LOGBUCH | INHALT Inhaltsverzeichnis F O T O : I I C H R S T A N E G U N D L A C H F O T O : I I M N T T A K A N D L B A U E R MAGAZIN 06 n Gedanken voauselaufen: Jan 20 Das Aufzeien des Mölichen: Röhnert schreibt aus dem Nachtzug nach Wien Autorin Kaśka Bryla hat gelernt, Lebensrealitäten und Schreiben zu verbinden – ein Essay 08 »Bei mi ist de Faden o abeissen«: Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Ana Marwan übers Weben und Schreiben, über Spiegelbilder und Erinnerungen 12 »Auf die Spitze teiben«: Katja Gasser, künstlerische Leiterin des Gastlandau ri s Österreichs, unterwandert literarische Klischees 14 »Man muss veschnaufen düfen«: Schri steller Michael Stavarič über Interpunktion und Erwartungsfreiheit 15 »Keissäensatze en nicht unähnlich«: Textauszug aus Michael Stavaričs neuem Roman »Das Phantom« 16 Genzen übewinden: Evelyn Schalk scheitert am Begriff der »österreichischen Literatur« 18 »ch wollte den Text nicht veblödeln«: Nicolas Mahler erzählt, wie er Romane künstlerisch zu Comics adaptiert 22 »Spielt ein eienes Spiel«: Übersetzerin Olga Radetzkaja weiß, wie man die Sprache aus der Reserve lockt 24 Zwei Ausezeichnete: Der Kurt-Wolff - Preis 2023 geht an den Alexander- Verlag Berlin und den Elif-Verlag 26 Am Puls de Liteatu: Alle Verlagswege führen früher oder später nach Berlin 30 Meh als eine kone: Ein neues und ein altes Buch widmen sich Susan Sontag 31 Fische Wind: Die Niederlande sind erst 2024 Buchmesse-Gastland – stellen sich aber schon mal vor 32 Die Antiquaiatsmesse 2023: Neustart in den Salles de Pologne 33 De Antiquaiatsundan 2023 IMPRESSUM kreuzer Spezial – Die Frühjahrsausgabe des logbuch 2023 erscheint als Gesamtbeilage im Aprilheft von kreuzer und Journal Frankfurt sowie in der Aboauflage von Sax Dresden Herausgeber: KREUZER Medien GmbH Leipzig Verlagsleitung: Egbert Pietsch, Tel. (0341) 2 69 80 70 Chefredaktion: Benjamin Heine (V.i.S.d.P.) Redaktion dieser Beilage: Linn Penelope Micklitz Gestaltung/Satz: DIE WERFT Kommunikationsdesign, Chris Schneider, Tanja Kirmse Produktionsleitung: Andrea Kathrin Kraus, Tel. (0341) 2 69 80 42 Serviceredaktion: Luzie Gänslmayer, Tel. (0341) 2 69 80 22 Texte von: Be ina Baltschev, Josef Braun, Kaśka Bryla, Thorsten Bürgermann, Eva Burmeister, Sven Crefeld, Thore Freitag, Anne Hahn, Marcel Hartwig, Benjamin Heine, Nils Kahlefendt, Anja Kleinmichel, Anna Kow, Julia D. Kram- mer, Andrea Kathrin Kraus, Martina Lisa, Marlene Losch, Linn Penelope Micklitz, Sarah Nägele, Egbert Pietsch, Tobias Prüwer, Pauline Reinhardt, Jan Röhnert, Evelyn Schalk, Bri Schlehahn, Hanna Schneck, Suse Schröder, Joachim Schwend, Fabian Schwi er, Michael Stavarič, Heidi Stecker, Lars Tunçay, Wanda Wagner, Philipp Wille, Frank Willmann, Juliane Zöllner Fotos von: Anton Arnold, Jürgen Bauer, Apollonia T. Bitzan, Dominik Butzmann, Ebba Drolshagen, Dünnhaupt Digital, Christiane Gundlach, Anne e Hornischer/American Academy Berlin, Hotel Michaelis Leipzig, Gaby Jongenelen, www.kreuzer-leipzig.de A N Z E I G E 4

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O S ( 2 ) : I I Ö S T E R R E C H S C H E N A T O N A L B B L O T H E K / P C H L E R I I I I Abtreten: Schaukasten im Literaturmuseum der österreichischen Nationalbibliothek Nachtzug nach Wien Der Leipziger Autor Jan Röhnert reist zum Handke-Podium Es ist die Nacht auf den 1. Dezember, ich bin ins Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek zu einem Podium über Pe- ter Handke eingeladen, der am 6. Dezember 2022 seinen 80. Geburtstag feiert. Um nach Wien zu kommen, bediene ich mich jedoch nicht Hand- kes Lieblingsvehikel, des Überlandbusses, sondern bevorzuge den Nacht- zug. Eine Minute vor Mitternacht steige ich am Leipziger Hauptbahn- hof in den roten Doppelstockintercity, er kommt aus Berlin oder Halle hinab und ist schon zur Hälfte belegt. Im oberen Stock presse ich meine Knie gegen die Hartschale des Vordersitzes. Am Fenster driften die Lich- ter der Leunawerke vorbei. Magnesiumgrelle Fixpunkte, wie in die Luft montiert nach einem unbekannten Muster, einer Struktur, die noch durchschaut werden muss. In Ausdehnung, Höhe oder Tiefe unbe- kannt, beleuchten sie weder Bäume noch Tiere noch Menschen, Lichter an Türmen, Masten, Stangen, Stahlbehältern und Raffinerieflammen- schloten. Mal drücke ich meine Knie gegen den Fensterrahmen, mal drehe ich mich gekrümmt zum Nebensitz, auf dem mein Rucksack steht. Jena, Lichtenfels, Erlangen, Nürnberg sind als Leuchtschrift an- gezeigte Städtenamen ohne Bild. Kurz nach sieben, vor dem Eintreffen in Regensburg, beginnt Blässe den Himmel aufzuklaren: Langsam wird der Nachtschleier weggezogen. Formen werden erahnbar – »dann, als ich kopfüber den Pfad hinunterstolperte, war da plötzlich eine Form«, beginnt Handkes »Langsame Heimkehr« –, treten die gesträubten Um- risse von Bäumen, die Linien von Häuserquadern hervor. Donauland. Ich frage mich, an welchem Punkt der Nacht der Zug die Wasser- scheide überschritten hat. Straubing: aufgebaggerte dunkle Erde, gelbe Bagger, weiße Häuserrei- hen. Gefrierpunkt: die fragile Eishaut der Pfützen. Raureifäcker. Ich er- innere mich, wie ich am Abend die Amsel auf dem Ast über der Vorgarten- wiese singen sah. Hier am Donaufenster Rallen und Krähen als Jahres- zeitbegleiter. Diesig-dunstig in der Ebene verliert sich der Fluss, im Os- ten Bergkammlinien, der Bayerische Wald? Die Donauwiesen vor Passau. Die Schienen parallel zum Fluss, und durch das überwachsene Gleisbett gelichtete Baumreihen, Gras- streifen und Asphalttrassen bis dicht ans Ufer heran. Hoher Pegel, f lacher Deich. Das Wasser wie stehend, träge, keine Fließrichtung auszumachen. Steingehauener moosbewachsener heraldischer Löwe von der Straße aus den Fluss überblickend. Nebelschwaden über dem Fluss, dichter am jenseitigen Ufer im hügelansteigenden Felder- grün. Verladehafen. Passau Hauptbahnhof. Am Nebengleis Frau in oranger Weste und blauer Wattehose, bohrt und bohrt sich in den Zähnen, verloren, einzige Person am Bahnsteig. Niederösterreich, weite wellige offene Gegend mit großen einzelnen schemenartigen Höfen auf flachen Anhöhen, Baumkuppen, einzelnen Bäumen in der Ebene, Felderhängen, grauen Silagenhallen, grauem Wol- kenloden darüber. Nördlich, nordöstlich von hier, hinterm Horizont, müsste Adalbert Stifters Böhmerwald sein. Ich weiß nicht, ob die beiden Studenten auf der Nachbarbank schon einmal von Stifter gehört haben. »Ich möchte erst einmal wohin, wo ich später nicht dauerhaft leben will, Singapur oder Malaysia zum Beispiel«, sagt der eine zum anderen. Wir erreichen Linz in neubauverschachtelter Bahnhofshässlichkeit. Am Bahnsteig ein Paar mit Kind zwischen sich. Strenger Brillenblick des Manns in seiner blauen Jacke. Vor St. Pölten hügelig geschwungene Wald- und Wiesenstücke. Viertel nach zehn treffen wir in Wien ein. Der Stadt- rand, Wien-Meidling, von modernen gläsernen Funktionsquadern zuge- stellt. Großes Gräberfeld zur Rechten. Der Hauptbahnhof ist das Tor zum inneren Wien. Ich biege in die Canettistraße, zehnter Stadtbezirk, ein, lasse Belvedere und Botanischen Garten westlich liegen, überquere die 6 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN »Ich wollte immer im Verborgenen schreiben« Ana Marwan im Gespräch über Menschen ohne Gesicht, Romantisierung und einen Umzug nach Wien ohne Widder 8 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Jahre zu campen, und es ist immer wieder der Hor- ror. Ich war gerade, deswegen weiß ich es noch. Aber wenn du es vielleicht jedes Jahr machst, würdest du gut drin. Manchmal würde ich auch bestimmte Sachen gerne öfter machen, um sie zu üben. Aber ich schaffe das nicht alles auf einmal und ich will nicht die ganze Zeit denken: Ich habe nicht ge- nug Zeit. Deswegen mache ich nur wenige Sa- chen und denke mir: Im nächsten Leben ma- che ich das. Ich habe oft so eine Vorstellung von Parallelwelten. Zum Beispiel wenn ich auf einer Gabelung stehe, und ich laufe links, dass ich in einer Parallelwelt rechts gehe. Ich hatte das schon, als ich klein war. Zum Beispiel war meine Mutter sehr vorsich- tig und hat mich ständig vor allem gewarnt. Und manchmal, wenn ich dachte, es hätte etwas passieren müssen, und es ist nichts passiert, da dachte ich: Scheiße, vielleicht bin ich jetzt in ei- ner Parallelwelt gestorben, und meine Mutter ist dort voll traurig. Es gibt ein Buch, das nach diesem Prinzip funktio-niert: »4321« von Paul Auster. Da wird das Leben eines Kindes erzählt, in gewissen Al- tersstufen, aber jede Stufe wird mehrfach erzählt, weil es ganz viele verschiedene Szenarien gibt, die alle eintreten, nebeneinander. Ich kriege so oft einen Hinweis auf Paul Auster, dass ich dachte, das muss ja mein Schriftsteller sein. Er hat manchmal ähnliche Vorstellungen. Aber wir schreiben trotzdem ganz anders und über andere Dinge. Sie geben jetzt die Literatur und Kritik heraus, ein Magazin mit langer Geschichte … Anfangs dachte ich auch: Das hat so eine lange, lange Tradition – ich kann nicht machen, was ich will, ich habe eine Verantwortung dieser Ge- schichte gegenüber. Und dann ist alles auf mich eingestürzt innerhalb kür- zester Zeit. Ich habe den Preis (Bachmann-Preis, Anm. d. Red.) gewon- nen und mein Buch wurde übersetzt … Ich bin durch den Stress jetzt weniger vorsichtig. Mir ist einfach wichtig, dass ich die Beiträge interes- sant finde und dass sie qualitativ gut sind. Ich freue mich dann sehr, wenn das Heft fertig ist, weil es eine kollektive Arbeit vieler Autoren ist. Was ist denn eigentlich österreichische Literatur? Also, ich glaube gar nicht an Nationalitäten heutzutage, da die Welt so offensichtlich ein globales Dorf ist. Deswegen habe ich mir gedacht: Ich möchte auch bei der nächsten Ausgabe der Literatur und Kritik mit Schwer- punkt Österreich nicht über das Land reden. Ich habe mich in Frag- mente geflüchtet und sammle Schilderungen von einzelnen großen und kleinen Orten. Ein Reiseführer, basierend auf Gefühlen und Erinnerun- gen der Autor:innen. Das Umfeld prägt uns zweifellos sehr, aber vielleicht der Ort mehr als die Nation. »Verpuppt« wurde ja ins Deutsche übersetzt, wohingegen Sie den »Kreis des Weberknechts« auf Deutsch geschrieben haben. Wie ist das, eine Übersetzung des eigenen Werks in einer Sprache zu lesen, die man selbst fließend spricht? Gestern bei der Lesung ist mir spontan ein Vergleich eingefallen. Es war ein ganz neuer Gedanke, aber ich finde ihn komisch passend: Es ist ein bisschen so, als wenn man klein ist und einen Kanarienvogel hat, der stirbt Manchmal schaue ich meine Hände an und kann einfach nicht glauben, dass ich die mein ganzes Leben lang haben werde. Diese Hände, die ich schon als Kind hatte … Das erinnert mich an meinen Kung-Fu-Trainer, der die ganze Zeit von den Händen einer Frau gesprochen hatte. Ich habe gefragt: War sie schön? Und er sagte: Ja. Ihr Gesicht war nicht schön, aber ihre Hände waren perfekt. Sie leben auf dem Land, richtig? Wir sind letzten Monat umgezogen nach Wien. Mit oder ohne die Widder? Sie sind jetzt bei einem Bauern, ich besuche sie einmal die Woche. Sie ma- chen jetzt mit bei einem Biodiversitätsprojekt und werden statt eines Rasenmähers eingesetzt. Die fahren von Weide zu Weide und grasen al- les ab. Ich glaube, sie sind glücklich. Aber ich kann sie nicht freilassen. Ich denke viel zu viel an sie, wie eine besorgte Mutter. Die Kinder gehen studieren … und man fragt sich ständig: Essen sie eh gut? Ist die Arbeit an der Zeitschrift Literatur und Kritik der Grund für den Umzug? Das hatte ganz pragmatische Gründe: Mein Mann arbeitete an der slowa- kisch-österreichischen Grenze. Jetzt, da er gekündigt hat, hatten wir keinen Grund mehr dort zu bleiben. Ich habe am Ende ziemlich gelitten, ich war wirklich einsam, alles war braun, vor allem im Winter. Die Fel- der braun und unendlich weit. Die Hasen, die Rehe. Unser Hund ist auch braun, aber das nehme ich ihm nicht übel, er ist perfekt. Und in Wien haben wir einen Park mit zwanzig Arten Bäumen. Im Dorf hatten wir nur Zitterpappeln, es war so eine nervöse Stimmung. Und es hat nicht mal zwei Wochen gedauert, die ich in Wien war, da habe ich angefangen diese Vorstellung zu romantisieren. Dann schaue ich mir Fotos an und sage: Mann, wie schön war es dort. Ich war früher mal in einem Wald voller Moos und bin auf diesem Teppich gegangen. Das Licht kam durch die Baumkronen und war wie im Mär- chen … und dann merke ich, dass um die vierzig Mücken auf mir sitzen und mein Blut saugen. Als ich mir später die Fotos anschaute, dachte ich: Mann, es war so schön! Die Mücken sieht man auf dem Foto eben nicht. Ein Freund von mir war in der Arktis, und die Fotos waren atem- beraubend, aber er sagt, es war so kalt, dass er jede Sekunde gelitten hat. Man vergisst solche Sachen aber auch wieder. Ich versuche alle fünf 10 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O : I I M N T T A K A N D L B A U E R Meaoiswiagastlandleiterin: Katja Gasser »Eine fruchtbare Durchlüftung unserer Hirne und Herzen« Katja Gasser, die künstlerische Leiterin des Gastlandauftritts Österreichs zur Leipziger Buchmesse, im Gespräch D ie Literaturen aus Österreich liegen uns nahe – sprach- lich und räumlich. Dass diese Nähe manchmal dafür sorgt, dass man weniger genau hinsieht und es viel mehr zu entdecken gilt, als erwartet, zeigt auch das Programm des Gastlandes. Katja Gasser, die künstleri- sche Leiterin des Gastlandauftritts Österreichs, er- klärt, warum. Literatur aus Österreich – was bedeutet das für Leipzig? Dass die Leipzigerinnen und Leipziger die Möglich- keit erhalten, sich eingehend mit der österreichischen Literatur zu beschäftigen. Das Klischee ist: Die öster- reichische Literatur ist schräger, wilder, spielerischer, formbewusster, politisch unkorrekter. Ich habe mich sehr darum bemüht, diese Klischees in unserem Pro- gramm in Leipzig auf die Spitze zu treiben: Ich wollte die Erwartungshaltung also übertrieben bestätigen und damit zugleich auch unterwandern. Es werden also auch ganz andere Töne als die schrillen und schrägen in unserem Programm hörbar werden. Grundsätzlich muss man sagen: Literatur entsteht ja nicht im luftlee- ren Raum. Das gilt für die österreichische Literatur genauso wie für die deutsche. Das heißt: Sie ist von dem Kontext geprägt – historisch wie gegenwärtig – in dem sie entsteht. Das gilt also genauso für die österreichische Literatur wie für die deutsche. Ich finde, dass es an der Zeit wäre, dass sich deutsche Feuilletonisten und Literaturkritiker abgewöhnen, die österreichische Li- teratur als eine Art Anhängsel der deutschen zu sezie- ren und sie immer nur im Verhältnis zur deutschen in den Blick zu nehmen – und ich sage das aus einem ra- dikal anti-nationalistischen Standpunkt heraus, nur um das ganz klar zu sagen. Ich kann allen Leipzigerinnen und Leipzigern nur er- munternd zurufen: Stürzen Sie sich in unser buntes Programm auf der Messe und außerhalb der Messe! Welches ist Ihr persönliches österreichisches Lieblingsbuch? Das kann ich so nicht sagen. Ich kann aber sagen: Ohne Ilse Aichinger – sie zählt zu den wichtigsten österrei- chischen Autorinnen nach 1945 – wäre ich eine andere geworden. Ich habe von ihr gelernt, was Literatur ist, was alles sie sein kann: zart wie aufsässig, Erinnerung bergend wie zum Vergessen anstiftend, zum immer- währenden Umsturz aller vermeintlichen Sicherheiten ermunternd. Einer meiner liebsten Texte Ilse Aichin- gers, nämlich »Schnee«, wird sich versteckt auf dem Gast- landstand auf der Buchmesse finden lassen – ein klei- nes Geheimnis, das der Messestand in sich bergen wird. Ich zeige den Besucherinnen und Besuchern gern das Versteck! Auf der Pressekonferenz sprachen Sie vom aufrühre- rischen und zugleich besonnenen Charakter der Li- teratur. Welche Hoffnungen setzen Sie in die diesjäh- rige Buchmesse? Mein großer Wunsch ist, dass wir nicht zuletzt mit dem Gastland Österreich vor allem ein Fest der Freiheit der Kunst feiern – ich bin nämlich davon überzeugt, dass die Kunst entschieden gegen jede Form der Indienst- nahme verteidigt werden muss. Dass wir Menschen klü- ger werden durch Literatur – die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass das leider nicht stimmt. Dennoch gibt es zur Arbeit an der Auf klärung und am Humanis- mus keine Alternative. Insofern verspreche ich mir von der Buchmesse eine fruchtbare Durchlüftung unserer Hirne und Herzen! INTERVIEW: LINN PENELOPE MICKLITZ ▶ Katja Gasser wurde 1975 in Klagenfurt geboren. Sie dissertierte 2003 über Ilse Aichinger und Günter Eich. Seit Ende 2008 leitet sie das Literaturressort im ORF. 2019 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik. Sie ist künstlerische Leiterin des Gastlandauftritts Österreichs bei der Leipziger Buchmesse 2023 und lebt als Kulturjour- nalistin und Literaturkritikerin in Wien. www.gastland-leipzig23.at ▶ 12 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN I R O N S E V Y : O T O F »Ich will der Gesellschaft Themen an den Kopf werfen« Michael Stavarič im Gespräch über seinen neuen Roman, Thomas Bernhard und Bohumil Hrabal D er österreichisch-tschechische Schriftsteller Michael Stavarič wollte eigentlich einen Roman schreiben, der nur aus einem Satz besteht. Uns sagte er gleich meh- rere Sätze dazu. Zur Leipziger Buchmesse erscheint Ihr neuer Roman »Das Phantom« – eine Liebeserklärung an Thomas Bern- hard und in der atemlosen Form auch an Bohumil Hrabal. Fließen hier die beiden Inspirationsquellen eines öster- reichisch-tschechischen Schriftstellers zusammen? Der Vergleich Hrabal-Bernhard ist auf jeden Fall ein lohnenswerter – und er liegt für mich formal auf der Hand. Bei Hrabal scheint mir allerdings die »syntaktische« Verzweiflung mit Ironie und Melancholie gepaart – diese fehlen bei Bernhard regelmäßig. Aus dem ursprüng- lich konzipierten Ein-Satz-Roman ist allerdings doch noch einer geworden, der sich aus mehreren Sätzen zusammensetzt. Einige, in Anbetracht der Fülle dann eigentlich wenige, Punkte zu setzen, schien mir irgend- wann im Sinne des Duktus unerlässlich. Und als Leser:in – und das habe ich bei den Korrekturen selbst gemerkt – muss man ab und zu verschnaufen dürfen. Beim Lesen muss allerdings diese Interpunktion nicht wirklich zum Tragen kommen – es ist ein Roman, der unbedingt Fahrt, Tempo aufnehmen sollte. Thom, die Hauptfigur des Romans, ist ein hochintel- ligenter Mann, der sich quasi an seinem Leben vor- beidenkt. Ein Abgesang an das denkende, reflektie- rende Individuum? Er ist Pars pro Toto ein personifizierter Abgesang auf die Menschheit, weil er trotz offensichtlicher – auch intel- lektueller – Qualitäten auf voller Linie versagt. Dies darf man durchaus als größere Metapher verstehen. Sein Denken verunmöglicht gewissermaßen sein Leben. Zu- A N Z E I G E 14 dem hält er der mentalen Belastung nicht stand, die Kindheit, Jugend und Welt mit sich bringen. Im Roman gerät er in eine nicht weiter konkretisierte Situation – hier ist die Fantasie der Leser:innen gefragt –, in der sein ganzes Leben fragmentarisch an ihm vorüberzieht. Ver- mutlich liegt er längst im Sterben. Wie wohl auch unsere Welt im Allgemeinen. Ihr letzter Roman »Fremdes Licht« wurde kurz vor der ersten abgesagten Leipziger Buchmesse veröffent- licht und von Corona verschluckt – mit welchen Erwar- tungen schauen Sie auf die diesjährige Messe? Der Ausfall der Buchmesse 2020 war eine große Enttäu- schung für mich. Ich hatte mit dem Roman »Fremdes Licht« viel vor – denn im Unterschied zum »Phantom« ist dieser inhaltlich ein wahres Abenteuer. Insofern hege ich keine Erwartungen mehr – ich schrieb »Das Phantom«, weil es Themen aufgreift, die ich unserer Gesellschaft an den Kopf werfen will. Es ist eine Bilanz des Scheiterns – zwar nur eines Individuums, doch in letzter Konsequenz auch einer ganzen Gesellschaft. Auf die Messe freue ich mich, weil mir die persönlichen Begegnungen vor Ort ge- fehlt haben. Ich bin ein großer Leipzig-Fan – erwarten tue ich mir allerdings auch hier mal lieber nichts. INTERVIEW: MARTINA LISA ▶ Michael Stavarič wurde 1972 in Brno (ČSSR) geboren, studierte Bohemistik, Publizistik und Kommunikationswissenschaft in Wien, wo er heute als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent lebt. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Ju- gendliteratur, den Hohenemser Literaturpreis und den Adelbert-von-Chamisso- Preis. Zuletzt erschienen von ihm: »Fremdes Licht« (Luchterhand 2020), »Balthasar Blutberg« (Luftschacht 2020), »zu brechen bleibt die See« (Czernin 2021), »Faszination Krake« (Leykam 2021), »Piepmatz macht Wald aus Euch« (Leykam 2022). Außer dem Roman »Das Phantom« werden in diesem Jahr noch der Gedichtband »Die Suche nach dem Ende der Dunkelheit« (Limbus) sowie das Kinderbuch »Faszination Qualle« (Leykam) erscheinen. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O : I I W K M E D A I bliebene Macht, setzt man nicht aufs literarische Spiel, obwohl dieses doch – spätestens seit der Wiener und der Grazer Gruppe – als kennzeichnend für die öster- reichische Literatur gilt. Jenen, die in den Jahrzehn- ten nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten, mit Brü- chen, Dekonstruktion, avantgardistischen Schreib- weisen und -experimenten der österreichischen Spra- che und Literatur endlich ihren Nazismus auszutrei- ben, war es bis zur bitt eren Pointe ernst. Das verhin- derte jedoch nicht ihr Scheitern, wie sich auf weiten Strecken gegenwärtiger Textproduktion zeigt, bei der nicht viel mehr als persönliche Karrieren auf dem Spiel stehen. Dieses Scheitern gründet aber eben auch in der Fortschreibung der Zustände im eigenen Feld: ein verneinter und doch beibehaltener Rassismus, ein noch tiefer in den betrieb- lichen Eingeweiden sitzender Sexismus, die Marginali- Im Wiener Café Griensteidl Ende des 19. Jahrhunderts. Foto fü r die Illustrierte Die vornehme Welt Jenseits des Spiegels Die Grazer Autorin und Journalistin Evelyn Schalk kritisiert den Begriff »österreichische Literatur« Ein Text über österreichische Literatur kann eigentlich nur schei- tern. Wie vermutlich jeder Text über Literatur, die sich als Na- tionalliteratur definiert oder als solche definiert wird, jene offenbar noch immer nicht überwundene Grenzsetzung, die jeglicher Lite- rarizität zuwiderläuft. Mit großer Sicherheit scheitern muss ein solches Ansinnen, wenn es versucht, »das Österreichische« festzumachen. Denn was sollte das denn hier, heute, jetzt sein? Die Gebiete, Kulturen und Sprachen der omnipräsenten Habsburgermonarchie sind zwar in histori- schen Texten und ihren Impulsen über die Zeiten hinaus präsent, werden ansonsten aber fein säuberlich vom deutschsprachigen österreichischen Kanon getrennt, separiert, entf ernt. In direkter Folge der Selbstauslöschung Österreichs und seiner Literaturen zwischen 1939 und 1945 verschreibt sich dieser Kanon zwischen Vergessen, Verschmähen, Verunglimpfen und eben vielmehr noch zwischen Ausschluss und Selbstnegation. Denn mit seiner Internationalität hat Österreich genau das verstoßen, eliminiert, abhanden gegeben: sich selbst. Der eng abgezäunte Betrieb verteilt seine Pfründe, vererbt sie, wie er den Bildungszugang vererbt, und damit die Netzwerke, den Habitus, die Eintritt sklausel, die keine ist, weil die, die Teil davon sind, es schon immer waren. Die Macht, das bisschen ver- ANZEIGE MUSIKTHEATER SCHAUSPIEL BALLETT PUPPENTHEATER KONZERTE MITMACHEN! FOTO: RONNY RISTOK · A GENTLE SPIRIT/ THE BEAR 16 sierung und der Ausschluss sprachlicher, gesellschaftlicher Min- derheiten – und ein klassistischer Elitarismus der Lebensrealitäten, den auch die hehren avantgardistischen Sprachrevolutionäre in ihren Nischen selten zu überwinden vermochten. Stichwort Nischen: Sie kennzeichne(te)n für Jahrzehnte die als österreichisch bezeich- nete Literatur – als mühsam geschaffene Freiräume oder Spielplätze im Betrieb, die die Macht nicht gefährden –, die man jenen zu- wies, die als zu unbequem, zu lästig, zu uneinpassbar galten. Und wehe, jene kratzten doch am öffentlichen Österreich-Bild. Da reicht nicht mal der Nobelpreis einer Jelinek zur Rehabilitation des Nest- beschmutzerinnen-Rufs, nach Jahrzehnten brutaler Verachtung. Nach wie vor gilt es, Sumpflandschaften möglicher Unvorher- sehbarkeit auszutrocknen und etwaiges sprachliches Gefahrengut für das Bestehende zu neutralisieren. Denn Neutralität ist rot- weiß-rot geheftet – de facto nicht mehr existent, aber als Antwort hochgehalten, wenn solidarische Positionierung gefragt ist, wie aktuell in Bezug auf die Ukraine. (Die österreichische Neutralität ist grundlegend für die Außenpolitik des Landes. In Form der Versicherung, weder der Nato noch dem Warschauer Pakt beizutreten, war sie Bedin- gung für den Abzug sowjetischer Truppen und die Zustimmung der Sow- jetunion zum Österreichischen Staatsvertrag 1955. Diese Neutralität wird eingeengt durch den EU-Beitritt Österreichs 1995, damit verbun- dene Militäreinsätze an den EU-Außengrenzen sowie verschiedene Ko- operationen mit der Nato, bspw. im Kosovokrieg, Anm. d. Red.) Also am besten alle ein bisserl weiterspielen lassen und ansonsten auf die bewährte Erfolgsstrategie der Ignoranz vertrauen. Denn als am leichtesten verkäuflich und am tauglichsten für das, was vom gesamtdeutschsprachigen Feuilleton noch übrig ist, hat sich die eigene Bauchnabelschau in der bequem verspiegelten Aus- lage erwiesen. Aber die Leichtigkeit ist das Erbe der Besitzenden, mit Vermögen jenseits davon, gar mit literarischem, hat sie nichts zu tun oder eben nur in ihrer Abwesenheit. ZumGlück gibt´sTheater! TIPP TIPP 2 THEATERKARTEN 2 THEATERKARTEN FÜR DIE GROẞE BÜHNE FÜR DIE GROẞE BÜHNE UND EINE ÜBERNACHTUNG UND EINE ÜBERNACHTUNG IM DOPPELZIMMER EINES IM DOPPELZIMMER EINES 3 BZW. 4STERNEHOTELS 3 BZW. 4STERNEHOTELS INKL. FRÜHSTÜCK AB 135 € WWW.THEATERALTENBURGGERA.DE www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN I L L U S T R A T O N I : I N C O L A S M A H L E R Selbstportrait des Künstlers bei der Arbeit »Ich zeichne nutzlose Bücher« Comic-Künstler Nicolas Mahler über große Namen, unfreundliche Redaktionen und zweiköpfige Embryos Was haben Godzilla und Thomas Bernhard, Wunderland- Alice und Schneider-Romy gemeinsam? Sie alle sind Teil von Nicolas Mahlers Universum, ihnen allen hat er hingeworfene Tuschgeschichten gewidmet beziehungsweise sie in solche transformiert. Im logbuch spricht er über seine Arbeit. Artmann, Jelinek, Musil und Joyce: Keine Hemmungen vor großen Namen? Das war nicht meine Idee. Suhrkamp kam auf mich zu und sagte, ich könne machen, was ich will. Da habe ich mir ohne großes Überlegen Thomas Bernhard ausgesucht. Rück- blickend sicherlich wegen des humoristischen Tons. Ich bin ja Humorzeichner und ich wollte einen Text nicht ver- blödeln, also muss da Humor schon drin sein. So kam ich auf »Alte Meister« als erste Adaption und dachte, das wird ordentlich zerrissen, wenn die hohe Literatur in die nie- dere Kunst verwandelt wird. Das Gegenteil trat ein, auch weil Comic als »Graphic Novel« salonfähig wurde? Ja, es erschien wohl zur richtigen Zeit. Zehn Jahre vorher wäre das nicht gegangen. Der Comic ist als literarische Form erkannt worden, wo er früher immer mit der Kunst verbun- den wurde. Er wird mehr als Buch wahr-genommen. Das Wort »Comic« wegzubekommen, zum Beispiel mit »sequen- zielle Kunst«, hat nie funktioniert, »Graphic Novel« schon. Wie sind Sie zu dem Medium gekommen? Ich habe sicher mehr Comics gelesen als andere und immer schon gezeichnet, wenn auch nie gut. Aber wenn ich das mit einem lustigen Text oder einer lustigen Bildidee kom- binierte, spielte das keine Rolle. Und ich habe schon da inhaltsbezogen gezeichnet. Nach der Schule mit 18 habe ich erste Strips an eine Tageszeitung geschickt und da habe ich dann ein halbes Jahr lang täglich Strips liefern müssen und gemerkt, man kann damit Geld verdienen. Wenn auch wenig. Ihr Erfolg begann früh. Danach war es viele Jahre nicht einfach. Aber ich bin ein- fach dabeigeblieben; etwas zwischendurch zu studie- ren, hat nicht funktioniert. Also zeichnete ich weiter. Wien war damals die unfreundlichste Stadt der Welt, die Redaktionen und Agenturen überheblich. Ich bin mit der Mappe dorthin und ganz schlecht behandelt wor- den. Über Wasser gehalten habe ich mich etwa mit Kin- dercomics in Bankzeitschriften. Dann habe ich in Frank- reich publiziert und man konnte mich nicht mehr so schnell vom Tisch wischen. Das hat deutsche Verlage interessiert. Ich glaube, kein Land ist so zurückgeblieben in Sachen Comic wie Österreich. Früher wurde man verspottet, erst jetzt langsam startet das Grübeln. Aber es gibt keine Ausbildung, Förderung beginnt erst lang- sam. Es gibt keinen österreichischen Stil. Nach Car- toonisten wie Manfred Deix und Gerhard Harderer wird es dünn. Gut, Franz Suess ist bei Avant, André Brein- bauer veröffentlicht gerade bei Carlsen. Aber es ist eher jeder für sich. Wie gehen Sie dabei vor, einen Roman zu adaptieren? Ich arbeite relativ konfus, nicht wie andere, die ein Script schreiben, alle Seiten vorzeichnen, zum Schluss austu- 18 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN L H A R K N L O R A C I : O T O F Weiß, wo sie hin will: Schriftstellerin Kaśka Bryla Wo das Schreiben herkommt Vom Lesen in der Ringbahn zum ersten Roman mit der in Wien und Leipzig lebenden Schriftstellerin Kaśka Bryla I ch sitze in der Ringbahn, einer Straßenbahn, die es nicht mehr gibt, die aber früher, als ich ein Kind, und später, als ich eine Jugendliche, und noch später, als ich eine junge Erwachsene war, aber dann irgendwann nicht mehr, um Wiens ersten Bezirk, die innere Stadt, gekreist ist und entspre- chend weder Anfangs- noch Endstation hatte, was für mich 1993 als 15-jäh- rigen Teenager bedeutet, dass ich auf der harten Holzbank verharre, im Winter auf dem Sitz, unter dem sich die Heizung befindet, die Knie gegen die Vorderbank gedrückt, so lange, bis ich das Buch, das ich beim Ein- steigen aufgeschlagen, zu Ende gelesen habe. Ganze Schultage vergehen so. Zwischendurch wechsle ich ins Café Prückel, wo ich einen kleinen Es- presso bestelle und dazu viele Gläser Leitungswasser serviert bekomme, man kennt mich hier, man fragt mich nie, warum ich im Kaffeehaus und nicht in der Schule bin, und ich schreibe. Blöcke kritzle ich voll. Sätze, Absätze, Seiten aus den Büchern, die ich lese, dazwischen eigene Gedan- ken, schüchtern und ungelenk, miserable Kopien. Die Sommer meiner Volksschulzeit von 1984 bis 1988 verbringe ich in Polen. Als ich sieben bin, schickt mein Vater mich für zwei Monate zu einer Nonne, damit sie mir Polnisch schreiben und lesen beibringt. Ich wohne bei der Nonne im Zimmer, schlafe mit ihr im selben Bett, lerne und renne über die Felder von Rabka. Morgens stehe ich um fünf auf, um mit den anderen Nonnen in der Kapelle zu beten. Am Ende des Som- mers bekomme ich ein Buch geschenkt. Das erste Buch, das ich selbst- ständig lese. Die Geschichte einer jungen Frau, die bei einem Sprung ins Wasser mit dem Kopf am Grund des Sees aufschlägt und daraufhin querschnittsgelähmt ist, im Krankenhaus liegt und das Leben, wie sie es sich vorgestellt hat, hinter sich lässt, nicht aber ihren Glauben. Irgend- wann gibt es einen jungen Mann, der sich in sie verliebt und ihr bis zum Ende des Buches treu zur Seite steht. Diese Geschichte berührt mich tief, besonders der Aufopferungswille des jungen Mannes. Gerne möchte ich auch so ein Mensch werden und ohnehin ist der Glaube in mir stark, trotzdem erkundige ich mich seither immer, wie tief das Gewässer ist, in das ich kopfüber springen möchte. An das erste Buch, das ich auf Deutsch gelesen habe, erinnere ich mich nicht mehr. Spätere Versuche meiner El- tern, mich für polnische Literatur zu begeistern, scheitern, so dass sie schließlich auf Verfilmungen umdisponieren. Władysław Reymont, Hen- ryk Sienkiewicz, Jerzy Andrzejewski kenne ich auf dem Umweg der Inter- pretationen von Andrzej Wajda oder Jerzy Hoffman, wobei ich »Quo Vadis« von Sienkiewicz tatsächlich lese, allerdings in der deutschen Überset- zung von Kurt Harrer, nur die Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska lese ich auch im Original, weil meine Mutter mir einen zweisprachigen Gedichtband schenkt. Bevor ich mit 14 zu schreiben beginne, suche ich in der Literatur entweder nach Bildung oder nach mir selbst. Mit dem eigenen Schreiben setzt die Suche nach Vorbildern ein. Vorbilder für Sprache und Form. Wohin aber be- wegt sich das eigene Schreiben und die eigene Sprache, wenn die Vorbil- der, die einer angeboten werden, zu wenig bis nichts mit der eigenen Lebens- realität und dem eigenen Herkommen gemeinsam haben? Meine Volksschullehrerin, eine Vertreterin der alten Schule, in der man Kinder in die Ecke stellt, bis sie sich vor Scham in die Hose machen, er- klärt mir, dass ich in Österreich geboren und somit Österreicherin bin. Mei- nem Vater rät sie, mich aufgrund meiner schlechten Rechtschreibung nicht aufs Gymnasium zu schicken. In der Hauptschule sei ich als Kind von Ausländern besser aufgehoben. Mein Vater nickt höflich, wie er es in Österreich immer tut, und schickt mich aufs Gymnasium. Der Kampf mit der Rechtschreibung bleibt. Es erschließt sich mir bis zum Studium der Polonistik nicht, warum der Name meiner Halbschwester auf Polnisch mit Z, auf Deutsch aber mit S geschrieben wird. Wie ein Wackelkontakt: Izabella, Isabella. Das ist doch derselbe Name. Was ich aber wenigstens lerne, ist, mir die Worte und ihre Schreibweisen zu merken. Auswendig lernen. Das überbrückt mein Rechtschreibproblem. Bis zum Tod meines Vaters, als er 83 ist und ich 31, glaube ich nicht daran, dass ein Auslän- derkind eine österreichische Schriftstellerin werden könnte. Nachdem ich meinen Vater 2009 beerdigt habe, glaube ich es immer noch nicht, aber jetzt gibt es nichts mehr zu verlieren. 2019 schreibe ich für das Autor:innenkollektiv »Postmigrantische Stö- rung« im Vorwort für die erste Ausgabe ihrer gleichnamigen Zeitschrift: »Aus postmigrantischer Perspektive ist Migration ein Prozess, der unsere Gesellschaft wesentlich gestaltet, mitunter durch jene, die selbst nicht mehr migriert sind, aber den Migrationshintergrund ihrer Eltern als per- sönliches Wissen und kollektive Erinnerung einbringen und einfordern. Dieses Wissen ist oftmals, wenn nicht sogar durchgängig, mit Scham, Schuldgefühlen und Wut belegt. Scham über die Hilflosigkeit der El- tern in Anbetracht des Sprachgefälles und der damit erlebten Demüti- gungen; Schuldgefühle, diesen Demütigungen als Kind nichts entge- gengesetzt, sie womöglich mit der eigenen Abgrenzung noch verstärkt zu haben; und schließlich die daraus resultierende Wut, die sich in der 20 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O : E B B A D R O L S H A G E N / S U H R K A M P V E R L A G »Jede Sprache kann alles sagen« Übersetzerin Olga Radetzkaja über Verständigung als Kunst Über den Brenner Die gelbe Luftmatratze vom »Wetter vor 15 Jahren« (diesem Roman, der ein 224-seitiges Interview über einen fiktiven Roman ist) in der Buchhandlung der heimatlichen Provinz kann 2006 nur das Schicksal höchstselbst für mich ins Regal gestellt haben. Jahre später im gleichen Kaff, diesmal im Wreesmann(!)-Ramschregal: ein Mängelexemplar von »Brennerova«: die erste Seite direkt verschlungen, im Gang zwischen Hundefutter und Plastespielzeug. Und jetzt pass auf, ich seitdem der größte Fan, weil praktisch ein Gott der Halbsätze, dieser Wolf Haas. HEI Frei »Meine Freiheit muss noch lang nicht deine Freiheit sein. / Meine Freiheit: Ja! Deine Freiheit: Nein!« – Georg Kreisler (1922–2011) hätte herzlich über die Floskel des Jahres 2022 gelacht. Ihn in einer Liste Österreicher aufzuführen, hätte ihn hingegen verärgert. Denn dem vor der Naziherrschaft Emigrierten wurde die Staatsangehörigkeit nie zurückgege- ben. Er hätte sie verdient – half Kreisler doch auf Alliiertensei- te bei der Befreiung. »Meine Freiheit wird von der Verfas- sung garantiert, / deine hat bis jetzt nicht interessiert.« TPR D er Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung zielt schon in seinem Namen aufs Verstehen – etwas, das ohne Übersetzung nicht denkbar ist. Wir sprachen mit der Übersetzerin Olga Radetzkaja, die den Lyrikband »Mäd- chen ohne Kleider« der diesjährigen Preisträgerin Maria Ste- panova aus dem Russischen ins Deutsche übertragen hat. Schon seit 2009 setzen Sie sich mit dem Verein Welt- lesebühne für die Sichtbarkeit von Übersetzerinnen und Übersetzern ein – was hat sich seitdem getan? In puncto Sichtbarkeit so einiges. Es gibt zwar immer noch Rezensionen, die den Umstand, dass ein Text übersetzt wurde, und die Frage danach, wie er übersetzt wurde, still- schweigend übergehen, aber insgesamt ist das Thema Übersetzen, sind auch die Übersetzerinnen und Übersetzer als Personen nach meinem Eindruck deutlich präsenter in der Öffentlichkeit als vor zehn und erst recht vor zwanzig Jahren. Es gibt ja bei Menschen, die gern lesen, ein echtes Interesse daran, was da »hinter den Kulissen« passiert, ehe der Text auf Deutsch bei ihnen landet, welche Entschei- dungen getroffen werden, wie ein Buch auseinandergenom- men und neu zusammengesetzt, neu geformt wird. Und es gibt, scheint mir, auch ein zunehmendes Bewusstsein da- für, dass diejenigen, die dieses Handwerk und diese Kunst betreiben, Experten nicht nur für die Sprachen und Litera- turen sind, die sie übersetzen, sondern auch für größere kulturelle, gesellschaftliche, politische Zusammenhänge. Man braucht ja eine Menge ständig erneuertes Hinter- grundwissen für diese Arbeit, und mich freut es, dass das öffentliche Interesse an dieser spezifischen und zugleich breiten Kompetenz wächst. Mittlerweile gibt es neben der Weltlesebühne auch Projekte wie babelwerk.de, wo das Wissen von Übersetzern in unterschiedlichsten Formen ge- sammelt und zugänglich gemacht wird; es gibt mindes- tens einen eigenen Podcast zum Übersetzen; es gibt Projekte, die das Übersetzen in die kulturelle Bildung hineintragen – ich kann gar nicht alles aufzählen, was gerade in den letzten Jahren neu entstanden ist. Institutionen wie der Deutsche Übersetzerfonds haben dazu – insbesondere dank der Förde- rung durch Neustart Kultur – viel beigetragen. Aber die Initiativen kommen eigentlich immer von den Übersetzerin- nen und Übersetzern selbst. Das alles trägt, so meine Hoffnung, dazu bei, dass wir das gegenseitige Verstehen – zwischen Individuen, Gesellschaften, Kulturen, Literatu- ren – zum einen nicht für etwas Naturgegebenes, Selbstver- ständliches halten und zum anderen aber auch nicht aufgrund unserer Verschiedenheit daran verzweifeln. Ver- ständigung ist ein Ergebnis von Arbeit – und diese Arbeit kann sehr, sehr viel Spaß machen! Im Dokumentarfilm »Spurwechsel« beschäftigen Sie sich mit der Übersetzungsarbeit: Die ersten Szenen zeigen Straßenverkehr. Führt einen die Übersetzung weg von der Richtung der Spur ihrer Ausgangssprache? Das ist ein interessanter Gedanke. Tatsächlich gibt es im Übersetzen von Literatur vielleicht ein Moment des Ge- gen-den-Strich-Bürstens – der eigenen, also der Zielsprache, aber in gewissem Sinn natürlich auch der Ausgangsspra- che. Man springt sozusagen aus jeder »natürlichen« Spur he- raus, weil man erst einmal alles zerlegt und dann neu zu- 22 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Diminutiv Sein Nachname wie Versfuß, aber in Verkleinerungs- form. Wie aber schreibt man einen Jandl? Ruft hinein, so wie es hinausruft. Sprechgedichte nennt man seine Poeme, die doch genauso optische Kunst sind. Denn die Type hatte ein Faible für Typografie. Dass eine Handvoll seiner Gedichte zum Schulkanon wurde, wird keinen mehr ärgern als Ernst Jandl (1925–2000) selbst. Denn er lebte das Experiment, das in den Klassenzimmern nie stattfindet. »ich hier sein / wo sein? / ich ich sein / wer sein?« TPR Please mind The Gap Im Zeitalter von Intro (Gott hab sie selig) und Unclesallys (Gott hab sie selig) lag im Ohrakel (Gott hab es selig), dem Plattenladen in der Leip- ziger Innenstadt (Gott hab sie selig), auch immer The Gap, die mir wie eine österreichische Spex (Gott hab sie selig) vorkam, weil sie auch die abseitigsten Winkel des Pop ausleuchtete (und es wohl immer noch tut). Außerdem lernte ich, dass Dinge auch »um 20 Euro« zu haben sein können. Und unvergessen Listen wie »Fünf Dinge, die ich hasse, alle anderen aber lieben«. HEI Zeitlos Die drei Bände von Christine Nöstlinger über »Gretchen« Sackmeier und ihre Familie haben mich durch meine Jugend begleitet, ich habe sie immer und immer wieder gelesen. Besonders gefallen hat mir Nöstlingers Sprache, das Granteln in den Dialogen, das Derb-Humorvolle. Auch die erste Lese-Begegnung mit Wien war faszinierend, eine Ahnung von Großstadt in mei- nem niedersächsischen Jugendzimmer. Vor einigen Jahren habe ich meine Liebe zu Nöstlin- ger mit ihren »Geschichten vom Franz« aufge- frischt – per Hörbuch, gelesen von der Autorin selbst. Großes Kino! AKK Verleger Dinçer Güçyeter Leidenschaftliche Büchermacher Die Sektkorken knallen in Berlin und Nettetal: Alexander Wewerka (Alexander-Verlag) und Dinçer Güçyeter (Elif-Verlag) erhalten 2023 den Kurt-Wolff-Preis A ndere mögen zum Lachen in den Keller gehen – Alexander Wewerka, dessen Alexander-Verlag 2023 den 40. Geburtstag feiert, begegnet downstairs gerade seiner Geschichte: Der Archiv-Keller unterm Schöne- berger Verlagssitz wurde gekündigt, auch 33 laufende Meter Akten aus prädigitalen Zeiten wollen aufgearbeitet werden. Wewerka ist seinen Themen – Theater, Film, Ausgriffe in die Literatur – treu geblieben. Und auch seiner Art, zu arbeiten: »Es macht Klick. Und dann entsteht daraus vielleicht ein Buch. Das ist das Schönste, was es gibt.« Ein Band mit Er- zählungen von Guy de Maupassant etwa, kongenial neu übersetzt von Elisabeth Edl. Die Krimis von Ross Thomas hat der Verleger über seiner Jörg-Fauser-Lektüre entdeckt; auf 25 Bände ist die Edition angelegt, drei fehlen noch. Im Keller stößt Wewerka auch auf einen Brief, mit dem am 4. Januar 1983 alles begann. Gerichtet ist er an Peter Brook, es geht um die Neuauflage von »The Empty Space«. Noch immer ist »Der leere Raum« eine der Säulen des Verlags, eines der besten Bücher übers mo- derne Theater. Als Wewerka im Frühjahr 1983 sein erstes Buch verlegt, meldet der Dru- cker ein kleines Problem: »Wir haben hier ein Impressum mit ISB- Nummer und allen Schikanen. Aber wie, um Gottes Willen, heißt dein Verlag?« Alexander-Verlag Berlin, wird nach einer zergrübelten Nacht beschlossen. Das klingt hübsch zeitlos und geht, als sieben Jahre später die Mauer fällt und die Metropole in aller Munde ist, als genialer Schach- zug durch: Potz Donner und Döblin, wir haben verstanden! Auch beim Logo führt der Zufall Regie: Ein Skifahrer, der schwungvoll über eine poröse Masse wedelt, die sich erst bei genauerem Hinsehen als Gehirn entpuppt – Wewerka findet den Holzschnitt in einem Katalog des französischen Künstlers und Schriftstellers Roland Topor (1938–1997). »Bewegung, Unberechenbarkeit, Sturzgefahr – ich hab’ ihn angerufen und gefragt, ob ich das benutzen darf.« Er durfte. Wewerkas Weg zum eigenen Verlag führte über eine Buchhändler- lehre und den Besuch einer Schauspielschule in Paris. All die Texte fallen ihm auf, die unter Schauspiel-Kollegen als Kopie weitergereicht werden, im Handel jedoch längst vergriffen sind: Aufsätze von Thea- 24 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O : S U H R K A M P V E R L A G Mehr als ein Koffer in Berlin In der Hauptstadt pumpt das Herz der Literatur, wird der Takt der Diskurse geschlagen – viele Verlage haben deshalb ihren Sitz nach Berlin verlegt oder eine Dependance eröffnet Gute Aussichten bei Suhrkamp in der Berliner Linienstraße I ch gehöre in diese Stadt mit ihrer scharfen Geistesluft«, soll Peter Suhr- kamp einmal gesagt haben. Diesen ganz besonderen Duft wollen viele schnuppern; mit 9.847 hier produzierten Titeln (2021) hat die Ver- lagsstadt Berlin München, Frankfurt oder Stuttgart, nicht zu sprechen von der Buchstadt Leipzig, deutlich abgehängt. Als Rowohlt mit der Grün- dung von Rowohlt Berlin im Herbst 1990 an seine Hauptstadt-Tradi- tion anknüpfte und dem Osten den Puls fühlen wollte, war das nur der Anfang. Viele sind seitdem nach Berlin gekommen, mit Niederlassun- gen, Dependancen, Büros; mit ganzen Häusern in Sichtbeton und Glas oder Altbauwohnungen auf abgezogenen Dielen. Von Ullstein und Matthes & Seitz (2004) bis zu Suhrkamp (2010), Tropen (2019), Kein & Aber oder Herder (2015). Für Oliver Vogel, den neuen Verleger der Frankfurter Fischer-Verlage, ist es »klar wie Kloßbrühe«, dass man mit deutschsprachiger Literatur in Berlin sein muss: Die Stadt, so sagt er, sei, »was Literatur und überhaupt das intellektuelle Leben angeht, sehr viel lebendiger als der Rest des Landes«. Man kann den Sätzen mit Gründen zustimmen, sich jedoch auch fragen, wie sie bei der Belegschaft eines Verlags ankommen, der nach dem Wegzug von Suhrkamp, eines anderen bedeutenden Lieferanten von intellektuellem Betriebsstoff der alten Bundesrepublik, am Main derzeit Krösus ist. Bei der Gretchenfrage, was Geschichte bedeutet und wie geschichtsbe- wusst Verlage sein können, landet man ziemlich rasch, wenn man mit Felicitas von Lovenberg spricht. Sie war die erste Frau, die das Lite- ratur-Ressort der F.A.Z. leitete; als sie vom Main an die Isar zog und im März 2016 von Marcel Hartges die verlegerische Geschäftsführung des Piper-Verlags übernahm, wurde sie auch Verlegerin des (ebenfalls zu Bonnier gehörenden) Berlin-Verlags. Dieser, 1994 von Arnulf Conradi, Veit Heinichen und Elisabeth Ruge gegründet, wird kommendes Jahr unglaubliche dreißig – und hat die Hauptstadt quasi in der DNA. Für Lo- venberg ist er, nicht nur wegen glanzvoller Autorennamen wie Margaret Atwood, enorm wichtig: »Seine wechselvolle Geschichte ist nicht mit de- nen der Sub-Labels großer Häuser zu vergleichen.« 2016 indes wurde das Programm verkleinert; als Georg M. Oswald nach drei Jahren die Lei- tung des Berlin-Verlags abgab, wurde seine Position nicht nachbesetzt – die drei Lektoren berichten im Status von Programmleitern direkt an Lo- venberg. »Es wäre seltsam gewesen, da noch eine Zwischenebene ein- zuziehen. Ich hoffe, dass das für die Identität zusammen mit Piper eher verstärkend wirkt. Aber nicht, um aus Berlin mehr Piper zu machen. Sondern um Piper stärker in Richtung Berlin schauen zu lassen.« Im Jahr 1998 gibt es die meisten Bars, Clubs und Galerien, die nach dem Fall der Mauer entstanden, nicht mehr. Auch der feine Verlag von Mathias Gatza, der Autoren wie Jan Peter Bremer, Michael Roes oder Sabine Scholl entdeckte und förderte, wäre damals, nach einem Kon- kurs 1995, schon drei Jahre in der Versenkung verschwunden, hätte ihm nicht der Frankfurter Eichborn-Verlag ein Dach geboten. Nun also, 1998, macht Wolfgang Hörner, Pressechef der Eichbörner, Ernst – und gründet Eichborn Berlin. Esther Kormann ist seine Praktikantin. Zehn Jahre später trennen sich die beiden – von Eichborn. Mit Unterstüt- zung von Kiepenheuer & Witsch wird 2009 Galiani aus der Taufe geho- ben. »Wohnzimmerverlag mit Konzernanbindung« nennt Hörner die Berlin-Köln-Connection gern. Ende der Neunziger, meint er, »konnte man noch so tun, als sei man ein Verlag – und dann war man einer«. Das hat sich gewaltig gewandelt. Nicht nur die Zahl der Verlage, die mit Mann und Maus, kleineren oder größeren Dependancen gekommen sind, ist Legion. »Es gibt heute, anders als damals, Unmengen von Agenten. Das verändert die Arbeit. Es gibt eine sehr vitale internationale Autoren- Szene, die Ende der neunziger Jahre so noch nicht existierte – während an- dere Szenen, die damals ganz neu waren, Bestseller-Autoren hervorge- bracht haben.« Was Hörner ebenfalls schätzt, ist die nahezu unendliche Zahl von Orten, an denen sich Literatur präsentieren lässt, eine unge- heure Medien-Dichte und eine spannende Buchhandelslandschaft, die ihresgleichen sucht. Esther Kormann beharrt auf dem speziellen Geist von Berlin: »Die ehemalige Mauerstadt ist nicht nur Hauptstadt, sondern hat sich zur Welt-Metropole gemausert. Trotzdem gibt es noch eine ge- wisse Brüchigkeit, eine schillernde Vielfalt. Berlin wird nie glatt sein!« Das, so Kormann, mache die Stadt attraktiv für Kreative. Zum Nachwuchs-Literaturwettbewerb Open Mike im Neuköllner Hei- mathafen war Lina Muzur oft per Zug angereist, als sie als Lektorin für deutschsprachige Literatur bei Hanser in München arbeitete. An der Isar, so erzählt sie lachend, habe sie manchmal das Gefühl gehabt, dass die Stadt eine von jüngeren Autoren weitgehend freie Zone sei. Die Grün- dung von Hanser Berlin 2012 durch ein kleines Team um Elisabeth Ruge verfolgte Muzur elektrisiert – die Hauptstadt übte eine gewisse Sogwirkung auf die Lektorin aus, die dann nach fast zehn Jahren in München über eine Zwischenstation in leitender Funktion bei Aufbau seit 2018 stellvertretende Verlagsleiterin bei Hanser Berlin wurde. Im Herbst 2020 übernahm sie die Leitung von Karsten Kredel, der zu Ull- stein wechselte – nach den Corona-Monaten in Moll fühlte sich das 26 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN In Spiegelschrift In diesem Frühjahr erschien die wichtige Anthologie »Glückwunsch. 15 Erzählungen über Abtreibung«. Ilse Aichinger hat mit ihrer »Spiegelge- schichte« bereits 1949 von einer beendeten Schwangerschaft und ihren Folgen erzählt. »Wenn einer einem Trauernden viel Glück gewünscht hat, bleibt ihm nichts übrig, als den Toten wieder heimzuschicken.« Sprachlich furios und inhaltlich gewaltig bewies die bedeutende Repräsentantin der Nachkriegsliteratur aus Wien, dass auch »solche« Themen Literatur werden können. Und was für welche! LPM Für die Tonne Sich einfach mal einen Irrtum ein- zugestehen und seine eigene als Jahrhundertwerk gefeierte Abhand- lung in die Tonne zu kloppen, das hat Format. Und Format hatte der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889–1951), der Kollegen schon mal mit der Frage zur Weißglut brachte, ob ein Nashorn im Raum sei – oder mit dem Feuerhaken drohte. Philosophische Probleme entstehen für den über sich gereiften Wittgen- stein aus Verwirrung: Man versteht die Sätze falsch und holt sich Beulen, weil man gegen die Grenze der Sprache anrennt. Das ist richtig inspirierend. Mit Gewissheit. TPR »Ich gehöre in diese Stadt mit ihrer scharfen Geistesluft« (Peter Suhrkamp) 1990 Der in Reinbek ansässige Rowohlt Ver- lag gründet Rowohlt Berlin; das erste Programm des bis 2000 von Ingke Bro- dersen geleiteten Verlags erscheint im Frühjahr 1991 – drei Stunden nach der Auslieferung von »Tatort Politbüro. Die Akte Honecker« ergeht eine einst- weilige Verfügung gegen das Buch, das zum Bestseller wird. 1994 Arnulf Conradi, Veit Heinichen und Elisabeth Ruge gründen den Berlin- Verlag; die ersten Bücher erscheinen im März 1995. 1998 Wolfgang Hörner gründet mit Esther Kormann als Kolektorin Eichborn Ber- lin. Dort erscheinen in den kommen- den Jahren unter anderem Jenny Erpen- beck, Karen Duve und Sven Regener. 2010 Seitdem Suhrkamp 2006 eine Depen- dance in Berlin eröffnet hat, wird der Frankfurter Verlag heftig von der Berli- ner Wirtschafts- und Kulturpolitik umworben. Als im Februar 2009 der Umzug nach Berlin angekündigt wird, sollen sich 80 Prozent der Belegschaft gegen den Schritt ausgesprochen ha- ben. Im Januar 2010 zieht der Verlag ins ehemalige Finanzamt in der Pappel- allee im Prenzlauer Berg, zunächst als Provisorium gedacht. 2009 Unterm Dach des zu Holtzbrinck gehö- renden Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch startet Wolfgang Hörner mit Esther Kormann Galiani Berlin. Motto des Namenspatrons, des Neapolitaners Ferdinando Galiani: »An allem interes- siert und nie langweilig!« 2004 Der schwedische Bonnier-Konzern kauft die Ullstein Buchverlage; Viktor Niemann holt Ullstein nach Berlin zurück und gründet dort die Ullstein Buchverlage GmbH. Andreas Rötzer, der in München pro- moviert und sich in Teilzeit um die Buchhaltung des schwächelnden Ver- lags Matthes & Seitz kümmert, be- schließt, den Verlag an einem neuen Ort weiterzuführen – in Berlin. 2003 Im November eröffnet Bertelsmann seine Hauptstadt-Repräsentanz. Die neue Adresse: Unter den Linden 1. I R E D E N H C S S R H C I 28 www.kreuzer-leipzig.de : I N O T A R T S U L L I

