v Soft Pad Chair EA 217 Charles & Ray Eames, 1969 Inszeniert im Eames House, Pacific Palisades, Kalifornien © Eames Foundation, 2023 smow GmbH, Burgplatz 2 04109 Leipzig, 0341-1248 330 leipzig@smow.de, www.smow.de smow F GmbH, Hanauer Landstr. 140 60314 Frankfurt am Main, 069-850923-0 frankfurt@smow.de, www.smow.de

LOGBUCH | INHALT Inhaltsverzeichnis F O T O : F O T O : I I C H R S T A N E G U N D L A C H I S T E F A N E K O P S C H MAGAZIN 06 Goße Fußstapfen: Astrid Böhmisch folgt Oliver Zille als Buchmesse- direktorin 07 Wee in die Welt: Die nächsten Gastländer der Buchmessen in Leipzig und Frankfurt 08 Pespektiven aufzeien: Die vierte Klimabuchmesse zwischen Aktivismus und Protest 09 Den Menschen zuewandt: Vor 125 Jahren wurde Erich Kästner geboren – eine Lobrede 10 Meh als Käse und Tulpen: Überraschendes und Unterhaltsames aus den Niederlanden und Flandern – plus Messetipps 12 »Ein Akzent wie Rudi Caell«: 20 En fi jne feestdaen: Briefwechsel zweier Autorinnen zwischen Leipzig und Amsterdam 22 »Hinzeknackende Heaus- fodeun«: Übersetzerin Ira Wilhelm über die Lust an der Sprache 24 »Da ist zuviel Geenwat«: Ein Auszug aus Cees Nootebooms »Berliner Notizen« 26 Ehe und Kitik: Omri Boehm erhält den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 27 Diss ehenhalbe: Der Förderpreis der Kurt-Wolff - Sti ung geht an den Mikrotext-Verlag 28 Da steckt Leben din: Der feminis- tische Aviva-Verlag wird mit dem Kurt-Wolff -Preis ausgezeichnet Gastland-Kuratorin Be ina Baltschev über ihre Beziehungen zu den Niederlanden 30 »Schmezha e Ekenntnis«: Nicole Seifert über das Verschwinden der Autorinnen innerhalb der Gruppe 47 16 Elesen: Buchempfehlungen aus den 32 Nach dem Lustpinzip: Die Bücher- Niederlanden und Flandern gilde feiert ihren 100. Geburtstag 18 »Man kann lusti schimpfen«: Die Leip- 33 zigerin Rosalie Kreuijer über nieder- ländische Sprache und Literatur Nach mausetot nun quicklebendi: Hundert Jahre Zsolnay-Verlag 19 »Das denkende Hez«: Die erste deutsche Gesamtausgabe der Tage- bücher und Briefe E y Hillesums 34 »Unbeeifl iche Realität«: Ronya Othmann über den Genozid an den Jesiden und ihren neuen Roman IMPRESSUM kreuzer Spezial – Die Frühjahrsausgabe des logbuch 2024 erscheint als Gesamtbeilage im Märzheft von kreuzer und Journal Frankfurt sowie in der Aboauflage von Sax Dresden Herausgeber: KREUZER Medien GmbH Leipzig Verlagsleitung: Egbert Pietsch, Tel. (0341) 2 69 80 70 Chefredaktion: Benjamin Heine (V.i.S.d.P.) Redaktion dieser Beilage: Benjamin Heine, Alexandra Huth, Franziska Reif Gestaltung/Satz: DIE WERFT Kommunikationsdesign, Tanja Kirmse Produktionsleitung: Andrea Kathrin Kraus, Tel. (0341) 2 69 80 42 Serviceredaktion: Torsten Kellner, Tel. (0341) 2 69 80 22 Magazintexte von: Sven Crefeld, Nadia de Vries, Benjamin Heine, Alexandra Huth, Nils Kahlefendt, Joachim Kern, Anja Kleinmichel, Andrea Kathrin Kraus, Martina Lisa, Tünde Malomvölgyi, Cees Nooteboom, Egbert Pietsch, Tobias Prüwer, Linn Penelope Rieger, Michelle Schleimer, Joachim Schwend, Lilli Sulser Rezensionen von: Lucia Baumann, Eva Burmeister, Daniel Emmerling, Anne Hahn, Marcel Hartwig, Annika Henrich, Alexandra Huth, Maurus Jacobs, Torsten Kellner, Joachim Kern, Anja Kleinmichel, Johanna Klima, Andrea Kathrin Kraus, Martina Lisa, Karoline Marx, Tobias Prüwer, Franziska Reif, Pauline Reinhardt, Bri Schlehahn, Hanna Schneck, Joachim Schwend, Fabian Schwi er, Juliane Streich, Lilli Sulser, Nele Thiemann, Frank Willmann, Juliane Zöllner www.kreuzer-leipzig.de A N Z E I G E 4 Leipzig liest. Ludwig liest mit. Ihre Buchhandlung im Hauptbahnhof P r o g r a m m zur Leipziger Buchmesse 2024 Mi 20.03 • 19:00 Uhr • Moderierter Leseabend Ladies Night mit Dana von Suffrin, Anne Stern, Leah Weigand und Christiane Wünsche KiWi, Rohwolt, Droemer, Fischer • Kostenbeitrag 10 € Do 21.03 • 17:00 Uhr • Lesung und Signierstunde Friedrich Ani liest aus: „Lichtjahre im Dunkel“ Suhrkamp • Kostenbeitrag 6 € Do 21.03 • 20:00 Uhr • Leseabend Büchergilde-Salon mit Florence Gaub Büchergilde • Kostenbeitrag 10 € Fr 22.03• 14:00 Uhr • Lesung & Signierstunde Janna Steenfatt liest aus: „Mit den Jahren“ HarperCollins • Kostenbeitrag 6 € Fr 22.03 • 16:30 Uhr • Lesung & Signierstunde Jacqueline Kornmüller & Kat Menschik lesen aus „Das Haus verlassen“ Galiani •Kostenbeitrag 6 € Fr 22.03 • 17:00 Uhr • Signierstunde Michael Nast signiert: „Weil da irgendetwas fehlt“ Piper• Kein Eintritt, da Signierstunde Fr 22.03 • 19:30 Uhr • Lesung, Vortrag & Signierstunde Dr. Karina Urbach liest aus: „Das Haus am Gordon Place“ Penguin Random House • Kostenbeitrag 6 € Sa 23.03 • 12:30 Uhr • Lesung & Signierstunde Sascha Lange stellt vor: „Möbel aus der Zukunft“ Aufbau Verlag • Kostenbeitrag 6 € Sa 23.03 • 13:00 Uhr • Signierstunde Ali Hazelwood signiert: „Bride“ Aufbau Verlag• Kein Eintritt, da Signierstunde Sa 23.03 • 15:00 Uhr • Lesung & Signierstunden Ingrid Noll liest aus: „Gruß aus der Küche“ Diogenes • Kostenbeitrag 6 € Sa 23.03 • 18:00 Uhr • Moderierter Leseabend Der große Fantasy & Science Fiction Abend mit Bernhard Hennen, Andreas Brandhorst und Thomas Olde Heuvelt Heyne• Kostenbeitrag 10 € So 24.03 • 15:00 Uhr • Lesung & Signierstunde Gaby Hauptmann liest aus: „Hoffnung auf eine glückliche Zukunft“ Piper • Kostenbeitrag 6 € Besuche uns auf Facebook: @Buchhandlung.LUDWIG Folge uns auf Instagram: #buchhandlungludwig Unternehmensgruppe Dr. Eckert GmbH Willy-Brandt-Platz 5 (Promenaden Hbf.) • 04109 Leipzig Tel.: (0341) 268 46 600 • Fax: (0341) 268 46 632 www.Buchhandlung-Ludwig.de info@buchhandlung-ludwig.de Aktuelle Öffnungszeiten: Montag - Freitag: 05:30 - 21:30 Uhr Samstag: 06:00 - 21:30 Uhr Sonn- u. Feiertag: 07:00 - 21:30 Uhr Kurzfristige Programmänderungen sind möglich

LOGBUCH | MAGAZIN Die Frau ohne Eigenschaft en – bisher Astrid Böhmisch ist seit Januar die neue Direktorin der Leipziger Buchmesse F O T O : I I L E P Z G E R B U C H M E S S E Neues Gesicht an der Spitze der Leipziger Buchmesse: Astrid Böhmisch Ü ber die Schuhgröße von Buchmessedirektorinnen und -direktoren wird relativ wenig gesprochen in der Öffentlichkeit. Dass Oliver Zille aber in rund dreißig Jahren an der Spitze der Leipziger Buchmesse gewaltige Fußabdrücke hinterlassen hat, steht außer Frage. Genauso wenig wie, dass seine Nachfolgerin Astrid Böhmisch eine faire Chance verdient hat, sich in dieser Rolle und die Leipziger Buchmesse als solche zu profilieren. Denn seien wir mal ehrlich: Das Zille-Erbe wäre zunächst für jede und jeden undankbar gewesen. Selbst Manuel Neuer hat es sich nicht zugetraut, Nachfolger von Edwin van der Sar (Grüße ins Buch- messe-Gastland!) bei Manchester United zu werden, und ging lieber ANZEIGE F O T O : A D O B E S T O C K ins beschauliche Süddeutschland. Insofern gebührt Astrid Böhmisch durchaus Respekt im Voraus. Und doch fragt man sich natürlich, wer auf die große Unbekannte gekommen ist. Oder warum Kandidaten und Kandidatinnen, die auf den ersten Blick näherzuliegen scheinen, den Posten nicht bekommen haben oder nicht wollten. Man fragt sich natür- lich auch immer wieder, warum jemand sein Lebenswerk drei Monate vor der nächsten Messe abgibt und warum er offiziell nicht gewürdigt wird. Aber schauen wir nach vorn, schauen wir auf Astrid Böhmisch. Erstes Tuschelthema vorm ersten Pressegespräch: die nach dem Mit- telalter selten gesehene unklare Geburtsangabe »1973/1974« in Böhmischs Wikipedia-Eintrag – geführt von Tuschelnden, die nicht mal einen Wikipedia-Eintrag haben. »Ich beschäftige mich seit über zwanzig Jahren beruflich damit, Geschichten zum Publikum zu bringen«, beginnt die neue Direktorin. Das überschreibe ihre verschiedenen Tätigkeiten – vom Lehramtsreferendariat über Jahre in der Filmbranche und im Piper- Verlag bis zuletzt bei Bookwire, einem Software-Anbieter für Verlage und Self-Publisher. Vor allem hat Böhmisch dabei in leitenden Positionen im Marketing-Bereich gearbeitet, in ihrem neuen Amt sieht sie sich als »Direktorin einer Platt form, einer Messe, eines Lesefestivals, die das Ziel haben, das breitest mögliche Publikum zu schaffen für die Vielfalt an Inhalten und Publikationen, die es da draußen gibt«. Das sei für sie »einerseits eine große Ehre, aber andererseits auch eine unglaublich große Freude«. Dass Böhmisch zweieinhalb Monate vor der Buchmesse ihren Dienst begonnen hat, also in einer Zeit, in der es größtenteils »nur« noch ums konkrete Fertig-Organisieren von Lesungen und Messeständen geht, gebe ihr »sofort die Innenperspektive, reingeschmissen in den Maschi- nenraum«. Sie wolle jetzt einerseits das Energielevel nutzen und ande- rerseits erst mal viel zuhören, im eigenen Team, aber auch bei den Verlagen, Ausstellern, Partnern. Erst danach komme der nächste Schritt , mit den gewonnenen Erkenntnissen »im Austausch« Konzepte zu ent- wickeln. »Ich bin begeisterte Leserin, war es schon immer«, sagt Böhmisch tro- cken über sich. Ihr erster Kontakt mit Buchmessen sei die bei einem Wett bewerb in der fünften Klasse gewonnene Reise »zur anderen Buch- messe«, nämlich der in Frankfurt gewesen – was in den Achtzigern für die in Bayern Aufgewachsene eben so möglich war. Heute verstehe sie sich als Brückenbauerin – zwischen traditioneller Verlagsbranche und digitalem Publishing, zwischen unterschiedlichen Haltungen auf einer vielfältigen Messe, zwischen verschiedenen Branchen, zwischen den Zielgruppen. Dass die Leipziger Buchmesse dafür das Lesefest Leipzig liest, den Osteuropa-Schwerpunkt und, ja, auch die Manga-Comic-Con braucht und weiter betonen muss, weiß die Marketing-Expertin Astrid Böhmisch natürlich genau – wie auch ihr Vorgänger es wusste. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Buchmessedirektorin begeistert und begeis- ternd vorangeht und dass man sie das auch tun lässt. Nur so kann sie Fußstapfen hinterlassen. In welcher Größe auch immer. BENJAMIN HEINE JAHRESTAGE F ZWEITER TEIL 6 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Andreas Bode interessiert sich nicht fü r Jubiläen. Sollte sich seine so schöne wie gut sortierte kleine Buch- handlung in der Arthur-Hoff mann- Straße also auf ihren 25. Geburts- tag im September gefreut haben: Pech gehabt. Am 24. Februar hat die alte Krupp-Kasse zum letzten Mal gebingt, hat Bode zum letzten Mal das Bargeld aus der Lade geholt, das stets einziges Zahlungsmitt el in dieser Buchhandlung war, die ihr Inhaber dereinst nach einem seiner Ahnen benannt hat und in der wir off enbar zu selten Kundschaft waren. – Adieu, Louis Miethe! ANZEIGE Sie lügen wie gedruckt. Wir drucken, wie sie lügen. 3 Wochen gratis testen! Probeabo endet automatisch und muss nicht ab bestellt werden. jungewelt.de/probeabo Tel.: 0 30/53 63 55 84 E-Mail: abo@jungewelt.de Besuchen Sie uns auf der Buchmesse Leipzig, Halle 5 , F 302 F O T O : I C H R S T O P H B U S S E Dichtung trifft Perspektiven »Erzählungen, die Lust auf Zukunft machen« – das Mott o der Klimabuchmesse klingt optimistisch W ir können es uns nicht mehr leisten, wegzuschauen«, sagt Almut Petschauer zur Klimakrise. Wie alle an der Klimabuchmesse Be- teiligten arbeitet die Physiotherapeutin ehrenamtlich mit. Eine Belastung für die dreifache Mutt er, die sie angesichts der globalen Dringlichkeit in Kauf nimmt: »Ich möchte, dass meine Kinder in einem Umfeld auf- wachsen, das lebenswert ist.« Mit diesem Wunsch steht Petschauer nicht alleine da. Bereits letztes Jahr hatt e die Klimabuchmesse über 2.000 Besucherinnen und Besucher. Die Themen Aktivismus und Protest bilden das Herzstück des Pro- gramms, einen weiteren Schwerpunkt hat die Kommunikation. Es müsse ein Bewusstsein für die Klimaproblematik geschaffen werden – gleich- zeitig brauche es aber auch Perspektiven. »Die Menschen müssen wissen, was auf sie zukommt, aber wir wollen auch Handlungsmöglichkeiten zeigen«, sagt Petschauer. Es gehe darum, in den Austausch miteinander zu treten, aufzuklären, Ideen und Visionen zu diskutieren. »Man weiß ja, wie schnell sich die Klimadiskussion aufheizt«, sagt die Kuratorin. »Aber man kann diese Gespräche sehr gut führen, wenn man weiß, wie.« Das diesjährige Programm startet mit einer Veranstaltung, bei der die Natur und ihre Bewohner, die Stadt und Visionen der Zukunft in einen Bezug gesetzt werden. Zur Lesenacht eingeladen sind unter anderen Autor und Journalist Friedemann Karig, der sich beispielsweise schon mit Narrativen zum Klimawandel befasste, und »Letzte Generation«- Gründerin Lena Bonasera. Beim »Slammen for Future« treffen sich Dich- tung und Zukunftsperspektiven. Ein Vogelspaziergang für Kinder oder ein Sammelband zum Thema zeigen den Ansatz, unterschiedliche Gruppen und Interessen anzusprechen. »Wir können das schaffen«, sagt die Kuratorin. »Dafür brauchen wir Visionen.« Entsprechend ist geplant, die Klimabuchmesse mit ihren Gesprächen in den nächsten Jahren fort- zuführen. Denn, so Petschauer: »Nach der Buchmesse ist vor der Buch- messe.« LILLI SULSER ▶ Klimabuchmesse, 21.–23.3., Programm ab S. 80 8 www.kreuzer-leipzig.de

F O T O : I P C T U R E A L L A N C E I Rudi Carrell und Beatrice Richter essen 1985 ausgiebig bei einer vorübergehenden Brise Was Sie beim Gastlandauft ritt der Niederlande und Flanderns in Leipzig erwartet Lezen! W enn Sie dieses Heft lesen, steht die Leipziger Buch- messe kurz bevor oder ist vielleicht sogar schon im Gange. Vielleicht stehen Sie gerade in der Glashalle (leicht schwitzend, es ist ja immerhin fast April) und sind un- schlüssig, wohin Sie Ihre Schritt e als Erstes lenken sollen? Da schaffen wir gern Abhilfe und empfehlen einen Besuch in den Niederlanden und in Flandern! Unter dem Mott o »Alles außer flach« präsentieren sie sich gemeinsam als Gast- land der Leipziger Buchmesse 2024. Zwischendurch etwas Geografie: Durch Antwerpen fließt die Schelde, Rott erdam liegt an der Nieuwe Maas. Klingt nach Käse? Tatsächlich liegt der Geburtsort des beliebten Maasdamers ein paar Kilometer südlich von Rott erdam. Überhaupt gehören Käse, Tulpen und Fahrräder wohl zu den ersten Dingen, an die man bei unserem Nachbarland den- ken muss. Eine weitere Quizfrage und ihre Antwort verraten uns, dass es in den Niederlanden 23 Millionen Fahrräder gibt. Der traditionelle Gastland-Auftritt soll ja Brücken schla- Aber wie kommt eigentlich der Doppelauftritt zustande, gen, neue Zusammenarbeiten ermöglichen und Aufmerk- samkeit für Geschichte, Kultur und Literatur des Gastlandes schaffen. Meist erkennt man bei der Ankündigung eines neuen Gastlandes zuerst einmal, was man alles nicht weiß über dieses Land, seine Menschen und Bücher. Deshalb waren die beiden Gastland-Kuratorinnen Bett ina Baltschev (im Interview ab S. 12) und Margot Dijkgraaf im Januar schon mal im Literaturhaus zu Gast und hatt en das »Perfekte Gastland-Quiz« im Gepäck, um beim Leipziger Publikum keine Fragen offen zu lassen. Nun werden Sie sich erschro- cken an den Kopf greifen und rufen: »Aber ja, das Gastland- Quiz! Dick angestrichen stand es im Kalender, nur leider hatt e dann der Hund des Nachbarn meines Schwagers Ge- burtstag!« Spaß beiseite. Sie waren nicht da, das ist in Ord- nung, es war ein kalter Januarabend und Sie waren bestimmt damit beschäftigt, Ihre Kenntnis von Cees Nootebooms Ge- samtwerk aufzufrischen. Aber wir waren da, und wir lassen Sie selbstverständlich abschreiben. Wir haben zum Beispiel gelernt, dass ungefähr 25 Millionen Menschen Niederländisch als Mutt ersprache sprechen. 25 Millionen Menschen wissen also, dass »uitwaaien« nicht etwa bedeutet, sich an der Schulter eines Freundes auszu- weinen oder sehr ausführlich über etwas zu berichten – nein, »uitwaaien« bedeutet, sich bei einem schönen Spaziergang zu erholen. der den Niederlanden auch noch die nordbelgische Region Flandern zur Seite stellt? Flandern beheimatet die meisten niederländischsprachigen Belgier, die Flamen, und erwei- tert so das Herkunftsgebiet von niederländischsprachiger Literatur. Flandern ist reich an Entdeckungen, aber klein an Fläche – auch hier lohnt sich also das Fahrradfahren, um Städte wie Antwerpen, Brügge, Brüssel, Gent, Leuven (hier steht die älteste Universität Belgiens) und Mechelen zu erkunden. Wen es eher ans Meer zieht, der kann die längste Straßenbahnlinie der Welt nutzen: 67 Kilometer bedient die Küstentram, also den gesamten flämischen Nordsee- strand. Zahlreiche Kooperationen verbinden flämische und nie- derländische Schreibende miteinander, beispielsweise das aus elf Autorinnen bestehende Kollektiv Fixdit. Seit 2020 machen die Schriftstellerinnen auf Geschlechterungleichheit im Literaturbetrieb aufmerksam und setzen sich dafür ein, den literarischen Kanon um weibliche Stimmen zu ergänzen. Eine Vertreterin des Kollektivs ist Annelies Verbeke, zu erleben am 22.3. im Literaturhaus, gemeinsam mit Con- nie Palmen und Mariken Heitman. Der Abend stellt die jüngsten Werke der drei Autorinnen vor und feiert weibliche Stimmen in der Literatur. 10 www.kreuzer-leipzig.de

F O T O : I I C H R S T A N E G U N D L A C H »Ich bin großer Fan von weiblichen Doppelspitzen« Von der Austauschschülerin in Amsterdam zur Gastland-Kuratorin: Bettina Baltschev im großen Interview Herkunft, Ausbildung, Karriere, Veröffent- lichungen – alles schön und gut, aber nichts ist so beiläufig beeindruckend wie zwei Wohnorte im Wikipedia-Eintrag oder Buch- klappentext, für Fortgeschrittene: nicht nur eine Stadt und ein Landsitz, sondern dazwischen eine Landesgrenze. »Bettina Baltschev lebt in Leipzig und in Amsterdam« – check. Wir spra- chen mit der Co-Kuratorin des diesjährigen Gastland-Auftritts zur Leipziger Buchmesse über ihre Arbeit und die Niederlande. Frau Baltschev, besitzen Sie ein Paar Klompen? Nein. Gut, lassen wir das. Sie leben in Leipzig und Amsterdam, sind gerade Co-Kuratorin des Gastland-Auftritts zur Buchmesse. Wie fing das an mit Ihnen und den Niederlanden? Das liegt schon lange zurück – im Frühjahr 1990. Ich war in der zehnten Klasse in Erfurt. Eines Tages hörte ich im Radio ein Interview mit je- mandem von Youth for Understanding, einer alteingesessenen Austauschorganisation aus Hamburg, und da hieß es: Jetzt ist die Mauer ge- fallen und wir möchten gern jungen Menschen aus der DDR Stipendien zur Verfügung stellen. – Ich habe mich gemeldet, weil ich dachte, es handelt sich um ein paar Wochen im Sommer, in Frankreich oder so. Ja, und dann stellte sich raus: Es ging um ein ganzes Schuljahr. Meine Mutter hat mich ermutigt, also habe ich mich beworben – schon relativ spät im Prozess und, na ja, die populären Länder waren schon weg. Übrig waren noch Dänemark, Belgien und die Niederlande, über die ich fast nichts wusste. Aber ich hatte eine Schallplatte von Herman van Veen – also machte ich mein Kreuzchen bei Holland und bin als Einzige von den damals hundert Austausch-Schülerinnen und -Schülern in den Niederlanden in Amsterdam gelandet. … hätte schlimmer kommen können. Ja! Meine späteren Gasteltern hatten vorher bei der Organisation angemeldet, jemanden von sehr weit weg aufnehmen zu wollen, Japan oder Australien. Als sie dann aber hörten, dass da jemand aus der DDR kommen könnte, haben sie gesagt: Das ist ja gefühlt noch viel weiter weg als Japan! – Wir haben heute noch Kontakt. Klingt, als ob Sie schon da richtig in Ihrem heutigen Spezialgebiet angekommen waren. Ich hatte sehr großes Glück mit meiner Familie. Wir reden ja von einem Zeitalter ohne Internet und Handy – ich war also wirklich dort, anders als viele Jugendliche heute: Die sind zwar im Ausland, aber im Kopf und mit ihrem Handy eigentlich weiter zu Hause bei ihren Freunden. Das war bei mir anders. Ich habe zwar meine Mutter einmal im Monat angerufen und viele echte Briefe an meine Freunde geschrieben – aber ich war richtig weg. Wie haben Sie die ja nicht ganz uninteressan- te Zeit 1990/91 in der Ferne wahrgenommen? Ich bin eine Woche vor der Währungsunion nach Holland gefahren, da war die erste Eupho- rie ja schon durch. Dadurch, dass ich in der Zeit nicht hier war, habe ich mir, glaube ich, ein paar Enttäuschungen erspart. Und ich sage auch immer: Ich habe in dem Jahr in Holland als sehr junger Mensch erlebt, wie soziale Marktwirtschaft funktionieren kann. Ich habe quasi in die Zukunft geguckt. Die Wiederver- einigung am 3. Oktober habe ich in Amsterdam vor dem Fernseher verbracht und dabei ge- weint, nicht weil ich traurig war, sondern weil mich dieser historische Moment doch irgend- wie überwältigt hat. Ich wurde dann zu einer holländischen Kindersendung eingeladen, wo ich die deutsche Einheit erklären sollte. Da gab es hinterher ein Kindertelefon und die erste Frage, die ein kleiner Junge mir stellte, war: »Gibt es jetzt Krieg?« Wie sehr spielte das ansonsten eine Rolle: Sie als Deutsche in den Niederlanden? Ich wurde natürlich darauf angesprochen, wo ich herkomme, ob aus Ost- oder Westdeutsch- land. Wenn ich sagte: »Ost«, hieß es: »Na, Gott sei Dank!« Mir wurde auf dem Schulhof aber auch »Heil Hitler« hinterhergerufen. Das war nicht lustig. Oder ich wurde gefragt, ob wir in der DDR eigentlich Radio hören konnten und genug zu essen hatten. – Da habe ich unwill- kürlich angefangen, »mein« Land zu verteidigen. Ich kann mich erinnern, dass meine Gastmut- ter beim Einkaufen mal meinte, wir könnten ja Bananen mitnehmen, weil es die in der DDR ja nicht gegeben habe. Ich sagte dann: »Gar nicht wahr! Wir hatten immer Bananen!« (lacht) Nach einem Jahr kamen Sie zurück nach Erfurt und alles war anders? Nein, das ging schon. Aber meine Freunde fan- den, ich hätte einen Akzent wie Rudi Carrell. (lacht) Zwei Freundinnen sind später auch in die Niederlande gegangen, weil ich so schöne Ge- schichten erzählt habe. Sie selbst gingen dann Jahre später nach Groningen, richtig? Ich habe 1993 in Leipzig angefangen, Journalis- tik und Kulturwissenschaften zu studieren und wollte mit Erasmus nach England. Aber da durften nur die Anglistik-Studenten hin. Für mich hieß es schon wieder: Dänemark oder die Niederlande. 12 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN suchtsort Strand. Aber wenn man sich ein bisschen vertieft, merkt man: So leicht wird das gar nicht – weil eben die Normandie mit dem D-Day ins Spiel kommt, in Ostende die Exillite- ratur, in Benidorm der Massentourismus und die Klimakrise und schließlich Lesbos, wo Ge- flüchtete übers Meer am Strand ankommen. Damit musste das Buch enden, das war mir schnell klar. Denn das ist ja die These meines Buches, dass europäische Geschichte, die vor allem in den Zentren passiert, immer auch ihre Konsequenzen hat an ihren Rändern, am Strand. Das Buch wurde mit dem Johann-Gottfried- Seume-Literaturpreis ausgezeichnet und wie »Hölle und Paradies« ins Niederländische übersetzt – auch eine Auszeichnung, oder? Auf jeden Fall. Man muss aber dazu sagen, dass ich mit dem Übersetzer Mark Wildschut zu- sammen bin, der nicht ganz zufällig auch beide Bücher ins Niederländische übersetzt hat und bei meinen Recherchereisen oft dabei war. Das ist also auch ein Familienprojekt, was für mich natürlich sehr schön ist. Ich wollte jetzt eigentlich fragen, ob Sie die übersetzten Bücher dann noch mal gelesen haben. Ich habe sie noch mal gelesen und ich habe mich da sehr gut wiedergefunden. ANZEIGE Biografie Bettina Baltschev wurde 1973 in Berlin ge- boren, wuchs in Erfurt auf und kam 1993 nach Leipzig. Die studierte Journalistin und Kulturwissenschaftlerin arbeitet für den MDR und den Sächsischen Literaturrat. Zusammen mit Margot Dijkgraaf hat sie den Gastland-Auftritt der Niederlande und Flanderns zur diesjährigen Leipziger Buch- messe kuratiert. Zuletzt erschienen von ihr die gelobten Sachbücher »Hölle und Paradies« und »Am Rande der Glückselig- keit«. Sie lebt in Leipzig und Amsterdam. Es gab also keinen Zwist deswegen über vor- zeitige Abreisen aus Amsterdam? Nein. Ich habe auch schon mal eine englische Übersetzung eines meiner Texte gelesen – da dachte ich: Wer hat denn das geschrieben? Das kam mir sehr fremd vor. Bei Marks Über- setzungen habe ich das Gefühl: Genau so hätte ich es geschrieben, wenn mein Holländisch noch besser wäre. Welche Bücher würden Sie denjenigen emp- fehlen, die sich aufs weite Feld niederländi- scher Literatur begeben möchten? Harry Mulischs »Die Entdeckung des Himmels« ist ein dicker, kluger Schmöker, der eine ganze Welt eröffnet. Da macht man nichts falsch. Vor ein paar Jahren habe ich »Kees, der Junge« von Theo Thijssen besprochen, das hat mich sehr berührt. Das Buch ist – so ein bisschen wie Harry Potter – eines, das man in jedem Alter lesen kann. Es handelt von einem kleinen Jun- gen, der verträumt und auch frech ist, durchs Amsterdam des frühen 20. Jahrhunderts streunt und sich dann den »Schwimmbadschritt« aus- denkt, um schneller ins Schwimmbad zu kom- men. Das ist so ein weit ausgreifender Schritt, im Grunde genommen so, als wenn er ohne Ski Ski fährt. Außerdem würde ich noch Lize Spit empfeh- len, die auch zur Leipziger Buchmesse kommt. Sie ist in Flandern sehr berühmt. Als ihr zweites Buch erschien, wurde das in den flämischen Fernsehnachrichten verkündet. Sie schreibt sehr psychologische Romane, die an die Schmerz- grenze gehen und bei denen man auch merkt, dass Flandern etwas anderes als die Nieder- lande ist. Da kehrt eine junge Frau zurück an den Ort ihrer Kindheit auf dem Land, wo sehr viele schlimme Dinge passiert sind. Ähnlich operiert auch Lucas Rijneveld aus den Niederlanden, der als Marieke angefangen hat zu schreiben, sich dann Marieke Lucas nannte und heute nur noch Lucas heißt. »Mein kleines Prachttier« – 2022 in der Kategorie Übersetzung für den Preis der Leipziger Buch- messe nominiert – erzählt eigentlich eine Missbrauchsgeschichte von einem erwachsenen Tierarzt an einem jungen fragilen Mädchen Anna Meyer. Planet B Haus 22 . 3 . – 8 . 12 . 2024 Bauhaus Dessau 14 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Aktuelle Buchempfehlungen aus dem Gastland Mein Freund, der Drucker Wenn Maschinen mehr Wärme verströmen als Menschen: »Xerox« von Fien Veldman D ie namenlose Ich-Erzählerin in Fien Veldmans »Xerox« treibt einen in den Wahn- sinn. Hochneurotisch vermutet sie hinter allem stets das Schlimmste und reagiert mit anaphy- laktischen Schocks auf Anstrengung. Erstaun- licherweise wirkt sie trotzdem sympathisch – vielleicht weil sie ihren Büro-Drucker behandelt wie die fürsorglichste Mutt er ihr Neugebore- nes. Zu ihm pflegt sie ein inniges Verhältnis, enger noch als das zu ihrer besten Freundin, die ebenfalls namenlos bleibt. Die Kollegen in der trendigen Start-up-Firma nennt sie dage- gen in Gedanken nur nach ihren Funktionen: Finanzen, Sales, Produkt, Marketing. Durch die Freistellung der Protagonistin kappt der Chef unwissentlich die besondere Verbindung zwischen Mensch und Maschine. Die übrigens nicht einseitig verlief, denn auch der Drucker mochte seine »Partnerin«: »Auch wir, die Ge- sichtslosen, können Verantwortung für etwas jenseits von uns selbst übernehmen, auch wir können Beziehungen eingehen (…).« Eingestreute Abschnitt e erzählen, dass die Ich-Erzählerin menschlichen Beziehungen nicht immer ausgewichen ist: Sie wuchs in ei- nem Wohnviertel unter gesellschaftlichen Außenseitern auf und lernte dort Angst und Gewalt kennen. Nun scheinen Gegenstände sicherer zu sein als Menschen, ehrlicher auch, denn ein Drucker kann einen nicht verraten. Veldman verknüpft die Geschichte um eine junge Frau mit Kritik an Gesellschaft und Ar- beitsleben und gestaltet sie sprachlich so kühl und eigensinnig wie ihre Antiheldin. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Fien Veldman: Xerox. Roman. Übersetzt aus dem Niederländi- schen von Christina Brunnenkamp. München: Hanser 2024. 224 S., 23 € Flüstern und Munkeln »Tiere« von Gijs Wilbrink sucht das Unglück im Nebel der Erinnerung Brüllende Bestien machen Krawall im Wald- und-Wiesen-Hintertupfing, wo alles be- gann und endet. Diese Bestien sind keine Höl- lenhunde (einen solchen gibt es allerdings auch) oder panische Pelztiere (ebenfalls dabei), sondern schwere Motorräder. Eines davon steuert Tom Keller, der Champion aus einem Kaff nahe der deutschen Grenze, wo Motocross eine zweite Religion ist. Sein Unfall bei einem Benefiz-Rennen ist der große Absturz – für alle im Dorf. War die Maschine etwa manipuliert? Geübte Krimiratt en, die bald Verdacht gegen böse Onkels hegen, sind besser informiert als die Polizei, denn so viele Vorausdeutungen, Perspektiven und Indizien liefert ja nur die Li- teratur. Sofern sie ihr Puzzle so geschickt in- szeniert wie der hartgesott ene Roman »Tiere« von Gijs Wilbrink. Sein Arrangement der Er- ANZEIGE ARCHÄOLOGIE DES WOHNENS S O ND ER AUSS TELLU N G 27.10.23 BIS 28.04.24 smac.sachsen.de/homesweethome

