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»Es schreiben sowieso schon zu viele Leute«


Clemens Meyer goes »Polizeiruf«: Der Autor im Gespräch über Hollywood, den Schießkeller Mockau und Geldprobleme wegen Corona

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Clemens Meyer goes »Polizeiruf«: Der Autor im Gespräch über Hollywood, den Schießkeller Mockau und Geldprobleme wegen Corona

Mit Blümchenhemd kommt Clemens Meyer in die Redaktion, um unverblümt loszuplaudern. Als wir ihn anfragten, war der Autor flugs bereit zum Gespräch. Das heißt, er ließ unsere Mail eine Woche unbeantwortet, um nach seiner Zusage-E-Mail sofort anzurufen, warum sich der kreuzer nicht meldet. Tags darauf ist das Interview im Kasten. Darin spricht Meyer nicht nur über den Hallenser »Polizeiruf«, den er für den MDR mit geschrieben hat, sondern auch über Theater, Pferderennen und warum er sich mehr Gentrifizierung für Anger-Crottendorf wünscht.

kreuzer: Schauen Sie gern »Polizeiruf«?Clemens Meyer: Die alten, ja. Ich habe eine Zeit lang jeden Sonntag geguckt, »Polizeiruf« und »Tatort«, jetzt weniger. Die DDR-Folgen interessieren mich vor allem aus historischen Gründen: Wie sah das aus, wie 
haben die Leute gelebt? Das ist ja eine Zeitreise. Wie sind die Fälle gemacht? Das ist eher unspektakulär. Ganz selten mal ein Mord, ansonsten Unterschlagung, Alkoholismus, so Alltagsgeschichten.

kreuzer: Zum 50-jährigen Jubiläum gibts ein neues Ermittlerteam in Halle – mit Peter Kurth und dem Leipziger Peter Schneider. Sie haben die Auftaktfolge »An der Saale hellem Strande« mitThomas Stuber geschrieben. Kam die Anfrage fürs Jubiläums-Drehbuch überraschend?Meyer: Ich hatte mit Thomas Stuber einen »Tatort« gemacht und wir hatten auch mal angefangen, was für Charly Hübner im Rostocker »Polizeiruf« zu schreiben. Das wurde aber aus verschiedenen Gründen nicht realisiert. Wir waren also schon am Herumwühlen, dann kam der MDR auf uns zu.

kreuzer: Gab es viele Vorgaben vom MDR?Meyer: Wer Thomas Stuber und mich engagiert, vor allem, wer mit mir arbeiten will, der weiß, dass da nicht irgendwelche Vorgaben gemacht werden können. Natürlich gibt es ein Prozedere, die MDR-Redakteure sind mit drin, aber wir wollen freie Hand haben. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass von einem Redakteur Input kommt.

kreuzer: Also assistieren die Redakteure eher als Dramaturgen?Meyer: Selbst das nicht. Als Schriftsteller ist man sowieso sein eigener Dramaturg. Du hast natürlich trotzdem welche vom Sender, die gucken. Aber dass da jemand kommt und sagt »so und so«, da wäre ich raus. So viel Geld können die mir gar nicht bezahlen.

kreuzer: In einem Interview 2017 echauffierten Sie sich über Fernsehredakteure bei den Öffentlich-Rechtlichen. Da gab es Zusammenstöße?Meyer: Zusammenstöße würde ich jetzt nicht sagen, aber man ärgert sich. Du bist halt in einer Maschinerie und es nervt. Beim NDR war es ganz schlimm. Ich muss nicht in fünf Meetings mit vier Leuten ständig meine Fälle besprechen. Das hat sich geändert. Nach zwei bei Kritik und Publikum erfolgreichen Kinofilmen und einem »Tatort« wissen die Leute, was sie an mir haben. Ich sehe mich da nicht in irgendwelchen Kämpfen, im Gegenteil, ich bin erstaunt, wie einfach alles plötzlich geht beim MDR.