LOGBUCH | MAGAZIN C O P Y R G H T I : I P E N G U N R A N D O M H O U S E Wäre dieses Jahr 90 geworden: Susan Sontag Pop und Poesie Susan Sontag (wieder) neu entdecken E s gäbe Dutzende Arten, sich Susan Sontag zu nähern. Die Schriftstellerin und Intellektuelle, die Anfang des Jahres ihren 90. Geburtstag gefeiert hätte, war bereits zu Lebzeiten ein Star ihrer Zunft. Heute prangt ihr Gesicht von Postkarten und Buttons, ihre Zitate finden sich im In- ternet genauso wie auf Bleistiften und Radiergummis. Aus dem Star ist eine Ikone geworden: die Frau mit der weißen Haarsträhne und den dunklen Augen. Kulturelle Allesfres- serin. Wegbereiterin so vieler Künstlerinnen und Autoren. Ihr Einfluss zeigt sich auch darin, wie viele Bücher wei- terhin über sie veröffentlicht werden. So etwa die monumen- tale Biografie von Benjamin Moser aus dem Jahr 2020, die in den USA den Pulitzer-Preis gewann. Moser sichtete dafür Material aus dem Archiv Sontags, das vorher niemandem zugänglich gewesen war. Für alle, die den Zugang zum Werk der Amerikanerin noch suchen, empfiehlt sich ein schmaleres Bändchen von Reclam: »Susan Sontag. 100 Seiten«. Schlaglichtartig beschreibt seine Verfasserin Anna-Lisa Dieter die Stationen im Leben Son- tags – den frühen Tod des Vaters, die Unizeit in Chicago (ein- hergehend mit einer frühen Ehe), den Durchbruch im New York der sechziger Jahre, dazu unzählige Reisen sowie Sontags turbulente Beziehungen zu Männern und Frauen –, um sich dann ausführlich ihrem Werk zu widmen. Dieters Haupt- interesse gilt vor allem Sontags epochenprägenden Essays, darunter »Anmerkungen zu Camp«, »Über Fotografie« und »Das Leiden anderer betrachten«. Susan Sontag setzte sich in ihrer Arbeit mit dem ausein- ander, was ihr in ihrem Alltag begegnete. Und das war eini- ges. Die Autorin war berüchtigt für ihr unersättliches Inter- esse an der Welt. Legendär sind ihre vollgestopften Tage, die sie mit Ausstellungen, Kinobesuchen, Lektüren, Partys und Schreiben verbrachte. Dabei machte sie als eine der ersten keinen Unterschied mehr zwischen Hoch- und Popkultur: Mit ihren Essays »Ge- gen Interpretation« und »Anmerkungen zu Camp« riss sie die Grenzen zwischen beiden auf eine Weise ein, die bis heute maßgeblich ist. Kreative wie Quentin Tarantino oder Bret Easton Ellis, die diese Grenzen ebenfalls überschritten, wä- ren ohne Susan Sontag nicht denkbar. Überzeugend legt Anna-Lisa Dieter dar, wie Sontags Ideen in den sechziger Jahren auf eine erstarrte geistige Land- schaft trafen. Wie sie die amerikanische Gesellschaft auf- rüttelten, ja geradezu dafür bestimmt waren, ihrer Autorin zu internationalem Ruhm zu verhelfen. Ihre Berühmtheit nutzte Sontag Zeit ihres Lebens auch für politisches Engagement. So besuchte sie 1968 als Teil einer Delegation Vietnam und schrieb als Reaktion auf den 11. September 2001 einen Artikel, der ihr heftige Kritik einbrachte, weil sie darin den USA eine Mitverantwortung an den Terroranschlägen gab. In diesem Artikel tauchte ein Satz auf, der viel über Sontags oft auch aneckende Art verrät: »Lasst uns nach Kräften gemeinsam trauern. Aber lasst uns nicht gemeinsam dumm sein.« Ihr politisches Engagement führte Susan Sontag zuletzt nach Sarajevo. Inmitten von Bomben und Leichen insze- nierte sie mit ortsansässigen Schauspielern Becketts »War- ten auf Godot«. Kurz darauf erkrankte sie wieder an Krebs. Zweimal hatte sie den Krebs davor bereits besiegt und in »Krankheit als Metapher« ausführlich darüber geschrieben. Beim dritten Mal halfen auch die experimentellen Behandlungsmetho- den, für die sie sich entschied, nicht weiter. Bilder ihrer damaligen Freundin, der Fotografin Annie Leibovitz, zeigen Sontag entkräftet und ausgezehrt in ih- rem Krankenbett. Ihr Sohn David Rieff, der später die müt- terlichen Tagebücher herausgab, beschrieb ihre letzten Stunden in seinem Buch »Tod einer Untröstlichen«. Das Problematische an Ikonen ist, dass sie so sehr zum Allgemeingut werden, dass man irgendwann meint, ihre Werke zu kennen, ohne sie gelesen zu haben. »Susan Sontag. 100 Seiten« macht Lust, Sontag neu zu entdecken. Nicht das Gesicht auf den Postkarten. Sondern die denkende Frau, die Schriftstellerin und Intellektuelle. JOSEF BRAUN ▶ Anna-Lisa Dieter: Susan Sontag. 100 Seiten. Stuttgart: Reclam 2022. 100 S., 10 € ▶ Benjamin Moser: Sontag. Die Biografie. Aus dem Amerikanischen von Hainer Kober. München: Penguin 2020. 928 S., 40 € 30 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O : I H O T E L M C H A E L S G M B H I Heuer Salles de Pologne statt Messegelände: Antiquariatsmesse Auffällig ist beim Blättern durch den Katalog der allge- meine Wille zu Österreich. Das diesjährige Gastland der Leipziger Buchmesse wird von den Antiquaren nahezu durch- gehend gewürdigt. Herausragend zum Beispiel ist eine Of- ferte des Roten Antiquariats Berlin: Der äußerst seltene dritte Band von Musils »Mann ohne Eigenschaften«, 1943 im Exil in Lausanne in kleiner Auflage erschienen, ist für 1.200 Euro zu haben. Hier kann man auch die seltene, 1942 bei Ber- mann-Fischer in Stockholm erschienene Erstausgabe von Stefans Zweigs »Die Welt von gestern« erwerben (300 Euro). Für echte Stefan-Zweig-Fans gibt es sogar ein Widmungs- exemplar von Zweig an Emil Jannings, einen der damals erfolgreichsten deutschen Schauspieler: »Meister Jannings in freundschaftlicher Verehrung«. Zu lesen auf dem Titel der Erstausgabe »Das Lamm des Armen«, vom Leipziger Insel- Verlag 1929 gedruckt. Wofür dann allerdings schon 1.800 Euro fällig werden. Bei Krikl aus Wien kann man für 980 Euro den Almanach der Wiener Werkstätte für das Jahr 1911 er- werben. Dieser Club von Künstlern und Handwerkern, eine Art Bauhaus-Vorgänger, vereinte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert so ziemlich alles, was Wien zu bieten hatte. Klimt, Moser, Kokoschka sind mit Tafeln vertreten, die Buchausstattung stammt von Josef Hoffmann. Eine weitere schöne Tradition der Leipziger Antiquariats- messe ist die Pflege des Erbes aus der DDR. Einer der dies- jährigen Höhepunkte stellt »ein vergessener Aktenkoffer mit einmaligen Dokumenten zum Leseland DDR« dar. Der Kul- turminister Hoffmann kam 1983 auf die Idee, allerlei Schrift- steller, Künstler und andere Prominente zu fragen, welche literarischen Vorlieben sie hätten. Er bekam 287 Antworten. Und nicht nur aus der Kulturbranche: Von Militärs bis zu diversen VEB-Betriebsleitern antwortet da ziemlich freimü- tig ein Querschnitt durch die DDR-Gesellschaft. Von Christa Wolf bis Werner Tübke. Für 8.000 Euro kann man sich einen Überblick verschaffen. EGBERT PIETSCH Tradition und Umbruch Im Herbst des letzten Jahres sickerten die ersten Informati- Die Leipziger Antiquariatsmesse stellt sich neu auf onen durch, dass die seit Jahren auf dem Messegelände beheimatete Antiquariatsmesse im Jahr 2023 nicht dort statt- finden könne. Aus Platzmangel. Die Buchmesse verfügt beim Apriltermin nicht über das ganze Gelände, wodurch dieser Engpass entstand. Ab dem Jahr 2024, wenn die Buchmesse auf ihren angestammten Kalenderplatz Mitte März zurückkehren wird, soll das wieder anders werden. Was ja in mehrfacher Hinsicht sinnvoll wäre; die Synergie- effekte sind mit Händen zu greifen. Außerdem hat sich die Ausrichterfirma der Antiquariats- messe neu sortiert: Die Gebrüder Lenzen aus Düsseldorf und der Berliner Christian Bartsch, also zwei traditionsreiche und erfolgreiche Antiquariatsunternehmen, haben die Firma Abooks übernommen. Deren langjähriger Inhaber Detlef Thursch war im Sommer 2021 völlig überraschend verstorben. Zunächst sah es so aus, als ob seine Familie das Unternehmen weiterführen würde, aber im Herbst 2022 wurden die Weichen anders gestellt. Thursch hat nicht nur die Leipziger Antiquariatsmesse organisiert, sondern meh- rere ähnliche Veranstaltungen, darunter auch die Antiqua- riatsmesse während der Frankfurter Buchmesse. In diesem Jahr nun musste also ein neuer Ort gefunden werden: Die Salles de Pologne in der Hainstraße scheinen da- für der ideale Platz zu sein. Das barocke Flair passt ausge- zeichnet zu einer derartigen Veranstaltung. Hoffentlich fin- den die Sammler und Buchliebhaber auch in schöner Menge den Weg in die Innenstadt. Wir wagen hier einen Blick in den Katalog: Ein Highlight, im Antiquarsdeutsch heißt das Rarissimum, hält Antiqua- rius aus Bonn bereit: Über achtzig handgeschriebene Briefe von Anna Amalia und Karl August, ja genau, die Herzogin und ihr Sohn, der Goethe nach Weimar holte und einer sei- ner besten Kumpels war. Richtig schöne alte Briefe, zum Teil mit Siegel, über den Zeitraum von 1739 bis 1786. Gehört eigentlich ins Goethe-Schiller-Archiv nach Weimar. Da sollte die Klassikstiftung doch nicht zögern und zuschlagen. Für lumpige 16.000 Euro wäre sie dabei! 32 www.kreuzer-leipzig.de

Aber hier lesen, nein danke Dirk von Lowtzow hat ein Tagebuch geschrieben: okay – sein Verlag hat es gedruckt: nicht okay N ie wieder krieg, nie wieder krieg, nie wieder krieg ich dieses Bild aus dem Kopf. Tocotronic-Konzerte sind damit für mich gestorben, es ist ein Graus. Die Platten zu hören: geht. Aber beim Anblick von Dirk von Lowtzow ist es vorbei. – Da- mit es Ihnen anders geht: Lesen Sie nicht »Ich tauche auf«, das Corona-Tagebuch des Tocotronic-Sängers! Seien Sie stark! Wir schweifen kurz ab: Jugendliche hängen bekanntlich Schlös- ser an ihre Tagebücher, und das ist ganz richtig so. Denn da stehen Dinge drin, die Mutti nicht lesen soll, die die Geschwis- ter nicht lesen sollen, die einfach niemand lesen sollte. Nun hat Dirk von Lowtzow – vielleicht, weil er kein Teil einer Jugend- bewegung sein möchte – erstens aufs Schloss verzichtet und zweitens sein Tagebuch vom 21. März 2020 bis 21. März 2021, seinem fünfzigsten Geburtstag, an Kiepenheuer und Witsch geschickt. Und der Verlag hat offenbar jegliche gesellschaftliche Verantwortung vergessen und das Ding gedruckt – was die Beziehung vieler Menschen zu einer der besten Bands überhaupt nachhaltig gefährden kann. Wir beim kreuzer begehen diesen Fehler nicht, wissen wir doch: Worüber man nicht singen kann, darüber muss man schwei- gen. Belege für die Kernthese brauchen aber natürlich auch wir. Zu Ihrem Schutz setzen wir das alles zerstörende Zitat in um- gekehrter Buchstabenreihenfolge. Auf dass Sie, liebe mündige Leserinnen und Leser, selbst entscheiden mögen, ob Sie es lesen wollen oder lieber glücklich weiterleben: ».nlehcaK eid hci ebburhcs fpoK med fau ebuaH tim dnu tkcaN .remmiz- edaB mi nehcälfztumhcS euen remmi hci ekcedtne ,lliw nel- lets ehcsuD eid retnu hcim hci slA« D a s wollten wir nie wissen, nun tun wir es und es geht nicht wieder weg. Bitte nicht falsch verstehen, »Ich tauche auf« ist kein schlechtes Buch, es ist stellenweise richtig gut. Der Blick hinter die Kulissen eines interessanten Künstlers ist natür- lich nicht uninteressant. Dass dieser hier Cola-Zero trinkt und ständig Auto fährt (einen Golf!), dass er »mit Freunden« eine Wohnung fünfzig Kilometer vor Berlin hat: geschenkt. Dass der mittlerweile 52-jährige Mann Rückenprobleme hat, verkraften wir. Künstler und Promis müssen halt auch mal zum Zahnarzt oder aufs Klo, schon klar. Aber die Nackenrolle, über die der Rückengeschädigte jeden Morgen rüberrutscht, ist einfach too much, vom grausigen Spiegelsatz ganz zu schweigen. Dieses Buch ist – und das ist leider nicht sexuell gemeint – unnötig explizit und konkret, unnötig entzaubernd, unnötig banal. Wir wollen mit Dirk von Lowtzow durch den Spiegel gehen. Nicht einfach nur hineinsehen. BENJAMIN HEINE ▶ Dirk von Lowtzow: Ich tauche auf. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2023. 228 S., 22 € LOGBUCH | BELLETRISTIK »Ich verachte Hobbys, finde sie feige und inkonsequent.« – aus »Die Frau mit dem Arm« Im Zweifel für den Zweifel Andreas Dorau hat kein Tagebuch geschrieben – sondern eine Art Biografie von Sven Regener verfassen lassen: sehr, sehr gute Entscheidung Andreas Dorau ist Popmusiker, der am liebsten nur Refrains schreiben würde, weil ihn schon die Strophen in Songs langweilen. Der mittlerweile 59-Jährige ist immer noch so hibbelig wie ein Teenager. Apropos: Seinen größten Hit hatte er als 15-Jähriger, er mag das Lied nicht. Außerdem ist Dorau Legas- theniker. All das – und das ist ausdrück- lich positiv gemeint – merkt man sei- nem neuen Buch an. Wie schon beim Vor- gänger »Ärger mit der Unsterblichkeit« hat Sven Regener aufgeschrieben, was Dorau ihm erzählt hat. Beide kennen sich seit Anfang der Achtziger, könnten verschiedener kaum sein und geben (trotzdem? deswegen?) ein prima Duo ab, auch auf der Lesebühne. In kurzen Kapiteln und Sätzen plaudert Dorau, ohne dabei je geschwätzig zu sein: »… und so weiter und so fort, den Rest kann sich jeder sel- ber dazu denken« – das liest man eher selten in Musiker- oder anderen Künstlerbiografien, in denen ja gern am ei- genen Denkmal gemeißelt und poliert wird. Hier statt- dessen: »Das hatte sich irgendwie so ergeben, es hatte mit Zeitnot und Charakterschwäche zu tun, ich möchte nicht ins Detail gehen.« Nun wollen wir nicht so naiv sein, jemanden, der seit vierzig Jahren auf der Bühne und in einer Nische der Öffentlich- keit steht, als uneitel zu bezeichnen, aber was Dorau über die Musiklandschaft und von sich erzählt, ist mindestens un- prätentiös und fast immer lustig. Wozu sicher auch seine Perspektive beiträgt: Er schaut immer vom Rand aus zu, selbst als er in den goldenen Neunzigern (Viva! Maxi-CDs! Musikvideos! Geld!) bei einem Plattenlabel arbeitet (der Absolvent einer Filmhochschule ist dort Video-Consultant). Und er verabscheut »jede Form von Animation, Anbiede- rung, jovialem Gequatsche«, den ganzen »Auflockerungs- quatsch« also. Natürlich auch wichtig in so einem Buch: dass coole halbpro- minente Leute durch den Text spazieren – auch hier holt Dorau mit Anti Toma, Françoise Cactus und Carsten Fried- richs die volle Punktzahl. Und was er über den Umgang von Künstlerinnen und Künstlern mit dem eigenen größten Hit, über (schwarze) Bandshirts, die unerreichten Vorzüge des Fernsehens und das Verachtenswerte an Hobbys sowie das Geheimnis des Auflegens mit zwei Plattenspielern er- zählt, sollte sich niemand entgehen lassen, der oder die sich für Popmusik interessiert. BENJAMIN HEINE ▶Andreas Dorau und Sven Regener: Die Frau mit dem Arm. Berlin: Galiani 2023. 183 S., 22 € 34 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BELLETRISTIK Außer sich vor Wut Der Roman »Salomés Zorn« konfrontiert mit Rassismus in den Niederlanden E ine der sieben Todsünden nach katholischer Lesart ist der Zorn. Ihn kennen Filmfreunde als mörderischen Impuls, seit Brad Pitt in dem Thriller »Seven« völlig ausras- tete (mit Grund). Warum der heilige biblische Zorn und nicht die alltäglichere Wut im deutschen Titel von »Con- frontaties« steht – das rechtf ertigt erst die Kampfszene ab Seite 188. Vorher geht es um Wut im Bauch als permanente Reaktion auf Hass und Ignoranz. Klar wird, wie unerfreu- lich das Aufwachsen in einer »Weiße-Ärsche-Gegend« sein kann, wenn die Eltern aus Afrika stammen: Diskriminie- rung durch Lehrer, Mitschüler, Hinz und Kunz. Der platt este Rassismus rumort demnach nicht zwingend in Großstäd- ten, sondern in der Provinz, hier in einem Dorf bei Tilburg. Anpassung heißt: hart arbeiten und sich nicht beklagen. Ein »Scheißdorf« laut Salomé, die als Insassin einer Jugendstrafanstalt spricht. Sechs Monate ist sie Teil einer turbulenten Mädchen- wohngruppe und dabei einem widerwärtigen Mentor-Therapeuten ausgeliefert. Die chaotische »Unterhaltung« zwischen ihren Erinnerungen, Gefühlen und Gedanken formt dieses überragen- de Buch. Die Niederländerin Simone Atangana Bekono, 1991 in jener Gegend geboren, wo ihr Debütroman verortet ist, trat zuerst mit Lyrik hervor. Nun beeindrucken neben der extrem va- riablen Sprache die spannende Dramaturgie, der Wechsel der Schauplätze, die Kraft der Ima- gination. Bekono zeigt großes Geschick darin, die enge aggressive Weltsicht eines sensiblen Teenagers zu entwickeln, und öffnet ihr Notausgänge: Reisen nach Ka- merun, griechische Mythologie, der geliebte Vater, die femi- nistische Tante. So gestärkt, wird Salomé als Opfer eines feigen Angriffs zur Furie. In ihrem gerechten Zorn holt sie zu einem Hieb aus, der einen dummen Jungen und mit ihm das ganze Dorf strafen wird. SVEN CREFELD ▶ Simone Atangana Bekono: Salomés Zorn. Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. München: C. H. Beck 2023. 246 S., 24 € Du wolltest doch immer schreiben Versuch einer Selbstbefreiung in einem »Versroman« von Annett e Pehnt Hier soll, hier könnte Literatur entstehen: eine Wohnung nur für sie, freie Bahn zum Denken und Schreiben, eine »stille leere Situation« ohne störende Umwelt. Klingt gut, doch wird sofort deutlich, dass ein Mann in gön- nerhafter Weise die Regie führt. Es ist »Mein- mann«, ein toxisch-dominantes Exemplar, dem es nach 25 Jahren Ehe gefällt, ein privates Künstlerstipen- dium zu stiften. Die Kinder sind ja aus dem Haus, die Frau ist es nun auch – sie fühlt sich ausquartiert und »aufbe- wahrt« in der Dachwohnung, die sie nie verlässt. Sie bleibt abhängig vom Versorger, muss seinen Ermöglicherstolz ertragen, aber sie emanzipiert sich in unfrommen Gedanken und ironischen Ketzereien. Das ist eine gewitzte Revanche der oft abgewerteten Frau an seiner Seite: Ihre Geschichten über eine »schmutzige« (mit Makeln behaftete) Person zeigt sie dem Mann, verborgen bleibt ihm der entlarvende Hauptt ext in lockeren Versen. Wieder ist Annett e Pehnt ein schmaler Roman voller Nuancen und Ambivalenz über eine lebensechte Beziehung gelungen. Darin sind brutale Geständnisse wie die vergebliche Hoffnung der Ich-Erzäh- lerin, keinen Sohn zu bekommen: »Ich wollte nicht, dass es noch mehr von ihm gab.« Daneben steht die Erinnerung an Familienglück und ihre akzeptierte Unterordnung ge- genüber dem Mann, der ein Hansdampf in vielen Gassen ist und immer Publikum für sein Ego braucht. Genau an die- sem Punkt kippt das Machtverhältnis. Aus fürsorglicher Demütigung wird coole Selbstbehauptung, wenn der Mann vor Besucherinnen mit der Wohnung und »seiner« Autorin renommiert: Nicht ihm dichtet sie eine Liebhabe- rin an, sondern sich selbst. In der letzten ihrer »Geschich- ten« laufen die Erzählfäden zusammen, und der nächste Schritt aus der Unmündigkeit ist ein Gang durch die Stadt. Allein. SVEN CREFELD ▶ Annette Pehnt: Die schmutzige Frau. Versroman. München: Piper 2023. 165 S., 22 € ANZEIGE Wieder entdeckt: Asta Nielsens hinreißende Geschichten über die Liebe zum Leben – traumschön illustriert von Kat Menschik Kat Menschik liest: Do, 27. April / Leipzig Fr, 5. Mai / Hiddensee Di, 6. Juni / Kopenhagen 36 www.galiani.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER LOGBUCH | BELLETRISTIK »Rolf Dieter Brinkmann hätte das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium nie erhalten« – aus »Artaud ist tot« Leben als Unfall Wut, Klassenbewusstsein und bittersüße Ironie in Clemens Schittkos »Artaud ist tot« E in guter Lyriker ist manchmal ein solitäres Wesen mit viel Wut. In Clemens Schittkos Gedichten paart sich Wut mit Klassenbewusst- sein und bittersüßer Ironie. Sie machen aus seinen Werken kleine Waffen im Kampf um eine bessere Welt. Es sind im besten Sinn politische Gedichte, weil sie dem braven Bürger einen gut gesalzten Finger in die Wunde stecken. Hass klingt bei Schittko nach Hass, und einer Klage zur fehlenden Liebe unter uns Menschen lässt er ein Gedicht folgen, wo er mehr Gleichgültig- keit einfordert. Einsamkeit, Mitleid, Revolte? Ja, auch das. Sexualität spielt eine Rolle, manch- mal findet sich in den Texten eine Partnerin, und sei es die literarische Imitation von Sex ohne Love. Papierner Sex. Egal ob Schittko in einem Gedicht bemerkt, dass sich Elke Erb zwei Eier zum Frühstück leisten könne, oder er in »Na- men und Zahlen für die kommende Revolu- tion« die Milliardenvermögen reicher deut- scher Menschen anführt: Seine Texte sind immer kleine subversive Nadelstiche. Und sie sind frech und laut. Womöglich für den Lite- raturbetrieb zu laut, der Schittko bisher links und rechts liegen ließ. »Artaud ist tot« ist Schittkos zehnter Lyrikband. Fast alle kamen in unterschiedlichen Klein- und Kleinstverlagen heraus. Stipendien und Preisen geht er (oder gehen ihm?) konsequent aus dem Weg, im Zwei- fel ist er für den Zweifel und schlägt sich mit Arbeitslosenunterstützung durch. Folgerichtig meidet er den Literaturbetrieb weitestgehend und mag auch keinen Sport oder das Musizie- ren, weil sie Ablenkungen vom Wesentlichen seien: dem Schreiben von Gedichten. »Sex und Masturbation sind meine Sportarten / mein Körper ist mein Musikinstrument«. Schittko ist in Ostberlin geboren und gern im Prenzlauer Berg unterwegs, wo vor dreißig Jahren noch aus jedem Fenster eine Künstlerin und ein Lyriker rausguckten. Seine Gedichte tun weh, sie nerven. Lesen Sie sie! FRANK WILLMANN ▶ Clemens Schittko: Artaud ist tot. Berlin: XS 2022. 171 S., 16 € Kernbohrungen im Mutterboden Ungezügelte Experimentierlust in Carolin Callies’ neuem Band »Teilchenzoo: Poem« C arolin Callies macht es uns nicht leicht. In ihrem neuen Band »Teil- chenzoo: Poem« schickt sie uns mit ungezügelter Experimentier- lust auf die Suche nach dem Ding hinter dem Vorhang: »das wasser tief, dein stein / tief, wir werden ihn uns holen«. Schwupp, landen wir im kalten (oder warmen?) Wasser und müssen sehen, wie wir damit klarkom- men. Sprache ist Lust am Einsturz und Neubau, Sprache ist Spaß und Verwirrspiel. Callies baut mächtige Ungetüme und tritt uns freundlich in den Hintern. Jeder Tag ist eine Herausforderung, jede Minute ist es wert, es uns schwer zu machen: »wir sind das bündel unserer eigenschaf- ten & nichts / an uns ist & die bürste & dass sich nicht viel mehr / von unserem gesicht löst«. Wir geben uns Callies’ Rhythmus hin und verplempern keine Zeit mit Sinnfragen, die doch nur zu nichts führen, weil hinter jedem Wort das nächste lauert. Das Buch ist eine Reise ins Vergessen und in unbekannte Wortgeflechte, die zu Gefechten ausarten und uns wehtun. Dabei bekommen die halt- losen Leserinnen und Leser im Callies’schen Traumgestöber auch den letzten Wirbel gebrochen, um endlich befreit von jeder Form finale Sätze wie diesen einzusaugen: »keine hälse, nur galgen, algen / um unsere nähkästchen & digitaler staub & rötungen / haben uns erfasst & nennen uns fischbein, wachsgelb / & im molltau & wir haben ein huschen & steigen / die treppe zur hölle hinab, den galgen um unseren / schweinehals & wollen uns finishen«. FRANK WILLMANN ▶ Carolin Callies: Teilchenzoo: Poem. Frankfurt/Main: Schöffling 2022. 144 S., 22 € www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de A N Z E I G E 38