LOGBUCH | MAGAZIN »Die niederländische Literatur hat es ein bisschen schwer« Die Leipziger Niederländerin oder niederländische Leipzigerin Rosalie Kreuijer im Interview Seit mehr als 20 Jahren Leipzigerin: Rosalie Kreuijer aus den Niederlanden F O T O : I S T E F A N E K O P S C H Rosalie Kreuijer zieht einen ganzen Stapel Bücher aus der Fahrrad- tasche. In der kreuzer-Redaktion trinken wir eine kopje koffie mit der Niederländerin, die Ende der Neunziger nach Leipzig kam, hier Stadt- führungen macht, an der Universität Niederländisch unterrichtet und stellvertretende Vorsitzende beim ADFC in Sachsen ist. Sie haben in Groningen moderne Literatur studiert. Was würden Sie als Einstieg in die niederländische Literatur empfehlen? Der berühmteste niederländische Roman ist natürlich von einer deut- schen Jüdin: Anne Frank. Weniger bekannt, aber sehr empfehlenswert ist Annie M. G. Schmidt – eine wunderbare Autorin, sozusagen die nie- derländische Astrid Lindgren. Sie kann die Perspektive von Kindern super wiedergeben und überhaupt tolle Perspektivwechsel erzeugen – da ist zum Beispiel jemand plötzlich eine Katze. Sie hat auch eigene Wörter erfunden und ziemlich lustige Kinderlieder gedichtet. Ihre sehr einfache Sprache ist auch etwas typisch Niederländisches, finde ich. Es wird so- gar für Erwachsene oft versucht, möglichst deutlich zu schreiben. Sogar in Behörden! (lacht) Das sorgt dafür, dass viele partizipieren können. Und was haben wir hier noch so liegen? Hermans und Reve sind ja so- zusagen moderne Klassiker. Ja, Willem Frederik Hermans hat, denke ich, viel von Kafka gelernt. Das ist so ein bisschen surreal und jeder Satz hat etwas zu bedeuten. Da ist nichts einfach so! Als Literaturwissenschaftlerin weiß man: Ich muss das alles analysieren! Man kann es aber auch einfach so lesen, ohne dass man alles durchdenkt. Ich habe »De donkere kamer van Damokles« (»Die Dunkelkammer des Damokles«, Anm. d. Red.) sehr gern gelesen. Und auch das hier gelesen, aber aus ganz anderen Gründen: Gerard Reves »De Avonden« erschien zehn Jahre früher, also 1948 (»Die Abende«, Anm. d. Red.), und zwar als eines der ersten Bücher nach dem Zweiten Weltkrieg, in denen Krieg überhaupt keine Rolle spielt. Reve war Fan von Heinrich Heine und dessen Humor, sah sich selbst als schwarzen Romantiker. ANZEIGE Das Buch von Murat Isik – »Wees onzichtbaar« – scheint neuer zu sein. Es erhielt 2017/18 mehrere Preise in den Niederlanden. Ich finde es für die heutige Zeit sehr wichtig. Es hat auch viel mit Deutschland zu tun. Es geht um eine Flüchtlingsfamilie aus der Türkei, einen in den Siebzigern geflohenen Kommunisten, dessen Leben bedroht ist und der in Hamburg bei Verwandten unterkommt, aber keine Wohnung erhält, sondern von den Behörden immer vertröstet wird. Schließlich geht er mit seiner nach- geholten Familie nach Amsterdam, wo zu der Zeit ein riesiges Neubau- viertel entsteht, mit sehr internationalen Bewohnern. Das ist super inte- ressant. Würden Sie sagen, dass die niederländische Literatur beim Thema Einwanderung weiter ist als die deutsche? Die Niederlande sind natürlich schon viel länger eine Einwanderungs- gesellschaft und es gibt sehr viele Autoren mit einem Migrationshinter- grund. Das Bildungssystem ist aber viel durchlässiger, es konnten auch Kinder von Analphabeten aus Afghanistan einen Uniabschluss machen. Das müsste man eigentlich feiern, aber das passiert überhaupt nicht und Rechtspopulisten gewinnen Wahlen. Wir haben da so viel gelernt und könnten auch für Deutschland ein Vorbild sein. Bei anderen Sachen eher nicht: Die Kolonialgeschichte wurde erst sehr spät aufgearbeitet. Auch beim anderen großen Thema unserer Zeit sollte man vermuten, dass die Niederlande etwas weiter sind – beziehungsweise ihnen schon eher das Wasser Oberkante Unterlippe steht. Wasser spielt natürlich eine unheimlich große Rolle und auch die Frage, wie man das Wasser verwaltet, nämlich als eine demokratische Sache. Man muss das zusammen machen, das kann nicht einer von oben. Die Überschwemmungen durch Flüsse gab es schon in den Neunzigern, man hat also schon etwas früher angefangen, darüber nachzudenken. Ich würde aber nicht sagen, dass die Niederländer eine supergute Klima- politik machen. Die haben auch Schwierigkeiten bei diesen Fragen, auch weil sie selbst Gas produzieren. Zurück zur niederländischen Literatur: Sehen Sie an ihr etwas Beson- deres, vielleicht etwas, das sie von der deutschen oder französischen unterscheidet? Ich würde sagen: Es ist ein bisschen wie in der Malerei – die Niederländer sind grundsätzlich Realisten und bilden eher das normale Leben ab. Also eher arme Leute und kein Fokus auf Könige oder ganz besondere Leute. Wobei der große Unterschied da natürlich ist, dass die niederländische Malerei – von Vermeer und Rembrandt über van Gogh und Mondrian – weltberühmt ist, während die niederländische Literatur nahezu un- bekannt ist, zum Beispiel noch keinen Nobelpreis bekommen hat. Harry Mulisch war immer der Meinung, er verdiene einen. Ich fand Mu- lisch immer ein bisschen zu eitel und nicht unbedingt sympathisch … Aber ja, die niederländische Literatur hat es ein bisschen schwer, das stimmt. Literatur hat ganz grundsätzlich in den Niederlanden nicht den Stellenwert, die sie zum Beispiel in Deutschland hat. Die Kinderlitera- tur sehe ich schon auf Weltniveau. In der Erwachsenenliteratur gibt es eigentlich nur Multatulis »Max Havelaar«, eine Kolonialgeschichte aus dem 19. Jahrhundert. Erasmus und Spinoza haben ja auf Latein geschrie- ben. INTERVIEW: BENJAMIN HEINE 18 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Leipzig, 26. November 2023 Liebe Nadia, ich danke dir für deinen Brief! Es war wunderbar, ihn aus dem Briefkasten zu angeln, lesen zu dürfen und nun an diesem Sonntagmitt ag darauf zu antworten. Die Sonne scheint, aber die Bäume husten, die Kastanien sind bereits kahl. Du bist unterdessen hoffentlich wieder ganz gesund? Dein Brief kam ja mit der Anzeige des Psychologen – was soll ich sagen: Ich liebe es! Ich habe keine Übersetzungsver- suche angestellt, sondern allein das Schriftbild auf mich wir- ken lassen, was eine reine Freude ist! Da ich wirklich keine Ahnung vom Niederländischen habe, hat das Ganze eine erheiternde Wirkung. Manche Worte sehen einfach zu ko- misch aus. Hopeloze, snel, afspraak. Ich habe gleich online in Diane di Primas »Lett ers« hinein- gelesen. Weil 1 und 0 meine liebsten Zahlen sind (schlicht, ohne Schnickschnack), habe ich mir spontan »Lett er 10« an- gesehen. These are years of transition and the costs will be high. The change is fast, but the revolution will take a while. America has not even begun. This continent is a seed. Und was soll ich sagen, ich verstehe gleich, was du gemeint hast mit der Dringlichkeit. Einmal auf einer gesellschafts- politischen Ebene – sie spricht von Amerika, aber mir scheint, dass diese Sätze auch auf Europa zutreffen – und auch auf persönlicher Ebene: Der Winter, der hier mit dem ersten Schnee gerade zu beginnen scheint, bringt eine neue Inner- lichkeit mit sich. Ich denke nach, über das Arbeiten, über die Energie, die ich habe, und wohin sie fließt. Deine Einschätzung, dass du lesen willst, was du noch nicht kennst, finde ich wichtig. Es geht mir auch im Schreiben so. Irgendwie geht es immer darum, sich auf Bereiche zuzu- schreiben, die noch im Dunkeln liegen. Du nennst auch Marlen Haushofer, eines meiner liebsten Bücher ist »Die Wand«. Klar, es ist auch ihr bekanntestes Buch, aber die zahl- reichen Lesarten haben es zu einem Werk gemacht, in dem ich alle Jahre wieder zu lesen beginne. Kannst du noch anderes von ihr empfehlen? Was ich sehr liebe, ist das Stundenbuch von Rilke, das Dao, Teile der Bibel. Ich bin keine Christin im klassischen Sinne, aber mich faszinieren heilige Schriften ungemein. Deshalb habe ich mein Vulkan- buch auch in drei Teile gegliedert: Leben, Sterben, Beten. ANZEIGE Ein feministischer Blick auf die Realität des Schwangerschafts- abbruchs in der DDR – Zwischen Restriktion und Legalisierung Mehr Infos: Ich denke, auf diese Dinge läuft es im Leben grundsätzlich hinaus, auch wenn Religion im ursprünglichen Sinne an Bedeutung verliert, sind wir immer nach etwas auf der Suche. Zumindest mir geht es so. […] Weißt du, was mich umtreibt? Dieser Gedanke, dass es so schwierig ist als Erwachsener, sich anzufreunden. Ich lerne Menschen nur noch in Kontexten kennen. Auf der Arbeit oder auf dem Spielplatz. Ich habe viel Kontakt mit Menschen, die mir nicht ähnlich sind, die ein ganz anderes Leben führen und mit mir nur einen Aspekt ihres Lebens gemein haben. Immer dieses Wissen, dass es der Zufall ist, der die Freundschaft hat beginnen lassen. Und dass sie fragil ist. Und die alten Freundinnen von früher, von denen man weiß, dass man ihnen heute nicht mal begegnen würde. Viel- leicht ist es unsinnig, darüber nachzudenken, anstatt es einfach zu akzeptieren. Aber es entf remdet mich einfach von anderen und macht es mir schwer, eine gute Freundin zu sein. Wie ist das bei dir? Was bedeutet es für dich, eine Freundschaft zu pflegen? Ich hoffe, es geht Latt e gut! Wir haben gerade eine schwere Zeit mit unserem Kater. Er ist sehr krank, musste in die Klinik und Infusionen bekommen. Er ist jetzt wieder stabil, aber kann nicht ohne Medikamente leben. Was er hat, wis- sen wir allerdings nicht. Kurz dachte ich, er würde es nicht schaffen. Ich habe ihn mit sechs Wochen aufgenommen, nachdem die Mutt er überfahren wurde. Ich kenne ihn also fast sein ganzes Leben. Und ich bin heilfroh, dass er noch lebt. Ich stelle mir vor, dass es stürmt in Amsterdam. Erzähl mir doch vom Winter in Amsterdam, und woran du arbeitest. […] Alles Liebe, Linn Linn Penelope Rieger ist Autorin, Dozentin und Mode- ratorin. Beim Leipziger Verlag Trott oir Noir erschien 2022 ihr Buch »Abraum, schilfern. Literarische Karto- grafie einer Thüringer Berglandschaft«. Und ja, sie war auch mal Literaturredakteurin beim kreuzer. www.linnpeneloperieger.online ▶ Im »Freundschaftsprojekt« im Rahmen des Gastland-Auftritts der Niederlande und Flanderns schreiben sich sechs Autorinnen von Herbst 2023 bis Frühjahr 2024 Briefe über Freundschaft. Außer den beiden hier sind das die Duos Sholeh Rezazadeh und Kaška Bryla sowie Aya Sabi und Marlen Hobrack. Nach einer Auftaktveranstaltung im Leipziger UT Connewitz lesen die Autorinnen auch im Februar in Antwerpen und am 20. März in Leipzig aus ihren Briefen. Veröffentlicht werden die Briefe unter: www.allesausserflach.de/projekte 20 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN »Als Übersetzerin kommt man sich oft vor wie Edward mit den Scherenhänden« Ira Wilhelm übersetzt seit dreißig Jahren aus dem Niederländischen – jetzt endlich auch ihr Herzensprojekt Ira Wilhelm lebt in der Stadt (Berlin) und auf dem Land (Sachsen-Anhalt), sie wurde 1962 im Schwarzwald gebo- ren und wuchs zweisprachig auf – mit Deutsch und Nieder- ländisch. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Anglistik in München und übersetzt seit nunmehr dreißig Jahren Romane, Gedichte und Sachbücher aus dem Nieder- ländischen ins Deutsche. Im Interview spricht sie über Schwingungen beim Übersetzen, Niederlandismen und ko- loniale Texte in postkolonialen Zeiten. Wie fi nden Sie zu den Büchern, die Sie übersetzen? Oder wie fi nden die Bücher zu Ihnen? Um ehrlich zu sein: auf mühsamen und rätselhaften Wegen. Mit Social Media und einem Überangebot an Niederlän- disch-Übersetzerinnen regelt das heute mehr und mehr der Markt. Die Übersetzerin ist ein Ich-Unternehmen, hat zu akquirieren, auf Messen, zu Lesungen und Empfängen zu gehen, sich zu präsentieren, zu zeigen – mir liegt das lei- der nicht. Manchmal kontaktieren mich die Verlage direkt, aber viel habe ich meinen Kolleginnen zu verdanken. Oft übersetzt man um des lieben Brotes willen – und nicht, weil man ein Buch unbedingt übersetzen möchte oder weil Buch, Autorin und Übersetzerin zusammenpassen. Es passt aber schon oft ? Wunderbar gepasst hat es bei Simone Atangana Bekono mit ihrem Buch »Salomés Zorn« von 2023. Bekono beschreibt als BiPoC-Person die diskriminierenden Erfahrungen eines schwarzen Mädchens in der niederländischen Provinz. Ich habe zwar auch einen migrantischen Hintergrund – meine Mutt er stammt von der ehemals niederländischen Antillen- insel Curaçao –, aber da meine Hautf arbe sehr hell ausge- fallen ist, habe ich kaum rassistische Anfeindungen erlebt. Wiederempfinden konnte ich dagegen Bekonos Beschrei- bungen der geborgenen Fremdheit, die sie empfand, als sie als Kind die Familie ihres Vaters in Kamerun besuchte. Ich bin überzeugt, dass solch ein Gleichschwingen dem Über- setzen förderlich ist. Bei weniger Übereinstimmungen – man übersetzt als Frau einen Mann, als ältere Übersetzerin eine junge Autorin, als friedliebender Mensch eine gewalt- tätige Passage etc. – geht das Übersetzen trotzdem, dann muss die Professionalität ran. Was sind die Herausforderungen bei der Übersetzung vom Niederländischen ins Deutsche? So ähnlich sich beide Sprachen sind, so unterschiedlich sind sie auch. Im Alltag, eines Reisenden etwa, ist die Ähnlich- keit hilfreich, beim Übersetzen ist sie oft einfach nur im Weg. Im Deutschen muss man stilistisch strenger sein, weil sich die deutsche Schriftsprache stärker von der deutschen Um- gangssprache unterscheidet, als das im Niederländischen der Fall ist. Auch der Satzbau kann oft nicht eins zu eins übernommen werden, wenn man verhindern will, dass die Übersetzung hölzern klingt. Und ein weiterer Fluch der Ähn- lichkeit besteht – abgesehen von den vielen »falschen Freun- den« – im enormen Potenzial, sprachliche Strukturen zu übertragen, so schleichen sich leicht Niederlandismen ein. Sie übersetzen verschiedene Genres von Belletristik über Lyrik bis zum Sachbuch. Welche Art von Text bereitet Ihnen am meisten Freude? Zunächst ist es einfacher zu sagen, was ich nicht so gerne übersetze: Sachbücher. Der technische Apparat aus Zitaten, Fußnoten und Bibliografie, der auf eine für das deutsche Publikum zugeschnitt ene Form gebracht werden muss, die mangelnde sprachliche Gestaltung durch die Autoren zu- gunsten des Inhalts, die Einarbeitung in wissenschaftliche Terminologie – angesichts dieser Mühen verwundert es mich immer wieder, dass das Sachbuchübersetzen schlech- ter bezahlt wird als das Literaturübersetzen. Was ist das Schöne am Literaturübersetzen? Das Einleben in literarische Wesen, um sie wieder zum Leben zu erwecken, das Nachempfinden, Nachbauen, Nachfabu- lieren eines Buchstabenkonstrukts, das man Original nennt – und schließlich die pure Lust an der Sprache. Diese wird bei guter Belletristik nicht gestillt, sondern gekitzelt und vermehrt. Das geschieht noch stärker bei der Poesie, auf die ich mich eher zufällig und in den letzten Jahren immer lieber konzentriert habe. Bei einem Roman hat man auf der Tastatur schon mal eine Pilgerreise von 600 Seiten Länge zu bewältigen und dabei, alle Versionen miteingerechnet, eine Wegstrecke von circa zwei Millionen Anschlägen hinter sich zu bringen. Wenn dabei noch ein knapper Abgabeter- min drängt, kann man an der sprachlichen Landschaft nicht so lange herumgestalten, wie man gerne möchte. In ein Gedicht gräbt man sich an Ort und Stelle immer tiefer ein. Ich versuche, dem Gedicht so viel Überarbeitungszeit zu geben, wie es braucht. Aber mit der Zeit meldet der Lebens- unterhalt dann Bedarf an. Arbeiten Sie gerade an einem Gedicht? Im Moment übersetze ich im Auftrag von Rozalie Hirs den Gedichtzyklus »Ecologia«, der 2023 mit dem Jan-Campert- Preis ausgezeichnet wurde, und für den die Dichterin und ich noch einen Verlag suchen. Wie hirnzerknackend diese Herausforderung ist! (Eines von Hirs’ Gedichten und dessen Übersetzung durch Ira Wilhelm finden Sie neben diesem Inter- view, Anm. d. Redaktion) Da Hirs auch Komponistin ist, fühle ich mich dem Klanggeschehen noch mehr verpflich- tet als sonst. Dabei macht es einem die deutsche Sprache nicht einfach. Als Übersetzerin kommt man sich oft vor wie Edward mit den Scherenhänden: eine endlose Fuchtelei mit scharfem Schneidewerkzeug. Die deutsche Sprache ist so spröde, vielsilbig, kasusverflucht und hilfsverbenver- haspelt, dass es ein verzweifelter Jammer ist. Haben Sie ein Herzensprojekt, das Sie gern übersetzen würden? Ja: Multatulis »Max Havelaar« – der einzige Beitrag der nie- derländischsprachigen Literatur zur Weltliteratur. Der Roman erschien 1860 und endlich, endlich – der Konjunktiv in Ihrer Frage ist Geschichte – darf ich ihn für die Andere Bibliothek neuübersetzen. Die große, stetig scheuernde Frage dabei wird sein: Wie und mit welchem Recht übersetzt man einen hochliterarischen, aber kolonialen Roman in post- kolonialen Zeiten wie heute? Das herauszufinden, darauf freue ich mich. INTERVIEW: TÜNDE MALOMVÖLGYI ▶ Ira Wilhelm spricht auf der Leipziger Buchmesse mit Anna Eble »über die einschüchternde Aufgabe, Klassiker (neu) zu übersetzen«: 24.3, 11 Uhr, Forum International + Übersetzungszentrum, Halle 4, C403) 22 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O : M A H M O U D D A B D O U B Wer waren sie gestern? Welche Romane, Libretti, Tagebücher stehen neben mir? Es ist turbulent in den Straßen Leipzigs, fröhlich sogar. An den Häusern ist der Putz abgeblättert, veraltete Straßenbahnen sägen über die Schienen, aus dem riesigen Bahnhof strömen Menschenmen- gen in Richtung Messe. Wer sind die Richter, die Informanten, die Men- schen vom letzten Jahr? Die Frage gilt für dieses Land wie für andere. Wo ist die »Frau Richterin«, vor der Václav Havel seine »letzte Erklärung« abgab, die mit den Worten endete: »Darum bin ich überzeugt, daß ich nicht noch einmal erneut ohne Grund verurteilt werde«, woraufhin sie ihn wieder zu soundso viel Monaten verurteilte? Was denkt sie, wenn sie ihn im Fernsehen mit Bush oder Gorbatschow sieht? Wo sind die Be- amten, die beschlossen, ihm regelmäßig, als er von 1979 bis 1983 im Gefängnis saß, die Briefe seiner Frau nicht auszuhändigen (»weil Du, wie mir mitgeteilt wurde, den Rahmen der familiären Thematik überschrit- ten und mir verschiedene Grüße ausgerichtet hättest«)? Wo sind »die drei jungen Männer im Auto vor dem Haus« in der letzten, noch unver- öffentlichten Erzählung von Christa Wolf? Haben sie zugeschaut, als sie im Fernsehen daraus vorlas? Die Umkehrung, die zu den Märchen oder Komödien des 17. Jahrhunderts gehört: Frösche als Prinzen, Gefan- gene als Könige, Unruhestifter als Minister, Henker als Angsthasen, Richter als Angeklagte. Und Märchen sind grausam, es ist gefährlich, auf der falschen Seite dieser Erzählungen zu landen. Aber die Zeit der gro- ßen Demaskierung ist noch nicht angebrochen. […] Leipzig 1990 Draußen leugnet die Sonne die Vergangenheit Der große Cees Nooteboom war 1989/90 in Deutschland unterwegs, hüben wie drüben, auch in Leipzig – ein Auszug aus seinen »Berliner Notizen« In Leipzig scheint die Sonne. Ich schlendere über den Marktplatz am Alten Rathaus, lese die pompösen Titel von Goethes Herzog in goldenen Buchstaben, atme die neblige, alles durchdringende Braun- kohlenluft ein und versuche, über die Vergangenheit nachzudenken, doch da ist zuviel Gegenwart. […] Auf dem Markt sind andere um mich, die mehr Gründe haben, sich mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen. Für mich wurde alles nach meiner Rückkehr freibleibend: Meinungsstreit, kalter Krieg, Menschen, die das System weiterhin rechtfertigten, Freunde, die – aus welchem Grund auch immer – sich Vorteile davon versprachen, die enttäuschten Erwartungen in Kambodscha und Vietnam; wir blieben, ganz gleich, was wir davon hielten, wie gesagt, frei dabei. Weit weg scheinen sie nun, die dogmatischen Ballette jener Tage von rechts und links auf der nie- derländischen Bühne, hier aber, auf dem Marktplatz, gehen sie weiter, und zum ersten Mal lautstark. Große Kreise haben sich um kleine Gruppen gebildet, die über die Wahlen am Sonntag debattieren, über Gysi und das Gold der SED, über Böhme, Schnur, Modrow, über Verräter, Ausbeuter, über alles besser wissende Intellektuelle, über Stasis und Bundis, über die Bundesrepublik, die jetzt wie eine Walze über sie hin- wegrollt, über Geld, Mieten, Arbeitslosigkeit, sie diskutieren zwischen den Plakaten von Kohl, Brandt und Schmidt, den Kiosken mit der west- deutschen Presse, sie sind erregt und schreien, als müßten sie das Schweigen der vielen Jahre wiedergutmachen, die Umstehenden mur- meln Billigung, Mißbilligung. Klischees, was jeder bemerkt und was doch gesagt werden muß. »Als wäre der Krieg gerade vorbei«, sagte Armando am Samstag, und den gleichen Eindruck hat man auch hier wieder. Nicht nur wegen der fehlen- den Farbe, der altmodischen Autos, der schlechten Straßen, es muß etwas anderes sein; als werde, obwohl das Gras grün und die Dachziegel rot sind, doch alles schwarz-weiß fotografiert, als wolle es noch nicht ganz Jetzt werden, und die leichte Nostalgie, die bei manchen Leuten anscheinend dazugehört, denen es am liebsten wäre, wenn alles so bliebe. Das meint Grass vermutlich, wenn er sagt, daß man hier langsamer lebe, und genau dagegen setzt sich Monika Maron zur Wehr, wie sie sich auch wehrt gegen die Träume, die Stefan Heym noch aus dem Alptraum der Vergangenheit retten möchte. Auch ich habe mich bei derartigen Gedanken ertappt, aber so kann es nicht bleiben. Wie es weitergehen soll, werden die Menschen am Sonntag selbst entscheiden. Die Stunde der Wahrheit naht, sagt Der Sachsenspiegel, und das stimmt, und obwohl es noch zu früh ist, gehe ich ins Nachttanzcafé des Hotel Astoria auf eine Tasse Kaffee. Zehn Uhr morgens, und schon sind sie wieder da, die ural- ten Zeiten: Männer in weißen Smokingjacketts spielen Tanzmusik, säuselndes Schlagzeug, süße Geigen. Ich werde mein eigener toter Vater und setze mich in den Plüsch. Schwere Sessel, wie Regimenter aufge- stellt, größere und kleinere Sitzecken, viereckige, samtbezogene Barhocker, fünfziger Jahre, Variante Volksrepublik, die Ausstattung aus durchbrochenem aufgebauschtem Plastik, Wandlampen mit mattem Bleiglas, rechteckig, gelb, blutrot. Ein Reservat, ein Servierwagen mit Kuchen, eine hochgewachsene Blondine, das Leben als Privileg. Ich lese in dem Büchlein Die Geschichte ist offen: Volker Braun, Günter de Bruyn, Sarah Kirsch, Monika Maron, Günter Kunert, Stimmen, Gegenstimmen, und bleibe stecken im hervorragenden, autobiographischen Beitrag Monika Marons, der mir mehr als alles, was ich in letzter Zeit gelesen habe, mit großer Klarheit und Anteilnahme ein Bild dessen vermittelte, was in diesem Jahrhundert mit Menschen in Deutschland geschehen ist; jüdischer Großvater, katholische Großmutter, Kommunisten, Depor- tation, Nachbarn, die mit den Nazis sympathisierten, aber doch auch halfen, eine Mutter, die trotz allem am (kommunistischen) Glauben festhalten möchte, der Bruch, jene, die in den Westen gehen, die anderen, die im Osten bleiben, der Großvater, der nicht mehr zurückkommt, die Aussöhnung, das Wiedersehen verloren geglaubter Verwandter, Schicksal, Geschichte, die sich selbst erklärt. Draußen leugnet die Sonne die Vergangenheit. Ich schlendere durch die Stadt zur Thomaskirche. Dort ist Bach begraben, haben Mozart und Schumann gespielt, führte Mendelssohn zum ersten Mal nach Bachs Tod die Matthäus-Passion auf. Ein Foto von Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Dimitri Schostakowitsch am Grabe Bachs. Und auch das ist 24 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Metaphysik der Sitten Omri Boehm zieht eine metaphysisch begründete Wahrheit der partikularen Einigung vor. Für seinen »radikalen Universalismus« erhält der Philosoph den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung Was du nicht begründen kannst, das setze a priori an.« Unabhängig von unserer Erfahrung also sollen dem verballhornten philosophischen Leitsatz zufolge diejenigen Überzeugungen angesiedelt werden, die sich nicht bewei- sen lassen. Das ist ein bisschen aus der Mode gekommen. Um so überraschender ist zu lesen, mit welcher Verve der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm das Prinzip in »Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität« vertritt. Denn darin geht es ihm nicht nur um die Verteidigung eines Universalismus, auf dem beispielsweise die Menschen- rechte und der demokratische Rechtsstaat gründen. Seiner Vorstellung nach reicht das moralische Gebot hinter jede Konvention zurück und ist eine Wahrheit, der sich sogar ein Gott beugen muss. Dafür – und für seine Haltung zum Nahost-Konflikt – erntet Boehm auch Kritik. Sein huma- nistisches Plädoyer ist ehrbar, findet die Jury der Buchmesse und wird ihn mit dem in Höhe von 20.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung aus- zeichnen. F O T O : H A N S S C H E R H A U F E R Der 1979 in Haifa geborene Boehm – seine Großmutter hat deutsche Wurzeln – studierte in Tel Aviv und promovierte in Yale/USA über Kants Kritik an Spinoza. Sein »Radikaler Universalismus« erschien im September 2022 auf Deutsch. Darüber, ob für die gesellschaftliche Entwicklung partiku- lare oder universelle Prinzipien von konstitutiver Wichtig- keit sein sollen, wird derzeit heftig gestritten. Wenn es um Identitätspolitik geht, wird meist nur an linke Positionen gedacht, die die Kategorien Gender und Ethnie betonen. Dass aber von rechts mit Volk und Nation auch auf Identität gesetzt wird und jeder, der »Normalsein« betont, das eben- falls tut, wird übersehen. Zumindest indirekt richten sich solche Positionen gegen den Universalismus, demzufolge alle Menschen gleiche Wertigkeit haben sollten – unabhän- gig von Status, Herkunft etc. Der Universalismus ist vor allem deswegen in Misskredit geraten, weil er dem westli- chen Denken entsprang und noch dazu viele seiner Vertreter rassistische Ansichten vertraten oder gar selbst Sklaven- halter waren. Boehm gibt der Kritik an den Personen Recht, entgegnet aber, Immanuel Kant & Co. hätten trotzdem eine tiefe moralische Wahrheit verkündet. Um das zu zeigen, greift Boehm neben dem Kategorischen Imperativ auch auf die biblische Überlieferung zurück: Abraham habe Gottes Ge- bot, seinen Sohn Isaak zu opfern, in Wirklichkeit missachtet. Die Verse, in denen der Engel erscheint, um Abraham von der Aufgabe zu erlösen, seien nachträglich eingefügt worden. Wo genau diese schon Abraham motivierende moralische Wahrheit herkommt, kann Boehm allerdings nicht sagen, außer eine metaphysische Begründung für solch eine abso- lute Gerechtigkeit einzufordern. Das Problem: Wenn diese jenseits menschlicher Diskussionen angesiedelt und damit auch jeder Korrektur entzogen ist, wird es fatal. Jeder Zuletzt unterhielt er sich mit Daniel Kehlmann über Kant: Omri Boehm könnte sich auf eine solche Wahrheit berufen, Fanatismus wäre Tür und Tor geöffnet, auch wenn das nicht Boehms Absicht ist. Letztendlich geht er aber den Weg zurück zur Prophetie, die die Aufklärung ja überwinden wollte. Diese Projektion einer guten Idee überzeugte hingegen die Buch- preis-Jury. Da nimmt sie es wohl in Kauf, dass Boehms politische Agenda auf heftige Kritik stößt. Er verteidigte die Docu- menta fifteen gegen alle Kritik. Weiterhin kritisierte er die Anti-BDS-Resolution des Deutschen Bundestags, die laut Boehm besagt, es sei »antisemitisch«, »auf der schieren Gleichheit von Juden und Palästinensern zu bestehen«. Nur steht davon nichts im Text. Boehm arbeitet sich immer wieder an Israel ab. Zionismus – dessen verschiedene Aus- formungen unterschlägt er – hält er in seiner Streitschrift »Israel. Eine Utopie« (2020) für einen Widerspruch zu hu- manistischen Werten. Dort fordert er die Einstaatenlösung, wobei in seiner Darstellung die Araber in Palästina nur als Opfer jüdischer Täter vorkommen. Vernichtungsfantasien etwa einer Hamas ignoriert er, während er ein vereinfach- tes, israelkritisches – wie man so sagt – Bild zeichnet. Ralf Balke kommentierte in der Jüdischen Allgemeinen nüch- tern: »Es gibt in Deutschland für sie einen Markt und Omri Boehm bedient diesen gerne.« Vielleicht kann der Buch- preis Anlass sein, sich radikal zu verständigen – mit aller, nicht jenseits aller Erfahrung. TOBIAS PRÜWER ▶ Preisverleihung zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse. Die Laudatio hält die Soziologin Eva Illouz. 20.3., 19 Uhr, Gewandhaus 26 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Mensch im Facebook«) bis Ruth Herzberg (»Wie man mit einem Mann unglücklich wird«). Von Anfang an waren das sehr besondere Stimmen, die bei der klassischen Ochsen- tour zum Verlagsvertrag wohl eher durchgerutscht wären. Richter war es, die die hierzulande noch unbekannte Stefanie Sargnagel (»In der Zukunft sind wir alle tot«) 2014 als erster deutscher Verlag veröffentlichte, mit Elfi Conrad brachte sie eine 80-jährige Debütantin. »2023 war der gleiche Spirit wie 2013«, sagt sie. »Jetzt verstehen nur mehr Leute, was ich mache.« Neue Erzählformen sind dabei hoch will- kommen – egal, ob es die »Kryptopoeme« eines Yevgeniy Breyger oder Sina Kamala Kaufmanns »nahphantastische Erzählungen« sind. Auch das Erfolgsjahr 2023 war kein reines Glück, das ir- gendwie vom Himmel gefallen wäre. Dank einiger kluger unternehmerischer Weichenstellungen hatten die Jahre seit Ausbruch der Corona-Pandemie für Mikrotext sehr gut funktioniert. Mit dem Preisgeld des ersten Deutschen Verlagspreises (Mikrotext wurde 2019, 2020 und 2023 ausge- zeichnet) setzte Nikola Richter ihren Webshop auf – der punktgenau mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 online ging. Eine nachhaltige Investition in die Zukunft. 2020 schrieb Nikola Richter zum »Jahr des offenen Verlags« aus, Motto: »Zusammen verlegt man weniger allein.« Nach fast sieben Jahren One-Woman-Show fühlte die Verlegerin, wie sich die große Müdigkeit des Landes auch bleischwer auf ihre Schultern legte – und dachte gelegentlich gar über eine vorübergehende Pause ihrer Tätigkeit als Verlegerin nach. Ole Rauch vom Jacobin-Magazin riet zur Vorwärts- Verteidigung: »Mach doch das Gegenteil! Öffne den Verlag.« Am Ende entstanden sechs Titel mit sechs Gastverlegerin- nen – alle Projekte waren über Crowdfunding durchfinan- ziert. Die Arbeit mit den Teilzeitverlegerinnen, die sich für andere einsetzen, war eine beglückende Erfahrung – auch wenn 2020 alles andere als ein Sabbatjahr für Richter wurde. Nach dem rasanten 2023 will es die Verlegerin im elften, dem »Schnapsjahr« 2024 mit zwei statt vier Titeln pro Saison etwas ruhiger angehen lassen. Mely Kiyak ist mit einer gänzlich neu überarbeiteten Ausgabe von »Dieser Garten« am Start, in der wir die Benediktinerinnen der Abtei zur Heiligen Maria in Fulda und den wohl ersten nachhaltigen Garten Deutschlands kennenlernen. Isobel Markus, Berli- ner Salonière des 21. Jahrhunderts, beschreibt in ihrem »Dating Roman«, wie sich zwei Freundinnen zusammentun, um die Hochs und Tiefs des Online-Datings gemeinsam durchzustehen. Gut zu tun hat Nikola Richter trotzdem: Anfang April hat »Unser Deutschlandmärchen« Premiere am Berliner Gorki, die Lesereise von Dinçer Güçyeter geht an gefühlt 100 Stationen weiter – und 2025 ist ja auch noch ein Jahr. Der Kurt-Wolff-Förderpreis ist bei all dem »eine große Ehre«, freut sich die Verlegerin. »Ich arbeite nicht in großen Bögen, sondern versuche, für jedes einzelne Buch das Beste zu machen.« Das ist gewiss keine Schnapsidee. Auch im elften Jahr macht ihr Independent-Schnellboot zwi- schen all den großen Verlags-Tankern bella figura. Hand- breit, Mikrotext! NILS KAHLEFENDT ▶ Kurt-Wolff-Preisverleihung: 22.3., 13 Uhr, Leipziger Buchmesse, Forum Die Unab- hängigen (Halle 5, Stand E313) ▶ Die 2024er Kurt-Wolff-Preisträgerinnen Britta Jürgs (Aviva) und Nikola Richter (Mikrotext) im Gespräch mit Katharina E. Meyer und Sarah Käsmayr: 22.3., 20 Uhr, Connewitzer Verlagsbuchhandlung Feministische Universalbibliothek Kurt-Wolff-Preis für den Aviva-Verlag: Seit einem Vierteljahrhundert bringt Britta Jürgs mit Energie und Spürsinn weibliche Stimmen der Weltliteratur zur Geltung Aviva residiert in einer parkettknarzenden Altbauwohnung in Moabit. Als Britta Jürgs 1997 ihren Verlag gründete, tat sie es wegen Büchern, die sie selbst vermisste: Texte von und über Autorinnen, Journalistinnen, bildende Künstle- rinnen oder Filmemacherinnen vor allem aus den 1920er und 1930er Jahren, starke Frauen allesamt, nicht wenige da- von jüdisch. Gut zwanzig Jahre war es da her, dass der Stern-Journalist Jürgen Serke mit einer achtteiligen Serie über »Die verbrannten Dichter« in der alten Bundesrepu- blik Furore machte. Die damals 66-jährige Irmgard Keun etwa spürte Serke in einer Bonner Dachkammer auf, es war der Beginn zahlreicher Wieder- und Neuentdeckungen. Dennoch waren, als Britta Jürgs begann, noch viele Schätze zu heben. Wieso der Blick zurück, wo junge Verlags-Start-ups heute oft auf das Neueste vom Neuen fliegen? »Ich habe gemerkt«, so Jürgs, »dass diese Frauen absolut modern sind, gar nicht so weit von uns und unseren Erfahrungen entfernt, wie man vermuten könnte. Ich war überzeugt, dass sie auch anderen viel zu sagen haben.« AvivA nennt sie ihren Verlag – wie Frühling auf Hebräisch und, in der Eigenschreibweise, mit einer Symmetrie aus großem A vorn und hinten. »Viva, das Leben, steckt auch drin«, ergänzt Jürgs lachend. In diesem Jahr haben gleich mehrere der bei Aviva wieder- entdeckten Frauen runde Geburtstage. Von der vor 120 Jahren in Berlin geborenen Ruth Landshoff-York, einer Nichte des Verlegers Samuel Fischer, die in Murnaus »Nos- feratu« mitwirkte und 1937 in die USA emigrieren musste, erschienen bislang sechs Bücher. Ebenfalls 120. Geburtstag würde die in Wien geborene Lili Grün feiern, die in den Roaring Twenties zur Berliner Kabarettszene gehörte und ihre Erlebnisse in dem Roman »Alles ist Jazz« verarbeitete. Nach dem »Anschluss« Österreichs im März 1938 hatte Lili Grün als jüdische Schriftstellerin schlagartig keine Mög- lichkeit mehr zu publizieren. 1942 wurde sie aus Wien depor- tiert und sofort nach ihrer Ankunft im weißrussischen Maly Trostinec ermordet. »Die Bräutigame der Babette Bomberling«, ein Roman von Alice Berend (1875–1938), 1915 bei S. Fischer erschienen, brachte es einst zu einiger Berühmtheit – Britta Jürgs fand das Buch in einem Antiquariat, las begeistert und begann, zur Autorin zu recherchieren: Die Schwester der Malerin Charlotte Berend-Corinth veröffentlichte vor allem zwischen 1910 und 1920 zahlreiche Romane, die in Auflagen von mehreren hunderttausend Exemplaren erschienen und ihr den Ruf eines »weiblichen Fontane« einbrachten. Auch Berend musste 1933 vor den Nazis fliehen und starb mittel- los in Italien. Romane, Biografien, Feuilletons, Reiseberichte: In 26 Jah- ren ist die Backlist des Verlags auf rund 120 Titel ange- wachsen, pro Jahr kommen rund 8 neue dazu. So ist, wie es in der Jurybegründung zum Kurt-Wolff-Preis heißt, »quer durch die Epochen, Kontinente und Genres eine kleine Uni- versalbibliothek entstanden«. Britta Jürgs ist, Hand in Hand mit großartigen Fachleuten fürs Übersetzen, Edieren und Nachwortschreiben, längst weiter durch Zeiten und Sprachräume geeilt. »Alle Frauen müssten gemeinsam Blu- 28 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O : K A T J A S C H O L T Z Ausgebildete Verlagsbuchhändlerin, Autorin und Übersetzerin aus dem Englischen: Nicole Seifert »Die Frauen waren im Wesentlichen als Körper dabei« Nicole Seifert im Interview zu ihrem Buch über die Frauen in der Gruppe 47 Nicole Seifert schaltet sich per Videocall aus Köln zum Gespräch dazu. Sie ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und arbeitet als Übersetzerin, Autorin und Herausgeberin. Im Interview zu »Einige Herren sagten etwas dazu« spricht sie über die Frauen, die als Autorin- nen an den Treffen der Gruppe 47 teilnahmen und deren Werk heute größtenteils wieder in Vergessenheit geraten ist. Die Abwertung von Au- torinnen war bereits Thema ihres ersten Sachbuchs »Frauenliteratur«. Wann haben Sie das letzte Mal ein Buch von einem Mann gelesen? Das war »Die Zeit der Verluste« von Daniel Schreiber. Mir geht es ja nicht primär darum, Männer auszuschließen, sondern mich auf andere Perspektiven zu konzentrieren als auf die, mit denen ich aufgewachsen bin – und das waren eben sehr überwiegend die von weißen Männern. Nehmen wir an, Sie könnten sich mit drei der in Ihrem Buch bespro- chenen Autorinnen zum Abendessen treffen. Wer wäre das und was gäbe es zu essen? Besonders neugierig wäre ich auf Gisela Elsner, Ingeborg Bachmann und Gabriele Wohmann. Gisela Elsner hat vor allem Romane geschrieben und mit krassen Gesellschaftssatiren angefangen, die damals nicht ver- standen werden wollten. Elsner kritisierte den damaligen Wirtschafts- wunderwohlstand, in dem der Faschismus noch so gegenwärtig war. Ingeborg Bachmann würde ich gerne persönlich treffen, weil es oft mehr um die Rezeption ihrer Person geht als um ihr Werk. Es wird viel speku- liert, ob ihr Verhalten natürlich oder aufgesetzt war und so weiter. Das kommt mir heute übertrieben vor – wie ein Ablenkungsmanöver von ihrem Werk. Gabriele Wohmann finde ich interessant, weil sie ein umfangreiches Werk hinterließ, das sich viel um die Beziehung zwischen Mann und Frau dreht. Aus heutiger Sicht liest sich das sehr patriarchatskritisch. Damals hat sie sich klar vom Feminismus distanziert. Allerdings musste sie das auch tun, um Erfolg zu haben. Ich glaube, ich käme gar nicht www.kreuzer-leipzig.de IHR PARTNER FÜR: ERGONOMIE AM ARBEITSPLATZ BÜROPLANUNG ANALYSEN UND WORKSHOPS www.janik-leipzig.de A N Z E I G E JANIK Ergonomische Bürowelten Felsenkellerstr. 1 | 04177 Leipzig T: 0341 3 91 32 48 | info@janik-leipzig.de Mo-Fr. 10-18 Uhr | Sa. 10-14 Uhr 30