kreuzer: Gibt Ihnen das zusätzliche Sicherheit, wieder mit denselben kreativen Partnern zu arbeiten?Meyer: Absolut. Zum Beispiel war klar: Das wird ein »Polizeiruf« mit Peter Kurth, der schon den »Herbert« gespielt hat. Den habe ich bei der Abschiedsfeier für Sebastian Hartmann [von 2008 bis 2013 Schauspielintendant, Anm. d. Red.] im Centraltheater kennengelernt und unter den Tisch getrunken – das schaffe ich heute nicht mehr. Mit dem zweiten Kommissar, Peter Schneider, haben wir auch schon mal gearbeitet, den kenne ich auch gut.

kreuzer: Sie haben gerade das Centraltheater angesprochen. Vermissen Sie Ihre ehemalige Talkshow »Stallgespräche« dort?Meyer: Die habe ich auch mal woanders gemacht, in München, in Halle hatten wir zwei …

kreuzer: Halle Hölle?Meyer: … Halle ist besser, als man denkt. An der dortigen Oper haben wir zwei tolle Gespräche gemacht. Das vermisse ich natürlich hier ein bisschen, aber ist eben so. Apropos Hölle, jetzt droht ja, dass der Enrico Lübbe noch mal länger bleibt. Dazu will ich mich auch gar nicht mehr äußern.

kreuzer: Der Stadtrat hat gerade seinen Intendantenvertrag verlängert.Meyer: Ich will da gar nichts Internes erzählen, aber acht Jahre sind schon lange.

kreuzer: Es werden insgesamt 15 sein.Meyer: Das ist viel zu lange. Ich hätte mir eher zehn Jahre Sebastian Hartmann gewünscht. Das war eine schöne Zeit, aber nun ist es eben so.

kreuzer: Gehen Sie noch in Leipzig ins Theater?Meyer: Wenn es ein interessantes Gastspiel gibt, gehe ich schon mal hin. Von Lübbe habe ich mir nicht ein Stück angeschaut, muss ich zugeben. Da kann ich insofern gar nicht mitreden. Aber man muss nicht alles selbst gesehen haben, um zu wissen, was für ein Geist da waltet. Vor Corona bin ich auch mal nach Berlin ins Theater, war ein paar Mal in Bochum und München.

kreuzer: Als vor gut zehn Jahren »Als wir träumten« in Leipzig uraufgeführt wurde, waren Sie noch eher reserviert gegenüber dem Theater. Das hat sich geändert?Meyer: Das stimmt, da bin ich Spätzünder. Ich habe Literatur immer gelebt und gelesen wie verrückt, mich mit Film beschäftigt, aber Theater war irgendwie hintenan. Dann habe ich gemerkt, da sind ein Haufen verrückte Leute, das macht irgendwie Spaß. Hartmann kam und meinte: »Wir wollen mit dir was zusammen
machen.« Es ist erst einmal eine andere Welt, die zu entdecken ist. Dann habe ich ganz viel nachgeholt, bin in die Volksbühne gefahren, war in Hamburg. Es ist doch noch einmal eine andere Ästhetik, die mich auch 
gefordert hat. Ich habe gemerkt, hier sind andere Sachen möglich als im Film.

kreuzer: Dennoch blieb die Ambition, Drehbücher zu schreiben?Meyer: Es war tatsächlich immer schon so – zum Beispiel, als »Als wir träumten« rauskam –, dass Leute meinten: »Das sind solche pointierten Dialoge. Warum machst du eigentlich nichts für den Film?« Ich bin Filmfan, aber das war erst mal nicht meine Priorität. Das hat dann auch Jahre gedauert, da reinzukommen. Mittlerweile bin ich an dem Punkt, wo ich merke, dass Drehbuchschreiben so schwer gar nicht ist. Es macht wirklich Spaß, ist nicht so eine elendige Quälerei wie das Prosaschreiben. Ich habe gerade ein Drehbuchprojekt, an dem ich so vor mich hin schreibe. Wenn das fertig ist, gucke ich mal. Hoffentlich kommt es nach Hollywood.