LOGBUCH | BELLETRISTIK Schon damals so eklig wie heute Thomas Pynchon: »Sterblichkeit und Erbarmen in Wien« V om wohl wichtigsten noch lebenden US-amerikani- schen Autor ist auf Deutsch eine 1959 in einer Litera- turzeitschrift publizierte Erzählung in Buchform erschienen, die in dem gängigen Sammelband früher Erzählungen (»Spätzünder«) fehlt. Hier ist nachzulesen, wie der damals 22-Jährige seinen eigenen Stil entwickelt und in immer länger werdenden Schachtelsätzen von kuriosen Ereignis- sen und Dingen erzählt. Mit dem Protagonisten Siegel stolpert man in ein (an die Erzählung »Entropie« erinnern- des) Setting, wo in einer fremden Wohnung erst jemand einen Schweinefötus wie den Mistelzweig über die Tür na- gelt, sich daraufhin eine Gruppe von Hipstern zu einer wil- den Party einfindet und eine Reihe junger Mädchen vor Siegel ihr Innenleben ausbreiten wie gegenüber einem Beichtva- ter und Psychoanalytiker zugleich. Als Hipster galten in den fünfziger Jahren trendbewusste weiße Mittelstandsgören, die in Sprache, Kleidung, Habi- tus et cetera berühmte Schwarze Jazzlegenden imitierten. Zwischen dem Chaos alkoholgesättigter Exzesse, orgiasti- schem Gebuhle, pseudointellektueller Sprechblasen und dem vornehmlichen Bestreben, cool auszusehen, steht da auch noch, schweigend und teilnahmslos, als Objekt mys- tisch-ethnoromantischer Projektionen ein »Indianer« he- rum, der schließlich dem Geschehen seine entscheidende Wendung geben wird. Schön zu lesen allemal und amüsant in den Beschreibungen, ist die Erzählung eigentlich mehr eine Milieustudie als eine Geschichte, da sich in der kurzen Form keine richtige Ent- wicklung vollzieht, sondern nur eine Szenerie beschrieben wird. Vor dem Hintergrund von Motiven und stilistischen Techniken, die sich in späteren Romanen finden lassen, ist die Lektüre für Freunde dieser kanonischen Werke aber dennoch ein Fest. Sowieso. THORSTEN BÜRGERMANN ▶ Thomas Pynchon: Sterblichkeit und Erbarmen in Wien. Aus dem Amerikanischen von Jürg Laederach. Salzburg: Jung und Jung 2022. 65 S., 15 € »Am Anfang war die Artischocke.« – aus »Kochen im falschen Jahrhundert« Higher eating Lebst du noch oder genießt du schon: Teresa Präauers »Kochen im falschen Jahrhundert« E in Essen bei Freunden – das klingt nach einem ent- spannten Abend. Einem, bei dem man sich in vertrau- ter Runde vom ständigen Vergleichen mit anderen Leuten und dem privaten wie beruflichen Leistungsdruck erholen kann. Das Essen, das Teresa Präauer in ihrem neuen Ro- man »Kochen im falschen Jahrhundert« schildert, hinter- lässt allerdings den entgegengesetzten Eindruck. Die etwa vierzigjährige »Gastgeberin« und »der Partner der Gastge- berin« haben »die Ehefrau«, »den Ehemann« und »den Schweizer« eingeladen. In einer schicken Altbauwohnung mit dänischen Möbeln stellen sie mithilfe etlicher Fla- schen Crémant das gute Leben nach. Mit dem Verzicht auf individuelle Namen reduziert Präauer die Figuren auf ihre soziale Rolle und schafft eine distanzierte, ironische Pers- pektive – vor allem in Situationen, in denen die Figuren lo- cker wirken wollen, sich dafür aber selbst viel zu ernst neh- men. Und das ist meistens so, denn das Essen dient hier nur dazu, Auskunft darüber zu geben, wer man ist. Sicher: Das war schon immer so. Aber noch nie konnten es sich so viele Menschen leisten, Essen nicht als etwas Lebensnot- wendiges zu verstehen, sondern als Distinktionsmittel. Unbefangener Genuss wird unmöglich, ganz gleich, wie läs- sig man fürs Selfie posiert. Den Kapiteln über das Abendessen stellt Präauer solche gegenüber, in denen sie mit einem namenlosen Du in Dialog tritt. Es geht um erste Male des Genusses, die ebenso an Lebensabschnitte und materielle Bedingungen gekoppelt sind wie an Orte, denn die Generation der Autorin verfügt über globale Essenserfahrungen. Beleuchtet wird aber auch die Bedeutung des Kochens und Verzehrens über die letzten drei Generationen hinweg. Hier kann man sich le- send vergewissern, wo man in der sozialgeschichtlichen Entwicklungslinie steht. Fast immer aber ist Essen viel mehr als »nur« Essen. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Teresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert. Roman. Göttingen: Wallstein 2023. 180 S., 22 € Ein außergewöhnlicher Roman über die Abgründe des deutschen 20. Jahr- hunderts und die Gründe von Verzweiflung, wo Liebe sein sollte. 244 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag Preis: 22,00 € (D ), 22,70 € (A) ISBN: 978-3-7518-0909-2 n i l r e B z t i e S & s e h t t a M www.kreuzer-leipzig.de ANZEIGE e e b b b b i i R R n n i i r r t t a a K K : : o o t t o o F F 40

LOGBUCH | BELLETRISTIK Von Stereotypen und trügerischen Erinnerungen Toni Morrisons Erzählung »Rezitativ« ist eine Diskussion über Traumata und Stigmatisierungen T wyla und Roberta werden als Achtjährige »abserviert« ins Heim, weil ihre Mütt er sich nicht um sie küm- mern. Im späteren Leben treffen sie sich wieder und tauschen Erinnerungen aus. Diese variieren jedoch wie ihre Lebens- wege. Was geschah wirklich, als die taubstumme Maggie – die Küchenhilfe und in der Hierarchie im Heim ganz un- ten – von den älteren Mädchen im Heim gequält wurde? Haben Twyla und Roberta zugeschaut, haben sie mitge- macht? War Maggie schwarz oder doch nicht? Die ver- schiedenen Erinnerungen und sozialen Hintergründe füh- ren zu einer Entf remdung, die später teilweise über- wunden wird. Morrison zeigt in ihrer Erzählung grundsätzliche Probleme der amerikanischen Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf; zum Beispiel der Versuch der Stiller Kampf um Gleichheit Gwendolyn Brooks’ einziger Roman »Maud Martha« erstmals in deutscher Übersetzung 1 950 gewann Gwendolyn Brooks als erste Schwarze Frau den Pulitzer-Preis für ihren englischsprachigen Lyrik- band »Annie Allen«, der allerdings auch nach diesem Ereig- nis nie ins Deutsche übertragen wurde. 1953 veröffentlichte sie ihren einzigen Roman »Maud Martha«, der nun siebzig Jahre später erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt. Das als Autofiktion geschriebene Werk schildert das Leben der Schwarzen Maud Martha, die wie die Autorin Brooks in Chicago aufwächst und mit ihrem Mann eine winzige Substandardwohnung bezieht, in der die Mieter nicht ein- mal die vorhandene schäbige Möblierung verändern dürfen. Die Autorin wohnte ebenfalls in einer solchen sogenann- ten »Kitchinett e« in einer Mietskaserne. Sie beschreibt das soziale Gefüge und die schlechten hygienischen Zustände in den typischen Wohnbauten der Arbeiterklasse. Die Architek- tur dieser Behausungen nimmt starken Einfluss auf das Desegregation an Schulen – »School Busing« – im Staat New York. Zentral ist die Frage der Hautf arbe – es wird nie klar gesagt, welches der beiden Mädchen schwarz und welches weiß war; sie waren wie »Salz und Pfeffer«. Aber wer ist wer, und was ist typisch schwarz oder typisch weiß? Im Nachwort diskutiert die amerikanische Schwarze Autorin Zadie Smith die grundsätzlichen, von Morrison angesprochenen Probleme: Wie sollen wir mit Kategori- sierungen, Konflikten und Vorverurteilungen in unseren Gesellschaften umgehen und welche Konsequenzen ha- ben solche binären Kategorisierungen und Stereotypisie- rungen mit all ihren diskriminierenden und stigmatisie- renden Mustern für unser Zusammenleben? Wie gehen wir mit unserer persönlichen Identität um und respektie- ren gleichzeitig die anderen und deren spezifische Iden- titäten? Die Erzählung wirft Fragen auf über unsere eigene Existenz mit all unseren Rollen und Charakteristika und deren »ethischer Komplexität« und verdeutlicht, dass Dif- ferenz letzten Endes immer etwas Positives ist. JOACHIM SCHWEND ▶ Toni Morrison: Rezitativ. Mit einem Nachwort von Zadie Smith. Aus dem Englischen von Tanja Handels. Hamburg: Rowohlt 2023. 97 S., 20 € Leben der Menschen, denen kein Raum zur Selbstentf altung und kaum Privatsphäre gewährt wird. Der über Generationen hinweg anerzogene Rassismus je nach Hautf arbe, Nationalität oder Religionszugehörigkeit reicht bis in die entlegensten Ecken des Alltags von Maud. Ihre eigene Tochter erkennt diesen Rassismus zum ersten Mal, als Santa Claus im Einkaufszentrum die Weihnachts- wünsche der Kinder anhört und das Schwarze Mädchen einfach ignoriert, als es an der Reihe ist. Immer wieder muss Maud sich im Kampf um die menschliche Würde behaup- ten. In ihrem Roman thematisiert Brooks vor allem die Sprachlosigkeit dieser durch Diskriminierung und Ausgren- zung geschürten Wut. Mit seinen 160 Seiten inklusive Nachwort wirkt das Buch auf den ersten Blick schmal, doch die Autorin entf altet in wenigen Worten anschauliche Mi- niaturen, die sehr persönliche und intensive Einblicke in die Lebensumstände der Armenviertel von Chicago in den 1920er bis 1950er Jahren eröffnen. HANNA SCHNECK ▶ Gwendolyn Brooks: Maud Martha. Roman. Aus dem Amerikanischen von Andrea Ott. Mit einem Nachwort von Daniel Schreiber. München: Manesse 2023. 160 S., 22 € ANZEIGE Bücher für eine gerechtere Welt … Appell für die Freiheit von Frauen von Frauen mit aktueller Dringlichkeit Ein gnaden- loser Blick auf Flucht über den afrikanischen Kontinent Fulminanter Roman mit der Intensität einer antiken Tragödie ISBN 978-3-949545-34-4 104 Seiten, Klappenbroschur, € 17,00 ISBN 978-3-949545-32-0 160 Seiten, Klappenbroschur, € 22,00 ISBN 978-3-949545-30-6 96 Seiten, Klappenbroschur, € 16,00 Orlanda Verlag Berlin www.orlanda.de

LOGBUCH | BÜCHER LOGBUCH | BELLETRISTIK Anna ist Grundschullehrerin in London, ver- bringt den Corona-Lockdown mit ihrem er- wachsenen Sohn Paul im eigenen Häuschen, getrennt vom Geliebten und ihren Schülern, depressiv und weinerlich bis zum Selbsthass. In die Gedankenspirale der Ich-Erzählerin schleicht sich die Studienzeit in Edinburgh, lebt ihr politisches Straßentheater UnRule OrKes- trA wieder auf: »die Lieferanten von frischem Nonsens, Spaßmacher und Spaziergänger, Spieler und Narren«. Masken und Rollen wer- den lebendig, Streiche und Shows. Während wir mit Anna die Vergangenheit zelebrieren, zie- hen dunkle Wolken auf. Raben setzen sich rings um die Manege. Auftritt Buster. Einer von ihnen, ein Streuner, Clown, Artist, V-Mann. In abwechselnden Kapiteln erzählen Anna (heute, London, Corona) und Buster (früher verdeckter Ermittler, heute Killer) ihr Leben. Die beiden müssen sich wiederbegegnen, so, wie sie schon einmal verschlungen waren. Sarkastisch wie zynisch, wehleidig wie redun- dant trägt uns Kennedys Sprache durch die- sen Roman, flötet und geigt auf den Höhepunkt zu, wo sie uns ihre Generalkritik in die Ohren paukt, dass es scheppert. Durchkomponiert wie eine Wagner-Oper. Meisterhaft! ANNE HAHN ▶ A. L. Kennedy: Als lebten wir in einem barmherzigen Land. Aus dem Englischen von Ingo Herzke und Susanne Höbel. München: Carl Hanser 2023. 462 S., 28 € Rabenschwarz mit hellen Tupfern Die versöhnliche Abrechnung der A. L. Kennedy A uf dem Cover des neuen Romans der bril- lanten britischen Autorin Alison Louise Kennedy prangt ein Rabe. Die Flügel weit ge- hoben, Kopf und Schnabel nach unten gerich- tet. Ab Brust und Schnabelspitze ist das Bild beschnitten, man sieht nicht, was der Rabe vielleicht schon in den Fängen trägt. Der och- senblutrote Hintergrund hebt die Schwärze des Gefieders hervor und doch schillert das Fe- derkleid dunkelgrün bis blau, mit hellen Tupfern drin. »Dies war das ungeheure Drama, in dem sie mit- wirkte, in einer Welt blinder Zerstörung Leben mit geduldiger Zärtlichkeit heranzuziehen.« – aus: »Draußen die Welt« Hüterin der Feuerstelle Poesie des Alltags: »Draußen die Welt« von Janet Lewis K alifornien in den späten 1920ern: Die Perraults leben in dem kleinen Ort South Encina und halten sich wie ihre Nachbarn mit Gartenbau und Kaninchenzucht über Wasser. Die Lebensbedingungen sind bescheiden, doch in der Gemeinschaft hilft man sich untereinander. Mary Perrault, Anfang fünfzig, ist das Kraftfeld ihrer Familie, für die sie unermüdlich sorgt. Die amerikanische Autorin Janet Lewis führt ihre bodenständige, großherzige Heldin an einem heißen Herbsttag ein, an dem diese Besuch von einer alten Freundin bekommt. Men- schen, Natur – alles scheint in vollkommener Harmonie. Am darauf- folgenden Tag ist die Freundin tot; gestorben beim Zusammenprall ihres Autos mit einem Zug. Die Welt ändert sich und doch geht das Leben weiter. Mit einer Inhaltsangabe wird man dem Zauber von »Draußen die Welt« nur schwer gerecht, denn Lewis’ Roman, 1943 erstmals erschienen, handelt vom normalen Leben einer Familie. Doch das Alltägliche wird hier zum Besonderen, vor allem in Gestalt von Mary Perrault. Sie lenkt das Leben aller, die sie liebt – und das sind viele –, sanft, aber unbeirrbar in sichere Bahnen. Sie ist die Hüte- rin der Feuerstelle. Als ebensolche (»Keeper of the Hearth«) be- zeichnete die New York Times Janet Lewis, die ebenso Lyrikerin wie Schriftstellerin war. Ihr Roman profitiert davon durch eine zwar knappe und schlichte, aber auch sinnlich-bildhafte Sprache. Der Lebendigkeit der ka- lifornischen Landschaft und der Weite Amerikas stellt Lewis die Zerstörungskraft des Menschen, aber auch seine Fähigkeit, das Gewachsene zu bewahren, entgegen. Eine Perspektive, die vielleicht konservativ anmutet. Vielleicht aber auch ein Weg ist, der in die Zukunft weist. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Janet Lewis: Draußen die Welt. Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Sylvia Spatz. München: dtv 2023. 368 S., 24 € www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de r e h c s i F s a k u L : o t o F © Ein postmodernes Spiel – ein Metaroman, der sich über das Schreiben Gedanken macht … Berliner Zeitung, 11. 01. 2023 Lesung und Gespräch Florian Havemann BANKROTT Leipziger Buchmesse 2023 #Buchbar, Halle 2 Donnerstag 27. 04. 2023 14.30 Uhr Verlag Freunde & Friends Berlin A N Z E I G E 44

LOGBUCH | BELLETRISTIK »Auf ihrem Thron, wie eine Königin / hielt sie Hof, der Venus Ebenbild / der höchste Geist, der unbeugsamste Sinn / nur sie hat solche Leiden- schaft gestillt / Ein Heer Verliebter drängte zu ihr hin / von Amors Strahlen war sie eingehüllt / ein einz’ger Blick aus ihren schönen Augen / konnte Zeus des Donnerkeils berauben.« – aus »Margherita Costa« Grenzgängerin Theresa Pleitner zeichnet einen zeitlosen Konflikt M it »Über den Fluss« hat Theresa Pleitner ein fast schon klassisches Drama geschrieben. Ihre zurück- haltende, aber eloquente Erzählerin will berichten, oder eher beichten, was ihr, während sie drei Monate als Psycho- login in einer Unterkunft für Geflüchtete tätig war, wi- derfahren ist. Oder besser: Was anderen widerfuhr. »Ich habe mich den Menschen im Abseits der Gesellschaft schon immer über die Maßen verbunden gefühlt.« – Pleit- ners Figur ist eine, die um ihre eigene Doppelbödigkeit weiß: Einerseits will sie helfen, andererseits stellt sie die- sen Altruismus auch in Frage: »Diese Art der Anteil- nahme schien mir zu billig, sie schien mir eher ein Miss- verständnis zu sein als Mitgefühl. Also sah ich ihm nur zu, fühlte mich wie eine Voyeurin, da ich ein Leid be- zeugte, gegen das ich nichts zu tun imstande war.« Man spürt die Verantwortung, die Pleitner gegenüber ihren Fi- guren hat, und der sie mithilfe eines erzählerischen Kniffs auch gerecht wird: Die Fluchtgeschichten werden Von einer, die nun dem Klingeln einer anderen Börse folgt Christine Wunnicke zeigt das zügellose Leben und Werk der Margherita Costa I hre Biographie ist ein Trümmerfeld voller Lücken und Rätsel. Sie schrieb fünfzehn Bücher: bände- weise Gedichte, Opernlibretti […], eine surreale Sex- komödie, ein geistliches Epos, fiktionale Liebes- briefe, die bald nach ihrem Tod auf dem Index landeten, das Skript für ein Pferdeballett und eine geheimnisvolle Autofiktion in Terzinen, die nur im Manuskript überliefert ist; damit war sie eine der produktivs- ten Schriftstellerinnen ihrer Zeit.« So fasst Christine Wunnicke dieses literarische Leben zusammen. Zuvor tauchte sie in ihren Romanen durch die Zeiten – nun übersetzt und interpretiert sie das Werk Margherita Costas, einer Poetin und ehemaligen Prostituierten des 17. Jahrhunderts. 270 Seiten umfasst die zweisprachige Auswahl, der eine 80-seitige Einleitung vorangestellt ist. Wunnicke lässt Fragen stehen, wo Belege fehlen, fügt Fundstücke zusammen, die in ihrer Vielfalt erstaunen, und würzt die biografische Erzählung mit Sprachpoesie und Humor. Ihr gelingt das Kunststück, die wilde Schönheit der Costa auferstehen zu lassen. Margherita Costa heiratet spät, liebt einen Banditen, reist rastlos in Italien und Europa umher, lebt bei Hofe, zieht nur zwei ihrer vielen Töchter auf, unterstützt ihren sich heimlich prostituierenden Bruder und singt mit ihrer Schwester um die Wette – mit diesem Wissen aus- gestattet lesen sich die Gedichte, Briefe und grotesken Texte flüssig. Die Adressaten bestimmter Gedichte (schielende Frauen, Zwerge, der mit der Franzosenkrankheit geschlagene Astrologe und andere) muten bizarr an, anderes wirkt zeitlos, wie die Mahnung an einen Freier: »Wusstet Ihr nicht vom ersten Tag an, da Ihr Euch an mich ge- klammert, dass Ihr nicht der einzige seid?« Sie selbst folge nunmehr »dem Klingeln einer anderen Börse«. ANNE HAHN ▶ Christine Wunnicke: Margherita Costa – Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht. Porträt, Werkaus- wahl und Übersetzung aus dem Italienischen, zweisprachig Italienisch–Deutsch. Berlin: Berenberg 2023. 350 S., 30 € niemals reißerisch ausgeschlachtet, sondern durch die Psychologin selbst oder im Dialog wiedergegeben. Die Menschen, denen sie begegnet, sind Schutzsuchende. Aber der Auftrag, dem sie sich verschrieben hat, wider- spricht dem, was sie tatsächlich tun muss und tun wird: Menschen entmündigen, Abschiebungen und Einwei- sungen zulassen. Sie kann das System nicht besser ma- chen, sie wird davon verschluckt. Dieser Wunsch, sich nicht schuldig zu machen, beschwört die Katastrophe erst herauf. All das verhandelt die Autorin in genauen Beob- achtungen und mit Gespür für Stimmungen. Die ruhige, aber konfliktgeladene Atmosphäre, das unterschwellige Brodeln, das sich ganz unvorhergesehen zum Ausbruch auswachsen kann, ist stets spürbar. Das kleine Mädchen, das seine Finger zur Pistole formt; die karge, stille Woh- nung der Erzählerin, die kein Rückzugsort mehr ist ab dem Moment, da das Schicksal der Geflüchteten sie bis nach Hause verfolgt. Ja, dass es am Ende knallt, das ist klar, aber hier ist der Weg das Ziel: ein zeitgenössisches Drama mit großer Wucht. LINN PENELOPE MICKLITZ ▶ Theresa Pleitner: Über den Fluss. Berlin: S. Fischer 2023. 208 S., 22 € 46 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BELLETRISTIK Rätselhaft, hammerhart und wunderschön Selva Almada lässt den Erzählfluss durcheinanderwirbeln D rei Freunde fahren auf eine Flussinsel zum Angeln. Sie töten einen Rochen von beträchtlicher Größe, lassen das Prachtstück von einigen Inselbewohnern be- staunen, werfen es kurz darauf allerdings wieder ins Wasser – weil sie keine Verwendung dafür haben. Und nun wird Selva Almadas Buch wunderschön kompliziert: Der Erzählfokus verliert sich, ausgehend von zufälligen Begegnungen, sich kreuzenden Wegen und Erinnerun- gen, in verschiedenen raumzeitlichen Gefilden. So erfah- ren wir zum Beispiel etwas über einen gemeinsamen Freund, der Jahre zuvor im Fluss ertrunken ist. Gleichzei- tig führt uns ein Mann namens Aguirre, der über die lieblose Entsorgung des Fischkadavers empört ist, in sein Dorf, und wir wer- den mit den wachsenden Rachegelüs- ten der Inselbewohner vertraut ge- macht. Die drei Freunde lernen indes- sen zwei Mädchen kennen, die sie zum Tanzen einladen. Was eine kau- sale Storyline betrifft, wurden die Lesenden an dieser Textstelle schon gründlich geläutert. Trotzdem ver- steht man nach und nach, dass es sich bei den Mädchen um Aguirres Nich- ten handeln muss, die bei einem Un- fall umgekommen sind – also ein Treffen mit den Anglern gar nicht möglich ist. Aber die Autorin wird diesen scheinbaren logischen Fehler zum Anlass für eine zauberhafte Schlusswendung nehmen. Selva Almadas Prosa ist köstlich, präzise und poetisch. Wie in vielen Werken der argentinischen Schriftstellerin geht es in »Kein Fluss« um Menschen in ländlicher Umgebung, um deren Denk- und Fühlweise. Und obwohl der Romantext eine überschaubare Länge hat, bekommt der oder die Lesende Gelegenheit, tief einzusteigen und auch die Härte und Bitterkeit der Figuren nachzuvoll- ziehen, die zu allerlei fatalen Verstrickungen und grausa- men Geschehnissen führt. JULIANE ZÖLLNER ▶ Selva Almada: Kein Fluss. Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Berlin: Berenberg 2023. 109 S., 24 € »Dieser Mann ist nicht aus diesem Wald, und der Wald weiß das.« – aus »Kein Fluss« Kosmisches Fabulieren Sheila Heti erzählt in »Reine Farbe« über Lust und Leben in der Gegenwart R eine Farbe« ist ein provokantes Geschenk. In acht Szenen beleuchtet der Roman, in oft ins Allego- rische abdriftenden und kurz gehaltenen Vignetten, die Liebesgeschichte zwischen Mira und Annie. Mira hat obendrein den Verlust ihres Vaters zu verar- beiten. In den Abhandlungen über ihr Durchlaufen der Trauerphasen kratzt die kafkaeske Erzählung in- quisitiv am Inzesttabu, übt Kunstkritik und ergrün- det das Sein im Anthropozän – ganz besonders dann, wenn die Seele der Protagonistin zwischenzeitlich selbst in ein grünes Blatt fährt. In knappen Eindrü- cken tariert das Buch ganz nebenbei die Grenzen des Romans aus, versucht in Sinneseindrücken, Ide- enskizzen und Handlungsfragmenten ein Bewusst- sein abzubilden, dessen Ursprung das Rätsel der Er- zählung bildet. Die Magie von »Reine Farbe« lässt sich nur schwer nachträglich beschreiben, denn allein das Leseerlebnis ist gleichzeitig eine subjektive Bewusstseinserkundung wie auch das Erleben ei- ner spirituellen Offenbarung. Erst auf der letzten Seite enthüllt das Buch, wa- rum es erzählt, wie es erzählt. Bis dahin bietet die rhythmisch stimmige Übersetzung des kanadischen Romans jede Menge Absurdes, Tiefsinniges und – im wahrsten Sinne des Wortes – Fabelhaftes. Die schnell rezipierte Erzäh- lung testet dabei die Geduld der Leserschaft und trainiert das Aushalten von Ambiguitäten. Wer den Zauber von Ovids »Metamorphosen«, Kunderas »Unerträgliche Leichtigkeit des Seins« und Rachel Cusks Schreibexperimen- ten schätzt, ist hier gut aufgehoben. »Reine Farbe« vermag es, die Erfahrung des Lebens im gegenwärtigen Jetzt so einprägsam auszuleuchten wie kein an- deres Buch. Es ist eine ambitionierte Formübung, die in ihren stärksten Momenten an Virginia Woolfs »Orlando« erinnert und in ihren schwächsten die Kosmologie eines Tageshoroskops simuliert. MARCEL HARTWIG ▶ Sheila Heti: Reine Farbe. Aus dem Englischen von Thomas Überhoff. Hamburg: Rowohlt 2023. 224 S., 24 € 48 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BELLETRISTIK Die Seele über den Schlüsselbeinen Radmila Petrović hat den besten Lyrikband des Jahres geschrieben R admila Petrović wurde 1996 geboren und ist in ei- nem serbischen Dorf aufgewachsen. Den jugosla- wischen Bürgerkrieg kennt sie aus Erzählungen und vom Friedhof. Wie durch ein serbisches Wunder wurde sie zu einer der gefragtesten Lyrikerinnen des Balkans. Wirft man einen Blick in ihren Band »Meine Mama weiß, was in den Städten vor sich geht«, ahnt man, warum sie so geliebt wird. Die Ge- dichte sind eine Wucht, sprachlich brillant, bezirzen sie durch die grund- coole Haltung der Dichterin: »großvater verkaufte das kalb / und er kam nicht eher nach hause, bis er es nicht versoffen hatte«. Obgleich es nicht immer lustig zugeht, sind ihre eingängigen Verse ein reines Leseglück: »komm, ruf mich zu dir / ich will dir zeigen / wie viel seele kann ich / plat- zieren in den Gruben / über deinen Schlüsselbeinen«. Vielleicht half ihre Dorfkindheit und öffnete den Blick aufs Wesentliche? Radmila Petrović hat einen feinen Blick auf die serbische Lebenswirklichkeit und die mög- licherweise etwas verengte Welt ihrer Familie, der sie wunderbare Sätze ins Ohr flüstert wie: »also, papa, du wirst eine schwiegertochter haben, wenn auch keinen sohn / siehst du, so clever ist Gott«. Natur, Familie, Dorfle- ben mit und ohne Trauma und eine klare Haltung zum nationalistischen Männergeplapper sind Radmila Petrovićs Stärke. Sie knackt altbackene Wertvorstellungen wie einen Sack Nüsse und lässt uns teilhaben an monströ- sen Schweinereien und großen Späßen, die das Leben bereithält: »die ferkel waren knusprig / wir aßen und dachten / grausam ist dieser kapitalismus«. Dieser jetzt schon beste Lyrikband des Jahres 2023 wird die kommenden Kriegs- und Elendstage erträglicher machen. FRANK WILLMANN ▶ Radmila Petrović: Meine Mama weiß, was in den Städten vor sich geht. Zweisprachig: deutsch/ser- bisch. Berlin: Voland & Quist 2023. 80 S., 20 € »Die Straße war belebt mit leblosen Menschen« – aus »Um mich herum Geschichten« Zwischen Flucht, Sehnsucht und Angst Bei Luna Al-Mousli betrachten unbelebte Dinge den syrischen Alltag W as würden wohl die Dinge, die uns umge- ben, über uns und unser Leben erzäh- len? Luna Al-Mousli, Wiener Autorin und Illus- tratorin mit syrischen Wurzeln, lässt in ihrem schmalen, wunderschön gestalteten Büchlein »Um mich herum Geschichten« diese aus der Pers- pektive jener Gegenstände erzählen, die für die jeweilige Besitzerin oder den Besitzer eine be- sondere Rolle spielen. Mal ist es der Computer auf dem Schoß einer älteren Frau, der ihr zum wich- tigsten Kommunikationsmedium wird zwischen ihrer alten und neuen Heimat, denn irgendwann wurden alle Wege zwischen Wien und Damaskus gekappt. Mal ist es eine Arzturkunde, die einge- rahmt in der Wohnung eines Sohnes aus großer Bauernfamilie in der Fremde an der Wand hängt. Sein ganzer Stolz. Dann wiederum spricht eine Oud, eine arabische Laute, die ihr Besitzer mit ins Exil nahm und die ihn auf fast allen Etappen seines Lebens begleitet: vom Aufstieg bis zum Zusammenbruch. Und dann sind es noch ein An- zug, gekauft für die Uniabschlussfeier des Soh- nes, den der Vater allerdings zu ganz anderen An- lässen tragen wird, und ein Wohnungsschlüssel, ein treuer Begleiter seiner Besitzerin. Beide erzäh- len sie von den Leben der Dagebliebenen. Durch diesen erzählerischen Abstand entsteht eine kraftvolle Poetik. Die lakonisch beobachtende Stimme der Gegenstände offenbart mit einem Hauch verzaubernder Zärtlichkeit die Brutalität, mit der sich der seit 2011 wütende Krieg in Men- schen in und aus Syrien hineinschreibt. Dass sich die Erzählfäden der fünf Gegenstände alle ir- gendwo überkreuzen, kann nicht nur als eine Fa- miliengeschichte gelesen werden, sondern auch als Metapher für die Schicksale eines ganzen Lan- des, deren (Über)Lebende und Tote, Geflüchtete und Dagebliebene durch einen zarten Faden mit- einander verflochten sind: durch das Leid die- ses Krieges. MARTINA LISA ▶ Luna Al-Mousli: Um mich herum Geschichten. Frankfurt/Main: Edition W. 128 S., 16 € 50 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

Michel Jean LOGBUCH | BÜCHER auf der Leipziger Buchmesse LOGBUCH | BELLETRISTIK Zärtlichkeit in Zeiten der Zeitarbeitsfi rmen Das Leben zweier Frauen zwischen Schichtsystem und feministischer Utopie D er nächste Job, das nächste Kind, der nächste zu pflegende Ange- hörige, der nächste Rauswurf, die nächste Kürzung, der nächste Autogewinn in der Halle des Einkaufszentrums, der keiner war« – die Welt, die die in Leipzig lebende Schriftstellerin Josefine Soppa in ih- rem Debüt zeichnet, ist eine trostlose. Und das vor allem für Frauen. Im Mitt elpunkt ihres Romans stehen eine namenlos bleibende Prota- gonistin und deren alternde Mutt er, die sich beide von einem befristeten Arbeitsverhältnis zum nächsten schlagen und keinen Halt finden in einer neoliberalen Welt, die dystopisch wirkt, sich jedoch nur in De- tails von der aktuellen Lebensrealität vieler Menschen in Westeuropa unterscheidet. Tochter und Mutt er putzen im Schichtsystem, arbeiten als Hostessen, vermieten ihre Wohnungen unter und verdienen sich nebenher noch etwas dazu mit Massagen. Sie sind ständig auf der Su- che nach Möglichkeiten, sich über Wasser zu halten. Dann verschwindet die Mutt er. So beginnt, während die Tochter weiter Drei Frauen gehen ihren Weg Unabhängigkeit und Freundinnenschaft in einem Panorama der Generationen in Gudrun Seidenauers Roman »Libellen im Winter« Wein-Abos verkauft oder Filmchen auf sozia- len Platt formen mit passenden Schlagwörtern taggt, eine zweite Erzählebene: Soppa be- schreibt, wie die Mutt er zusammen mit anderen Frauen in verlassenen Ferienhäusern am Meer ein neues Leben beginnt. Wie sich fern von Ar- beitsdruck und familiären Pflichten zarte Bande knüpfen lassen, wie Begegnung wieder möglich wird. Und schließlich macht sich auch die Tochter auf, auf die Suche nach ihrer Mutt er, nach anderen Frauen, die bereit sind aufzu- brechen. »Mirmar« erzählt von feministischen Utopien und von der Liebe abseits heteronor- mativer Zweier-Beziehungen, mit einem schar- fen Blick für das Leben und Arbeiten in digitalen wie in analogen Welten, mit Witz und einer gro- ßen Zärtlichkeit für die Figuren. EVA BURMEISTER ▶ Josefine Soppa: Mirmar. Berlin: Aufbau 2023. 224 S., 22 € Mali, Grete und Vera haben ihre persönli- chen Probleme mit der von Männern und gesellschaftlichen Konventionen domi- nierten österreichischen Gesellschaft, aber sie haben auch ihre Träume für die Zukunft. Sie beißen sich durch und unterstützen sich ge- genseitig, weil sie einander verstehen und ak- zeptieren. Die Handlung beginnt in den letz- ten Tagen des Zweiten Weltkriegs und wir be- gleiten die drei bis ins hohe Alter. Alle haben unerfreuliche Erfahrungen mit Männern ge- macht, aber sie lassen sich nicht unterkriegen und kämpfen gegen ein dominantes Patriarchat, das dieses unabhängige Agieren von Frauen nur schwer tolerieren kann. Grete und Mali erziehen ihre Kinder lieber allein und gehen ihren selbst gewählten Weg, auch wenn der nicht immer leicht ist und es einfachere Alternativen gegeben hätt e. Erinnerungen an bedrückende Erleb- nisse und dadurch bedingte Lebenslügen begleiten sie, aber mit ihren Freundinnen können sie über alles reden, ihre Geheimnisse sind bei ihnen sicher. Seidenauer baut das Leben der Frauen und ihrer Kinder in das Zeitgeschehen ein. Von den letz- ten Tagen des Krieges über die Mangelwirtschaft und das Wirtschaftswunder bis in unsere Gegenwart entsteht ein Panorama der Gesellschaft, vor dem sich der Le- bensweg der Protagonistinnen entf altet. Manche Andeutungen werden erst im Laufe der voranschreitenden Erzählung für die Leser verständlich, was die Spannung hochhält. Sprachlich ist der Roman eine Freude, mit wechselnden Erzählperspek- tiven und inneren Monologen werden die Gedanken der Charaktere offenbart, wie sie ihre jeweiligen Mitmenschen sehen und einschätzen. Zum Schluss erlangt das Schicksal der drei Frauen sogar globale Bedeutung durch eine ganz neue Perspektive. JOACHIM SCHWEND ▶ Gudrun Seidenauer: Libellen im Winter. Salzburg: Jung und Jung 2023. 435 S., 24 € »Tot zu sein war auch eine Art, in Sicherheit zu sein, warum also sollte man sich davor fürchten?« – aus »Libellen im Winter« www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de A N Z E I G E 52 Tausende indigene Kin- der in Quebec wurden in Internate zwangsver- bracht und dort ihrer Namen und Sprache beraubt. Auch Angehö- rige des Autors Michel Jean: Im Doku-Roman „Maikan“ erzählt er ihre Geschichte. Michel Jean 28.4., 13 Uhr Halle 4 Forum 28.4., 19 Uhr Gutenberg Verlag und Druckerei ◆ Wıeser www.wieser-verlag.com A-9020 Klagenfurt/ Celovec 8.-Mai-Straße 12 Telefon +43 (0)463 37036 office@wieser-verlag.com www.wieser-verlag.com