LOGBUCH | MAGAZIN »Ohne uns wäre die Welt etwas weniger schön« Die Büchergilde Gutenberg ist bekannt für Alexander Elspas über die vergangenen hundert Jahre Büchergilde – und die künft igen Buchkunst, für Gestaltung und Hand- werk. Als Kulturinstitution gründete sie sich 1924 in Leipzig. Der Vorstandsvorsitzende Ale- xander Elspas spricht im runden Jubiläums- jahr über Buchkunst, alte und junge Stoffe so- wie Bildung nach dem Lustprinzip. F O T O : B Ü C H E R G L D E I Bücher von der Büchergilde: Schön und gut Wie blicken Sie zum Jubiläum auf Ihre bisheri- ge Zeit in der Büchergilde zurück? Die Büchergilde als Institution wird manchmal wie die katholische Kirche betrachtet: Gab’s immer, gibt’s immer, wird’s immer geben. Aber wir bekommen keine festen Gelder. Eine der wichtigsten Entscheidungen meines Vorgängers war daher 2014, der Büchergilde die Form ei- ner Genossenschaft zu geben. Das ist ein ganz handfester Aspekt der finanziellen und ideel- len Unabhängigkeit. Des Weiteren haben wir vergangenes Jahr eine Geschäftsstelle in Leipzig eröffnet, weil wir ein Bekenntnis zu unserer Gründungsstadt abgeben wollten. Zudem haben wir eine enge Verbindung zum Museum für Druckkunst und eine gute Partnerschaft mit der Buchhandlung Ludwig. ANZEIGE Wie kommt es zu dieser engen Bindung zum Museum fü r Druckkunst? Das wahrscheinlich wichtigste Merkmal der Büchergilde ist die Buchkunst, das heißt die Illustrationen, das Gestalterische und die Mate- rialien. Da ist der Weg zu diesem Museum nicht so weit, weil dort die Maschinen stehen, auf denen früher gedruckt wurde und an denen das Thema Buchkunst sichtbar und erlebbar gemacht werden kann. Wie fi nden Sie die passenden Illustratorinnen und Illustratoren? Aufgrund der langjährigen Arbeit in dieser Rich- tung gibt es natürlich einen Kreis an Kunst- schaffenden, die wir kennen, aber wir stehen auch für Nachwuchsförderung. Alle zwei Jahre schreiben wir den Gestalterpreis aus. In Zu- sammenarbeit mit Hochschulen entdecken wir so neue Talente. Wir bieten außerdem auf bei- den Buchmessen ein Mappen-Speeddating an, auch da entdecken wir immer wieder Künstler und Künstlerinnen, die uns gefallen. Zuletzt erschienen bei Ihnen Bücher wie Be- rests »Die Postkarte« oder »Blue Skies« von Boyle. Welche gesellschaft liche Verant- wortung tragen Bücher und das V erlegen von Büchern in unserer heutigen Zeit? Im Kern sind wir der Literatur verpflichtet. Da- mit verbunden ist natürlich die Frage, welche Stoffe wir in unser Programm aufnehmen. Welche halten wir für relevant und welche kön- nen eine gesellschaftspolitische Relevanz ent- wickeln? Wir haben uns beispielsweise dafür entschieden, Remarques »Die Nacht von Lis- sabon« ins Programm zu nehmen, momentan die einzige auslieferbare Hardcover-Ausgabe auf dem deutschen Buchmarkt. Dieser Roman beschäftigt sich mit Flucht, Vertreibung und Entwurzelung. Das kann man als Wahrnehmung gesellschaftspolitischer Verpflichtungen ver- stehen. Zugleich haben wir ein wichtiges Buch deutscher Literatur wieder verfügbar gemacht. In den letzten Jahren haben wir zudem ganz gezielt jüngere Stoffe aufgenommen wie R. F. Kuangs »Babel«. Mit Blick auf die nächsten hundert Jahre werden wir mit den alten weißen Männern alleine nicht die Zukunft gestalten können. Welchen Stellenwert hat die Büchergilde heute? In den Zeiten ihres Ursprungs hatt e sie einen ganz anderen Stellenwert, nämlich Personen Bücher näherzubringen und auch finanziell zu ermöglichen, die nicht die Mitt el dafür hatt en. Heute muss man ganz ehrlich sagen, die Welt würde sich auch ohne uns weiterdrehen, aber sie wäre etwas weniger schön. Wir sind für viele die buchhändlerische, literarische Heimat. Ich hoffe darüber hinaus, dass wir durch unser Programm unsere Relevanz steigern werden können. Wir wollen auf jeden Fall unseren Bei- trag dazu leisten, Bildung mitt els literarischer Stoffe zu vermitt eln – nicht mit dem erhobenen Finger, sondern nach dem Lustprinzip. Gibt es Zukunft spläne fü r die Büchergilde? Ein Projekt, das uns reizt, ist das Gestalten von englischsprachigen illustrierten Büchern. Das ist nicht ganz einfach, weil wir dazu mit großen internationalen Agenturen Rechte zu klären haben. Handwerkliche Aspekte müssen eben- falls bedacht werden: Englische Texte haben eine andere Länge als deutsche Texte, da müs- sen die Illustrationen neu konzipiert werden. Was erwartet uns zum Jubiläum hier in Leipzig? Im Museum für Druckkunst wird am 29. August eine Ausstellung eröffnet, die die Büchergilde vorstellt und erlebbar machen soll. Wir werden das gesamte Wochenende – von Donnerstag bis Sonntagabend – im Museum feiern, es soll Programm für große und kleine Menschen ge- ben, literarisch, handwerklich und künstlerisch. Wir sind außerdem im Gespräch mit verschie- denen Institutionen, um weitere Angebote zu entwickeln, die wir noch verkünden werden. INTERVIEW: JOACHIM KERN 32 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN F O T O : P A U L A W N K L E R I »Man könnte immer weiterdokumentieren« Ronya Othmann über ihren Roman »Vierundsiebzig« und Erinnerung in der Literatur Der sogenannte Islamische Staat verübte 2014 einen Genozid an den Jesidinnen und Jesiden, 2023 erkannte ihn der Deutsche Bundestag an. Dennoch werden heute Überlebende aus der Bundesrepublik abgeschoben. Ronya Othmanns »Vierundsiebzig« widmet sich diesem Genozid. In ihrem ersten Interview zum Buch spricht die Autorin, Journalistin und Absolventin des Literaturinstituts in Leip- zig über Sprachlosigkeit im Roman, Dokumentation von Erlebtem und die Grenzen von Fiktion. Warum haben Sie sich für die Bezeichnung »Roman« ent- schieden? Eine Reportage oder ein Essay ist der Text nicht. Es finden sich dort verschiedene Formen. Vielleicht könnte man ihn »dokumentarischen Roman« nennen, obwohl dieser Begriff etwas sperrig ist. Angesichts des Grauens hätte es sich falsch angefühlt, mir etwas auszudenken. Die Realität allein wirkt schon so fiktional, so unbegreiflich. Fiktionalität angesichts des Genozids kam mir unangemessen vor. Ein zentrales Thema des Romans ist Sprachlosigkeit. Haben Sie den Eindruck, dass Sie auf knapp 500 Seiten eine Sprache für die Gewalt und das Unbegreifliche ge- funden haben? In »Vierundsiebzig« kommen verschiedene Arten von Sprachlosigkeit vor. Es gibt einerseits die Menschen, die aufgrund des Grauens, das sie erlebt haben, gar nicht mehr sprechen, und andererseits die Menschen, die viel zu viel reden, die immer noch nicht glauben können, was eigentlich passiert. Beide haben keine Sprache für das, was ihnen passiert ist. Ich selbst habe beim Schreiben keine Sprache gefunden, sondern mir Sprache ausgeliehen. Zum Beispiel die Sprache des Gerichts, die Sprache der Reportage. Das Ergebnis ist zusammenmontierte Sprache. Dabei habe ich versucht, den Roman so dokumentarisch wie möglich zu gestalten, als würde ich ihn für einen Gerichtsprozess auf- bereiten. Erinnerungen sind nicht immer zuverlässig. Wie sind Sie beim Dokumentieren vorgegangen? Teile stammen aus meiner Erinnerung, da kann ich auf Fotos zurückgreifen oder auf Gespräche mit anderen Menschen, die auch dabei waren. Als ich 2019 mit meinem Vater in den Irak reiste, bei den Gerichtsverfahren oder beim Besuch im Pergamonmuseum hatte ich bereits die Intention, darüber zu schreiben und meine Eindrücke zu dokumentieren. Da- bei habe ich versucht, alles so genau wie möglich zu notieren, Fotos zu machen, Videos, Sprachaufnahmen, auf die ich mich beim Schreiben stützen konnte. Als wir mit dem Auto durch Shingal fuhren, ist mir aufgefallen, dass man vieles sieht und es wieder vergisst. Man kann sich nicht an alle De- tails erinnern und erkennt sie dann erst auf dem Video oder Foto wieder. Aber nicht alles, was ich aufgeschrieben habe, hat in das Buch hineingefunden. Welche Hoffnungen und Wünsche waren mit dem Doku- mentieren verbunden? Im Jesidentum wird alles mündlich tradiert, das Archiv mündlich weitergegeben. Durch die lange Verfolgung und die Genozide sind diese Strukturen teilweise nicht mehr vorhanden. Mit der Zerstörung kommt auch der Wunsch, aufzuschreiben und festzuhalten. Die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, hatten die Hoffnung, dass ihnen ge- holfen wird, wenn ich mit ihnen spreche. Ich habe von An- fang an gesagt, ich kann nicht helfen, ich kann nur auf- schreiben. Ich habe keine Möglichkeit, Menschen nach Deutschland zu holen. Vor Ort gab es durch das Sprechen auch die Hoffnung, dass Aufmerksamkeit auf die Lage der Menschen dort gerichtet wird. 2014 gab es ein großes medi- ales Interesse, die ganze Welt hat hingeschaut, für kurze Zeit. Aber seitdem ändert sich nichts an der Lage der Jesi- dinnen und Jesiden. Welches Thema hat Sie bei der Recherche für den Roman besonders beschäftigt und schockiert? Es gibt das Problem der Frauen, die von Männern des Isla- mischen Staats (IS) vergewaltigt wurden. Die Frauen müs- sen sich entscheiden, ob sie zu ihrer Familie zurückkehren oder bei den Familien der IS-Täter und bei ihren Kindern bleiben. Viele bleiben wegen ihrer Kinder bei den Tätern. Eigentlich müsste man ein Sonderkontingent einrichten, um diese Frauen aus dem Land zu schaffen. Fühlt sich das Buch für Sie beendet an? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es so fertig ist. Der Schluss ist fast ein wenig willkürlich. Man könnte immer weiter- dokumentieren. Das ist kein Verbrechen, das in der Vergan- genheit liegt und jetzt rekonstruiert wird, es ist nicht ab- geschlossen. Jetzt zum Beispiel gibt es Abschiebungen von Jesidinnen und Jesiden in Deutschland, die teils Genozid- überlebende sind. Kürzlich wurden wieder Gräber exhumiert; es gibt türkische Drohnenangriffe; im Winter brennen die Zelte in den Flüchtlingscamps, sie fangen Feuer von den kleinen Öfen. Die Menschen wohnen seit zehn Jahren in den Camps. Das ist passiert, gestern und vorgestern. Ich könnte immer weiterschreiben. INTERVIEW: MICHELLE SCHLEIMER ▶ Ronya Othmann: Vierundsiebzig. Hamburg: Rowohlt 2024. 512 S., 26 € ▶ Lesung: 22.3., 19 Uhr, UT Connewitz 34 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Unbändig lebenshungrig Am 5. Februar dieses Jahres wäre sie hundert geworden. Eine Begegnung mit Selma Merbaum (1924–42) Doch Selma Merbaum war gerade mal achtzehn Jahre alt, als sie im Lager Mychajliwka in der heutigen Ukraine an Fleckentyphus starb. Es heißt, sie kämpfte mit eisernem Willen gegen die Erkrankung, schleppte sich bis zuletzt zur Arbeit, schaufelte Schnee. Es heißt, sie sang sich in den letzten Stunden leise in den Tod hinein, oben in ihrer Koje an jenem 16. Dezember 1942. Der dort ebenfalls inhaftierte Maler Arnold Daghani hielt ihre Grablegung auf einer Zeich- nung fest – Selmas Körper eingewickelt in einem Tuch. Beigesetzt wurde sie in einem Massengrab. Die Stadt der Dichterinnen Selma Merbaum war eine junge jüdische, deutschsprachige Dichterin aus Tscherniwzi, dem einstigen Czernowitz, der multikulturellen Hauptstadt der Bukowina, einer zum My- thos gewordenen Literaturstadt mit bewegter Geschichte. Neben Rose Ausländer und Paul Celan gehört auch sie zum literarischen Erbe dieser Stadt. Und als müsste es so sein, war sie Celans Cousine zweiten Grades (die Väter der Mütter waren Brüder). Als Selma Merbaum zur Welt kam, gehörte der ehemals östlichste Zipfel der Habsburger Monarchie bereits zu Rumänien. In der Familie wurde Deutsch gesprochen, in der Schule war nur Rumänisch erlaubt, was sie aber ohne Prob- leme beherrschte. Später übersetzte sie auch Gedichte aus dem Rumänischen, Französischen und Jiddischen – Spra- chen, die sie am Lyzeum neben Latein lernte – ins Deutsche. Es heißt, sie habe sich oft unter der Schulbank verkrochen und gelesen. Und sie schrieb Gedichte, die sie an Freundin- nen und Freunde verschenkte. Eine kleine Sammlung, ein handgeschriebenes Album mit 58 Gedichten, hat auf aben- teuerliche Weise ihren Tod überlebt und sie zu einer heute bekannten Dichterin gemacht. In diesen Gedichten und in Erinnerungen einiger weniger Überlebender blieb auch ihre Geschichte, wenn auch nur in Splittern, erhalten. »Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben« Diese Erinnerungssplitter sammelte Marion Tauschwitz sorgfältig auf und setzte sie mit neu gefundenen Quellen, Indizien, Spuren und Gedichtzeilen zu einer mosaikartigen biografischen Erzählung zusammen, die zugleich die Ge- schichte des jüdischen Czernowitz nachzeichnet. Das Buch »Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben. Biografie und Gedichte« trägt im Titel den letzten Satz aus Merbaums Album und ist nun in einer erweiterten Neuauflage erschie- nen. »Ich möchte lachen und Lasten heben und möchte kämpfen und lieben und haßen und möchte den Himmel mit Händen faßen und möchte frei sein und atmen und schrei’n. Ich will nicht sterben. Nein: Nein.« Selma Merbaums Album mit 58 handgeschriebenen Gedichten Die Biografie ist eine sorgfältig recherchierte literarische Erzählung voller Konjunktive, die plastische Möglichkeit des Lebens von Selma Merbaum, wie sie es gelebt haben könnte. Ein greifbares und ergreifendes Bild einer lebens- hungrigen, intellektuell und politisch wachen und belesenen jungen Frau, die bis zuletzt, noch im Todeslager, mit dem Maler Daghani über das Wesen der Kunst stritt. Tauschwitz bringt neue Erkenntnisse, räumt mit einigen Fehltran- skriptionen der Texte auf, stellt ihre Interpretation als reine Liebeslyrik in Frage, klärt die Schreibweise des Namens auf. Interessant sind die möglichen anderen Lesarten der Gedichte, die ein ganzes Panorama aus Merbaums Lebens- umständen eröffnen. Dass Tauschwitz dabei stellenweise etwas zu tief ins Pathetisch-Märchenhafte abrutscht, sei ihr verziehen – es tut den Erkenntnissen aus der Lektüre kei- nen Abbruch. Nur hätte es, wenn es darum geht, die Dichte- rin als künstlerische Persönlichkeit zu zeigen, den Ballast der Attribuierung, die Vergleiche mit Anne Frank und das viel zu häufige Umkreisen des »Cousins Paul« gar nicht gebraucht. Selma Merbaum stünde auch so ganz selbstbe- wusst und mit einem breiten Lächeln da, mit dem Ball in der Hand. 36 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Kilometerlanger Papierzerfall Seit seiner Eröffnung im Jahr 1998 leistet das Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig spannende Pionierarbeit im Bereich der Papiererhaltung Durch das runde Bullauge mit der Aufschrift »Werkstatt« können wir vom Eingangsbereich aus bereits in die dahinter liegende Halle linsen. Ein weitläufiger, heller Raum ist zu erahnen, dessen Ansicht jedoch von einem großen Trockenständer verstellt wird. Ein langer Gang führt gerade von der Tür bis in den hinteren Teil der Werkstatt, gesäumt von einer Arbeitsfläche und einem vollgepackten Metall- regal. In Begleitung betreten wir den Arbeitsbereich des Zen- trums für Bucherhaltung (ZFB). Das Radio läuft im Hinter- grund und uns steigt ein besonderer Geruch in die Nasen, es erinnert an altes Papier, ein wenig Druckerschwärze und etwas Herbes, leicht Chemisches. Einige Menschen arbei- ten an der Fensterfront, beugen sich konzentriert über ihre Tische und grüßen freundlich, als wir passieren. Personalnummer 1 Manfred Anders begrüßt uns in einem angrenzenden Konfe- renzraum. Er ist Geschäftsführer des ZFB und führt uns durch das Unternehmen. »Wir wollen Kulturgut für die Zu- kunft bewahren. Und Zukunft heißt: Hunderte von Jahren«, sagt er in Bezug auf das Papier, aus dem Bücher nun mal bestehen. »Bei der Restaurierung ist das Besondere die Er- haltung der Originalsubstanz. Das steht über allem.« Anders ist schon seit 1998 an Bord, seit der Gründung des ZFB. »Ich habe die Personalnummer eins. Lustigerweise bin ich der Erste, der eingestellt wurde«, erzählt der studierte Chemiker, der seine Doktorarbeit zur Papierrestaurierung geschrieben hat. Ursprünglich hatte sich das Zentrum für Bucherhaltung aus der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig heraus entwickelt. Die Restauration wurde damals ausge lagert. Eine Beteiligung der Nationalbibliothek strebte man nicht an, so dass alles privatisiert wurde. »Aber der Gedanke, der damals entstanden ist, ist den- noch ganz wesentlich: Wenn Sie sich die Mengen an Papier anschauen, das da zu behandeln ist: Wie kann ich solche Prozesse massenfähig machen?« Schon 2013 ergab eine Ex- pertenbefragung, dass in Archiven deutscher öffentlicher Träger so viel Papier vom Zerfall betroffen sei, dass es einem Regalfach von etwa 1.500 Kilometern Länge entspräche. Für solche Papiermengen müssen nachhaltige Lösungen entwi- ckelt werden. Bücher in Käfighaltung Entsprechend führt uns die erste Etappe der Führung zur Entsäuerung. Vor dem Entsäuerungsraum werden bereits Akten auf die Behandlung vorbereitet. In blauen Regalwagen, akribisch gekennzeichnet, werden die zu behandelnden Papiere zunächst geordnet und sortiert. Für die Entsäuerung müssen sie in Edelstahlkörbe gepackt werden, kleine Bü- cherkäfige. Das Befüllen der Entsäuerungsanlagen können wir heute leider nicht beobachten. Dafür begegnen wir im Raum drei Kollegen, die mit Hydraulikwartungsarbeiten be- schäftigt sind. Die Massenentsäuerungsanlage bildet einen Schwer- punkt des Papierschutzes im ZFB, die Entwicklung der ers- ten Anlage hat über sechs Jahre gedauert. »Diese Anlage ist noch viel größer, als man auf den ersten Blick sieht«, verrät Anders. »Da oben auf dem Dach sind die ganzen Pumpen- stände und Kondensatoren.« Wir sehen tatsächlich nur ei- nen winzigen Ausschnitt, nämlich die vier metallischen Be- hältnisse, die normalerweise mit den Buchkäfigen befüllt werden. Beim Anblick dieser tiefen Container drängt sich natürlich die Frage auf, warum manche Papiere überhaupt entsäuert werden müssen. Anders erklärt, dass es sich hierbei um Papier handelt, das in der Regel aus einer Zeit zwischen Anfang des 19. Jahr- hunderts und 1980 stammt. Papier aus Holzfasern wurde da- mals maschinell mit Baumharzen verarbeitet. Die Krux an der Sache: Das in dem Papier mitverarbeitete Alaun setzt mit der Zeit Schwefelsäure ab. Die Folge ist der sogenannte »Säurefraß« – das Papier vergilbt, wird brüchig und zerfällt schließlich. Um diesen Abbau zu verhindern, wird entsäu- ert. In den großen Metallzylindern werden während eines 24-Stunden-Turnus bis zu einer Tonne Bücher, Akten und Dokumente behandelt. Zunächst baden sie mit Unterdruck in der entsäuernden Lösung, so dass sie das Mittel in sich aufnehmen, dann wird die Lösung unter Vakuum wieder ab- gezogen und das Papier kann trocknen. »Unsere Haupttä- tigkeit ist die Entsäuerung von Papieren, weil das eigentlich das größte Problem ist«, so der forschungsaffine Geschäfts- führer. »Durch eine Entsäuerung kann die Lebenszeit oder Gebrauchbarkeit von Papier erhöht werden. Wenn ich das sauer gefertigte Papier gleich behandle, dann kann es 700 oder 800 Jahre alt werden.« Digitalisierung ist keine Alternative Doch warum ist papiernes Kulturgut eigentlich so schüt- zenswert? Auf dem Weg durch die Werkstatt sprechen wir über die Digitalisierung und warum diese aktuell noch keine Alternative zu einem Original darstellt. »Die Technik ist noch nicht so weit, dass langzeitbeständig digitalisiert werden kann«, sagt Anders. Sie entwickle sich rasant weiter, weshalb schon in wenigen Jahrzehnten auch die digitalen Versionen wieder erneuert werden müssten. »Wenn ich nach zwanzig Jahren den ganzen Zirkus wieder machen muss, dann ist das Original in der Zwischenzeit auch nicht besser geworden und ich habe vielleicht sogar Verluste«, befürchtet er. Denn Kulturgut kann nun einmal nicht einfach neu hergestellt werden. Dies bezieht sich nicht nur auf den textuellen Inhalt des Papiers, sondern besonders auf das Material selbst. Zum Beispiel kann nur in den originalen Autografen Johann Sebastian Bachs abgelesen werden, wie er gearbeitet und wo er Korrekturen vorgenommen hat. Nicht zu unterschätzen sei dabei die Wirkmacht der Poli- tik, so Anders. Da das Kulturgut oft in Staatshand liege, müsse dort auch der Wille vorhanden sein, in die Erhaltung zu investieren. Angesichts der vielen Krisen dieser Tage werde gerade in diesem Bereich schneller der Sparstift ge- zückt, trotz der Relevanz von Bildung und Zeitzeugnissen. Dennoch: »Das Original ist eben das Original.« Neben der Entsäuerung widmen sich die Mitarbeitenden des ZFB noch einer ganzen Reihe weiterer Tätigkeiten. Ak- tuell arbeiten an zwei Standorten 75 Menschen, von denen wir einige bei der Arbeit beobachten. Gerade stabilisiert eine Mitarbeiterin eine alte Landkarte mit Japanpapier, einem hauchdünnen Vlies. Der großformatige Plan soll mit leichter Feuchtigkeit in der Druckanlage wieder in seine ursprüng- liche Form gepresst werden. An einem Nebentisch dürfen wir uns die Auswirkungen von »Tintenfraß« ansehen. Während im Hintergrund leise Musik dudelt, betrachten wir die Löcher, die eine saure Tinte im Laufe der Jahrhunderte in das Papier geätzt hat. »Bei den Bachautografen sind regelrecht die Noten aus dem Pa- 38 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | MAGAZIN Der Leipziger Antiquariatsrundgang 2024 Als Erstes eine gute Nachricht für unseren diesjährigen antiquari- Von hier begeben wir uns an den Markt und damit an die absolute Spitze des Leipziger Antiquariatswesens: Das Sächsische Auktionshaus und Antiquariat unter den Rathausarkaden. Der richtige Ort für das bibliophile Trüffelschwein. Ein gehobenes Angebot erwartet uns hier: signierte Erstausgaben und die besten Klassikerausgaben. Inhaber Christian Wend veranstaltet alljährlich im November eine Buch- und Kunstauktion, der zweite antiquarische Jahreshöhepunkt neben der Anti- quariatsmesse. Um den wirklichen Leipziger Überblick zu gewinnen, muss der Buch- freund nun in den Westen unserer Stadt aufbrechen, der sich weiterhin gut entwickelt. Wir flanieren Richtung Westen auf der Karl-Heine-Straße, auch die Tram 14 eignet sich dafür gut. Die Anlieger der Karl-Heine- Straße sprechen auch gern vom Karl-Heine-Boulevard, was nur wenig übertrieben ist. Unser Ziel ist das sogenannte Westwerk, Nummer 85. Das Bücherlager, geführt von Familie Ahrens, ist zwar kein Antiquariat im klassischen Sinne, aber eine riesige Fundgrube, fast jedes Buch ist für einen Euro zu haben. Es herrscht eine leidliche Ordnung – die Anar- chie kann ja ebenfalls ihren Reiz haben. Und wer sucht, der findet auch hier. Gewissermaßen als die Endstation Sehnsucht bildet dieses Gewölbe ein durchaus verdienstvolles Fundament unseres Gebietes. Der finale Schlenker des Stadtrundgangs führt uns nach Nordwesten, auf die Georg-Schwarz-Straße, wo Henry Rietdorf das Leipziger Anti- quariat W33 in der Nummer 12 betreibt. Es geht auch hier eher um die geistige Grundversorgung, weniger um Bibliophilie. Die Auswahl in Leutzsch ist groß, überraschend ist zudem, dass eine erstaunlich junge Generation das Zepter führt. Rietdorf war zuletzt der einzige Antiquar in Leipzig, der noch Lehrlinge ausbildet. EGBERT PIETSCH schen Spaziergang: Die Leipziger Antiquariatsmesse 2024 kehrt auf das Messegelände zurück! Nach dem letztjährigen Intermezzo in den Salles de Pologne in der Innenstadt, das übrigens ein voller Erfolg war, nun also wieder am gewohnten Ort mit den Synergien der Buch- messe. Zur Erinnerung: Christian Bartsch vom Roten Antiquariat aus Berlin und die Gebrüder Lenzen aus Düsseldorf hatten die Firma Abooks 2022 übernommen und führen sie erfolgreich weiter. Eine kleine Vor- schau auf die Messe finden Sie im nebenstehenden Text. Wir beginnen unseren Rundgang wie immer in der Ritterstraße, dem Herzen des Leipziger Antiquariatswesens. Zunächst erreichen wir vom Hauptbahnhof kommend das geräumige Leipziger Antiquariat mit den großen Fensterfronten. Hier erfreut Henry Rietdorf mit einem reich- haltigen Angebot aller Gebiete. In den Glasschränken verbergen sich die wirklich raren Schätze. Hundert Meter die Straße aufwärts führt Nico- line Thieme ihr Fachbuchantiquariat. Bei ihr gibt es in den Naturwissen- schaften, für Technik und Medizin, außerdem in geisteswissenschaft- lichen Richtungen Sachbücher fast jeder Disziplin. Neben soliden Fachpublikationen findet hier auch der bibliophile Sammler ältere Spe- zialliteratur. Im Keller steht eine große Auswahl Belletristik. Gleich daneben eröffnete im Oktober 2021 der Laden von Zweitausendeins, zweifellos ein Gewinn für die antiquarische Meile, der zwar nicht im engeren Sinne Antiquariat ist, aber ein gut kuratiertes Angebot an mo- dernem Antiquariat und der bekannten Mischung dieser 68er-Errun- genschaft bietet: Tonträger und, nicht zu vergessen, die eigenen Bücher, die häufig sehr edel hergestellt und dennoch sehr günstig zu haben sind. Ein paar Meter weiter hinauf erreichen wir das Antiquariat an der Nikolaikirche von André Brauer. Ein sehr schönes Ladengeschäft, schöne alte Regale aus dunklem Holz beherrschen den Raum und strah- len eine warme Atmosphäre aus, es gibt ein schmuckes Biedermeier- sofa. Das Angebot an Erstausgaben, Klassikern und Kinderbüchern ist ausgezeichnet. H C A L D N U G E N A T S R H C I I : ) 2 ( S O T O F 40 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Gesellschaft im Kreuzverhör Suzie Millers bereits international bekanntes Theaterstück »Prima Facie« ist nun auch als Roman zu lesen, der die patriarchale Gesellschaft gekonnt vor Gericht zerrt W enn die Frage der Einvernehmlichkeit verhandelt wird, musst du nicht bewei- sen, dass sie zugestimmt hat, sondern nur, dass er nicht wusste, dass sie nicht zugestimmt hat.« So arbeitet Tessa Ensler als Strafverteidi- gerin bei der Anklage von Sexualstraftaten. Sie vertraut nicht ihrem Bauchgefühl, sondern ihrem juristischen Instinkt. Bekannt für ihre knallharten Kreuzverhöre, mit denen sie ihre Mandanten aus der Anklage boxt, hat sich Tessa bis in die juristische Oberliga Londons hochgearbeitet. Aus der Arbeiterklasse und dem Umfeld häuslicher Gewalt heraus glaubt sich die junge Verteidigerin in der High Society beweisen zu müssen. Sie kennt deren Regeln, hat das »Theater« im Gericht bis ins Detail stu- diert und spielt exakt nach dessen Regeln. Wie ungerecht dieses Gesetz tatsächlich ist, erfährt Tessa, als sie plötzlich auf der anderen Seite des Gerichtssaals sitzt, als Zeugin. Scharfsinnig und spannungsgeladen fängt Suzie Miller die Szenen vor Gericht ein. Immer stärker drängt die Frage: Wer macht die Gesetze? Und für wen? »Prima Facie« beleuchtet nicht nur die Not- wendigkeit einer Rechtsprechung, in der alle gleich sind, sondern auch einer Gesellschaft, in der alle gleich sind – unabhängig von sozialen Klassen oder Geschlecht. Dass dies noch nicht erreicht ist, wird an Tessas Geschichte als Frau mit einer weniger privilegierten Herkunft deutlich. »Es muss sich etwas ändern. Nicht nur im Justizwesen, sondern auch in der Gesell- schaft.« LILLI SULSER ▶ Suzie Miller: Prima Facie. Aus dem Englischen von Katharina Martl. München: Kjona 2024. 352 S., 25 € ▶ Suzie Miller: Prima Facie (Hörbuch, ungekürzte Lesung). Aus dem Englischen von Katharina Martl. Gelesen von Pegah Ferydoni. Speak low 2024. Gesamtlaufzeit: 617 Minuten, 25 € »Die Weißen erwarten, dass wir auf eine bestimmte Weise klingen, und es kann nur nützlich sein, sie nicht zu enttäuschen.« – aus »James« Durchs Wort-Weltall zur Großmutter Sprachverspielt und gedankenfliegend reist Maren Kames mit dem Hasen durch die Zeit E ine fällt durchs Dach in eine Blumenwiese und fährt mit dem Hasen auf dem Rücksitz los. Sie fliegt durch die Sprache und durch die Zeit, taucht hinab in ein Meer aus Erinnerun- gen. Und immer ist da der Hase, der bohrende Fragen stellt und das Assoziationskarussell vorantreibt. Er dient in Maren Kames »Hasen- prosa« zweifelsohne als Vehikel, wenngleich er selbst in einem sitzt. »Fiedernervig«, mehrfach verzweigt wie die Löwenmäulchen im Garten der Großmutter, wuchert der Text durch Themen und Referen- zen. Mit anarchischer Leichtigkeit und großer poetischer Freiheit ploppen Vorbilder aus Musik und Popkultur auf, tritt Kames in Dialog mit Roland Barthes oder lässt Friederike May- röcker für sich sprechen. Die Kriege in der Ukraine und in Afghanistan werden gestreift, der Literaturbetrieb, das Schreiben und die Sprache selbst werden seziert. von einer Mutter, die explizit nicht weint. Hier ein Stück Biografie des Großvaters, dort ein Psychogramm des Bruders; Stück für Stück setzt sich eine westdeutsche Familienbiografie zu- sammen. Am deutlichsten schält sich dabei die Geschichte der Großmutter heraus, deren Ein- samkeit am Lebensende empathisch beschrie- ben ist. Mit ihr setzt sich das erzählende Ich in Abgleich und schreibt ihr einen Brief ins Jen- seits. Abschied, Schmerz, Gefühl scheinen auf, dro- hen aber im zuweilen hektischen Ritt durch das Kaleidoskop der Bilder und Bezüge unter- zugehen. Die große sprachliche Versiertheit macht Spaß, steht als Kunst für sich und geht manchmal dennoch auf Kosten der Greifbar- keit. So ist das wohl, wenn man die wilde Fahrt mit dem Hasen durch die Galaxien wagt. ANNIKA HENRICH ▶ Maren Kames: Hasenprosa. Berlin: Suhrkamp 2024. 180 S., Am konkretesten wird Kames in der Beschrei- 25 € bung der Familie. Von zwei Großmüttern er- fahren wir, einer hellen und einer dunklen, und 42 www.kreuzer-leipzig.de www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Ich habe dein Buch geschrieben Rebecca F. Kuang seziert in »Yellowface« mitreißend die Fallgruben des modernen Literaturbetriebs J une Hayward ist Romanschriftstellerin – eigentlich, denn ihr Debüt ist gefloppt, Agen- ten und Verlage wollen nichts von ihr wissen. Junes Freundin Athena Liu hingegen ist der Star der Literaturszene, sieht aus »wie eine chine- sische Anne Hathaway« und wird mit Buchver- trägen und Preisen überschütt et. Dass die Ausgewogenheit einer solchen Freundschaft nur zu wünschen übrig lassen kann, liegt auf der Hand: »Ich verstehe ihre Welt, aber ich bin keine Bedrohung, und ihre Erfolge sind so unerreich- bar für mich, dass sie sich nicht schlecht fühlen muss, wenn sie mir freudestrahlend von ihrem Glück erzählt.« Der Wendepunkt des Romans, der alles ins Rollen bringt, kommt schnell und gnadenlos und rückt June schneller in Reich- weite von Athenas Erfolg, als sie je für möglich gehalten hätt e: Athena erstickt, als sie und June um die Wett e Pancakes essen. Und June stiehlt Athenas noch unveröffentlichtes neues Buch, um es als ihr eigenes auszugeben – mit Erfolg. Wer hier die Böse ist, sollte also eigentlich klar sein – nur dass Rebecca F. Kuang die Mecha- nismen und Heucheleien, die Willkür und die Eitelkeiten des aktuellen Literaturbetriebs in so detaillierter und bitt erböser Satire schildert, dass man am Ende nicht mehr sicher ist, wen man hier überhaupt noch zumutbar findet. In ihrer Missgunst und ihrem verzweifelten Stre- ben nach Anerkennung zeigt sich June nicht als Monster, sondern als Mensch. Als sie mit dem Vorwurf der kulturellen Aneignung konfrontiert wird und schließlich in einen Shitstorm nach dem anderen gerät, ist man überrascht vom Ausmaß des Mitleids, das man bei aller Verach- tung doch für sie übrig hat. In schlichter Gegenwartssprache dokumentiert Kuang die Liebst du noch oder besitzt du schon? »Geordnete Verhältnisse« von Lana Lux nähert sich den Tätern gewaltvoller Beziehungen Bemühungen der Verlage, die »richtigen« Ge- schichten zu erzählen und die »richtigen« Gesichter dazu zu zeigen – was die hochaktu- elle Frage aufwirft: Dürfen alle über alles schreiben? »Yellowface« ist ein Buch, das Sie in jede noch so kleine Tasche stopfen werden, um bei jeder noch so kleinen Gelegenheit wei- terlesen zu können. ALEXANDRA HUTH ▶ Rebecca F. Kuang: Yellowface. Aus dem Englischen von Jasmin Humburg. Köln: Eichborn 2024. 383 S., 24 € E in halbes Jahr ist es her, dass Christina Klemm ihr essayistisches Buch »Gegen Frauenhass« veröffentlichte. Darin schildert sie Fallbeispiele von geschlechtsspezifischer Gewalt und macht deutlich, wie sehr Frauen täglich mit Hass und patriarchaler Gewalt konfrontiert werden. Die fiktive Geschichte, die Lana Lux in ihrem Roman »Geordnete Verhältnisse« er- zählt, könnte genau einem solchen Fallbeispiel entnommen sein. Auch hier wird eine junge Frau und Mutt er Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt. Auch hier endet eine vermeintlich glückliche Beziehung in einer Katastrophe. Die Geschichte von Faina und Philipp beginnt in den Neunzigern im Ruhrgebiet. Beide lernen sich in der Grundschule kennen. Sie ist mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland gezogen und er unterstützt die neue Mit- schülerin fortan bei der Integration in die Ge- sellschaft. Beide werden enge Freunde und verbringen die gesamte Schulzeit bis zum Abi- tur zusammen. Nach einem gewaltvollen Streit bricht Faina den Kontakt zu Philipp ab, erst Jahre später begegnen sich beide wieder, als sie, inzwischen mitt ellos und schwanger, sein Angebot annimmt, das Kind gemeinsam aufzu- ziehen. Was bis hierher nach einer Schicksals- gemeinschaft und lebenslanger Freundschaft klingt, entwickelt sich zunehmend zu einer dramatischen Abhängigkeit voller Gewalter- fahrungen. Dass Lux’ Protagonistinnen sich früh in einer gewaltvollen patriarchalen Welt be- haupten müssen, zeigt sie schon in ihrem Debüt »Kukolka«. Wie sie sich nun aber auch den Tätern nähert und die Wut, den Kontroll- drang, die emphatischen Leerstellen und die emotionale Hilflosigkeit sichtbar macht, hat eine Qualität, die fassungslos macht. »Geord- nete Verhältnisse« zeigt grandios, wie es dazu kommt, dass Liebe mit Besitz verwechselt wird, richtet einen präzisen Blick auf die Täter- seite von Femiziden und zertrümmert dabei die unsägliche Fixierung auf die Frage, was das Opfer dabei falsch gemacht haben könnte. TORSTEN KELLNER ▶ Lana Lux: Geordnete Verhältnisse. Berlin: Hanser 2024. 288 S., 23 € ANZEIGE Vom Glück und Unglück, einen echten Freund zu haben. Eine Geschichte aus dem Herzen unserer Gegenwart. l e n u d e e B e D / r a a e k u e K e k e K l i : o t o F

