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Stadtleben

Sächsische Medienanstalt beendet die Zusammenarbeit

Die Sächsische Landesmedienanstalt baut die Medienpädagogik im Freistaat um – trotz zahlreicher Warnungen

  Sächsische Medienanstalt beendet die Zusammenarbeit | Die Sächsische Landesmedienanstalt baut die Medienpädagogik im Freistaat um – trotz zahlreicher Warnungen

Der Mediengebrauch nimmt zu und die Medienpädagogik kommt kaum hinterher. Trotzdem beendet die sächsische Landesmedienanstalt den Vertrag mit den Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanälen. Kritiker sorgen sich um die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Freistaat. An dieser Stelle veröffentlichen wir die Geschichte aus der Februar-Ausgabe des kreuzer 2/21.

Der Vertrag für die Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle (SAEK) läuft zum 1. Juli 2021 aus und wird nicht verlängert. Die Sächsische Landesmedienanstalt (SLM) beendet die Zusammenarbeit mit den Medienkompetenzzentren im Freistaat. Mehrere Hundert Einzelpersonen und Initiativen hatten sich mit einem offenen Brief an den Medienrat der SLM gewandt – vergeblich. Sie lege damit eine über mehr als zwanzig Jahre gewachsene Infrastruktur lahm, sagen Kritiker.

Die SAEK-Zentren in Sachsen sorgten bislang für Medienpädagogik an Schulen und in der Erwachsenenbildung. Die Einrichtungen gibt es an acht Standorten in Sachsen. Hinzu kommt ein mobiles SAEK-Projekt. Robert Helbig ist mit seinem Bildungsunternehmen Edmedien in Sachsen unterwegs für die Medienbildung. Im Auftrag der Landesmedienanstalt setzt er SAEK-Projekte um. Mit den Angeboten, Veranstaltungen und Workshops erreichen die SAEK-Projekte jährlich bis zu 20.000 Menschen, sagt er. »Es geht dabei auch um das Internet und um Themen wie Hass im Netz und Fake News. Wie kann man damit umgehen? Wie kann man Quellen verifizieren? Welche 
Kompetenzen brauchen Jugendliche da? Wir machen ganz viel Elternarbeit und Lehrerfortbildung, also wirklich die komplette Bandbreite der Medienbildung. Da geht es einerseits um eine kritische Auseinandersetzung mit Medien, andererseits aber auch um die kreative Auseinandersetzung.«

Eine Arbeit, die wichtiger ist denn je, findet er. »Die Medienwelt ist so komplex geworden, die Dinge verändern sich so wahnsinnig schnell, dass sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene bis hin zu Senioren da einfach gewisse Kompetenzen brauchen.« Die Nachfrage an SAEK-Projekten sei hoch, sagt Helbig. Der Bedarf sei bei Weitem nicht zu decken. Die SAEK-Projekte werden überwiegend vom Rundfunkbeitrag mit rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr finanziert. Weitere Mittel kamen bisher von privaten Rundfunkanbietern. Die allerdings steigen als Mitgesellschafter aus. Nun steht das gesamte System auf dem Prüfstand.

Statt die SAEK-Projekte zu finanzieren, wird die SLM in Zukunft auf einzelne Projektförderungen setzen. Eine Entwicklung, die auch Rüdiger Steinmetz, Mitglied des Medienrats der SLM, für gefährlich hält. »Ich bin der Überzeugung, dass das bisherige ein ausgezeichnetes Konzept war, das man nicht einfach ungeprüft aufgeben sollte.« Ein Modell für die Vergabe von Kurzzeit-Projekten hält er nicht für nachhaltig. »Wir brauchen keine Projektförderung, sondern eine institutionelle Förderung von Ankerzentren, die diese Medienkompetenzzentren darstellen. Man kann, sollte und muss dieses eingespielte Modell weiterführen.«

Markus Heinker, Präsident des Medienrates der Sächsischen Landesmedienanstalt, versichert: »Die SLM wird ihre Medienkompetenzförderung unverändert mit unverminderter Intensität fortsetzen, auch über 2021 hinaus.« Das derzeitige System sei jedoch unausgewogen. »Die punktuelle Versorgung, die wir im Moment haben, führt dazu, dass es weiße Flecken in Sachsen gibt, in der die Medienkompetenzförderung der SLM sehr gering bis gar nicht vorhanden ist.« Man wolle daher zukünftig eine gleichmäßige Verteilung der Medienkompetenzförderung der SLM sicherstellen. Heinker begründet das auch mit dem Verwaltungsaufwand. Rund 50.000 Euro würden durch das Vergabesystem jährlich verbraucht. Ob die zukünftige Vergabe von kleinteiligen Projektförderungen jedoch kosteneffizienter ist, bleibt abzuwarten.

Die Neuordnung beseitige auch ein weiteres Problem: die Aufgabenteilung zwischen Kultusministerium und Landesmedienanstalt. Das Kultusministerium engagiert sich künftig mehr für die Kinder- und Jugendbildung. 
Die Landesmedienanstalt ist für die übrigen Bereiche zuständig, wie etwa die Erwachsenenbildung.

Die Ausschusssitzung der SLM hatte Anfang Januar zumindest eine Übergangsphase bis Ende 2022 empfohlen, um im Gespräch mit den Einrichtungen und Experten zu evaluieren, wie das bisherige System funktionierte – und erst dann eine neue Struktur zu errichten. Die Sitzung des Medienrats stimmte dagegen.


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