LOGBUCH | BÜCHER LOGBUCH | BELLETRISTIK Fabian Neidhardt Nur ein paar Nächte Roman EUR 22,90 ISBN 978-3-7099-8174-0 Von einem alleinerziehenden Vater und einer Tochter, die sich kaum bändigen lässt, von Nähe und Loslassen, von Entscheidungen, die das Leben verlangt. • 30.4., 15:30, Forum Literatur Halle 4, Stand: B500 Anna Herzig 12 Grad unter Null Roman EUR 19,90 ISBN 978-3-7099-8192-4 »Vorsicht: Anna Herzig zeigt uns die allerhässlichste Unterseite des Patriarchats: Wie eine Pathologin seziert Herzig die schwindende Menschlichkeit unserer Gesellschaft. « Gertraud Klemm • 27.4., 12:30, Forum Halle 4, Stand: B401 • 29.4., 21:00, Leseinsel der Unabhängigen: Spätausgabe, Kulturbar ›froelich und herrlich‹ • 30.4., 11:00, Literadio Stand IG Autorinnen Autoren, Halle 4, Stand: E209 Stefan Slupetzky Lemmings Blues Kriminalroman EUR 16,90 ISBN 978-3-7099-8168-9 »Nach Jandls und Loriots famosen Möpsen endlich wieder ein Mops, der in die Literaturgeschichte eingehen wird.« Heinrich Steinfest • 28.4., 20:00, Gemischter Satz–Österreichische Kriminacht, Café Grundmann, Leipzig Herbert Dutzler Letzter Tropfen Ein Altaussee-Krimi EUR 14,95 ISBN 978-3-7099-7945-7 Gasperlmaier hat heute leider kein Foto für dich: Modelnachwuchs und Mord im Ausseerland! • 26.4., 19:00, Lange Leipziger Kriminacht, Blauer Salon im Central Kabarett, Leipzig • 27.4., 11:30, Forum Halle 4, Stand B401 • 27.4., 19:30, Krekeler killt: Die Österreichische Kriminacht, Handwerkskammer zu Leipzig Podiumsdiskussion: Queere Sichtbarkeit in den Programmen deutschsprachiger Verlage mit Verlagsleiterin Katharina Schaller, Autorin Teresa Reichl, Alexander Graeff (Queer Media Society), Christian Lütjens (Salzgeber Buchverlage) 29.4., 15:15, Forum offene Gesellschaft Halle 4, Stand: E101 A N Z E I G E **** Viele weitere Veranstaltungen findest du unter https://www.haymonverlag.at/events/ 54 Die Mutt er und ihr Schweigen Sylvie Schenk schürft mit ihrem Roman »Maman« in den Tiefen einer familiären Vergangenheit D er Mutt er-Text ist ein Genre, das sich – aus- gehend von der großen Ur-Szene unser aller Leben – mit der Identifikation mit und Ab- lösung von der Mutt er beschäftigt. Ein klassi- scher Topos mit ewiger Brisanz, wie ein Blick in die aktuellen Vorschauen zeigt. Die deutsch- französische Schriftstellerin Sylvie Schenk por- trätiert in ihrem neuen Roman ihre eigene Mutter, die, als Waise aufgewachsen und als »Hurenkind« betitelt, mit Trauma und Sprach- losigkeit kämpfte. Schenk sondiert das Schwei- gen, dem ihre Mutt er zeitlebens mit Redens- arten begegnete. »Das Leben ist hart, da muss auch der Mensch hart sein, wo die Härte auf- hört, wird das Leben rutschig, wie ein Kuhfla- den.« Die Traumata höhlen das Leben der Mutt er (der Figur) aus, diese Leere strahlt bis in das Leben ihrer erwachsenen Kinder. Die Autorin umkreist auch das Leben der Großmut- ter, der Familie von damals und das Leben der Kinder heute. Sie entf altet eine Geschichte, die so, aber auch anders gewesen sein könnte. Denn bis zuletzt haben Mutt er und Tochter nicht miteinander gesprochen. In kurzen Kapi- teln entwirft Schenk Variationen der Vergan- genheit, wie sie gewesen sein könnte. Schenk versucht der Wahrheit, die manchmal nicht einfach zu ertragen ist, ins Antlitz zu blicken. »Hab keine Angst vor der Wahrheit«, sagt die Autorin zur Figur ihrer Mutt er. »Das Kind [von damals] verliert seine Zähne, als es antwortet: Wovor sollte man sonst Angst haben?« Reflexion der Vergangenheit und der Versuch des Darü- ber-Sprechens sind der Weg, den die Autorin und ihre Geschwister wählen, um das eigene Le- ben in die Hand zu nehmen und sich von der Mutt er zu lösen. Schenk entlässt die Lesenden mit einer heiteren Note, denn die Mutt er ist in ihrer Misere zu unerwarteten Bündnissen fähig. MARLENE LOSCH ▶ Sylvie Schenk: Maman. München: Hanser 2023. 176 S., 22 € Flucht aus dem Wochenbett Szilvia Molnars furioses Debüt über Stimmungskrisen nach der Geburt Sehr bildhaft und direkt beschreibt die namenlose Ich-Erzählerin in »Milchbar« die Zeit im Wochenbett . Nur ihr Spitzname, Miffo, ist bekannt. Vor der Geburt war sie eine schwedische Übersetzerin. Im Ro- man ist sie nur noch Mutt er, arbeitet nun in der Fabrik des Mutt erseins, die kein Schichtende kennt. Von Glück ist hier selten die Rede. Der Erzäh- lerin bleibt die goldene Stunde des Tages, wenn die Augustsonne die kleine Wohnung im zweiten Stock des Mehrfamilienhauses durchflutet. Sie schätzt die Momente allein unter der Dusche und die unerwarteten Besuche des greisen Nachbarn Peter von obendrüber. Hier darf sie noch eine Person sein. In den vier Wänden ihrer Wohnung aber gehört sie ganz Butt on, ihrer nicht näher benannten neugeborenen Tochter. Der Arbeitstag ist be- stimmt durch Stillen, Saubermachen, Stillen, Saubermachen. Sie identifiziert sich selbst als die trefflich für den deutschen Titel gewählte »Milchbar«. Im Englischen lautet er »The Nur- sery«, je nach Kontext der Säuglingssaal oder die Kindertages- stätt e. Molnars Debütroman überzeugt in seiner ungeschönten Unverblümtheit und wunderbaren Übersetzung der Leipzige- rin Julia Wolf. Er sollte Pflichtlektüre für werdende Eltern sein, erzählt er doch sehr lebendig von den Kontrasten zwischen den oft verschwiegenen Untiefen des Wochenbett s und den Erwartungen ans Mutt erwerden. So trifft das Buch mitt en in den Diskurswandel um Mutt erschaft. Heute sind Arbeit, Stimmungskrisen und Entbehrungen von Mütt ern sichtbarer denn je. Es ist höchste Zeit, dass die ungese- henen Unwägbarkeiten ans Licht kommen. Die Lektüre macht klar, wie viel Sorge und Aufmerksamkeit gerade frisch gekürte Mütt er benötigen und wie oft die Details des häuslichen Lebens einer jungen Familie still hingenommen werden. »So viel schnödes Tun, so wenig Poesie«, meint die Erzählerin an einer Stelle. Kurz darauf kurbelt sie wieder pumpend die Produktion an – für die eine Kundin ihrer »Milchbar«. MARCEL HARTWIG ▶ Szilvia Molnar: Milchbar. Aus dem Amerikanischen von Julia Wolf. Berlin: Blumenbar 2023. 240 S., 22 € www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BELLETRISTIK PAUL DIVJAK »Ich, ein Stumpf ohne Wurzeln und Blätter, aber wenn der Wind in mich fährt, gibt es Widerstand, vielleicht sogar einen kleinen Gesang.« –aus »Wovon wir leben« Im Leben kommt es anders Alina Lindermuth folgt einem Schicksalsschlag T om, ausgebildeter Koch, arbeitet in der Forschungsab- teilung eines Unternehmens, das Mehlwürmer als Proteinspender züchtet und als Alternative für Fleisch auf den Markt bringen will. Das Geschäft geht gut, er geht als Bereichsleiter in die Stadt, in der seine Oma lebt und zieht bei ihr ein. Alles geht gut, bis die Oma hinfällt und nach Operation und Reha wegen ihrer voranschreitenden Demenz eine Betreuerin braucht. Die neue Situation kostet viel Zeit, zu viel, um weiter voll in seinem eigentlichen Job zu arbeiten. Das hat Folgen, finanziell und für seine Karri- ere in der Firma. Der Roman schildert, wie ein Schicksals- schlag das Leben grundlegend verändern kann, wie der Alltag total umgestaltet werden muss – für die Oma, aber auch für Tom. Er muss mit Behörden und wechselnden Betreuerinnen zurechtkommen, doch er meistert die Prob- leme einigermaßen, auch wenn Verluste auf der menschli- chen Ebene zu verzeichnen sind. Die Erzählung aus dem Leben des Protagonisten wird ergänzt durch den Kapiteln vorangestellte Kommentare der Betreuerinnen, die die Er- eignisse aus ihrer Perspektive schildern. So erhält die sprachlich einfache Schilderung immerhin eine zweite Ebene. Im Laufe der Geschichte werden Themen wie Femi- nismus, Familienplanung und die Rolle der Frau in der Geschäftswelt angesprochen, aber solche Exkurse bewegen sich an der Oberfläche und bleiben ohne Erkenntnisge- winn. Dass im Text gegendert wird, wirkt programmatisch und macht die Lektüre literarisch nicht reizvoller. So läuft die Geschichte ohne Schnörkel, sprachliche Höhepunkte oder überraschende Entwicklungen auf ihr Ende zu. Trotz einer kleinen unerwarteten Wendung zum Schluss bleibt der Roman gleichförmig und Toms Schicksal wenig mitrei- ßend. JOACHIM SCHWEND ▶ Alina Lindermuth: Fremde Federn. Wien: Kremayr & Scheriau 2023. 256 S., 24 € Weggehen oder bleiben Birgit Birnbachers Roman »Wovon wir leben« bewegt sich im Zwiespalt B irnbachers Romanfigur Julia Noch muss aufgrund einer Krankheit ihren Pflegeberuf aufgeben und wird dadurch aus ihrem gewohnten Arbeitsalltag gerissen. Ihr Leben in der Stadt muss sie vorerst aufgeben, stattdessen raus aufs Land zurück zu ihren Eltern ziehen – zurück in eine dörfliche, wortkarge Gemeinschaft, in der sich stereotype Gesellschaftsmuster und Geschlechterrollen hartnäckig halten. Alles dort ist der 37-jährigen Hauptfigur vertraut, doch gleichzeitig fühlt sie sich fremd und nicht zugehörig. Nicht nur im Titel des neuen Buchs von Birnbacher findet sich die deutliche Referenz auf Corine Pelluchon, auch inhaltlich greift die Romanautorin in »Wovon wir leben« die zentralen Themen der französischen Philosophin auf. Beide Frauen schreiben über das emanzipatorische Streben, sich sein fremdbestimmtes Leben wieder anzueignen, über den örtlichen Lebensmittelpunkt als zentrale, existenzielle Bedeutung und die ethische Verantwortung des Menschen seiner Umwelt gegenüber. Die Sprache Birnbachers ist nüchtern, aber von empathischer Behutsamkeit getragen, mit der sie sich langsam an ihre Figuren herantastet. Zentral bleibt für ihre Ich-Erzäh- lerin die Frage, ob man tatsächlich die Wahl hat, zu bleiben oder zu gehen. Vergessen die Menschen im Laufe der Zeit, dass sie auch einfach hätten aufstehen und neu anfan- gen können, statt in einem zu eng gewordenen Alltag zu verharren? Oder ist die Angst, die sie daran hindert, ein lebenserhaltender Trieb? Was passiert mit denjenigen, die tatsächlich meinen, den Absprung zu schaffen und die eigene Freiheit unter den Ze- henspitzen zu spüren? Am Ende holt sie vielleicht die Erkenntnis ein, die in Birnbachers Roman als Liedzeile der Band Bright Eyes auftaucht: »What is simple in the moonlight by the morning never is«. HANNA SCHNECK ▶ Birgit Birnbacher: Wovon wir leben. Roman. Wien: Zsolnay 2023. 189 S., 24 € mit einem Nachwort von Franzobel 96 Seiten, brosch., S/W-Abb ISBN: 978-3-85415-626-0 € 15,– Auslandsösterreicher sind im Allgemeinen sehr erfolgreich, so dass sich die Frage stellt, ob es dann nicht gleich gescheiter wäre, Österreich auf ein Minimum zu reduzieren, vielleicht auf den Toplitzsee, und den Rest zum Ausland zu erklären? A N Z E I G E w w w. r i t t e r b o o k s . c o m 56 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BELLETRISTIK »Je kleiner das Buch, des- to auffälliger wird die Neigung des Autors zu Umständlichkeiten und Abschweifungen.« – aus »Schatten und Schnee« Gelegenheitsprosa Auch bei Licht zu lesen: Unbekannte Texte von Charles Dickens D ie Welt hat uns von früh bis spät zu sehr im Griff. Lasst diese wertvolle, alte Ausflucht vor ihr in Frieden.« Für Weltfluchten ist Charles Dickens eher unbekannt. Auf- grund genauer Beobachtungsgabe und seiner Sozialkritik wird der Autor von »Oliver Twist« und »David Copperfield« bis heute gelesen. Für viele ist ein Jahresausklang ohne seine »Weihnachtsgeschichte« undenkbar. Dass Dickens durchaus auch ein Anwalt der Märchenwelt war, Freude an literarischen Spielereien wie Reportagen hatte und sich gern in die Diskussionen seiner Zeit einmischte, können die Nachgeborenen nun selbst entdecken. »Bei Dämmerung zu lesen« versammelt einige bis heute aufschlussreiche Zeitschriftenbeiträge. Denn Dickens war auch journalistisch tätig – für selbst verlegte Publikationen wie die Daily News und Household Words. Aus der Sicht eines Hutständers schildert er zum Beispiel die Geschichte einer Hausgemeinschaft. Ironisch kriti- siert er den Zustand des öffentlichen Droschken-Nahver- kehrs und, wie eingangs erwähnt, die Verhunzung der Märchen durch moralisierende Zeitgenossen. Damals schrie- ben einige Autoren die bekannten Erzählungen um und packten Botschaften von Abstinenzlertum und Keuschheit hinein. Märchen galten Dickens als fantastisches Refu- gium, das er unangetastet wissen wollte. Was ihn nicht hin- derte, selbst »Tausendundeine Nacht« in regierungskriti- scher Absicht umzudichten. Inkonsequenz kann sich ein freier Geist eben leisten. Und als solcher erscheint Dickens im Sammelband durchweg. Die Texte zeigen eine große Bandbreite. Handverlesen hat sie Herausgeber Michael Klein, der für den Verlag be- reits True-Crime-Storys von Arthur Conan Doyle arrangier- te. Er entdeckte auch Mary Shelleys »Streifzüge durch Deutschland« wieder, die sich durch idyllisch-romantische Landschaften bewegte und ausgerechnet in Dresden fast einen Hitzekoller erlitt. TOBIAS PRÜWER ▶ Charles Dickens: Bei Dämmerung zu lesen. Ungehobene Schätze aus seinen Zeitschriftenbeiträgen. Herausgegeben von Michael Klein. Heidelberg: Morio 2022. 169 S., 26 € Schwarz-weiß Joachim Kalka zählt Zitate und Motive von »Schatten und Schnee« auf K ulturgeschichten des Abseitigen haben mitunter ein Problem: Dass sie bloße Aufzählungen sind und sich an einer Struktur des »Und dann, und dann« entlanghan- geln. Oft versagen sie einen systematischeren oder we- nigstens assoziativeren Zugriff. Leider trifft das auch auf die Werke vonJoachim Kalka zu, der bereits Bücher zu den Themen Staub und Mond vorlegte. Wie diese, so ist auch sein neues Werk »Schatten und Schnee« sehr belesen, aber intellektuell zu zahm. Das macht auch sein Kunstwort »Montage-Essay« nicht wett, das er dafür verwendet. Der in Leipzig lebende Übersetzer bedient sich aus einem reichen Wissensfundus. Erstaunlich, was er alles über diese beiden Themen zusammenträgt – auch wenn man nicht erfährt, warum ihn Schnee und Schatten genau inter- essieren. Und was beide eventuell verbindet. So fliegen wir von Peter Pan, dessen Schatten nicht an ihm haftet, zu Diogenes in der Sonne, »High Noon« und Film noir. Koboldhaft wird der Winter, Schneemänner schmel- zen und Zarin Anna sperrte ihren Hofnarren in ein Eisge- mach – zusammen mit einer »häßlichen kalmückischen Bediensteten«. Dazwischen tauchen Keats und Pooh, Dostojewski und Benn auf. Und schüttelt Frau hi ha Holle ihre Betten aus. So mäandern Kalkas Gedankengänge durch seine literari- schen Beispiele, das jedes für sich interessant ist. Diese fügt er allerdings nicht zusammen, nichts scheint zwingend, manches nur aus Gründen aufgezählt, es auch noch auf- zählen zu wollen. Das macht die Lektüre erschöpfend und verunmöglicht einen flotten Lesegang durch das hübsch gestaltete Büchlein in Leinenbindung. Das ist schade, denn man lernt viel bei Kalka, aber mit mehr verschriftlichter Verve oder Esprit für seine Themen wären die Lesenden mehr für diese entflammt. TOBIAS PRÜWER ▶ Joachim Kalka: Schatten und Schnee. Berlin: Berenberg 2022. 144 S., 24 € »Keiner von diesen Menschen ist in der Lage, sich eine adäquate Vorstellung davon zu entwickeln, was der Sonntag denen tatsäch- lich bedeutet, die ihre Leben mit arbeitsreichen, eingeengten Beschäftigungen fristen und es gewohnt sind, ihr ganzes Leben lang diesen einen Tag all unschul- dige Freude und Erholung von der Plackerei zu ersehnen.« – aus »Bei Dämmerung zu lesen« 58 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SACHBÜCHER Die verschluckte Stimme Ein feministisches Manifest der katalanisch- marokkanischen Autorin Najat El Hachmi I n der »Welt bewegt«-Reihe des Orlanda-Ver- lags erscheint die deutsche Übersetzung des feministischen Manifests der katalanisch- marokkanischen Autorin Najat El Hachmi von 2019. Kritik am Islam werde entweder als rassistisch abgelehnt (von links) oder sei als kritische Auseinandersetzung getarnter Rassis- mus (von rechts), heißt es darin, und dass in diesem blinden Fleck nach wie vor Mädchen und Frauen im islamischen Umfeld in Europa massiv unterdrückt würden – teilweise, so die Autorin, stärker als in den Geburtsländern der vorherigen Generationen. Sie selbst musste lange kämpfen, um ihr Leben so führen zu können, wie sie es heute tut. Auf knapp hundert Seiten schildert El Hachmi ihre eigene Emanzipation, bestehende Unterdrü- ckungsmechanismen und deren historische Dimension. Immer wieder überschneiden sich die Perspektiven, wenn sie als emanzipierte Frau berichtet und dann wieder auf Erfahrungen als unterdrückte Frau zurückspringt. Zum Beispiel, wenn sie schildert, wie sie auf Druck ihres Ehemanns und der Familie wieder Kopf- tuch trägt – nur für wenige Wochen allerdings, bevor sie erneut rebelliert. Was die Autorin so bestürzt: wie Frauen heute das Kopftuch um- deuten, wie der Druck, eines zu tragen, noch subtilere Wirkungsweisen entfaltet und nur scheinbar nicht mehr von außen kommt. Mit diesen Beobachtungen nimmt die Autorin ne- ben sendungsbewussten Musliminnen und Muslimen auch Politik und Medien in die Ver- antwortung. Bestechend klar und mit luzider Wut zeigt El Hachmi, dass überall da, wo Reli- gion zum einzigen Identitätsmerkmal erklärt wird, sie besondere Kraft entwickelt, zu unter- drücken. Für El Hachmi stehen Grundrechte – wie die Gleichstellung von Mann und Frau – in jedem Fall über der Freiheit der Religions- ausübung. Sie bezweifelt dabei nicht, dass Ein- zelne den Islam feministisch zu leben im Stande sind. Aber der feministisch umgedeutete Islam dürfe nicht zum einzigen Ausweg für Musliminnen erklärt werden. Schließlich gebe es ja auch ein Leben abseits des Islam. Femi- nismus gilt für alle gleichermaßen. Frauen mit der Begründung alleinzulassen, sie würden eben aus anderen Kulturkreisen stammen, ist für die Autorin unbegreiflich. Was einst als Gedanke der Anerkennung von Diversität auf- kam, sorge letztlich für eine Trennung, die das Anliegen von Feministinnen schwäche. Ein wichtiger und streitbarer Text, der eine hier und da eingeschlafene Auseinandersetzung wiederzubeleben vermag. LINN PENELOPE MICKLITZ ▶ Najat El Hachmi: Wir wollen die ganze Freiheit. Über Feminismus und Identität. Ein notwendiges Manifest. Aus dem Katalanischen von Michael Ebmeyer. Berlin: Orlanda 2023. 99 S., 17 € Das nicht-festgestellte Tier Thomas Macho denkt darüber nach, »warum wir Tiere essen« E in Leben ohne Fleisch ist möglich, aber schwer. Um zu verstehen, warum, hilft es zu wissen, aus welchem Grund der Mensch überhaupt Tiere isst. Das glaubt der Kulturwis- senschaftler Thomas Macho und hat darum ein kluges Buch geschrieben, das nicht nur eine Kulturgeschichte des Fleischkonsums dar- stellt, sondern auch darüber hinaus über diesen Tier-Menschen nachdenkt, der wir sind. Macho ist bekannt fürs originelle Denken, und das beweist er auch hier. Er argumentiert gar nicht dafür, kein Fleisch mehr zu essen, sondern setzt die ethischen und ökologischen Gründe dafür als bekannt voraus. Er hofft auf Einsicht, die den grundlegenden Wandel unserer Ernäh- rungsgewohnheiten bringen wird – und macht drei Vorschläge, wie das voranzutreiben ist. Vor- her aber rührt er erst einmal an der seltsamen Wurzel unseres Fleischkonsums. Und das meint natürlich auch die Frage: Warum töten wir Tiere und was bedeutet das, wenn wir selbst Tiere sind? Denn nicht immer war der Mensch Jäger. Lange Zeit war er selbst Beute, bis er zurück- jagte – und sich das Verhältnis zur (anderen) tierischen Umwelt umkehrte. Und was machte das mit den Menschen? Wie hängen Opfer und Nahrung zusammen? Und ist der Mensch wirklich mehr als ein Tier? Es sind geistreiche Reflexionen über das ja- nusgesichtige Natur- und Kulturwesen Mensch. Macho verbindet Klassiker von Aristoteles bis Nietzsche mit biologischen Erkenntnissen und Wissen aus der Anthropologie. Er schlägt den Bogen von neolithischer Revolution zu In-vitro- Fleisch. Es zeigt sich: Das Verhältnis vom Menschen zum (Nutz-)Tier ist ein Widersprüch- liches – naturgemäß, möchte man hinzufügen. Es sind interessante Denkbewegungen, bei de- nen die Lesenden Macho folgen, und in denen sich der Mensch einmal mehr als nicht-festge- stelltes Tier entpuppt. TOBIAS PRÜWER ▶ Thomas Macho. Warum wir Tiere essen. Wien: Molden 2022. 128 S., 22 € ANZEIGE Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Helmholtz Environmmental Lecture laden der oekom verlag und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ herzlich zur Buchvorstellung „3 Grad mehr“ mit anschlie- ßender Podiumsdiskussion ein. „3 Grad mehr“ – oder warum wir eine drohende Heißzeit verhindern müssen. Diskussion mit Prof. Dr. Stefan Rahmstorf (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – PIK), Dr. Bernhard Kegel (Autor) und Prof. Dr. Ralf Seppelt (UFZ). Die Veranstaltung moderiert Claudia Reiser (MDR) 28. April 2023 17:00 Uhr 60 Veranstaltungsort Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Leipziger KUBUS | Saal 1 Permoserstraße 15 | 04318 Leipzig Tel +49 341 235-1269 | info@ufz.de www.ufz.de/hel www.kreuzer-leipzig.de

» Das Buch setzt da an, LOGBUCH | BÜCHER wo autobiografische Anekdoten antirassis- tischer Beststeller meist enden.« Sevda Can Arsan in iss agazine LOGBUCH | SACHBÜCHER Ein erstaunlich viel- fältiges Mittelalter Janina Ramirez schreibt Geschichte nicht so, als ob es nur Männer gegeben hätte B ereits in der Einleitung zu »Femina« stellt Janina Ramirez zwei Vorurteile in Frage: War das Wirken von Frauen in der Geschichte – und insbesondere im Mittelalter – wirklich marginal? Und war das Mittelalter tatsächlich eine besonders rückständige Zeit? eonora odán endívi/Bafta Sarbo (Hrsg.) Die Diversität der Ausbeutung Zur Kritik des herrschenden Antirassismus . Au ., Seiten, Broschur, , ISBN ---- err Anderson Über den westichen arxismus Übersetzt von einhard Kaiser Nachwort von Stephan Lessenich ca. Seiten, Kappenbroschur, , ISBN ---- Was in Sachen Technologie oder Hygiene auf das Mittelalter zutreffen mag, stimmt sicher nicht für die Sozialstruktur. Ramirez präsentiert ein erstaunlich vielfältiges Mittelalter. Gerade Frauen standen offenbar mehr Lebensmöglich- keiten offen als im vermeintlich fortschritt- licheren 19. Jahrhundert, das unsere Geschichts- schreibung doch wesentlich geprägt hat. Und so setzt Ramirez an, auch die erste Frage zu ver- neinen. Sie zeichnet das Wirken einflussrei- cher Frauen von den altenglischen Königinnen und Wikingerinnen über die Stickerinnen des Teppichs von Bayeux und Hildegard von Bingen, den häretischen Katharerinnen und der pol- nischen Herrscherin Hedwig bis zu einer eng- lischen Stadtbürgerin und Mystikerin des 15. Jahrhunderts nach. Selbstredend ist es eine Frage der Zuwendung: Mögen die Zeugnisse mittelalterlicher Frauen auch verschüttet oder häufig von Männern überschrieben und angeeignet sein. Mit dem titelgebenden Hinweis »femina« hätten kirch- liche Obrigkeiten nachträglich immer wieder vermeintlich gefährliche Schriften von Frauen gekennzeichnet, erklärt Ramirez. Dennoch lässt sich die Herkunft dieser Schriften da und dort rekonstruieren. Lebendig und anschau- lich erzählt Ramirez exemplarische Biografien von Frauen. Zwischen archäologischen Gra- bungen, kunsthistorischen Analysen und Quel- lenforschung erweckt sie das Mittelalter im- mer wieder mit imaginierten Szenen zum Leben und heißt uns etwa im hochmittelalterlichen Kloster Disibodenberg oder dem spätmittel- alterlichen King’s Lynn willkommen. FABIAN SCHWITTER ▶ Janina Ramirez: Femina. Eine neue Geschichte des Mittel- alters aus Sicht der Frauen. Aus dem Englischen übersetzt von Karin Schuler. Berlin: Aufbau 2023. 522 S., 28 € e d n . i l r e b z t e d i Wadisaw Hedeer (Hrsg.) Juius artow oder: ür die Diktatur der Demokratie Seiten, mit Abb., Broschur, , ISBN ---- Dietz Berlin auf der Buchmesse Leipzig: Halle , Stand D A N Z E I G E 62 Historische Supermom Kaiserin zwischen Kindererziehung und Kriegsführung B ekannt wurde die französische Autorin und Philosophin Elisabeth Badinter mit »L’Amour en plus« (deutscher Titel: Mutter- liebe) von 1981, in dem sie mit der Vorstellung vom angeborenen Mutterinstinkt aufräumt. Sie zeigt, dass der Umgang mit Kindern in ver- schiedenen historischen Epochen und Gesell- schaftsformen sehr unterschiedliche Aus- prägungen hatte. 2017 erschien »Maria Theresia. Die Macht der Frau«. In ihrer Neuerscheinung nun verknüpft die Autorin beide Themen und porträtiert Kaiserin Maria Theresia (1717–1780) in ihrer Doppelrolle als Mutter und mäch- tigste weibliche Herrscherfigur Europas Mitte des 18. Jahrhunderts: Als Erzherzogin von Österreich sowie Königin von Ungarn und Böh- men arbeitete sie bis zu fünfzehn Stunden täglich, führte zwei siebenjährige Kriege und brachte innerhalb von neunzehn Jahren sech- zehn Kinder zur Welt. Sie verlor sechs ihrer Kinder durch Krankheiten und durchlebte da- bei »Todesängste«, über das kleinste Unwohl- sein der Kinder wünschte sie bei Tag und Nacht informiert zu werden. Aus zahlreichen Quel- len entwickelt Elisabeth Badinter ein Bild, das die Kaiserin als eine fürsorgliche und emotio- nal agierende Mutter zeigt. Dies in einem Maße, das zu dieser Zeit in ihrer Gesellschaftsschicht keineswegs selbstverständlich war, wie die Autorin anhand zahlreicher vergleichender Bei- spiele und Zeitdokumente darstellt. Maria Theresia wird als Mutter porträtiert, die sowohl Autorität und Strenge verkörperte, gleichzei- tig eine fast bürgerliche Nähe im Umgang mit ihren Kindern gepflegt haben muss. Badinter beleuchtet innere Konflikte der Regentin zwi- schen den Rollen, denen sie genügen musste, nicht zuletzt, als sie sich gegen Ende ihres Lebens mit Sohn Joseph die Regentschaft teilen musste. Ein Buch mit erstaunlichen Einbli- cken hinter historische Fassaden, faktisch hoch- interessant, etwas trocken, aber gut lesbar. ANJA KLEINMICHEL ▶ Elisabeth Badinter: Macht und Ohnmacht einer Mutter. Kaiserin Maria Theresia und ihre Kinder. Aus dem Französischen von Stephanie Singh. Wien: Paul Zsolnay 2023. 208 S., 26 € www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER LOGBUCH | SACHBÜCHER Normalisierung des Gut-Deutschen Max Czollek rührt an den Grundfesten der Erinnerungspolitik A ufarbeitung der Vergangenheit« nannte Adorno den Willen zu Schlussstrich und Vergessen: »Der Gestus, es solle alles vergessen und vergeben sein, der demjenigen anstünde, dem Unrecht widerfuhr, wird von den Partei- gängern derer praktiziert, die es begingen.« Max Czollek schließt an diesen Gedanken an und hat jetzt ein drittes Buch in dieser Stoßart vor- gelegt, das die »Wiedergutwerdung der Deut- schen« (Eike Geisel) aufspießt. »Versöhnungs- theater« ist sein Titel, der die Grundannahme der deutschen Erinnerungspolitik verneint: dass Gedenken Versöhnen ist. Dass sich Auschwitz nicht wiederhole, ist offiziell die Funktion des Gedenkens an den Zweiten Weltkrieg und die Shoa. Doch eigentlich, so Czollek, geht es um Normalisierung. Waren die Nachkriegs- jahre von einer Politik des Schwamm-drüber bestimmt, so dient die Erinnerungspolitik seit den Siebzigern der Etablierung eines neuen deutschen Selbstbildes. Darum wird behauptet, mit Erinnern sei Aussöhnung verbunden – dabei können nur die Opfer eine solche Rolle übernehmen. Und die meisten davon sind tot; ihren überlebenden Familien kann man diese Rolle nicht aufzwingen. Sie mögen zu Recht »untröstlich« sein, wie Czollek ausführt. Außerdem verkennt diese Normalisierung des Gut-Deutschen die hiesige plurale Gesellschaft. Denn nicht alle teilen diese Perspektive, fallen im Gegenteil aus ihr heraus. Eine Erinnerungs- kultur muss mehr sein, als Kranzabwurfstel- len zu besuchen, deren Markierungen Rest- Deutschland als Tatorte dekontaminieren. Sie muss wirklich wehtun, um Wirkung zu haben. Oder in den Worten Eike Geisels: »Der Skandal in Deutschland heute besteht eher darin, daß niemand – keine jüdischen Gruppierungen, nicht die Reste der antifaschistischen – auf dem Riß beharrt, der irreparabel durch die Geschichte geht. Auch die Gegner und Opfer von einst wol- len heim ins Reich, wenigstens heim ins Reich der Erinnerung.« TOBIAS PRÜWER ▶ Max Czollek: Versöhnungstheater. München: Hanser 2023. 176 S., 22 € Sara Paretsky: Kritische Masse Deutsch von Laudan & Szelinski Ariadne 1267, Taschenbuch, 544 S. ISBN 978-3-86754-267-8 · 17 € �Sara Paretsky ist ein Name, der die Herzen höher schlagen lässt ... Kritische Masse eröff net ein historisches Panorama fort- gesetzter Ausbeutung, Gewalt und Menschenverachtung von den Nazis über die Atomwaf- fenforschung der USA bis zur skrupellosen Bereicherung der modernen IT-Firmen. Das ist großartig und steht zu Recht auf Platz 1 der Krimibestenliste.� Tobias Gohlis, DLF Kultur Ein Manifest für Befreiungs- bewegungen: Es geht um die Wechselbeziehung zwischen oft krisenhafter äußerer Wirk- lichkeit und unserem Innen- leben. Das Buch betrachtet Psychoanalyse nicht unkritisch oder ablehnend, sondern macht ihre Kernkonzepte – das Unbe- wusste, Wiederholung, Trieb, Übertragung – politisch nutzbar, um die Welt zu verändern. Ian Parker & David Pavón-Cuéllar: Psychoanalyse & Revolution Deutsch von Robert Hamm Vorwort von Fiona Kalkstein Taschenbuch, 168 S. ISBN 978-3-86754-524-2 · 20 € A N Z E I G E www.argument.de 64 Das Rezept für Entmutigung Tadeusz Borowskis Erzählungen aus Auschwitz T adeusz Borowski ist der bekannteste polni- sche Autor von Holocaustliteratur. In seinen Erzählungen verarbeitete er seine Kon- zentrationslagererfahrungen, bis er 1951 Suizid beging. Sechs dieser Texte hat Artur Becker, der gleichzeitig als Übersetzer fungiert, nun für einen Erzählband ausgewählt. Sie folgen einer Chronologie: vom Leben im polnischen Unter- grund zwischen Schwarzmarkt und Straßen- sperren über einen Gefängnisaufenthalt bis hin zum KZ Auschwitz, wo die letzten vier Erzäh- lungen spielen. Borowski erschlägt seine Lese- rinnen und Leser förmlich. So viele Adjektive, so viele Nomen, so viele Tote. Gleich zeitig liebt und fühlt sein Erzähler leidenschaftlich, und errötete Wangen werden mit Rote Bete verglichen. Geschrieben wurde der Text teil- weise im »Auschwitz-Esperanto« mit seinen Neologismen sowie deutschen Begriffen in pol- nischer Transkription, wie der Spitzrute szpi- cruta. Artur Becker hat diese Besonder heiten übersetzt, vereinheitlicht und mit Fuß noten versehen. Damit tut er den Lesenden keinen Gefallen: zu viele Unterbrechungen. Dabei möchte man jedes einzelne Wort, das Borowski einem gibt, ehren, auch wenn seine Schilderungen so gar nicht heldenhaft sind. Er teilt das Rezept für Entmutigung: eine Suppe aus Brennnesseln, Margarine und viel Wasser. Er gibt uns Dialoge, in denen Lagerinsassen ihre pure Verzweiflung ausdrücken: »Wie wenig Leute gibt es in Europa, die keinen Menschen getötet haben!« Und er präsentiert die schockie- rende Gleichgültigkeit von privilegierteren Lagerinsassen wie ihm selbst, die Fußball spie- len, während neben ihnen Menschen vergast werden. Die letzte Erzählung endet mit dem kaum aussprechbaren Titel »Meine Damen und Herren, bitte zum Gas«. Dieser Satz fällt je- doch nie in Wirklichkeit, denn: »Es ist das Ge- setz des Lagers, dass Menschen, die in den Tod gehen, bis zum letzten Moment betrogen werden. Und es ist die einzige akzeptable Form von Barmherzigkeit.« PAULINE REINHARDT ▶ Tadeusz Borowski: Willkommen in Auschwitz. Aus dem Polnischen von Artur Becker. Frankfurt/Main: Edition W 2023. 240 S., 22 € www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SACHBÜCHER Selbst schuld Daniela Brodessers Essay beleuchtet die toxischen Narrative rund ums Thema Armut »Genau da müssen wir hin: uns nicht mehr beschämen zu lassen.« – aus »Armut« D aniela Brodessers Geschichte ist die einer Durchschnittsfamilie: drei Kinder, beide El- tern arbeiten; es gibt Urlaube, Schulausflüge, Kinobesuche, kurz: »Eine defekte Waschmaschine war zwar ärgerlich, aber kein Grund, sich nächte- lang in den Schlaf zu weinen.« Dann kommt das vierte Kind mit gesundheitlichen Problemen zur Welt, der Vater verliert durch Burnout seine Arbeit und die Familie rutscht unter die Armutsgrenze. Wo sie sich ganz schön allein wiederfindet − ohne die nötigen Informationen, ohne wirkli- ches Verständnis von anderen, auch weil lange aus Scham nicht offen aus- gesprochen werden kann und darf: Wir sind arm. Brodessers Bericht zeigt, wie tief die Vorstellung, Armut sei irgendwie selbst verschuldet, noch im- mer verankert ist. Wieder und wieder begegnet der Autorin, wenn sie äußert, sich Kinderausflüge, Physiotherapie oder den ÖPNV nicht leisten zu kön- nen, Verleugnung, Anschuldigungen, ja regelrechte Verärgerung; als könne nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf. Dass es nämlich ganz leicht ist, aus rela tiver Sicherheit in die Armut zu rutschen, ganz einfach, weil man Pech hatte und nicht, weil man sich einfach nicht anstrengen will − als wäre sich ständig anstrengen zu müssen, um leben zu können, nicht schon Teil der Misere. »Armut« liefert keine tiefergehende Systemkritik, dafür so bedrückende Zahlen und Fakten, dass sich die Systemfrage quasi von alleine stellt: »Wer in Armut aufwächst, bleibt zumeist darin. Soziale Mobilität gibt es kaum.« Gestützt durch die eigene Erfahrung ist »Armut« vor allem eine Anklage an eine Politik und Haltung, die Armut zum persönlichen Prob- lem erklärt, wo ein grundlegender Wandel notwendig wäre, eine Praxis gesellschaftlicher Solidarität, die es nicht erlauben würde, dass Viel-Be- sitzende sich der Besteuerung entziehen, während die große Mehrheit jederzeit fürchten muss, durch ungünstige Umstände in die Armut zu rutschen und dort zu bleiben. ANNA KOW ▶ Daniela Brodesser: Armut. Wien: Kremayr & Scheriau 2023. 104 S., 20 € ANZEIGE “Statt in der Klimakrise nur das zu tun was möglich scheint, müssen wir das tun was nötig ist!“ Svend Andersen Die Stimme der Unterdrückten Mumia Abu-Jamals Kampf gegen Rassismus und Klassismus S eit der »Zeitenwende« vor einem Jahr wird uns permanent einge- trichtert, wer der Feind ist und dass jetzt nicht die Zeit für differenzierte Analysen, sondern für endlose Aufrüs- tung ist. Gut von daher, wenn auch Bücher erscheinen, die, ohne Fascho- Scheiße zu schwurbeln, eine linksra- dikale Gegenposition zum hegemonialen Lob- lied auf den Westen einnehmen. Haben doch die USA seit 1945, neben unerbittlichem ökono- mischem Zwang, mindestens 44 militärische Angriffe auf ungehorsame Staaten unternom- men, um ihre Weltordnung durchzusetzen. Wie diese am Ende aussieht, kann man im Herz der Finsternis sehen, wo Armut und Obdachlo- sigkeit grassieren, Polizeigewalt und endemischer Rassismus das ganze System durchsetzen, ein industrieller Gefängniskomplex aktuell 1,7 Mil- lionen Menschen wegsperrt, Hinrichtungen vollstreckt, wo sich jährlich rund 20.000 selbst töten, während der Staat Nicht-Weiße und Arme kriminalisiert. Einer, der nicht müde wird, dieses inhumane System anzuklagen, ist der Journalist und Aktivist Mumia Abu-Jamal, der mutmaßlich aufgrund seiner kritischen Be- richte und aufgrund seiner Hautfarbe 1982 in einem konstruierten Prozess für den Mord an einem Polizisten unschuldig zum Tode ver- urteilt wurde. Sein rastloses sprachgewaltiges Eintreten für Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Hoffnung, das in dieser Textsammlung nachzulesen ist, hat zwar zur Aufhebung seines Todesurteils, aber bisher nicht zur geforder- ten Wiederaufnahme des Verfahrens geführt. Auch aus diesem Grund werden jetzt seine Gefängnisschriften übersetzt und kommentiert herausgegeben, denn Mumias revolutionärer Kampf gegen Rassismus und Klassismus, der schon vierzig Jahre dauert, geht weiter. THORSTEN BÜRGERMANN ▶ Mumia Abu-Jamal: Texte aus dem Todestrakt. Essays eines politischen Gefangenen in den USA. Aus dem Englischen von Michael und Anette Schiffmann, Monika Regelin und Claudia Schuller. Frankfurt/Main: Westend 2023. 254 S., 25 € Klimaschutzsachverständiger und Treibhausgasbuchhalter www.ghgaccounting.net 66 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SACHBÜCHER Anschauungen Lotte Schüßler über die Rolle der Geisteswissenschaften bei Theaterausstellungen von 1892 bis 1927 A ls 1851 in London die erste Weltausstellung eröffnete, begann das Zeitalter der kom- plexen Industrie-/Gewerbe- und Kunstausstel- lungen. Lotte Schüßler konzentriert sich in ihrer Dissertation auf drei Theaterausstellungen, um zu zeigen, wie dort Geisteswissenschafts- geschichte als Ausstellungsgeschichte funktio- niert. Sie beginnt mit der Internationalen Ausstel- lung für Musik- und Theaterwesen 1892 in Wien, die im Prater stattfand. Die Schau kombinierte sowohl Fach- als auch Gewerbeausstellung samt Musik- und Theater-Aufführungen. Die Betrach- tungen zur Theatergeschichte konzentrierten sich auf Österreich und Deutschland; gemäß dem damals vorherrschenden imperialen Denken wurden »nichtwestliche Kulturen in einer ethnografischen Abteilung« gezeigt. Inte- ressant an der Ausstellung in Wien wie auch bei der nachfolgenden Deutschen Theateraus- stellung 1910 in Berlin ist der Umstand, dass bis dato noch keine universitären Einrichtungen sich der Theaterwissenschaft widmeten. Die Kritik an der Berliner Schau, die in den Ausstellungshallen am Zoologischen Garten stattfand, bezog sich vor allem auf die zahl- reichen Objekte aus Papier und die fehlenden visuellen und plastischen Exponate zur besse- ren Anschauung. Daraus lernten die Organisa- toren der Deutschen Theater-Ausstellung 1927 in Magdeburg. Die Ausstellung bekam extra ein neu errichtetes Gelände auf der Elbinsel mit Stadthalle und Ausstellungsturm, um die Stadt international und national als Messestand- ort bekannt zu machen. Die Schau bezog sich zudem auf das Verhältnis der neuen Medien wie Radio, Film und Lautforschung zum Thea- ter. Dazu gab es eine Halle der Wissenschaft und eine für Technik, um das Verhältnis von Kunst und Technik abzubilden. Wie bei den Vorgängern auch, konnte sich darüber hinaus noch vergnügt werden bei Aufführungen auf der Seebühne. Zudem fanden Treffen der unter- schiedlichen Theaterorganisationen wie auch der erste Tanzkongress statt. Die Ausstellungen bilden nach Schüßler »zen- trale Orte der Produktion und Rezeption geis- teswissenschaftlicher Wissens-Spielräume, in denen die Geisteswissenschaften mit unter- schiedlichen Medien experimentierten und sich hierbei konstituierten«. Die hier aufbereiteten Materialien geben dafür einen guten Einblick. BRITT SCHLEHAHN ▶ Lotte Schüßler: Theaterausstellungen. Spielräume der Geisteswissenschaften um 1900. Göttingen: Wallstein 2022. 291 S., 34 € Kapitalismuskritik »Allesfresser«: Nancy Frasers grundsätzliche Gegenwartsdiagnose D er Kapitalismus ist mehr als eine Ökono- mie.« Nancy Frasers viel diskutierte Ge- sellschaftskritik »Cannibal Capitalism« ist nun auch auf Deutsch erhältlich. Kapitalismus ist für sie nicht nur eine auf Privateigentum basie- rende Wirtschaftsordnung. Die Marxistin und Feministin begreift ihn vielmehr als »instituti- onalisierte Gesellschaftsordnung«, die etwa mit dem Feudalismus zu vergleichen sei. Kapi- talismus basiere auf weitreichenden nicht- ökonomischen Bereichen – Reproduktion, öffentliche Infrastrukturen zum Beispiel –, die er verzehrt, weiterhin auf Ausbeutung und Enteignung, rassistischer Diskriminierung und Klassismus sowie dem ökologischen Raubbau. Dem muss konsequent und gemeinsam ant- worten, wer den Katastrophen der Gegenwart begegnen wolle. Denn letztlich entziehe der kannibalische Kapitalismus als »Allesfresser« allen die Lebensgrundlage. Fraser gelingt es, aktuelle Debatten der Sozi- alkritik verständlich zu verbinden. Sie spielt sie nicht, wie das oft der Fall ist, gegeneinander aus, kritisiert aber auch Fehlschlüsse wie die Monopolisierung ethnischer Zugehörigkeit als Kategorie politischer Kritik. Das ist ein erfri- schender Ansatz, zumal sie in recht einfacher Darstellung die marxistische »Kapital«-Kritik skizziert und wieder fruchtbar macht für eine Gegenwartsanalyse. Zum Ende des Buches nennt sie Aspekte eines Sozialismus, den sie als Gegenentwurf zum Kapitalismus vorschlägt. Dass dieser nur vor- läufig und nicht vollständig ist, weiß die Auto- rin selbst. In einem starken Epilog zeigt sie noch einmal, wie das sich selbst verzehrende System in der Pandemie viele Menschentode in Kauf genommen hat, um ja nicht anhalten zu müssen. Fraser zeichnet ein ziemlich umfas- sendes Bild aktueller Missstände und ihrer Ur- sachen. Ein kluges Buch, es fehlt die Tat. TOBIAS PRÜWER ▶ Nancy Fraser: Der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eige- nen Grundlagen verschlingt. Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn. Berlin: Edition Suhrkamp 2023. 250 S., 20 € ANZEIGE »Ob der Mensch des Menschen Wolf, hängt jedenfalls nicht vom Wolf ab.« Katharina Hacker B ER E N B ER G www.berenberg-verlag.de Katharina Hacker Über Leben mit Tier 112 Seiten · flexibler Leinenband ISBN 978-3-949203-51-0 · 20 Euro Auch als E-Book www.kreuzer-leipzig.de