Trottoir Noir Leipzig LOGBUCH | BÜCHER Vergebliche Lesensmüh Nicola Bardolas »Der größtmögliche Beweis für Liebe« verschenkt sein Thema Ein literarisches Archiv zu feminis- tischen Lebensentwürfen damals und heute, zu DDR und Gegenwart, Punk und Psychiatrie. Hardcover, 300 Seiten, 26 Euro ISBN 978-3-945849-28-6 Anna Kow Trost & Träume Anna M. Kempe Das Innere der Faust W ann ist es genug mit dem Leben? Und wer darf das entscheiden? In Nicola Bardolas Roman »Der größtmögliche Beweis für Liebe« sind es Paul und Franca, die, in ihren Siebzigern angekommen, beschließen, genug zu haben. Bei Paul ist Blasenkrebs diagnosti- ziert worden, eine Operation wäre möglich, doch Paul lehnt jegliche Behandlung ab. Zu un- sicher ist ihm der Ausgang, die zukünftige Abhängigkeit von Medizin und Pflegekräften zu würdelos. Einen selbstbestimmten Tod bei klarem Verstand zieht er vor. Seine Frau Franca – mit unbestätigtem Verdacht auf Magenkrebs – zögert nicht, sich ihm anzuschließen. Ihre bei- den Söhne und deren Ehefrauen sind erst schockiert, gehen dann jedoch unterschiedlich mit diesem Entschluss um, schwankend zwischen Akzeptanz, Verständnislosigkeit und Ablehnung. 49 Tage bleiben ihnen, bis die El- tern die Dienste einer schweizerischen Sterbe- hilfe-Gesellschaft in Anspruch nehmen werden. Zeit für Paul und Franca, um sich zu verab- schieden, letzte Dinge zu ordnen und die ver- bleibenden Tage zu genießen. Es ist ein hochspannendes Thema, dem sich Nicola Bardola in seinem Roman widmet. Die fragmentarische Rückschau auf das Leben der beiden Sterbewilligen steht im Zentrum des ersten Teils des Buches, ausgeleuchtet vor dem Hintergrund ihres Entschlusses. Das ist kurz- weilig geschrieben und als Leser ringt man manches Mal mit seiner eigenen Haltung. Die Figuren sind zwar zu nüchtern gezeichnet, um sich gut in sie einfühlen zu können, doch gerade der distanzierte Ton hilft, sich nicht vorschnell auf eine Seite zu schlagen. Leider zerfranst das Buch im zweiten Teil, der sich auf das Innenleben des einen Sohnes konzentriert. Assoziationssprünge, Satzfetzen und bemüht tiefsinnige Gedankengänge erschweren die Lektüre; die Figur bleibt blass und kreist zu- gleich penetrant um sich selbst, ohne dass dabei auch nur ansatzweise ein Interesse an ihr entstünde. Am Ende schlägt die Rezensentin das Buch entnervt zu. Schade, denn das Thema hätte deutlich mehr hergegeben. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Nicola Bardola: Der größtmögliche Beweis für Liebe. Roman. Zürich: Nagel und Kimche 2024. 288 S., 24 € Reise in den Tod Murmel Clausen packt in »Leming« ein schweres Thema in einfache Sätze D ieser Roadtrip, in dem drei Jugendliche mit dem Auto von zu Hause abhauen, liest sich ein bisschen wie der Klassiker »Tschick« von Wolfgang Herrndorf. Mit der wortwörtli- chen Erwähnung der Walachei macht Clausen in seinem Buch dann auch klar, dass er seinen Herrndorf gelesen hat und auf ihn referenzieren möchte. Die Geschichte handelt von Verena, Reinhold und Kolja, die sich in einem Online- Forum kennenlernen und beschließen, sich gemeinsam umzubringen. Auf ihrem Weg in den Tod beziehungsweise nach Ungarn begeg- nen sie verschiedenen Stereotypen der Gesell- schaft: Influencern, Borderlinern, Truckern und anderen Selbstmördern. Wie es sich für einen ordentlichen Roadtrip gehört, passiert viel in der Geschichte; langweilig wird die Lektüre nie. Kurze Sätze kann Clausen gut. Atmosphäre auch. Seine Figuren sind vielleicht nicht ganz so fein gezeichnet wie Herrndorfs, aber Clausen schafft es fast genauso wie sein Mentor, Senti- mentalität außen vor zu lassen und stattdessen glaubwürdige Alltäglichkeit im Ausnahme- zustand herbeizuführen. Dazu zählen auch die knappen Dialoge, die sich mit langen Gedan- kengängen der Hauptfigur abwechseln und die Unmöglichkeit verdeutlichen, wichtige und traurige Dinge vor seinen Nächsten offen aus- zusprechen. Dem Nachwort des Autors ist zu entnehmen, dass ihm die Herausforderung, einen Roman über Suizidgedanken zu schreiben, aufgrund persönlicher Erfahrungen ein besonderes An- liegen war. So düster das Thema klingen mag, die vermeintlich letzten Tage der drei Ausreißer werden doch ziemlich lebendig und mit uner- warteten Wendungen erzählt. Die Geschichte zeugt von dem Glauben daran, dass Freund- schaft vor dem Tod retten kann. Letztlich geht es vor allem um das Leben, das die drei Ver- bündeten miteinander kennenlernen. TOBIAS PRÜWER ▶ Murmel Clausen: Leming. Berlin, Dresden: Voland & Quist 2024. 202 S., 22 € Thomas Jez Vom Kleingartendach die rauchende Innenstadt Verlag Trottoir Noir Leipzig www.trottoirnoir.de Instagram: @trottoirnoirverlag A N Z E I G E 46 »Der Kaffee war Kaffee.« – aus »Leming« www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Das Leben ein Traum Poetisch und stark: »Ruh« von Şehnaz Dost D er Titel von Şehnaz Dosts erstem Roman kann einen leicht auf sprachliche Irrwege schicken. Tatsächlich bedeutet »ruh« im Tür- kischen Geist, Gemüt, das Innere. Doch da nur zur Ruhe kommt, wer mit seinem Inneren ver- bunden ist, löst sich die Irritation schnell auf, neue gedankliche Verbindungen entstehen. Dosts Protagonist Cemal jedenfalls fehlt Ruhe und ihm fehlt Verbundenheit. Seine Eltern ließen ihn als kleinen Jungen bei den Großeltern in der Türkei zurück, um zum Arbeiten nach Deutschland zu gehen. Später holten sie ihn nach, in die Fremde, und er verlor die Heimat. Als Erwachsener durchlebt Cemal nun die Scheidung von seiner Frau Gül, alle zwei Wo- chen die Trennung von Tochter Ekin. Wie kann er sich da noch mit jemandem verbinden, etwa mit Georg, mit dem er gerade einen »weiteren viel zu guten Sonntag« verbracht hat? Sinniger- weise ist es gerade Georg, der ihm sagt: »Du musst einfach zur Ruhe kommen.« Doch das kann Cemal nicht einmal im Schlaf. Denn er hat noch ein weiteres Leben, eines, das ihn in Träumen aufsucht. Dann erscheint ihm seine Urgroßmutter, die nur wenige Tage vor seiner Geburt starb – ein zweites Mal, denn das erste Mal starb sie bereits als junges Mädchen. In »Ruh« fließt vieles zusammen: Fremdheits- und Rassismuserfahrungen, Einsamkeit und Sehnsucht, Alltag und das Erleben von etwas, das das Irdische übersteigt. Die Sprache ist un- mittelbar und bildhaft, etwa wenn sich Cemals Wangen röten, »als hätte die Wahrheit höchst- persönlich ihm eine verpasst«. Lesend gleitet man durch diesen Roman wie durch verschie- dene Schichten eines Gewässers. Über der Was- seroberfläche meint man klar zu sehen, doch die Welt darunter hat ihre eigenen Farben und Konturen. Wahr und wirklich ist jedoch bei- des. Wie Şehnaz Dost in ihrem Debütroman Alltag und Transzendenz verknüpft und Cemal an dieser Verbindung wachsen lässt, das ist poetisch und stark zugleich. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Şehnaz Dost: Ruh. Hamburg: Ecco 2024. 272 S., 24 € Volha Hapeyeva Samota Roman Aus dem Belarusischen von Tina Wünschmann und Matthias Göritz Im Zentrum von Samota steht die Empathie und die Frage, warum sie so vielen Menschen fehlt oder abhandengekommen ist. Ein geheim- nisvolles, verspieltes Buch mit Noir-Elementen und magischem Realismus, das für nicht weniger einsteht als eine bessere Welt und ein glückliches, friedvolles Miteinander. Lesung: Do, 21. März, 17.00 Uhr Literaturhaus Leipzig Helwig Brunner Flirren Roman Climate Fiction, SciFi – oder ist der Roman doch ein realistisches Szenario kommender Zeiten? Helwig Brunner zeichnet ein Bild von unserer Welt, wie sie im 25. Jahrhundert aussehen könnte. Lesung: Do, 21. März, 15.30 Uhr Leipziger Buchmesse Leseinsel der Unabhängigen Fr, 22. März, 17.30 Uhr Leipziger Buchmesse Österreich-Kaffeehaus A N Z E I G E Literaturverlag Droschl 48 www.droschl.com Aus der Zeit gefallen Margaret Drabbles »Mühlstein« porträtiert eine Halbgetriebene S ex, Gin und Babybauch«: Die werbende Bauchbinde des Buchs führt in die Irre. »Mühlstein« ist eben keine Sex-and-Drugs-Story über die Roaring Sixties. Sondern eher der blut- leere Blick darauf. Was früher als Emanzipati- onsgeschichte funktionierte, lässt die Lesenden heute verständnislos zurück. Rosamunde lässt im London der Sechziger jede sich ihr bietende Gelegenheit aus, heiße Affären zu haben. Die über alte englische Lyrik promovierende junge Frau hat zwar einige Beziehungen, aber immer mit mehreren bereits liierten Männern gleichzeitig – damit keiner zu viel will. Denn aus Sex macht sie sich nichts. Nur einmal hat sie einen One-Night-Stand und wird prompt schwanger. Mit Gin will sie eigent- lich abtreiben, was misslingt. Dann trägt sie das Kind eben aus. Und reift an ihm – irgend- wie. Was Rosamunde antreibt, erfährt man nicht, obwohl – oder gerade weil – Autorin Margaret Drabble die Ich-Perspektive gewählt hat. Alles passiert ihrer Protagonistin irgendwie, aber als zum Beispiel ein Arzt ihr die Abtreibung vor- schlägt, lehnt sie ab. Sie wirkt wie eine Halb- getriebene, denn sie führt neben ihrer passiven Seite ein selbstständiges Leben in eigener Wohnung. Vielleicht machte das den Erfolg des Romans aus, als er 1965 erschien. Die damals bekannte Autorin vermischte Fiktion mit Auto- biografischem, die geschilderte Mutter-Kind- Beziehung ist angeblich Letzteres. Nachvollziehbar ist das heute nur noch für Spezialisten. Auch, weil der Stil so befremdlich ist. Manches wird sprunghaft knapp geschil- dert. Dann gibt es ausschweifende Beschreibun- gen, die leer bleiben, weil sie formelhaft sind. Oder es werden Räumlichkeiten aufgezählt, die man schon kennen müsste, um den Text zu verstehen. So wie das beigefügte Nachwort d ieses literarische Museum erklären soll, das sich nicht von selbst erschließt. TOBIAS PRÜWER ▶ Margaret Drabble: Mühlstein. Aus dem Englischen von Irmela Erckenbrecht. Zürich: Dörlemann 2024. 288 S., 25 € www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Fesselnde Tragik Valerie Fritsch ist eine außergewöhnliche Stimme der Gegenwartsliteratur W ie packend kann man von dem erzählen, was eigentlich unaushaltbar ist? Kann man es durch einen meisterlich fantastischen und zugleich präzise-liebevollen Ton in einen Bereich rücken, in dem es in seiner Komplexität anschaubar wird? Man muss schon Valerie Fritsch sein, um das hinzubekommen. Die 34-jährige österreichische Autorin erzählt in »Zitronen« die Geschichte des August Drach, der in einem kleinen Dorf aufwächst. Der ge- waltt ätige Vater verlässt die Familie irgendwann. Als August erkrankt, verlängert die Mutt er – ob bewusst oder unbewusst – sein Leiden durch fragwürdige medizinische Methoden. Irgend- wann entkommt August dem Horror, allerdings nur äußerlich. Zu stark ist die Kraft dessen, was ihn geprägt hat. Inklusive eines fesselnden Showdowns erzählt Valerie Fritsch eine Ge- schichte, die durch ihren Ton zunächst fremd- artig anmutet, jedoch dank dieser Verfremdung artikulierbar macht, was viele von uns kennen: mangelnde Vorbilder dafür, wie man zwischen- menschliche Beziehungen führt; ein Gefühl der Schwere, das wir von den Menschen mitbe- kommen haben, unter denen wir aufgewach- sen sind; die Ungewissheit darüber, wer wir ei- gentlich sind, und die Flucht in Fiktionen. Inmitt en all dieser Tragik gibt es immer wieder Phasen und Momente der Zärtlichkeit und den Wunsch nach Entkommen – das nicht auf Dauer gelingt. Die Perspektiven des Romans muten bei oberflächlicher Lektüre ein wenig pessimistisch an. Dabei beschreibt Valerie Fritsch selbst die schlimmsten Menschen mit einem so zärtlichen wie ungeschönten Blick. Und das mit einer Sprache, die es so in der Ge- genwartsliteratur kein zweites Mal gibt – märchenhaft und zugleich cool. DANIEL EMMERLING ▶ Valerie Fritsch: Zitronen. Berlin: Suhrkamp 2023. 170 S., 24 € »Aber es gibt einen Moment, in dem das Falsche zu tun sich richtiger anfühlt, als es zu lassen.« – aus »Zitronen« Schwere Landung Alem Grabovac legt den zweiten Band seines autofi ktionalen Lebensromans vor Autor seiner Familiengeschichte entkommt – die ihn allzu bald wieder einholt. Es ist schwer zu ertragen, wie die Mutt er dem launisch- depressiven Lebensgefährten bis in den Tod hörig ist. Alem reist, studiert, liebt – und doch ist ihm das Fragile seiner Kindheit ein Hemm- schuh. Der autofiktionale Roman erzählt von der jahrzehntelangen Suche nach seiner Iden- tität, die im Debüt des Autors mündet. ANNE HAHN ▶ Alem Grabovac: Die Gemeinheit der Diebe. München: Hanser 2024. 238 S., 24 € D er neue Roman von Alem Grabovac lässt sich als ein Was-bisher-geschah verstehen, jedenfalls die ersten fünfzig Seiten und jeden- falls für die, die das Debüt des 1974 in Würzburg als Sohn einer Kroatin und eines Bosniers Ge- borenen nicht kennen. »Das achte Kind« er- schien 2021, »Die Gemeinheit der Diebe« setzt mit Bekanntem ein: Wie seine Mutt er als jugos- lawische Gastarbeiterin in einer deutschen Schokoladenfabrik landet, ein Kind von einem bosnischen Dieb bekommt, bald mit einem ser- bischen Säufer-Schläger ihr Leben in Frank- furt verbringt, bis dieser stirbt und sich fortan durch Klopfzeichen im Schrank bemerkbar macht. Ihren Sohn kann sie wegen ihrer Voll- beschäftigung nicht betreuen, er lebt als achtes Kind in einer Pflegefamilie, bis er sein Abitur in der Tasche hat. In den Sommerferien fährt sie mit ihm nach Jugoslawien, in das kroatische Dorf ihrer Kindheit. Neu wird es ab Kapitel zwei: Abiturient Alem lebt mit seinen Pflegeeltern im Schwarzwald, trampt mit Kumpel Ferhat zur nächsten Klein- stadt-Rockerkneipe, besteht einen Deutschtest für seine Einbürgerung und tingelt nach dem Abi drei Monate durch die USA. »Morgens schwamm ich im glasklaren Wasser des Lake Powell, mitt ags saß ich auf dem Beifahrersitz riesiger Trucks und abends schlief ich draußen unter einem mit Sternen übersäten Nachthim- mel.« Die schönsten Sätze entstehen, wenn der 50 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Grauenvolle Prophezeiung mit kleinem Hoffnungsschimmer »Die Schattenmacherin« imaginiert ein mögliches Ende für den ignorant-egoistischen Lebensstil der Menschheit D as Zukunftsszenario ist mit Ausnahme ei- nes Details erschreckend wahrscheinlich: In »Die Schattenmacherin« wird den Lesenden eine Welt gezeigt, die von Kriegen aufgrund des menschengemachten Klimawandels geprägt und für Menschen nahezu unbewohnbar ge- worden ist – und nur noch von Frauen bevölkert wird. Ob es sich bei dieser neuen Welt um eine Utopie oder Dystopie handelt, wird lange offen- gehalten. Aus nachvollziehbaren Gründen wird die Abwesenheit der Männer – im Roman als Androtoken bezeichnet – vor allem von den älteren Frauen als positive Entwicklung be- trachtet. Sie erinnern sich noch an Vergewalti- gungen, fehlende Selbstbestimmung und den unbedingten Siegeswillen der Soldaten, die zur großen Katastrophe des »zweiten Verdich- tungskrieges« führten. Die jüngeren Frauen hingegen kennen nur eine Welt ohne Männer und einige fragen sich, wie sie wohl waren, die Androtoken, und ob eine Welt mit ihnen mittlerweile nicht doch wieder vorstellbar wäre. Dieser Konflikt wird nun ausgerechnet auf Regierungsebene ausgetragen, denn die amtierende Präsidentin Ruth, eine Überlebende der Kriege, muss ihre Nachfolge- rin, die Anfang-30-jährige Ania, auf ihre zu- künftige Aufgabe vorbereiten – und diese be- ginnt, Fragen zu stellen. Lilly Gollackner beschreibt diese künftige Welt in einer sehr kunstvollen und eleganten Spra- che. Lediglich der Einsatz der für dieses Genre typischen Neologismen wirkt manchmal etwas holprig, bleibt doch unklar, was genau mit ihnen gemeint ist. An einigen Stellen im Roman wird der Zeigefinger zudem etwas zu hoch erhoben. Eine besondere Stärke liegt dafür in den Ab- schnitten, die bewusst Leerstellen lassen und so nicht nur Spannung erzeugen, sondern durch das Schweigen deutlicher sprechen, als Worte es könnten. JOACHIM KERN ▶ Lilly Gollackner: Die Schattenmacherin. Wien: Kremayr & Scheriau 2024. 189 S., 24 € »Der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung wurde offenbar abgeschafft, während ich geschlafen habe.« – aus »Die Schattenmacherin« Jungsein ist so schrecklich »Klarkommen« statt sorglos sein: Ilona Hartmann über ein Lebensgefühl J ahrelang freuen sich Mouna, Leon und eine namenlose Ich-Erzählerin darauf, ihrer be- klemmenden Heimat zu entfliehen. Eines Tages ist es so weit, die drei Freunde ziehen gemein- sam fort. In der großen Stadt angekommen, muss die Protagonistin jedoch bestürzt feststel- len: Das Erwachsenwerden wird nicht auto- matisch von bedeutungsschweren Begegnungen, Drogen und einem ausschweifenden Sexleben bestimmt. Stattdessen ist man noch immer nonstop damit beschäftigt, genau: klarzukom- men. Mit dem Unterschied, dass man jetzt eine Konzertlandschaft direkt vor der Haustür hat, die diesen Namen auch verdient. You-Tube- ANZEIGE RELEASE ! PARTY ! 23.3.24 20 UHR WÄCHTERSTR. 34 dll-tippgemeinschaft.de 52 Videos und die Sicherheit der eigenen vier Wände werden gegenüber den endlosen Mög- lichkeiten der Metropole nicht selten bevor- zugt. Aber in Anbetracht der Weltlage scheint es, als dürfe man sich mit dem adoleszenten Spaß, der Selbstfindung und Entfaltung nicht allzu lange Zeit lassen. So weit, so bekannt. Ilona Hartmann erzählt von diesem ebenso existenziellen wie belanglosen Lebensab- schnitt mit viel Witz und genauso verletzlich und pointiert wie im Internet. Der zweite Ro- man von Twitter-Ikone und Millennial-Legende Hartmann ist eine Anti-Coming-of-Age- Geschichte: Seine liebenswerte Protagonistin scheint meist das Gefühl zu haben, im eigenen Leben gar nicht die Hauptrolle zu spielen. Schon der knappe Prolog macht Lust – und bietet viel Identifikationspotenzial: »Ich wollte wirklich gerne meine Jugend verschwenden, aber doch nicht so.« Genau wie die aufregende Jugend der Ich-Erzählerin will der Roman aber einfach nicht so richtig in Gang kommen. Und genau wie sie fragt man sich irgendwann: Kommt da noch irgendwas? Gemeinsam mit ihr mäandert die Leserin von einem unbedeuten- den Ereignis zum nächsten. Spaß macht das trotzdem. LUCIA BAUMANN ▶ Ilona Hartmann: Klarkommen. Berlin: Park x Ullstein 2024. 192 S., 22 € www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER 1346 Historiker Dan Jones lässt Söldner die Normandie erstürmen E ssex Dogs« heißt der erste Teil einer auf drei Bände angelegten Trilogie über den Hun- dertjährigen Krieg. So heißt auch die Gruppe hartgesott ener englischer Söldner, die im Zen- trum der Geschichte stehen. Dan Jones, der sich bisher als Historiker mit populären Werken einen guten Namen gemacht hat, legt damit seine erste Fiktion vor. Erzählen kann er. Man wird hineingeworfen ins Jahr 1324 in den Ärmelkanal, wo die Essex Dogs gerade an der französischen Steilküste anlanden und als Avantgarde die Invasion des englischen Königs anführen. Dass die Englän- der in der Realität nicht auf Feinde stießen, stört Jones nicht. Spannender liest sich seine Assoziation mit dem D-Day allemal. Wenn es ihm nicht um Spannung ginge, hätt e er keinen Roman schreiben müssen. So hat sich Jones die Freiheit genommen, in den losen historischen Rahmen eigene Erfindungen einzufügen. Dabei romantisiert er Krieg und Gewalt keineswegs. Natürlich folgen sogleich weitere blutige Ge- metzel und Schlachten, aber unter der dreck- und blutverkrusteten Oberfläche zeigen sich Nuancen in den Charakteren. Da geht die Kriegsbegeisterung einiger bald flöten, während andere umso hemmungsloser draufschlagen. Besonders der Hunde-Anführer Loveday Fitz Talbot hat Raum zur Entwicklung. Er wird im- mer desillusionierter, denkt schließlich nur noch an die Zeit, wenn seine Anstellung endet. Im Gegensatz zu ihm bleiben die Gefährten holzschnitt artiger. Aber die Konzentration auf diese eine Figur genügt, denn die Ereignisse reißen den Leser mit. Jones kann Spannung er- zeugen und seinen wilden Ritt stoppt man erst, wenn Ross und Reiter tot sind. TOBIAS PRÜWER ▶ Dan Jones: Essex Dogs. Aus dem Englischen von Heike Schlatt erer und Wolfram Ströle. München: C. H. Beck 2023. 471 S., 24 € Die Möglichkeit eines Wunders Der zweite Roman von Jan Schomburg entspinnt sich lose entlang der Lebensbahnen des Mediziners und Parapsychologen Albert von Schrenck-Notzing V or der glänzenden Kulisse des Fin de Siècle entf altet Jan Schomburg das Lebensge- fühl eines ambitionierten Wissenschaftlers in unerforschtem Neuland. In einer Zeit von re- volutionären Neuerungen in Wissenschaft und Technik erscheinen die Grenzen des Mögli- chen nicht mehr fest. Die Faszination des Über- natürlichen in Verbindung mit dem beunruhi- genderweise aufkeimenden braunen Zeitgeist fängt Schomburg sprachlich raffiniert und pointiert ein. Als Psychotherapeut entwickelte der reale Schrenck-Notzing Anfang des 20. Jahrhunderts neue Methoden zur Behandlung sexueller Dysfunktionen und von Neurasthenie, insbe- sondere in Verbindung mit Hypnosetechniken. In den Zwanzigern erhielt er wegen der von ihm organisierten Séancen und okkultistischen Sitzungen den Beinamen »Geisterbaron«. In ANZEIGE seiner Münchener Villa versammelte sich pro- minentes Personal, darunter auch Thomas Mann, der diese Eindrücke später im »Zauber- berg« verarbeitete. Der reale Schrenck-Notzing verstarb 1929. Schomburg lässt seinen Protagonisten im zwei- ten Teil des Buches nach dem Tod seiner Frau jedoch nach Haiti reisen. Hier beginnt der fik- tive Teil der Geschichte, der ebenfalls hoch- interessante, historisch verbürgte Details auf- nimmt und außerdem in eine noch tiefere Sphäre von traditioneller Spiritualität führt. Der 1976 geborene Drehbuchautor und Regisseur legt einen historischen Roman mit vielen sur- realen Elementen vor, der voll ist mit sarkas- tischen Anspielungen auf die Gegenwart. ANJA KLEINMICHEL ▶ Jan Schomburg: Die Möglichkeit eines Wunders. München: dtv 2024. 272 S., 24 € EINE SCHWARZE KOMÖDIE über identitätspolitische Debatten und moralische Eiertänze identitätspolitische Debatten und moralische Eiertänze »Jana Scheerer schreibt rasant und lustig über universitäre Strukturen und entlarvt den Totalitätsanspruch aktueller Diskriminierungsdiskurse.« Jörg Magenau, Deutschlandfunk Kultur / Lesart »Jana Scheerer kann temporeich erzählen, sie hat einen ganz bösen Humor, und sie hat einen sehr guten Blick für diese kleinen Widersprüche, die wir auch alle in uns tragen.« Markus Brügge / WDR5 »Scala« Jana Scheerer | Die Rassistin | Roman | Gebunden | 224 Seiten | 22,- €. | ISBN 978 3 89561 353 1 | Auch als E-Book

LOGBUCH | BÜCHER Mutter, Tochter, Schmerz Szenen dreier Frauengenerationen in »Wir sitzen im Dickicht und weinen« A m Anfang von Felicitas Prokopetz’ »Wir sitzen im Dickicht und weinen« steht eine Krebsdiagnose, am Ende der Tod. Dazwischen: die Lebensfragmente von vier Frauen. Da sind Martha und Charlotte, junge Erwachsene in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts und Jahrzehnte später die Großmütter von Vali. Vali wiederum ist die Tochter von Christina, die die Krebsdiagnose erhält, und ihrerseits Mut- ter eines halbwüchsigen Sohnes. So sperrig sich solche Familienkonstellationen in Worte fas- sen lassen, so kompliziert fühlen sie sich oft an. Das ist in diesem Buch nicht anders. Die vier Frauen sind durch schmerzhafte Beziehungen miteinander verbunden; keine Schmerzen au- ßergewöhnlicher Art, sondern solche, die jeder kennt, der Familie hat: der Schmerz der Nicht- genug-Geliebten, der Zu-früh-Verlassenen, der Immer-wieder-Zurückgesetzten. Das verleiht den Figuren ihre Individualität und zugleich Allgemeingültigkeit. Das allgemein Menschliche – und in diesem Fall auch Weibliche – vor dem jeweiligen geschichtlichen Hintergrund erzählt dieser Roman sehr dicht auf nur 200 Seiten. Ihm reichen dafür ausgewählte Szenen aus den vier Lebensläufen, an sich unspektakulär, doch für die Einzelne sind sie einschneidend. An ihnen zeigt sich wie nebenher die Emanzipati- onskurve dreier Generationen von Frauen: Fragen weiblicher Selbstbestimmung werden verhandelt, in Erziehung, Ehe oder später Partnerschaft, bei Bildungszielen und Berufs- wahl. Doch den aufreibendsten Kampf führen die Frauen untereinander: Mütter und Töchter – eine oft schwierige Beziehung. Alle Töchter in diesem Buch unternehmen Absetzbewegun- Schwer-leichte Zeiten »Der Stich der Biene« erzählt die sehr klug gebaute Tragödie einer normalen Familie – manchmal auch als Komödie gen von ihrer Mutter; später erleben sie selbst, wie schwer diese Rolle wiegt. Am Ende nimmt neben dem Zorn auch die Traurigkeit Platz, neben der Bitterkeit die Erinnerung an (wenige) glückliche Momente. Aushalten ist manchmal alles, was geht. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Felicitas Prokopetz: Wir sitzen im Dickicht und weinen. Frankfurt am Main: Eichborn 2024. 208 S., 22 € E s ist fast schon eine Art Familiensaga, die sich in irgendeiner Kleinstadt in den iri- schen Midlands zuträgt. Die einst angesehene Barnes-Familie – Vater, Mutter, Tochter, Sohn – wird wie viele im Land von der Finanzkrise ge- troffen; die einzelnen Familienmitglieder ha- ben dazu noch je ihr eigenes Päckchen zu tragen, teilweise eher Riesenpakete. Man darf sich »Der Stich der Biene« aber nicht als Panoptikum von Mühsal und Sorgen vorstellen. Bei aller Schwere der aufgefahrenen Themen – kein Geld, soziale Enge, Tod, Gewalt, Liebeskummer, Klimawandel, Peer-Pressure, Homophobie, verleugnete Zuneigung – ist die Lektüre leicht und humorvoll, sind die mehr als 700 Seiten keine Bürde, sondern Spaß, weil dicht und vol- ler Leben. Zwischendurch lassen Momentauf- nahmen und Dialoge laut auflachen. Murray nutzt den Platz für Perspektivwechsel auf die Jahrzehnte umfassende Geschichte, was wiede- rum für ordentlich Spannung sorgt: Treibende Kraft ist, was die Charaktere nicht voneinan- der wissen. Unterwegs ist Raum für gut gesetzte Vorausdeutungen und Wendungen – sogar der Titel erweist sich kurz vor Ende als Lüge. Zudem sorgt die großartige Figurenzeichnung auch des Randpersonals für Lesevergnügen. Hier zeigt Murray seine tiefe Menschenkennt- nis und präzise Beobachtungsgabe – wahr- scheinlich ist er in der Lage, jedes Lebensalter in jeder erdenklichen Situation plastisch wer- den zu lassen, und das im treffenden Stil. Punktgenau und ohne Koketterie bedient er sich aus dem Trickkasten des Storytellings. Eine Prise Gothic Horror bringen irische Folklore, die recht katholische Erwartung von Strafe für (vermeintliche) Sünde und die Heimsu- chung durch die Wiederkehr von Dingen oder Personen. Hoffnung und Hoffnungslosigkeit können dicht beieinander wohnen; das Leben ist hart und das Leben ist schön. FRANZISKA REIF ▶ Paul Murray: Der Stich der Biene. München: Kunstmann 2024. Ca. 700 S., 30 € (ab 14.03.2024) Von unten gesehen Maria Leitners Reportageroman »Hotel Amerika« erscheint neu S ie gilt als eine der vergessenen Heldinnen der Weimarer Republik und des antifa- schistischen Widerstandes. Die Werke der Journalistin und Autorin Maria Leitner wurden 1933 verbrannt. Als gejagte Exilmigrantin starb sie, von Verfolgungswahn getrieben, bereits 1942 in einer Psychiatrie in Marseille. Der gebür- tigen Chemnitzerin und Exilforscherin Helga Schwarz verdanken wir die Neuentdeckung Leitners schon zu DDR-Zeiten. Unter ihrem Wir- ken wurde Leitner in den Achtzigern erstmals wiederveröffentlicht, nach der Wende geriet die Autorin erneut in Vergessenheit. Schwarz ist es auch zu verdanken, dass Leitners Bücher ab 2013 im Berliner Aviva-Verlag erschienen. Mit dem 50. Jahrestag der Bücherverbrennung sind Leit- ners Texte nun bei Reclam im Umlauf. Laut Nachwort der Zeithistorikerin Katharina Prager versucht der Verlag damit eine Kanonrevision. »Hotel Amerika« ist ganz im Einklang mit den sozialkritischen Recherchen, die die Journalis- tin während der 1920er Jahre als KP-Mitglied in den USA tätigte. Der Roman erzählt von Auf- stiegsfantasien, Ausbeutungserlebnissen und der Deklassierung der Servicekräfte im titelge- benden Luxushotel. Wir folgen dem Stuben- mädchen Shirley und erleben aus ihrem Blick- winkel die Hierarchien des Etablissements von unten. Eingangs ist sie noch ganz auf sich bedacht und schwelgt in Träumen vom Aus- bruch. Der Küchenjunge Fritz Globig begeistert sie jedoch schnell für klassenbewusste Zu- kunftsvisionen. Dabei geht der Roman hart ins Gericht mit den kleinbürgerlichen Individual- träumen und zeigt, dass nur der solidarische Leitgedanke einer Gewerkschaft die Angestell- ten und so auch Shirley besserstellen kann. Damit ist »Hotel Amerika« nur sprachlich, nicht jedoch inhaltlich aus der Zeit gefallen. MARCEL HARTWIG ▶ Maria Leitner: Hotel Amerika. Stuttgart: Reclam 2024. 255 S., 25 € 56 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Die Frauen Kataloniens Montserrat Roig schreibt über drei Generationen von Frauen in Barcelona und wie sich jede von ihnen den Umständen ihrer Zeit stellt M undeta lautet der Name dreier Frauen: einer Mutt er, ihrer Tochter und ihrer Enkelin. Alle drei erfahren die Gegebenheiten ihrer Zeit und ihres Geschlechts. Sie teilen den- selben Namen und leben verschiedene Schick- sale. Zwischen Krieg, Liebe, Glaube und Poli- tik geht jede von ihnen ihren eigenen Weg und zeichnet dabei nicht nur die Geschichte der Generationen, sondern auch die Kataloniens. Montserrat Roig schafft es, die unterschied- lichen Welten dreier Frauen-Generationen ein- zufangen und vor der Kulisse spanischer Ge- schichte zu entf alten. So erfasst das Buch die Entwicklungen des Frauenbilds durch die Zei- ten des Fin de Siècle und den Spanischen Bürgerkrieg bis in die Sechziger. Jede dieser Ge- schichten offenbart, welche Ansprüche, Kon- ventionen und Zwänge die verschiedenen Zeiten an die Frauen banden und wie sich diese den Traditionen beugten – oder auch nicht. Neben dem literarischen Genius, den Roig mit ihren sanften, poetischen Sätzen beweist, kre- iert die Autorin einen bemerkenswerten Beitrag zur feministischen Literatur, der das Dasein als Frau im früheren Katalonien rekonstruiert. Mithilfe einer interessanten Erzählstruktur, die die drei Chroniken durchgehend miteinan- der verwebt, sorgt Roig für Spannung beim Lesen. Schließlich münden die verschiedenen Geschichten in einen gemeinsamen Zenit, der einerseits ein bewegendes Ende bedeutet, an- dererseits auch Geheimnisse lüftet. JOHANNA KLIMA ▶ Montserrat Roig: Die Frauen vom Café Núria. Aus dem Katalanischen von Ursula Bachhausen und Kirsten Brandt. München: Verlag Antje Kunstmann 2024. 224 S., 24 € Innereien Dana von Suff rin geht ans Eingemachte einer Familie W as ihre Welt im Innersten zusammen- hält, will Dana von Suffrins Ich-Erzäh- lerin wissen. Rosa ist ihr Name. Der Tod ihres Vaters, das Sortieren seines Nachlasses und das Aussortieren seiner Hinterlassenschaften in der Münchner Wohnung treiben ihre Ge- danken voran. Kindheitserinnerungen steigen in ihr auf, der Bruch mit ihrer Schwester, der Krach der Eltern, die Flucht der Großeltern aus Rumänien, Verwandte in Israel. Alles schiebt sich zusammen, nichts passt und fügt sich doch. Der Roman ist eine einzige Introspektion. Es passiert nicht viel, aber da die Themen und an- geschnitt enen Ereignisse sich permanent ab- wechseln, bleibt man im Lesefluss. Irgendwie will man ja doch wissen, was mit den Eltern war, wieso die Schwester so verhasst ist und was in Fürstenfeldbruck wirklich geschah. »Nochmal von vorne«: Die langen, verschach- telten Sätze, die Suffrin drechselt, lesen sich etwas umständlich, zumal daran nichts Kunst- volles zu entdecken ist. Anführungszeichen bei der Wiedergabe direkter Rede hätt en der Lesbarkeit ebenfalls gutgetan. Dennoch hat der Roman aufgrund seiner Dichtheit und der Gedrängtheit der Themen etwas Magnetisches. Das liegt nicht zuletzt am Humor, dem Spött i- schen, das immer wieder hervorsticht. Auch angesichts der bitt ersten Gedanken sitzt Erzäh- lerin Rosa noch der Schalk im Nacken. Natürlich steckt in diesem Eingemachten ei- ner deutsch-jüdischen Familie mehr, zeigen sich Schatt en des dunklen 20. Jahrhunderts, trägt jeder Spuren gewaltt ätiger Geschichte mit. Und doch geht es auch einfach um das Leben einer jungen Frau in München, die versucht, mit ihrem Leben klarzukommen. Was kompli- ziert genug ist. TOBIAS PRÜWER ▶ Dana von Suff rin: Nochmal von vorne. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2024. 240 S., 23 € Auf Abwegen Anne Webers Erzählerin spaziert durch Pariser Vorstädte S eit 1983 lebt die Schriftstellerin Anne Weber in Paris. Passend dazu erkennt das Ich ihres neuen Romans eines Tages, dass es »jahr- zehntelang in unmitt elbarer Nähe einer frem- den Welt gelebt hatt e, ohne ihr das geringste Interesse entgegenzubringen«. Die fremde Welt, das sind die Banlieues, also die Vororte oder auch »Bannmeilen«, die Webers Flanierbuch den Titel geben und die ihre Erzählerin in 18 Streifzügen erkundet. Zum Glück nicht allein: Ihr Begleiter, der französisch-algerische Filme- macher Thierry, ist in einem der nördlichen Vororte aufgewachsen; er kennt sich aus. Im Gespräch liefert er Hintergründe zu Drogen- kriminalität, Gewalt, Perspektivlosigkeit oder holt aus, um über den französischen Kolonia- lismus und den historischen Wandel der städti- schen Randzonen zu sprechen. Die Erzählerin schlüpft währenddessen gern in die Rolle der »feinsinnigen Touristin« und beobachtet ihre eigenen Reaktionen von Scham bis Angst. »Ein Schauder überläuft mich.« Weber, die 2020 für ihr Heldinnenepos »An- nett e« den Deutschen Buchpreis erhielt, lässt ihre Erzählerin die Spaziergänge wirklich sehr ausführlich schildern. Ziemlich schnell latscht man beim Lesen eher gelangweilt mit. Zu- gleich schmeckt der Text nach Armutsvoyeuris- mus. Weitere essayistische Abstecher hätt en ihm gutgetan, wie etwa die lesenswerten Über- legungen zum vergessenen algerischen Mara- thonläufer Boughéra El Ouafi und zur franzö- sischen Erinnerung an den Algerienkrieg. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris, der ver- meintliche Anlass der Erkundungen, bleiben ein Nebenthema. Immer wieder betont die Er- zählerin, dass sie eigentlich nicht weiß, warum sie diese Streifzüge unternimmt. Diese Frage bleibt bis zum Ende offen. MAURUS JACOBS ▶ Anne Weber: Bannmeilen. Ein Roman in Streifzügen. Berlin: Matt hes & Seitz 2024. 301 S., 25 € 58 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Gerett eter Bücherschatz Sachsen blätt ert Millionen fü r eine Klosterbibliothek hin – was nach Erpressung klingt, halten Historiker fü r einen Glücksfall K atastrophe«, »Kulturgutverluste«, »drin- gender Handlungsbedarf«: Hoch schlugen die Wellen im Mai 2022. Die bundesweite Ar- chivar- und Historikerzunft – sonst eher nüch- tern – tobte in den sozialen Netzwerken. »Nein, das ist nicht Syrien etc., aus denen Kul- turschätze ›gestohlen‹ werden, sondern Sach- sen.« Dass ausgerechnet die Sahnestücke der Marienthaler Klosterbibliothek verhökert w erden sollten, empörte neben der Fachwelt auch die sächsischen Landespolitiker – zumal sich diese hintergangen, gar erpresst fühlten. Und doch rett eten sie die gesamte Bibliothek für die Öffentlichkeit und Zukunft, zahlten dafür 5,5 Millionen Euro. Hoch schlugen die Wellen zuvor im Frauen- kloster Marienthal selbst: Ein Hochwasser beschädigte die beim ostsächsischen Zitt au ge- legene Anlage der Zisterzienser. Um Repara- turen zu finanzieren, wollte die Klosterleitung Teile ihres Bibliotheksbestands verkaufen. Darunter befand sich mit dem Marienthaler Psalter eine 700 Jahre alte illustrierte Pracht- handschrift. »Das ist ein Skandal, ein Tabubruch«, erklärt Klaus Graf dem logbuch. Der Mitt elalterhis- toriker führt einen Blog zum Archivwesen. »No- Go« nennt er den Umstand, dass sogar eine Goldene Bulle Kaiser Karls IV. zum Verkauf stand. »Ich kenne kein Beispiel, wo man neben Handschriften und wertvollen Drucken sogar eindeutiges Archivgut wie Urkunden verscher- belt hat.« Ansonsten sei der Vorgang in Mari- enthal keine Ausnahme. »Ich bin in den letzten Jahrzehnten mit vielen unerfreulichen Verlus- ten aus kirchlichen Sammlungen konfrontiert worden.« Das aktuelle Klostersterben verschärfe die Problematik; die Orden würden ihrer Ver- antwortung als Besitzer historischer Quellen nicht gerecht. »Die Orden verfügen über einen besonderen Status und unterstehen in der Regel nicht den Bischöfen.« Daher agierten sie eigenmächtig, wodurch immer wieder Kultur- gut in Privatsammlungen verschwindet. Der Fall Marienthal drohte, die gleiche Ent- wicklung zu nehmen. »Vor diesem Hintergrund sticht die jetzige Entscheidung eines nicht unbedingt reichen Bundeslandes hervor«, lobt Graf. »Es ist ein Glücksfall, dass man nach langer Zitt erpartie zur Einigung gefunden hat. Wobei es meinem Eindruck nach an der Klos- ANZEIGE Praktisch fü r die logbuch-Redaktion: Die Bildunterschrift steht schon im Bild terleitung hing.« Ihm zufolge hätt e die Landes- regierung bis Juni 2022 Zeit gehabt, dem Kloster ein Kaufangebot zu unterbreiten. Aber dessen Leitung handelte vorher, indem sie einen Schweizer Händler engagierte. Für Graf ein »Vertrauensbruch«. Die Marienthaler Äbtissin wollte dem logbuch keine Fragen beantworten. Den Eindruck der Erpressung lässt Annemarie Grohmann von der Sächsischen Landesbibliothek diplomatisch abperlen: »Es ist durchaus üblich, dass ein Verkäufer verschiedene Verkaufsoptionen und -wege prüft. Dem Freistaat war von Beginn an die Erhaltung der Klosterbibliothek in ihrer Gesamtheit wichtig.« Für einen Kaufpreis von 5,5 Millionen Euro erwarb die Landesbibliothek schließlich den Kulturschatz, mit finanzieller Unterstützung der Ernst-von-Siemens-Kunst- stiftung. Der Kulturschatz umfasst 2.700 Titel aus dem 12. bis 19. Jahrhundert. Darunter befinden sich mitt elalterliche Handschriften, Inkunabeln, alte Drucke und historische Ur- kunden. Warum nicht der gesamte Schatz in die Säch- sische Landesbibliothek umzieht, erklärt die Pressesprecherin so: »Ein Großteil der Samm- lung verbleibt als Leihgabe im Kloster, um den Charakter des denkmalgeschützten, barocken Bibliothekssaals in seiner Gesamtheit zu erhal- ten.« Die Handschriften seien digitalisiert zu- gänglich, die Bestände in Marienthal könnten Forschende selbstverständlich vor Ort einse- hen. Historiker Graf lobt den Schritt als Besonder- heit. Meistens würden nur Einzelstücke ange- kauft. »Dass nicht nur Rosinen herausgepickt wurden, ist Abkehr von der Praxis, den Denk- malgedanken mit Füßen zu treten. Sammlungen sind ebenfalls Denkmäler, deren Erhalt von öffentlichem Interesse sein muss. Und sie sind mehr als die Summe von Einzelstücken, sind ein beziehungs- und bedeutungsreiches Ensem- ble. Da sollte man nicht Einzelnes herausbre- chen.« Sie seien als Quelle für die kommende Generationen als Ganzes zu erhalten. »Wir kennen ja gar nicht alle Fragestellungen. Mit neuen naturwissenschaftlichen Methoden kann man künftig vielleicht Pergamente einzelnen Schweinen zuordnen und dadurch Zusammen- hänge finden. Das ist wirklich ein Glücksfall.« TOBIAS PRÜWER

