EDITORIAL »Komm wir fahrn irgendwohin, irgendwohin. Ich will nicht länger sein, wo ich grad bin. Die Tanten, die sind außer sich, wenn ich dir sag: »Ich liebe dich«, und du mir sagst, du willst nach Teneriffa.« – The Düsseldorf Düsterboys, am 29.8. auf der Sommerbühne am Panometer (die das UT und das Werk 2 ab nächstem Jahr leider nicht mehr bespielen können, »da das Gelände wieder in die Hände der Stadtwerke zurückging und keine Nutzung Dritt er vorgesehen ist«) Vor einigen Jahren fuhr ich mal nach Amsterdam, um Carlos Santana nicht zu interviewen. Daran musste ich jetzt denken, als ich im Wiener Burgthea- ter Thomas Bernhards »Heldenplatz« in der viereinhalbstündigen Inszenie- rung von Frank Castorf nicht gesehen habe. Das Wort »Abänderung« überall vorm, am und im Burgtheater wies uns verwunderte Piefk es bei der An- kunft gar nicht auf eine Schneiderei hin, sondern auf den kurzfristigen, krankheitsbedingten Programmwech- sel. Kein Heldenplatz also. Sondern die Schachnovelle. Entt äuschung. Kurze Rücksprache … »Wo wir doch schon mal da sind« … Aber nein, wir lehnten ab. Dramatisierte Prosa, pff f! Der Mann vor uns in der Schlange ent- schied sich anders, berichtete er uns tags darauf begeistert, nachdem er das Österreichische Ehrenkreuz für Wis- senschaft und Kunst I. Klasse erhal- ten hatt e. In einer kleinen, erstaunlich kurzen, erstaunlich launigen Zeremo- nie in der ehrwürdigen Bibliothek des ehrwürdigen Palais Fürstenberg, dem Sitz des Hauptverbands des Österrei- chischen Buchhandels mitt en in Wien. Der Mann war sichtlich gerührt, dass wir, die hochrangigst mögliche Dele- gation der KREUZER Medien GmbH, den Weg von Leipzig angetreten hat- ten, um seiner Auszeichnung beizu- wohnen. Denn ja, Heldenplatz am Burgtheater hin oder her, wir waren seinetwegen in der kaiserlich-königli- chen Hauptstadt. Und da war es nur folgerichtig, dass am Vorabend seiner Würdigung ausgerechnet er, der Leip- ziger, in der Wiener Theaterschlange genau vor uns stand. »Unter der Leitung von Oliver Zille wurde die Leipziger Buchmesse in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht nur ein wichtiger Branchentreff , son- dern ein Ereignis, das die ganze Stadt BIS ZU 30% RABATT AUF ALLE MOLL PRODUKTE NUR NOCH 2025 ZU BESTELLEN: EXKLUSIVE KINDER- UND HOMEOFFICE-MÖBEL VON MOLL MADE IN GERMANY und darüber hinaus berührte«, wür- digte Magister Theresia Niedermüller, Sektionschefi n am Bundesministeri- um für Wohnen, Kunst, Kultur, Me- dien und Sport, im Palais Fürstenberg die Arbeit des langjährigen Direktors der Leipziger Buchmesse. Der war an diesem Tag kaum zu erkennen – trug Krawatt e und nicht Fliege. Eine reichliche Woche zuvor hatt e er in Dresden – wohin wir keine kreuzer- Delegation entsandten – von Landtags- präsident Alexander Dierks (CDU) die Sächsische Verfassungsmedaille erhal- ten, »in Anerkennung seiner herausra- genden Verdienste um die Förderung der Literatur und den Aufb au der Leip- ziger Buchmesse zu einer einzigartigen Großveranstaltung, die Sachsen als be- deutenden Kulturstandort internatio- nal sichtbar macht«. Man kann solche Auszeichnungen na- türlich überholt fi nden, zumal sie ja nicht mal mehr dotiert sind und das Individuum überhöhen, das nur mit anderen zusammen wirken kann (wo- rauf Zille in Wien auch hinwies). Man kann sie in diesem Fall aber auch als eine Art Ausgleich verstehen – denn die Stadt Leipzig und die Leipziger Messe GmbH haben Zille bis heute nicht gebührend verabschiedet. Oder will da einfach nur was ganz Großes gut geplant sein? BENJAMIN HEINE chefredaktion@kreuzer-leipzig.de A N Z E G E I KREUZER 0825 3 www.janik-leipzig.de JANIK Ergonomische Bürowelten Felsenkellerstr. 1 | 04177 Leipzig T: 0341 3 91 32 48 | info@janik-leipzig.de Mo-Fr. 10-18 Uhr | Sa. 10-14 Uhr 3