www.mediashop.at LOGBUCH | KUNST Das erstarrte Land Ingmar Björn Nolting dokumentierte das erste Jahr der Pandemie H eute scheint alles schon fast zu weit weg: die Erinnerung an damals, März 2020, als die Welt plötzlich stillstand – so abgedroschen das klingt. Aber das plötzliche Ende des All- tagslebens, der verordnete Rückzug in die eige- nen vier Wände, die Pausierung von bekannter Öffentlichkeit hatt e so noch niemand erlebt. Der Fotograf Ingmar Björn Nolting ( Jahrgang 1995) ging in dem Moment für ein Jahr auf Reise – 25.000 Kilometer durch Deutschland. Im Vorwort erzählt er vom Gefühl der Angst nach diesem 18. März 2020 und der Reise als Flucht nach vorn. In dem vorliegenden Foto- band mit insgesamt 54 Aufnahmen verbindet er auf sehr berührende Weise persönliche und gesellschaftliche Erinnerungen. Der Band beginnt mit einem Ostergott esdienst auf einem Düsseldorfer Parkplatz, wie sich seine Tante als Zahnärztin und die Patienten mit Spezialanzügen vor dem Virus schützen, es folgen Grenzzäune zwischen Deutschland und der Schweiz, um das unkontrollierte Auf- einandertreffen von Menschen zu unterbinden, Behelfskrankenhäuser, Trauerfeiern ohne Trauergäste, Menschen mit Long Covid in der Reha, Querdenker-Demo in Leipzig im November mit 20.000 Menschen und ein in Quarantäne befindliches Wohnhaus in Gött in- gen, das als sozialer Brennpunkt gilt, bis hin zur Probe für die Gedenkveranstaltung an die Ver- storbenen in der Pandemie im April 2021. Am Ende des Bandes finden sich Beschreibun- gen mit vielen Details zu den einzelnen Auf- nahmen. Ingmar Björn Nolting gelang ein sen- sibles und wichtiges Jahrbuch über ein Land im Ausnahmezustand, mit vielen Momenten, die heute schon vergessen sind. BRITT SCHLEHAHN ▶ Ingmar Björn Nolting: About the days ahead. Dortmund: Kett ler 2023. 128 S., 38 € »Was wird bleiben von diesen Geschichten, von dieser kollektiven Erfahrung?« – aus »About the days ahead« Farbe an verlassenen Orten Ein Bild-Text-Band zu Graffi ti auf Leipziger Industriebrachen wie auch Schlaforte ergaben, erinnern Topf an »postapokalyptische Szenerien«, die sich mit- ten in der Stadt befinden und gleichzeitig über eine »faszinierende Schönheit« verfügen. Ei- nige der hier abgebildeten Orte existieren so nicht mehr – etwa der alte Postbahnhof Schöne- feld oder das ehemalige Park-Krankenhaus Leipzig-Dösen. Ein Interview mit dem seit Lan- gem tätigen Graffiti-Künstler Urine.Ost be- schließt den Band und bietet einen Blick auf die veränderten Bedingungen und Selbstverständ- nisse von Urban-Art-Akteuren. BRITT SCHLEHAHN ▶ Stefan Topf: Lost Art Leipzig. Urban Art an verlassenen Orten Leipzigs. Leipzig, Weißenfels: Ille & Riemer 2022. 212 S., 40 € E in buntes Gesicht grüßt vom Cover des Bild-Text-Bandes »Lost Art«. Es liegt ver- steckt in der 1927 errichteten »Kraftzentrale« der ehemaligen Kammgarnspinnerei Stöhr & Co., dem späteren VEB Buntgarnwerke, zwischen Erich-Zeigner-Allee und Zschocherscher Straße im Leipziger Südwesten. Seit der Fabrikstill- legung vor dreißig Jahren wird auch das Haus, das die Energie erzeugte, nicht mehr benötigt und lädt zur illegalen Kunstproduktion ein. Der Autor und Fotograf Stefan Topf hat über 150 Fotografien von zwölf verlassenen Industrie- orten in und um Leipzig in dem Band versam- melt. Das Buch erinnert in seiner Form an ein Fotoalbum, und so stellt Topf jeweils den Ort und seine Geschichte vor, bevor er die darin ent- standenen Wandarbeiten abbildet. Topf, 1976 in Aschersleben geboren, lebt als Mediziner in Leipzig. Während seiner Arbeit in Schkeuditz fuhr er tagtäglich an der ehe- maligen Brauerei in Lützschena vorbei, bis er 2008 erstmals das verwaiste Betriebsgelände betrat und im Anschluss seine Erkundungen mit einer Fotokamera bis heute fortsetzte. Die verlassenen Orte mit ihren unterschied- lichen bewussten und unbewussten Raum- inszenierungen, die sich durch den jahrelangen Leerstand, temporäre Nutzungen als Party- www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de Präsentation auf der Leipziger Buchmesse: Samstag, 29.4. 12h30 Halle 4/Forum Sachbuch Hofbauer/Kraft (Hg.) KRIEGSFOLGEN Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert ISBN 978-3-85371-511-6, br., 256 S., 23,00 Euro E-Book: ISBN 978-3-85371-904-6, 18,99 € Präsentation auf der Leipziger Buchmesse: Freitag, 28.4. 15h30 Halle 4/Forum Sachbuch Diether Dehm PORNOGRAPHIE UND KLASSENKAMPF Für eine materialistische Psychologie ISBN 978-3-85371-512-3, br., 312 S., 28,00 Euro E-Book: ISBN 978-3-85371-905-3, 23,99 € A N Z E I G E Besuchen Sie den Stand des Promedia Verlags auf der Leipziger Buchmesse: 70 Halle 4, Stand D202

LOGBUCH | COMICS Ligne nucléaire Étienne Davodeaus Comic-Reportage über Klimawandel und Atommüll E ine klare, freie und präzise Skizze.« Mit diesen Worten lobt der Zeichner seinen Kollegen aus der Vorgeschichte. »Der kräftige Hals, das glatte Fell, die störrische Kopf- haltung, der Schwung der Stoßzähne.« Das Mammut aus der Jungsteinzeit hat es Étienne Davodeau angetan. Die jungsteinzeitliche Zeichnung in der Tropfsteinhöhle von Pech- Merle ist Ausgangspunkt für seine Reflexionen über das Leben auf Erden, Sein und Zeit und menschliche Hinterlassenschaften. Vom Ort im französischen Süden wandert er mehr als 800 Kilometer nach Nordosten, um einen Fle- cken zu erkunden, der für ein nukleares End- lager vorgesehen ist. In »Das Recht der Erde« hat Davodeau seine Reiseerlebnisse festgehalten. Man erfährt von kleinen Anekdoten und gutem Essen, sieht eindrucksvolle Landschaften. Mit Bleistift und einer Palette von Grautönen sind die Seiten gestaltet, sind alle Spielarten der Sommer- witterung abgebildet. Allein das macht diesen Comic lesenswert. Aber Davodeau hat in seine Wanderreportage Gespräche mit Wissenschaft- lern und Aktivisten eingefügt, die ihm bei seiner Auseinandersetzung mit den Themen Boden, Umweltschutz und Erbe zur Seite stehen. Wie Reisebegleiter stellt er sich diese Berater unterwegs zur Seite. Mit ihm erfährt man so von der hohen Biodiversität im Boden, von der Halbwertzeit atomaren Mülls und den Schwierigkeiten, diesen über hunderttausend Jahre für spätere Generationen zu kennzeichnen. Gerade diese Zeitdimension, diese Aufge- spanntheit zwischen gestern, heute und morgen, macht den Comic so reizvoll. In manchen Aspekten erinnert er an den Dokumentarfilm »Into Eternity«, ist eine interessante Ergän- zung zu diesem. Der Autor und Zeichner liefert eine klare und präzise Gedankenskizze, zieht eine freie ligne claire, besser: ligne nucléaire. TOBIAS PRÜWER ▶ Étienne Davodeau: Das Recht der Erde. Aus dem Französischen von Tanja Krämling. Hamburg: Carlsen 2023. 216 S., 27 € »Bleiben Sie nie so lange an einem Ort, bis Sie zu diesem Ort werden.« – aus »Raptor« Jenseits von Gut und Böse »Best of Grendel«: Die Horde versammelt sich um die Naginata R itzeratze! voller Tücke, / In die Gegner eine Lücke«: Mit der Naginata, einer Art japanischer Hellebarde, traktiert Grendel seine Feinde am liebsten. Dabei hat er gern ein Klassikerzitat auf den Lippen, ob von Dante Alighieri oder Percy Bysshe Shelly. Auch darü- ber hinaus ist Grendel ungewöhnlich, ein Hybrid aus Superheld und Schurke, wie er wohl nur dem Independent-Comic entspringen konnte. Was nicht heißt, dass er keine Erfolgs- nummer ist. Sein Schöpfer Matt Wagner ist seit den 1980ern als Autor und Zeichner unterwegs. Meilensteine seiner »Grendel«-Geschichten bündelt nun ein Sammelband, dem weitere folgen sollen. Im Zentrum steht Eddie, der ein Doppelleben führt. Als Erfolgsautor Hun- ter Rose schiebt er einen Bestseller nach dem anderen auf den Buchmarkt. Nächtens ver wandelt er sich in Grendel, einen Masken- teufel in Menschengestalt. Mit seinem Mord- gerät bringt er die Bösen um, ist dabei aber selbst nicht weniger grausam. Wie bei Batman in der Frank-Miller-Prägung oder The Crow vereinen sich hier Gerechtig- keit und Rachefantasien. Also das, was der zivile Rechtsstaat so gründlich zu trennen weiß. Das macht hier natürlich den Reiz aus. Grafisch bestechen die Seiten durch große Dynamik, die den Schwarz-weiß-Kontrast dramatisch auszunutzen weiß – und die dunk- len Abgründe des Grendel-Wesens spiegeln. Um dann manchmal mit Rot kräftige Akzente zu setzen. Leider ist das Lettering der ersten Story unlesbar klein. Beim Rest ist das dann besser. Inhaltlich keine leichte Kost, üben die Zeichnungen in Schwung und fehlender Zu- rückhaltung eine Faszination aus, ja: eine dunkle. In der Literatur ist das erlaubt. »›Jajaja!‹ rief Meister Böck, / ›Bosheit ist kein Lebens- zweck!‹« TOBIAS PRÜWER ▶ Best of Grendel. Das Handwerk des Teufels. Ludwigsburg: Cross Cult 2022. 250 S., 30 € 72 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | COMICS Vom Verlust »Zwei bleiben«: Wie überlebt man den Tod eines geliebten Menschen? K ein Punkt wird gesetzt. Es kommen nur Fragezeichen als Satzschlusszeichen vor. Einfache Aussagen faden aus – und klin- gen endlos nach, wie das Leben dieses Paares. Zunächst bleiben auch beim Lesen Fragezei- chen, wird der Punkt nicht verständlich, den Jordan Crane mit »Zwei bleiben« machen möchte. Immerhin arbeitete sie zwanzig Jahre an diesem Comic. Irgendwann stellt sich diese Frage nicht mehr, eröffnet sich die existenzielle Dimension. Im Zentrum stehen zwei, die nach dem frühen Tod ihres Kindes wieder zusammenfinden wollen. Auf mehreren Zeitebenen finden Rück- schauen statt, alternative Handlungsstränge tun sich auf, Szenen wiederholen sich mit leich- ten Änderungen. Ob das hochkomplex ist oder eher rein assoziativ, wird nicht klar. Aber wie die Katastrophen hier in den Alltag krachen, ihn aus den Angeln heben, ist beeindruckend. Hoffnung und Mut fließen ineinander. Als ob sie von der unbekannten Kraft des Trotz-allem getragen werden. »Die Welt als Wille und Vor- stellung« würde Schopenhauer das nennen. Obwohl die Figuren hingestrichelt sind wie in Cartoons, fühlt man mit ihnen. Und doch bleiben die zwei auch entrückt und fremd. Das ist ein seltsamer Effekt, der durch ein unheim- lich leuchtendes Grün unterstützt wird. Eine andere Farbgebung verwendet Crane nicht. So schaut man wie durch einen Filter auf das Paar, sieht wie durch eine Terrariumscheibe sein Leben dahinziehen. Und die Leerstelle, die die Toten hinterlassen, wird von weißen Geis- tern markiert. Bis unser namenloses Paar am Schluss in transzendenten Szenen die Seiten des Irdischen übersteigt. Dieses Buch berührt ohne große Geste, dafür tief. TOBIAS PRÜWER ▶ Jordan Crane: Zwei bleiben. Aus dem amerikanischen Englisch von Conny Lösch. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2022. Lakonisch ist die Erzählsprache, sind die Sze- 320 S., 26 € nen von Verzweiflung und Selbstanklage, »Die rostige Gabel eines Geländerads, gniedelige Gewinde und einen geheimnisvollen Karton mit allerlei Gelöt.« – aus »Wilde Radtour mit Velociraptorin« Laken, überall »Sheets« ist eine Comic-of-Age-Story mit Gespenstern C rocu – wer? Ist da ein neuer Comic-Verlag entstanden? Und was hat der mit Krokodi- len zu tun? (Und heißen die nicht »Schnappi«?) Gar nichts, der Cross-Cult-Verlag hat einfach mal ein Imprint gegründet, um ein jüngeres Publikum anzusprechen. Und den passenden Inhalt natürlich gleich mitgeliefert. In »Sheets« erzählt Brenna Thummler die be- hutsame Geschichte eines Aufwachsens, das gar nicht so behutsam verläuft. Und flicht einige Geisterstorys ein. Marjorie Glatt heißt die Pro- tagonistin, die in einer Kleinstadt lebt. Sie ist erst zwölf Jahre alt, muss aber viel Verant- wortung tragen. Ihre Mutter ist verstorben, der Vater aus Trauer geistig-emotional abwe- send, weshalb sich Marjorie um den Bruder kümmern muss. Und dann leitet sie nach der Schule noch den Waschsalon der Familie, auf den es ein fieser Spekulant abgesehen hat. Vermutlich stecken einige Erfahrungen der Autorin im Comic, die selbst in einer kleinen Stadt in Pennsylvania aufwuchs. Geisterge- schichten und Klavierunterricht sollen laut Ver- lag ihre Kindheit geprägt haben und beide sind auch hier zwei Pfeiler, an denen sich die Geschichte entlanghangelt. Beim Klavierspiel ist sie ganz bei ihrer toten Mutter, in den Ge- sprächen mit Bettlakengeistern kann sie dem Alltag entfliehen und schließlich ein großes Problem lösen. Das ist schön gezeichnet, hat Identifikationspotenzial gerade für jüngere Le- serinnen, sieht sich aber sehr blass an. Etwas mehr Farbkraft hätte man manchen Seiten ge- wünscht, auch wenn es natürlich ein Spiel mit dem Tod und Verblassen ist. Aber hier tritt durch das fehlende Leuchten vor allem der Umstand ins Auge, dass das Coloring am Com- puter erfolgte – und solche Optik törnt ein- gefleischte Comic-Fans eher ab. TOBIAS PRÜWER ▶ Brenna Thummler: Sheets – Am Ende bleibt uns nur ein Bettlaken. Aus dem amerikanischen Englisch von Silvano Loureiro Pinto. Ludwigsburg: Crocu 2022. 240 S., 24 € 74 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | KINDER Die Sache mit den Stabschrecken Matthew Forsythe malt in vielen Farben eine bezaubernde Geschichte D ie Farben, die Formen — sie sind wohl das verbindende Element in Matthew Forsythes Bilderbüchern. 2019 stand in »Pokko und die Trommel« ein reizender Frosch im Mittelpunkt, im neuen Buch »Mina« ist es eine Mäusefami- lie. Die großformatigen, mitunter seitenfüllen- den Illustrationen sorgen nicht nur für das Andere-Welt-Gefühl, sondern fügen dem knapp gehaltenen Text eine wunderbare Ebene des Witzes und der Überraschungen hinzu (zu Recht und zum Glück sind die Illustrationen Forsythes auch in zahlreichen Werken bekann- ter Autorinnen zu finden). Zurück zu den Mäusen: Mina ist der Name der titelgebenden Maus der Abenteuergeschichte, die zwar eine aufregende Wendung beinhaltet, aber mit einem Augenrollen und einem gemüt- lichen Abendessen endet — alles gut also. Das Leben der ruhigen, lesesüchtigen Mina mit ihrem leicht zu begeisternden Vater (antike Kunst, Dosenmikrofone und Jamsessions), die ohne große Zwischenfälle (bis auf die Sache mit den Stabschrecken) ihren Alltag zelebrieren, liest sich auch gut zum Einschlafen mit Zwei- jährigen. Und gleichzeitig zur Unaufgeregtheit fehlt jedes didaktische Element, Eltern suchen pädagogische Absichten vergeblich. Hier spielt die Fantasie die Hauptrolle, wenn das mit- lesende Kind auf jeder Seite »Warum?« fragt. Warum sammelt Minas Papa Briefmarken? Warum hat die Katze einen selbst gestrickten Pulli an? Warum haben alle Stabschrecken dieselbe sonore Vorlesestimme? Die Antworten darauf finden sich nicht im Buch. Aber An- regungen zuhauf, auf den in erdigen Tönen ge- haltenen Doppelseiten selbst ins Erzählen und Herumspinnen zu kommen. Am schönsten ist: Am Ende haben beide recht, Mina und ihr Vater. Sie wusste gleich: Das ist kein Eichhörn- chen! Und er wusste, dass trotzdem alles gut würde. LINN PENELOPE MICKLITZ ▶ Matthew Forsythe: Mina. Aus dem Englischen von Rita Fürstenau. Kassel: Rotopol 2022. 68 S., 18 €, ab 4 J. Löwe und Maulwurf fahren nach Addis Abeba »Selam Neue Blume!« erzählt eine Geschichte über Barrierefreiheit B eim Projekt der Inklusiven Kommunen arbeiteten die Partnerstädte Leipzig und Addis Abeba eng zusammen, um auf die Ein- schränkungen behinderter Menschen im öffent- lichen Raum aufmerksam zu machen. Bei ge- genseitigen Besuchen wurde in beiden Städten deutlich: »Bauliche Barrieren müssen beho- ben und Barrieren in den Köpfen überwunden werden.« Daraus wurde die Idee zu »Selam Neue Blume! Löwe Leon reist nach Addis Abeba« geboren, in dem Leon und Maulwurf Brailli Abenteuer erleben. Leon sitzt im Rollstuhl, Brailli kann nur hell und dunkel unterscheiden, aber ansons- ten »wirklich überhaupt nichts sehen«. Dann gibt es noch einige andere Freunde, die im All- tag »Hilfsmittel« benutzen, zum Beispiel ein Hörgerät, einen Blindenlangstock, die Gebär- densprache oder ein Smartphone. Gemeinsam besuchen alle Addis Abeba – Löwin Makeda hat eingeladen. »Sie hat keine Behinderung und kann ganz toll sticken.« Gemeinsam wollen sie die äthiopische Hauptstadt, deren Name »neue Blume« bedeutet, erkunden, und einen Rollstuhl für ein kleines Warzenschwein vorbeibringen. Für die Freundinnen und Freunde ist alles ganz neu, doch auch wenn es mit der Barrierefrei- heit Schwierigkeiten gibt, klappt das meiste gut: »Hier in Äthiopien haben wir nicht so viele Hilfsmittel wie ihr in Deutschland. Aber für uns gibt es keine Probleme, nur Lösungen. Pass mal auf!« Ein Glossar, ein Finger- und ein Braille- Alphabet ermöglichen den Einstieg in die weitere Auseinandersetzung mit all dem, was den Alltag von Menschen mit Behinderung erleichtert. Diese Lebensrealitäten schon Kin- dern nahezubringen, und zwar allen, ob mit oder ohne Einschränkung, sollte selbstverständ- lich sein. Die Illustrationen im Buch, die selbst von Kindern gefertigt wurden, sind übrigens umwerfend. Besonders schön: Das Buch kommt im Schuber in drei Sprachen (Englisch, Deutsch, Amharisch) und ist gegen eine Portogebühr beim Behindertenverband Leipzig zu bestellen – oder online zu lesen. LINN PENELOPE MICKLITZ ▶ Franziska Höhle und Tom Semmelroth: Selam Neue Blume! Löwe Leon reist nach Addis Abeba. Leipzig: Behinderten- verband Leipzig 2022. 95 S. Kostenloses PDF und Bestellen Das Werk der unscheinbaren Tiere Simona Smatana erzählt von einem Regenwurm ohne Talent K inderbücher brauchen nicht denselben An- forderungen an Komplexität zu genügen wie Erwachsenenbücher. Dennoch wirkt die Geschichte vom Regenwurm «Kompostfranzi» immer wieder unmotiviert. Seltsam etwa er- scheint Franzis Vermutung, die Grille könnte »Musikstar« werden. Warum sollte sie das wollen? Und warum sollten Kinder das wollen müssen? Musiziert sie nicht, weil sie das wie jede Grille tut? Außerdem leidet der Regen- wurm darum gewissermaßen an Depression. Er hat, im Gegensatz zur Grille, sein Talent noch nicht entdeckt. Das bedrückt ihn, er möchte von den anderen Tieren lernen. Auf seiner Bil- dungsreise durch den Garten gräbt er ohne Unterlass Tunnel und stellt fest, »dass er offen- bar das am besten kann, was er von klein auf gelernt hat«. Im Reich der unscheinbaren Tiere stören diese offensichtlich anthropomorphen Zuschreibungen. Eigentlich müsste auch die Grille, wie die Feuerwanzen, in einer Schar und nicht als vereinzelter Star auftreten. Dass der Entfaltungsraum der Geschichte beschränkt ist, liegt auch am Konzept des Buchs. Rund ein Drittel ist einer kindergerechten Kompostier- anleitung gewidmet. Gerade durch die Schil- derung der biologischen Gegebenheiten wirkt die Vermenschlichung der Tiere fehl am Platz. Smatanas Talent ist das Zeichnen. Die Illustra- tionen zeugen in dieser »Geschichte der Selbst- liebe«, so der Verlag, von mehr Liebe als die manchmal zu kurz gedachte Geschichte. Die Gestaltung erinnert an den sozialistischen Maulwurf »Krtek« und weckt – bei den Er- wachsenen – bestimmt nostalgische Gefühle. Ohne Zweifel ist es gut, auch über die Werke der unscheinbaren Tiere Bescheid zu wissen. FABIAN SCHWITTER ▶ Simona Smatana: Kompostfranzi. Aus dem Slowakischen von Michael Stavarič. Graz, Wien, Berlin: Leykam 2023. 42 S., 17,50 €, ab 4 J. 76 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | KINDER Die Schönheit der Schwachen Wenn der Affe den Elefanten nicht aufmuntern kann D er blaue Elefant ist traurig und schweigsam. Seine Freunde, die Tiere der Savanne, wollen ihn aufmuntern: Der Affe erzählt etwas, die Straußenschwestern tanzen. Aber diese Späße lassen ihn kalt. Erst als sich eine kleine Maus zu ihm setzt, ohne irgendetwas zu wol- len, entsteht ein zartes Gefühl einer inneren Verbindung. Die Maus beginnt von ihrer Not zu erzählen und der Elefant tritt aus seinem Schatten, um ihr zu helfen. »Der blaue Elefant« ist ein sensibel erzähltes Buch, in dem es um Öffnung und Vertrauen geht. Die Sprache ist leicht verständlich und knapp im Ausdruck: So wird auch das Wort »traurig« kein einziges Mal verwendet. Erwach- senen wie Kindern vermag diese Erzählung trotzdem viel über die Dynamik von schwierigen Gefühlslagen zu vermitteln, und zwar ohne pädagogischen Fingerzeig und ohne falsche Lustigkeit. In der Schlusswendung verweist die kanadische Autorin Nadine Robert überdies auf die heilsame Kraft des Erzählens: Der Ele- fant hebt an, der Maus seine eigene Geschichte anzuvertrauen. Aber das bleibt eine intime Sa- che zwischen den beiden, der Text endet hier. Die wunderbar melancholisch-tröstliche Stimmung wird gestützt durch die kunstvoll pointierte Bildersprache Valerio Vidalis. Seine Illustrationen sind farblich dezent, reduziert in der Ausführung und poetisch reichhaltig in ihrer Ausdruckskraft. Insofern eignet sich dieses Kinderbuch auch als Geschenk für Er- wachsene – denn auch die wissen ja manchmal nicht, wohin mit sich. JULIANE ZÖLLNER ▶ Nadine Robert, Valerio Vidali: Der blaue Elefant. Aus dem Französischen von Hans Baumgartner. Zürich: Elster & Salis 2023. 48 S., 16 €, ab 4 J. Grüne Helden Abenteuer auf dem Blumenmarkt: »Flora« von Laura Dockrill F lora ist beunruhigt: Ihre Eltern streiten sich immer öfter. Grund dafür ist der Pflanzen- stand auf dem Markt, den sie von Floras Groß- eltern Tutu und Paps nach deren Tod geerbt haben. Flora und ihr Vater lieben die Pflanzen und den Stand, doch Floras Mutter möchte endlich fertig studieren und als Wissenschaft- lerin arbeiten. Flora kann sich dagegen nichts Schöneres vorstellen, als jeden Tag auf dem Markt zu verbringen, doch erst einmal muss sie verhindern, dass ihre Eltern den Stand ver- kaufen und sich trennen. Wenn Flora ein Problem hat, unterhält sie sich mit Tutu-Pflanze, einer Aloe vera, die ihr Großmutter Tutu geschenkt hat. Tutu-Pflanze antwortet ihr genauso wie früher Tutu. Manch- mal hört sie auch nur zu, und Flora fällt dann selbst ein, was sie tun könnte. Flora ist eine sympathische Heldin, in deren Fantasie die Pflanzen ein Eigenleben entwi- ckeln, das in Kinderbüchern sonst Tieren vor- behalten bleibt. Sie liebt den Markt, der ein Ort der Begegnung und der kleinen Abenteuer ist. Zumal die Marktleute wie eine große Fami- lie sind, die Flora Geborgenheit und Selbstver- trauen schenkt. »Flora« der britischen Autorin Laura Dockrill erstreckt sich zwar über fast hundert Seiten, doch die knappen, spannungsgeladenen und oft auch humorvollen Sätze lassen das Buch weni- ger umfangreich erscheinen; Handlung und Wortschatz orientieren sich am Alltagsleben. Ein übersichtliches Schriftbild und kurze Lese- etappen gehören darüber hinaus zum Konzept der »Superlesbar«-Reihe des Beltz-Verlages, die gezielt Kinder mit Leseschwierigkeiten an- sprechen will. An Floras Geschichte jedenfalls sollte das nicht scheitern. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Laura Dockrill: Flora. Übersetzt aus dem Englischen von Julia Süßbrich. Mit Illustrationen von Sara Ogilvie. Weinheim: Beltz 2023. 96 S., 10 €, ab 9 J. Digitale Glaskugel In Andreas Simons »Die Zukunft in meiner Hand« trifft Zauberei auf moderne Technik A ngenommen, es gäbe sie: die eine Zukunfts- quelle, die alles vorhersagen könnte. Digital. Als App. – Jonas, die Hauptfigur in »Die Zukunft in meiner Hand«, ist zunächst skep- tisch, lädt die App dann aber doch herunter. Plötzlich geschehen Dinge, die selbst in Zeiten von Digitalisierung und Tracking gespenstisch erscheinen. Jonas erfährt Dinge, bevor sie ge- schehen. Jonas fragt die App, welche Actionfi- gur-Spielkarte er aus dem Stapel ziehen wird, um die App zu testen. Dann geht er einen Schritt weiter und fragt, was sein Freund Bäm als Nächstes machen wird. Die App scheint alles zu wissen. Der spannende und gesellschafts- relevante Handlungsstrang versucht, Fantasie und Medienkonsum zu einer Symbiose werden zu lassen. Die App an sich wird dabei durchaus kontrovers thematisiert, so wird im späteren Verlauf der Handlung von Jonas eine Gegen- leistung für die Antworten auf seine Zukunfts- fragen gefordert. Erwachsenen ist es möglich, die Geschichte einzuordnen, doch Kinder – auch, wenn sie bereits mit sechs Jahren Fantasie und Realität unterscheiden können – könnte das Gelesene durchaus verunsichern. And- reas Simon bedient sich einer leichten Spra- che, so dass das Lesen auch für Lesemuffel gut geeignet ist. Insgesamt ein gesellschafts- relevantes Thema für Kinder und Jugendliche, das im besten Fall von Gesprächen mit den Eltern begleitet wird. WANDA WAGNER ▶ Andreas Simon: Die Zukunft in meiner Hand. Weinheim: Gulliver Beltz 2023. 101 S., 11 €, ab 10 J. 78 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE TIPP F O T O : M A R K O Z I N K »Sie sehen aber jetzt schon ganz anders aus« Die Fotoserien »In der Maschine« und »Tragödien« des Künstlers Mar- ko Zink werden in jeweils eigenen Räumen installiert sowie inszeniert. Neben den Fotografi en gehören Vi- deoarbeiten und Soundinstallationen zur Ausstellung. Umrahmt werden die beiden Serien von eigens hierfü r entworfenen und eingesprochenen Texten der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (beide im Foto). Während Zink fü r »In der Maschine« in Wie- ner Wohnungen einbrach, sich versteckte und fotografi eren ließ, irren in »Tragödien« Halbwesen – halb Mensch, halb Tier – durch Wälder und Felder oder suchen Zufl ucht. ▶ 14–18 Uhr, Galerie KUB 24.04.2023 18.00 Erster Sachbuchtag im Bibliotop, 19.00 Verlagsabend Voland & Quist, mit Ralph Tharayil, Susann Rehlein und Ahne ■ Galerie fü r Zeitgenössische Kunst Jeanett e von Laak und Michael Geismann stellen aktuelle Sachbücher vor, mit Siegfried Lokatis (Moderation) ■ Nikolaikirche, Treff punkt: Haupteingang 19.00 Freund*innenschaft . Dreiklang einer politischen Praxis, Lesung mit María Do mar Castro Varela und Bahar Oghalai ■ Frauenkultur 19.30 Die vertriebenen Kinder, Graphic Novel mit Interviews mit deutschen vertriebenen Kindern aus der Tschechoslowakei, mit Marek Toman, Raija Hauck, Moderation: Tino Dallmann ■ Haus des Buches, Literaturhaus Saal 25.04.2023 14.00 Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefü hle, In der vom 5. April bis 3. Juni 2023 laufenden Ausstellung wird die Entwicklung des zeichnerischen Werks von Maria Lassnig vorgestellt. ■ Hochschule fü r Grafi k und Buchkunst TIPP 19.00 Ausstellungseröff nung: »Jetzt & Alles. Österreichische Literatur. Die letzten 50 Jahre«, Wechselausstellung im Deut- schen Buch- und Schrift museum ■ Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Buch- und Schrift museum 19.00 Mein Nachbar auf der Wolke, Abschlusslesung des Leipziger Poesieauto- matenprojekts, mit Miljana Cunta, Gregor Podlogar u. a., Moderation: Matt hias Göritz ■ Haus des Buches, Literaturhaus Saal 26.04.2023 14.00 Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefü hle, In der Ausstellung wird die Entwick- lung des zeichnerischen Werks von Maria Lassnig vorgestellt ■ Hochschule fü r Grafi k und Buchkunst TIPP 16.00 Messeempfang im Bibliotop, Der traditionelle Messeempfang der alten Buchwissenschaft ■ Bibliotop 17.00 Clara Zetkin – geliebt und gehasst. Eine umstritt ene Sozialistin. | Karl Dietz Verlag Berlin, Lesung mit Dr. Florence Hervé, (Autorin und Herausgeberin) ■ Frauenkultur 18.00 Die Überlebenden vor Gericht. Ausch- witz-Häft linge als Zeugen in NS-Prozessen (1950–1976), Klage, Anklage, Misstrauen: Auschwitz-Überlebende als Zeug:innen vor deutschen Gerichten, mit Katharina Stengel, Moderation: Axel Doßmann ■ Bundesverwaltungsgericht 19.00 Eröff nung der Leipziger Buchmesse, mit Verleihung des Buchpreises zur Euro- päischen Verständigung ■ Gewandhaus 19.00 The Night Before Leipziger Buchmesse, Torsten Low stellt die Neuerscheinungen seines Verlages vor. ■ No. 2 – die Altstadtkneipe STILLE 17.03. – 07.05.2023 Kunsthalle Erfurt ZEUGEN Christian Rothe: Fotografie Ludwig Berger: Soundinstallation Eine Ausstellung des 19.00 Lange Leipziger Kriminacht, mit verschiedenen Autorinnen und Autoren, mit Peter Butschkow (»Wo ist Emilia?«), Herbert Dutzler u. a. ■ Blauer Salon im Leipziger Central Kabarett 19.00 Wer darf in die Villa Kunterbunt?, Lesung und Diskussion mit Lisa Pychlau-Ezli ■ MiO Interkultureller Mädchentreff Heute mit 8 Seiten extra Wochenendbeilage »faulheit & arbeit« www.jungewelt .de Wi e A n n a _ lo g , n u r d i g i ta l . Jetzt bestellen: jungewelt. 5 . 0 0 0 A b o s f ü r d i e P r e s s e f r e i h e i t ! B e st e GEGRÜNDET 1947 · SA./SO., 28./29. JANUAR 2023, NR. 24 · 2,50 EURO (DE), 2,70 EURO (AT), 3,00 CHF (CH) · PVST A11002 · ENTGELT BEZAHLT Immer mehr Waffen ins Kriegsgebiet Wer stoppt die NATO? Panzer abgenickt, Debatte um Kampfjets eröffnet: Forderung, westliches Militärbündnis solle »mutiger« werden. Von Reinhard Lauterbach K aum hat sich eine NATO- Ko- Drei Wochen gratis! eine Lieferung von Jets der Bundes- wehr zum jetzigen Z eitpunkt ab. Tatsächlich wäre die Lieferung von Kampfflugzeugen militärisch eine di- rekte Konsequenz der beschlossenen Panzerlieferung. Panzerangriffe ohne Deckung aus der Luft gelten als sehr riskant. Polen kündigte unterdessen an, es sei bereit, der Ukraine neben 14 »Leopard«- Panzern auch 60 Exem- plare der Eigenentwicklung »PT91« zu liefern. Ministerpräsident Mateusz in Warschau, die Morawiecki sagte Probeabo endet automatisch, NATO müsse »mutiger« werden. US- Medien verbreiten unterdessen unter Berufung auf diverse »Sicher- heitsexperten« die These, die Bundes- muss nicht abbestellt werden regierung habe die Genehmigung für den Panzerexport bewusst so lange ver- ie Maschinen bei der er- a l i t i o n a u s L i e fe r a n t e n ge - brauchter »Leopard«- Panzer an die Ukraine gebildet, rücken auch Kampfjets in den Blick. Die Ukraine fordert deren Lieferung seit langem. Präsident Wolodimir Selenskij sagte t ägl i ch en Vid eo an sp r a ch e in s e in e r am Donnerstag abend, die Ukraine b r a u ch e » a d ä q u a t e « Wa ffe n . D i e U SA e r k l ä r t e n , d a s T h e m a we rd e seit langem »analysiert«. Zu der Fra- ge, ob es konkrete Absichten gebe, äußerten sich offizielle Sprecher in Wa sh ing ton ak tu e l l n i ch t . D agegen erklärten die Niederlande und Polen, sie seien zu Flugzeuglieferungen an die Ukraine bereit. Auch Frankreich e nicht aus- we rd e . Se lb s t » L e o p a r d « - Modelle einzelner Baureihen seien d i e in allen Punkten miteinander kompatibel. So hätten sie verschiede- nicht ne Feuerleitsysteme und verschössen teilweise unterschiedliche Munition. Die britischen »Challenger«- Panzer seien überhaupt mit keinem der kon- tinentaleuropäischen Systeme kompa- tibel. Die russische Regierungszeitung Rossiskaja gazeta hatte am Mittwoch kommentiert, die zahlreichen öffent- lich geäußerten Bedenken westlicher Militärs dienten nur dem Zweck, die Öffentlichkeit psychologisch auf die nächste Welle von Waffenlieferungen vorzubereiten. Praktische Bedeutung hätten sie nicht. Innerhalb der EU drohte Ungarn einem Veto gegen Pläne, die anti- die t e n Re a k t o r AKW und hat einen z f ü r d e n s e Standort bestellt. Außenminister Szijjarto forderte erneut einen ra Ü b e rga ng z u Wa ffe n s t i l l s t a n handlungen. Er begründete das damit, dass die Ukraine derze stärkt Angehörige der ungar Minderheit in der Karpatenukra wie der dort lebenden Roma- G schaft zum Militär einziehe. Für neue Unruhe zwische und Moskau sorgte unterdes mal mehr Bundesaußenminis nalena Baerbock. Sie hatte a tag vor dem Europarat den W politischer Einigkeit aufgefo im Zuge dessen gesagt: »W einen Krieg gegen Russland gegeneinander.« Auch wen wärtige Amt die Aussage dementierte, erklärte die mi jungewelt.de/probeabo Abotelefon: 0 30/53 63 55-84 19.00 Wo wij herkommen, Wo kommen wij eigentlich her? Zwei Niederländer auf Forschungreise zu ihrer Familiengeschichte, mit Lisa Weeda, Menno Kalmann Moderation: Linn Penelope Micklitz ■ UT Connewitz MITTWOCH, DONNERSTAG 19.15 Zürn – Eine Lesereihe zu Wut und Gewalt, TIPP 13.30 Erotik und Fremde, Drei Bücher Lesung und Gespräch mit Beate Tröger und Sivan Ben Yishai, Moderation: Özlem Özgül Dündar (Autorin, Leipzig) und Sibylla Vričić Hausmann (Autorin, Leipzig) ■ Café Kune 20.00 Der Prinz und die Rose, Die Geschichte einer großen Liebe! Antoine de Saint-Exupé- rys Briefwechsel mit seiner Frau Consuelo, mit Sophie Rois, Martin Wutt ke ■ Schaubühne Lindenfels, Grüner Salon 20.00 Lyrikbuchhandlung: 2023 Liest! Mitt wochslesung, Drei Abende mit Lyrik- Neuerscheinungen ■ Galerie KUB 20.00 Mirmar, Josefi ne Soppa liest aus ihrem Debütroman »Mirmar« ■ Neues Schauspiel 27.04.2023 9.30 BIS 14 UHR 10.00 Family Matt ers. Of Life in Two Worlds – Lesung & Diskussion in englischer Sprache, The book follows the traces of a family over generations. ■ Rahn Education - Musikalisch-Sportliches Gymnasium 10.30 Verpuppt, Ana Marwan liest aus ihrem Roman ■ Gastland Österreich, Halle 4, D201/E200 11.00 Eröff nung Café Europa, Mit Maria Stepa- nova – Preisträgerin des Leipziger Buchprei- ses zur Europäischen Verständigung 2023, mit Oliver Zille, Maria Stepanova, Irina Bondas ■ Café Europa, Halle: 4, Stand: E303 11.15 Davis Trietsch – Der vergessene Visionär, Zionistische Zukunft sentwürfe zwischen Deutschland, Palästina und den USA, Mode- ration: Klaus Hillenbrand ■ taz-Studio, Halle 5, C500 12.00 Die Zukunft der Außenpolitik ist femi- nistisch, Warum nachhaltiger Frieden ohne Feminismus nicht funktionieren kann. ■ Pöge-Haus TIPP 12.30 Die Vermengung, Woher Kraft und Zeit nehmen fü r Kinder und das Schreiben?, mit Julia Weber ■ Forum Literatur Halle 5, Halle: 5, Stand: E602 12.30 Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023, mit Maria Stepanova, Moderation: Jörg Schieke ■ ARD-Forum, Halle: 2, Stand: K200 12.30 Gleichstellung, Impulse aus der Frauenbe- wegung und Erfahrungen aus einem Vier- teljahrhundert Frauenpolitik. Mit Christine Morgenstern ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 TIPP 13.00 15 Jahre Hochroth Verlagskollek- tiv – Lyrikbücher handgemacht!, Hochroth feiert Jubiläum und nutzt die Gelegenheit, sich dem Publikum als Kollektiv zu präsentie- ren, mit Florian Polkowski ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 13.00 Karl Korschs Weg zu Marx, Vortrag und Gespräch, mit Michael Buckmiller (Hrsg.) ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 13.15 Die Qualen des Narzissmus. Über frei- willige Unterwerfung, Die Autorin Isolde Charim über Narzissmus als Entwicklung eines Ich-Ideals und gesellschaft liche Ideolo- gie, Moderation: Peter Unfried ■ taz-Studio, Halle: 5, Stand: C500 13.30 Die Entstehung des Patriarchats, Den Ursprung der Frauenunterdrückung verstehen – um sie zu bekämpfen, mit Gerda Lerner ■ Die Bühne, Halle: 5, Stand: D501 n 13.30 Poltawa, Auschwitz, Bergen-Belsen, Kyjiw – Die Lebensgeschichte der Anastasia Gulej, Die Lebensgeschichte einer ukraini- schen Frau, die Auschwitz überlebt hat und die seit 2022 erneut einen Krieg erleben muss, mit Anastasia Gulej ■ Lesetreff , Halle: 3, Stand: B400 über miteinander verknüpft e Tabus, mit Melinda Varga, Zoltán Böszörményi, Hans- Henning Paetzke ■ Forum Weltweit, Halle: 4, Stand: E406 13.30 Günstige Intelligenz. Auf dass es einem Augen und Ohren verschlägt, Visual-Sound- Sprach-Performance, mit Jörg Piringer, Moderation: Rainer Moritz ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 14 BIS 18 UHR 14.00 »Sie sehen aber jetzt schon ganz anders aus«, Zwei Fotoserien des Künstlers Marko Zink, mit Texten von Elfriede Jelinek ■ Galerie KUB, Ausstellungsfl äche 14.00 Alfred-Kerr-Preis fü r Literaturkritik 2023, Feierliche Verleihung mit Laudatio und Dankesrede ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 14.00 Außer Kontrolle. Deutschland 1923 , Chronologie des Hyperkrisenjahres 1923, Analyse der Ursachen und Folgen, mit Peter Longerich ■ Forum Sachbuch Halle 4, Halle: 4, Stand: E100 14.00 Baustelle Übersetzung: TraLaLit (Magazin fü r übersetzte Literatur), Welche Übersetzung soll ich lesen?, mit Lisa Mensing ■ MDR KULTUR – Unter Büchern unterwegs, Halle: 2, Stand: H401 14.00 Die Verwandelten & Heute ist mitt en in der Nacht, Die Professorinnen des DLL stel- len im Gespräch mit Linn Penelope Micklitz ihre neuen Bücher vor, mit Kerstin Preiwuß, Ulrike Draesner ■ Forum Unibund, Halle: 2, Stand: C301/D300 14.00 Europa Erlesen Leipziger Buchmesse, Jeden Frühling reisen wir zum literarischen Fixpunkt der Saison und haben neue Bücher im Gepäck, mit Thomas Kohlwein ■ Forum Halle 4, Halle: 4, Stand: B401 14.00 Gentrifi zierung lässt sich nicht aufh alten und andere Lügen, Lesung auf Englisch, mit Leslie Kern ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 14.00 Kopje koffi e mit Lisa Weeda, Im Gespräch stellt die niederländische Schrift stellerin ihren Roman Aleksandra vor, mit Lisa Weeda ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle: 4, Stand: C305 14.00 Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefü hle, In der Ausstellung wird die Entwick- lung des zeichnerischen Werks von Maria Lassnig vorgestellt ■ Hochschule fü r Grafi k und Buchkunst 14.15 Im Widerschein des Krieges. Nachdenken über Russland, Der Autor Gerd Koenen über den Krieg in der Ukraine vor dem Hintergrund von Geschichte und Zukunft Russlands. Moderation: Andreas Fanizadeh ■ taz-Studio, Halle: 5, Stand: C500 TIPP 14.15 Neue Lyrik - Spektrum neuer dichte- rischer Stimmen, Seit zwölf Jahren gibt der Poetenladen Verlag die Reihe »Neue Lyrik« heraus. Mit Pia Birkel u. a. ■ Messestand So geht sächsisch/Sächsischer Verlagspreis, Halle: 4, Stand: C306 80 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de