kreuzer: Ist es für Sie als erklärter Kinofan egal, ob Sie für einen Film arbeiten, der auf der Leinwand läuft oder auf dem Laptop?Meyer: Das ist natürlich unterschiedlich. Serielles Erzählen ist erst einmal anders als das Filmische, aber das ist der Literatur auch nicht fremd, wenn ich an »Als wir träumten« denke oder an »Im Stein«. Aus »Als wir träumten« hätte man eine Serie machen sollen, denke ich im Nachhinein, das ist in 120 Minuten nicht reinzukriegen. Da ging viel verloren, der Film ist eher die Punkrockversion. Aber für eine Serie war die Zeit noch nicht ganz reif. Mittlerweile habe ich ein Serienprojekt, über das ich noch nichts erzählen will, auch »Im 
Stein« war mal als Serie gedacht, aber das liegt auf Eis. Da gab es Konzepte, das schien auf einem guten Weg zu sein, dann sprang plötzlich ein Produzent ab.

kreuzer: Im Feuilleton wurden Sie lange als Vorzeige-Underdog-Ossi vorgestellt, bei der Zeit haben Sie die Rolle des Ossi-Erklärers auch erfüllt. Ist das immer noch so?Meyer: Nö. Schon bei »Im Stein« war das so, dass die Ästhetik diese Rolle nicht mehr erfüllt hat. Die Kolumne bei der Zeit im Osten war eine schöne Sache, um ein bisschen Geld zu verdienen.

kreuzer: War Ihnen das wichtig, von diesem Klischee wegzukommen?Meyer: Mich hat das, ehrlich gesagt, ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr interessiert. Am Anfang hast du es sowieso nicht im Griff. Dann kam »Die Nacht, die Lichter«, die Sache mit der Bierflasche beim Buchmessepreis, aber irgendwann hat es für mich keine Rolle mehr gespielt. Ich schreibe, was ich schreiben will. Wie das wahrgenommen wird, kann ich sowieso nicht entscheiden. Klar hast du vor der Tür die Geschichten, die dich inspirieren, aber die musst du ja trotzdem erst einmal ausdenken und aufschreiben.
Man muss trotzdem auch erst einmal recherchieren, wie zum Beispiel ein Bordell funktioniert, woher soll ich das denn wissen?

kreuzer: Für Erzählungen muss man auch recherchieren?Meyer: Ja! Zum Beispiel bei einer Erzählung über einen Lokführer, da musste ich mich ewig in entsprechenden Foren herumtreiben, um herauszufinden, wie so eine Lok funktioniert, oder den 87-jährigen Freund meiner Mutter fragen, der war Eisenbahningenieur. Für »Als wir träumten« musste ich nichts recherchieren, da musste ich überlegen, wie ich das dramaturgisch aufbaue. Wo ist die Mitte, wo der Anfang, wie entwickeln sich die Figuren?

kreuzer: Dann waren Sie selbst auch im Schießkeller, den Sie mal erwähnten?Meyer: Ja, der ist in Mockau. Da kann man sich anmelden und mit scharfen Waffen schießen. Man kann da auch essen, da ist eine Kneipe mit drin, die ist nicht schlecht. Ich war da mal mit der Sandra Hüller und dem Franz Rogowski schießen gewesen, um uns auf einen Film vorzubereiten.

kreuzer: Sind Prosaautoren besser gerüstet für Social Distancing?Meyer: Nee, komischerweise nicht. Plötzlich hockten alle allein nachts zu Hause, nicht nur ich in meiner Schreibwohnung. Das hat mich blockiert. Statt am Roman zu arbeiten, saß ich eher am Schreibtisch und trank und dann war die Nacht auch schon wieder vorbei. Nicht, dass ich gar nicht gearbeitet hätte, aber ich habe weniger geschafft.

kreuzer: Fehlte die Resonanz von draußen?Meyer: Alles ruhte. Wenn ich sonst Nächte am Stück schreibe, läuft draußen das normale Leben weiter. Ich wusste, die Leute stehen auf, es rollt, der normale Wahnsinn geht weiter. Mir fehlten dann die Energien ringsum, alles war tot, kein Mensch war da. Diese gesellschaftliche Stille hat mich überhaupt nicht inspiriert.

kreuzer: Was hat das mit Ihnen gemacht?Meyer: Ich bin dann rumgefahren, mit dem Auto, dem Rad. Ich habe mir die Tagebaue angeguckt, Pödelwitz und so etwas. Ich habe ganz Sachsen erkundet.

