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Kultur

Rundlingsdörfer

Rund um Treben leiten idyllische Hohlwege zur Saale

  Rundlingsdörfer | Rund um Treben leiten idyllische Hohlwege zur Saale

Durch kleine und beschauliche Ortschaften zwischen Saale und Elster führt ein Ausflug zum alten Heerweg und auf einen slawischen Friedhof. Ob mit dem Zug, dem Rad oder zu Fuß - auch eine Mischung ist möglich, um die Gegend zu erkunden.

Manchmal hilft nur ein Umzug. So oder ähnlich dachten wohl die Leute in Treben irgendwann zwischen dem hohen und dem späten Mittelalter. Jahrhundertelang hatten sie auf einer Hochebene über der Saale gelebt, bis es ihnen da zu bunt oder zu ungemütlich wurde. Die Höhenburg, im 11. Jahrhundert als »burcward Trebeni« bezeichnet, im 10. Jahrhundert von Kaiser Otto als »Trebuni« beurkundet, war politisch und administrativ nicht unwichtig, bewachte sie doch den wichtigen Saaleübergang. Als das nicht mehr so relevant war, ließ es sich unten am Fuß des Berges in Dehlitz windgeschützter leben, Weißenfels war auch nicht fern. Von Treben ist eine süße romanische Kirche auf der Hochebene übrig, dort gibt es einen kleinen Friedhof. Direkt an der Südseite der Kirche sind namenlose (und grablose) Braunkohlequarzitsteine aufgestellt. Sie stammen von dem sorbischen Friedhof, den es hier bis ins 12. Jahrhundert hinein gab. Der Burgward Treben entstand vermutlich im 10. Jahrhundert, ihn schützten zwei Wälle. Der äußere ist weitgehend abgetragen, der innere Wall noch deutlich zu sehen.

Eine Radtour kann die Strecke von Leipzig aus am Kulkwitzer See entlang über Lützen, Röcken und Rippach nach Dehlitz nehmen. Oder der Ausflug startet – nach Cospudener See und Betonelster – westlich des Zwenkauer Sees in Zitzschen und passiert Dorfkirche um Dorfkirche, in Eisdorf und Starsiedel, Großgöhren und Pörsten. Auf einfacher Strecke sind knapp fünfzig Kilometer zurückzulegen, es gibt kaum Steigungen, dafür nicht viel Windschutz Richtung Westen. Kinder und alle, die lieber mit Wind im Rücken fahren, außerdem auch alle, die nicht in Dehlitz übernachten möchten, können den Zug nach Großkorbetha nehmen und sich von dort aus die gut viereinhalb Kilometer saaleaufwärts Richtung Dehlitz treiben lassen, um auf dem Elster-Saale-Radweg nach Hause zu fahren. Es besteht ebenfalls keine Pflicht, das Hochplateau mit Friedhof und Kirche radelnd zu erreichen. Hier, an der Südseite von Dehlitz, lässt sich gemütlich durch die Obstbaumblüte an sattgrünen Hängen spazieren und den Vögeln beim Singen zuhören. Auf der anderen, der nördlichen Seite des aufgeräumten Dorfs mit bemerkenswert wenigen aufgeregten Hunden geht es bergan in den alten Gutspark, in der Ortsmitte steht die Kirche ohne Turm, drei Glocken hängen daneben im Wind. Der liebevoll hergerichtete Gasthof kann vielleicht bald wieder ein Fassbier im Freisitz servieren.

Außerhalb des einstigen inneren Walls um das wüste Treben führt ein idyllischer Hohlweg von der Hochebene zur 
Saale hinunter. Dieses Stück alter Heerweg atmet fast noch mehr Geschichte als Slawen und Ottonen zusammen. Die Via Regia verband Spanien und Russland, allerdings umging die Strecke bis vor etwa tausend Jahren die sumpfige Niederung, an der sich Pleiße, Elster, Parthe und Luppe treffen. Der südliche Abzweig kreuzte die Saale beim Burgward Treben und führte über Eisdorf zur Elster bei Zwenkau. Auf diesem Weg zog das ostfränkische Heer 805 von Merseburg über Zwenkau gegen die Daleminzer. (Die Ostfranken gewannen.) Zweihundert Jahre später verlor der Abzweig seine Bedeutung, unter anderem weil sich weiter nördlich im Sumpf der Handelsplatz Leipzig entwickelte.

Zum einstigen Saaleübergang unterhalb des Burgwards hin stehen jedenfalls romantisch-verträumte Weiden, die Rippach plätschert ihrer Mündung entgegen. Auch hier singen Vögel und alles ist so hübsch wie entspannt. Entspannt geht es auch in den Dörfern Richtung Elster zu. In Poserna bei Lützen wurde Seume geboren, in Röcken stehen Nietzsches Geburtshaus und Grab und zu seinen Ehren Messerschmidts Skulpturengruppe »Röckener Bacchanal«. Die Rundlingsdörfer südwestlich von Leipzig entstanden übrigens als Kolonialdörfer zwischen 1150 und 1250. Sie heißen Buddeldörfer, weil die Ostsiedlerinnen als eine Art »Buschzulage« große Freiheiten erhielten und einen weltlich-geistlichen Anführer bestimmten, lateinisch »buttelus«, der nur dem Merseburger Bischof verpflichtet war. Verschiedene Schlachten mit verschiedenen Königen gab es hier ebenfalls, die bei Rossbach, Großgörschen oder bei Lützen zum Beispiel. Das sind jedoch Themen für andere Artikel.


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