LOGBUCH | BÜCHER In Dagoberts Geldspeicher Georg Seeßlen untersucht, wie Geld »in Leib, Seele und Gemeinschaft überspringt« W ertform, verzinste Schuld, Opfergabe: Über die Herkunft des Geldes streiten viele Theorien. Dem will Georg Seeßlen nicht einfach einen neuen Vorschlag hinzufügen. Zumal jeder theoretische Ansatz jeweils etwas für sich hat, nur kann keiner das Phänomen insgesamt erfassen. Geld als Phänomen ist viel- schichtiger und umfassender, als es in einer Perspektive analysieren zu können, so Seeßlen. Also probiert er einen anderen Weg und schaut, was Geld im Alltag mit uns macht und was wir mit Geld machen. Wie man es von diesem Autor kennt, geht er bei seinen Erkundungen in die Vollen von All- tags- und Populärkultur. Er beschreibt anhand von Märchen, wie junge Menschen auf den Umgang mit Geld vorbereitet werden und was hinter der Floskel »aus Scheiße Gold machen« steckt. Er blickt hinter das Verheißungsvolle von Glücksspielen und den Reiz von Gesellschafts- spielen à la Monopoly: Warum bereitet es Spaß, den Sitznachbarn in den Ruin zu treiben? Und man wird vom Portemonnaie bis zum Bunker in einer Stilkunde der Aufbewahrungsorte unter- richtet. RONALD POHL liest: t a v i r P © : o t o F Sa., 23.03.2024, 17:30 Bühne des Österreich- Kaffeehauses, Leipziger Messe, Halle D, Stand D201/E200 Moderation: ROMAN KOLLMER Comics und Filme stellen in dieser Untersu- chung einmal mehr Seeßlens bewährte Partner dar. Einen roten Faden sucht man vergebens, jedes Kapitel bietet vielmehr einen neuen Blick. Der Verzicht auf einfache Erklärungen ist die Stärke des Buches, was Leserinnen und Leser mit anderen Erwartungen hingegen zu seiner Schwäche erklären werden. Denn man ist nach den – manchmal zu weitschweifigen – Aus- führungen in vielen Details sehr viel klüger. Das Wesen des Geldes, das sowohl profan wie heilig ist, hart wie weich, alltäglich wie meta- physisch, erhellt sich nur andeutungsweise. Wir sind mit den Geldphänomenen eben sehr beziehungsreich verstrickt. »Das« Geld als Ding, das dem Menschen einfach gegenüber- steht, gibt es nicht. Und darum ist die Suche nach Wegen des geldfreien Lebens kompliziert. TOBIAS PRÜWER ▶ Georg Seeßlen: Das Geld. Wie es in Leib, Seele und Gemein- schaft überspringt. Wien: Bahoe Books 2023. 388 S., 24 € »Wenn es die Voraussetzung für jede Veränderung ist, dass Menschen sich selbst und ihre Kultur verstehen, dann gehört dazu die tiefe Bindung aller Lebensbereiche an das Geld.« – aus »Das Geld. Wie es in Leib, Seele und Gemeinschaft überspringt« www.kreuzer-leipzig.de 208 Seiten, brosch. ISBN: 978-3-85415-671-0 € 23,– A N Z E I G E R I T T E R V E R L A G www.ritterbooks.com 62

LOGBUCH | BÜCHER Kantiges im Gespräch Omri Boehm und Daniel Kehlmann reden über Immanuel Kant – Interessantes fü r Philosophen und Nicht-Philosophen D as Gespräch zweier kluger Köpfe über Kants Einfluss zeigt dessen Vielschichtig- keit; leitende Frage: Was ist der Mensch? Die Antwort muss ethisch, nicht biologisch erfolgen: Mensch zu sein, ist eine Aufgabe, kein Zustand. Der Titel »Der bestirnte Himmel über mir« ver- deutlicht die Relevanz von Kants Thesen, die uns als selbstbestimmte Wesen befähigt sehen, »das Erhabene zu erfahren«. Es ist beruhigend, dass die Diskutanten Omri Boehm und Daniel Kehlmann beide zugeben, nicht alles verstan- den zu haben und hin und wieder neu nachden- ken zu müssen. Kant gründet seine Thesen auf andere Denker, darunter Spinoza, Descartes, Hobbes, Burke und Hume. Zentrales Thema ist die Aufklärung als Ethos. Kant fragt: »Was kann ich wissen und was kann ich nicht wissen?« Aufklärung sei der Mut, »sich seines eigenen Verstandes zu bedienen«, »Sapere aude!«, lautet die Auffor- derung, Wissen zu erwerben. Das reflektierte Urteil ist gefordert: Die Menschen müssen den Autopiloten ausschalten, denn die Idee der Aufklärung lässt sich nur erfüllen, wenn sich alle bemühen. Hier können nur wenige von Kants Thesen ge- nannt werden. Manchen gilt er als der »Henker Gott es« oder der »Gott esmörder«. Das ist je- doch zu einfach gedacht, denn Kant widerlegte nur die reale Existenz Gott es und somit dessen persönliche Autorität. Boehm zufolge kritisierte er den »ontologischen Gott esbeweis«: Die Exis- tenz Gott es kann nicht bewiesen werden, aber man kann an ihn glauben. Ein wichtiges Argu- ment für die Existenz Gott es ist die christliche Moralvorstellung, was die Aufgabe beinhaltet, nach ihr zu handeln. Die Gott esfrage und der Glaube an Gott sind bei aufgeklärten Menschen zwar zur Privatangelegenheit geworden, aber wir sind als Individuen verantwortlich für unser Verhalten, denn wir haben die »Fähigkeit zu wissen«. Dazu gehört auch das Bekenntnis zum Rechtsstaat. Legt die reale Welt uns nahe, ein weiser Schöpfer hätt e sie geschaffen? Das ist die Theodizee: Wie kann Gott eine Welt voller von Menschen verursachter Katastrophen zulassen? Wird hier nicht der Gedanke der perfekten Schöpfung in Frage gestellt? Der »physikotheologische Gott esbeweis« führt zu der Annahme, der Welt liege ein intelligenter und vernünftiger Ent- wurf zugrunde. Und so gelangen wir zu der Einsicht, dass die Verantwortung beim Indivi- duum und der Pflicht zum moralischen Han- deln liegt. Der Leitsatz der Diskussion von Boehm und Kehlmann und für unser Handeln könnte lau- ten: »Ich bin auch nicht völlig davon überzeugt. Ich denke …« Wir müssen uns fragen, ob das, was wir Wahrheit nennen, wirklich die Wahr- heit ist. Eine Lehre aus dem Gespräch könnte sein, Denken vor Wissen zu setzen. Freies Denken ist ein schützenswertes Gut, heutzutage insbesondere angesichts des um sich greifen- den Fundamentalismus und all der Schnell- schüsse via soziale Medien. Somit setzt das Buch ein Zeichen für gegenseitige Toleranz und Respekt im Alltag. JOACHIM SCHWEND ▶ Omri Boehm, Daniel Kehlmann: Der bestirnte Himmel über mir. Ein Gespräch über Kant. Berlin: Ullstein 2024. 352 S., 26 € »Man ist also in der Verantwortung, wenn man in die Irre geht, weil man die Befähigung zur Freiheit hat.« – aus »Der bestirnte Himmel über mir. Ein Gespräch über Kant« ANZEIGE www.klett-cotta.de »Zutiefst bewegend. Ich bin überwältigt.« Edmund de Waal, Autor von ›Der Hase mit den Bernsteinaugen‹ n a m e g d i r B © n e g n u d l i Einfühlsam schildert Jeremy Eichler die dramatischen Lebenswege und die revolutionären Werke vier der bedeutendsten musikalischen Genies des 20. Jahrhunderts: Richard Strauss, Arnold Schönberg, Dmitri Schostakowitsch und Benjamin Britten. Er lässt uns miterleben, wie sie die Erfahrungen der totalitären Epoche in ihren Schöpfungen verarbeiteten – und ein unvergängliches Zeugnis ablegten, das wie ein Echo in unsere unmittelbare Gegenwart hineinhallt. Erscheint am 19. April 2024 b b A n e h c i e r l h a z t i m , U S t i m . b e g , n e t i e S 4 6 4 5 - 6 8 5 6 9 - 8 0 6 - 3 - 8 7 9 N B S I , ) D ( – , 2 3 €

LOGBUCH | BÜCHER LOGBUCH | BÜCHER 0, 1, $ »Theorien des digitalen Kapitalismus« gibt eine gute Rundumschau W issensgesellschaft, Informatisierung, Industrie 4.0, Dienstleistungen 5.0, Saugroboter und Hightech-Haiku: Die Verhei- ßungen der Gegenwart tragen viele Etikett en. Hauptsache, irgendwas mit KI; computerge- steuert oder maschinenvermitt elt klingt darin an. Denn ohne Digitalisierung sind Fortschritt und Akkumulation von Vermögen kaum vor- stellbar. Dass sich darin das Denken über Kapi- talismus und Digitalisierung nicht erschöpft, zeigt dieser Sammelband. Anna Kim Zwischen Fakt und Fiktion Salzburger Stefan Zweig Poetikvorlesung 126 S., Büttenbroschur, Format: 12,5 × 20 cm ISBN 978 3 85449 654 0 € 20,– »… darum muss man sich als Schreibende bemühen, man muss sich die Weite der Welt erarbeiten.« In ihrer Poetikvorlesung re- flektiert Anna Kim ausgehend von ihren Romanen das Ver- hältnis der Literatur zur Wahrheit. Zunächst unter- sucht sie unter dem Stichwort Fahnden Aspekte der Recher- che; der Abschnitt Stricken verhandelt die Komposition und Fiktionalisierung. Ab- schließend rückt unter dem Titel Balancieren die Frage nach künstlerischer Freiheit und Verantwortung in den Blick – die für Kim eng ver- woben sind. Buchpräsentation auf der Leipziger Buchmesse: Anna Kim im Gespräch mit Roman Kollmer, 23. 3. 2024, 12.30 Uhr Bühne des Österreich- Kaffeehauses Halle 4, D201/E200 sonderzahl A N Z E I G E 66 Auf 500 Seiten beschäftigen sich extra ausge- wählte Texte mit vielen Aspekten des Themas. Denn eine umfassende Theorie liegt noch nicht vor, was eben auch an den vielen Dimensionen liegt, die zu integrieren sind. Natürlich muss eine Theorie des digitalen Kapitalismus erfas- sen, in welcher Form und Qualität neue Tech- nologien die Ökonomie verändern. Ebenso offensichtlich ist, dass Veränderungen in der Arbeitswelt erörtert werden müssen: Tätig- keiten oder Arbeitszeiten müssen überdacht werden oder scheinen gar obsolet. Aber auch die Bereiche Politik, Öffentlichkeit und Kultur » sind von radikalem Wandel betroffen. Fragen nach Gerechtigkeit, Mitbestimmung, Repro- duktion etc. stellen sich wieder und neu. Und nicht zuletzt muss diskutiert werden, was die schöne (?) neue Welt mit dem einzelnen Men- schen macht. Viele dieser Einzelfragen werden in den Bei- trägen angerissen oder gar beantwortet. Man kann Wechselwirkungen zwischen den Dimen- sionen schon erahnen, auch wenn sie noch nicht ausformuliert sind. Neben den informa- tiven Einzelfakten, die jeweils zu erfahren sind, zeichnen sich in dieser Versammlung der verstreuten Texte Konturen einer Theorie ab. Das ist auch auf abstrakter Ebene spannend, weil man quasi der Wissenschaft bei der Ope- ration am offenen Herzen zuschauen kann. TOBIAS PRÜWER ▶ Tanja Carstensen, Simon Schaupp, Sebastian Sevignani: Theorien des digitalen Kapitalismus. Arbeit und Ökonomie, Politik und Subjekt. Berlin: Suhrkamp 2023. 533 S., 28 € »Zukünft ige Analysen sollten sich deshalb noch stärker Arbeitsbedingungen, sozialen Bewegungen und politischen Regulierungen in anderen Ländern und in den unter- schiedlichen Teilen der Welt widmen und auch an intersektionale Debatten um den digitalen Kapitalismus anschließen.« – aus »Theorien des digitalen Kapitalismus. Arbeit und Ökonomie, Politik und Subjekt« www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Ideologiekritik Der Sammelband »Gesichter des politischen Islam« schafft Aufklärung D er Titel klingt etwas seltsam, erschließt sich aber, liest man sich in »Gesichter des politischen Islam« ein: Wie es schon den einen Islam nicht gibt, existiert auch nicht der eine politische Islam – wobei sich hier wie bei ande- ren Glaubensrichtungen die Frage stellt, wie nicht-politisch und privat eine organisierte Re- ligion überhaupt sein kann. Auf 500 Seiten spannen die Texte im Sammel- band einen weiten Bogen. Einen guten Aufriss bietet gleich der erste, ein längerer Beitrag, in dem Oliver M. Piecha den »Aufstieg und Nie- dergang des politischen Islam« skizziert. Richtig gelesen, seine eigentliche Zeit, in der er als wirkungsvolles politisches Projekt staatstragend wurde, ist vorbei. Daran ändern auch Terror- Organisationen wie ISIS nichts. Sie belegen eher, dass politischer Islam nicht mehr im Zentrum eines historisch-muslimischen Kernlandes zu verorten ist. Dafür sei er zu einem Kulturkampf geworden, der gerade auch im sogenannten Westen tobt, wo es sogar zu linken Bündnissen mit Islamisten kommen kann. Ein großer Teil der anderen Artikel fächert die Geschichte des politischen Islam auf und in- formiert umfassend. Zwei weitere Kapitel wid- men sich dem Verhältnis von Islamismus zu Geschlecht sowie Antisemitismus. Denn, so die Überzeugung der Herausgebenden, Frauen- und Judenhass bilden zwei seiner Säulen. Die meisten Beiträge sind aus einer kritisch- emanzipatorischen Perspektive verfasst, wes- halb manches Urteil zu scharf klingt. Allerdings erhöht das auch die Lesbarkeit. Dank der aus- führlichen Fußnoten kann man sich über die Quellen ohnehin weiter einarbeiten. Das Buch schlägt eine Schneise in ein weites, zu wenig beackertes Feld. Gerade weil der politische Is- lam in den Köpfen herumspukt und somit auch beeinflusst, wie Muslime insgesamt wahr- genommen werden, tut hier Aufklärung in dieser Buchform not. TOBIAS PRÜWER ▶ Andreas Stahl, Fatma Keser, David Schmidt: Gesichter des politischen Islam. Berlin: Edition Tiamat 2023. 480 S., 30 € »Keine Stadt und kein Stadtviertel kann sich angesichts eines regelrechten Angriffs auf den gemeinschaftlichen Charakter von Orten noch unversehrt wähnen.« – aus »Platz nehmen« Reclaim the Streets Die Städte den Menschen, die dort wohnen, fordert Mickaël Labbé D ie Städte verlieren ihren Charakter als Stadt – so lautet die Grundthese von »Platz nehmen«. Orte gleichzeitiger Begegnungen und der Zusammenkunft oft ungleicher Interessen verschwinden, argumentiert Mickaël Labbé. Der Ästhetik-Philosoph sieht die gegenwärtigen Plätze und Straßenzüge geprägt von einer » Architektur der Verachtung«: Unerwünschte werden ausgegrenzt und verdrängt. Labbé for- dert, dass Städte wieder für den Menschen als Menschen gestaltet werden, nicht ausschließ- lich für Konsumenten. Die Stadt müsse zur so- zialen Bedürfnisanstalt werden. Das haben viele längt erkannt. Aber die gegen solche Zustände und für ein Recht auf Stadt kämpfenden Bewegungen greifen, so meint Labbé, oft zu ungeeigneten Mitteln. Zu Recht beschreibt er die Schwächen mancher Akti- onsformen. In der normalen Alltagswelt, nicht im Sonderzustand, muss Veränderung statt- finden, dort, wo man auch Nichtpolitisierte er- reicht. Das liest sich schlüssig, aber bleibt zahnlos. Er nennt Gemeinschaftszentren wie ein genos- senschaftliches Quartier in São Paulo und Spiel- plätze auf niederländischen Nachkriegsbrachen, von denen viele nicht mehr existieren, als ge- lungene Umsetzungen solchen Miteinanders. Nur sind das weder bloße Nachbarschaftsak- tionen, noch sind sie im Kleinen einfach um- zusetzen. Sie benötigen Ressourcen, vor allem Geld, Grund und Boden. Die dauerhaftesten Aneignungsversuche sind kollektive Hauspro- jekte. Sie entziehen Objekte dem Kapital- markt, schlagen die Immobilienbranche mit den eigenen Waffen. Nur braucht es dafür massig Kapital, eine allgemeine Lösung stellt dieses Vorgehen nicht dar. Solche Überlegun- gen stellt Labbé gar nicht erst an. Nach den überzeugenden Beschreibungen bildet der letzte Teil des Buches eher eine Beschwörung, aktiv zu werden. TOBIAS PRÜWER ▶ Mickaël Labbé: Platz nehmen. Gegen eine Architektur der Verachtung. Aus dem Französischen von Felix Kurz. Hamburg: Edition Nautilus 2023. 208 S., 20 € 68 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Eine Revue von Büchern zur und über Kunst Lohnenswerte Bücher aus dem Kunstressort, die in den nächsten Monaten im keuze im Detail begutachtet werden – ausgewählt von Britt Schlehahn Viel mehr als die Frau in Hitlers Badewanne Eine Biografi e des US-amerikanischen Fotomodells und der Fotografi n Lee Miller Aus- stellungs - macher Ein Buch über Lothar Lang V om Cover grüßt der Holzschnitt »Der süße Schlendrian« aus dem Jahr 1967 von Ger- hard Altenbourg. Dessen grafische Werke wie auch die von Carlfriedrich Claus sammelte Lothar Lang nicht nur, sondern er stellte sie aus und publizierte über sie. Bis Ende der Achtzi- ger waren in der Sammlung 285 Künstlerinnen und Künstler wie Max Uhlig oder Dieter Goltz- sche vertreten. 1928 in Werdau geboren und 2013 in Spreewerder verstorben, tritt Lang 1945 in die KPD ein, arbeitet als Lehrer im Land- kreis Greiz, studiert unter anderem am Pädago- gischen Zentralinstitut in Berlin, bevor er sich 1949 der Kunst nach Ausstellungen von Conrad Felixmüller und Ernst Barlach zuwendet. Es folgt die Promotion, die Arbeit als freier Autor bei der Weltbühne, als Dozent. 1958 eröffnet er die erste von ihm organisierte Ausstellung mit Werken von Magnus Zeller in den Deutschen Bücherstuben in der Berliner Friedrichstraße. Weitere Ausstellungsorte sind das Kunst- kabinett im Institut für Lehrerweiterbildung in Weißensee. Die Altenbourg-Ausstellung 1976 im Schloss Hinterglauchau wird sofort nach Eröffnung geschlossen. Lang kuratiert den ers- ten Beitrag der DDR zur VI. Documenta in Kassel 1977, arbeitet seit 1980 als Direktor des Staatlichen Museums Burgk. Der Band ver- sammelt sowohl Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit von 1961 bis 1972 als auch Texte sowie Biografie und Bibliografie. Lang gilt als ausge- wiesener Kenner der Kunst auf dem Gebiet der DDR, seine Publikation »Malerei und Grafik in der DDR« aus dem Jahr 1978 als Standardwerk. Das Buch eröffnet einen Blick auf die Kunst, die heute kaum gezeigt wird, geschweige denn bisher Eingang in das kulturelle Bildergedächt- nis fand. Es bietet zudem viel Raum, um der Figur Lothar Lang perspektivisch noch kritische Publikationen folgen zu lassen. BSC ▶ Elke Lang: Kalkulation und Wagnis. Innovatives Schaff en unangepasster Künstler in der DDR. Die Ausstellungstätigkeit von Lothar Lang. Leipzig: Faber & Faber 2023. 208 S., 34 € A ls »die Frau in Hitlers Badewanne« stellt der Verlag Lee Miller vor. Vorausgesetzt wird dabei, dass die Schwarz-Weiß-Fotografie von David E. Sherman bekannt ist. Sie zeigt Lee Miller in der Badewanne von Hitlers Münch- ner Privatwohnung, aufgenommen am 30. April 1945. Zuvor begleitete die Fotografin die Befreiung Leipzigs, fotografierte beispiels- weise im Neuen Rathaus die Leichen von Stadt- kämmerer Kurt Lisko sowie seiner Frau und Tochter nach dem Suizid durch Zyanid. Außer- dem dokumentierte sie die Situation in den KZs Buchenwald und Dachau. Das Leben von Lee Miller (1907–77), die als Modell bei der Vogue begann und nach 1945 einen radikalen Strich unter ihre Arbeit als Fo- tografin zog, zeichnet die Historikerin Gabri- ele Katz nach. Ihr gelang ein interessantes Buch über eine sehr komplizierte Biografie. BSC ▶ Gabriele Katz: Lee Miller. Die Macht der Bilder. Berlin: Ebersbach & Simon 2023. 144 S., 20 € Kompass der Moderne Der Versuch des Schweizer Kunst- und Architekturhistorikers Sigfried Giedion, die Moderne zu sortieren S igfried Giedion (1888–1968) entwickelt im Zeitraum von fast zehn Jahren – 1929 bis zu seinem Ruf an die Harvard University in Cam- bridge, Massachusett s, 1938 – ein unvollende- tes Projekt, um die Moderne zu ordnen. Im Mitt elpunkt steht der Zeitraum von 1750 bis in die 1920er Jahre. Ursprünglich auf drei bis fünf Bände angelegt, fanden sich im Nachlass des Schweizer Kunst- und Architekturhistorikers drei Bücher. Das erste und umfänglichste Werk beschäftigt sich mit der Industrialisierung un- ter der Überschrift »Konstruktion und Chaos«, Gebaute Nation Philipp Oswalt über Identität und Rekons- truktion in Deutschland von 1980 bis 2020 D as erste Foto im Band zeigt, wie dem re- konstruierten Berliner Stadtschloss das goldene Kreuz als Abschluss gen Himmel auf- gesetzt wird. Der Autor und Professor für Architekturtheorie an der Uni Kassel Philipp Oswalt ist seit Jahrzehnten ein engagierter und bekennender Kritiker des Baus, der hier ebenso beschrieben wird wie der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche sowie die Neue Alt- stadt und die Paulskirche in Frankfurt/Main. Oswalt erklärt dabei seine Sicht auf das Verhält- nis von Architekturrekonstruktionen als Iden- titätspolitik im Zeitraum von 1980 bis 2020 und versucht gar nicht erst, eine objektive Betrach- tung vorzunehmen. Er spricht als Akteur so- wohl der Kritik als auch als Initiator für die Rekonstruktion der Neuen Meisterhäuser und der Trinkhalle während seiner Tätigkeit als Direktor der Stiftung Bauhaus in Dessau. Die sechs Kapitel liefern sehr viel Wissen und Ar- gumente, um neu auf das alte Neue in den Städten zu schauen. BSC ▶ Philipp Oswalt: Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik. Berlin: Berenberg 2023. 240 S., 20 € ▶ Sigfried Giedion: Die Entstehung des heutigen Menschen. Ein unvoll- endetes Buchprojekt 1929–1938. Zürich: GTA 2023. 666 S., 65 CHF gefolgt von der sozialen Fürsorge in Gestalt der sozialen Bauaufgaben. Wie bereits im ersten Buch findet sich eine ausgewählte Bildersamm- lung mit handschriftlichen Notizen, beispiels- weise dazu, wie Arbeitersiedlungen analysiert werden sollten. Der dritt e Band trägt den Titel »Der herrschende Geschmack«. Kontextualisiert vom Giedion-Kenner Sokrates Georgiadis er- öffnet das Buch einen wichtigen und neuen Blick auf die Moderne und ihre räumlichen wie ästhetischen Rahmenbedingungen. BSC 70 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Kafka-Falle Ausführlich, in Streifzügen, virtuos: Drei Comics feiern das Franz-Kafka-Jahr K afka als Comic‹« klingt ein wenig wie ›Nolde vom Supermarkt‹. Leider. Denn Peter Kuper beweist, daß das ›Micky-Maus- Medium‹ durchaus angemessen mit Literatur umzugehen vermag.« Das schrieb die taz 1997 beim Erscheinen von Kupfers zackigem »Gibs auf!« (Carlsen), in welchem er Kafka-Kurzge- schichten auf wenige Seiten und Striche redu- zierte. Das empfehlenswerte Buch ist anti- quarisch noch erhältlich. 25 Jahre später muss man ein solches Unterfangen nicht mehr recht- fertigen, kann höchstens fragen, warum dabei nicht mehr Mut gewagt wird. Einigen scheint der Text heilig, ihnen stellt die Fallhöhe Kafka eine Falle dar. Die drei Jubiläumserscheinun- gen zum 100. Kafka-Todestag teilen die Über- zeugung von Peter Kuper: Für Kafka braucht es Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Immerhin leben seine Werk vom Absurden, von dunklen Träu- men, vom Scheitern in surrealen Realitäten, und oft haben sie Fragmentcharakter. So ist »Kafka« vom legendären Zeichner und Autor Robert Crumb – zusammen mit David Zane Mairowitz – eine solide Biografie. Sie gibt das Leben und ausgesuchte Werke inhaltlich wieder. Man erfährt vom Vaterkonflikt und dem Ringen mit der eigenen Körperlichkeit so- wie der Zerrissenheit zwischen Judentum, Tschechisch- und Deutschsein. Natürlich ist auch Kafka und die Frauen ein Thema. Das fällt sehr textlastig aus, die Zeichnungen im zittrig-realistischen Crumb-Stil wirken wie Illus- trationen. Ganz so, als ob man die Worte Kafkas nicht in den Schatten stellen wollte. Ausführlich im Ansatz, ist im Comic vieles zu erfahren. Aber ein bisschen brav wirkt das von einem Künstler der Undergroundkultur doch. Vielleicht, weil der Comic im Original schon 1993 erschien. Der Reprodukt-Verlag brachte ihn später im Albumformat auf Deutsch heraus. Allein schon, dass er nun in sensationell preis- werter Taschenbuchausgabe – neun Euro! – zu haben ist, drängt zum Zugreifen. »Komplett Kafka«: Darunter macht es ein Ni- colas Mahler nicht, und natürlich ist hier nichts komplett. Der Zeichner hat sich im Rosinen- picken geübt, eine Zitate-Collage erstellt und diese dann illustriert. Natürlich zeigt sich da- rin sein Humor, weil er die schrägsten Fakten und Anekdoten ausgewählt hat. So ist vom verpassten Bestsellerprojekt Kafkas zu lesen, der einmal Billig-Reiseführer schreiben wollte. Und wer weiß, dass »Die Rückverwandlung des Gregor Samsa« existiert? Allerdings hat diese ein anderer Autor verfasst. Das ist lustig und typisch Mahler. Aber selbst der grantelnde Wie- ner Zeichner scheute sich, Kafka vom Denk- mal zu holen, so dass auch in diesem Band Text vor Krakelkarikaturen-Bild steht. Keine Ent- täuschung, aber eine Überraschung. Eine solche liefert auch Danijel Žeželjs. »Wie ein Hund« greift nicht nur die letzten Worte aus »Der Prozess« auf, auch Žeželjs hangelt sich an Originaltexten entlang. Die Geschichte »Ein Hungerkünstler« dient ihm dabei als Haupt- inspiration. Menschen, die sich auf Jahrmärkten selbst ausstellten und damit ihr Geld verdien- ten, öffentlich keine Nahrung aufzunehmen, gab es früher wirklich. Der Comic-Künstler ist davon inspiriert und erschafft eine eigene Welt. Ein Kosmos aus Zirkus und Masse Mensch, wilden Tieren, marschierenden Armeen, Licht und Schatten entsteht. Expressionistisch-ex- plodierend sind die Arrangements mit einem Touch von Stencel-Street-Art, zu denen Žeželjs seine realistischen Zeichnungen zusammen- fügte. Das sind fast fotografisch anmutende Tableaus in faszinierendem Strich. Auf jeder Seite gibt es etwas zu entdecken, lassen sich An- knüpfungspunkte für eigene Assoziationen finden. Brüllt dort nicht Panther, schleichen hier etwa Alex und seine Droogs umher? Der Comic ist ein visuelles Fest, eigenständig und eigenartig. Damit kommt er Kafkas Werk am nächsten, fängt dessen hundertjähriges Fort- dauern ein, das in Interpretation und Re-Inter- pretation besteht, weil jeder etwas für sich dort finden kann. Man muss nur die Laufrich- tung ändern. TOBIAS PRÜWER ▶ David Zane Mairowitz, Robert Crumb: Kafka. Aus dem amerika- nischen Englisch von Ursula Grützmacher-Tabori. Handlettering von Marianne Nuß. Berlin: Reprodukt 2024. 176 S., 9 € ▶ Mahler: Komplett Kafka. Berlin: Suhrkamp 2023. 127 S., 18 € ▶ Danijel Žeželjs: Wie ein Hund. Berlin: Avant 2024. 104 S., 22 € 72 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Tod in Türkisblau »Beim Leben meiner Tochter« zeigt malerisches Morden S ommer, Sonne, Strand und mehr: Plötzlich fehlt von Frau und Mutter jede Spur. Leer ist das Hotelzimmer auf der Ferieninsel. Liane lässt Mann und Tochter sowie einiges an Blut zurück. Von Person oder Leiche fehlt jede Spur. Bald schon gerät der Ehemann ins Visier, der übrigens nicht das erste Mal in der Urlaubs- idylle im Indischen Ozean zu Besuch ist. Bleibt nur die Flucht. Ermittlerin Aja macht sich mit ihrem komi- schen Partner Christos – mehr Aussteiger als Cop – an die Lösung des Falls und fördert dabei immer mehr Rätsel zutage. Währenddessen fliehen Vater und Tochter übers Gebirge der Insel auf deren anderen Teil. Man könnte diese malerischen Aussichten der reizvollen Land- schaft genießen, wäre der Plot nicht so span- nend. In opulenten Bildern hat Didier Casse- grain den Krimi von Michel Bussi (Szenario: Fred Duval) umgesetzt. Dank des Großformats k ommen sie gut zur Geltung. In dieser Bildge- schichtenform gewinnt der Krimi sogar noch gegenüber dem Roman, der sich mit langen Naturbeschreibungen aufhalten muss: Man er- fasst die Seiten auf einen Blick. Wer möchte, kann schwelgen oder sich einfach weiterlesend von der Spannung mitnehmen lassen. Die Bil- der sind getuscht und aquarelliert, enthalten viele Details und geben die maritime Atmo- sphäre hübsch wieder. Im realistischen Stil ge- fertigt, treiben sie die Handlung auch optisch voran. Sie sind dynamisch, es wird also nicht nur in Buchstaben erzählt. Genretypisch bleiben die Figurencharaktere flüchtig, was für den Comic gut funktioniert, denn man erfasst auch sie auf den ersten Blick. Hat man den Thriller in einem Rutsch über- flogen, empfiehlt sich das Zurückblättern, um sich an der paradiesischen Kulisse, an glas- klarem Wasser, badenden Körpern und Schwärmen von Vögeln zu erfreuen. TOBIAS PRÜWER ▶ Michel Bussi, Fred Duval (Szenario), Didier Cassegrain (Zeichnung): Beim Leben meiner Tochter. Aus dem Französischen von Tanja Krämling. Bielefeld: Splitter 2024. 136 S., 35 € »Ein Tranchiermesser, das fehlende Teil aus dem Barbecuebesteck.« – aus »Beim Leben meiner Tochter« 2124 »The Future is …« enthält Visionen, ist aber ästhetisch zu einheitlich E ine kleine Werkschau bietet diese Antho- logie über die ferne Zukunft. In Kurzcomics haben 14 Autorinnen beziehungsweise Zeich- nerinnen darüber nachgedacht, wie bestimmte Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenle- bens in hundert Jahren aussehen werden. Spoi- ler: Nicht alle Storys sind dystopisch. Das ist inhaltlich sehr abwechslungsreich. Von mittels Teleportation beschleunigter Ausbeu- tung über die Gefühle einer künstlichen Exis- tenz und artifizielle Kreativität reicht der Bo- gen in »The Future is …« bis zu Genderthemen und Unterwasserwelten mit Quallen. Oft ist Humor mit im Spiel, fast jeder Ansatz ist emanzipatorisch. Das sind gute Nachrichten, immerhin ist hier vor allem eine Generation jüngerer Comic-Künstlerinnen und Illustrato- rinnen vertreten. Von ihnen kann man etwas erwarten. Ästhetisch geht es weniger vielfältig zu. Die Einzige, die in einem an Realismus geschulten Stil zeichnet, ist Bea Davies. Dass ihre Arbeit bei der Covergestaltung Verwendung fand, ist ein Statement. Fast alle anderen greifen zu ▶ Lilian Pithan (Hg.): The Future is … 14 Comics über die Zukunft. Hamburg: Carlsen 2024. 128 S., 25 € Darstellungsweisen, die sich im Bereich zwi- schen Scribble, Popart und Kinderzeichnung ansiedeln lassen, die man von den an Kunst- hochschulen entstehenden Comics kennt. Dieser seit rund zehn Jahren herrschende Ab- schlussarbeitentrend hält offensichtlich an. Diese Zeichnungen sind sehr plakativ und ver- einfacht, der Inhalt wird vor allem durch viel beigefügten Text erzählt, was Bände spricht. Auch das ist typisch und spiegelt sich in der Anthologie. Damit sei nichts gegen die einzelne Künstlerin oder die einzelne Geschichte gesagt, aber in der Häufung lassen sich kaum mehr Unter- schiede erkennen. Das ist schade, lebt der Co- mic doch von der ästhetischen Bandbreite und bietet viele Möglichkeiten, sich auszudrü- cken. TOBIAS PRÜWER 74 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | BÜCHER Krasser Erwachsenenshit mit Natur »Geniale Power-Pfl anzen« ist extrem hübsch anzusehen, inhaltlich aber ganz schön ambitioniert I ch bin ein Buch, das coole Fakten über Pflan- zen vermitt elt. Also bin ich für Schlaue, die noch schlauer werden wollen. Ich habe sogar Kapitel: Robotik, Nachhaltigkeit, Energiege- winnung und so weiter. Abgefahren! Es sind mithin eher Fakten von der Sorte: Was die zitt ernden Blätt er der Schwarzpappel mit Wind- energiegewinnung zu tun haben könnten. Nicht: Wie du dir fix einen Spinat aus Unkraut kochen oder dein T-Shirt blau färben kannst. Alles in allem ist das also ein bissel fortgeschrit- ten und keineswegs, wie der Verlag mitt eilt, für Kinder »ab fünf Jahren« geeignet – eher für Freaks ab acht Jahren. Das Konzept ist so: Auf je einer meiner Dop- pelseiten wird meistens eine Pflanze vorgestellt, oft geht es um exotische Pflanzen und häufig haben die Pflanzen Brillen auf und Pullover an. Außerdem gibt es jede Menge Kabel zu sehen, Architektur, fantastische Roboterskizzen und chemische Formeln, die an Fliegen erinnern. ANZEIGE Möglich ist es also, mich irgendwie durch- einander zu lesen oder einfach eine Seite auf- zuschlagen und ein bisschen zu gucken. Im Di- ckicht der vielen Details, Muster und Farben kann man mit dem Blick herumwandern und sich freuen und lachen. Sogar die Schautafeln machen irgendwie Spaß. Man muss ja nichts lernen. Kann man aber! Ich bin in der Ich-Form geschrieben. Das kann manchmal etwas nerven, aber man gewöhnt sich daran. Eigentlich bin ich nämlich ein krass ambitioniertes Lehrbuch. Meine extrem kur- zen Erklärungen setzen viel Allgemeinwissen und Aufmerksamkeit voraus, wenn man sie tatsächlich verstehen will. Es lohnt sich vermut- lich, mit Mama und Papa darüber zu reden und raus in die Natur zu gehen, um endlich selber zu forschen. JULIANE ZÖLLNER ▶ Clive Giff ord, Gosia Herba: Geniale Power-Pfl anzen. Vorbilder fü r unsere Zukunft . Aus dem Englischen von Cornelia Panzacchi. Leipzig: E. A. Seemann 2024. 80 S., 23 €, ab 5 J. Kleiner Naturfü hrer der Sinnlichkeit Unkomplizierte Farbenlehre: »So bunt ist die Natur« E s gibt Sinneseindrücke, die sind extrem hilfreich, um sich in der Welt zu orientie- ren. Sie sind immer da und gehen trotzdem an unserer bewussten Aufmerksamkeit vorbei. Manchmal nur zwickt uns zum Beispiel das freche Gelb eines Schmett erlingsflügels ins Auge und wir bleiben an dieser Erscheinung hängen. Seltene Augenblicke. Die menschliche Wahrnehmung ist kurios. Umso schöner, dass es Formen der Literatur gibt, die uns mit der- artigen Eindrücken in Kontakt bringen. Dies gelingt etwa dem Kinderbuch »So bunt ist die Natur«. Auch wenn es keine klassische Geschichte liefert, eignet sich das Buch gut für Kinder. Er- zählt wird von Farbstimmungen, -tönungen und -nuancen – nicht mehr und nicht weniger. Das lässt sich als Sensibilitätstraining verste- hen. Außerdem werden junge Menschen auf zwanglose Weise mit Chalzedon (einer Quarz- form), Mistel, Zimt und Kupfererz vertraut ge- macht. Jedes Kapitel widmet sich einer einzi- gen Farbe. Die Texte sind kurz, lyrisch und ohne Kitsch. Sie machen Lust auf das Empfin- den verschiedener Materialitäten, Oberflä- chenstrukturen und Geschmäcker. Im Vorder- grund stehen somit die vielen exakten Zeichnungen und ihre liebevollen Beschriftun- gen. Im letzten Kapitel geht es um das Mi- schen von Farben. Farbenlehre läuft hier schön unkompliziert ab und knüpft an die naive, ma- lerische Neugier an. Interessant sind auch die Hintergrundinfor- mationen vom Verlag auf der Webseite. Dort ist zu erfahren, dass das Buch vegan ist und der Erlös aus den Verkäufen einem Gnadenhof in Bielefeld zugutekommt. JULIANE ZÖLLNER ▶ Magdalena Konečná, Jana Sedláčková, Štěpánka Sekaninová: So bunt ist die Natur. Aus dem Tschechischen von Mirko Kraetsch. Bielefeld: Calme-Mara 2024. 30 S., 25 € Wörter sind ein Schatz r e g r e b s i l Oscar findet eine Kiste voller Wörter. Einen Wortschatz! Er wirft mit ihnen um sich, bis er keine mehr hat. Zum Glück zeigt ihm die Sprachkünstlerin Louise, wie er selbst neue Wörter machen kann. Rebecca Gugger / Rebecca Gugger / Simon Röthlisberger Simon Röthlisberger Der Wortschatz Der Wortschatz ISBN: 978-3-314-10670-5 ISBN: 978-3-314-10670-5 P ä d a g o gisches Begle i t m a t e rial h t ö R n o m i S d n u r e g g u G a c c e b e R n o v n o i t a r t s u l l I , g a l r e V d ü S d r o N 3 2 0 2 ©