kreuzer: Wie alle haben Sie plötzlich die Nahziele entdeckt?Meyer: Ja, ich habe mir Schlösser angeschaut. Die Richtung Halle erkundet, war bei der Schleusenruine Wüsteneutzsch, in Merseburg. Das hat mich dann inspiriert.

kreuzer: Das Schriftstellerdasein privilegierte Sie also nicht in der Corona-Situation?Meyer: Nein. Es fehlten ja auch die Verdienstmöglichkeiten durch Lesungen und Moderationen.

kreuzer: Dann haben ja auch viele Promis angefangen zu schreiben.Meyer: Es schreiben ja sowieso schon zu viele. Die Verlagsprogramme platzen aus allen Nähten. Jetzt verschiebt sich alles, keiner weiß, wann die nächste Buchmesse stattfindet, wo man sich wieder adäquat präsentieren kann. Alles ist in der Schwebe. Wenn ich den Film jetzt nicht hätte, wäre es schwer. Der rettet mir auch finanziell den Arsch. Ich war im Frühjahr 2020 pleite. Ohne Freistaat und private Spenden wäre es aus gewesen.

kreuzer: So krass?Meyer: Ich sitze auf nichts, habe kein großes Auto oder eine Eigentumswohnung. Gut, das wäre auch etwas seltsam, wenn ich eine Eigentumswohnung hätte bei den Preisen in Leipzig. Kredite bekomme ich als Freiberufler auch nicht.

kreuzer: Wie geht man als erzählender Künstler mit Corona um? In aktuellen Filmen und Serien spielt das bisher keine Rolle.Meyer: Gute Frage! Du weißt nicht, wie du das machen sollst. Die stellt sich auch für den nächsten Polizeiruf, den wir für 2022 schreiben. Gut, man kann sagen, das spielt 2019. Oder du erfindest eine Welt, in der es das nicht gab. Mit Maske nimmst du den Schauspielern die ganze Fläche.

kreuzer: Und im Roman?Meyer: Wer war da wieder am schnellsten? Juli Zeh, in »Über Menschen« taucht das alles auf. Da wollte der Klassenstreber wieder am schnellsten sein. Sie kann einfach nicht schreiben, deshalb ist sie auch so erfolgreich. Da kann die deutsche Hausfrau – nichts gegen sie – sagen: Das verstehe ich alles, die Stereotype, da muss ich mich nicht anstrengen, das kann ich runterlesen. Der Erfolg gibt ihr recht. Aber für die großen Katastrophen braucht es seine Zeit. Wann hat man angefangen, über den Ersten Weltkrieg zu schreiben?

kreuzer: Die Spanische Grippe ist ja auch kein großes Romanthema.Meyer: Ja. Ich glaube, es sind eher die kleinen Geschichten, die wirklich groß werden.

kreuzer: Theater, Kneipe, Pferderennen: Was vermissen Sie derzeit am meisten?Meyer: Pferderennen gibt es ja komischerweise als Geisterrennen. Die vermisse ich schon stark, weil ich involviert bin. Ich bin Vizepräsident des Leipziger Reit- und Rennvereins Scheibenholz. Im Juni machen wir eins in Leipzig – mit oder ohne Zuschauer. Man ist da ja auch verpflichtet als Pferderennbahn. Wenn da aus
Köln der Auftrag kommt, eins auszurichten, dann macht man das. In die Kneipe gehe ich sowieso nicht mehr so oft, aber die Möglichkeit fehlt natürlich. Mit einem Freund mal was zu essen, eine Flasche Wein zu trinken. Eigentlich fehlt alles.

kreuzer: Besitzen Sie noch ein Pferd?Meyer: Ich habe keins mehr. Bei Wikipedia steht ja, ich hätte mehrere Pferde, aber das könnte ich mir gar nicht leisten. Ich hatte nie mehrere, maximal eins oder ein halbes.

