Leipzig. Subjektiv. Selektiv. 0423 3,90 EURO Lesen und lesen lassen 100 Seiten extra zur ersten Buchmesse seit vier Jahren Südvorstadt für alle Spielschiffe in Mutzschen Kultur im Kalender

EDITORIAL »Soll ich’s wirklich machen? Oder lass ich’s lieber sein?« – Fett es Brot, am 10.4. in der Arena (verlegt vom Haus Auensee) Wie stehen Die Sterne für die Buchmesse? Als die Hamburger Band am 12. März 2020 im Conne Island spielte, also am sogenann- ten Buchmesse-Donnerstag, waren die Messe kurzfristig abgesagt und auch sonst alle Großveranstaltungen mit mehr als 999 Besucherinnen und Besuchern untersagt worden. Nach Wochen des Zögerns nann- te man dieses Corona nun doch Pandemie. Manche erinnern sich vielleicht. Von Mas- ken war noch nicht die Rede, die auszu- füllenden Kontaktverfolgungslisten vorm Conne Island wurden mutmaßlich noch mit Fantasienamen und -adressen ausge- füllt (Datenschutz!). Danach lange, lange nichts, keine Buchmesse, keine Sterne und überhaupt. 2021, 2022, die Jahre stehen und fl iegen zugleich. (Das kurze Auffl ackern im Sommer 2021 mit dem Versuch eines Leipzig-liest-Festi- vals ohne Messe und den Sternen auf der Wiese zum Geburtstag der Villa Hasenholz bleibt eine Randnotiz in Klammern.*) Und nun also, Donnerstag, der 9. März 2023, ein Tag vorm Redaktionsschluss dieser Ausgabe und zwei Tage vor Druck- legung unseres Buchmesse-logbuch: wieder Die Sterne im Conne Island. Als ob nichts gewesen wäre, aber wieder kein Buchmes- se-Donnerstag. Den wird es allerdings in diesem Jahr noch geben, nur eben erst am 27. April. Und danach auch einen Buch- messe-Freitag, -Samstag und -Sonntag, das volle Programm. Nur ein gedrucktes Programmheft der Messe wird es nicht ge- ben – was uns, die wir ein logbuch haben, zwar wundert, aber nicht weiter stört. Auch abseits des Veranstaltungskalenders sei Ihnen das diesem kreuzer, der Dresdner Sax und dem Frankfurter Journal beilie- gende logbuch ans Herz gelegt – mit mehr als 90 Rezensionen und allerlei gscheiten Gschichten zum Buchmesse-Gastland Österreich. Leider ist das Ganze das Ab- schiedsgeschenk unserer Literatur-Re- dakteurin Linn Penelope Micklitz, die wir jetzt schon vermissen. Sollten Sie aber zu jenen Menschen ge- hören, die (auch im übertragenen Sinne) nicht mit einem »Es keat oanfach viel mehr glesn«-Beutel der Salzburger Ru- pertus-Buchhandlung rumlaufen: Die kreuzer-Redaktion hat noch genug andere Themen im Köcher! Zum Beispiel die Soli- darisierung unter Mieterinnen und Mietern gegen die LWB im Leipziger Süden (S. 18). Oder eine interessante Aktion der AG Frau- enprojekte (S. 30), die unsere Ehrenbürge- rinnen-Titelgeschichte aus dem März wei- terführt (aber schon vorher konzipiert war). Darauf aufmerksam gemacht hat uns übri- gens Nr. 62 unserer Liste, Christine Rietzke, die lachen musste, als sie sich im Heft ent- deckte. Nr. 41, Susanne Kucharski-Huniat, freut sich zwar über ihre Nominierung, fi n- det aber, dass sie nicht auf der Liste stehen sollte – ihren »Brief einer Leserin« fi nden Sie auf S. 9. Gisela Schöbel-Graß, Nr. 68 unserer Vorschlagsliste, interviewte unser Sportredakteur Jan Müller zu Hause: Die ehemalige Leistungsschwimmerin erhielt ihre Weltrekord-Urkunde von Leipzigs OBM Erich Zeigner und ist heute stolze 96 Jahre alt (S. 76). Dazu modern classics wie der Vogel des Monats (S. 11), Aufb au Ost (S. 14) und die Episoden aus dem Stadtrat (S. 16). Sie sehen: Auch abseits der Buchmesse keat oanfach viel mehr glesn! BENJAMIN HEINE chefredaktion@kreuzer-leipzig.de * Transparenzhinweis: Bevor ich den Hei- ligen Stuhl hier beim kreuzer besteigen durft e, war ich unter anderem auch mal ein einfacher und bescheidener Arbeiter im Weinberg des Herrn Zille. A N Z E G E I KREUZER 0423 3

