F O T O : S C H A U B Ü H N E L N D E N F E L S I TIPPS DES MONATS LITERATUR »Hey guten Morgen Deutsch- land, wie läuft es mit deinem Märchen?« »Ich werde euch kurz meine Geschichte er- zählen, dann meine schwere Zunge meiner Tochter Fatma übergeben. Dinçer, mein Enkelsohn, er will es so.« – Der Roman »Un- ser Deutschlandmärchen«, für den Dinçer Güçyeter 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde, ist eine Fa- miliengeschichte in vielen Stimmen: Frauen mehrerer Generationen und der in Almanya geborene Sohn erinnern sich in poetischen, oft mythischen Bildern, in Monologen, Dia- logen, Träumen, Gebeten, Chören. Die Leip- ziger Schriftstellerin Martina Hefter, aktuel- le Trägerin des Deutschen Buchpreises für »Hey guten Morgen, wie geht es dir?«, führt durch den Abend. Ahu ■ 23.1., 19.30 Uhr, Haus des Buches Literaturcafé KUNST »Poems for Stones« THEATER »»Die Steilküster von Porto Kystral« Wolfgang Krause Zwieback is back: Und im Gebäck hat er Zuckerhut und Rauch- peitsche. Denn nichts ist den steilen Küs- tern lieber als ein BBQ. Wortversonnen und sprachspielverliebt hat Herr Zwieback einen neuen Text gewebt, der an »Wasser taucht nie« auf und »Der Mann ohne Brü- ckenkopf« anknüpfen könnte. Aber dann doch eigene Wege geht, untertunnelten Surrealismus ins Gesimse der Schaubüh- ne summt. Ein Gesamtkunstwerk-Scha- bernack, der wenig nach Wagner, aber viel nach Zwieback krümelt. tpr ■ 10./11.1. 19.30 Uhr, Schaubühne Lindenfels F O T O : T O M S C H U L Z E THEATER »Mariah Stuart – Heads will roll« Mariah platzt aus Schottland kommend in die Abschlussklasse der Friedrich-Schiller- Swift-High-School von 1586. Elisadieers- te ist wenig amüsiert, als die Neue ihr die Show stiehlt. Schillers wirklich unspiel- barstes Drama hat Juli Mahid Carly in eine amüsante Pennäler-Geschichte transfe- riert. Szenen wie Musical-Proben, Klo-Ein- schließen und Fußballduelle ermöglichen das ausgelassene Spiel. Herausragend ist Josephine Schubert, die in Mariah Stuart herself völlig aufgeht. tpr ■ 23.1., 11 Uhr, 24.1. 20 Uhr, TdJW Zwölf für 31 Die Veranstaltungstipps im Januar LITERATUR Kjersti Anfinnsen »Letzte zärtliche Augenblicke« Birgitte Solheim ist so alt, dass die meisten ihrer Freunde und Altersgefährten bereits gegangen sind. In ihrer Pariser Wohnung blickt sie auf ihr Leben zurück. Mitunter schmerzhafte Erfahrungen haben sie eine tiefe Lebensweisheit gelehrt – doch den Traum von der Liebe gibt Birgitte nicht auf. Mit »Øyeblikk for evigheten / Letzte zärtli- che Augenblicke« war die in Oslo lebende Kjersti Anfinnsen für den Literaturpreis der Europäischen Union 2022 nominiert. Tho- mas Böhm moderiert diesen Vorgeschmack auf den Gastlandauftritt Norwegens zur Leipziger Buchmesse. Ahu ■ 22.1., 19.30 Uhr, Haus des Buches Literaturcafé F O T O : I N N A E R D A H L Den Preis der 29. Leipziger Jahresausstel- lung gewann Thadeusz Tischbein mit sei- ner Installation »Reich der Tiere«, in der er unter anderem Nationaldenkmäler mittels Film erkundet. Die Preisträgerausstellung »Poems for Stones« zeigt in Halle 14 wei- tere Einblicke in seine Erforschungen von Räumen und Orten. Zur Eröffnung findet zudem eine audiovisuelle Performance von Gregor Pfeffer und Thadeusz Tischbein statt (11.1., 16 Uhr). bsc ■ 11.–18.1.2025, Halle 14 A R A H A K A N Y L L E N : I K F A R G KUNST »Erinnerung als höchste Form des Vergessens« Das Stelzenhaus am Karl-Heine-Kanal wirkt in seiner Bauweise sehr originell. Der Grund für die Stelzen am Firmengebäude der Wellblechfabrik und Verzinkerei Groh- mann & Frosch ist dagegen sehr unoriginell fürs Baujahr 1938: Es fehlte Platz für die Aufträge der Wehrmacht – das Gebäude wurde über die Uferböschung vergrößert. Ein Banner bewegt sich am 11.1. über den Kanal. In der Intervention von Ute Richter und Angelika Waniek geht es um die unter- schiedlichen Formen von Erinnern und den Einsatz von Gestaltung dafür. bsc ■ 11.1., 12.30–15 Uhr, Stelzenhaus am Karl-Heine-Kanal KREUZER 0125 7