EDITORIAL 01.–21. 02.2024 täglich geöff net 14–19 Uhr Eintri frei »Weil das dein Hut nicht ist. Weil das dein Garten nicht ist. Weil es deine Zweifel nicht sind.« – Peter Licht am 8.2. im Conne Island (Lesung mit Musik) Torte essen und Fanta trinken wer- de er hier am Samstag, sagt der ha- gere Mann ohne Haare unterm Hut. Weil das dann ja der Geburtstag sei und nicht der der Hinrichtung. Die Hinrichtung habe für ihn nichts mit dem Menschen Marinus zu tun, den er zwar nie kennengelernt hat, aber seinen Freund nennt. Und für den er zusammen mit Reinier Kurpershoek diesen Gedenkstein hier auf dem Süd- friedhof geschaff en hat, wie auch die anderen beiden in Berlin und Leiden. Alle drei sehen aus wie die Steine, aus denen der Reichstag gebaut wurde. Alle drei enthalten eine von drei Strophen eines Gedichtes von Marinus van der Lubbe, der oft als einfältig hingestellt wurde. Alle drei Gedenksteine enthal- ten drei Daten: den 13. Januar 1909, den 27. Februar 1933 und den 10. Januar 1934. Was insbesondere für diesen Ge- denkstein hier in Leipzig bemerkens- wert ist, denn der ist auch ein Grab- stein. Ein Grabstein mit drei Daten. Dem Geburts- und dem Sterbedatum von Marinus van der Lubbe und dazwi- schen dem Datum, an dem der Reichs- tag brannte, wofür der junge Mann verantwortlich gemacht, verurteilt und hingerichtet wurde, nachdem die Nazis die Gesetzeslage so geändert hatt en – wir erinnern uns an das Schlagwort »Lex van der Lubbe« aus dem Geschichtsun- terricht –, dass sie ihn für Brandstift ung zum Tode verurteilen konnten. Dass der Prozess zum Reichstagsbrand hier in Leipzig statt fand, dass unter an- derem Georgi Dimitroff mitangeklagt war und im Prozess Hermann Göring bloßstellte – das wissen Sie natürlich, liebe Leserinnen und Leser, aber es wissen und bedenken viel zu wenige Menschen, auch in dieser Stadt. Immerhin knapp 150 dieser wenigen sind am 10. Januar 2024 auf den Süd- friedhof gekommen, wo die erste rich- tige Grab- und Gedenkanlage für van der Lubbe eingeweiht wird. Es geht recht protokollarisch und wenig em- pathisch zu, was vielleicht daran liegt, dass nur vier der Anwesenden zur Familie van der Lubbe gehören. Aber da ist glücklicherweise noch Ronnie Sluik, der hagere Mann von oben, der mit dem Hut überm fehlenden Haar. Er schleicht, ach was, tänzelt um sei- nen Gedenkstein, zieht eine Eieruhr aus der Manteltasche, die er stellen wollte, um so lange über sein Kunst- werk und seinen Freund Marinus zu sprechen, wie der im Reichstag ge- wesen sein soll. Aber die am Morgen konsultierten Historiker seien sich uneins, wie lange das war, also steckt Ronnie Sluik die Eieruhr wieder ein und redet frei, fasst den Stein an, zeigt uns dies, zeigt uns das, füllt die Ver- anstaltung mit Begeisterung, mit Le- ben. Man merkt gar nicht, wie einem die Füße abfrieren in der eisigen Win- tersonne, so viel Wärme verströmt dieser Mann. Darauf ein Stück Torte und eine Fanta, aber erst am Samstag. BENJAMIN HEINE chefredaktion@kreuzer-leipzig.de Post aus dem kreuzer Wenn die Übergänge fl ießend sind, vergisst man manchmal, Veränderungen beim Namen zu nennen. Was wir hier nun nachholen (für die wenigen unter Ihnen, die das Impressum nicht immer lesen, alle anderen wissen es seit dem Dezem- ber-Heft ). Nach Blitzstart mit einer Reportage über die Leipziger Bahnhofsmission und kurzer Erwärmung via Interview mit Radfahrer Martin Goetze im Herbst war ihr und uns klar: Lena Grützmacher ist unsere neue Sportredakteurin. Olé, olé! KREUZER 0224 3 www.burg-halle.de/diplomausstellung R G B U Volkspark Schleifweg 8a 06114 Halle A N Z E G E I Diplome Diplome der Kunst Mit freundlicher Unterstützung durch die Sti‚ ung der Saalesparkasse