kreuzer: Gehen Sie noch zum Fußball?Meyer: Ab und zu noch zu Chemie. RB interessiert mich überhaupt nicht. Das ist momentan der kleinste gemeinsame Nenner für Leute, die ein bisschen Geld haben, und welche, die einfach guten Fußball gucken wollen. Aber wenn ich mir die LVZ anschaue, dann ist das eine Hofberichterstattung sondersgleichen. Ich bin auch kein RB-Hasser, sich an dem Verein abzuarbeiten bringt auch nichts. Selbst wenn die Meister werden würden, tangiert mich das nicht.

kreuzer: Die Wohnung in Anger-Crottendorf ist Ihre Schreibwohnung – Sie haben noch eine?Meyer: Das ist meine gemeldete Postanschrift. Ich habe aber mittlerweile Kinder und habe auch eine Wohnung, wo die versorgt werden. Aber ich fühle mich dort noch ansässig. Und ich habe Angst, dass meine Wohnung irgendwann verkauft wird und ich rausmuss.

»Da fehlt Herrn Jung
 die Sensibilität«
kreuzer: Was mögen Sie dort?Meyer: Eigentlich nichts. Aber die Gentrifizierung dringt nur so langsam vor. Letztens habe ich gesagt: »Bitte kommt und erlöst mich!« Weil, ich wohne in der letzten Enklave, wo Crystal im Haus verkauft wird, nachts die Türen aufgebrochen werden, die Assis reinkommen. Das hat Ausmaße angenommen, dass ich am liebsten mit der Axt rauslaufen würde. Die Polizei rufen bringt nichts. So langsam werden aber ringsum die Häuser vermietet. Die Frage ist, wo die Assis dann hinsollen. Die tun mir auch leid, aber ich will nicht, dass sie meine Arbeitsruhe stören.

kreuzer: So schlimm?Meyer: Ja, die klettern durch die Keller rein. Rumms, Scheibe eingeschmissen. Darum rufe ich: »Bitte kommt nach Anger-Crottendorf!« Wenn da junge Leute mit Mate rumsitzen, dann trauen sich die Dealer nicht mehr, das ist ihnen zu öffentlich. Crystal ist keine schöne Droge.

kreuzer: Also lieber Mate statt Crystal?Meyer: Einigen wir uns auf Sternburg-Bier. Wobei: Das konnte ich auch noch nie trinken. Das habe ich mit 16 getrunken, das hat gereicht. Wobei, eiskalt gings.

kreuzer: Leipzig hat sich extrem verändert – wie sehen Sie das?Meyer: Die Stadtpolitik hat versagt, die Stadt ist komplett versaut worden. Der Brühl ist eines der größten baulichen Verbrechen, die der Bürgermeister zu verantworten hat. Das ist unfassbar, wo ich nur denke: Einfach wegsprengen! Da wurde nicht aufgepasst, auch an anderen Stellen in der Innenstadt. Da fehlt Herrn Jung einfach die Sensibilität als Nichtleipziger. Man hätte sicher auch gegen das große Kapital gewisse Möglichkeiten gehabt. Das Mietproblem kennen alle, dass die Stadt in der Hand einiger Immobilieros ist, die dann bei RB in der Loge sitzen. Immerhin kaufen sie Kunst. Ich kenne Künstler, die davon gelebt haben.

kreuzer: »Im Stein« spielt in Halle, ist da das etwas räudigere Flair, das Sie in Leipzig vermissen?Meyer: Das ist ein zusammengeschmolzener Hybrid aus Halle und Leipzig, ja. Das Bahnhofsviertel ist noch ein bisschen räudiger. Aber Halle ist auch sehr bürgerlich. Ich mag Halle. Es wird sowieso so sein, dass die Leute rausziehen, weil sie sich hier nichts mehr leisten können. Letztens war ich in Zeitz, das war auch schön.

kreuzer: Da gibt es ja auch schon Zuzug aus Leipzig, der Zug ist wohl bald abgefahren.Meyer: Es sah noch relativ leer aus. Und ich war in Grimma, auch nicht schlecht. Aber ich habe in beiden Orten auch Unschönes gesehen. Dort bist du noch in Sachsen, hier bist du in Sachsen-Anhalt.

Dieses Interview erschien zuerst in der Mai-Ausgabe des kreuzer 05/21.


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