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Kultur

Raum für Experimente

Das Kinostarts dieser Woche im Überblick

  Raum für Experimente | Das Kinostarts dieser Woche im Überblick

In dieser Woche öffnet das Luru-Kino endlich wieder seinen Saal. In den übrigen Kinos läuft derweil die leichtfüßige Geschichte über eine Rosenzüchterin, die sich auf neue Mitarbeiter aus dem Resozialisierungsprogramm einstellen muss. Außerdem ab sofort zu sehen ist der Film »Ein nasser Hund«, in der Regisseur Damir Lukačević die Geschichte eines jüdischen Jungen in einer Gruppe muslimischer Jugendlicher erzählt.

Nachdem das »Gegenkino« bereits für volle Ränge sorgte, öffnet das Luru-Kino auf dem Spinnereigelände in dieser Woche auch wieder regulär den Saal. Das heißt, Leipzig ist ab sofort um eine Leinwand reicher und damit um eine Spielstätte für kleine Filme zum Entdecken. Den Anfang macht passenderweise nach der coronabedingten Schließung der Dokumentarfilm »Die Welt jenseits der Stille«, der an zwölf Orte rund um die Welt im ersten Jahr der Corona-Pandemie führt. Außerdem ist der Berlinale-Gewinner »Doch das Böse gibt es nicht« zu sehen, sowie der vielfach preisgekrönte tschechische Film »The Painted Bird«, in dem ein jüdischer Junge auf der Suche nach Zuflucht durch Osteuropa irrt.

Der Film beginnt mit dem Scheitern und endet mit Tränen der Rührung: Mit ihrer Züchtung verliert die egozentrische Madame Vernet den alljährlichen Rosenzuchtwettbewerb. Während ihr Familienbetrieb um sein Überleben kämpft, blüht die Konkurrenz prächtig und hält dabei eine besonders edle Rose unter Verschluss. Um ihrer Vorgesetzten zu helfen, stellt Madame Vernets Assistentin Vera im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms drei neue Mitarbeiter ein: Fred, Nadège und Samir. Einen harten Typen in Adiletten, eine schüchterne Maus und einen älteren Herrn, der auf nichts als einen unbefristeten Arbeitsvertrag pocht. Anfangs ist Madame Vernet empört, dann weckt Fred jedoch ihr Interesse, als sie entdeckt, dass neben seiner Leidenschaft für Lagerdiebstähle noch ein ganz besonderes Talent in ihm schlummert. Man kennt das Spiel: Es gilt einen Wettbewerb zu gewinnen, bei dem die Chancen eingangs gering stehen und eine vorhersehbar unvorhergesehene Herausforderung den enthusiastisch geschmiedeten Plan erschweren. Dem Regisseur Pierre Pinaud gelingt es jedoch, mit den Erwartungen des Publikums zu spielen – und sie eintreffen zu lassen, wenn auch mit leichten Wendungen. Nur in Frankreich, dem weltweiten Marktführer der Luxusindustrie und einer im europäischen Vergleich erhöhten Arbeitslosenquote, lässt sich ein Film über die Rosenzucht in Form einer Sozialkomödie realisieren. An manchen Stellen hinkt der französische Humor jedoch; da wird dann schon mal aus einem Wutanfall heraus der Angestellten ein Energy Drink weggetrunken. Alles in allem eine leichtfüßige, aber unterhaltsame Auseinandersetzung mit Themen wie prekären Arbeitsbedingungen, Familienbeziehungen und sozialer Schicht.

MICHELLE SCHREIBER

»Der Rosengarten von Madame Vernet«: ab 9.9., Passage Kinos, Kinobar Prager Frühling, Regina Palast, Markthalle Plagwitz