LOGBUCH | BÜCHER Gegen den Stress Bewältigungsstrategien aus »Und dann noch …« von Lucia Zamolo S o fluffig wie die Vögel vor ihrem Fenster wäre Lucia Zamolo auch gern. Statt dessen ist sie aber manchmal so gestresst, als ginge es um Leben und Tod. Fast der Hälfte aller 14- bis 29-Jährigen geht es Studien zufolge heute ähn- lich. Dieser Entwicklung begegnet Zamolos viertes Werk, eine Mischung aus Autobiografie und Sachbuch. Die Illustratorin und Grafikerin mischt darin eigene Erfahrungen, wissenschaftliche Erklä- rungen zu Stressentstehung sowie -verarbeitung im Körper und erkundet schließlich Tipps zum Umgang mit Stress. Zusätzlich bringt sie durch ihre Kritik an der Leistungsgesellschaft eine politische Dimension ein, welche dieses Buch umso mehr aus der Menge an Ratgebern zur Stressbewältigung hervorhebt. Dabei reflektiert sie unter anderem ihre eigenen Privilegien, spricht den Gender-Pay-Gap an und eine feh- lende Pausenkultur. Trotz der großen Dichte an Informationen schafft Zamolo es mit ihrem Stilmix aus hand- schriftlichen Notizen, gezeichneten Schemata, Comics und augenzwinkernden Details, dem Buch einen dynamischen und abwechslungsrei- chen Flow mit sehr persönlicher Note zu ver- leihen. Vor allem Jugendliche ab 14 Jahren in der Orientierungsphase vor Berufs- und Studien- wahl, aber auch Erwachsene können sich mit diesem Buch dem Thema Stress auf eine zu- gleich sachliche und kurzweilige Art nähern. Es nimmt die Leser wertschätzend und ohne zu- sätzlichen Druck ernst und verliert dabei den Humor nicht. »FYI: Nein, ein Kickertisch im Büro reicht nicht«, heißt es beispielsweise bei den Anti-Stress-Tipps. Fazit: Du darfst einfach sein, ohne etwas zu tun. Punkt. KAROLINE MARX ▶ Lucia Zamolo: Und dann noch … das andere Bein anheben! Wie Stress weniger stresst – fast ohne toxic Tipps. Münster: Bohem Press 2024. 108 S., 18 €, ab 14 J. »OK, ich sitze hier und jetzt neben meinem Aroma- diff user auf einer Akupressurmatte, aber fühl mich nicht entspannt.« – aus »Und dann noch … das andere Bein anheben« Filmreifes Lesefutter auf der LEIPZIGER BUCHMESSE MIXTVISION MIXTVISION HALLE 3 / A 103 HALLE 3 / A 103 . i t e n a d e m - o r e z © o t o F Herzlichen Glückwunsch, kleiner Hase! Zum 30-jährigen Jubiläum veröff entlichen Annett e Langen und Constanza Droop eine Reise »Mit Felix durch Österreich« A ls ich vom neuen Felix-Buch erfuhr, habe ich mich gefreut wie das Mädchen Sophie, wenn sie einen neuen Brief ihres Kuscheltiers im Briefkasten findet. Als ich dann sah, dass der kleine Hase dieses Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, habe ich mich außerdem alt gefühlt. In dem Alter, als ich die Felix-Reihe verschlang, gab es lediglich vier der mitt lerweile elf Bücher, und die habe ich geliebt. Im Laufe der letzten Wochen habe ich mit ver- schiedenen Leuten in meinem Umfeld gespro- chen und konnte feststellen, dass wir auf unter- schiedliche Weise mit Felix aufgewachsen sind. Einige kannten vor allem Produkte wie den Felix-Schulranzen, andere schauten die Serie oder lasen eben die Bücher – und alle kennen den kleinen Kuscheltier-Hasen. Die Bücher sind immer ähnlich aufgebaut: Felix, das Kuschel- tier von Sophie, geht zu Beginn der Bücher auf die eine oder andere Weise verloren. Er erlebt Abenteuer und schreibt seiner Besitzerin span- nende Briefe, bevor er am Ende zu ihr nach Münster zurückkehrt. Die Romane haben eine Besonderheit: Die Briefe, die der Hase von sei- nen Reiseorten verschickt, sind in echte Brief- umschläge verpackt, die dem Buch beiliegen und in denen manchmal sogar noch ein paar Extras stecken. Mit diesen Briefen geht noch eine wesentliche weitere Besonderheit einher: Für als Bilderbücher vermarktete Kinderlitera- tur beinhalten die Felix-Bände erstaunlich viel Text und zugleich haben sie einen Weg gefun- den, Kinder auf diesen Text neugierig zu ma- chen. Man fiebert beim Lesen der Geschichten ebenso wie die Besitzerin des Kuscheltiers den Briefen entgegen, die sich durch Felix’ Hand- schrift und Malereien auszeichnen. Die Erleb- nisse des Hasen liefern den Lesenden ganz nebenbei viele wissenswerte Informationen. So ist das auch in dem neuesten Band, in dem es Felix nach Österreich verschlägt. Wie üblich geht er zu Beginn verloren – auf der Seebühne in Bregenz –, reist quer durch das Land und ver- schickt Briefe an Sophie. Dabei lernen die Le- senden unter anderem etwas über den Ein- fluss des Klimawandels auf Gletscher. Die auf dem Buchrücken angekündigten »überraschen- den Extras« kommen leider etwas zu kurz. Davon abgesehen hat die Reihe seit dem ersten Band nichts an Qualität verloren. JOACHIM KERN ▶ Annett e Langen, Constanza Droop: Mit Felix durch Österreich. Münster: Coppenrath 2024. 32 S., 18 € 78 www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE MITTWOCH, DONNERSTAG 21.03.2024 9 – 14 UHR 9.00 Tobias Goldfarb »Hilda Hasenherz« Lesung der Geschichte eines mutigen Hasen- mädchens mit großem Herz.im Fuchswald ■ Die Villa 9.00 Anna Faroqhi »Flucht« Die Graphic Novel folgt Lebenswegen voller Hoffnung auf ein besseres Leben ■ Bibliothek Grünau-Mitte 10.00 Lyrik-Empfehlungen für Kinder Reimen, Singen, Rappen: Gedichte für junge Lyrik- Fans – mit Arne Rautenberg ■ Bibliothek Plagwitz »Georg Maurer« 10.00 Emma Karinsdotter »Der Sommer, in dem ich meine Oma zähmte« Lisbet, Oma, gewöhnliches Haus, gewöhnliche Straße – eine Liebeserklärung an die ewig langen Sommer der Kindheit ■ OFT Völkerfreundschaft 10.05 Lesart Literatursendung von Deutsch- landfunk Kultur über die Neuerscheinungen des Jahres ■ Messestand Deutschlandradio, Halle 2, H401 10.30 Odile Kennel »Irgendetwas dazwischen« Lesung aus dem lyrischen Plädoyer für die Unordnung. ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 10.30 Schreiben für die Tonne? In welchem Me- dium schreiben und lesen wir heute Literatur – und kann sie nach der Lektüre gleich weg? – Podiumsdiskussion mit Dirk von Petersdorff, Kerstin Preiwuß und Stephanie Jacobs ■ Forum Unibund, Halle 2, D300 10.30 László Végel »Seiltänzer zwischen den Kulturen« Christina Kunze und László Vége- lim Gespräch mit Mirko Schwanitz ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 10.30 Eva Rossmann »Fine Dying« Lesung – Die Wiener Journalistin Mira Valensky auf der Jagd durch Gourmettempel ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E202 10.30 Preisverleihung zum Lesekompass Vorstellung der Top 10 und Verkündung der drei Gewinner der Kinderjury. ■ Große Bühne Halle 3, Halle 3, G400 10.30 3sat Kulturzeit Gert Scobel im Gespräch mit Philipp Felsch über »Der Philosoph« ■ Messestand ARD, ZDF, 3sat, Glashalle 11.00 Preis der Leipziger Buchmesse Vor- stellung der Nominierten in der Kategorie Belletristik ■ #Buchbar, Halle 4, E101 11.25 Angemessener Protest? Wie unterschied- lich blicken Länder und Kontinente auf Klima- wandel und Protestformen? – Podiumsdis- kussion mit Lina Johnsen, Nazli Karabiyikoglu und Stella Nyanzi ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 11.30 Feministische Ökonomiekritik Wie Vergeschlechtlichung, Patriarchat und Kapitalismus zusammenhängen? – mit Anne Engelhardt und Sandra Sieron ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 11.30 Kathrin Aehnlich »Der König von Linde- witz« Lesung aus dem Roman eines ostdeut- schen Jahrhunderts ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 11.30 Ulrich Merkl »Die unglaubliche Welt genialer Menschen mit Autismus« – von Marie Curie bis Andy Warhol ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft, Halle 2, D500 11.30 Tilmann Bünz »Vorfahrt für Rentiere: Lappland für Anfänger« Von Stockholm bis ans Eismeer von Sápmi – mit dem langjähri- gen ARD-Reporter ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 11.30 Europa muss sich rechnen Zur Europa- wahl 2024: Analyse des Starökonomen zu Sicherheit und Wohlstand in Europa ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 11.30 Ove Thomsen »Regen im Kopf« Bilder- buch-Debüt, das Achtsamkeit kindgerecht thematisiert ■ Lesebude, Halle 3, B408 12.00 Preis der Leipziger Buchmesse Die Nominierten der Kategorie Sachbuch werden vorgestellt ■ #Buchbar, Halle 4, E101 12.00 Sales Award Verleihung des Sales Award 2023 im Bereich Buchhandel, Verlag und Innovation ■ Fachforum + Literatur, Halle 5, D701 12.00 Sahra Rausch »Der Prozess« Untersu- chung der juristischen Anerkennung des Völkermords an den Ova-Herero und Nama ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 12.00 Stefan Schwarz »Ist der immer so?« Unkorrekter Humor für alle zwischen Akne und Arthrose ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 TIPP 12.00 Marion Tauschwitz »Selma Mer- baum – Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben« Lesung aus der Biografie anlässlich des 100. Geburtstags der jüdi- schen Dichterin ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 12.00 Edi Matic »Abtrünniger vor Inselpano- rama« Lesung und Gespräch mit dem Autor ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 Jan Kuhlbrodt im Gespräch mit der Autorin Nina Heller ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 12.00 Lena Hach »Spuk im Kiosk« Tollkühnes Abenteuer zwischen Grusel und Humor ■ Lesebude, Halle 3, B408 11.00 Nicola Bardola »Der größtmögliche TIPP 12.00 »Meine Arbeit über Mendelssohn Beweis für Liebe« Literarische Auseinander- setzung mit dem Thema Sterbehilfe ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle 5, E400/D401 TIPP F O T O : C A R O L I N K R A H L Du hast eine neue Freundschafts- anfrage Drei Autorinnen aus dem Buchmesse- Gastland, drei Autorinnen aus Leipzig. Zwischen ihnen: unzählige Briefe und ein Thema: Freundschaft. Was im Herbst 2023 begann, endet nun – vor- erst, vielleicht kommt ja noch ein Buch – auf der (Schau-)Bühne. Dort lesen Aya Sabi, Kaśka Bryla (im Foto), Linn Penelope Rieger, Marlen Hobrack, Nadia de Vries und Sholeh Rezazadeh aus ihren Briefen, von denen Sie zwei schon vorab hier auf Seite 20 selbst lesen können. Mit dabei: die beiden Kuratorinnen des Gastland- Auftritts Margot Dijkgraaf und Bettina Baltschev (s. Seite 12), natürlich ebenfalls aus den Niederlanden und Leipzig. ▶ 20.3., 21 Uhr, Schaubühne Lindenfels TIPP 19.00 L3 – Lange Leipziger Lesenacht mit Slata Roschal, Louise Pelt, Sebastian Guhr, Stephan Roiss, Thomas Podhostnik und Thomas Empl ■ Moritzbastei, Ratstonne TIPP 19.00 Tanz, tanz, Revolution! Abend zwischen Tanz und Krieg, Ost und West – mit Dmitrij Kapitelman, Jasmin Galonski, Lisa Weeda, Vera Marijt und Bettina Baltschev ■ Schaubühne Lindenfels 19.30 Lea De Gregorio »Unter Verrückten sagt man du« Psychiatrie- und Gesellschaftskritik ■ Sächsisches Psychiatriemuseum 19.30 Buchmessenslam mit Aidim Halimi, Alina Schmolke, Birdy, Helena, Inke Sommerlang, Marie Gdaniec, Sebastian23, Volker Surmann und Nicolaus Straatmann ■ Werk 2/Halle A AB 20 UHR 20.00 Slammen for Future! Wettbewerb um den besten Slam-Text for Future – mit Franca Parianen ■ Beyerhaus 20.00 Lyrikbuchhandlung mit Adrian Kasnitz, Alexander Delphinov, Alexander Kappe, Jörg Schieke, Michael Spyra, Nora Zapf, Rike Bolte, Sandra Burkhardt, Tara C. Meister, Thomas Podhostnik und Ulrike Feibig ■ Galerie KUB stadt und Liebe zum Kupfersaal. ■ Kupfersaal TIPP 20.00 L3 – Lange Leipziger Lesenacht mit Stefan Sommer, Tilman Birr, Gabriel Wolkenfeld, Kuzey Topuz, Lilly Gollackner, Martin Becker ■ Moritzbastei 20.03.2024 14 – 18 UHR 17.00 Leseatelier Zeppelin mit Hélène Gelèns und Matthijs de Ridder ■ Schaubühne Lindenfels TIPP 17.30 Florence Hervé »Ihr wisst nicht, wo mein Mut endet« Lesung und Diskussion mit der Trägerin des Louise-Otto-Peters-Preis der Stadt Leipzig ■ Frauenkultur 17.45 Apéro & Poetry Junge niederländische und flämische Literatur von und mit Charlotte Van den Broeck, Maarten Inghels und Radna Fabias ■ Schaubühne Lindenfels 18 – 20 UHR TIPP 18.00 L3 – Lange Leipziger Lesenacht mit Tara C. Meister, Alexander Kamber und Thea Mengeler ■ Moritzbastei 18.30 Kurze Unterbrechung der Wirklichkeit Abend im Zeichen der Kurzgeschichte – mit Ole Steffen, Philipp Böhm und Rob van Essen ■ Ägyptisches Museum 19.00 Ladies Night Anne Stern, Christiane Wünsche, Dana von Suffrin und Leah Weigand im Gespräch mit Eric Marr ■ Ludwig. Presse und Buch 19.00 16. Lange Leipziger Kriminacht mit Anna Schneider, David Grey, Henning Drecoll, Karen Kliewe, Marc Raabe, Regina Nössler und Tatjana Kruse ■ Leipziger Central Kabarett 19.00 Anja Röhl »Verschickungskinder« Lesung von Erinnerungen in Bildern und Szenen ■ Frauenkultur 19.00 Verlagsabend Voland und Quist mit Clemens Meyer, Diana Feuerbach, Edo Popovic, Frieda Paris, Helge Pfannenschmidt, Rebecca Maria Salentin und Svetlana Lavochkina ■ Galerie für Zeitgenössische Kunst 19.00 Jaap Robben und Matthias Jügler »Gebt mir mein Kind zurück!« Lesung aus zwei berührenden Romanen über Babys, die den Eltern genommen werden – in den Niederlan- den und in der DDR ■ Galerie KUB 19.00 Pinar Selek »Die Unverschämte« Buch- vorstellung mit der Autorin und dem Überset- zer Lou Marin ■ Linxxnet-Interim 19.00 Eva Rossmann »Fine Dying« Lesung – Die Wiener Journalistin Mira Valensky auf der Jagd durch Gourmettempel ■ Weinhandel En Gros & En Detail 20.00 Poetry Slam Zwischen Liebe zur Messe- 11.00 Nina Heller »Nachts sind alle Katzen« 20.15 Markus Heitz »Schnitzel Surprise« Der »Bares für Gares«-Bestsellerautor entfacht ein bitterbös-komisches Küchenfeuerwerk! ■ Thalia Buchhandlung Innenstadt TIPP 11.00 Edward van de Vendel »Mischka« Lesung für Kinder ab 8 mit dem preisgekrön- ten niederländischen Autor ■ Kinder- und Jugendkulturwerkstatt Jojo 21.00 Claire Lenkova »Schön böse« Veröffentlichte und unveröffentlichte Perlen in Bild und Text ■ Frauenkultur TIPP 21.00 L3 – Lange Leipziger Lesenacht mit Paul Jeute, Susanne M. Riedel, Barbara Rieger, Selina Kristin Seemann, Simone Kucher und Charlotte Gneuß ■ Moritzbastei, Ratstonne TIPP 21.00 Du hast eine neue Freundschafts- anfrage Finale eines analogen Experiments ■ Schaubühne Lindenfels 11.00 Ernst Paul Dörfler »Das Liebesleben der Vögel« live im Forschungsquartett-Podcast ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle 11.00 Alles außer flach Eröffnung des Messe- standes vom Gastland der diesjährigen Leip- ziger Buchmesse: Niederlande und Flandern ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 11.00 Julia Kaiser und Juno Kaiser» Traumafa- bel« Dr. Mohnfuchs und Blätterklingen stellen ihr literarisch illustratives Projekt vor ■ Schwarzes Sofa, Halle 1 A501/C500 11.00 Anna Dimitrova »Kanak Kids« Culture- Clash-Comedy – halb angepasst und voll dazwischen ■ Die Villa Bartholdy« Lesung von Friedhelm Eberle aus Thomas Bernhards Roman »Beton« mit musikalischer Begleitung ■ Mendelssohn-Haus 12.00 Hanna Bjørgaas »Das geheime Leben in der Stadt« Tagebuch voller Lebensfreude, das Lust macht auf die Wildnis in aller- nächster Umgebung. ■ Messestand Norwegen, Halle 4, C305 12.00 Traduki-Standeröffnung – zum Feiern südosteuropäischer Literatur in Leipzig – mit Angelika Salvisberg, Antje Contius und Buchmesse-Direktorin Astrid Böhmisch ■ Traduki-Kafana, Halle 4, D403 12.15 Literatur-Magazin Thema: Niederlande und Flandern – mit Lisa Weeda, Mathijs Deen ■ Messestand Deutschlandradio, Halle 2, H402 TIPP 12.20 Erinnern heißt Kämpfen Posiums- diskussion mit Betroffenen von rechter Gewalt – mit Ali Sirin, Anna Beckmann und Gamze Kubasik ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 80 20. 21. 22. 23. 24. www.kreuzer-leipzig.de

