»He Obebüemeiste, machen Sie die Klimakise zu Chefsache« Vetete von Leipzi s Klima übe Pobleme in de Vewaltun, Emissionswete und manelnde Tanspaenz Im Januar schrieb das Bündnis Leipzig fürs Klima einen off enen Brief an Ober- bürgermeister Burkhard Jung und den Stadtrat. Im Gespräch erläutern Heike Wex (Scientists for Future), Martin Rebmann (BUND) und Steff en Peschel (Parents for Future) die darin enthaltenen Forderun- gen und werfen einen Blick auf den Klima- schutz der letzten Jahre. kreuzer: Sie vertreten Leipzig fürs Klima. Was steckt dahinter? STEFFEN PESCHEL: Leipzig fürs Klima ist ein Bündnis verschiedener Klima- gruppen aus Leipzig. Also die For-Future- Initiativen oder Gruppen wie Extinction Rebellion und Ende Gelände, aber natür- lich auch bestehende Verbände wie BUND Leipzig. Wir arbeiten zusammen aus dem Verständnis heraus, dass wir gemeinsam mehr erreichen. kreuzer: Sie haben im Dezember einen off enen Brief an den Oberbürger- meister geschrieben, in dem Sie die Klimaschutzpolitik der Stadt als nicht ausreichend kritisieren. Was war der Auslöser? HEIKE WEX: In Leipzig wird immer vor sich hergetragen, dass ganz viel für den Klimaschutz getan würde. Wenn man sich aber tatsächlich die Zahlen anschaut, dann ist die Abnahme von CO2 viel zu gering. Da gibt es eine wunderbare Grafi k, die darstellt, wie die Treibhausgasemis- sionen der Bürgerinnen der Stadt sind. Dort kann man sehen, dass, wenn man das pariskonform in die Zukun fortschreibt, unser Budget hier 2026 aufgebraucht ist. Das weiß die Stadt und da wollten wir unbedingt sagen, dass das auch den Bürgerinnen bewusst ist. Wir haben dazu auf der letzten Klimakonferenz einen Vortrag gehalten und dabei auch das Forderungsschreiben entwickelt, das ging Hand in Hand. kreuzer: In Ihrem Brief fordern Sie ein Krisenbewusstsein bei der Politik. Nimmt die Politik in Leipzig den Klimawandel nicht ernst genug? MARTIN REBMANN: Es gibt Ansätze. Wir sind aber der Meinung, dass diese nicht ausreichen. Ein Beispiel ist, dass die Verwaltung einen Antrag gestellt hatte, weiter einen Verbrenner fahren zu dürfen. Das zeigt uns einfach, dass das Krisen- bewusstsein noch nicht in dem Maße da ist, wie es sein müsste. Wenn wir wirklich konsequent den Klimaschutz vorantreiben wollen, dann sind alle gefragt, insbe- sondere die, die den Klimaschutz eff ektiv vorantreiben können, und das sind nun mal die Mitarbeiterinnen in der Ver- waltungsspitze. Die müssen mit gutem Beispiel vorangehen. PESCHEL: Es ist ja positiv hervorzuhe- ben, dass die Stadt nicht erst gestern mit Klimaschutz begonnen hat, sondern schon vor einigen Jahren ein Bewusstsein dafür entwickelt hat. Nur ist es so, dass wir in vergangenen Energie- und Klimaschutzprogrammen konkrete Maß- nahmen stehen haben, auf die man jetzt schon zurückblicken kann. Wenn man das tut, sieht man, dass vieles nicht umgesetzt wurde, ja, teilweise geplante Maßnahmen nicht einmal gestartet wurden. kreuzer: Sie bemängeln, dass die Bürger beim Klimaschutz nicht ausreichend mitgenommen werden. Wieso ist das aus Ihrer Sicht so wichtig? REBMANN: Wenn Maßnahmen beschlos- sen werden, die in der Bevölkerung auf absolutes Unverständnis mangels Informa- tionen stoßen, dann werden diese natür- lich auch nicht mitgetragen. Das ist aber essenziell notwendig, denn jeder von uns ist in der Verantwortung. Die Maßnahmen, die entschieden werden, müssen transpa- rent genug aufgeschlüsselt werden, so dass sie nachvollziehbar und sinnvoll bleiben. kreuzer: Mehr Transparenz fordern Sie auch in Ihrem off enen Brief. Was würden Sie sich da konkret wünschen? REBMANN: Die Klimakonferenz, die letz- tes Jahr abgehalten wurde, ist ein Beispiel, wie man Maßnahmen beziehungsweise Erkenntnisse der Bevölkerung mitteilen kann. Weitere Möglichkeiten wären, dass man die vielen Werbefl ächen nutzt, die durch Corona frei geworden sind. Oder dass man Sprechstundenbüros eröff net, wo Menschen zur Verfügung stehen, die qualifi zierte Antworten liefern können. Wenn man möchte, gibt es viele Wege, die Bürgerinnen zu informieren. Wichtig dabei ist, dass man die Informationen auch entsprechend au ereitet. Sonst erreicht man damit nur die Leute, die sich sowieso TITEL schon für das Thema interessieren. PESCHEL: Da kann man defi nitiv auch noch mehr im Internet machen. Wir haben in Leipzig viele Menschen, die sich ehrenamtlich mit off enen Daten ausei- nandersetzen. Gerade die Emissionsdaten liegen zwar vor, werden aber in einem PDF präsentiert. Also nicht als off ene Daten, die man nutzen könnte, um darzustellen, wo liegen jetzt zum Beispiel die größten Emissionen an CO2. So bleibt das alles etwas unklar. WEX: Das eine ist die Bürgerinnen infor- mieren. Wichtig ist aber auch, dass die Stadt transparent macht, was sie plant und wie gut die einzelnen Maßnahmen funktionieren. Deutschland stürzt sich jetzt auf den Wasserstoff , wahrscheinlich, vermute ich, weil wir den Zug erneuerbare Energien – also Windräder und Solaraus- bau – ein bisschen verpasst haben. Das ist aber nicht wirklich eine sinnvolle Lösung. Wir müssen eigentlich Windräder und PV-Anlagen ausbauen und da könnte die Stadt eine Menge tun. Ich glaube nur, dass diese Dinge auch bei der Stadt selbst nicht so klar sind, weil da schlicht das Personal fehlt. Die haben zwei Menschen, die in der Klimaleitstelle arbeiten, und die Auf- stockung des Personals dauert lange. Bis da der Rest der Stadtverwaltung aufgeklärt und mitgenommen ist, so dass alle für die Klimaziele arbeiten, das ist noch mal ein ganz anderes Thema. Insgesamt ist es wichtig, das Wissen über die Klimakrise in die Welt zu bringen – und das gilt für alle, die die Möglichkeit dazu haben, auch für Sie als Journalistinnen. KREUZER 21