Als Soheil (Doğuhan Kabadayı) in den Wedding zieht, ist seine Religion eigentlich kein Thema für ihn. In seinem iranischen Elternhaus wird der jüdische Glaube nicht praktiziert. Die Eltern führen eine Schneiderei, haben sich angepasst. Sie lassen dem 16-Jährigen alle Freiheiten, sich einzuleben. So lernt Soheil bald die Gang von Husseyn (Mohammad Eliraqui) kennen, eine Gruppe muslimischer Türken. Mit ihnen zieht er um die Häuser, legt sich mit einer rivalisierenden Gang an und verliebt sich in das türkische Mädchen Selma (Derya Dilber) aus der Parallelklasse. Seine Guerilla-Aktionen als Sprayer »King Star« bringen ihm Respekt unter den neuen Freunden. Bis er ihnen gesteht, dass er kein Moslem ist, sondern Jude. Basierend auf dem 2010 veröffentlichten autobiografischen Roman »Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude« von Arye Sharuz Shalicar erzählt Damir Lukačević (»Transfer«) vom alltäglichen Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen. Sein Film kann mit einigen bemerkenswerten jungen Darstellern aufwarten. Viele von ihnen stehen zum ersten Mal vor einer Kamera. Besonders von Hauptdarsteller Doguhan Kabadayi, der hier sein Schauspieldebüt gibt, wird man mit Sicherheit noch mehr sehen. Die Welt der Jugendlichen fängt die Kamera von Sten Mende (»Dark«) gelungen ein, die Generation der Eltern spielt eine untergeordnete Rolle. Einzig Kida Khodr Ramadan als Vater hat Einfluss auf Soheil. Aber auch er kann nur zusehen, wie sich sein Sohn verändert. Die Konsequenz aus dem Erlebten, die Shalicar in seinem Buch schildert, erschließt sich dagegen im Film nicht. Zu groß ist die Geste, mit der Lukacevic, der auch das Drehbuch verfasste, den Wandel von Soheil vom Opfer zum Kämpfer inszeniert.

»Ein nasser Hund«: ab 9.9., Cineplex

Weitere Filmtermine der Woche Das andere Leben - Schule, Kindheit und Jugend in der DDR (D 2020, Dok) - Globale

Peterskirche Donnerstag 09.09., um 20:00 Uhr

Napoleon Dynamite

(USA 2004)

Absurde Independent-Komödie um Highschool-Loser Napoleon, der sich mit seinem Bruder und seinem fiesen Onkel herumplagen muss und nebenbei einen neuen Kumpel zum Schulsprecher avancieren lassen möchte. R: Jared Hess; D: Jon Heder, Efren Ramirez, Jon Gries, USA 2004, 86 min

Open Air in der Spinnerei Donnerstag 09.09., um 20:00 Uhr

Die Abenteuer des Prinzen Achmed

(D 1926) - live vertonter Stummfilm - Ostlichter

Phantastischer Stummfilmklassiker von Lotte Reiniger. - live vertonter Stummfilm - Ostlichter R: Lotte Reiniger, D 1926, 65 min

Bürgergarten Meißner Straße Freitag 10.09., um 20:00 Uhr

Je suis Karl

(D/CZ 2020) - in Anwesenheit des Regisseurs und Drehbuchautors

Ein Terroranschlag zieht Maxi in den Bann einer extremistischen Bewegung. Premiere am 10.9. mit Regisseur Christian Schwochow, Drehbuchautor Tom Wendrich und Darstellern. Am 19.9. mit anschließendem Gespräch mit Experten und Expertinnen zum Thema des Filmes. R: Christian Schwochow, D: Luna Wedler, Jannis Niewöhner, Milan Peschel, D 2019, 126 min

Passage-Kinos Freitag 10.09., um 20:30 Uhr

Now (D 2020) - anschließend Publikumsgespräch

Im Dokumentarfilm »Now« trifft Kult-Fotograf Jim Rakete auf sechs junge Klimarebellen aus der sogenannten Generation Greta: Luisa Neubauer (Fridays for Future), Felix Finkbeiner (Plant for the Planet), Vic Barrett (Youth v. Gov), Marcella Hansch (Pacific Garbage Screening), Nike Mahlhaus (Ende Gelände) und Zion Lights (Extinction Rebellion). Warum sind sie Aktivisten geworden? Was motiviert sie? Was steht auf dem Spiel? Ein Film, der zur Nachahmung anstachelt - damit die Generation von heute auch morgen eine Zukunft hat. - 20. Filmkunstmesse R: Jim Rakete, D 2019, Dok, 79 min

Kinobar Prager Frühling Freitag 10.09., um 18:00 Uhr

Shorts Attack: The Sound of Music - neun Kurzfilme

UT Connewitz Freitag 10.09., um 20:00 Uhr

Silence Radio

(MEX/CH 2019, Dok) - Globale

Die Filmemacherin Juliana Fanjul erzählt in ihrem Dokumentarfilm vom gefährlichem Kampf für die Wahrheit der mexikanischen Radiomacherin Carmen Aristeguls. - Globale R: Juliana Fanjul, MEX/CH 2019, Dok, 82 min