DONNERSTAG 15.00 Eric Berg »Roter Sand« TIPP 15.30 Ist die Mitte rechts? Rechte Kräfte Die neue Krimireihe des Bestsellerautors ■ Forum Literatur + Audio, Halle 2, F401 TIPP 15.00 Rainer Stach »Erzählungen von Tieren« Der Herausgeber präsentiert Kafkas Tiererzählungen ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 15.00 Johanna Schoener und Jörg Dötsch »Großwerden« Präsentation des Eltern- ratgebers ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft, Halle 2, D500 15.00 Künstliche Intelligenz für Resilienz und Frühwarnung im Klimawandel Podiums- diskussion mit Joachim Denzler, Karen Dall, Markus Reichstein, Orlando Guntinas-Lichius und Vitus Benson ■ Forum Unibund, Halle 2, D300 15.00 Panni Puskás »Anscheinend gehört die Welt uns« Neuerkundungen zeitgenössischer ungarischer Literatur ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 15.00 Alexander Kamber »Nachtblaue Blumen« Der Autor im Gespräch mit der Lektorin Larissa Waibel ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle 5, E400/D401 Ein Bär sucht seine Brille – Ob die Giraffe weiß, wo sie ist? ■ Lesebude, Halle 3, B408 TIPP 15.00 Himmel unter der Schrift Lyrik- lesung mit Andreas Michael Heidtmann, Bertram Reinecke und Laura Friedrich ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 15.00 Ilona Hartmann im Gespräch über »Klarkommen« ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle auf dem Vormarsch in die Mitte: Analysen, Ursachen und Gegenstrategien – Podiums- diskussion mit Judith Goetz, Lukas Wanke und Thorsten Mense ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 15.30 Edith Löhle »Bible Bad Ass« Die Autorin im Gespräch über ihre Abrechnung mit den Kirchenvätern als Anfang einer Vertöchterung ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle 15.30 Thomas Kunst »WÜ« Gedichte als Schutz- zauber gegen alles, was uns Angst macht ■ Messestand MDR Kultur, Halle 2, H303 15.30 Kopje Koffie Gespräch mit Jaap Robben über seinen Roman »Kontur eines Lebens« ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 15.30 Didier Eribon »Eine Arbeiterin« Gespräch über die Welt der französischen Arbeiterklas- se, die seit langem von der Politik vergessen wird ■ Messestand Taz, Halle 5, D504 15.40 3sat Kulturzeit Dana Grigorcea im Gespräch mit Cécile Schortmann ■ Messestand ARD, ZDF, 3sat, Glashalle 16.00 Judith Vanistendael »Atan von den Kykladen« Die flämische Comicautorin spricht über ihr Buch ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 16.00 Gijs Wilbrink »Tiere« Vom Aufstand gegen die Verhältnisse ■ Forum Literatur + Audio, Halle 2, F401 16.00 Karl-Markus Gauß »Schiff aus Stein« Le- sung mit dem Träger des Leipziger Buchprei- ses zur Europäischen Verständigung 2022 ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 15.00 Eva Schörkhuber »Die wunderbare In- 16.00 An unseren Grenzen haben wir Angst sel« Gespräch und Nachdenken über den Tod ■ Messestand IG Autorinnen + Autoren, Halle 4, E205 Zeitgenössische ungarische Literatur ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 LOGBUCH | SERVICE TIPP F O T O : J U E R G E N B A U E R Thomas Sparr »Ich will fortleben, auch nach meinem Tod – Die Biogra- phie des Tagebuchs der Anne Frank« Das Tagebuch der Anne Frank ist eines der meistgelesenen Bücher der Welt – was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, wie gut es ist. Dass wir es lesen, ist okay: Frank hat es nicht für sich geschrieben, sie wollte einen Roman daraus machen. Aber die scheiß Nazis haben Annelies Marie Frank 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet. Den Holocaust überlebt hat der Vater der 15-Jährigen, Otto Frank, der die Verbreitung des Tagebuchs seiner Tochter zu seinem Lebensinhalt machte. 1947 erschien »Het Achterhuis« in den Niederlanden, 1950 die erste deut- sche Ausgabe – Erfolg hatte sie nicht, einen Verlag zu finden war schwierig. Thomas Sparr entschlüsselt in seinem Buch kenntnisreich die Entstehung, Verbreitung und Rezeption dieses kleinen großen Buches. ▶ 21.3., 19 Uhr, Ariowitsch-Haus 14.30 Sterbenswörtchen Martin Jürgens und Wolfgang Ullrich sprechen über den Tod in der Welt der lesenden Lebenden ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 14.30 Deborah Feldman im Gespräch über »Judenfetisch« ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle TIPP 14.30 Kopje Koffie Gespräch mit der niederländischen Schriftstellerin Connie Palmen. ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 14.00 Geraldine Gutiérrez-Wienken »Die Stille ist ein Tänzer / El silencio es una bailarina« Die Autorin im Gespräch mit der Übersetze- rin Astrid Nischkauer ■ Messestand IG Autorinnen + Autoren, Halle 4, E204 14.00 Verkocht und zugenäht! Wenn wir geba- ckene Eier im Krug essen – Workshop zur niederländischen Sprache mit Lisa Mensing ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 14.00 Buchpreis Goldener Homer Bekanntgabe der Shortlist ■ Messestand Oeverbos-Verlag, Halle 5, B109 14.00 Toxische Pommes »Ein schönes Aus- länderkind« Toxische Pommes startete mit Videos auf Tiktok, nun schreibt sie einen Roman über Alltagsrassismus. ■ Messestand Taz, Halle 5, D502 14.00 Eröffnung des Messestands der Tsche- chischen Republik u.a. mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Leipzig sowie der neuen Buchmesse-Direktorin, die für diesen Anlass den perfekten Namen hat ■ Messestand Tschechien, Halle 4, E302 14.00 Andruck – Das Magazin für politische 14.30 Mehr lesen! Podiumsdiskussion über TIPP 15.00 Leo Timmers »Bär und seine Brille« Literatur Live-Sendung des Deutschlandfunk – mit Arthur Landwehr und Daniel Brössler ■ Messestand Deutschlandradio, Halle 2, H403 Leseförderung ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 14.30 Meri Valkama »Deine Margot« Suche einer jungen Frau nach drängenden Antwor- ten im Ostberlin der achtziger Jahre ■ Nordisches Forum, Halle 4, C306 TIPP 15.00 Kopje Koffie Gespräch mit Gaea Schoeters über ihren Roman »Trophäe« ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 14.30 Peter Langebner »Nagende Sätze und 15.00 Arne Dahl Meet and Greet mit dem auswandernde Wörter« Lyriklesung mit musikalischer Begleitung ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E203 Bestseller-Autor ■ Messestand Piper, Halle 4, B201/ C200 Besuchen Sie uns auf der Messe: 14.30 Gratis-Kids-Comic-Tag 10 Verlage – 20 Gratis-Comics – die Comic-Welt macht den 11. Mai zum Gratis-Kids-Comic-Tag – Podiusm- diskussion mit Cécile Béran und Ronja Kapke ■ Schwarzes Sofa, Halle 1 A501/C500 14.00 Neues Lesen, neues Schreiben Ge- 14.40 3sat Kulturzeit Martin Schäuble im spräche zur Transformation literarischer Praktiken – mit Gianluca Pandolfo und Jakob Hüfner ■ Messestand Bauhaus-Universität Weimar, Halle 2, H503 14.00 Zukunftsperspektive der Buch- und Me- dienproduktion Gespräch mit Kay Hedrich, dem Gründer von Matabooks ■ Messestand Studium rund ums Buch, Halle 5, D600/B602 14.00 Benjamin Koppel »Annas Lied« Der däni- sche Autor im Gespräch mit dem Übersetzer Ulrich Sonnenberg ■ Nordisches Forum, Halle 4, C305 TIPP 14.15 Wie utopisch ist der Frieden? Der israelische Philosoph und Träger des Leipzi- ger Preises für Europäische Verständigung Omri Boehm im Gespräch mit Daniel-Dylan Böhmer über den Krieg in Nahost und universelle Werte ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 14.30 Leseförderung – Wie können Comics helfen? Podiumsdiskussion ■ Fachforum + Literatur, Halle 5, D701 TIPP 14.30 Schuld, Verantwortung und Solida- rität in Kriegszeiten Was geht uns der Krieg in der Ukraine an? Wie können wir unsere Haltung überprüfen und klären? – Eine Kontroverse über Russland, Deutschland und die Nato im Russlandkrieg mit Hans-Peter Waldrich und Michael Haller ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 Gespräch mit Cécile Schortmann ■ Messestand ARD, ZDF, 3sat, Glashalle 14.45 Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat mit Annett Gröschner, Peggy Mädler und Wenke Seemann ■ Messestand Taz, Halle 5, D503 15.00 #History Auf einen Kaffee mit Christoph Keller, Christoph Meyer, Gerald Richter und Marian Kretschner ■ #Buchbar, Halle 4, E101 TIPP 15.00 Erinnern für die Zukunft – Euro- päisierung Europas durch die Osteuropäi- sierung Osteuropas Podiusmdiskussion zu einem kulturellen europäischen Gedächtnis mit Barbara Zeizinger, Benedikt Dyrlich, Charlotte Ueckert, Dagmar Dusil, Dato Barbakadse, Harald Gröhler, Horst Samson, Steffi Chotiwari-Jünger und Traian Pop Traian ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 15.00 Alexander Rauch »Mythos und Macht« Einblick in die tief verknüpften Welten von Mythologie und Herrschaft ■ Forum Halle 4, Halle 4, E102 15.00 Automatensprache versus menschliche Sprache Überlegungen zum Thema Künstli- che Intelligenz in Bezug auf das Übersetzen von Literatur – mit Claudia Hamm und Monika Rinck ■ Forum International + Übersetzungszentrum, Halle 4, C403 15.00 Nicolas Lunabba »Bist du traurig, wenn ich sterbe« Zeugnis einer Freundschaft ■ Nordisches Forum, Halle 4, C307 15.00 Gefangen in Bautzen – Beiträge zur Ge- fängnisgeschichte und Erinnerungskultur Podiumsgespräch Ronny Heidenreich, Sigurd Weber und Silke Klewin ■ Stasi-Unterlagen-Archiv Leipzig TIPP 15.00 Austrocknen Janko Polic Kamov (1886-1910) neu entdeckt – mit Brigitte Döbert, Miranda Jaki¨a und Sebastian Guggolz ■ Traduki-Kafana, Halle 4, D403 15.15 Lesen, Informieren, Wählen – Demokratie und Parlamentarismus stärken Eine Podi- umsdiskussion zum Thema Demokratie vor dem Hintergrund des Super-Wahljahres 2024 mit Amy Kirchhoff, Anne Rabe, Christiane Schenderlein ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 15.30 Der Regionalkrimi - Botschafter, Ver- unglimpfung oder Verklärung regionaler Identität? Podiumsdiskussion mit Klaus Maria Dechant und Walter Stonet ■ Forum Autoren@Leipzig, Halle 5, B700 15.30 Elena Winter »Im Orbit« Debütroman mit entwaffnendem Humor ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 15.30 Helwig Brunner »Flirren« Lesung – Die Autorin zeichnet ein Bild unserer Welt, wie sie im 25. Jahrhundert aussehen könnte. ■ Leseinsel der Unabhängigen TIPP 15.30 Schlüsselorte 14 Kurzgeschichten afrikanischer Autorinnen und Autoren – von Berlin über Lissabon nach Venedig und Duala – mit Fiston Mwanza Mujila und Karla Kutzner ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 HALLE 5 / E 216 16.00 Preis der Leipziger Buchmesse Bekannt- gabe der Gewinnerinnen und Gewinner in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung ■ Glashalle der Leipziger Messe 16.00 Vladimir Vertlib »Die Heimreise« Der Autor im Gespräch über einen Roadtrip ■ Messestand IG Autorinnen + Autoren, Halle 4, E206 16.00 Kopje Koffie Gespräch mit der flämischen Dichterin Charlotte Van den Broeck ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 16.00 Können Autorinnen und Autoren Eltern sein? Gespräch mit Katharina Bendixen und Sven j. Olsson ■ Messestand VS in Verdi, Halle 5, B505 16.00 Thomas Urban »Lexikon für Putin-Ver- steher« Die Weltsicht des Kreml-Herrschers ist brandgefährlich. Und trifft doch vielerorts auf offene Ohren. Moderiert von Reinhard Bohse ■ Runde Ecke 16.00 Metamorphosen – Ungeheuer unserer Zeit Lesungen und Gespräche mit Joanna Bator, Volha Hapeyeva, Marica Bodrozic u.a. ■ Haus des Buches 16.10 Büchermarkt – Frauen ins Rampenlicht! Literatursendung zu aktuellen Entwicklungen und Ereignissen auf dem Büchermarkt – mit Nicole Seifert und Stephan Abarbanell ■ Messestand Deutschlandradio, Halle 2, H405 82 20. 21. 22. 23. 24. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE DONNERSTAG TIPP F O T O : H E I N R I C H H O L T G R E V E Gereon Klug »Die Nachteile von Menschen« Der Mann hat Deichkinds »Leider geil« geschrieben, er ist Hans E. Platte und in seinem Buch sind Zeichnungen von Carsten »Ero- bique« Meyer – da braucht man gar nicht zu erwähnen, dass Jan Weiler das Vorwort zu »Die Nachteile von Menschen« geschrieben hat. Und dass Menschen reichlich Nachteile haben, ist eh klar. Kommen wir also noch mal zu den Vorteilen von Gereon Klug: Er hat für Rocko Schamoni auf Tour Merchandise verkauft, mit Andreas Dorau zusammen das Musical »Der König der Möwen« geschrieben und mit der Gruppe Oil »Naturtrüb«. Er heißt fast wie Gedeon Burkhard und ist im selben Jahr wie dieser gebo- ren. Und: Er hat heute Abend Fiona Lehmann als Vorband dabei! ▶ 21.3., 20.30 Uhr, Ilses Erika 20.00 Constanze Neumann »Das Jahr ohne 20.00 Uschi Glas »Ein Schätzchen war ich nie« Sommer« Vom Gehen und Ankommen ■ Apothekenmuseum TIPP 20.00 Andrea Löw »Deportiert« Er- schütternde Zeitzeugnisse verdeutlichen die Schicksale Deportierter im Nationalsozialis- mus – kollektive Erzählung auf Basis Hunder- ter Zeugnisse ■ Ariowitsch-Haus 20.00 Lesebühne Pinzette vs. Kneifzange Buchmesse-Spezial ■ Beyerhaus 20.00 Miese Krise – Alles, was du über den Klimawandel wissen musst ■ Garage Ost Die beliebte Schauspielerin übers Frausein, Älterwerden, Glück finden ■ Stadtbibliothek, Oberlichtsaal 20.00 Arne Dahl »Stummer Schrei« Auftakt zur neuen Reihe: Eva Nymans erster Fall ■ Thalia Buchhandlung Innenstadt 20.00 Thomas Steinfeld »Goethe« Thomas Steinfelds Biographie zum 275. Geburtstag Goethes ■ Mattheuer-Stiftung 20.00 Adriano Sack »Noto« Porträt einer Partnerschaft und einer Liebe zu Sizilien, wo der Tod nicht das Ende bedeutet. ■ Edelrausch 20.00 Bodo Kirchhoff »Seit er sein Leben mit einem Tier teilt« Ein alternder Schauspieler, von drei Frauen aus seiner Einsamkeit geris- sen, erfährt sein Leben neu ■ Bibliotheca Albertina, Lesesaal West 20.15 Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat Die SZ im Gespräch mit den Autorinnen Annett Grösch- ner, Peggy Mädler und Wenke Seemann ■ Kaiserbad 20.00 Büchergilde-Salon Lesung und Gespräch mit Florence Gaub zu ihrem Buch »Zukunft. Eine Bedienungsanleitung« ■ Ludwig. Presse und Buch 20.00 Hartmut Palmer »Abkassiert – Die tödliche Gier der Cum-Ex-Zocker« Im Fokus: einer der größten Finanzskandale der deutschen Geschichte ■ Stadtteilzentrum Messemagistrale 20.00 Katrin Aehnlich »Der König von Lin- dewitz« Der Roman eines ostdeutschen Jahrhunderts, in dem sich Zeitgeschehen und Zeitgeschichte spiegeln ■ Connewitzer Verlagsbuchhandlung 20.15 Schleußiger Literatursalon Kurzweilige Texte, Poesie und Kunst – Mit Axel Helbig, Benjamin Baumann, Uwe Salzbrenner und Walter Thümler ■ Leipziger Literaturverlag 20.15 Schleußiger Literatursalon Kurzweilige Texte, Poesie und Kunst – MIT Axel Helbig, Benjamin Baumann, Uwe Salzbrenner und Walter Thümler ■ Leipziger Literaturverlag 20.30 Jörg Hartmann »Der Lärm des Lebens« Der Schauspieler liest aus seiner Familien- geschichte ■ Alte Handelsbörse 20.00 Franziska Augstein »Winston Churchill« Lesung aus der Biografie ■ Deutsche Nationalbibliothek, Museumsfoyer 20.30 Iris Wolff »Lichtungen« Lesung und Ge- spräch von Florian Valerius mit der Autorin ■ Alte Nikolaischule, Richard-Wagner-Aula Gereon Klug Die Nachteile von Menschen Lesung Do, 21. März 20 Uhr Ilses Erika TIPP 20.30 Gereon Klug »Die Nachteile von Menschen« Lesung ■ Ilses Erika 20.30 Das Gipfeltreffen der G4 Poetry-Slam und Storytelling mit David Friedrich, Aidin Halimi, Susanne M. Riedel und Alina Schmolke ■ Diskothek/Schauspielhaus 21.00 Joachim Schlör »Jüdische Migrati- onserfahrungen nach 1933« Individuelle Migrationserfahrungen anhand persönlicher Dokumente ■ Ariowitsch-Haus 21.00 Alem Grabovac »Die Gemeinheit der Diebe« Lesung aus dem Generationenroman über Mütter und Söhne – und neue Heimaten ■ Cammerspiele 21.00 Kaltfront mit Polarluft – Neue Literatur aus Nordeuropa Fünf Autorinnen und Auto- ren in Lesung und Gespräch – mit Benjamin Koppel, Halldór Guðmundsson, Hanne Bjørgaas, Meri Valkama und Nicolas Lunabba ■ Leipziger Central Kabarett 21.00 Astrid Roemer »Vom Wahnsinn einer Frau« Über niederländischen Kolonialismus in Suriname und das Frausein im 20. Jahr- hundert. ■ Grassi-Museum für Völkerkunde TIPP 21.00 Wallstein-Verlagsabend Mit Ingo Schulze, Thea Mengeler und Thomas Lehr ■ Horns Erben TIPP 21.00 L3 – Lange Leipziger Lesenacht mit Christina Wessely, Ilona Hartmann, Nora Schramm, Franziska Gänsler, Elias Hirschl und Sabine Rennefanz, Katrin Schumacher und Sophia Fritz ■ Moritzbastei 19.00 Krimi-Club im Landgericht mit Anja Jonuleit, Eric Berg, Karina Urbach und Mathijs Deen ■ Landgericht Leipzig 19.00 Steve Rasnic Tem »Das langsame Fallen von Staub an einem ruhigen Ort« Deutsches Debüt des bisher hierzulande noch unerhör- ten amerikanischen Autos ■ Lottas Kaufladen TIPP 19.00 L3 – Lange Leipziger Lesenacht mit Ole Liebl, Marianne Mahn, Matthias Jügler, Julja Linhof, Julia Jost, Paula Fürstenberg und Lana Lux ■ Moritzbastei TIPP 19.00 Asmus Trautsch »Den Krieg übersetzen« Gedichte aus der Ukraine von 16 Dichterinnen und Dichtern ■ Nato TIPP 19.00 Liquid Center »Wir kommen« 17 literarische Stimmen vereint in einem ge- meinsamen Text zu weiblichem Begehren, Sex und Alter – mit Elisabeth R. Hager, Julia Wolf und Verena Günter ■ Ost-Passage-Theater 19.00 Samuel Meffire »Ich, ein Sachse – Mein deutsch-deutsches Leben« Lesung und Gespräch mit Fabian Ng'uni ■ Philippuskirche 19.00 Sabine Rennefanz »Kosakenberg« Lesung mit der Autorin ■ Thalia Buchhandlung Karl-Liebknecht-Straße 19.00 Julie Caplin »Das kleine Weingut in Frankrein« Lesung mit der Autorin ■ Thalia Buchhandlung Allee-Center 19.00 Die Suche nach der Gegenwart Wie können wir unsere komplizierte Gegenwart fassen und verändern? – mit Nora Bossong, Stefan Hertmans und Vera Marijt ■ Schaubühne Lindenfels Buchvorstellung und Diskussion: Christian Booß / Sebastian Richter »Kristallhart gegenüber allen Feinden« Die DDR-Staatsanwaltschaft und das MfS im politischen Strafprozess Die DDR- Staatsanwaltschaft als Unterstützer des MfS im politischen Strafprozess Do., 21.03.2024 um 19 Uhr im Bundesarchiv -Stasi-Unterlagen Archiv, Dittrichring 24 in Leipzig TIPP 19.00 Christian Booß, Sebastian Richter »Kristallhart gegenüber allen Feinden – Die DDR-Staatsanwaltschaft und das MfS im politischen Strafprozess« Podiumsgespräch mit den Autoren ■ Stasi-Unterlagen-Archiv Leipzig 19.00 Lange Kriminacht Mörderische Geschichten ■ Südfriedhof 19.00 Svetlana Lavochkina »Carbon – Ein Lied von Donezk« Die ukrainische Autorin stellt ihr neues Buch im Gespräch mit Übersetzerin Diana Feuerbach vor ■ Werk 2 19.00 Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2024 Omri Boehm: Radika- ler Universalismus. Jenseits von Identität. Diskussion mit Daniel Kraft, Eva Illouz, Omri Boehm, Skadi Jennicke ■ Zeitgeschichtliches Forum 19.30 Domenico Starnone »Die Werkstatt eines Schriftstellers« Gespräch mit dem italienischen Schriftsteller, Journalist und Drehbuchautor als leidenschaftlichem Leser ■ Bach-Archiv Leipzig 19.30 Alles nur Fiktion? – Der Kleine Donau- krieg als scharfsinnige Vision einer durch- aus möglichen Gegenwart Der slowakische Autor Pavol Rankov im Gespräch mit Slávka Rude-Porubská und Mirko Kraetsch ■ Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Euro TIPP 19.30 Lebenszeichen in hoher Auflösung – Die Leipziger Lesereihe »Niemerlang« Er- zählungen und Lyrik – Von den Krisen unserer Zeit, von Stillstand und Hoffnung auf Verän- derung – mit Andreas Lehmann, Christine Hoba, Janin Wölke, Madeleine Prahs, Michael Spyra, Udo Grashoff ■ Mädler Art Forum 19.30 Über Wolfram von Eschenbachs »Parzival« Vortrag und Gespräch ■ Mendelssohn-Haus, Musiksalon 20.00 Lyrikbuchhandlung 2024 Die Buchhand- lung der Lyrikverlage: Drei Abende mit Lyrik- Neuerscheinungen – Ulrike Feibig spricht mit Anne Martin, Bertram Reinecke, Christian Filips, Frieda Paris, Georg Schaaf, Hans Thill, John Sauter, Katharina Schultens, Lara Rüter, Luca Kieser und Nicola Quaß ■ Galerie KUB 20.00 Lilia Hassaine »Bittere Sonne« Gespräch der Autorin mit ihrer Übersetzerin Anne Thomas ■ Institut Français 20.00 Bücher erschaffen aus Buchstaben Welten Novitäten und die erfolgreichsten Bücher des Adakia-Verlages – mit Catalina K, Christopf Strasser, Dana Schwarz-Haderek, Hans Kleemann, Jochen Witte, Mark Jischin- sk, Ursula Schmid-Spreer und Uwe Kirst ■ Letterman Bar TIPP 20.00 L3 – Lange Leipziger Lesenacht mit Mirna Funk, Laura Lichtblau, Marco Ott, Anne Freytag, Wladimir Kaminer und Martin Hyun ■ Moritzbastei 19.30 Oliver Masucci »Träumertänzer« Ge- schichten werden gelebt und erzählt, wie die von Schauspieler Oliver Masucci. ■ Passage-Kinos 20.00 Alana Portero »Die schlechte Gewohn- heit« Die literarische Sensation aus Spanien mit einer queeren Held:innenreise ■ Nato 19.30 Stefan Schwarz »Nach dem Gewandhaus TIPP 20.00 Renate Schmidgall »Adam zieh dein Gewand aus« Lesung von garan- tiert nicht jugendfreien Streifzügen durch die Weltgeschichte und Vergangenheit Leipzigs ■ Academixer 19.40 Cecilie Enger »Aufs Meer hinaus« Roman über zwei norwegische Frauen, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihren ganz eigenen Weg gingen – als erste weibliche Reederinnen ■ UT Connewitz AB 20 UHR 20.00 John Niven »O Brother« Literarische Liebeserklärung des Autors an seinen Bruder, der diesem Leben nicht gewachsen war. Ein Gespräch mit Thorsten Nagelschmidt ■ Anker 20.00 Manfred Lütz »Der Sinn des Lebens« Ein Ritt durch Rom und die Kunst-, Religions- und Weltgeschichte ■ Antikenmuseum der Universität Leipzig, Studiensaal Zagajewski - Das wahre Leben« Lesung zum letzten Gedichtband des großen polnischen Dichters Adam Zagajewski, in Schmidgalls Übersetzung ■ Polnisches Institut TIPP 20.00 Die Treuhand –– Innenansichten einer Behörde Erstmals sprechen damalige Mitarbeiter über die Geschichte dieser pola- risierenden Institution – Podiumsdiskussion mit Matthias Hoferichter, Olaf Jacobs und Petra Wiedmann ■ Runde Ecke 20.00 Marina Münkler »Anbruch der neuen Zeit« Aufbruch zu neuen Horizonten und der Umsturz der Welt – die große Geschichte des 16. Jahrhunderts ■ Stadtbibliothek 20.00 Katharina Fuchs »Das Flüstern des Lebens« Lesung der Bestsellerautorin ■ Stadtbibliothek Markkleeberg 84 20. 21. 22. 23. 24. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE FREITAG TIPP F O T O : M A T T H I A S S A N D M A N N Markus Berges »Irre Wolken« Nein, Markus Berges ist keiner aus der Kategorie »Musiker schreibt jetzt auch Bücher«. Markus Berges ist Dichter, ist Schriftsteller, der jetzt nicht nur den dritten tollen Roman geschrieben hat, sondern eben auch die Texte für zwölf Alben der Band Erdmöbel. Und diese Texte gehören zweifelsohne zum Besten, was zeitgenössische deutschsprachige Lyrik so hergibt. Aber zu »Irre Wolken«: Frühling 1986 in Westfalen, ein 19-Jähriger macht sein Freiwilliges Soziales Jahr in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt, trifft dort die erste Liebe seines Lebens. Und das nicht in der Belegschaft. Außerdem steigt er bei Het Amalfi Tigers ein und in Tschernobyl kommt’s zum Super-GAU. ▶ Gespräch: 22.3., 13.30 Uhr, Messestand Detektor.fm, Glashalle ▶ Lesung: 22.3., 20 Uhr, Horns Erben 11.30 Kopje Koffie Gespräch mit dem niederlän- 12.00 Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für dischen Schriftsteller Raoul de Jong ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 11.30 Veronika Wand-Danielsson Die Botschaf- terin im Gespräch über über Diplomatie und Literatur zum 25. Geburtstag der Nordischen Botschaften in Deutschland ■ Nordisches Forum, Halle 4, C311 TIPP 11.30 Evelyn Adunka über Bruno Freis »Der Strohhut« Neuer substanzieller Beitrag zur Autobiografik von Exil und Widerstand ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E205 11.40 Sky du Mont »Ich freu mich schon auf morgen« Gespräch mit Katty Salié ■ Messestand ARD, ZDF, 3sat, Glashalle 11.45 Uwe Rada »Neuwald« Heike Holdinghausen spricht mit dem Autor ■ Messestand Taz, Halle 5, D509 12.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Michaela Koschak ■ Hugendubel Leipzig 12.00 Katharina Grossmann-Hensel »Ich sehe was, was ihr nicht seht« Ein Bilderbuch über einen besonderen Familienausflug ■ Buntes Forum, Halle 3, A219 12.00 Die Freiheit der Worte Podiusmdiskussi- on mit Iwona Nowacka, Lukas Rietzschel und Gábor Schein über die Auswirkungen, die illiberale Entwicklungen in Polen, Ungarn und Deutschland auf ihr Schreiben haben ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 12.00 Journalismus gegen Rechts Wie akut ist die Bedrohung von rechts? Was kann ein Recherche-Netzwerk gegen Extremismus ausrichten? – Diskussion mit Benjamin Fredrich, Christina Schmidt, David Schraven, und Sarah Ulrich ■ Forum Halle 4, Halle 4, E106 12.00 Sebastian Guhr »Der spanische Esel« Boshaft fröhlicher Roman über Luis Buñuel ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 12.00 Guido Lange »Abenteuer Island« Lesung zu einem Radabenteuer auf 1.800 Kilometern ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 TIPP 12.00 »Franz Kafka: Was wäre, wenn ?« Gespräch mit Berhnard Setzwein und Markéta Richterová über nun 100 Jahre ohne Kafka ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 12.00 David Böhm »Jetzt. Bis Du diesen Satz zu Ende gelesen hast, werden auf der Erde 24 Kinder geboren sein.« Wie lange dauert das Jetzt? Welche Zeit läuft in mir drin? Was schafft man in einer Minute? Lesung des Autors, moderiert von Lena Dorn ■ Lese-Treff Halle 3, Halle 3, B508 12.00 Aidim Halimi »Hinundherkunft« Das erste Best-of vom Comedian und Poetry-Slammer Aidin Halimi ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 aufrechte Literatur Preisträger Sebastian 23 und das Westfälische Literaturbüro stellen die Auszeichnung vor ■ Messestand Literaturrat NRW, Halle 5, D407 12.00 Kopje Koffie Gespräch mit dem flämi- schen Schriftsteller Stefan Hertmans ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 TIPP 12.00 Neue Narrative – Schreiben gegen den Klimawandel Brauchen wir beim Schrei- ben gegen den Klimawandel neue Narrative? Mit dieser Frage beschäftigen sich Klaus Farin, Theresa Hannig und Sven j. Olsson ■ Messestand VS in Verdi, Halle 5, B507 12.00 Pirkko Saisio »Gegenlicht« Pirkko Saisio erzählt davon, wie viel es als Frau aufzugeben gilt, um wahrhaft unabhängig zu sein ■ Nordisches Forum, Halle 4, C312 12.00 Edmund Käbisch »Der Wahn der reinen Rasse« Die Medizinverbrechen der Nazis, deren fehlende Aufarbeitung in der DDR und die Rechtfertigungen der Täter ■ Runde Ecke 12.00 Bettina Gräf »111 Orte in Berlin, die vom Islam erzählen« Lesung und Gespräch der Autorin mit dem Politikwissenschaftler Mohamed Boukayeo. ■ Laden auf Zeit 12.20 Nahostkonflikt im Trialog Junge Stimmen und Betroffenheits-Perspektiven: Ein Trialog über den Krieg in Israel und Gaza. ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 Besuchen Sie uns auf der Messe: HALLE 5 / E 216 12.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Frank Kreisler ■ Hugendubel Leipzig 12.30 Lyrik-Empfehlungen 2024 für Groß und Klein Lyrik-Empfehlungen 2024 und erstmals auch: Lyrik-Empfehlungen für Kinder ■ Forum Literatur + Audio, Halle 2, F401 12.30 Berühmte Ukrainerinnen Tatjana Kuschtewskaja durchstreift die Geschich- te und Kultur der Ukraine aus weiblicher Perspektive – von Olga von Kiew bis Olena Selenska ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft, Halle 2, D500 12.30 Tillmann Haberer »Kirche am Ende« Wer 13.30 Uli Oesterle »Vatermilch« Lesung aus ist schuld am Burnout des Pfarrpersonals? Eine wissenschaftliche Analyse – mit Stephan Kosch ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 dem zweiten Teil der preisgekrönten Graphic Novel ■ Buntes Forum, Halle 3, A219 12.30 Deniz Ohde »Ich stelle mich schlafend« 13.30 »Das Lächeln des Dionysos« Interview mit der Autorin zum neuen Buch ■ Messestand MDR Kultur, Halle 2, H307 12.30 Kopje Koffie Gespräch mit der Überset- zerin Anna Eble über den flämischen Dichter Paul van Ostaijen ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 12.30 Die Sprache des Kapitalismus Daniel Stähr und Simon Sahner sprechen überden Kapitalis- mus, ohne Machtstrukturen zu stärken ■ Messestand Taz, Halle 5, D510 12.30 Pajtim Statovci »Meine Katze Jugoslawi- en« Ein wunderbar magischer Roman über die großen Themen der Menschheit ■ Nordisches Forum, Halle 4, C313 12.30 Daniel Wisser »Unter dem Fußboden« Le- sung aus Wissers gesammelten Erzählungen ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E206 13.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Nils Müller ■ Hugendubel Leipzig 13.00 Lucie Göpfert »Sommer bei mir, Winter bei dir« Ein Kinder-Sachbuch über Deutsch- land und Australien ■ Buntes Forum, Halle 3, A219 Konstantine Gamsachurdia (1893–1975) zählt zu den Begründern der literarischen Mo- derne Georgiens – Lesung des Übersetzers Zviad Gamsachurdia ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 TIPP 13.30 Michael Ebmeyer »Nonbinär ist die Rettung – Ein Plädoyer für subversives Denken« Mehr als Entweder-oder: Carl-Auer im Gespräch mit dem Autor Michael Ebmeyer ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft, Halle 2, D500 13.30 Andrian Kreye »Der Geist aus der Ma- schine« Wie aus den Visionen einer Handvoll Programmierer eine Weltmacht erwuchs? ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 13.30 Laura Vinogradova »Wie ich lernte, den Fluss zu lieben« Das preisgekrönte Debüt von Laura Vinogradova aus Lettland ist jetzt auch auf deutsch erschienen. ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 13.30 Miriam Tag »liebestier« Miriam Tags po- etische Terraphilie – willkommen auf diesem erotischen Planeten ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 13.30 Jakob Augstein »Die Farbe des Feuers« Autorenlesung ■ Medienforum, Halle 5, D501 13.00 Alles nur Fiktion? – Der Kleine Donau- TIPP 13.30 Markus Berges »Irre Wolken« Der krieg als scharfsinnige Vision einer durch- aus möglichen Gegenwart Der slowakische Autor Pavol Rankov im Gespräch mit Slávka Rude-Porubská und Mirko Kraetsch ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 13.00 Kurt-Wolff-Preis Verleihung und Empfang – mit Britta Jürgs, Mara Delius, Nikola Richter und Katharina E. Meyer ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 13.00 Jane Hell »Best of Fischbrötchen« Jane Hell liest aus ihren erfolgreichen Fischbröt- chen-Romanen und erzählt vom Leben an der Ostsee – mit »Sneak-Read« (!) aus »Fisch- brötchen und Eiskaffee – Fördeliebe 6« ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 TIPP 13.00 Alhierd Bacharevic »Europas Hun- de« Der belarussische Autor liest aus seinem Opus Magnum ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 13.00 Anna Irmgard Jäger und Florian Bosum »Was sieht Paul?« Manchmal spielen die Äste der Bäume in der Luft Klavier: das ist das leiseste Konzert auf Erden ■ Lesebude, Halle 3, B408 TIPP 13.00 Jürgen Brôcan »Gottesdeponie – Atemfrequenzen – Ritzelwellen« Ein Ge- spräch zur poetische Trilogie Jürgen Brôcans erschienen im Aphaia-Verlag – mit Antonia Margarethe Bucka, Harald Albrecht und Jürgen Brôcan ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 13.00 Kopje Koffie Gespräch mit dem flämi- schen Schriftsteller und Literaturkritiker Matthijs de Ridder ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 13.00 Stefán Máni »Abgrund« Islandkrimi ■ Nordisches Forum, Halle 4, C314 TIPP 13.00 Yordanka Beleva »Der verpasste Moment« Bulgarische Lyrik ■ Traduki-Kafana, Halle 4, D403 13.15 Franz Dobler »Ein Sohn von zwei Müt- tern« Ein Kind seiner Eltern oder ein Kind seiner Zeit? ■ Messestand Taz, Halle 5, D511 13.30 #Coming of Age Auf einen Kaffee mit Anahit Ernst, Lennart-Elias Seimetz, Michael Sieben, Tamara Bach ■ #Buchbar, Halle 4, E101 13.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Michael-Alexander Lauters »In un- ruhigen Zeiten« ist die Geschichte über seine Mutter und seine zwei Väter ■ Hugendubel Leipzig Autor und Kopf der Band Erdmöbel live im Podcast Popfilter ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle 13.30 Jessy Wellmer »Die neue Entfremdung« Die Suche nach einem Weg, wie die deutsche Vereinigung doch noch gelingen könnte ■ Messestand MDR Kultur, Halle 2, H309 13.30 Kopje Koffie Gespräch mit der Über- setzerin Lisa Mensing und dem Übersetzer Gerd Busse ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 13.30 Tschechischer Schnelldurchlauf Ondrej Cikán, Träger des österreichischen Staats- preises für Übersetzung, stellt seine Arbeit vor ■ Messestand Tschechien, Halle 4, E303 13.30 Hanneriina Moisseinen »Kannas« Der Band erzählt vom II. Weltkrieg, von einem Deserteur, einem 18jährigem Mädchen und ihren Kühen, moderiert von Anne Graph ■ Nordisches Forum, Halle 4, C315 13.30 Die Ästhetik des Ungehorsams – Inter- ventionen im digitalen Zeitalter mit Albert C. Eibl und Jan Juhani Steinmann ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E207 14 – 18 UHR 14.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Die Leipziger Schriftstellerin Liv Marie Bahrow liest aus ihrem Familienroman »Wellenkinder« ■ Hugendubel Leipzig 14.00 Preisverleihung Lesekünstler:in des Jahres 2024 Deutschlands Buchhändlerin- nen und Buchhändler haben gewählt ■ Buntes Forum, Halle 3, A219 TIPP 14.00 Feminismus in Südosteuropa Podi- umsdiskussion mit Antonela Marusic, Irena Cvetkovic und Lea Vajsova ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 14.00 Black Stories – Liverätseln V.I.P Fails: 50 rabenschwarze Rätselgeschichten rund um dumme Promi-Missgeschicke. ■ Forum Halle 4, Halle 4, E107 14.00 Matthias Jügler »Maifliegenzeit« Wenn ein Versäumnis das ganze Leben prägt. Lesung und Gespräch. ■ Forum Literatur + Audio, Halle 2, F401 14.00 Isabella Maria Kern »Romy« Richard wird zu Romy und sie versucht ihrer Identitätslo- sigkeit zu entfliehen ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 86 20. 21. 22. 23. 24. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE TIPP F O T O : S V E N M A N D E L Vier Buchpremieren und ein Leder- ball – und eine Party! Sozusagen in Bestbesetzung tritt die Fußballkompetenz vor der Pop-up- Party im Felsenkeller an. Vier Fußball- sachverständige. Vier neue Bücher. Mit dabei der ostdeutsche Papst der Fußball-Literatur Frank Willmann (im Nebenberuf auch logbuch-Rezensent), der sich im wilden Fußball-Osten bei den kleinen Clubs umgeschaut hat. Ebenfalls in der Startelf die Spezialis- tin fü r Lederball und Lederjacke Anne Hahn sowie der FC-Carl-Zeiss-Jena- Ethnologe Christoph Diekmann. Komplett iert wird die Viererkett e von Sportfreunde-Stiller-Schlagzeuger und Autor Flo Weber (richtig: hier im Bild). Diese vier werden vermutlich so nie wieder zusammenspielen. ▶ 22.3., 18.30 Uhr, Naumanns im Felsenkeller – hernach: Pop-up-Party im Felsenkeller TIPP 16.00 Arno Schmidt – Dechiff rierung 16.30 3sat Kulturzeit Patrícia Melo und Über- eines Mythos »Seelandschaft mit Pocahontas« oder »Zett els Traum«: Wer Arno Schmidt liest, hat Fragen – mit Doris Plöschberger und Friedhelm Rathjen ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 16.00 Poetryslam mit Livelyrix Mehrere Mitglie- der von Livelyrix e.V. treten mit ihren Texten gegeneinander an. ■ Messestand MDR Kultur, Halle 2, H312 16.10 Büchermarkt – Literatursendung Litera- tursendung zu aktuellen Entwicklungen und Ereignissen auf dem Büchermarkt ■ Messestand Deutschlandradio, Halle 2, H413 16.15 Wir haben die Wahl! Jessy Wellmer und Thomas de Maizière diskutieren über die Entfremdung in der Gesellschaft . ■ Forum off ene Gesellschaft , Halle 2, E600 16.30 #Abenteuer und Extreme Auf einen Kaff ee mit Daniela Voigt, Guido Lange, Lukas Holliger und Nils Matzka ■ #Buchbar, Halle 4, E101 16.30 Clemens Fobian und Eva Platen »Aarons Umzug« Clemens Fobians Bücher beschäf- tigen sich kindgerecht mit sozialen Themen und stärken die Kinder ■ Bibliothek Südvorstadt setzerin Barbara Mesquita im Gespräch mit Ariane Binder über »Die Stadt der Anderen« ■ Messestand ARD, ZDF, 3sat, Glashalle 16.30 Leonie Schöler »Beklaute Frauen« Gespräch über »Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte« ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle 16.30 Elias Hirschl »Content« Politisch, prophe- tisch und zumindest so lange lustig, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt ■ Österreich-Kaff eehaus, Halle 4 D201/E210 17.00 Johannes Ehrmann »Söhne der Freiheit« 1776 deutsche Migrantinnen und Migranten machen Revolution in Amerika ■ Bibliotheca Albertina, Fürstenzimmer 17.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Julia Felicitas Allmann und Laura Letschert lesen Texte zu Tod, Abschied und dem, was bleibt aus »Bye« ■ Hugendubel Leipzig TIPP 17.00 Corina Brosch »Meine Hände – dei- ne Stimme« Corina Brosch ist von Geburt an gehörlos und hält als erste gehörlose Autorin im Bereich der Belletristik eine Lesung in Deutscher Gebärdensprache ■ Forum Autoren@Leipzig, Halle 5, B700 16.30 Sächsische Büchermenschen stellen 17.00 Nora Imlau »Bindung ohne Burnout« Wie sich vor Jörg Kärger erkundet die Faszinati- on des Phänomens Diff usion in Wissenschaft , Technik u Gesellschaft ■ Hugendubel Leipzig TIPP 16.30 Jacqueline Kornmüller und Kat Menschik »Das Haus verlassen« Lesung mit der Autorin und der Illustratorin ■ Ludwig. Presse und Buch 16.30 Wiebke Bolduan – Junge Illustratorin im Gespräch Die Hamburger Comiczeich- nerin Wiebke Bolduan präsentiert ihr Debüt: Viktoria Aal ■ Buntes Forum, Halle 3, A219 16.30 Alexander Makeew »Pastor Wagners letzte Briefe« Woldemar Wagner war der letzte Pastor der ev. Katharinenkirche in Leningrad und wurde 1937 erschossen. ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 16.30 Hotlist 2024 Vorstellung der 2024er Liste mit dem Besten unabhängiger Verlage ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 16.30 Lena Frings »Talmäander« European Es- says on Nature and Landscape über eine Land- schaft , eine Kindheit an der Ahr und die Flut ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 16.30 Fußballheimat Sachsen-Anhalt Michael Bendix und Peer Pawelczyk fü hren uns zu 100 besonderen Fußball-Orten Sachsen-Anhalts. ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 wir das Leben mit Kindern bindungs- und bedürfnisorientiert sowie gelassen gestalten ■ Forum Sachbuch + Wissenschaft , Halle 2, D500 17.00 Lukas Klaschinski »Gefü hlsbereit – Was wir gewinnen, wenn wir Emotionen verste- hen und zulassen« live im Forschungsquar- tett -Podcast ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle 17.00 Radka Denemarková »Das Geld von Hitler« Die Autorin im Gespräch ■ Messestand IG Autorinnen + Autoren, Halle 4, E214 TIPP 17.00 Leseatelier »Hohler Hafen« mit Gaea Schoeters und Matt hijs de Ridder ■ Schaubühne Lindenfels 17.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Hauke von Grimm liest aus »Die Mitt e bin ich« Erzählungen zwischen Menschenliebe, Ironie, Spießbürgertum und Dystopie ■ Hugendubel Leipzig 15.30 Helwig Brunner »Flirren« Lesung – Die Autorin zeichnet ein Bild unserer Welt, wie sie im 25. Jahrhundert aussehen könnte. ■ Österreich-Kaff eehaus, Halle 4 D201/E202 17.30 Karoline Hugler »Meer von Sonnenblu- men« Die Autorin liest ein Roman fü r alle ab 9 Jahre über Freunde im Krieg und den Mut, den eigenen Weg zu gehen. ■ Lese-Treff Halle 3, Halle 3, B508 16.30 Andreas Marneros »Bitt erer als der Tod 17.30 Sheila de Liz »Endometriose – Alles, was TIPP 18.00 »Tschip« Der Übersetzer Gerd Busse ist die Frau« Ein spannender Blick auf eine jahrtausendealte Konfl iktlinie: die Angst des Mannes vor der Gleichberechtigung ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 du wirklich wissen musst« Die Medizinerin im Gespräch ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle liest aus der deutschen Fassung des fl ämi- schen Klassikers von Willem Elsschot »Tschip« ■ Sächsisches Psychiatriemuseum 88 20. 21. 22. 23. 24. www.kreuzer-leipzig.de FREITAG 18.00 Nordische Lesenacht Gipfeltreff en neuer nordischer Literatur in Leipzig – mit Anneli Furmark, Benjamin Koppel, Cecilie Enger, Halldór Guðmundsson, Hanneriina Moisseinen, Hanzi Freinacht, Karin Bojs, Pirkko Saisio, Stefán Máni und Trude Teige ■ Werk 2/Halle A 18.30 Gerbrand Bakker »Der Sohn des Fri- seurs« Roman über Sehnsucht, Nähe und die Notwendigkeit, die Grenzen des Bekannten zu durchbrechen ■ Apothekenmuseum 18.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Merana Cuscyna liest aus ihren Gedichten ■ Hugendubel Leipzig 18.30 LitPop Literatur, Diskurs, Konzert, Disko mit Michael Nast, Friedemann Karig, Sebastian 23, Toxische Pommes u.a. ■ Kongresshalle am Zoo 18.30 Schöne Ausländerkinder Über das Gehen, Kommen und Bleiben zwischen Ost und West. Moderiert von Salwa Houmsi, mit Toxische Pommes, Lana Lux u.a. ■ Lofft TIPP 18.30 Alex Capus »Das kleine Haus am Sonnenhang« Persönliche Geschichte über die Liebe zur Literatur und ein Leben im Einklang mit sich selbst ■ Gohliser Schlösschen TIPP 18.30 Vier Buchpremieren und ein Leder- ball Vor der Pop-up-Party: Lesung mit Anne Hahn, Christoph Dieckmann, Florian Weber und Frank Willmann ■ Naumanns im Felsenkeller 17.45 Apéro & Poetry Eine Stunde im Zeichen von niederländischer, fl ämischer und deut- scher Spoken-Word-Kunst. ■ Schaubühne Lindenfels 18 – 20 UHR 18.00 »Strandgut« Aiki Mira und Vincent Voss lesen ihre Geschichten aus der Anthologie ■ Ambrosia 18.00 Rebecca Maria Salentin »Iron Woman & Klub Drushba« Zwei Reiseberichte durch Ost- und Mitt eleuropa im Doppelpack ■ Berufsfö rderungswerk Leipzig 18.00 Stimmen fü r eine off ene Gesellschaft Wie können wir unsere Demokratie stärken? – Podiumsdiskussion ■ Bibliothek Recht, Raum 4.33 18.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Deutsche Erstübersetzung der Gedichte T. Hatzinikolas, vorgestellt vom Übersetzer G. Schaaf. ■ Hugendubel Leipzig Capa-Haus Robert Capa in Leipzig www.capa-haus.org 18.00 Stephan Abarbanell »Paula oder die sieben Farben der Einsamkeit« Bisher unerzählte Zeitgeschichte und eine weibliche Perspektive auf jüdische Lebenswelten ■ Capa-Haus 18.00 Andreas Breidert »Das letzte Gericht« »Achtsam morden« war gestern, heute heißt es: »genussvoll morden« ■ Leipziger Central Kabarett 18.00 Lesbische Anthologie »Uferlos« ■ Frauenkultur DER ROMAN EINES LEBENS 22. März, 18 Uhr Horns Erben, Leipzig 23. März, 21 Uhr Westflügel, Leipzig 18.00 Jürgen Teipel »Aber ich kann fl iegen« Vorstellung des neuen Romans ■ Horns Erben 18.00 Loel Zwecker »Die Macht der Machtlo- sen« Eine Geschichte von unten: Die größten Verbesserungen der Welt verdanken wir Unbekannten – Zeit, sie kennenzulernen! ■ Linxxnet-Interim TIPP 18.00 Neue Zwänge fü r das literarische Schaff en Gespräch mit Yara Monteiro, Rosário Alçada Araújo und Amadu Dafé ■ Nato 18.30 Jessy Wellmer »Die neue Entfremdung« Moderatorin Jessy Wellmer, die sich in Ost wie West zu Hause fü hlt, spürt dem tiefen Riss nach – mit Ilka Heinemann ■ Zeitgeschichtliches Forum 19.00 Stefanie de Velasco »Das Gras auf unserer Seite« Ein Roman über drei Frauen, die keine Lust auf das Leben haben, das fü r sie vorgesehen ist ■ Alte Schlosserei 18.00 Jahrbuch Polen Gespräch mit dem Jahrbuch-Redakteur Dr. Andrzej Kaluza (Deutsches Polen-Institut Darmstadt) ■ Polnisches Institut 19.00 Andreas Petersen »Der Osten und das Unbewusste« Pawlow statt Freud oder wie der Osten die Psychoanalyse verbannte ■ Altes Rathaus, Grüner Salon 18.00 Rainer Maria Schießler »Im Fußball- 19.00 Phantastische Lesenacht Die Phantastische Himmel« Das neue Buch des Pfarrers Rainer M. Schießler über eine seiner großen Leiden- schaft en – mit Silvia Funke ■ Propsteikirche St. Trinitatis 18.00 Sachsenlott o-Independent-Kriminacht Unabhängige Verlage, dramatische und spannende Krimi-Lesungen – mit Dominik Bardow, Stefan Schweizer, Stephan Weichert und Susanne Arnold ■ Sächsische Lott o GmbH Akademie präsentiert Markus Heitz, Mikkel Robrahn, Natasha Pulley und Theresa Hannig ■ Anker 19.00 Martin Schäuble »Die Geschichte der Israelis und Palästinenser« Lesung aus dem Werk zum Nahost-Konfl ikt von der Staatsgründung Israels bis zum Hamas- Angriff 2023 ■ Ariowitsch-Haus 19.00 Reinhard Dr. Sagner »Raketenentwick- lung in Dessau durch Johannes Winkler und die Junkers Werke« Buchvorstellung über das Leben und Wirken von Raketenpionier Johannes Winkler ■ Astronomisches Zentrum Schkeuditz

LOGBUCH | SERVICE FREITAG, SAMSTAG TIPP F O T O : S A R A H E I C K Kurt-Wolff-Preisträger zu Gast in der Connewitzer Verlagsbuch- handlung Traditionell gastiert die Kurt- Wolff-Stiftung mit ihren aktuellen Preisträgern und -trägerinnen am Buchmesse-Freitag in der Conne- witzer Verlagsbuchhandlung. So auch dieses Jahr, obwohl Peter Hin- ke selbst mit seinem Verlag dieses Jahr erstmals nicht Aussteller auf dem Messegelände ist – was eigentlich undenkbar ist. Aber zu den beiden Trägerinnen des diesjährigen Kurt-Wolff- Preises: Die Verlegerinnen Britta Jürgs (Aviva) und Nikola Richter (Mikro- text) sind heute zu Gast – logbuch-Autor Nils Kahlefendt hat beide schon im Vorfeld getroffen und für Sie porträtiert: siehe Seite 27 bis 29! ▶ 22.3., 20 Uhr, Connewitzer Verlagsbuchhandlung 19.00 Mario Giordano »Die Frauen der Familie Carbonaro« Drei Frauen, drei Generationen, drei Schicksale – die mitreißende Familiensa- ga von Mario Giordano ■ Stadtbibliothek, Oberlichtsaal 19.00 Septime-Verlagsabend Traditionell stellt der Septime-Verlag aus Wien seine neuen Bücher in der Stritz-Galerie vor – heuer mit Verena Prantl, Verena Dolovai und Roland Freisitzer ■ Galerie Stritz 19.00 Ronya Othmann »Vierundsiebzig« Eine literarische Spurensuche über den Genozid an den Jesiden ■ UT Connewitz 19.30 Elise Wolfram und die Anthroposophie in Leipzig Das Porträt einer starken Frau und einer lebendigen spirituell orientierten Szene – Claudius Weise, Michael Toepell und Rolf Speckner ■ Mendelssohn-Haus, Remise 19.30 Keine Zeit zum Lesen – Der Verlag Ille & Riemer stellt sich und seine Autoren in Lesungen und Interviews vor – mit Joe Fass, Joseph Wälzholz, Stefan Topf, Steffen Ille und Wolfgang Bachmann ■ Vienna House Easy AB 20 UHR 19.00 Ursula Weidenfeld »Das doppelte Deutschland« Ein neuer Blick auf die deut- sche Parallelgeschichte 1949-90 ■ Zeitgeschichtliches Forum 20.00 Stefanie Gerhold »Das Lächeln der Köni- gin« Roman über die Büste der Nofretete ■ Antikenmuseum der Universität Leipzig, Studiensaal 20.00 Wie mit dem Mythos Clankriminalität Politik gemacht wird Herausgeberin Jorinde Schulz live im Podcast Zurück zum Thema ■ Linxxnet-Interim TIPP 20.30 Anne Weber »Bannmeilen« Anne Weber offenbart sich als bestrickende Port- rätistin der Pariser Banlieues ■ Alte Nikolaischule, Richard-Wagner-Aula TIPP 20.00 »Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben« Marion Tauschwitz liest zum 100. Geburtstag der jüdischen Dichterin Selma Merbaum aus ihrer Biografie ■ Mädlervilla 20.30 Frank Schorkopf »Die unentschiedene Macht« Das Buch beschreibt die Gründung und Genese der Europäischen Union als »Verfassungsgeschichte« ■ Altes Rathaus, Grüner Salon TIPP 20.00 »Ich habe keine Zeit gehabt zuende 20.30 Paul Murray »Der Stich der Biene« Der zu schreiben« Marion Tauschwitz liest zum 100. Geburtstag der jüdischen Dichterin Selma Merbaum aus ihrer Biografie ■ Mädlervilla 20.00 Alhierd Bacharevic »Europas Hunde« Der belarussische Autor liest aus seinem Opus Magnum ■ Nato 20.00 Albrecht Selge »Silence« Ein Roman über die Suche nach Stille und Ruhe ■ Mendelssohn-Haus, Kammermusiksaal im Gartenhaus 20.00 Jakob Augstein »Die Farbe des Feuers« Ein Roman über Liebe in Zeiten der Langewei- le und die Wut der Unsichtbaren ■ Mendelssohn-Haus, Musiksalon 20.00 Buchmessekonzert Festkonzert zum Jubiläum 100 Jahre Musik im Rundfunk mit dem MDR-Rundfunkchor unter der Leitung von Julia Selina Blank ■ Museum der bildenden Künste TIPP 20.00 Alhierd Bacharevic »Europas Hunde« Der belarussische Autor stellt im Gespräch mit Übersetzer Thomas Weiler sein Opus Magnum vor. ■ Nato 20.00 Sofalesungen Carte Blanche für die unabhängige Lesereihe aus der Schweiz anlässlich des 10-jährigen Jubiläums – mit Andreas Bertschi, Cruise Ship Misery, Levin Westermann, Mireille Zindel, Rina Jost und Selma Kay Matter ■ Neues Schauspiel Leipzig Einblicke in Hacktivismus und Aktivismus mit Mitgliedern des CCC ■ D74 Ire Paul Murray liest aus seinem neuen Roman. ■ Café Grundmann 20.45 Vratislav Manák »Der Tod der alten Jung- frau« Märchenhafte Geschichten aus Tschechien ■ Mädler Art Forum 21.00 Vladimir Vertlib »Die Heimreise« Roadtrip durch die Sowjetunion als Füllhorn unglaublicher Geschichten ■ Ariowitsch-Haus 21.00 Sven Trautmann »Synagogen und Betstuben in Leipzig« Buchpräsentation mit dem Autor und Nora Pester ■ Capa-Haus TIPP 21.00 20 Jahre Behinderte Cartoons Phil Hubbe im Gespräch über Cartoons, Inklusion und den Raum für befreiendes Lachen und neuen Mut ■ Leipziger Central Kabarett TIPP 21.00 Schreiben entlang von Herkunfts- linien Eine literarische Landvermessung zwischen Suriname und Thüringen – mit Raoul de Jong, Linn Penelope Rieger und Ole Steffen ■ Galerie KUB TIPP 21.00 LATE NIGHT SHOW WITH LATVIAN POETS Im Studio von Adrian Kasnitz sind Dichterinnen und Dichter aus Lettland – mit Astrid Nischkauer, Inga Pizane, Ligija Puri- nasa, Maris Salejs, Toms Treibergs ■ Nato TIPP 21.00 »Besmette Stad | Befallene Stadt« Poetische Performance zu Paul van Ostaijen, einem Klassiker flämischer Dichtung, und dem lyrischen Echo in der Gegenwart – mit Gaea Schoeters, Johanna Zimmer, Karosh Taha, Lisa Weeda, Matthijs de Ridder, Radna Fabias, Ulf Stolterfoht und Ulrike Draesner ■ Schaubühne Lindenfels 19.00 Unter Freunden mit Franka Bloom, Romy 20.00 Die Welt ist jetzt und hier Ein Flame 20.00 Chaos Computer Club: Hackbibel 3 Fölck, Angelique Kästner und Tom Saller ■ Café Feinost 19.00 Miese Krise – Alles, was du über den Klimawandel wissen musst ■ Institut für Meteorologie 19.30 Karina Urbach »Das Haus am Gordon Place« Spionageroma, auf wahren Begeben- heiten basierend ■ Ludwig. Presse und Buch 19.30 Rund um die Welt mit dem Unionsverlag Ein literarischer Abend mit Frank Arnold und dem Team des Unionsverlags ■ Buchhandlung Seitenblick 19.30 Häppchenlesung Love & Romance Liebe und andere Katastrophen – mit Freya Miles, Hannah Siebern, Ina Koerner, Katharina Herzog, Mila Summers und Sarah Saxx, moderiert von Poppy J. Anderson ■ Pascucci 19.30 Caroline Wahl »22 Bahnen« Lesung zum neuen Roman ■ Deutsche Nationalbibliothek, Museumsfoyer 19.30 Krekeler killt: Die Österreichische Kriminacht Die Alljährliche Kriminacht in der Handwerkskammer – mit Eva Rossmann, Herbert Dutzler, René Anour, Ursula Poznanski und Wolfgang Ainetter, moderiert von Elmar Krekeler ■ Handwerkskammer zu Leipzig 19.30 Huch ein Buch – der schöne Lesungs- Abend mit Verlegerin Martina Rellin und Gästen Frische Texte von Autorinnen und Autoren der Rellin Schreibwerkstatt – mit Brigitte Luber, Carola Kalks, Johannes Heine, Katrin Kremzow und Peter Arndt ■ Haus Steinstraße, Café Yellow TIPP 19.30 Markéta Pilátová »Die dunkle Seite« Dieses Buch beruht viel mehr auf der Wahrheit, als es dem Leser scheinen mag. ■ Mädler Art Forum 90 20. 21. 22. 23. 24. und eine Niederländerin denken gemeinsam über unsere Gegenwart nach – mit Beatrix Hermens, Eva Meijer, Stefan Hertmans und Matthias Schmidt ■ Apothekenmuseum 20.00 Ernst Piper »Eine Jugend in Deutschland« Bestürzend aktuelles Portrait einer Generation ■ Capa-Haus TIPP 20.00 Kurt-Wolff-Preisträger zu Gast in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung Lesung und Gespräch mit dem AvivA-Verlag und mikrotext ■ Connewitzer Verlagsbuchhandlung TIPP 20.00 Lesbische Büchernacht ■ Frauenkultur 20.00 Die Lyrik-Empfehlungen 2024 der Lyrik- buchhandlung bieten Orientierungshilfe im Dschungel der Neuerscheinungen ■ Galerie KUB 20.00 Lyrikbuchhandlung 2024 Die Buchhand- lung der Lyrikverlage: Drei Abende mit Lyrik- Neuerscheinungen – Ulrike Feibig spricht mit Anna Hubner, Anne Pretzsch, Maria Borio, Stefan Schmitzer, Tom Schul ■ Galerie KUB TIPP 20.00 »Die Schlägerei hört einfach nicht 22.00 Queere Partynacht für alle mit »Lust auf auf« Kollektiverziehung, Willkür und mili- tärischer Drill waren Haftalltag im größten Jugendgefängnis der DDR in Halle – mit Ralf Steeg und Udo Grashoff ■ Runde Ecke 20.00 Maren Kames »Hasenprosa« Lesung mit der Autorin ■ Diskothek/Schauspielhaus 20.00 Black Stories – Liverätseln V.I.P Fails: 50 rabenschwarze Rätselgeschichten rund um dumme Promi-Missgeschicke. ■ Die Villa Dancing, Talking und People« ■ Frauenkultur 23.03.2024 9 – 14 UHR 10.00 Stasi-Knast Talk mit Musik: Autobiografi- sche Schilderungen eines unbequemen und unbeugsamen Musikers in der DDR – mit Dietrich Kessler und Eberhard Klunker ■ Runde Ecke 20.00 Sabine Adler »Was wird aus Russland?« Über eine Nation zwischen Krieg und Selbst- zerstörung ■ Stadtbibliothek 10.30 #Nachhaltigkeit | Klima Auf einen Kaffee mit Barbara Peters, Horst Mager, Reinhard Loske und Stefan Engel ■ #Buchbar, Halle 4, E101 20.00 Maxim Leo »Wir werden jung sein« Als 10.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich Teilnehmer einer Medikamentenstudie an der Charité jünger werden, gerät alles aus den Fugen ■ Stadtbibliothek Markkleeberg vor Vorlesen ist nicht nur wichtig, sondern macht Spaß, das zeigen Andrea Rübsam und Annika Beckmann vom Leipziger Leselust e.V. ■ Hugendubel Leipzig 20.00 Juliane Stückrad und Ulrich Kneise TIPP 20.00 Patricia F. Blume »Die Geschichte TIPP 10.30 Christoph Driessen »Griff nach »Randgebiete – Geschichten von drüben« Eine fotografisch-ethnologische Vermessung der deutschen Einheit ■ Haus der Demokratie der Leipziger Buchmesse in der DDR« Lesung zur Entstehung der Leipziger Buch- messe nach 1945 ■ Zeitgeschichtliches Forum TIPP 20.00 Markus Berges »Irre Wolken« liest aus seinem neuen, wieder mal großartig kleinem Roman ■ Horns Erben 20.00 Dominik Eulberg »Science Notes: Tiere« Lesung und Musik vom Ökologen und Techno- Produzenten ■ Kupfersaal 20.00 Dominik Eulberg »Science Notes: Tiere« Lesung und Musik vom Ökologen und Techno- Produzenten ■ Kupfersaal 20.15 Amelie Fried »Der längste Sommer ihres Lebens« Ein Sommer voller Konflikte zwingt Tochter, Mutter und Großmutter, ihr Leben zu hinterfragen ■ Thalia Buchhandlung Innenstadt 20.20 Thomas Michael Glaw »Huldrychs Ende« Die Kriminalsatire wirft einen ironischen Blick auf die Buchindustrie – garniert mit einem Mord. ■ Soziokulturelles Zentrum »Große Eiche« den Sternen« Christoph Driessen erzählt die Geschichte der EU ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 10.30 Karen Köhler »Himmelwärts« Eine einzig- artige literarische Stimme, komische Dialoge und zwei Mädchen voller kluger Ideen ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 10.30 Frank P. Meyer »Ok, Boomer« Der Grimmelshausenpreisträger 2023 liest aus seinem neuen Buch ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 10.30 Der tagtägliche Antisemitismus und das Abbröckeln der Demokratie in Deutschland Antisemitismus und Antizionismus vor und nach dem 7. Oktober – Podiusmdiskussion mit Niklas Frank und Vojin Sa¨a Vukadinovic ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 www.kreuzer-leipzig.de