DONNERSTAG 16.30 Die Zweifel des Homer Spiegelman, 17.00 Sherlock, Shylock, Schüttelreime: Der LOGBUCH | SERVICE TIPP F O T O : D O M N I I K B U T Z M A N N Die Verwandelten Alle Figuren in Ulrike Draesners (im Foto) neuem Roman »Die Verwan- delten« verbindet ein Jahrhundert von Krieg und Nachkrieg, Flucht und Vertreibung, von Gewalt. Wie darüber schreiben, was den Frau- en im Krieg geschieht? Was ihnen die Sprache nimmt? Was sie für immer verwandelt und die unsicht- bare Kraft, die verhindert, dass sie daran zerbrechen? Ein schonungsloser wie ermutigender Blick auf die weibliche Fähigkeit zu Verwandlung und Neuanfang. Die Bedeutung von Familie verändert sich, Freiräume entstehen. Ein erschütternder Roman, bewegend, aufwühlend, zärtlich, klug. ▶ 18.30 Uhr, Gohliser Schlösschen 15.30 Monsteraffen gibt es nicht, Ein Monster- 16.00 Im Widerschein des Krieges. Nachden- affe treibt in den Bergen sein Unwesen? Kann das denn wahr sein? Finden wir es heraus! ken über Russland, Was hat Putin dazu getrieben, einen Angriffskrieg zu beginnen?, Mit Leonora Leitl ■ Lesebude, Halle: 3, Stand: A515 mit C. H. Beck, Mod: Michael Angele ■ Medienforum, Halle: 5, Stand: C501 15.30 Spinnennetz, Die gefährlichste Jagd auf einen Serienmörder, die Schweden je erlebt hat, mit Lars Kepler, Mod: Grit Thunemann ■ Nordisches Forum, Halle: 4, Stand: C310 15.30 Vom Verschwinden der Arten, Katrin Böhning-Gaese und Friederike Bauer zu Gast beim Podcast-Radio Detektor.fm ■ Detektor.fm – das Podcats-Radio, Halle: Glashalle Nordempore 15.30 Wo die Vögel sich trafen, Berührt mit Aufzeichnungen aus der krankheitsbedingten Isolation, mit Michael Krüger u. a. ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 TIPP 15.30 Ein Krieg, der keiner sein sollte, Russlands Überfall auf die Ukraine aus Sicht unmittelbarer Nachbarn. Mit Krzystof Pilawski, Holger Politt ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 16.00 Atelier Leipzig, Publikation, entstanden innerhalb eines Seminars mit Masterstudie- renden der Kunstgeschichte Leipzig, mit Carolin Niederalt, Frank Zöllner ■ Mädler Art Forum 16.00 Kopje koffie mit Eva Meijer, Die nieder- ländische Autorin stellt ihren Essay »Die Grenzen meiner Sprache« vor ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle: 4, Stand: C305 16.00 Literaturpreis der Kunststiftung NRW – Straelener Übersetzerpreis 2023, Die ukrainischen Preisträgerinnen und -träger des Straelener Übersetzerpreis 2023, mit Nelia Vakhovska u. a. ■ Messestand Literaturbüro NRW, Halle: 4, Stand: A207 16.00 Notizbuch der Liebe, Über das Leben als Schriftsteller, über Begegnungen – und über die große Liebe, mit Shpëtim Selmani ■ Traduki-Kafana, Halle: 4, Stand: D407 16.00 Preis der Leipziger Buchmesse 2023, Festliche Preisverleihung ■ Glashalle, Magnolienallee 16.00 Under Pressure, Bulgarien, Moldau, Serbien – Russlands Strategien der Destabili- sierung, mit Tomislav Markovi, Paula Erizanu ■ Café Europa, Halle: 4, Stand: E303 16.00 Brandspuren, Das vereinte Deutschland 16.00 Unschärfen der Liebe, Von Chur nach Istanbul: Angelika Overath erzählt von einer west-östlichen Zugfahrt durch den Balkan ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle: 5, Stand: C401/D400 Ein gefürchteter New Yorker Anwalt an der Wallstreet ■ Forum Literatur Halle 5, Halle: 5, Stand: E602 16.30 Irrwisch, Was hat die Vergangenheit eines nicht geborenen Kindes mit einem nicht fertig gedrehten Film zu tun?, mit Hans Werner Honert ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 16.30 Projektvorstellung: Verbrannte Orte, anlässlich des 90. Jahrestages der natio- nalsozialistischen Bücherverbrennungen, mit Jan Schenck ■ Forum Bildung, Halle: 2, Stand: A505 16.30 Tunnel, Mascha und ihre Tochter trotzen der Armut – mit einer kühnen Idee, mit Grit Krüger ■ Forum Sachbuch Halle 5 , Halle: 5, Stand: C700 16.30 Was dich spaltet, Der Roman erzählt von einem Jahr in einer Familie, in die Geschich- ten aus vier Generationen hineinwirken, mit Bernadette Conrad, Mod: Gudrun Fröba ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 16.30 Weltfrieden, Eine skurrile Antiheldenge- schichte über die Verwicklungen der Treu- hand, mit Lucia Jay von Seldeneck ■ Forum Halle 4, Halle: 4, Stand: B401 16.30 Else Laudan liest aus Malla Nunn: »Ist die Erde hart«, Ein All-Age-Roman zur Apartheid, mit Malla Nunn und Else Laudan ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 17.00 Bittere Brunnen, Regina Scheer stellt ihr neues Buch vor ■ Stadtbibliothek 17.00 Der Traum von einem Baum, Spitzbergen 2110: Weit im Norden, tief in den Bergen, mit Maja Lunde ■ ARD-Forum, Halle: 2, Stand: K200 17.00 Deutschland im Zeichen des Haken- kreuzes, Die Reportagen von 1933 über den Naziterror brachten Chaves Nogales auf die Todesliste der Gestapo, mit dem Autor ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 17.00 Ein Ton traf mich aus fernen Vergangen- heiten., Sächsische Künstlerinnen im Projekt »frauenorte sachsen«. Lesung mit Musik und Gespräch mit Nori Blume, Tommaso Graiff ■ Gohliser Schlößchen, Oesersaal TIPP 17.00 Jetzt & Alles. Österreichische Literatur. Die letzten 50 Jahre, Führung mit Bernhard Fetz und Kerstin Putz ■ Deutsche Nationalbibliothek, Foyer (Treffpunkt) 17.00 Kanzlerreste. Das Kanzlerneueste, 726 Gedichte und Lieder, über die politischen Entwicklungen innerhalb und außerhalb Österreichs, mit Gerhard Ruiss ■ Messestand IG Autorinnen Autoren, Halle: 4, Stand: E209 Zweitausendeins-Verlagsabend im Gohliser Schlösschen, mit Thomas Gsella, Christian von Aster, u. v. m. samt Party ■ Gohliser Schlößchen, Steinsaal Sherlock,Shylock, Schuttelreime Zweitausendeins-Verlagsabend am 27.04.2023 ab 17 Uhr im Gohliser Schlösschen. Mit dabei sind u. a.: Christian v. Aster, Thomas Gsella und Gerd Haffmans. Zweitausendeins E in tritt frei 17.00 Ultrafantasía. Lieblingsgedichte, Wiederentdeckt: Alfonsina Storni, die Tessi- ner Avantgarde-Autorin aus Argentinien, mit Hildegard Keller ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle: 5, Stand: C401/D400 17.00 Unser Schwert ist Liebe. Die feministi- sche Revolte im Iran, Wie die Iranerinnen und Iraner der Brutalität des Regimes die größte Kraft entgegensetzen: Liebe ■ Medienforum, Halle: 5, Stand: C501 17.00 Metamorphosen #Frauen und Krieg, Ge- spräche und Lesungen mit osteuropäischen Schriftstellerinnen und Kulturakteurinnen, u.a. mit Slavenka Drakulić, Kateryna Mish- chenko, Ivana Sajko, Haska Shyyan und Lisa Weeda und zum Abschluss ein Konzert der Sängerin Maja Milinković Fadolinka ■ Literaturhaus Leipzig, Saal 3, Literaturcafé 17.00 Zwischen Engagement, Aktivismus und Literatur, Der Zustand der Gegenwart aus kriegsversehrter Sicht, mit Tanja Maljart- schuk, Mod: Rainer Moritz ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 17.15 Die im Dunkeln sieht man nicht – Über- setzerinnen rücken ins Licht, Wie werden Übersetzerinnen sichtbar und warum ist das wichtig? Drei Frauen debattieren ■ Fachforum + Literatur, Halle: 5, Stand: D700 17.15 Live-Folge: Piratensender Powerplay, Das politische Gespräch am Ende der Woche, mit Friedemann Karig, Samira El Ouassil ■ Forum offene Gesellschaft, Halle: 4, Stand: E101 17.30 Dschomba, Über eine Kindheit zwischen Gaststube, Feldern und erlauschten Ge- schichten, mit Karin Peschka ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 17.30 Jüdisch jetzt! Junge Jüdinnen und Juden über ihr Leben in Deutschland, Andrea von Treuenfeld zu Gast beim Podcast-Radio Detektor.fm, mit Andrea von Treuenfeld ■ Detektor.fm – das Podcats-Radio, Halle: Glashalle Nordempore 17.30 Long Story Short – Der Literaturpodcast mit Karla Paul und Günter Keil, Der erfolg- reiche Literaturpodcast live auf der Bühne – mit Gästen Marc Elsberg und Sven Gerhardt ■ Alte Nikolaischule, Richard-Wagner-Aula 17.30 P/F, Ein sehr persönliches Buch, das in einem durch unzählige Kriege gebeutelten Ar- menien spielt, mit Aram Pachyan, Viola Käumlen ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 18 BIS 20 UHR 18.00 22 Bahnen, Selbstermächtigung zweier Schwestern: Über das Erwachsenwerden und bedingungslosen Zusammenhalt, mit Caroline Wahl ■ Konsum im Westwerk 18.00 Ändern wir die Welt, sie braucht es!, Was wäre ein Text, den wir selbst als junge Frauen gern gelesen hätten? Eine marxistisch-femi- nistische Ansage vom Kollektiv MF3000 ■ LinXXnet und die rechte Gewalt der frühen 1990er- Jahre, mit Dr. Janosch Steuwer u. a. ■ Forum Bildung, Halle: 2, Stand: A505 16.00 Carl Laszlo: Ferien am Waldsee., Erinnerungen eines Überlebenden, mit Max Gindorff, Mod: Harald Krewer ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 16.00 Das Geheimnis meines Erfolgs, Die Autorin Margit Mössmer erzählt über das Anderssein, kindliche Emanzipation und Mutterliebe ■ Messestand IG Autorinnen Autoren, Halle: 4, Stand: E209 16.00 Das Gewicht des Schattens, Eine Aus- wahl von Gedichten aus 6 Jahrzehnten, mit Stanislav Struhar ■ Forum Halle 4, Halle: 4, Stand: B401 16.00 Das Phantom und Die Suche nach dem Ende der Dunkelheit, Roman- und Gedicht- bandpräsentation mit Michael Stavari ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 16.00 Gegen die Fußgängermentalität: Beat- und Undergroundliteratur, Eine literarische Strömung, mit Simon Sahner ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 16.00 Halber Löwe, Was ist eine Freundschaft wert und wie viel wiegt Verantwortung?, mit Johannes Herwig ■ Kinderbuchhandlung, Halle: 3, Stand: B601 16.00 Vermutlich Deutscher, Die Biografie des Dolmetschers Vincent von Wroblewsky mit einem spannenden Teil der DDR-Geschichte ■ Forum Literatur Halle 5, Halle: 5, Stand: E602 17.00 Preisträger des Prix des Lycéens Allemands, Lesung und Gespräch mit dem Preisträger ■ Institut français d'Allemagne 16.00 Worauf wartest du noch?, Ein kreatives 17.00 Presenting The Continental Literary ABC-Buch rund ums Warten interaktiv vorge- stellt, mit Lena Raubaum, Mod: Karin Haller ■ Lesebude, Halle: 3, Stand: A515 16.00 Mit Magellan: Der Beginn der Globali- sierung, Magellans epische Reise und ihre Schattenseiten, mit Reimer Boy Eilers ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 16.15 Diva. Eine etwas andere Opernver- führerin, Die Autorin über ein hochpoliti- sches, subversives Genre, das Gendergren- zen sprengt, mit Barbara Vinken ■ taz-Studio, Halle: 5, Stand: C500 16.30 Comics aus Österreich, Einblick in die Vielfalt der Österreichischen Comic-Szene mit Franz Suess u. a. ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 16.30 Der lange Schatten der Treuhandanstalt: Mythos und Wahrheit, Erstmals konnten Historiker die Akten der Treuhandanstalt auswerten und präsentieren die Ergebnisse, mit Dierk Hoffmann, Max Trecker ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft, Halle: 2, Stand: D500 Magazine, The Continental Literary Maga- zine is a quarterly English-language literary magazine. ■ Nato 17.00 Schräge Striche – Bilderbuchkunst aus Österreich, Die digitale Schau mit 60 Arbeiten zeigt die Vielfalt österreichischer Bilderbuchillustration. ■ Schaubühne Lindenfels 17.00 Sektempfang der Textwache, Die Text- wache lädt Kunden und Kolleginnen zum Sektempfang ein, mit Grit Zacharias ■ Messestand Textwache, Halle 5, Stand: C307 17.00 Tab Talks #5, Autorinnen und Autoren führen anhand von offenen Tabs durch ihre digitalen Schreibumgebungen ■ Messestand Literaturbüro NRW, Halle: 4, Stand: A207 17.00 Türschwellenkinder: Über die Arbeit der Eltern, Zählen zu den Erinnerungen an Kind- heit und Jugend auch Vorstellungen von der Arbeit der Eltern?, mit Zoë Beck, John Sauter, Martina Hefter, Jörg Sundermeier ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 82 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE DONNERSTAG, FREITAG TIPP F O T O : E L I Z A R V E E R M A N Kopje koffie mit Radna Fabias Die Dichterin (im Foto) stellt ihren preisgekrönten Gedichtband »Ha- bitus« vor und spricht mit Bettina Baltschev über ihre politische Dichtung. Fabias spricht nicht für andere, jedoch sehr wohl aus einer anderen Perspektive. Die Gedichte handeln davon, Frau zu sein, Schwarz zu sein – und vom Feind, der auch der Geliebte ist. »Habitus« ist eine in drei Teile gegliederte Sammlung, die Themen wie Rassismus, Neokolonialismus, Armut und Sexismus sowie die damit einhergehenden Kämpfe zwischen melancholi- scher Sehnsucht, Weiblichkeit, Religion und Migration erforscht. Subversiv, visuell und mutig markiert die explosive Debütkollektion der auf Curaçao geborenen Holländerin den Eintritt einer genreverändernden Dichterin. ▶ 12 Uhr, Messestand Niederlande und Flandern 20.00 Lesebühne Pinzette vs. Kneifzange: 20.00 Volkstheater: Der rechte Angriff auf Buchmesse-Spezial, Die altehrwürdige Leip- ziger Lesebühne lädt zu einer Spezialausgabe zur Buchmesse, mit Julia Kulewatz u. a. ■ Beyerhaus 20.00 Luf-Passion. Von der Entstehung des kunstvollen Boots und der Vernichtung eines kunstfertigen Volks, mit Volker Braun, Günter »Baby« Sommer, Simon Lucaciu ■ Foyer 1/Schauspielhaus 20.00 Lyrikbuchhandlung: 2023 LIEST! Donnerstagslesung, Die Buchhandlung der Lyrikverlage: Drei Abende mit Lyrik-Neuer- scheinungen! ■ Galerie KUB 20.00 Offener Brief – Auf nächtlicher Reise, Gedichte von und mit Krzysztof Siwczyk in zwei neuen Bänden in deutscher Übersetzung ■ Polnisches Institut 20.00 Ostseenebel, Ein Ostseeurlaub findet ein jähes Ende, mit Eva Almstädt ■ Central Kabarett, Krimikeller Besuche uns auf der Buchmesse. D u fi n d e s t u n s i n H a l l e 5 a n S t a n d D 2 2 0 . L e i p z i g . S u b j e k t i v . S e l e k t i v . 20.00 Piper Ladies Night mit Gaby Hauptmann & Gisa Pauly, Die beiden Spiegel-Bestseller- Autorinnen präsentieren im Gespräch ihre neuen Romane ■ Gohliser Schlößchen, Oesersaal 20.00 Reisen Reisen, Das Buch zum erfolg- reichsten deutschen Reise-Podcast, mit Michael Dietz, Jochen Schliemann ■ Tapir 20.00 Roxy, Ein bewegender Roman des Schau- spielers, bekannt aus Film und Fernsehen, mit Johann von Bülow ■ Moritzbastei die Kunstfreiheit, Die Neue Rechte hat die Kultur als Kampffeld entdeckt. Aber weshalb interessieren sich AfD- Politiker plötzlich für Tanztheater und zeitgenössische Musik? Und was geht im Kopf von Leuten vor, die Buchhändlern das Auto anzünden oder Sprengsätze in Jugendzentren werfen?, mit Peter Laudenbach ■ Cammerspiele Leipzig 20.00 Wallstein Verlagsabend, Wallstein lädt zum Verlagsabend ins Horns Erben ein, mit Teresa Präauer, Leander Fischer u. a. ■ Horns Erben 20.15 Leipziger Literatursalon – Die lange Lese- nacht, Kurzweilige Texte, Poesie und Kunst – ein wohltuendes Flair der Inspiration erwartet die Besucher. Mit Axel Helbig u. a. ■ Leipziger Literaturverlag 20.30 Bestsellerautor Jan Weiler liest aus seinem neuen Kolumnenband »Älternzeit«, Aus der Älternzeit kommt man nicht zurück – Jan Weiler erzählt, warum. ■ Alte Handelsbörse 20.30 Die Wiederkehr. Die AfD und der neue deutsche Nationalismus, Scharfsinnige und kluge Analyse über die Neue Rechte, mit Patrick Bahners ■ Altes Rathaus, Grüner Salon 20.30 Gipfeltreffen der G4 – Poetry-Slam- und Spoken-Word-Gipfel, Mit Josephine von Blu- eten Staub (Leipzig), Timo Brunke (Stuttgart), Susanne M. Riedel (Berlin) und Sebastian 23 (Bochum) ■ Diskothek/Schauspielhaus 20.30 In einer dunkelblauen Stunde, Ein Roman über einen Schriftsteller und die Geheimnisse seines Lebens, mit Peter Stamm ■ Alte Nikolaischule, Richard-Wagner-Aula 20.30 Wir sind die Türken von morgen. Neue Welle, neues Deutschland, Ulrich Gutmair zeigt die Jugend um 1980 und die Welt, in die sie hineinwächst, in einem neuen Licht ■ Café DAS KAPITAL, Black Box 20.00 Wir werden fliegen, Ein einfühlsames Porträt zweier Geschwister auf der Suche nach sich selbst, mit Susanne Gregor ■ Schmuckatelier Ehinger Schwarz 1876 Lesung & Diskussion in englischer Sprache, The book follows the traces of a family over generations. ■ Rudolf-Hildebrand-Gymnasium Markkleeberg 20.15 °C-Celsius, Blackout-Autor Marc Elsberg entwirft ein eindrückliches Zukunftsszenario unseres Klimas ■ Thalia Buchhandlung Innenstadt 12.00 Aleksandra, Der Jahrhundertroman über die Ukraine. Familiensaga über drei Genera- tionen, gelesen von der Autorin Lisa Weeda ■ Messebuchhandlung, Halle: 4, Stand: C500/D500 21.00 Nordischer Krimiabend mit Lars Kepler, Randi Fuglehaug und N.N., Neue Krimis aus Nordeuropa ■ Blauer Salon im Leipziger Central Kabarett 21.00 Richard C. Schneider: Die Sache mit Israel (DVA), Richard Schneider liest aus seinem neuen Buch und spricht mit Matthias Morgenthaler (MDR) darüber ■ Ariowitsch-Haus TIPP 21.00 Tag für Tag aktiv gegen Rassismus, Tupoka Ogette im Gespräch über ihr neues Buch ■ Zeitgeschichtliches Forum 21.00 Über die Berechnung des Rauminhalts, Liebe, Unvorhersehbarkeit der Dinge, Merk- würdigkeiten & unwahrscheinlichen Zufälle unserer Existenz, mit Solvej Balle ■ Nato 22.00 Mörderisches aus dem Norden: Der Tod lauert in Hamburg und in St. Peter-Ording, Stefanie Schreiber, Sabine Hirschfeld und Hanna Paulsen plaudern über ihr Leben als Krimiautorinnen ■ Central Kabarett, Krimikeller 28.04.2023 9 BIS 14 UHR 11.00 Krimilesung, Herausgeber und Autoren stellen die Bände »Leipzig morbid« und »Wien morbid« vor, mit Uwe Schimunek, Sylke Tannhäuser, Wolfgang Schüler u. a. ■ Pittlerwerke 11.00 Platz der Befreiung, Lesung mit Andrej Blatnik ■ Forum Die Unabhängigen 13.00 Kopje koffie mit Anneleen van Offel, Die flämische Schriftstellerin stellt ihren Roman »Hier ist alles sicher« vor ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle: 4, Stand: C305 13.00 Die Zerrissenheit., Albert Camus Tanz unter dem Schwert, mit Holger Vanicek ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 13.30 Die Deutsche Revolution, Ein Standard- werk erstmals in deutscher Sprache, mit Pierre Broué ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 14 BIS 18 UHR TIPP 14.00 Begabte Bäume, Bodo Hell ist mit seinem umfangreichen Œuvre tief verwurzelt in der österreichischen Literaturlandschaft. Begabte Bäume ist ein Vademecum der ande- ren Art. Der Faktizität verpflichtet, sammelt Hell Vielfältiges, Kurioses und Wissenswertes rund um die Bäume wie Herbstlaub auf. Mit Bodo Hell ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 14.00 Bosanski Križ: Bosnian Cross / Bosni- sches Kreuz (Ikavische Erdkunde), Grabskulpturen aus der osmanischen Zeit, Reise durch die Bosnische Kultur, mit Ivan Lovrenovi , Josip Lovrenovi , Anne-Kathrin Godec, Enes Škrgo, Mod: Norbert Mappes Niediek ■ Forum Weltweit, Halle: 4, Stand: E406 14.00 Brezel, Feder, Klage, Pause, Firlefanz. Literarische Fußstapfen Walter Benjamins, Begnadeter Erzähler und Influencer für junge Menschen, mit Roland Jerzewski ■ Forum Literatur + Audio, Halle: 2, Stand: F303 09.30 Family Matters. Of Life in Two Worlds – 14.00 Die Diversität der Ausbeutung, Zur Kritik des herrschenden Antirassismus, mit Bafta Sarbo ■ Die Bühne, Halle: 5, Stand: D501 14.00 Ethische Dimensionen der KI in den Künsten, Christian Höppner im Gespräch mit Theo Geißler ■ Musik-Café, Halle: 4, Stand: A311/B330 14.00 Kollektorgang, David Blum liest Auszüge aus seinem Jugendbuch »Kollektorgang« (Beltz & Gelberg) ■ Buchhandlung Hugendubel 14.00 Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefühle, In der Ausstellung wird die Entwick- lung des zeichnerischen Werks von Maria Lassnig vorgestellt ■ Hochschule für Grafik und Buchkunst 14.00 Die Diversität der Ausbeutung, Zur Kritik des herrschenden Antirassismus, mit Bafta Sarbo ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 12.00 Die Perfektionen, Ein Roman voller Gegen- wart, schillernd und irritierend zugleich, mit Vincenzo Latronico ■ Kunstkraftwerk TIPP 12.00 Frühe Pflanzung, Mutterschaft und Nature Writing, mit Anna Ospelt ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 12.00 Kopje koffie mit Radna Fabias, Die Dich- terin stellt ihren preisgekrönter Gedichtband »Habitus« vor ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle: 4, Stand: C305 12.00 China: Neuer Hauptfeind des Westens?, Nach 100 Jahren Erniedrigung will das Land der Welt auf Augenhöhe begegnen, mit Wolfgang Müller ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 14.15 Equal Pay Now! Endlich gleiches Gehalt für Frauen und Männer – Was wir jetzt tun können, Gespräch mit Birte Meier und Anne Dittmann ■ Forum offene Gesellschaft, Halle: 4, Stand: E101 12.00 Ich höre keine Sirenen mehr, Daniel 14.15 Unter Eulen, Lesung mit Roman Isreal und Schulz’ Reportagen über Menschen, die seit Jahren mit dem Krieg in der Ukraine leben, Moderation: Anastasia Tikhomirova ■ taz-Studio, Halle 5, C500 12.30 Worum es geht – Autismus, Trauma und Gewalt, mit H. C. Rosenblatt ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 Kirsten Witte-Hofmann ■ Messestand So geht sächsisch/Sächsischer Verlagspreis, Halle: 4, Stand: C306 14.20 Rheinaufwärts, Der Fluss des Lebens: Wanderungen am Rhein, mit Franz Hohler ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle: 5, Stand: C401/D400 13.00 100 000 Worte, 30 Jahre Lyrikgesell- schaft, Aktuelle Gedichte aus dem Poesieal- bum, mit Nadine Maria Schmidt u. a. ■ Buchhandlung Hugendubel 14.30 Birobidischan, Sibirien, 1908: Ein Knall erschüttert den sibirischen Wald Tunguska, mit Tomer Dotan-Dreyfus ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 20.00 Simon Ravens Roman »Wo man singt«, 21.00 Anti-Girlboss, Den Kapitalismus vom Sofa 13.00 Die Zerrissenheit, Albert Camus Tanz 14.30 Der Fluch des Hechts, Eine Geschichte Ein echt britischer Campusroman aus der Reihe »Almosen fürs Vergessen« ■ Nato 20.00 Sommer in Odessa, Ein erfrischender Familienroman aus einer Stadt voller Wider- sprüche, mit Irina Kilimnik ■ Hochschulbibliothek HTWK aus bekämpfen, mit Nadia Shehadeh ■ Café Puschkin, Chillum unter dem Schwert, mit Holger Vanicek ■ Die Bühne, Halle: 5, Stand: D501 21.00 fancy immigrantin. ein poetisches tagebuch (Worten & Meer), Lesung mit Hatice Açikgöz ■ Frauenkultur 13.00 Verpuppt, Ana Marwan liest aus ihrem Roman, Moderation: Vivian Perkovic ■ Café Europa, Halle 4, E303 13.00 Kochen für den Arsch, Buchvorstellung und Shit-Bingo, mit Gold Eimer ■ Messestand – Katapult, Halle: 2, Stand: G104/F105 über die Liebe und die Fantasie, über die unberechenbare Macht der Natur, mit Juhani Karila ■ Nordisches Forum, Halle: 4, Stand: C310 14.30 Der Jahrhundertroman, Parcour durch die österreichische Literatur des 20. Jahr- hunderts, mit Peter Henisch ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 84 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE TIPP F O T O : A N T O N A R N O L D WaR: Schreiben zwischen Krieg und Frieden. Writers in Prison/ Writers at Risk erzählen Moderiert von der Vizepräsidentin des PEN-Zentrum Deutschland, Cornelia Zetzsche, werden vier Bio- grafien zwischen Krieg und Frieden mit Blick auf aktuelle Brennpunkte präsentiert. Dževad Karahasan, be- kannt durch seinen Kriegsbericht aus Sarajevo, beschreibt in seinem neuen Roman Menschen im Krieg. Fiston Mwanza Mujila schreibt vom Bürgerkrieg versehrten, postkolonialen Kongo. Jeder neue Roman von Bachtyar Ali ist eine Geschichte des Krieges in Kurdistan. Und in der Ukraine ist keine Zeit fürs Schreiben: Literarische Texte müssen warten, sagt Autorin Tanja Maljartschuk. Gelesen von Frank Arnold (im Foto), Musik von Cellist Christoph Schenker. ▶ 18.30 Uhr, Altes Rathaus 16.00 Stimmen aus dem Studium, Stimmen aus dem Studium von Buch- und Medienproduktion ■ Messestand: Studium rund ums Buch, Halle: 5, Stand: C600/A601 16.00 Tanz auf der Brücke, Mehmet, der TIPP 16.15 Jüdisches Leben in Sachsen, Seit ich weiß, dass Du lebst. Liebe und Widerstand in finstersten Zeiten, mit Dr. Nora Pester und Dr. Nora Goldenbogen ■ Messestand So geht sächsisch/Sächsischer Verlagspreis, Halle: 4, Stand: C306 Klavierspieler, das Brückenfestival und die Fatwa gegen Amal, die Tänzeri, mit Franzpeter Messmer ■ Forum Literatur + Audio, Halle: 2, Stand: F303 16.15 Über Israel reden, Eine deutsche Debatte zu Israel und dem Nahostkonflikt, mit Meron Mendel ■ taz-Studio, Halle: 5, Stand: C500 16.00 Transite kleiner Welten, Sieben Protago- nisten hoffen auf ein Ankommen, ein neues Zuhause, Akzeptanz oder Ruhe. Mit Demian Cornu ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle: 5, Stand: C401/D400 16.00 Versöhnungstheater: Podcast-Gespräch, Max Czollek zu Gast beim Podcast-Radio Detektor.fm ■ Detektor.fm – das Podcats-Radio, Halle: Glashalle Nordempore 16.00 Was suchst du, Wolf?, Eine belarussische Erzählung von Erbarmungslosigkeit und Wei- terleben, miz Eva Viežnaviec, Almut Zilcher und Margarita Höckner ■ Café Europa, Halle: 4, Stand: E303 16.00 Wie ich im Himalaya Whisky trinken lernte – Reiseberichte aus aller Welt., Die Autorin Margit Parchomenko liest aus »Wie ich im Himalaya Whisky trinken lernte« – Reiseberichte aus aller Welt ■ Buchhandlung Hugendubel TIPP 16.00 Writers Rebellion, Reicht Schreiben gegen den Klimawandel?, mit Anne Weiß und Sven J. Olsson ■ Messestand VS, Halle: 5, Stand: A504 16.00 Postkolonialer Antisemitismus?, Bestandsaufnahme einer Diskussion, mit Micha Brumlik ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 16.30 Das Geschlecht der Götter, Das Buch behandelt die mythologischen Ursprünge der heutigen Vorstellungen von Gender-identitäten, mit Theresa Frickel ■ Forum Sachbuch Halle 4, Halle: 4, Stand: E100 16.30 Einfach mehr Luft, Urgroßmutter und ihre Geschichten über die verschiedenen Famili- enmitglieder, mit Alexandra Holmes ■ Messestand IG Autorinnen Autoren, Halle: 4, Stand: E209 16.30 Hier war ich. Dort bin ich, Deutsche Autorinnen und Autoren aus UdSSR-Nachfol- gestaaten stellen ihre aktuelle Anthologie vor, mit Melitta L. Roth, Eleonora Hummel und Artur Böpple ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 16.30 Hotlist 2023, Axel von Ernst im Gespräch mit den Vorjahrespreisträgern, mit Sebastian Guggolz und Britta Jürgs ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 16.30 Im Loktender in die Freiheit, Über die DDR-Flucht von Peter Richter am 28.8.1962 im Loktender des Interzonenzugs Leipzig- München, mit Peter Richter ■ Leseinsel autoren@leipzig, Halle: 5, Stand: A305 16.30 Mit Büchern philosophieren, Philosophische und politische Positionen vom Verleger Peter Engelmann ■ Forum Sachbuch Halle 5 , Halle: 5, Stand: C700 T I P P GEMEIN SC H A FT 29. April 20 23 16.30 Mit dem Mut zur Liebe, Der neue ergrei- fende Tatsachen-Bestseller von Hera Lind – nach einer wahren Liebesgeschichte ■ Buchhandlung Ludwig 16.30 Präsentation zu Karl May auf der Bühne, Ein Gespräch über die Buchreihe »Karl May auf der Bühne«, mit Nicolas Finke, Reinhard Marheinecke ■ Forum Sachbuch Halle 2, Halle: 2, Stand: C600 16.30 Sozialisten gegen Antisemitismus, Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung (1844-1939), mit Mario Kessler ■ Die Bühne, Halle: 5, Stand: D501 16.30 Von Bach bis Gershwin. Ein neues Piano Album mit populären Klavierstücken, Begleitet von Klaviermusik aus der neuen Urtextausgabe, werden 75 Jahre des Henle Verlags erzählt ■ Musik-Café, Halle: 4, Stand: A311/B330 16.30 Wilde Mischung!, Die Anthologie »wortge- walt«, mit Thomas Perle ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 16.30 Wovon wir leben, Ein einziger Fehler katapultiert Julia aus ihrem Job, mit Birgit Birnbacher ■ ARD-Forum, Halle: 2, Stand: K200 16.30 Zeitzuflucht, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenzudenken, mit Georgi Gospodinov ■ Traduki-Kafana, Halle: 4, Stand: D407 16.30 Sozialisten gegen Antisemitismus, Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung in der Linken, mit Mario Keßler ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 17.00 Alphonse Daudet: Tartarin aus Tarascon, Lesung aus dem französischen Klassiker »Tartarin aus Tarascon« mit Schauspieler Friedhelm Eberle ■ Institut français d'Allemagne 17.00 Biologie des Gedichts. Gedichte aus Spanien, Hier stehen regionale Dichterinnen von Weltformat einträchtig nebeneinander, mit Mario Martín Gijón ■ Messestand Künstlerhaus Edenkoben 17.00 Das Haus fernab des Meeres, Eine Geschichte von untergegangenen Ländern und scheiternder Liebe, mit Christoph Werner ■ Forum Halle 4, Halle: 4, Stand: B401 17.00 Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt, Aus dem Leben eines akademischen Tellerwäschers, mit Usama Al Shahmani ■ Nato 17.00 Diverse Wunder, Fulminante, witzige und absurde. Die Grenzen der Realität und ungeahnte Fiktionswirklichkeiten, mit Thomas Stangl ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 17.00 Freiheit beginnt beim Ich. Liebeserklä- rung an den Liberalismus, Das Buch ist eine Ode an die Freiheit des mündigen Subjekts, mit Anna Schneider ■ Stadtbibliothek 17.00 Grenzschicksale, Als das Grüne Band noch grau war ■ Forum Bildung, Halle: 2, Stand: A505 17.00 Hinterm Horizont brennt noch Licht, Gedichte, Erzählungen, Klänge, mit Nikola Zaric und Hans-Peter Lauenroth ■ Leseinsel autoren@leipzig, Halle: 5, Stand: A305 FREITAG 17.00 Menno Kalmann: Der Tausch. Geschichte einer jüdischen Familie (Elsinor), Menno Kalmann liest aus seinem neuen Buch und spricht mit Bettina Baltschev darüber ■ Ariowitsch-Haus 17.00 Nur einmal mit den Vögeln ziehn, Das Leben von fünf Jugendlichen, die in der DDR aufwachsen, mit Hoffnungen, Träumen, Enttäuschungen. Mit Prof. Dr. Sylvia Vander- meer, Dr. Frank Meierewert, Sylvia Frank ■ Gohliser Schlößchen, Oesersaal 17.00 On poetry, and poetry books, mit Alexandru Bulucz, Ernest Wichner ■ Messestand: Rumänisches Kulturministerium, Halle: 4, Stand: D309 17.00 Schwach. Langsam. Ideenlos. Herrschaft der Mittelmäßigkeit, Quirin Graf Adelmann legt die Schwächen von Staat und Gesell- schaft schonungslos offen, mit Quirin Graf Adelmann ■ Forum Sachbuch Halle 5 , Halle: 5, Stand: C700 17.00 Tunnel, Mascha und ihre Tochter trotzen der Armut – mit einer kühnen Idee, mit Grit Krüger ■ Messebuchhandlung, Halle: 4, Stand: C500/D500 17.00 Von ASAGAN bis Napoleon – Illustrationskunst, Der Illustrator Wolfgang Hartl gewährt Einblicke in seine Arbeit mit bis zu 500 Jahre alten Drucken ■ Forum Weltweit, Halle: 4, Stand: E406 17.00 Wien, Schwedenplatz, Eine Polyphonie von 105 Autorinnen und Autoren, in Form von Lyrik und Prosa, mit Lucas Cejpek ■ Messestand IG Autorinnen Autoren, Halle: 4, Stand: E209 17.00 Zumutung Demokratie – Ein Essay, Über das Miteinander in der Demokratie, über gegenseitiges Aushalten und Über- einkunft, mit Sophie Schönberger ■ taz-Studio, Halle: 5, Stand: C500 17.00 Neue Wege gehen, Wie in Thüringen gemeinsam progressiv regiert wird, mit Benjamin-Immanuel Hoff ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 Buchvorstellung & Diskussion 28.04.2023 17:00 Uhr 17.00 Drei Grad mehr – Ein Blick in die drohen- de Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern, Buchvorstellung und Diskussion mit Stefan Rahmstorf, Bernhard Kegel und Ralf Seppelt ■ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ »Leipziger Kubus« 17.30 Rätselhafte Himmelsobjekte, Vom Suchen und Finden unwahrscheinlicher Ereignisse und exotischer Strahlungsquellen, mit Wilfried Domainko ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft, Halle: 2, Stand: D500 17.30 Witz, Widerstand und Irritation, Engagement und Sprachkunst Hand in Hand mit: Lydia Mischkulnig ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 17.00 Ich tauche auf, Tocotronic-Sänger Dirk von 17.30 Zwischen Kap Arkona und dem Lausitzer Lowtzow inspiziert die Kunst- und Kultursze- ne im Stillstand: Ein Leben ohne Publikum ■ Medienforum, Halle: 5, Stand: C501 Bergland, Hans-Christian Trepte liest aus seinem Buch ■ Buchhandlung Hugendubel 17.00 Kritik des Dialekts / Dialekt der Kritik, Über den Bogen von der Avantgarde zum Dialektgedicht, mit Ralf B. Korte, Mario Huber ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 17.00 Leipziger Merkwürdigkeiten, Eine Buchvorstellung mit Bernd Weinkauf ■ Messestand So geht sächsisch/Sächsischer Verlagspreis, Halle: 4, Stand: C306 86 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de

