholfen: Jede Nase hinter einem Buchdeckel verringert die Ansteckungsgefahr an den Feiertagen


Kommentieren


0 Kommentar(e)