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Stadtleben

Schau mal, wer da flattert!

In Leipzig wird zur Vogelzählung aufgerufen

  Schau mal, wer da flattert! | In Leipzig wird zur Vogelzählung aufgerufen

Bei der »Stunde der Wintervögel« sind alle gefragt, Fachwissen ist nicht erforderlich. Das Motto: Augen auf, Vögel zählen, Natur erleben! Wem Sie dabei an welchen Orten in Leipzig begegnen können und wozu die Aktion überhaupt gut ist, lesen Sie hier.

Bereits zum elften Mal findet die »Stunde der Wintervögel« zwischen dem 08. und 10. Januar 2021 statt. Sie ist eine gemeinsame Aktion des Naturschutzbund (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). Das Konzept ist schnell erklärt: Naturfreunde, Vogelexperten und alle, die es werden wollen, sind dazu aufgerufen, eine Stunde lang Vögel zu zählen und die Ergebnisse dem NABU zu melden. Dazu begibt man sich in die mehr oder weniger wilde Stadtnatur. In Leipzig bieten sich da natürlich die verschiedenen Parks und der Auwald an, aber auch in Gartenanlagen, Privatgärten, Friedhöfen (in Leipzig ist der Südfriedhof besonders zu empfehlen, dort sah ich meinen ersten Gartenrotschwanz) und so ziemlich in ganz Grünau kann man verschiedenen Flattermännern und -frauen begegnen. Wer Glück hat, erlebt dabei Artenvielfalt, die weit über Stadttaube und Haussperling hinausgeht – zwei Arten, denen man ja schon am Namen anhört, wie eng sie mit der menschlichen Lebenswelt verbunden sind. Im Meldebogen für die »Stunde der Wintervögel« ist die Stadttaube übrigens gar nicht aufgeführt, obwohl so mancher Stadtbewohner bei der Frage, welchen Vogel er zuletzt gesehen hat, wohl gleich an diesen hektisch umhertrippelnden Kandidaten denkt.

Bei der Zählaktion geht es laut NABU-Website »um die häufigeren Vögel rund um Haus und Garten, über deren Bestände wir zum Teil weniger genau Bescheid wissen als über manche Seltenheit in der Vogelwelt.« Im Meldebogen sind Haus- und Feldsperling aufgeführt (Letztere leben eher im ländlichen Raum und kuscheln sich im Winter gern zusammen in einen Nistkasten), Amsel und Rotkehlchen (echte Klassiker der heimischen Vogelwelt, die meist noch kein Bestimmungsbuch erfordern), Kohl- und Blaumeise (beide niedlich und in Parks und Gärten häufig, Letztere außerdem blau). Es sind Arten, die im Winter nicht in wärmere Gefilde ziehen, weil sie hierzulande noch genug Futter finden, oft an liebevoll eingerichteten Futterstationen im Park oder an Omas Balkon. (Na ja, zugegeben - ich habe auch so ein Ding auf meinem Balkon. Häufigster Gast: Der Haussperling.) Auch die Elster, der übrigens keinerlei Hang zur Kleptomanie nachgewiesen werden kann, bleibt im Winter bei uns und hüpft auf der Suche nach Nahrung über Wiesen und Hausdächer. Etwas kniffliger könnte es bei Buch- und Grünfink werden, wobei Letzterer zum Glück so aussieht, wie er heißt. Und wer dann noch den vorsichtig an Baumstämmen entlang huschenden Kleiber sichtet (vor wenigen Wochen sah ich einen im Friedenspark), kann beinahe alle Arten auf der Liste abhaken.

Auf dem Meldebogen ist aber noch Platz für weitere Vogelarten, die selbstständig eingetragen werden können. Auch eine eigene Liste kann erstellt werden, die Ergebnisse telefonisch weitergeleitet oder über die App »Vogelwelt« übermittelt werden. Nach Auszählung der Ergebnisse entsteht ein bundesweites Bild, das Hinweise darauf gibt, wie es unseren Vögeln aktuell geht. Je mehr Menschen bei der Aktion mitmachen, desto detailreicher wird das Bild und desto eher können Naturschützer Veränderungen registrieren. Die vergangenen Aktionen zeigten zum Beispiel, dass immer mehr »klassische« Zugvögel in Deutschland bleiben, statt ins Winterquartier zu fliegen – möglicherweise eine Folge der globalen Erwärmung. 2019 zeigten die Daten einen Einbruch der Amsel-Population, nachdem das Usutu-Virus unter den beliebten Gartenvögeln gewütet hatte. 2020 wurden die meisten Haussperlinge in Berlin gezählt, die wenigsten in Essen. Die Aktion trägt also seit Jahren zur Erforschung unserer Vogelwelt bei und erfreut sich außerdem steigender Beliebtheit: 2020 nahmen 143.000 Menschen an der »Stunde der Wintervögel« teil, so viele wie nie zuvor.


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