Ost-Passage-Theater Freitag 10.09., um 20:00 Uhr

The Last To Leave Are The Cranes

(D 2020; OmU)

Gemeinsam mit ihrem Freund Mo macht sich eine chilenische Frau auf die Spuren ihrer Wurzeln in Europa. Mit Kurzfilm und anschließendem Filmgespräch. R: Emilie Girardin, D: Natalia Miranda, Morín González Mena, Gildas Boursin, D 2020, 65 min

Sommerkino im Hildegarten Freitag 10.09., um 20:00 Uhr

A-ha - The Movie

(D/NOR 2021, Dok)

Dokumentarfilm über die erfolgreichste schwedische Band der Achtziger. R: Thomas Robsahm, D/NOR 2021, Dok, 90 min

Passage-Kinos Samstag 11.09., um 18:30 Uhr Sonntag 12.09., um 13:00 Uhr Kinobar Prager Frühling Dienstag 14.09., um 18:00 Uhr

Das Erbe des Dr. Heine

(D 2021, Dok) - mit Filmgespräch - Sommerkino der Schaubühne Lindenfels

Der Film betrachtet das Wirken Carl Heines und die damit verbundene Entwicklung der Stadt Leipzig, besonders des Leipziger Westens. Er spannt einen Bogen von 1816, als sich Carl Heines Vater in Leipzig niederließ, bis heute. Am 11.9. Premiere mit Gästen. R: Tilo Esche, D 2021, Dok

Markthalle Plagwitz Samstag 11.09., um 21:00 Uhr Schaubühne Lindenfels Sonntag 12.09., um 15:30 Uhr

Kabul, City in the Wind

(AFG/D/J/NL 2018, Dok) - Globale

Der Dokumentarfilm taucht anhand der Leben zweier Jungen, eines Busfahrers und eines Polizisten in die zerrissene Hauptstadt Afghanistans ein.- Globale R: Aboozar Amini, AFG/D/J/NL 2018, Dok, 88 min

Bürgergarten Meißner Straße Samstag 11.09., um 20:00 Uhr

Einfach leben

(D 2013, Dok)

Ein Campingplatz in Paderborn, ein Wagenplatz in Leipzig: Der Regisseur Matthias Werner porträtiert Menschen in alternativen Wohnformen. Mit Vorfilm. R: Matthias Werner, D 2013, Dok

Sommerkino im Hildegarten Sonntag 12.09., um 20:00 Uhr

Landretter

(D 2019, Dok) - Flimmergarten

Dokumentation über die Situation der Dörfer in Deutschland und das Engagement vieler Dörfler in ihrem Alltag - Dok Day R: Gesa Hollerbach, D 2019, Dok, 83 min

Bürgergarten Meißner Straße Sonntag 12.09., um 20:00 Uhr

Oscar Shorts 2021: Animation - acht Kurzfilme

UT Connewitz Sonntag 12.09., um 20:00 Uhr

Sommer 85

(F 2020)

Der neue Film von François Ozon erzählt von einer tragischen Sommerliebe in den Achtzigern. R: François Ozon, D: Félix Lefebvre, Benjamin Voisin, Philippine Velge , F 2020, OmU, 101 min

Regina-Palast Sonntag 12.09., um 17:00 Uhr

Electric Cinema: Kinowanderungen

Mobiles Kino im öffentlichen Raum.

Richard-Wagner-Platz Montag 13.09., um 21:00 Uhr

18 Kühe zwischen zwei Fronten

(PAL/CAN/F 2015, Dok) - Globale

Dokumentarfilm über einen Protest der besonderen Art im jahrzehntelangen Konflikt zwischen Israel und Palästina. - Globale R: Amer Shomali, Paul Cowan, PAL/CAN/F 2015, Dok

Peterskirche Mittwoch 15.09., um 20:00 Uhr

Moritzkino: Sonic The Hedgehog Moritzbastei Mittwoch 15.09., um 21:00 Uhr

The Judge

(USA 2017, Dok; OmeU) - im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Screening Religion« - mit anschließender Diskussion

Dokumentarfilm über Kholoud Al-Faqih, die erste Richterin an Shari'a-Gerichten. - im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Screening Religion« - mit anschließender Diskussion R: Erika Cohn, USA 2017, Dok, OmeU, 76 min

Cinémathèque in der Nato Mittwoch 15.09., um 19:00 Uhr


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