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Kultur

Neues Leben in der Ponyschänke

In Reudnitz gibt es Essen aus dem Whiskyglas

  Neues Leben in der Ponyschänke | In Reudnitz gibt es Essen aus dem Whiskyglas

Der Tumbler in Reudnitz kocht kulinarisch polyglott – alles kommt im Whiskyglas an den Tisch. Perfekt, um Stück für Stück den Hunger zu stillen.

Warum eigentlich Essen in Gläsern? Ganz einfach. So ein Whiskyglas ist klar und geradlinig, praktisch platzsparend und sehr ansehnlich. Ganz wie der Tumbler selbst – der ist freundlich, entspannt und hell, ganz und gar Kiezlokal und doch offen für die Welt, allgemein wie kulinarisch. Das Bekenntnis zu Reudnitz prangt als Graffito überm Sofa und ergab sich aus guter Vernetzung. So wie auch der Standort. Die frühere Pferdeschmiede beherbergte irgendwann mal die alteingesessenen Reudnitzern noch bekannte Ponyschänke (»Essen Sie Pferd?«), ehe sie für zwanzig Jahre in den Dornröschenschlaf versank. Eigentlich sollte nach der Sanierung ausdrücklich nichts Gastronomisches einziehen, doch Meriyam Ahbels Konzept überzeugte. Und so hat sie mit viel Herzblut und persönlichem Einsatz am Mobiliar gemeinsam mit Philipp Räthe den gastfreundlichen Ort geschaffen, der im Viertel viel Anklang und Unterstützung findet. Denn allzu verwöhnt ist man abseits der Eisenbahnstraße nicht mit interessanten, angenehmen Lokalitäten.

Das Schöne an den Tumblern ist außerdem: Man kann sich peu à peu durch die 15 Gerichte der Karte naschen und so ganz nach tagesaktuellem Hunger einen mehr oder weniger gehaltvollen Abend verbringen. Da passt es, wenn – ganz nach Art orientalischer Meze – mehrere Personen viele kleine Speisen bestellen und Warmes und Kaltes, Käse und Wurst, Spanien und Korea, Nordindien und Tunesien zum Probieren auf dem Tisch stehen.

Besonders beliebt ist das Gulasch – zu Recht. Das Fleisch ist herrlich mürbe, die Sauce würzig und wie versprochen fruchtig, die Feigen darin verleihen dem Ganzen ein körniges i-Tüpfelchen. Die vegane Gazpacho ist ein sommerliches Gedicht, der Sellerie bleibt dezent im Hintergrund, die Melone gibt der Suppe Tiefe, der nachzuschmecken sich lohnt. Hübsches Extra: die Petersilie im Eiswürfel. Und FCK Corona, ebenfalls vegan, ist ja irgendwie fast ein Muss. Die Süßkartoffel-Kichererbsen-Bällchen auf Coleslaw überzeugen und sättigen angenehm. Aber auch einfach nur mit einem frischen Rossdorfer Sommerbier oder gleich einem ganzen Liter Margarita lässt sich drinnen wie draußen ein sehr gechillter Abend ums Eck verbringen.

Dieser Text erschien zuerst in der August-Ausgabe des kreuzer 08/21.


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