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Kultur

Katzen im Kopf

»Der Schriftsteller und die Katze« erzählt vom Erfinden

  Katzen im Kopf | »Der Schriftsteller und die Katze« erzählt vom Erfinden

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal liest Familienredakteur Josef Braun »Der Schriftsteller und die Katze« und begleitet die beiden Protagonisten bei einer Reise zum Ursprung aller Geschichten. Eine Entdeckung.

Ein Mann sitzt in seinem Arbeitszimmer. Er ist Schriftsteller und möchte eine Geschichte erzählen. Doch dafür benötigt er eine Idee. Also prüft er verschiedene Einfälle. »Ideen kamen, Ideen gingen«, heißt es im Buch. Nach einigem Nachdenken nimmt eine von ihnen die Form einer Katze an, »Schwanz: Stummelschwanz. Fell: gescheckt. Farbe: braun und schwarz. Ohren: klein und dreieckig«. Von seinem Tisch aus bringt der Autor das Tier in die unmöglichsten Situationen. Dabei verliert er bald die Kontrolle über seine Erzählung. Da bleibt nur, immer weiter zu schreiben und zu hoffen, dass es gut ausgeht für die Katze.

Fabia Mheidly ist in Beirut geboren. Dort hat sie 1989 den Kinderbuchverlag Al Hadaek gegründet. Neben ihrer verlegerischen Arbeit ist sie als Autorin tätig. »Der Schriftsteller und die Katze« liest sich wie eine Fabel über Kreativität. In knappen, klaren Sätzen schildert Mheidly den Schreibprozess von der leeren Seite bis zum fertigen Manuskript. Sie zeigt wie sehr Geschichtenerzählerinnen sich in ihre eigenen Figuren verlieben können. Und wie ihnen das Herz bricht, wenn sie sie wieder gehen lassen müssen. 

Ergänzt wird das durch die Illustrationen von Walid Taher. Seine Bilder sprühen vor Einfallsreichtum und subtilem Witz. Mit gezielt gesetzten Farbakzenten erweckt er den Schriftsteller zum Leben. Dieser ist mal umtriebig, dann wieder sitzt er auf seinem Sessel, eher Beobachter als Akteur. Charakteristisch für Tahers Zeichnungen sind die großen Köpfe der Figuren, die sich in der liebenswert-chaotische Gedankenwelt des Protagonisten tummeln.

Dem Susanna Rieder-Verlag in München ist es zu verdanken, dass Mheidlys Buch aus dem Arabischen übersetzt wurde. Schon das minimalistisch Cover macht neugierig auf eine Geschichte, die einfach und tiefgründig zugleich ist. Ein kleiner Schatz, der die Fantasie anregt und zum Erfinden verleitet. Vielleicht liegt darin sein größter Reiz.


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