FREITAG 18.30 Die Heimat, Andreas Maier erzählt von 19.00 Jetzt ist Sense, Der Sensenmann in Deutschland zwischen Weltkrieg, Mauerfall und Jahrtausendwende. Mit Andreas Maier ■ Apothekenmuseum Therapie, mit Hans Rath ■ Südfriedhof, Westkapelle LOGBUCH | SERVICE TIPP F O T O : K A T R I N R I B B E »Erzählung vom Schweigen« In ihrem Roman verknüpft Katharina Peter Erinnerungsflicken ihrer Prota- gonistin zu einem Teppich deutscher Geschichte (68er-Eltern, für einen Großkonzern jetsettende Mutter), rekonstruiert anhand eines Familien- archivs verschwiegene Schuld und verlangt ihrer Protagonistin dabei alles ab, denn: Gelingt es ihr nicht, ihre Geschichte zu formulieren und einen Sinn für sich zu schaffen, so geht sie verloren in dem Dunkel, das die Fami- lie ist. Peters Debütroman dringt tief in die Geschichte ein und legt die Grundlagen unserer Gesellschaft bloß. ▶ 19 Uhr, Cammerspiele 18.30 Die Lichter von Budapest. Roman, Ein Roman über Amt und Macht und »Wür- de« und wie man sie sich erkauft, mit Oliver Diggelmann ■ Bürger- und Förderverein Körnerhaus Großzschocher 18.30 Falterfragmente / Poussière de Papillon, Franziska Beyer-Lallauret interpretiert mit dem Publikum Lyrik aus ihrem Band »Falter- fragmente« ■ Buchhandlung Hugendubel 18.30 Leipziger Arbeiten zur Verlags- geschichte. Letzte Bücher der Leipziger Buchwissenschaft, mit Martin Hochrein, Berthold Petzinna, Mod: Siegfried Lokatis ■ Bibliotop TIPP 18.30 WaR: Schreiben zwischen Krieg und Frieden. Writers in Prison / Writers at Risk erzählen, mit Frank Arnold, Musik von Christoph Schenker (Cello), Moderation: Cornelia Zetzsche –PEN-Zentrum Deutsch- land, mit Texten von Tanja Maljartschuk, Dževad Karahasan, Bachtyar Ali und Fiston Mwanza Mujila ■ Altes Rathaus, Festsaal 19.00 Alles außer flach: neue Romane aus Flandern und den Niederlanden, Zwei Länder, eine Sprache, vier literarische Stimmen: beste Bücher aus den Niederlan- den und Flandern, mit Toine Heijmans, Anneleen van Offel, Nina Polak und Peter Terrin ■ Haus des Buches, Literaturhaus Café Geschichte und eine sehr komplexe Katastro- phe, mit Jürgen Kaizik ■ Ägyptisches Museum TIPP 19.00 Die Nacht der grünen Fee, Eine verheiratete, junge Frau kämpft in der Türkei um Selbstbestimmung und Anerken- nung, mit Ayfer Tunç ■ Nato 19.00 Erzählung vom Schweigen, Familie, Klassenkampf und Leistungssport: Über die Abgründe des deutschen 20. Jahr- hundert, mit Katharina Peter ■ Cammerspiele Leipzig 19.00 Freundschaft, Feindschaft, Frenemies: Debüts bei Pendragon, Zwei Debüts, zwei Epochen, zwei Jungen, die ihren Platz in der Welt suchen, mit Angelika Rehse und Gabriel Herlich, Mod: Günther Butkus ■ Budde-Haus TIPP 19.00 Geschlossene Vorgänge, Bertram Reinecke liest aus seinem Prosa-Debüt »Geschlossene Vorgänge« (Urs Engeler, Schupfart 2022) ■ Buchhandlung Hugendubel 19.00 Huch – ein Buch! Der schöne Lesungs- abend …, Autorinnen und Autoren der Rellin Schreibwerkstatt mit schreib- und druck- frischen Texten und mehr … ■ Haus Steinstraße, Café 19.00 In unseren Kreisen, Georg M. Oswald präsentiert seinen Familienroman über den Umgang mit einer unverhofften Erbschaft ■ Rechtsanwälte Viehweger Hartmann und Partner 19.00 Klimakrise als Bewusstseinsfrage, Die bedrohte Atmosphäre und das neue atmosphärische Bewusstsein, mit Stefan Ruf ■ Karl Schubert Schule Leipzig, Freie Waldorf- schule, Hauptraum 19.00 Konflikt und Komfort, Die Folgen von Konflikt und Besatzung für die jüdisch-israe- lische Gesellschaft, mit Daniel Bar-Tal ■ Bürgerverein Waldstraßenviertel 19.00 KrimiClub im Landgericht, Das Blaue Sofa veranstaltet den Krimiclub im Landgericht, mit Bernhard Jaumann, Marc Raabe und Frauke Scheunemann ■ Landgericht Leipzig 19.00 L3 Lange Leipziger Lesenacht, Die Nacht der neuen deutschsprachigen Literatur in der Moritzbastei mit Berni Mayer, Felix Stephan, Josefine Soppa, Anne Rabe, Thorsten Pilz, Dirk Gieselmann, Anselm Oelze, Heike Fiedler und Andreas Lehmann ■ Moritzbastei, Oberkeller, Veranstaltungstonne, Ratstonne, Schwalbennest 19.00 Lesefest Wieser & Drava, Lesefest der Verlage Wieser & Drava, mit Ditha Brickwell, Richard Schuberth, Stanislav Struhar, Sama Maani, Michel Jean und Arta Ramadani ■ Baumwollspinnerei – Gutenberg Verlag und Druckerei | Halle 18 Besuche uns auf der Buchmesse. D u fi n d e s t u n s i n H a l l e 5 a n S t a n d D 2 2 0 . L e i p z i g . S u b j e k t i v . S e l e k t i v . TIPP 19.00 Lesung in Connewitz, Lesung mit Reinhard Bohse & Dieter Kalka ■ Wiedebachpassage, Logos Logopädie (Eingang über die Passage in den Hof) 19.00 Literaturzeitschriften? Wozu?, Autorinnen der Literaturzeitschrift Allmende sprechen über ihre Texte, ihr Schreiben und ihre Erfahrungen mit dem Literaturbetrieb, mit Katharina Hagena, Katharina J. Ferner und Gerwig Epkes ■ Altes Rathaus, Grüner Salon 19.00 Mary & Claire, Ein Roman über die Möglichkeiten des Gelingens und Scheiterns von Liebe, Leben und Literatur, mit Markus Orths ■ Alte Nikolaischule, Richard-Wagner-Aula 19.00 Mein unfassbar kompliziertes Leben (Männer nicht mitgezählt), Gefühlschaos ist Programm bei Cressi Catterberg, und dann ist da auch noch ihre chaotische Familie ... Mit Mimi Steinfeld, Mod: Anouk Schollähn ■ Frauenzimmertheater 19.00 Meron Mendel: Über Israel reden: Eine deutsche Debatte (Verlag Kiepenheuer & Witsch), Meron Mendel liest aus seinem neuen Buch und spricht mit Jan Feddersen (taz) darüber ■ Ariowitsch-Haus TIPP 19.00 Mit Literatur Natur und Klima fühlen und verstehen, »Bittere Wasser«, »Schreibers Naturarium« und eine »End- zeitreise«, mit Tina Pruschmann, Wolfram Günther, Sophie Lange, Jasmin Schreiber, Martin Theis, Mod: Pia Heine ■ Werk 2, Halle D 19.00 Morgen werden wir glücklich sein, Gefühlvoller Frauenroman um drei Freundin- nen im Paris der 1940er Jahre, mit Lea Korte ■ Ehemaliges Gemeindeamt Mölkau, Ratssaal 18.00 Nationalsozialismus. Aufstieg – Macht – 19.00 Bücher erschaffen aus Buchstaben Niedergang – Nachgeschichte, Gerhard Paul und Michael Wildt schildern im Buch den Nationalsozialismus von den An- fängen bis zur Gegenwart als Gesellschafts- und Mediengeschichte. Mit Gerhard Paul und Michael Wildt ■ Zeitgeschichtliches Forum 18.00 Neugier auf die Welt, Der Autor erzählt von 25 Jahren Abenteuerreisen und wird von Live-Musik begleitet, mit Thomas Bauer ■ Berufsförderungswerk Leipzig, Bistro Welten, Leseabend mit Autoren und Autorin- nen des Adakia Verlages ■ Enchilada, Frida-Kahlo-Raum 19.00 Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung, Wie die Konstruktion des Ostens unsere Gesellschaft spaltet, mit Dirk Oschmann ■ Zeitgeschichtliches Forum 19.00 Die Frau mit dem Arm, Ein Forscherleben im Urwald der Kunst, mit Andreas Dorau ■ Horns Erben 18.00 Nora Goldenbogen: Seit ich weiß, dass 19.00 Die gerühmte Frau, Eine einfache 18.00 Marcus Hernig: Ferdinand von Richt- hofen. Der Erfinder der Seidenstraße, über das Leben und die Expeditionen des großen China-Gelehrten und dessen heutige Bedeutung ■ Konfuzius-Institut 18.00 Marthas Koffer – Eine Zeitreise nach Afrika, Briefe von Marie und Martin Schachschneider (1904-1920) aus der da- maligen Kolonie Deutsch-Ostafrika ■ Leipziger Missionshaus Du lebst (Hentrich & Hentrich), Nora Goldenbogen liest aus Ihrem neuen Buch und spricht mit Nora Pester darüber ■ Ariowitsch-Haus 18.00 Plötzlich waren wir sterblich, Der Autor und Verleger Andreas Heidtmann liest aus »Plötzlich waren wir sterblich«, Mod: Ine Dippmann ■ Buchhandlung Hugendubel 18.00 Verlagsabend Worten & Meer, Gemütlicher Worten & Meer-Verlagsabend ■ Pöge-Haus 18.30 Adam und Ada, Buchpremiere: Christian Kellermann stellt seinen Debütroman vor ■ Ambrosia 18.30 Autor*innen aus Österreich in der Alten Handelsbörse, Franzobel und Gertraud Klemm im Gespräch Alexander Solloch und Franzobel ■ Alte Handelsbörse 18 BIS 20 UHR 18.00 »Zugang verwehrt« über Klassismus(kritik) mit Francis Seeck und der Initiative Verlage gegen Rechts, Menschen werden wegen ihrer Klassen- herkunft und Klassenposition in unserer Gesellschaft diskriminiert – ein Gespräch ■ LinXXnet 18.00 Bautzen im Dazwischen. Vom Ende der DDR zum Aufbruch in eine neue Zeit, Eine Stadtgeschichte der 1980er und 1990er Jahre aus konsequent persönlicher Sicht, mit Bettina Renner und Nancy Aris ■ Gedenkstätte Museum in der »Runden Ecke«, ehml. Stasi-Kinosaal 18.00 Bücher brennen schlecht – »Los libros arden mal«, Lesung und Gespräch mit dem Autor Manuel Rivas und dem Herausgeber Javier Gómez Montero ■ Nato 18.00 Deine Entscheidung, Alles, was du über Abtreibung wissen musst, mit Laura Dornheim ■ Petersbogen-Apotheke TIPP 18.00 Die Freiheit, allein zu sein – Eine Ermutigung, Frauen ließ man schon immer weniger Raum zum Alleine sein. Die erste umfassende weibliche Betrachtung des Alleinseins, mit Sarah Diehl ■ Feministische Bibliothek MONAliesA 18.00 Die Würde der Empörten, In seinem Roman stellt Lukas Meschik die drängends- ten Fragen unserer Zeit: Wie weit ist Protest legitim? ■ Haus der Demokratie 18.00 Erzähl mir von Leipzig, ich erzähl dir von Österreich, Junge Schreibende über geglückte Integration. Ein Projekt der Eljub – Europäischen Jugendbegegnungen ■ Haus des Buches TIPP 18.00 Filter – Digitale Bildkulturen, Berit Glanz über die Freude am Filtern und die Risi- ken grenzenlos bearbeitbarer (Selbst-)Bilder ■ Osthof Studio (Westwerk) 18.00 Jahrbuch Polen 2023: Der Osten, Buchvorstellung mit dem Herausgeber Dr. Andrzej Kaluza (Deutsches Polen-Institut Darmstadt) ■ Polnisches Institut 18.00 L3 Lange Leipziger Lesenacht, Die Nacht der neuen deutschsprachigen Literatur in der Moritzbastei, mit Lisa Weeda, Theresa Pleitner, Esther Schüttpelz , Caroline Schmitt, Lisa Roy, Artur Weigandt, Daniel Schulz, Moritz Franz Beichl und Cornelia Hülmbauer ■ Moritzbastei, Oberkeller, Veranstaltungstonne, Ratstonne, Schwalbennest TIPP 18.00 Heute ist mitten in der Nacht, Die vielfach ausgezeichnete Lyrikerin und Romanautorin Kerstin Preiwuß präsentiert ihr neues Buch ■ Bibliotheca Albertina, Vortragssaal 18.30 Die Glücksschreiberinnen lesen im Café Glücksbringer, Drei Länder, drei Autorinnen: Natascha Birovljev, Eva Maria Nielsen und Katharina Mosel ■ Café Glücksbringer 18.30 Der Pate von Neuruppin, Lesung mit 19.00 Das letzte Gericht, Lesung mit Andreas Frank Willmann ■ Felsenkeller Breidert ■ Buchhandlung Thalia Allee-Center, Ludwigsburger Str. 9 88 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE FREITAG, SAMSTAG TIPP F O T O : G A B Y J O N G E N E L E N Salomés Zorn – Ein engagierter Roman aus den Niederlanden Die niederländische Schriftstelle- rin Simone Atangana Bekono (im Foto) hat mit ihrem Debütroman »Salomés Zorn« (C.H. Beck) die Geschichte der Jugendlichen Salomé geschrieben, die ihre Wut nicht kontrollieren kann und sich deshalb zunehmend an den Rand der Gesellschaft manövriert. Nach einer Gewalttat beginnt sie in der Jugendhaft nachzudenken und sich zu erinnern. Ein eindringlicher Text darüber, wie sehr das Gefühl des Fremdseins ein Leben dominieren kann. Atangana Bekono wuchs als Tochter eines kamerunischen Vaters und einer holländischen Mutter in Dongen, Niederlande auf. ▶ 15.3., 14.30 Uhr, Leseinsel Junge Verlage 20.00 Gemischter Satz – Österreichische Kriminacht, Lesung mit Stefan Slupetzky aus »Lemmings Blues« ■ Café Grundmann 20.15 Hotel Freiheit, Sylt die dritte: Nach »Fräu- lein Wunder« und »Café Hoffnung« – hier ist Gisa Paulys neuer Roman ■ Buchhandlung Hugendubel 20.15 Solange wir leben, Basierend auf Fakten erzählt David Safier die mitreißende Liebes- und Lebensgeschichte seiner Eltern ■ Thalia | Innenstadt 20.30 Autor*innen aus Österreich in der Alten Handelsbörse, Birgit Birnbacher und Michael Stavari im Gespräch mit Alexander Solloch ■ Alte Handelsbörse 20.30 Du wirst noch an mich denken, Der eindringliche Blick auf eine Familie, die deutsche Geschichte schrieb: Bonhoeffer- Dohnanyi. Mit Dorothee Röhrig ■ Altes Rathaus, Festsaal 20.30 Update gesellschaft – Vier Autoren zu gesellschaftskritischen, aktuellen Themen unserer Zeit, In der Reihe Update Gesell- schaft sind seit Beginn der Pandemie vier freie Essays erschienen, mit Matthias Ehlert, Steve Ayan und Philipp von Wussow ■ Altes Rathaus, Grüner Salon 20.45 Zwei starke Frauenstimmen aus Tschechien: »Weißwasser« von Kateřina Tučková, Über ein halb verfallenes barockes Kloster mit dem sozialistischen Machtapparat Frauenorden (1950-1989). ■ Mädler Art Forum 21.00 Aminas Lächeln, Was bedeutet Herkunft, was Heimat, was Sprache? Björn Bickers Erzählungen treffen mitten ins Herz ■ Cammerspiele Leipzig 21.00 L3 Lange Leipziger Lesenacht, Die Nacht der neuen deutschsprachigen Lite- ratur in der Moritzbastei mit Julia Brandner, Mathilda Prall , Marlene Knobloch, Mariusz Hoffmann, Paul Brodowsky, Katharina Mevis- sen. Swantje Lichtenstein, Carl-Christian Elze und Kevin Junk ■ Moritzbastei, Oberkeller, Veranstaltungstonne, Ratstonne, Schwalbennest 21.00 Lesbische Büchernacht, im Anschluss gibt es eine Queer*Party ■ Frauenkultur 21.00 Love Bites. Die erotische Revue zur Leipziger Buchmesse, Revue mit Tanzshow, Live-Musik, Lesungen & Comedy. Ein Abend für alle Sinne, quer durchs Liebesleben, mit Bana Banana, Foxic Poison, Veronika Otto, Eleonore Hochmuth und Anna Breitenbach ■ Blauer Salon im Leipziger Central Kabarett 21.00 Max Czollek: Versöhnungstheater, Max Czollek liest aus seinem neuen Buch und spricht mit Shelly Kupferberg (RBB) darüber ■ Ariowitsch-Haus 21.00 Steine aus dem Himmel, Über den slowenischen Dichter Tomaž Šalamun (1941-2014), mit Monika Rinck, Liza Linde, Mod: Matthias Göritz ■ Nato 21.00 Aminas Lächeln, Was bedeutet Herkunft, was Heimat, was Sprache? Björn Bickers Erzählungen treffen mitten ins Herz, sie sind schonungslos und von einer großen Wärme und zeigen uns, dass die Liebe vielleicht die einzig verlässliche Gewissheit ist. Und das Erzählen ■ Cammerspiele Leipzig 21.30 On Milk Teeth And Pre-Apocalyptic Welt- schmerz, Post-Yugoslav Literary Landscape, Life in Berlin and Much More, mit Faruk Šehi und Lana Bastaši ■ UT Connewitz Besuche uns auf der Buchmesse. D u fi n d e s t u n s i n H a l l e 5 a n S t a n d D 2 2 0 . L e i p z i g . S u b j e k t i v . S e l e k t i v . TIPP 21.30 Sibylla Schwarz (1621-1638), die Germanisten und der Sex, Premiere des zweiten, abschließenden Bandes der kritischen Werkausgabe der Barockdichterin, mit Michael Gratz, Anne Martin und Bertram Reinecke ■ Sprachkosmos 22.00 L3 Lange Leipziger Lesenacht, Die Nacht der neuen deutschsprachigen Li- teratur in der Moritzbastei mit Frank Goosen, Cecilia Joyce Röski, Marlen Hobrack, Caroline Wahl , Katharina Peter, Robert Prosser und Anna Maria Stadler ■ Moritzbastei, Oberkeller, Veranstaltungstonne, Ratstonne, Schwalbennest 22.00 Pop-Up Party – Junge Verlage, Party im Rahmen der Popup-Buchmesse von 2022 der Verlage Kanon und Voland & Quist, mit Disco von Donis und Booga, Karaoke und Führung ■ Naumanns im Felsenkeller 22.30 Was uns empowert – Geschichten von Flinta of Color, Lesung und Gespräch, mit Andrea Karimé, Shib Amiri, Ellen Wagner u. a. ■ Frauenkultur 23.00 L3 Lange Leipziger Lesenacht, 12.30 Corporate Watch: Grüner Kapitalismus, Die Nacht der neuen deutschsprachigen Lite- ratur in der Moritzbastei mit Thomas Nicolai, Frederic Schwilden , Anil Fikri Altintas, Ralph Tharayil, Tomer Dotan-Dreyfus, Maria Muhar , Magdalena Saiger und Ulrike Anna Bleier ■ Moritzbastei, Oberkeller, Veranstaltungstonne, Ratstonne, Schwalbennest 29.04.2023 9 BIS 14 UHR Kritik und Alternativen – ein ABC, mit Corporate Watch ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 13.00 Clemens Meyer über Christa Wolf, Ein Gespräch über Utopien in der Literatur und die Geschichte der DDR-Literatur ■ Medienforum, Halle: 5, Stand: C501 13.00 Die gegenwärtige Vergangenheit, Ein Gespräch über Politik, Erinnerung und Trauma, mit Georgi Gospodinov & Ioanna Elmi ■ Forum Weltweit, Halle: 4, Stand: E406 10.30 Die reglose Nacht, Mit dem renommier- 13.00 Kochen für den Arsch, Buchvorstellung ten, preisgekrönten Dichter Luís Quintais ■ Messestand Portugal, Halle: 4, Stand: D300 und Shit-Bingo, mit Gold Eimer ■ Messestand – Katapult, Halle: 2, Stand: G104/F105 10.30 Alle Neune – Zehn Aufsätze zur öster- reichischen Literatur, Klaus Kastberger im Gespräch mit Knut Cordsen ■ Gastland Österreich, Halle 4, D201/E200 TIPP 11.00 Auf den Spuren der BuWision. Das Bibliotop der Leipziger Buchwissenschaft., Siegfried Lokatis führt durch das Bibliotop ■ Bibliotop, Treffpunkt 11.00 Edition Tandem – Drei AutorInnen stellen ihren Verlag vor, Die Autorinnen und Autoren Robert Kleindienst, Margarita Fuchs und Christoph Janacs von der Edition Tandem stellen den ambitionierten Verlag aus Salz- burg vor ■ Forum Halle 4, Halle: 4, Stand: B401 11.00 Einblick in die besonderen Liebesromane des Vajona Verlags, Vier Autorinnen im Ge- spräch, mit Maddie Sage, Jasmin Z. Summer, Jenny Exler und Aileen Dawe ■ Forum Literatur + Audio, Halle: 2, Stand: F303 TIPP 11.00 Eine Frau geht einen trinken. Alleine., Das Maro-Heft #11 erscheint mit Zeichnungen von Josephin Ritschel. Mit Lou Zucker, Mod: Sarah Käsmayr ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 11.00 Frühschoppen-Lesung Vol. 21 – Thomas Kapielski und Andreas Maier, Literatur bei Weißwurst und Bamberger Bier ■ Galerie ARTAe 11.00 Kopje koffie mit Nina Polak, Die nieder- ländische Schriftstellerin stellt ihren Roman Zuhause ist ein großes Wort vor ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle: 4, Stand: C305 11.00 51 Jahre Analysen & Alternativen Ein halb verfallenes barockes Kloster mit dem sozialistischen Machtapparat Frauenorden (1950-1989), mit Kateřina Tučková, Iris Milde und Martin Krafl ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 11.15 Der Name der Ente / Nordirland. Zwischen Bloody Sunday und Brexit, Zwei neue Werke von Ralf Sotschek: Geschichten und Reporta- gen aus Irland, Moderation: Michael Ringel ■ taz-Studio, Halle 5, C500 11.30 Knut Hamsun: Hunger – Neuübersetzung mit Nachwort von Felicitas Hoppe, »Ein größeres Leseerlebnis habe ich wohl nie gehabt« (Astrid Lindgren) – mit Ulrich Sonnenberg ■ Nordisches Forum, Halle: 4, Stand: C310 12.00 Kopje koffie mit Mathijs Deen, Der niederländische Schriftsteller stellt sei- nen Krimi Der Taucher vor, mit Mathijs Deen ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle: 4, Stand: C305 12.00 Der Mensch ohne Gesicht, Eine Kritik der Identitätspolitik und ihrer theoretischen Voraussetzungen, mit Friedrich Böttiger ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 12.30 Kriegsfolgen, Wie der Kampf um die Ukrai- ne die Welt verändert, mit Stefan Kraft u. a. ■ Halle 4, Forum Sachbuch 13.00 Kopje koffie mit Peter Terrin, Der nieder- ländische Schriftsteller stellt seinen Roman Alles Blau der Welt vor ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle: 4, Stand: C305 13.00 Die Berliner Krankenhausbewegung, Geschichte wurde gemacht: Gebraucht, beklatscht – aber bestimmt nicht weiter so! Mit Silvia Habekost u. a. ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 13.30 Maria malt, Lesung mit Kirstin Breiten- fellner ■ Österreich-Stand, Halle 4, D201 13.30 Autor*innen im Exil, Über Autorinnen und Autoren, die ihre Heimatländer verlassen mussten, weil sie regimekritisch berichteten. Mit Mohamed Anwar, Can Dündar, Diala Bisly ■ Forum Sachbuch Halle 4, Halle: 4, Stand: E100 13.30 Konzerne kaufen Arztpraxen, Was sind die Folgen? Buchvorstellung und Diskussion, mit Rainer Bobsin ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 14 BIS 18 UHR 14.00 Die Verjährung, Eine Reportage über einen fast vergessenen Helden des 20. Jahr- hunderts. Mit Petr Stančík und Raija Hauck ■ Messestand Tschechien, Halle: 4, Stand: E301 14.00 Drama, Das Theater, das ist Wien! Mit Arad Dabiri, Mod: Daniela Fürst ■ Messestand IG Autorinnen Autoren, Halle: 4, Stand: E209 14.00 Heiter. Bedeckt, Wahrnehmungen aus dem Weitwinkelsubjektiv, mit Ludwig Laher ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 Wir bleim do! Sie auch? Dann kommen Sie nach Ihrem Buchmessebesuch in unsere Verlagsbuchhandlung: Zweitausendeins Ritterstraße 8–10 04109 Leipzig 14.00 Nackt und rein, wahr und fein – Wahr- heitklub in Leipzig, Der Wahrheitklub tagt. Mit Redakteuren, Zeichnern und Autorinnen, Prickelwasser und guten Gesprächen. Mit Michael Ringel, Harriet Wolff und Tom Körner ■ taz-Studio, Halle: 5, Stand: C500 14.00 Vulvina Intersektional, Die Autorin und Wortschöpferin Souzan AlSabah aka Ella Berlin öffnet erstmalig ihr Pseudonym ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 12.30 Die Mäzenin Tschaikowskis, 14.00 »Love Shots« und »Tagebuch eines Vorstellung des Romans über Nadeschda von Meck und den großen Musiker, mit Tatjana Kuschtewskaja ■ Forum Halle 4, Halle: 4, Stand: B401 Vulkans«, Leseperformance am Stand mit Anna Breitenbach, aus ihrem Buch »Love Shots« und Textpassagen aus Lucía Rosa González »Tagebuch eines Vulkans« ■ Messestand Forum Literatur, Halle 5, E602 90 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE SAMSTAG 16.00 Die Frauenrevolution im Iran – Panel mit 16.00 Was geschieht, geht dich an, Albrecht 15.30 Muhammad – Das Leben des Heiligen Propheten, Eine kurze und einfache Biographie des Propheten Muhammad, mit Shergil Ahmad Khan ■ Forum Sachbuch Halle 2, Halle: 2, Stand: C600 16.00 Brotjobs & Literatur, Crauss und Isabelle Lehn sprechen über Wechselwirkungen von Brotberufen und literarischem Arbeiten, mit Arnold Maxwill ■ Messestand Literaturbüro NRW, Halle: 4, Stand: A207 16.00 Tempoänderungen, Extravagante Mini- aturen über zeitgenössische Phänomene und groteske Kurzgeschichten, Mit Markus Binder, Mod: Nicola Steiner ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 16.00 Unter rotem Staub, Eine tiefgründige Reportage aus erster Hand. Mit Jan Bauer ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 92 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de TIPP F O T O : J Ü R G E N B A U E R Teil der Bewegung – Lyriknacht »Teil der Bewegung« präsentiert seit zwölf Jahren neueste Lyrik mit Musik bei den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt/Main. Als Brennglas neben der Vielzahl an Veranstaltungen bün- delt eine lange Nacht das, was aktuell an aufregender Dichtung geschrieben wird. Der Schwerpunkt des Abends liegt auf deutschsprachiger Lyrik, aber auch internationale wurde über die Jahre – neu in deutscher Übersetzung erschienen – vorgestellt. Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Jahr- gänge und Bekanntheitsgrade teilen sich die Bühne, von Newcomer bis arriviert. Mit Matthias Nawrat (im Foto) u. a. ▶ 20 Uhr, Hochschule für Grafik und Buchkunst 15.00 Queere Sichtbarkeit in den Programmen deutschsprachiger Verlage, Podiumsdis- kussion mit Katharina Schaller, Teresa Reichl, Alexander Graeff, Christian Lütjens ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 4, Stand E101 15.30 Nur einmal mit den Vögeln ziehn, Auto- renpaar Sylvia Frank liest aus ihrem Roman über fünf Jugendliche, die in der DDR auf- wachsen ■ Buchhandlung Hugendubel 15.15 Anders satt. Wie der Ausstieg aus der 15.30 Offener Brief, Gedichte zu schreiben wird Tierindustrie gelingt, Buchvorstellung und Gespräch, mit Friederike Schmitz ■ Cammerspiele Leipzig 15.30 Als Großvater im Jahr 1927 mit einer Bombe in den Dorfbach sprang, Die Welt-re- volution ist also nur eine Frage der Zeit – und der Mittel. Mit Lothar Becker ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 15.30 China Balance, Reuter hat in China gelebt und einen Roman über das Leben in Chinas totalitärem System geschrieben, Mod: Astrid Schmeda ■ Fachforum + Literatur, Halle: 5, Stand: D700 15.30 Ein Balanceakt zwischen Normalität und Aufstand, Ein Blick in die feinen Zwischenräume der menschlichen Abgründe. Mit Simone Schönett, Mod: Nicola Steiner ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 15.30 Heinrich Heine – Eine Lebensfahrt, Gedichtlesung mit begleitenden Live- Zeichnungen von Peter Eickmeyer. Mit Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer, Mod: Max Schlegel ■ Schwarzes Sofa, Halle: 1, Stand: C400/A401 15.30 Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne, Die Gründerin von Pinkstinks, Stevie Schmie- del, zu Gast beim Podcast-Radio Detektor.fm. ■ Detektor.fm – das Podcats-Radio, Halle: Glashalle Nordempore 15.30 Julius Martow oder: Für die Diktatur der Demokratie, Das kurze Leben des sachkundigsten Kriti- kers Lenins, mit Wladislaw Hedeler ■ Die Bühne, Halle: 5, Stand: D501 15.30 Lesen gegen den Strich: Diskriminie- rungskritisch Lesen, Lesung und andere Formen des Input mit Gespräch & Diskus- sion. Mit Ayse Gülec ■ Uverse, Halle: 3, Stand: B200, Raum: Blickpunkt zu einem existenziellen Bedürfnis. Mit Krzysztof Siwczyk und Bernhard Hartmann, Mod: Viktor Kalinke ■ Forum Literatur Halle 5, Halle: 5, Stand: E602 TIPP 15.30 Schräge Striche – Bilderbuchkunst aus Österreich, Die digitale Schau mit 60 Arbeiten zeigt die Vielfalt österreichischer Bilderbuchillust- ration. ■ Schaubühne Lindenfels 15.30 Viermal Ich, Erstpräsentation und Lesung eines verschollenen Romans aus dem Nach- lass Maria Lazars, mit Albert C. Eibl ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 15.30 Wir Menschen und das Meer, Wie die Ozeane Nahrung, Strom und Rohstoffe liefern und das Klima beeinflussen. Mit Kristina Scharmacher-Schreiber ■ Uverse, Halle: 3, Stand: B200, Raum: Horizont 15.30 Julius Martow, Für die Diktatur der Demokratie. Mit Wladislaw Hedeler (Hrsg.) ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 16.00 Adam Ries. Der größte deutsche Re- chenmeister, Höhepunkte des kulturhistorischen Sach- buchs: »Adam Ries ...« – eine neue Biografie von Bernd Rüdiger ■ Buchhandlung Hugendubel 16.00 Straßenmusik, Lesung mit Markus Behr ■ Forum Literatur, Halle 4, B500 16.00 Ah! Thomas Bernhard. Den kenne ich. Schreibt der jetzt für Sie?, Nicolas Mahler zeichnet Artmann, Bernhard, Jelinek, Musil & Joyce ■ Haus des Buches, Foyer 16.00 Ahrer oder Der erkämpfte Traum, Der Roman verknüpft die Geschichte der Arbei- terbewegung in Österreich und Uruguay, mit Luis Stabauer, Mod: Literadio Redaktion ■ Messestand IG Autorinnen Autoren, Halle: 4, Stand: E209 15.30 Mann im Mond, Kunstvolle Erzählungen über traumatische Erlebnisse und Momente der Selbstermächtigung. Mit Lana Bastaši ■ Forum Halle 4, Halle: 4, Stand: B401 16.00 Antonio Gramsci: Südfrage & Subalter- ne, Herausgeber Ingo Pohn-Lauggas stellt den neuen Gramsci-Band vor ■ Fachforum + Literatur, Halle: 5, Stand: D700 Negin Behkam und anderen, 2022 führte zu einem landesweiten Aufstand im Iran, wodurch auch die internationale Solidarität erwachte. Wieso war das Land bisher in keiner anderen Frage so geeint, wie in der Frauenfrage der Jina-Jian-Azadi-Revolution? ■ LinXXnet 16.00 Georg Christoph Biller – Zu Füßen Bachs, Ein faszinierendes Bild eines charismati- schen, kreativen und energiegeladenen Menschen. Mit Manfred J. Hoffmann, Mod: Peter Winterhoff-Spurk ■ Forum Sachbuch Halle 5 , Halle: 5, Stand: C700 16.00 Hilferufe aus Riese. Wie 79 Menschen in der DDR gemeinsam um ihre Freiheit kämpften, Aufarbeitung einer Bürgerrechtsbewegung aus Riesa, die in der SED-Diktatur um ihre Freiheit kämpfte. Mit Jens Ostrowski, Mod: Tobias Hollitzer ■ Gedenkstätte Museum in der »Runden Ecke«, ehml. Stasi-Kinosaal 16.00 Hoywoj, Ein Tod, drei Schicksale und die Frage der sorbischen Heimat und Identität. Mit Thomas Hartwig, Mod: Franz Westner ■ Forum Literatur Halle 5, Halle: 5, Stand: E602 16.00 Ich bin ab heute eine Vegetarier, sagte der Löwe, Der Kinderbuchautor Patrick Addai aus Ghana/Österreich erzählt Afrikanische Geschichten ■ Lesebude, Halle: 3, Stand: A515 16.00 Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne. Warum uns ein bisschen Genderwahn guttut, Die Gründerin von Pinkstinks, Stevie Schmiedel, zeigt, wie moderner Feminismus aussehen kann. Mod: Philip Grassmann ■ Medienforum, Halle: 5, Stand: C501 16.00 Klima, Kunst, Kulinarik – Gespräch über den neuen Roman: Adas Fest, Großes Kino am Atlantik: Vom Festhalten & Loslassen von Familie. Mit Katrin Burseg, Mod: Britta Hansen ■ Forum Halle 4, Halle: 4, Stand: B401 16.00 Literarischer Reiseführer Galizien – Un- terwegs in Polen und der Ukraine, Der Autor über Galizien als Konstrukt und seine Bedeu- tung heute annhand ausgewählter Zitate. Mit Marcin Wiatr ■ Café Europa, Halle: 4, Stand: E303 16.00 Nimm die Alpen weg, Eine unvergleichli- che Coming-of-Age-Geschichte, Mod: Helge Pfannenschmidt ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle: 5, Stand: C401/D400 16.00 Preisverleihung des Care-Schreibwett- bewerbs, Lesung der Finaltexte des Care-Schreibwett- bewerbs ■ Forum Bildung, Halle: 2, Stand: A505 16.00 Rotkäppchen. Ein Märchen für Erwach- sene, Mimesis und Fiktion. Mit Ag Apolloni, Mod: Zuzana Finger ■ Traduki-Kafana, Halle: 4, Stand: D407 TIPP 16.00 Salomés Zorn – Ein engagierter Roman aus den Niederlanden, Zwei Autorin- nen im Gespräch, mit Bettina Baltschev und Simone Atangana Bekono ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle: 4, Stand: C305 16.00 Standortgeschichten. Das Westwerk und der Rothen-burger Erker, Zwei Neuer- scheinungen aus dem Moritzpress Verlag zu Leipziger Industriekultur, mit Anne Roßburger und Markku Weber ■ Akanthus-Galerie im Westwerk Goes (1908-2000) – Eine biographische Annäherung, mit Jürgen Israel ■ Forum Literatur + Audio, Halle: 2, Stand: F303 16.00 Wie viel Buch verträgt die Welt?, Müssen sich Schriftstellerinnen und Schrift- steller abschaffen, um das Klima zu retten? Mit Sarah Weiß und Sven J. Olsson ■ Messestand VS, Halle: 5, Stand: A504 16.00 Women’s Writings Open New Perspec- tives In Romanian Literature, Three powerful voices opening a new per- spective. Mit Gabriela Adameșteanu, Ioana Pârvulescu, Ioana Nicolaie, Jan Cornelius, Lavinia Braniște, Mod: Eva Ruth Wemme ■ Messestand: Rumänisches Kulturministerium, Halle: 4, Stand: D309 16.00 Die Linke in Österreich, Eine Einführung. Mit Robert Foltin ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 16.00 »Phantombilder. Die Polizei und der verdächtige Fremde«, Buchvorstellung und Gespräch mit Georgiana Banita ■ linXXnet, (bei gutem Wetter findet die Veranstal- tung im Herderpark statt) 16.15 Wir sind die Türken von morgen. Neue Welle, neues Deutschland, Popkultur um 1980: Warum der multiethnische Sound von heute ohne die Einwanderer nicht denkbar ist. Mit Ulrich Gutmair, Mod: Doris Akrap (taz) ■ taz-Studio, Halle: 5, Stand: C500 16.30 Albanische Schwestern, Alba ist eine von Ängsten geplagte Enddreißigerin aus Albani- en, die sich in Wien ihrer Einsamkeit stellen muss. Mit Lindita Arapi, Mod: Barbara Weidle ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 TIPP 16.30 Bücher machen: Wer kann sich das leisten? Über Kulturprekariat & Klassismus, Die Literaturbranche ist unterbezahlt. Was macht das mit den Menschen – und mit den Büchern? Mit Francis Seeck, Güçyeter Dinçer und Marieke Heimburger, Mod: Lisa Mangold ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft, Halle: 2, Stand: D500 16.30 Die Leibwächterin, Ein Leben zwischen Traum und Wirklichkeit beginnt. Mit Regine Koth Afzelius ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 16.30 Die Reise zum ersten Kuss, Eine Kosovarin in Kreuzberg, mit Arta Ramadani ■ Café Europa, Halle: 4, Stand: E303 16.30 Humanija. Das geheimnisvolle, verbor- gene Land., Das neue Land »Humanija«. Es gibt kein Arm oder Reich, auch kein Geld und alle sind glücklich ■ Fachforum + Literatur, Halle: 5, Stand: D700 16.30 Neue Kinderbücher aus Flandern und den Niederlanden, Fröhliche Tiere und muti- ge Kinder: Vorhang auf für Kinderbücher aus Flandern und den Niederlanden. Mit Judith Vanistendael, Leo Timmers, Bette Westera und Sjoerd Kuyper ■ Lesebude, Halle: 3, Stand: A515 16.30 Rondo Veneziano, Drei ehemalige Schul- freundinnen begegnen sich in Venedig wieder, mit Susanne Ayoub, Mod: Herbert Gnauer ■ Messestand IG Autorinnen Autoren, Halle: 4, Stand: E209 16.30 Verloren & Gefunden. Trotzdem ein Liebesgedicht., Musikalische Lesung mit Autorin und Sängerin Ulrike Melzer und ihrer Band »A Poet's Tale« ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 16.30 Wie die Sterne an den Himmel kamen, Elf Geschichten aus der Zeit unserer Vor- fahren. Mit Franziska Burstyn & Kianoosh Rezania ■ Messestand So geht sächsisch/Sächsischer Verlagspreis, Halle: 4, Stand: C306 16.30 Windheim, Patrick Beck liest aus seinem dystopischen Roman. Mod: Ine Dippmann ■ Buchhandlung Hugendubel 16.30 Zumutung Anthroposophie, Die Fähigkeit zu einer tieferen Entwicklung. Mit Wolfgang Müller, Mod: Dr. Jens Heister- kamp ■ Forum Sachbuch Halle 5 , Halle: 5, Stand: C700