deutschsprachigen Passagen ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 13.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Lutz Simmler liest »Aus der Stadt und über den Fluss – Zwölf Versuche über das Gehen« von Jörg Jacob ■ Hugendubel Leipzig »Arons Umzug« Sarah und Aron müssen gerade mit sehr große Veränderungen in ihrem Leben klarkommen ■ Buntes Forum, Halle 3, A219 13.30 Tobias Aeschbacher »Der Letzte löscht das Licht« Eine Graphic Novel wie ein Gangsterfilm ■ Forum Halle 4, Halle 4, E112 13.00 Tatiana Tîbuleac »Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte« Buchvorstellung und Lesung ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 TIPP 13.00 Alhierd Bacharevic »Europas Hunde« Der belarussische Autor stellt im Gespräch mit Übersetzer Thomas Weiler sein Opus Magnum vor. ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 13.30 Dominika Meindl »Selbe Stadt, anderer Planet« Piefke-Saga war gestern – aus der irren Welt des Massentourismus und der Pseudoidylle ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 13.30 Brix Schaumburg »Mein kleiner großer Herzensmensch« Was bedeutet Vatersein und wie erleben Kinder ihre Papas? ■ Lesebude, Halle 3, B408 13.00 Ganz bei der Sache?! – Sachbuchüber- setzen als Kunst Podiumsgespräch mit Jen Sophia Theodor, Katrin Harlaß und Anne Emmert ■ Forum International + Übersetzungszentrum, Halle 4, C403 13.00 Jörg Färber »Das Leipzig-Kochbuch« Buchvorstellung mit dem Koch ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 13.00 Ines Wagner, Volker Pietzsch »Kaputte Seelen« Über die Auswirkungen von Kriegen, Pandemien und Existenzängsten auf die kindliche Psyche ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 13.00 Lukas Holliger »1983 – Verfluchte Hitze« Drei historische Ereignisse aus dem Jahr 1983 verdichtet zu einem tragikomischen Roman ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle 5, E400/D401 13.00 Gaja Kos »Der Besuch« Das Erzählen von Geschichten für Kinder mit der slowenischen Autorin ■ Haus des Buches 13.00 Markus Preiß »Angezählt« Was Deutsch- land jetzt tun muss, um sich und Europa zu stärken ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle Besuchen Sie uns auf der Messe: HALLE 5 / E 216 13.00 Ronald Pohl »Der gewendete Hand- schuh« Teil 3 der Trilogie ■ Messestand IG Autorinnen + Autoren, Halle 4, E217 13.00 Vratislav Manák »Der Tod der alten Jungfrau« Märchenhafte Geschichten aus Tschechien ■ Messestand Tschechien, Halle 4, E305 13.00 Anneli Furmark »Roter Winter« Die Autorin und Grit Thunemann sprechen über die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe unter den Zwängen des politischen Aktivismus ■ Nordisches Forum, Halle 4, C322 13.05 Bücherfrühling – Leben mit Künstlicher Intelligenz Die schönsten Bücher des Früh- lings – mit Elias Hirschl, Léa Steinacker und Miriam Meckel ■ Messestand Deutschlandradio, Halle 2, H415 13.30 #Jugend Auf einen Kaffee mit Antonia Schmoldt, Dominik Jell, Kathleen Prußok und Volker Surmann ■ #Buchbar, Halle 4, E101 13.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor »Vom Crostigall nach überall«: Viola Heß feiert Ringelnatz mit dessen schönsten Gedichten ■ Hugendubel Leipzig 13.30 Anja Liedtke »Der Himmel ist altes Silber« Nature Writing par Excellence: ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 13.30 Martin Debes »Deutschland der Ex- treme« In Thüringen greift die AfD nach der Macht – Reporter Martin Debes live im Podcast Zurück zum Thema ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle TIPP 13.30 Gerhard Mangott »Russland, Ukra- ine und die Zukunft« Der Russland-Experte spricht mit Roman Kollmer über die Ursprün- ge des Krieges in der Ukraine und Szenarien für die Zukunft ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E215 14 – 18 UHR 14.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Iris Antonia Kogler liest ihre autofikti- onalen Momentaufnahmen »Inside Underdog – Backstage-Notizen« ■ Hugendubel Leipzig 14.00 »Der kleine Perry 1 – Das Geheimnis des Wanderplaneten« Olaf Bril und Michael Vogt zeigen eine Comic-Lesung für Kinder ab 8 Jahren und erwachsene Fans. ■ Buntes Forum, Halle 3, A219 14.00 Sterbenswörtchen – Versuche über das Ableben Martin Jürgens und Wolfgang Ullrich sprechen über den Tod in der Welt der lesenden Lebenden ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 14.00 Interview mit Laura Purcell Laura Purcell, englische Autorin unheimlicher historischer Romane im Interview mit Hardy Kettlitz ■ Forum Literatur + Audio, Halle 2, F401 14.00 Wolfgang Ainetter »Geheimnisse, Lügen und andere Währungen« Die rechte Hand des Ministers als Geisel: Heidergotts Suche nach einem sparsamen Strippenzieher – Lesung aus dem Ministeriums-Krimi ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 14.00 Tatjana Kuschtewskaja »Amur Amour« Lesung aus ihrem Buch über den ganz beson- deren Fluss in Sibirien ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 14.00 Mireille Zindel »Fest« Das Erleben einer Liebeskranken mit vielschichtigen literari- schen Mitteln ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle 5, E400/D401 TIPP 14.00 Eiko Kadono »Kikis kleiner Liefer- service« Eine kurze Lesung und Vorstellung des neuen Titels Kikis kleiner Lieferservice bei CROCU. Diese Romanreihe ist die Vor- lage zum beliebten Ghibli-Film und wird von Kikis deutscher Stimme Melina Borcherding vorgelesen. ■ Lesebude, Halle 3, B408 TIPP 14.00 Wie stürzt man die Sowjetunion? Mit neuartiger Poesie für eine andere Welt!, finden Martina Lisa und Ondrej Cikán ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 14.00 Deniz Ohde »Ich stelle mich schlafend« Die Autorin im Gespräch ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle Das deutsch-niederländische Literaturfestival feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag – mit Ina Engelhardt, Maren Jungclaus, Otto de Kat und Thomas Hoeps ■ Messestand Literaturrat NRW, Halle 5, D415 14.00 Buchquartett Niederlande und Flan- dern Neue Bücher aus den Niederlanden und Flandern im Gespräch mit Anna-Lena Förster, Lisa Höllebauer, Nadien Mousa und Paul Krauße ■ Messestand MDR Kultur, Halle 2, H316 14.00 Presse- und Meinungsfreiheit verteidi- gen – Angriffe auf die Tageszeitung junge Welt Die Verteidigung von Presse- und Meinungsfreiheit als demokratische Grund- rechte geht alle an. ■ Messestand Verlag 8. Mai, Halle 5, F302 TIPP 14.00 Zeitgenössische rumänische Lyrik – vom Gesellschaftskonstrukt zum Aktivis- mus Diskussion mit Alexandru Bulucz, Andra Rotaru, Georg Aescht, Nichita Danilov, Traian Pop Traian ■ Messestand Rumänisches Kulturministerium, Halle 4, D311 14.00 Literatur und Leckereien Eine literarische und kulinarische Reise durch Flandern – mit Carolin Steig, Johan Dieleman und Martin Merten ■ Schaubühne Lindenfels 14.05 Bücherfrühling – Leben auf dem Land Die schönsten Bücher des Frühlings – mit Alina Herbing und Björn Vedder ■ Messestand Deutschlandradio, Halle 2, H416 SAMSTAG schafft man in einer Minute? Lesung des Autors, moderiert von Lena Dorn ■ Messestand Tschechien, Halle 4, E306 14.30 Sophia Lunra Schnack »Feuchtes Holz« Poetisches Debüt über familiäre Traumata und wie sie über viele Generationen nachwirken. ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E216 15.00 #Kinder | Diversität | Inklusion Auf einen Kaffee mit dem Publikum – die #buchbar ermöglicht Begegnungen auf Augenhöhe. ■ #Buchbar, Halle 4, E101 TIPP 15.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Für Elmar Schenkel war und ist Friedrich Nietzsche ein Mensch, an dem wir zu reifen lernen können ■ Hugendubel Leipzig 15.00 Ingrid Noll »Gruß aus der Küche« Lesung und Gespräch. ■ Ludwig. Presse und Buch 15.00 »Wenn du durch die Hölle gehst, dann geh weiter« Vorstellung der Anthologie mit Briefen und Gesprächen von Frauen aus bela- rusischen Haftanstalten ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 TIPP 15.00 Gesine Bey »Angela Rohr, Blut- rache« Deutsche Erstausgabe der »Gulag- Texte« der österreichisch-sowjetischen Schriftstellerin ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 15.00 Es gibt keine Seligkeit ohne Bücher Bernd Rauschenbach liest Arno Schmidt ■ Haus des Buches 14.15 Stell dir vor, du könntest den Krieg 15.00 Bernhard Weßling »Mein Sprung ins beenden. Wie kann Europa dem russischen Chauvinismus trotzen? – Diskussion mit Lisa Weeda und Sabine Adler ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 14.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Jörg Jacob präsentiert zwei Reise- berichte von der Ostsee bis in die Ukraine ■ Hugendubel Leipzig 14.30 Markus Preiß »Angezählt« Was Deutsch- land jetzt tun muss, um sich und Europa zu stärken ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 14.30 Christine Lehmann »Alles nicht echt« Po- litischer Krimi zu Geschichte und Gegenwart des Rundfunks, Populismus, Fakten, Sprache und Gesellschaft ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 TIPP 14.30 Norbert Wollschläger »Wetter- leuchten« Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque, Emil Ludwig und ein Hotel am Lago Maggiore ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 14.30 »Lire notre monde« Podiumsdiskussion rund um Straßburgs Unesco-Auszeichnung 2024/2025 als »Welthauptstadt des Buches« mit Anne-Marie Bock und Julie Bitz ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 14.30 Thomas Hitzlsperger »Mutproben« Sein Coming-out 2014 war ein mutiger Schritt gegen Schwulenfeindlichkeit im Fußball ■ Galerie für Zeitgenössische Kunst 14.30 Anna Woltz »Nächte im Tunnel« Über Freundschaft in Zeiten des Krieges. ■ Lese-Treff Halle 3, Halle 3, B508 14.30 Andreas Petersen »Der Osten und das Unbewusste« Pawlow statt Freud: Auf den Spuren der Tiefenpsychologie im Osten. Wie der Osten die Psychoanalyse verbannte – ein Ge- spräch mit dem Historiker Andreas Petersen« ■ Medienforum, Halle 5, D501 14.30 Sina Haghiri »Mit Nachsicht« Sina Haghiri im Gespräch über Empathie beim Podcast- Radio detektor.fm ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle 14.30 Kopje Koffie Gespräch mit der niederlän- dischen Schriftstellerin Wytske Versteeg ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 kalte Wasser« Bernhard Weßling berichtet, was er in China erlebte. ■ Konfuzius-Institut Leipzig 15.00 Fulya Gezer Bachmann »Șekil Oyuno Formspiel« Interaktive Bilderbuchlesung auf Türkisch und Deutsch. ■ Lesebude, Halle 3, B408 15.00 Der Tag, an dem das Klugscheißerchen auf Freddy & Flo traf Marc-Uwe Kling und Maria Kling live im Gespräch ■ Messestand Detektor.fm, Glashalle TIPP 15.00 Literatur, Kunst, Musik: Kann da was weg? Eine von Blanka Weber moderierte Kontroverse über musische Bildung in der Schule, von MDR Klassik in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Musikunterricht ■ Messestand MDR Kultur, Halle 2, H317 15.00 Kopje Koffie Gespräch mit dem niederlän- dischen Schriftsteller Gijs Wilbrink ■ Messestand Niederlande und Flandern, Halle 4, C301/D300 15.00 Sebastian Guggolz über »Gebranntes Kind« von Stig Dagerman Der Verleger spricht über seine Entdeckung ■ Nordisches Forum, Halle 4, C323 TIPP 15.00 Karen Köhler »Himmelwärts« Eine einzigartige literarische Stimme, komische Dialoge und zwei Mädchen voller kluger Ideen ■ Ost-Passage-Theater 15.00 Poesie der Unzugehörigkeit Lyrische Eindrücke aus Nordmazedonien mit Ivana Jovanovska, Nikola Madjirov, moderiert von Eric Marr ■ Traduki-Kafana, Halle 4, D403 15.05 Bücherfrühling – Leben in Ostdeutsch- land Die schönsten Bücher des Frühlings – mit Matthias Jügler und Susan Arndt ■ Messestand Deutschlandradio, Halle 2, H417 TIPP 15.15 Widerstand über alles! Wie die Freien Sachsen die extreme Rechte mobilisieren – Johannes Kiess und Michael Nattke über die ex- trem rechte Kleinstpartei und ihr Politikmodell ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 15.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Fotografin Margitta Hamel und Autor Hans-Joachim Kessler präsentieren den Bildband »Brücken über die Elbe« ■ Hugendubel Leipzig LOGBUCH | SERVICE 12.30 Amadú Dafé »Jasmim« Lesung der 13.30 Clemens Fobian »Heute ist wichtig« und 14.00 Literarischer Sommer : Literaire Zomer 14.00 Verena Dolovai »Dorf ohne Franz« Die 14.30 David Böhm »Jetzt. Bis Du diesen Satz Autorin im Gespräch ■ Messestand IG Autorinnen + Autoren, Halle 4, E218 zu Ende gelesen hast, werden auf der Erde 24 Kinder geboren sein.« Wie lange dauert das Jetzt? Welche Zeit läuft in mir drin? Was 15.30 Artur Becker »Schwarze Servietten auf meinem Herzen« Aus den Leben der Kosmopolen ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 92 20. 21. 22. 23. 24. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE SAMSTAG TIPP F O T O : C A R M E N D E V O S »Alles außer Hass – Ein literarisches Statement« Nach der Wahl im November 2023 ist die rechtsextreme Partij voor de Vrijheid des Rechtspopulisten Geert Wilders stärkste Fraktion der Zwei- ten Kammer des niederländischen Parlaments. Bei den Kommunal- und Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen droht Ähn- liches. Bettina Baltschev und Margot Dijkgraaf, die Kuratorinnen des Buchmesse- Gastlandauftritts, wollen mit diesem europäischen Abend ein Zeichen für Demokratie und Menschenwürde setzen. Mit ihnen auf der Bühne sein werden dabei Domenico Starnone, Gijs Wilbrink, John Sauter, Lisa Weeda, Lize Spit (Foto), Martina Hefter, Rebecca Maria Salentin, Simone Atangana Bekono. ▶ 23.3., 21 Uhr, Schaubühne Lindenfels TIPP 18.00 Trimaran – Ein poetisches Segel- TIPP 19.00 Frank Witzel »Meine Literaturge- schichte des 20. Jahrhundert« Frank Witzel begibt sich auf die Suche nach vergessenen und verschollenen Schriftstellerinnen und Schriftstellern ■ Deutsche Nationalbibliothek, Vortragssaal 19.00 Funkhaus Hinemoana Baker stellt ihre Gedichte gemeinsam mit Ulrike Almut Sandig vor ■ Grassi-Museum für Völkerkunde TIPP 19.00 Vincent von Wroblewsky »Vermut- lich Deutscher« Die bewegte Lebensge- schichte des Sartre-Übersetzers zwischen Projekt1:kreuzer_Stopper_final 06.02.24 Frankreich und der DDR ■ Ariowitsch-Haus AB 20 UHR Lesung & Gespräch Vincent von Wroblewsky VERMUTLICH DEUTSCHER 23. März 2024, 19:00 Uhr Ariowitsch-Haus. Kommt alle! www.merlin-verlag.com Halle 5 / F203 TIPP 19.00 Jeanette Nentwig »Design-Ikone« Das Leben der Designerin Gunhild Liljequist, die ab 1964 als erste Frau bei VW Lacktöne, Interieurs und Accessoires entwarf ■ Soziokulturelles Zentrum »Große Eiche« 19.00 Ronald Reng »1974 – Eine deutsche Begegnung« Die einzige deutsch-deutsche Begegnung im Männerfußball als zeithistori- scher Brennpunkt ■ Stadtbibliothek 19.00 Sebastian Klussmann »Fast alles, was Sie wissen müssen« Buchvorstellung samt Quiz mit dem Jäger aus dem ARD-Quiz »Gefragt gejagt« ■ Stadtbibliothek, Oberlichtsaal 19.00 Ilko-Sascha Kowalczuk »Walter Ulbricht« Buchpräsentation zum zweiten Teil der Biografie ■ Zeitgeschichtliches Forum 20.00 Heike Specht und Susanne Klehn »Im Mittelpunkt der Mensch« Heike Specht und Susanne Klehn blicken mit ihren Gästen zurück auf 50 Jahre Deutsche Krebshilfe. ■ Altes Rathaus, Festsaal TIPP 20.00 Florence Hazrat »Das Ausrufe- zeichen – Eine rebellische Geschichte« Kulturgeschichte über ein Satzzeichen ? !!! ■ Apothekenmuseum 20.00 Kurt Tallert »Spur und Abweg« Kurt Tallert erzählt die Geschichte seines Vaters ■ Ariowitsch-Haus TIPP 20.00 Painted Slam Topic Slam Special zur Buchmesse von Josephine von Blueten Staub: Spoken Word meets Livepainting ■ Beyerhaus TIPP 20.00 Christopher Clark »Frühling der Revolution« Gespräch über das Europa 1848/49 und den Kampf für eine neue Welt ■ Bibliotheca Albertina, Lesesaal West 20.00 Lina Hansen, Nadine Gerner »Ökofemi- nismus: Zwischen Theorie und Praxis« Von feministischen Kämpfen in den Straßen, an den Küchentischen, auf dem Acker und im Wald. ■ Frauenkultur 20.00 Außergewöhnliche Lebenswege: Die neuen Romane von Amelie Fried, Julia Kröhn und Stephan Abarbanell Lesung und Gespräch über starke, eigenwillige Frauen- figuren in verschiedenen Jahrzehnten – mit Amelie Fried, Julia Kröhn und Stephan Abarbanell ■ Gohliser Schlösschen 20.00 Teil der Bewegung Lyriknacht mit Mu- sik – Alexandru Bulucz, Jörg Schieke, Karin Fellner, Katharina Schultens, Kathrin Bach, Lars Reyer, Laura Friedrich, Martin Piekar, Odile Kennel, Sandra Burkhardt und Sandra Burkhardt ■ Hochschule für Grafik und Buchkunst 20.00 Thomas Kunst »WÜ« Gedichte als Schutz- zauber gegen alles, was uns Angst macht ■ Horns Erben 20.00 Luksan Wunders Klobuchpremieren- Party-Show mit Gästen Comedy-Kabarett mit analogen Memes ■ Ilses Erika 20.00 Tippgemeinschaft Release-Party und Lesung zur 22. Ausgabe ■ Deutsches Literaturinstitut boot Das Lyrik-Magazin für Deutschland. Flandern und die Niederlande stellt sich vor – mit Christoph Wenzel, Dominik Dombrowski, Lies Van Gasse, Mustafa Stitou, Simone Scharbert und Stefan Wieczorek ■ Galerie KUB TIPP 18.00 Corinna Kulenkamp »Aprikosen- zeit, dunkel« Im Rahmen eines armenischen Abends stellt Corinna Kulenkamp ihr literari- sches Debüt vor ■ Höfe am Brühl TIPP 18.00 Max Prosa »Als wir ein Sternbild waren« Lesung der Gedichte, die oft Ur- sprung seiner Lieder sind ■ Kupfersaal 18.00 »Da verstand ich das erste Mal, was Freiheit bedeutet« Zeitzeugen berichten über ihre Schicksale, die unangepassten Menschen in der DDR widerfahren konnten – mit Ariane Zabel, Günther Werner und Kerstin Meisner ■ Runde Ecke 18.30 Rainer Stach »Erzählungen von Tieren« Der Herausgeber präsentiert Kafkas Tierer- zählungen ■ Altes Rathaus, Festsaal 18.30 Jan Schomburg »Die Möglichkeit eines Wunders« Die tragisch-komische Lebensge- schichte des Freiherrn Albert von Schrenck- Notzing ■ Apothekenmuseum 18.30 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Boris Koch liest aus seiner Graphic Novel »Das Schiff der verlorenen Kinder« ■ Hugendubel Leipzig 18.30 Abend für neue Lyrik Lesung und Ge- spräch mit Elena Mpei, Thomas Dütsch und Norbert Hummelt ■ Gohliser Schlösschen 18.30 Berlin, das Rom der Zeitgeschichte Darstellung der Geschichte und Gegenwart Berlins auf topografische und fotografische Weise ■ Zeitgeschichtliches Forum 19.00 Die Sprache des Kapitalismus Daniel Stähr und Simon Sahner sprechen über den Kapitalismus, ohne Machtstrukturen zu stärken ■ Bibliotheca Albertina, Vortragsaal 19.00 Sächsische Büchermenschen stellen sich vor Jörg Färber liest seinem »Leipzig Kochbuch« ■ Hugendubel Leipzig 19.00 H.S. Eglund »Nomaden von Laetoli« Martin Anderson forscht in Tansania nach Urmenschen. In Laetoli wurden sie gesichtet, leibhaftig. Lesung und Gespräch des Autors mit Conny Vischer ■ Budde-Haus 19.00 Begabung usw. Szenische Lesung von und mit Hanna Lakomy und Florian Havemann ■ Cammerspiele 19.00 Bücher erschaffen aus Buchstaben 19.00 Tom Saller »Ich bin Anna« Wien im Kriegs- Welten Novitäten und die erfolgreichsten Bücher des Adakia-Verlages – mit Catalina K, Christopf Strasser, Dana Schwarz-Haderek, Hans Kleemann, Jochen Witte, Mark Jischinsk, Ursula Schmid-Spreer und Uwe Kirst ■ Höfe am Brühl 19.00 Das Kudernatsch-Kompott Es geht ans Eingemachte – Lesung mit André Kuder- natsch und Andreas Groß am Piano ■ Kunst liebt Mut TIPP 19.00 Lesenacht mit Neuerscheinungen der Verlage Edition Überland und Troittoir Noir von Tomas Blum, Roman Israel, Thomas Jez, Anna Kow, Martina Lisa und Barbara Thériault ■ Laden auf Zeit winter 1917/18: Sigmund Freud plant, sein analytisches Erbe an seine jüngste Tochter weiterzugeben – doch Anna kämpft ihren eigenen Kampf ■ Heilandskirche Plagwitz, Westkreuz / Unterdeck 19.30 Markus Preiß »Angezählt« Was Deutschland jetzt tun muss, um sich und Europa zu stärken ■ Europa-Haus TIPP 19.30 Das Blaue Sofa Erstmals im Saal des Kaiserbads – mit Alina Herbing, Elias Hirschl, Mario Giordano und Nora Krug ■ Kaiserbad 19.30 Ales Steger »Logbuch der Gegenwart: Aufgehen« Vier mal zwölf Stunden: ein einzigartiges Unterfangen, Orte, Geschichten, Empfindungen festzuhalten ■ Mendelssohn-Haus, Remise 19.00 Marica Bodrozic »Die Arbeit der Vögel. 19.30 Sascha Kurzrock »Fußball – eine Seelenstenogramme« Die 1973 in Dalmatien geborene Autorin ist Grenzgängerin zwischen Sprachen, Kulturen und Gattungen ■ Mendelssohn-Haus, Musiksalon Deutschlandreise« Fußball in Leipzig und Deutschland ist auch zur EM mehr als Arena und offzielle Fanmeile. ■ Museum der bildenden Künste, Foyer 20.00 Stefan Schwarz »Ist der immer so?« Unkorrekter Humor für alle zwischen Akne und Arthrose. ■ Mädlervilla TIPP 19.00 Angela Krauß »Das Weltgebäude 19.30 Jakub Malecki »Beben in uns« Maleckis muß errichtet werden. Man will ja irgendwo wohnen« Lesung der Dichterin über die geistigen Räume ihres Weltgebäudes. ■ Museum der bildenden Künste 19.00 Comic Night Graphic Novel aus Italien – mit Gipi, Paolo Bacilieri und Sergio Ponchione ■ Passage-Kinos 19.00 Stefan Sommer »Trabant« Gespräch mit dem Autor über einen Roman zwischen Autobahnraststätten und Umleitungen ■ Stritz-Galerie 19.00 Jochen Schimmang »Abschied von den Diskursteilnehmern« Pingpong mit den Diskursen der Gegenwart und Sinnieren über alles Mögliche ■ Rechtsanwälte Viehweger Hartmann und Partner TIPP 19.00 Kein Idyll nirgends Über berüchtigte und verschwundene Familien jenseits der Großstadt – Gijs Wilbrink, Kristine Bilkau, Ole Steffen und Vera Marijt, moderiert von Karoline Knappe ■ Schaubühne Lindenfels 19.00 Reda El Arbi »Empfindungsfæhig« Rasan- ter Cyberpunk-Roman über zukünftige Macht und Empathie von KI-Einheiten ■ smow dritter Roman in deutscher Übersetzung nach »Rost« und »Saturnin« ■ Polnisches Institut 19.30 Klaudia Blasl »Gärten, Gift und große Liebe« Die Gewinnerin des deutschen Gartenbuchpreises 2023 stellt ihren neuen Kriminalroman vor ■ Stadtbibliothek Schkeuditz TIPP 19.30 Die Unabhängigen Spätausgabe Die Kurt-Wolff-Stiftung lädt zurm abwechslungs- reichen Abend mit Barbara Kadletz, Dominika Meindl, Francis Seeck, Iris Antonia Kogler, Jan Volker Röhnert, Jens Schöne, Julia Hoch, Jürgen Teipel, Kathrin Aehnlich, Laura Leupi, Luca Mael Milsch, Matthias Brodowy, Meri Valkama, Reda El Arbi, Ruth Herzberg, Sebastian Guhr, Susanne M. Riedel, Tom Schulz und Uta Bretschneider ■ Lindenfels Westflügel 20.00 Literatur in unruhigen Zeiten Gespräch mit Gonçalo M. Tavares und Frederico Pedreira ■ Nato TIPP 20.00 Schweizer Abend Mit Dana Grigorcea, Lukas Rutzen, Michelle Steinbeck und Peter Stamm ■ Neues Schauspiel Leipzig 20.00 Leonie Ott und Mazlum Nergiz »Koma« Eine Graphic Novel wie Gucci-Nagellack – schillernd, schäbig, charmant ■ Residenz 20.00 Charlotte Gneuß »Gittersee« Die Autorin liest aus ihrem Debütroman ■ Runde Ecke TIPP 20.00 Sineb El Masar »Heult leise, Habibis!« Sineb El Masar hält ein Plädoyer für mehr Vernunft in unserer Debattenkultur. ■ Die Villa TIPP 20.00 Julian Hans »Kinder der Gewalt« Ein Porträt Russlands in fünf Verbrechen ■ Stadtbibliothek TIPP 20.00 Balkannacht Literatur und Musik von und mit Alexandru Bulucz, Barbi Markovic, Bojan Savic Ostojic, Natasa Kramberger, Rene Karabash und Sara Renar ■ UT Connewitz 94 20. 21. 22. 23. 24. www.kreuzer-leipzig.de

LOGBUCH | SERVICE SONNTAG TIPP F O T O : C H R I S T I A N E G U N D L A C H Tippgemeinschaft Regional, saisonal, phänomenal. Seit 2003 erscheint immer im März die »Tippgemeinschaft«. Es ist also an der Zeit für die nächste Werkschau. Pünktlich zur Buchmesse kommt die neueste Ausgabe der Anthologie der Studierendenschaft des Deutschen Literaturinstituts Leipzig heraus. Dafür arbeitet das DLL wieder mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst und der Connewitzer Verlagsbuch- handlung zusammen. Diesmal ver- sammelt der Band Texte von 43 Studierenden, herausgegeben von Anna Fišerová, Michèle Yves Pauty, Jona Rausch, Louis Kleinwächter und Lucia Hemker. Die Grafik besorgten Clara Scheffler und Florian Wagner. ▶ 23.3., 12 Uhr, Deutsches Literaturinstitut ▶ 24.3., 13 Uhr, Forum Unibund, Halle 2, D300 12.30 Christian Neef »Das Schattenregime« Über den sowjetischen Geheimdienst nach 1945 in Deutschland ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 12.30 Vier Frauen, vier Lebensläufe Podi- 13.15 Stimmen Afrikas Exilschriftstellerinnen und -schriftsteller sprechen über ihre Litera- tur – mit Collen Kajokoto, Stella Gaitano und Yirgalem Fisseha Mebrahtu ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 umsdiskussion über die vier Fotografinnen Christine Stephan-Brosch, Evelyn Krull, Gerdi Sippel und May Voigt ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 13.30 #Persönlichkeitsentwicklung Auf einen Kaffee mit Markus Trbojevic, Stephan Ehlers und Uli Oesterle ■ #Buchbar, Halle 4, E101 12.30 Tamara Schwab »Dein Herz, mein Herz« 13.30 Anja Scherz »Goldstein – Ein phantas- Wie eine Organspende ein zweites Leben schenkte ■ Herzzentrum Leipzig 12.30 Anna Lott »Kein Bock mehr!« Die Autorin stellt ihr Bilderbuch vor. ■ Lesebude, Halle 3, B408 TIPP 13.00 Lize Spit »Der ehrliche Finder« Lize Spit liest über das Glück, einen echten Freund zu haben, über Kindheit, Hoffnung und Verzweiflung ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 13.00 Fabeltiere Eine Reise in die Welt der Fabeltiere des deutschsprachigen Raumes – mit Florian Schäfer, Hannah Gritsch und Janin Pisarek ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 13.00 Philipp Burger »Freiheit mit Narben« Achtung, nicht aus Versehen hingehen: Das ist einer von Freiwild, der hier aus seiner Biografie liest ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 TIPP 13.00 Tippgemeinschaft Jahresanthologie der Studierenden des Deutschen Literaturin- stituts Leipzig ■ Forum Unibund, Halle 2, D300 tisches Leben« Lesung der romanhaften Recherchereise und Spurensuche mit der Autorin und Anette Stroux ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 13.30 Daniel Brössler »Ein deutscher Kanzler« Olaf Scholz in Kriegszeiten und die Angst der Deutschen vor der Zukunft ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 13.30 Vanessa Walder »Das geheime Leben der Tiere« Der Wald ist wunderschön und voller Geheimnisse, aber auch gefährlich für die Tiere dort ■ Lese-Treff Halle 3, Halle 3, B508 TIPP 13.30 Hanasaku Iroha the Movie: Home Sweet Home Der Kinofilm zur gleichnamigen Coming-oF-Age Anime-Serie ■ Messehaus, Anime Kino M3 13.30 Gerald Heidegger »Österreicher bist du erst in Jesolo« Roman Kollmer spricht mit dem Autor über seinen Roman und Identi- tätssuche. ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E222 14 – 18 UHR 13.00 Slowenische Neuerscheinungen Diskus- TIPP 14.00 Elnara Letova »Die Krim« Die sion mit Amalija Macek, Erwin Köstler und Liza Linde ■ Forum Weltweit, Halle 4, E305 13.00 Neue deutschsprachige Lyrik Junge deutschsprachige Stimmen der Lyrik präsen- tieren ihre Neuerscheinungen im Hochroth- Verlag – mit Anna Hubner, Anne Pretzsch und Luca Kieser, moderiert von Florian Polkowski ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 13.00 Literaturtaler NRW 2023 Der Preisträger, das Festival »Literaturdistrikt« von Fatma Uzun und Semra Uzun-Önder ist ein Impuls- geber zur Kultur einer pluralen, von Migration geprägten Gesellschaft. ■ Messestand Literaturrat NRW, Halle 5, D421 13.00 Stephan Krawczyk »Gelöste Stimmen« Unerzählte Geschichten von Menschen, die sich gegen das DDR-Regime auflehnten ■ Runde Ecke krimtatarisch-ukrainische Autorin liest Texte aus dem Exil, die das Spannungsfeld zwi- schen Identität, Freiheit und Selbstbehaup- tung erkunden ■ Café Europa, Halle 4, E401/E403 14.00 Südostasien übersetzen: Literatur aus Indonesien und den Philippinen Gudrun Ingratubun und Annette Hug sprechen über das Übersetzen aus dem Indonesischen und Tagalog ■ Forum International + Übersetzungszentrum, Halle 4, C403 TIPP 14.00 Caroline Vongries »Franz Kafka – Sein Leben, Werk und die Frauen, die ihn beeinflussten« Neue Biografie 100 Jahre nach dem Tod des Autors ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 14.00 »Singen ist ein bisschen wie Sterben« mit Inge Lütt und Marc Lippuner ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 14.00 Lucas Malbrun »Margarethe 89« Ein TIPP 15.00 Andrea Böhm und Lee D. Böhm Kurzfilm präsentiert von DOK Leipzig ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 14.00 Ulrich Janetzki »Ottilie von Goethe – Zeugnisse eines Lebens« Ulrich Janetzki und Jan Groh ■ Forum Sachbuch Halle 5, A100 14.00 Buchmessechor Sangesfreudige Mes- sebesucherinnen und -besucher sind ein- geladen, Teil des großen Buchmessechores zu werden ■ Glashalle der Leipziger Messe 14.00 Anna-Maria Praßler »Ice Guardians 1« Willkommen bei den Ice Guardians – Sie beschützen die Gletscher unserer Erde ■ Lese-Treff Halle 3, Halle 3, B508 14.00 Edith Löhle »Bible Bad Ass« Abrechnung mit den Kirchenvätern als Anfang einer Vertöchterung ■ Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, D200 14.00 Thomas Podhostnik »Dear Mr. Saun- ders« Wem gehört die Sprache und wem die Erzählungen? – Gespräch mit dem Autor ■ Messestand IG Autorinnen + Autoren, Halle 4, E222 14.00 Kinderliterarisches Quartett Kinder stellen ihre Lieblingsbücher vor ■ Messestand MDR Kultur, Halle 2, H321 14.15 Das Superwahljahr und der Kampf um unsere Demokratie Podiumsdiskussion zum »Super-Wahljahr« 2024 ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 »Doktor Hörnchen und die Praxis im Wald« Ein Eichhörnchen entdeckt das Geheimnis der geheilten Tiere ■ Lesebude, Halle 3, B408 TIPP 15.00 Katharina Bendixen »Zorro, der Mops – Abenteuer im Bammelwald« Mitmach-Lesung für Kinder im Vor- und Grundschulalter ■ Seniorenzentrum Althen 15.15 Das Politikteil Politischer Podcast »Die Zeit« ■ Forum offene Gesellschaft, Halle 2, E600 15.30 Katharina Scholz »In Hinterräumen« Eine lesbische Pastorin stößt auf Hindernisse und Machenschaften in der mecklenburgischen Provinz – mit Jim Baker ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 15.30 Christian Futscher »Der Erbsenjong- leur« Melancholisch und humorvoll, bunt und irrwitzig ■ Österreich-Kaffeehaus, Halle 4 D201/E224 15.45 #Wissenschaft Auf einen Kaffee mit Dirk Labudde und Robbe Wünschiers ■ #Buchbar, Halle 4, E101 16.00 Marco Damghani »Die Insel Sertralin« Der preisgekrönte Theaterautor, Regisseur und Aktivist präsentiert sein Romandebüt ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 16.00 Christoph Keller »Afrika fluten« Lesung aus dem neuen Roman ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 14.30 Kuzey Topuz »Der Freund« Zwei Frauen auf der Suche nach einem verschwundenen Geschichtenerzähler, Verführer, Manipulator ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 16.30 Alexander Kamber »Nachtblaue Blumen« Alexander Kamber liest aus und spricht über seinen Roman ■ Forum Die Unabhängigen, Halle 5, E313 14.30 Anahit Ernst »Die Kinder der Gaia« Ein ambitionierter US-Soldat und ein deutscher Pilot verlieben sich beim Kampf um Sizilien 1943 ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 14.30 Tobias Aeschbacher »Der Letzte löscht das Licht« Eine Graphic Novel wie ein Gangsterfilm ■ Gemeinschaftsstand Schweiz, Halle 5, E400/D401 17.00 Loslassen, durchatmen, ausprobieren Ein Buch voller Inspiration für eine lebendige, moderne Kirche. ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 17.45 Duftmüllbeutel mit Zugband an Hundeka- cke im Plastikmantel Ulrike Gastmann und Christian Bosse lesen aus ihren satirischen Kolumnen und Kurzgeschichten ■ Vodkaria 18 – 20 UHR 19.00 Jakob Springfeld »Unter Nazis« Jung, ostdeutsch, gegen Rechts! ■ Kupfersaal 19.0 »Ich bin Anna« Anna Freud und die be- rühmteste Theraphie der Welt – mit Tom Saller ■ Heilandskirche Plagwitz 19.00 Marc-Uwe Kling »Die Känguru-Klassi- ker« Natürlich längst ausverkauft! ■ Schauspielhaus 14.30 Leon Mücke Lesung und Gespräch ■ Lesebude, Halle 3, B408 AHRIMAN-Lesung Denkverbot Geburtenkontrolle 24.3.2024, 14.30 Uhr Leipziger Buchmesse Halle 2, F 600 14.30 Denkverbot Geburtenkontrolle Vortrag und Diskussion mit Kerstin Steinbach ■ Forum Sachbuch, Halle 2, F600 15.00 Büchercafé mit Rebecca Maria Salentin »Iron Woman« Die Autorin ist den 10.000 Kilometer langen »Iron Curtain Trail« mit dem Rad gefahren ■ Budde-Haus TIPP 15.00 Fulya Gezer Bachmann »Sekil Oyuno – Formspiel« Dreieck, Kreis und Quadrat entdecken die Welt – interaktive und mehrsprachige Bilderbuchlesung ■ Café Terra 15.00 Yasmin Polat »Im Prinzip ist alles okay« Ein Porträt einer jungen Mutter, die Elternrol- len und ihre eigene Kindheit hinterfragt. ■ Forum Literatur Halle 4, Halle 4, B401 15.00 Lukas Holliger »1983 – Verfluchte Hitze« Drei historische Ereignisse aus dem Jahr 1983 verdichtet zu einem tragikomischen Roman ■ Forum Literatur Halle 5, Halle 5, F602 96 20. 21. 22. 23. 24. www.kreuzer-leipzig.de

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