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Kultur

Kochen gegen das Heimweh

»Salma, die syrische Köchin« erzählt vom Ankommen in Deutschland

  Kochen gegen das Heimweh | »Salma, die syrische Köchin« erzählt vom Ankommen in Deutschland

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal liest Familienredakteur Josef Braun »Salma, die syrische Köchin« von Danny Ramadan und Anna Bron. Dabei lernt er das Gericht Foul Shami kennen und folgt der jungen Protagonistin Salma durch ein verregnetes Hamburg.

Salma hat Sehnsucht – nach dem schönen Haus in Syrien und den sonnigen Tagen dort. Das Leben in ihrer neuen Heimat, einer Geflüchtetenunterkunft in Hamburg, wo es ständig regnet, fällt ihr schwer. Besonders weil ihr Vater noch nicht bei der kleinen Familie ist und die Mutter aufgehört hat zu lachen. Salma vermisst das Lachen der Mutter, das »wie die Glocken an den Fahrrädern der älteren Jungs« klingt und beschließt ihr eine Freude zu bereiten. Gemeinsam mit anderen Menschen in der Unterkunft überlegt sie, womit sie ihre Mutter überraschen könnte. Am Ende kommt sie auf Foul Shami, ein syrisches Gericht, das beide seit ihrer Ankunft in Hamburg nicht mehr gegessen haben.

[caption id="attachment_126779" align="alignright" width="200"] Salma, die syrische Köchin, Foto: Orlanda Verlag[/caption]

Auf kluge und äußerst einfühlsame Weise erzählt Danny Ramadan in »Salma, die syrische Köchin«, was es für geflüchtete Kinder bedeutet, in einem fremden Land anzukommen. Während die Eltern damit beschäftigt sind, eine Existenz aufzubauen, müssen sich die Kinder an die unbekannte Situation gewöhnen und mit dem Verlust ihrer einstigen Heimat klarkommen. Weil ihnen zudem das Erlernen der neuen Sprache leichter fällt, dolmetschen sie gerade in der ersten Zeit häufig für ihre Eltern, übernehmen also Aufgaben, für die sie eigentlich zu jung sind. Wie überfordernd das sein kann, äußert sich an verschiedenen Stellen im Buch, in denen Salma die Geduld verliert mit ihrem Gericht und dem neuen Land, in dem niemand arabisch spricht.

Der »positiven Weiterentwicklung der Welt ohne Vorurteile eine freie Bühne geben«, das hat sich der Berliner Verlag Orlanda zum Ziel gesetzt. In »Salma, die syrische Köchin« wird er diesem Ziel mehr als gerecht. Wie hier sowohl erzählerisch als auch in den Illustrationen verschiedene Identitäten erzählt und miteinander verbunden werden, das ist großes Schauspiel für junge Lesende. Ohne erhobenen Zeigefinger gelingt Danny Ramadan und Anna Bron eine universale Geschichte über Flucht, Ankommen und Miteinander, die in ihrer subtilen Aufmachung und den wunderschönen Bildern ihresgleichen sucht.


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