LOGBUCH | SERVICE SAMSTAG, SONNTAG 19.00 Fischer KrimiAbend, Anna Schneider, Arno Strobel & Klaus-Peter Wolf stellen ihre aktuellen Krimis vor, Mod: Michaela Pelz ■ Moritzbastei 19.00 Grusel am Abend, Qindies lesen aus den aktuellen Horroranthologien, mit Katharina Gerlach, weiteren Autorinnen und Autoren von Qindie und David Pawn ■ Südfriedhof, Westkapelle 19.00 Produktionsgewässer und Einkommende Nachrichten von Gert Neumann, Ein Gegen- wartszeiten entratenes und weitschweifig gediehenes Briefstück. Mod: Svea Gustavs ■ Galerie Koenitz 19.00 Sie sind doch der Lehrer, oder?, Schauspieler Hendrik Duryn liest aus seiner Biografie ■ Blauer Salon im Leipziger Central Kabarett 19.00 Hel. Erzählungen, Mit »Hel« beginnt die 19.00 Spiel ab!, Frank Goosen hat endlich den Edition Zisterne die Gesamtausgabe der Werke von Bernd Wagner. Mod: Arne Born ■ Wagner-Nietzsche-Villa Fußballroman geschrieben, auf den alle sehnsüchtig gewartet haben ■ Horns Erben 19.00 Huch – ein Buch! Der schöne Lesungs- abend …, Autorinnen und Autoren der Rellin Schreibwerkstatt mit schreib- und druckfri- schen Texten und mehr … ■ Haus Steinstraße, Café Besuche uns auf der Buchmesse. D u fi n d e s t u n s i n H a l l e 5 a n S t a n d D 2 2 0 . L e i p z i g . S u b j e k t i v . S e l e k t i v . TIPP 19.00 Jüdisches Leipzig. Menschen – Orte – Geschichte, Nora Pester liest aus »Jüdisches Leipzig. Menschen – Orte – Ge- schichte«, Mod: Volly Tanner ■ Buchhandlung Hugendubel 19.00 Stalin und der Apparat – Die Organi- sation der Diktatur und die Psyche des Diktators, Wie Personen die Gesellschaft verändern können, wenn man sie lässt. Mit Fritz B. Simon ■ Stadtbibliothek 19.00 Swanetien. Leben am Rande der Zeit in Georgien, Trendreiseziel Südkaukasus mit: Stefan Applis ■ Reisefibel 19.00 Transformationen Global – Verlags- abend, Autorinnen und Autoren lesen zum Thema Transformation und Erinnerungskultur ■ Galerie KUB, 3 19.00 Trotzig lächeln und das Weltall streicheln – Mein Leben in Geschichten, Lutz Rathenow reflektiert die Rolle der Ost-West-Netzwerke zu DDR Zeiten. Mod: Ilse Nagelschmidt ■ Mendelssohn-Haus, Musiksalon 19.00 Unschärfen der Liebe, Von Chur nach Istanbul: Angelika Overath erzählt von einer west-östliche Zugfahrt durch den Balkan. Mit Angelika Overath ■ Alte Nikolaischule, Richard-Wagner-Aula TIPP 19.00 Vertraulichkeiten, Autor Max Lobe liest aus seinem Roman über den kameruni- schen Unabhängigkeitskampf (frz./engl./dt.), 19.00 Lenn Kudrjawizki: Familienbande. Mit Katharina Triebner-Cabald 19.30 Die Unabhängigen – Spätausgabe, Die 20.00 Als ich wie ein Vogel war, Buchvor- Kurt Wolff Stiftung präsentiert 18 Autorinnen und Autoren im Westflügel der Schaubühne Lindenfels. Mit Dinçer Güçyeter, Robert Prosser, Magdalena Saiger, Jo Frank, Yevgeniy Breyger, Lou Zucker, Yoko Tawada u. a. ■ Westflügel 19.30 Drei Generationen ostdeutscher Schreibweisen, Anne Rabe und Dirk Oschmann spüren in ihren Büchern der ostdeutschen Identität nach ■ Kaiserbad TIPP 19.30 Femi(ni)zide. Kollektiv patriarchale Gewalt bekämpfen, Das Autorinnenkollektiv Biwi Kefempom stellt ihr Buch vor. Mit Judith Goetz, Carina Maier, Kyra Schmied, Marcela Torres Heredia, ■ Conne Island 19.30 Fernweh im Paradies, Lesung, Gespräch und Performance mit Frederic Böhle, Matthias Mücke, Stefan Kaminsky ■ Kinobar Prager Frühling stellung mit Kuno Kunert, Salli Sallmann und Frank Böttcher ■ Anker, Kleiner Saal 20.00 Anstandslos, Armin Thurnher zeigt, dass der Weltuntergang wie immer in Österreich seine kleine Generalprobe hält ■ Stadtbibliothek 20.00 Balkannacht, Traditionelle literarische Revue Tradukis ■ UT Connewitz 20.00 Buchmessespezial »Kochen für den Arsch« von Goldeimer, Goldeimer stellt sein Kochbuch »Kochen für den Arsch« vor, inkl. Speisen aus dem Buch und Shit-Bingo. Mit Gold Eimer, Manou Otolski & Tanja Wente ■ Mala 20.00 Daniel Leese: Chinesisches Denken der Gegenwart. Schlüsseltexte zu Politik und Gesellschaft, Deutsche Übersetzung ausgewählter Originaltexte aus Politik und Gesellschaft des heutigen Chinas ■ Konfuzius-Institut 20.00 Dirk von Lowtzow – Ich Tauche Auf, Lesung und Konzert ■ Kupfersaal 20.00 Gareth Jones. Chronist der Hungersnot in der Ukraine 1932-1933, Der walisische Journalist informierte schon 1933 die Welt- öffentlichkeit über Völkermord. Mit Miroslaw Wlelky, Benjamin Voelkel, Mod: Tobias Hollitzer ■ Gedenkstätte Museum in der »Runden Ecke«, ehml. Stasi-Kinosaal 19.30 Geisterstätten Mitteldeutschland, Uwe 20.00 Geschichten am Wasser, Katrin Burseg, Schimunek liest und zeigt Fotos aus den Urban-Exploring-Bänden ■ Pittlerwerke Katja Keweritsch und Meike Werkmeister lesen aus ihren neuen Romanen ■ Gohliser Schlößchen, Oesersaal Vom Leben, Lieben und Loslassen, Der TV-Kommissar Lenn Kudrjawizki spricht mit Matthias Morgenthaler über sein neues Buch ■ Ariowitsch-Haus 19.00 Leseabend mit Sabine Gelsing, Maiken Brathe und Julia Hoch, Drei Frauen – drei Bücher: Über Zwillingsschwestern, Lebens- mut und späte Emanzipation ■ Café Trago 19.00 Lesung mit Bernd Weinkauf: »Leipziger Merkwürdigkeiten«, Unbeachtetes, Un- glaubliches, Unbewiesenes – aber alles des Merkens würdig ■ Bürger- und Vereinshaus Rittergut, Bürgerstube 19.00 Marcs Suche, Ein Buch über die Frage nach dem Sinn des Lebens, der Liebe und Beziehungen. Mit Paul Steinbeck ■ Ehemaliges Gemeindeamt Mölkau, Ratssaal 19.00 Morgenluft, Lesung und Gespräch mit Ulla Mothes ■ Stadtbibliothek Schkeuditz 19.00 Wiglaf Droste – Vollbad im Gesinnungs- schaum, gelesen von seinen Freunden, mit mit Volker Külow ■ Felsenkeller TIPP 19.00 Niemerlang, Lyriklesung mit Nico Bleutge, Andra Schwarz, Safiye Can, Björn Kuhligk und Carl-Christian Elze ■ Möbelkooperative Süd 19.00 Nomaden von Laetoli, Ein packender Roman mit tiefen Einblicken in Wissenschaft, Mythen und Zeitgeschichte.. Mit H. S. Eglund, Mod: Conny Vischer ■ Budde-Haus ■ Links Neben der Tanke 19.00 Wie setzen die multiplen Krisen unsere Demokratie unter Druck? Und wie können wir sie retten?, Claudia Kemfert, Julia Ebner & Jonas Schaible diskutieren über die Dyna- miken der multiplen Krisen ■ Werk 2, Halle A 19.00 Wir informieren uns zu Tode. Ein Be- freiungsversuch für verwickelte Gehirne, Zum Umgang mit Informationsflut, Fake News und emotionaler Manipulation in den Medien, 19.30 Im Lichte Hölderlins. Die Schriftstellerin Imma Bodmershof und der Philosoph Nor- bert von Hellingrath, Hellingrath ist leidenschaftlicher Verehrer Friedrich Höl- derlins und Immas große Liebe. Mit Cécile Cordon, Dieter Burdorf, Mod: Ralf C. Müller ■ Rechtsanwälte Viehweger Hartmann und Partner 19.30 Konzertante Lesung »Flammen« eine europäische Musikgeschichte 1900–1918, Ein Abend mit Musik von Ethel Smyth, Claude Debussy, Eric Satie und Arnold Schönberg mit: Volker Hagedorn, Anja Kleinmichel, Gundula Mantu ■ Grieg-Begegnungsstätte Leipzig 19.30 Krimilesung, Das Schicksal entscheidet mit Robert Burdy, Mod: Nadja Sthamer ■ Canito ■ Friedrich-Ebert-Stiftung 19.00 Wo die Fremde beginnt. Über Identität in der fragilen Gegenwart, Ein autobiogra- fischer Essay über die allgegenwärtigen Aus- schlussmechanismen unserer Gesellschaft, mit Elisabeth Wellershaus ■ Zeitgeschichtliches Forum 19.00 Wortgewalt, Thomas Perle und die Auto- rinnen und Autoren der Exil-Literaturhaus- werkstatt lesen aus »wortgewalt« ■ Orinoco Books 19.00 Zu Zweit, »Diese Geschichte tut schön weh« (Lars Eidinger), mit Simon Strauß ■ Ägyptisches Museum 19.00 Zum Zustand der Linken in Österreich moderiert von Horst Jünginger, Walter Famler, Melina Klaus, Peter Porsch und Barbara Steiner zum linken Spielraum in Österreich ■ LinXXnet 19.30 »Was also ist mein Land?« – Angela Merkel im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo, Im Gespräch mit Giovanni die Lorenzo stellt sich Angela Merkel den drän- genden Fragen unserer Zeit ■ Schauspielhaus 19.30 Das Gebot des Bösen, Eine ehrgeizige Polizistin mit großem Potenzial und wenig Erfahrung. Mit Oliver Juli ■ Smow 19.30 Saarländischer Abend, Lesungen, Interviews, Musik und mehr, Mod: Jörg Sämann ■ Theater der Jungen Welt 19.30 Sachsen 1923, Das linksrepublikanische Projekt – Eine vertane Chance für die Weimarer Demokratie? Mit Karl Heinrich Pohl ■ Altes Rathaus, Grüner Salon 19.30 Spuren einer fernen Zeit. Die Sencken- berg-Saga, Birgit Borchert über eine mutige Frau und einen großen Traum ■ Zoo Leipzig, Eventbereich Mekong, Gondwanaland 19.30 Unter Eulen, Roman Israel liest aus seinem neuen Roman »Unter Eulen« ■ Buchhandlung Hugendubel 19.30 Weniger/Wir/Als, Eine gemeinsame Lesung von Autorinnen und Autoren der Zeitschriften Perspektive und Idiome. Mit Clemens Schittko, Manon Bauer, Natalie Deewan, Margret Kreidl, Mariusz Lata, Bertram Reinecke ■ Sprachkosmos 19.30 Die Unabhängigen – Spätausgabe mit Magdalena Saiger, Grit Krüger und Marlen Hobrack ■ Westflügel AB 20 UHR 20.00 Adriana Altaras: Besser allein als in schlechter Gesellschaft , Adriana Altaras liest aus ihrem neuen Buch ■ Ariowitsch-Haus TIPP 20.00 Hass – Von der Macht eines wider- ständigen Gefühls, Wer hat die Macht zu hassen? Erkundung eines politischen Gefühls mit Şeyda Kurt, Mod: Zelda Wenner ■ Residenz 20.00 In blaukalter Tiefe, Ein Segeltörn in die schwedischen Schären startet mit Sonne und Champagner, bis ein Sturm losbricht. Mit Kristina Hauffe ■ Central Kabarett, Krimikeller 20.00 Irgendwo. Aber am Meer, Ein Schrift- steller reist zu einer Kulturveranstaltung. Aber der »Event« wird zum Fiasko, mit Arnold Stadler ■ Apothekenmuseum 20.00 Kobra und der Herr Genosse Präsident, Zwischen Bulgakow und Orwell: Eine satirische Abrechnung mit der Diktatur in Turkmenistan. Mit Ak Welsapar ■ Nato 20.00 Ladies Crime Night, Acht Krimiautorinnen lesen gegen den Gegner Zeit. Ein Herzschlag ertönt und schließlich ein Schuss. Mit Jeannette Bauroth, Andrea Maluga, Thea Lehmann, A. C. LoClair, Maike Möller, Nadine Teuber, Cathrin Moeller, Susanne Rüster ■ Frauenzimmertheater 20.00 Lieblingstochter, Lesung und Gespräch mit Sarah Jollien-Fardel ■ Institut français d'Allemagne 20.00 Literarischer Buchmesse-Salon der Edition Outbird, mit Luci van Org, Florentine Joop, Stefan B. Meyer, Kathrin Schreier u. a. ■ Ost-Passage Theater 20.00 Lukas Bärfuss, Tabea Steiner und Ivna Žic zu Gast am Schweizer Abend im Neuen Schauspiel, Im Gespräch mit Literaturredakteurin Wiebke Porombka ■ Neues Schauspiel 20.00 Samuels Buch: Ein autobiografischer Roman, Eine Jugend in Bulgarien und die Sehnsucht nach dem wahren Leben. Mit Samuel Finzi ■ Cammerspiele Leipzig TIPP 20.00 Teil der Bewegung – Lyriknacht, Eine lange Nacht der Dichtung mit Matthias Nawrat, Anna Hetzer, Carl-Christian Elze, Rike Scheffler, Mira Mann, Raphael Koranda, Yevgeniy Breyger, Alina Sauernheimer u. a. ■ Hochschule für Grafik und Buchkunst 94 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE SONNTAG »Meine Faust«, »Tulpa« und »Unterholz«, mit Sibylla Vričić Hausmann, Romina Nikolić, Andra Schwarz, Mod: Jörg Schieke ■ MDR Kultur – Unter Büchern unterwegs, Halle: 2, Stand: H401 15.00 Meeresbrisen aus Tirol, Das Werden dreier weiblicher Protagonistinnen am Rande der Gesellschaft, mit Carolina Schutti ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 15.00 Sachsen 1923, Das linksrepublikanische Projekt – eine vertane Chance für die Weimarer Demokratie?, mit Karl Heinrich Pohl ■ Forum Bildung, Halle: 2, Stand: A505 Jetzt am Kiosk! 30. APRIL/ 1. MAI 2022, NR. 100 · 2,30 EURO (DE), 2,50 EURO (AT), 2,90 CHF (CH) · PVST A11002 · ENTGELT BEZAHLT GEGRÜNDET 1947 · SA./SO., Den Spieß umdrehen Heraus zum 1. Mai. Wir zahlen nicht für eure Kriege: Auf die Straße gegen Hochrüstung und Kapital! Von Raphaël Schmeller Heute mit 6 Seiten extra Wochenendbeilage »faulheit & arbeit« Gutschein Einzulösen an Ihrem Lieblingskiosk! erhalt Gegen Vor lage dieses Gutscheins gratis eine Ausgabe (Montag bis Freitag der jungen Welt. Gültig bis 20. Mai 2022 5 . 0 0 0 A b o s f ü r d i e P r e s s e f r e i h e i t ! B e st e l l e n a u f j u n WW Kurzgeschichte, mit David Schalko ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 14.30 Veganarchismus, Thesen zum Verhältnis zwischen Veganismus und Anarchismus. Mit Neo C. ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 14.45 Der lange Arm der Stasi, Das Kraftzent- rum des lebendigen Untergrunds in Erfurt. Mit Gabriele Stötzer ■ Messestand So geht sächsisch/Sächsischer Verlagspreis, Halle: 4, Stand: C306 15.00 Atlantikpassage, Amüsanter Familien- roman mit Tiefgang, mit Evelyn Andergassen ■ Forum Literatur + Audio, Halle: 2, Stand: F303 TIPP 15.00 Bis eine* weint! – Lesung und Gespräch über Mutterschaft, Ungleich- heiten und Gerechtigkeit, Autorinnen Nicole Noller und Natalie Stanczack im Gespräch mit Bundestagsabgeordnete Nadja Sthamer ■ Feministische Bibliothek Monaliesa 15.00 Chinas Bergvölker. Bildband, Zum Thema: 56 Völker werden von der Re- gierung als Nationale Minderheiten anerkannt ■ Forum Weltweit, Halle: 4, Stand: E406 15.00 Dmitri Strozew: Bienenhaus und Mária Ferenčuhová, Lyrikneuerscheinungen aus dem Hochroth Verlag, mit Mária Ferenčuhová ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 15.00 Eine andere Geschichte Spaniens, Alter- nativer Zugang zur Spanischen Geschichte über biographische Skizzen besonderer Persönlichkeiten, mit Birgit Aschmann und Klaus Herbers ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft, Halle: 2, Stand: D500 15.15 Rassismus erforschen?, Rassismusfor- 16.00 Zur Zukunft der Printzeitung: Ein schung – Theoretische und interdisziplinäre Perspektiven, mit Hayfat Hamidou-Schmidt, Maria Alexopoulou und Noa Ha ■ Forum offene Gesellschaft, Halle: 4, Stand: E101 Presseclub mit der Tageszeitung nd, das nd denkt darüber nach, wie es weitergeht ohne schlechte Laune zu haben ■ LinXXnet 16.30 Das Fräulein L. und die Männer – Ein lyrisches Liebesalphabet mit Zeich- nungen von Gunter Langer, Ernst oder Scherz, erlebt oder nur geträumt? Wer mag das beurteilen, wenn es um Liebe geht? Mit Larissa Carolin, Maximilian Christ und Wolfram Christ ■ Forum Literatur Halle 5, Halle: 5, Stand: E602 16.30 Die Welt vor Suzie Wong, Eine Familien- geschichte zwischen Wien, Seoul, Paris und Shanghai, mit Erica Fischer ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 16.30 Josses Tal, der poetisch kraftvolle und politisch hellsichtige Roman, mit: Angelika Rehse ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 16.30 Sind wir noch zu retten?, Ein Klima- Thriller mit dem Thema Geo-Engineering, mit Kerstin Doerenbruch ■ Leseinsel autoren@leipzig, Halle: 5, Stand: A305 17.00 An die Freude, Lyriklesung mit Ralph Grü- neberger, Wolfgang Mayer-König, Jörn Sack, Jörg Schneider, Clemens Schittko ■ Schillerhaus, Garten 17.00 Antonio Gramsci – Kulturelle Hegemonie & Stadtteilarbeit mit Uwe Hirschfeld, Wie Gramscis Überlegungen in linke Stadtteilar- beit eingebunden & weitergedacht werden können ■ lixer - Demokratieladen für Zschocher 17.00 Marcus Schwarz – Der Tod im Anflug, Einblicke in die Arbeit des forensischen Entomologen ■ Kupfersaal 18.00 Es geht um die Wurst – aus dem Be- wegungsprofil eines nonbinären Veganers, Satirische und kurzweilige Kolumnen aus unserem und Ihrem Alltag, mit Ulrike Gast- mann, Mod: Christian Bosse ■ Vodkaria Bar und Restaurant 18.00 Thomas Perle und die Autor*innen der Exil-Literaturhauswerkstatt lesen aus »wortgewalt«, Thomas Perle und die Autorin- nen und Autoren der Exil-Literaturhauswerk- statt lesen aus »wortgewalt« ■ Galerie KUB TIPP 19.00 Diversität der Ausbeutung. Zur Kritik des herrschenden Antirassismus – mit Bafta Sarbo, Wie Klasse und Rasse zusammenhängen, wird aktuell so gut wie nicht diskutiert – eine Intervention ■ Pöge-Haus 19.00 Blasse Tage & Preistexte 22, Zarah Weiss und David Hoffmann lesen, mit Zara Weiss und David Hoffmann ■ Galerie KUB TIPP 19.00 Königinnenreich, Lesung & Gespräch mit Judith Kleibs über ihren Debütroman ■ Ost-Passage Theater 15.30 Alles Franzobel!, Ein einfacher, aber nicht gewöhnlicher Mann wirft Einsteins Hirn aus der Bahn, mit Franz Josef Griebl ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 15.30 Gallegher der Laufbursche, Stories des amerikanischen Autors Richard Harding Davis, mit Bernd Erhard Fischer ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 15.30 Igel Stachel und das verlorene Paradies, Eine Veranstaltung von Viola Vogel ■ Messestand So geht sächsisch/Sächsischer Verlagspreis, Halle: 4, Stand: C306 TIPP 15.30 Libellen im Winter, Wien 1945: Drei Frauen wagen einen Neuanfang, inmitten von Trümmern und ohne Männer, mit Gudrun Seidenauer ■ Forum Literatur Halle 5, Halle: 5, Stand: E602 15.30 Nur ein paar Nächte, Von einem alleiner- ziehenden Vater und einer Tochter, die sich kaum bändigen lässt. Mit Fabian Neidhardt ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 15.30 Schräge Striche – Bilderbuchkunst aus Österreich, Die digitale Schau mit 60 Arbeiten zeigt die Vielfalt österreichischer Bilderbuchillustration ■ Schaubühne Lindenfels 15.30 Thalus von Athos – Die Offenbarung, Ein Augenzeuge berichtet über eine Zivilisa- tion im Inneren der Erde, mit Alf Jasinski ■ Forum Sachbuch Halle 4, Halle: 4, Stand: E100 15.30 Timișoara/Temeswar, Kulturhauptstadt Europas 2023 – Autoren aus Temeswar im Pop Verlag, Deutsch-rumänische Literatur- begegnung, mit Helmuth Frauendorfer, Viorel Marineasa, Robert Serban, Horst Samson, Adriana Carcu u. a. ■ Forum Weltweit, Halle: 4, Stand: E406 15.30 Vorstandsdämmerung, Ein Roman, der das System Bank und dessen zerstörerische Mechanismen offenlegt. Mit Caspar von Hauenschild ■ Forum Sachbuch Halle 5 , Halle: 5, Stand: C700 16.00 Dazwischen: Wir, Eine junge Frau findet ihren Weg in einer neuen Heimat. Bewegend und kraftvoll gegen Fremdenhass, mit Julya Rabinowich ■ Ost-Passage Theater 16.00 Der Taucher, Der zweite Fall für Liewe Cupido, mit Mathijs Deen ■ Forum Literatur Halle 5, Halle: 5, Stand: E602 TIPP 16.00 Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester, Ist Wohnen ein Menschen- recht? Wann ist es Zeit zu gehen? Ein hoch- aktueller, erzählgewaltiger Roman. Mit Yvonne Zitzmann, Mod: Silke Dürnberger ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 16.00 Im Gespräch – Knut Elstermann befragt n Ostdeutsche Filmstars, eine persönliche Annäherung an das Erbe der DEFA, mit Knut Elstermann ■ Passage Kinos TIPP 16.00 Kosmologie, Ein Text voller Fährten und Verweise, ein experimenteller Roman über das Ringen um Wahrhaftigkeit, mit Jakob Kraner ■ Forum die Unabhängigen, Halle: 5, Stand: D313 16.00 Nur zwei alte Männer, Und die Schönheit gibt es. Über das Altwerden und dem Altsein, mit Thomas Sautner ■ Stand Gastland Österreich, Halle: 4, Stand: D201/E200 16.00 Saubere Zeiten, Die dramatische Geschichte einer Unternehmerfamilie und ein großer Vater-Sohn-Roman, mit Andreas Wunn ■ Buchhandlung Ludwig Frontex-Che Rücktritt an Pa r i s . D e r C a ge n t u r F ro h a t n a ch s ch gege n i h n s b o t e n . D a s d e s B u n d e a m F re i t a g reg i e r u ng Sch r i t t . D ke i t e i n e s s ow i e d a a u fz u k l ä d a s s a l l e vo l l e m E p ä i s ch e d e r S p r e i n e n S F ro n t ex a m F re m i t d e ge r i s . j W- Re e i n e A j e d o c Z u s a ü b e r d u rc g re n W mehr Der A P D / D L I B L A R T N E Z - A P D / T R E B B A G R A M T E I D - S U A L K G R E B N E F F U A T S - R E L L Ü M / S E G A M I O G A M I TIPP F O T O : A P O L L O N I A T . B I T Z A N Jakob Kraner: Kosmologie Trunkenheit, Trauma, Liebe und Tod: Alles Wesentliche der Welt leitet sich aus den Grundbegriffen Fläche und Rohr her, wie Jakob Kraner in »Kosmologie«, seiner kühn-formalen Evolutionsgeschichte geometrischer Formen, sukzessive nachweist. Da folgt der Schrei dem Atem und die Überzeugungen mit unbeirrbarer Not- wendigkeit der Idee. Während sich die Systematik in 34 Kapiteln mit 55 begleitenden Illustrationen immer weiter entfaltet, stolpert am Seiten- rand ein Mensch durch die Stadt, schlägt sich mit der Wirklichkeit herum, sucht Spalten in der Welt und Halt. ▶ 16 Uhr, Forum die Unabhängigen 14.30 Wir lassen uns gehen, Hoch lebe die TIPP 15.00 Lyrik Happy Hour, Mit den Büchern Montag bis Freitag 2,00 Euro Sonnabend 2,50 Euro Alle Verkaufsstellen unter: www.jungewelt.de/kiosk Ze i t f ü r Kla s sen kamp f : D i e Re i ch e n z u r Ka s se b i tte n (D em on s t ra t i on z um revo lu t i on ä re n 1 . M a i 20 2 1 in B e r lin ) E xp l o d i e re n d e P re i s e f ü r L e b e n s m i t t e l einem Niveau gehalten, das ein menschenwür- diges Leben unmöglich macht. Selbst das von j ü ngs t b e s ch l o s s e n e e i n- d e r Am p e l ko a l i t i o n ma l ige »En t las tungspake t« re ich t h in ten und vorne nicht, um die steigenden Energie-, Sprit- und Lebensmittelpreise auszugleichen. Den Be- schäftigten wird im Gegenteil erklärt, nun sei »Freiheit zu frie- u n d E n e rg i e , Re a l l o h nve r l u s t e , E n t - lassungen und Kurzarbeit – die soziale Krise in der BRD verschärft sich immer mehr. Gleichzeitig machen sich Kapital und Staat die ssituation zunutze, um eine bei- Ein besonderer Nutznießer des Ukraine- Kriegs: Rheinmetall, der Börsenkurs stieg in den ver- gangenen drei Monaten rasant – mit einem Plus von satten 138 Prozent. G ewe r ks ch a ft e n m ü s s e n d a h e r h e u t e e n t - s ch l o s s e n e r d e n n j e gege n K r i egs t re i b e re i u n d exp l o d i e r e n d e L e b e n s h a l t u ngs ko s t e n m o b i - l i s i e re n . B e i d e r a k t u e l l e n Ta r i f r u n d e i m So - r z i e h u ngs d i e n s t s ow i e i n d e n ko m - E i s e n - , 15.00 Ich wollte einen Hund – jetzt hab ich ei- 15.00 Schluss mit Lustig – Wahre Wiener nen Vater, Über die Demenz ihres Vaters und wie ihre eigene Geschichte neu geschrieben wird. Mit Katy Karrenbauer ■ Messebuchhandlung, Halle: 4, Stand: C500/D500 15.00 Jesus in Indien Was geschah mit dem Leichnam Jesu?, Eine Darstellung von Hadhrat Jesu: Entrinnen vor dem Tode am Kreuz und seine Reise nach Indien. Mit Imtiaz Ahmad Shaheen ■ Forum Sachbuch Halle 2, Halle: 2, Stand: C600 15.00 Kapitän McKalli – Piraten auf Kurs!, Abenteuer und Spannung mit Frank Albers ■ Lesebude, Halle: 3, Stand: A515 TIPP 15.00 Kinderboek Party! Neue Kinderbü- cher aus Flandern und den Niederlanden , Fröhliche Tiere und mutige Kinder: Vorhang auf für Kinderbücher aus Flandern ■ Kinderbuchladen Serifee 15.00 Lydia Benecke: 10 Jahre »Auf dünnem Eis: Die Psychologie des Bösen«, Sonder- lesung von Lydia Benecke zu ihrem Bestseller ■ Kupfersaal Begräbnisgeschichten, Wenigstens der Tod ist noch witzig, mit Patrick Budgen ■ Forum Literatur Halle 4, Halle: 4, Stand: B500 15.00 Totaler Realismus, Tschechischer Unter- grund der 1950er: Jana Černá, Ivo Vodse- dálek, Egon Bondy. Mit Ondřej Cikán, Anatol Vitouch und Martina Lisa ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle: 5, Stand: C200 15.00 Vom Wandel der Leipziger Vorstädte, Spannende Zeitreise durch die Leipziger Vorstädte der letzten 160 Jahre mit Autor Sebastian Ringel ■ Handwerkskammer zu Leipzig 15.00 Von Füchsen und Menschen, Die Biologin Sophia Kimmig unterwegs in der Großstadt ■ Zoo Leipzig, Eventfläche Kiwara-Kopje 15.00 Else Laudan liest aus »Psychoanalyse und Revolution«, Ian Parker & David Pavón- Cuéllar: Kritische Psychologie für Befreiungs- bewegungen. mit: Else Laudan, Ian Parker & David Pavón- Cuéllar ■ Die Bühne der linken Verlage, Halle: 5 96 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | LETZTE SEITE Apropos Kulinarik: Als Eapfe-legn bezeichnet man im Burgenland das Pflanzen von Kartoffeln (die im Österreichischen ohnehin als Erdäpfel bezeichnet werden). »… Heimat großer Töchter, Söhne … arbeitsfroh und hoffnungsreich.« Hier Schnittn (heißer Feger, abwertende Bezeichnung für schöne Frau) und Feschaks (gutaussehender Mann, leicht ironisch) genannt, wobei sich die Frage nach der Attraktivität in den meisten Fällen ohnehin nicht stellt – denn österreichische Karrieren werden gerne durch Freunderl- wirtschaft gestiftet. Der beste Freund des Österreichers ist demnach nicht der Hund, sondern sein Hawara/Spezi. (Wer sich an dieser Stelle fragt, was mit den Schnittn passiert – mit ihnen ist immerhin ein G’spusi oder Pantscherl denkbar, wenn schon keine Position in der Geschäftsfüh- rung) »…Mutig in die neuen Zeiten, frei und gläubig sieh uns schreiten …« Land der Kirchen und des fadenscheinigen Katholizismus, wo die Kinder ministrieren und jene, die besonders fromm sind, als Gluadwachla das Weihrauchfass tragen dürfen. »… Volk begnadet für das Schöne …« Vor allem das Schöne im Sprachlichen – frei nach Ernst Jandl: du wundern mein schön österreich sprach? sein sprach von jandln, grillparzern, stiftern, bachmannen, sein sprach von jelineken, küßdiehandke sein sprach von bühnen sein von burgentheatern sein auch sprach von mutterlanden, sprach von strassen: O, Österreich du Land der ang’schissenen Autofahrer bleden Bissguan, cholerischen Christkindln, damischen Dodln, ehrlichen Erdäpfelbauern, feinen Freunderln. Land der Großkopfatn, großgoschatn G’frasta, hâcknstodn Hiafla, hatschat’n Hawara, idiotischn i-Dippfal-Reidan! Jo, eh. Kiffaten Krischpindln, kindavarzahratn Kellerbesitza, leutscheichen Lackeln, Miaden Maunna, nodigen Nachbarn (diesen Nockabazln!) Oja. Ollas potscherte Pianistenpfeif’n, quenglate Quetschnspüla, so ranzige Rawuza! Schnackslate Schuastabuam, trenzate, tschechande Trankla. Ur leiwande Ungustln! Außadem: Varreckate Fiaka, wamperte Wappla, x-haxerte Xanthippen und Yung Hurn. Es z’nepftn Zniachtln, es! … Vielgerühmtes Österreich, vielgeliebtes Österreich. Meine Heimat, meine Liebe. Ich sehe dem Land in die Seele und darüber hinweg. JULIA D. KRAMMER ▶ Die 1985 in Wien geborene Julia D. Krammer veröffentlichte Kurzgeschichten in Literaturzeitschrif- ten und Anthologien, ihr Debütroman »Den Körper schreiben die Gedichte« erschien 2022 bei Matthes & Seitz Berlin. Das österreichische Wurstverständnis A ngeblich existiert ein Wörterbuch, das das österreichische als »jo- delndes Bergvolk« beschreibt. Also lasset uns singen die Bundes- hymne: »Land der Berge, Land am Strome …« Als ich Kind war, verbrachte ich meine Sommer in Kärnten, dem Bun- desland mit türkisen Seen und traumhaftem Gebirge, dort lernte ich, dass der Knecht Ruprecht Prügel an unfolgsame Mankalan verteilt und das Christkind schlimmen Diandln bloß faulige Äpfl und Bianan zu Weihnachten schenkt (Begründung: Des Ârmutschgerl hot in da Schui nit ânzaht!), dass vernünftige Kindeserziehung mit flacher Hand oder dem Riemen des Gürtels vollzogen wird und außerdem, dass die deut- sche Sprache über einen unbestimmten Artikel verfügt: ane Heisa, ane Christbama, ane Stroßn. In meiner Jugend, in Niederösterreich, gab es noch vier Jahreszeiten und Schnee im Dezember, durch den wir uns bis zur Schule kämpften, obligato- rische Schneeballschlachten am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien – bevor am 24.12. das Christkind kam, nicht der Weihnachtsmann. Als junge Erwachsene zog es mich nach Wien zum Studieren, denn Österreich ist Land der Titel und Großkopfatn, obwohl im Wiener Ge- meindebau mindestens eine Bissgurn (mit Besen, Kopftuch und Kasack) lebt, die ihr strenges Regiment über das Zinshaus führt und Fehden gegen die Hausverwaltung anzettelt – in Rivalität zum selbst ernannten Hausmaasta, der die Vormittage blunznfett verbrodelt und schon um zehn Uhr morgens sein erstes Bier im Beisl ums Eck bestellt. Apropos Bier: Österreich, das ist auch: Land Edmund »Mundl« Sack- bauers (»Heast, mei Bier is ned deppert!«) – das ist Kulturgut, kein Wunder, wo wir weltweit auf Platz zwei im Biertrinken liegen, wo keine Feier ohne Alkohol auskommt und das Betrunkensein sogar in der lite- rarischen Popkultur hochstilisiert wird. Am Wiener Würstelstand bestellt man übrigens A Eitrige mit an Krokodü, an G’schissenen, an Buggl und a 16er-Blech – Bezeichnung für: Käsekrainer, Essiggurke, süßen Senf (auch: G’spiebener). Der Buggl ist das Endstück des Brotes, auch Scher- zerl genannt. (Beim Brot sind wir in Österreich nicht allzu tolerant: Es heißt Semmel und nicht Brötchen, denn ein Brötchen ist ein kleines Brot, wenn man unsere Neigung, Diminutive zu bilden, verstanden hat. Unser Brotverständnis ist ein sehr ehrvolles, wir hegen die Überzeu- gung, es gebe weltweit kein Schwarzbrot, das an unseres heranreiche.) Das 16er-Blech schließt wiederum den Bierkreis, es ist die Bezeichnung für Ottakringer Dosenbier, da sich die Brauerei im 16. Wiener Gemein- debezirk befindet. Weitere, am Stand erhältliche, kulinarische Köstlich- keiten: Oaschpfeifferl (Pfefferoni) und Glasaug’ (Perlzwiebel). »… Land der Äcker, Land der Dome …« 98 www.kreuzer-leipzig.de

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