INHALTSVERZEICHNIS FILM SPORT 40 Hälft en eines Landes: Die Verfi lmung von Daniela Kriens »Irgendwann werden wir uns alles erzählen« 41 Jubiläum: Zwanzig Jahre Kurz- suechtig-Festival 42 Filmrezensionen 44 Film A–Z SPIEL 46 Virtual Reality: Verbesserte Technik, leichterer Zugang | Periskop: Suggulenten 47 Rezensionen: »Tchia« und »Dead Space« | Der Klassiker: »Untitled Goose Game« (2019) MUSIK 48 Defl oration: Geschichte einer Leipziger Punk-Band 49 Alles anders: Twins in Colour 50 Zum Wärmen: Kim Churchill | Zum Eintauchen: Hermanos Gutiérrez 51 Sind Geschichte: Fett es Brot 52 Klangmeditationen: Die Reihe Feet Become Ears | Konzerte im April 53 Zum Verweilen: Die neue Notenspur-App 54 Musikrezensionen 56 Musik A–Z THEATER 58 »Kosmischer Schrecken«: Gespräch mit Autor und Regisseur Wilke Weermann 59 Drei Ankündigungen | Black Box: Zwei Inszenierungen von Claudia Bauer 60 Nachhaltiger Superlativ: »Giulio Cesare in Egitt o« 61 Raucherpause: Vertagt 62 Endzeitstimmung: »Der Würgeengel« | Alligatoren streicheln: »Miami Punk« 63 Nähe und Flucht: »Der kleine Prinz« 64 Theater A–Z 76 »Das Wasser hatt e 16 Grad«: Weltre- kordschwimmerin Gisela Schöbel-Graß im Interview 77 Probetraining: Calisthenics im Rabet | Frauen im Fußball: Ausstellung im Hansa-Haus KINDER & FAMILIE 78 Prinzip Bildung: Außerschulischer Lernort in Grünau 79 Kinder & Familie A–Z ESSEN & TRINKEN 80 »Familiärer Bezug«: Matt hias Rosenberg über seine Aufstriche 81 Sieben Kurze | Kleinzschocher: Café Elysee | Großzschocher: Agrarprodukte Kitzen 82 À la française: Café Pfusch | Lesen & Mixen: Greens & Roses 83 Bio & fair in Leipzig AUSFLUG & REISE 84 Rauf aufs Rad: Drei Tourenvorschläge 85 Spektakulös: Spielschiff museum Mutz- schen | Kreuzfeldein: Ausfl ugskurztipps 86 Früher Kerker, heute Kunst: Burg Giebichenstein | Leuchtendes Moos: Auf dem Totenstein 87 Ein Tag in … Thale LETZTE SEITE 114 Ludwigs Panorama der Liebe SERVICE 88 VERANSTALTUNGSKALENDER 108 VERANSTALTUNGSORTE & ADRESSEN LITERATUR 66 Gedicht des Monats von Fabian Schwitt er 67 Bildungsreise: Kyjiw – Zeitgenössische Theatertexte 67 Literatur A–Z 110 KLEINANZEIGEN 112 LESERSERVICE 113 IMPRESSUM Aktiviert Deine Faszien! Steigert Deine Leistung! KUNST 68 Das Buch als Museum: Zehn Jahre Verlag MMKoehn 69 Seelenzustände: Werke von Doris Ziegler in Halle 70 Vier Kurze | Zugänge schaff en: Die 13. Ausgabe von It’s a book 71 Seit 30 Jahren: Elke Hannemann bei Eigen + Art 72 Flanierende Pfl anzen: Zwei Kunst- interventionen | Fotografi e: Neues Buch von Tobias Zielony 74 Talenteshow: Tobias Hild Das keuze-ePape wid untestützt von 1000°. www.ad.de Leipzig. Subjektiv. Selektiv. 0423 3,90 EURO Lesen und lesen lassen 100 Seiten extra zur ersten Buchmesse seit vier Jahren Südvorstadt für alle Spielschiffe in Mutzschen Kultur im Kalender e h c r i k s n e d e i r F r e d n e k n a d r i W r e d n r e d e i l g t i M n e d d n u s i l h o G . g n u z t ü t s r e t n U e l l e n o i t a s n e s e i d r ü f « e p p u r g e f l i h t s b l e S » h c a l d n u G e n a i t s i r h C : o t o F t r e b o K l e i n a D : g n u t l a t s e G HAIX® Store Leipzig Karl-Liebknecht-Str. 21 04107 Leipzig T. +49 (0) 341 / 225 16 - 44 Öffnungszeiten: Montag – Freitag 9.00 Uhr – 13.00 Uhr & 14.00 Uhr – 18.00 Uhr A N Z E G E I KREUZER 0423 5 Samstag 9 – 13 Uhr www.haix.com

F O T O : I D A Z E N N A LITERATUR »Zwei Hand breit oder Die Mutter des Malers, ruhend« Nach seinem Debüt »Venusjahr für Fische« veröffentlicht der Leipziger Nils Müller in der Edition Kronzeugen nun seine zweite Er- zählung. In »Zwei Hand breit oder Die Mutter des Malers, ruhend« hinterfragt er die Resili- enz zweier Generationen anhand seines Er- lebens und der eigenen Familien geschichte. Müller lebt in Leipzig, liest bei Lesebühnen und Ausstellungen und bespricht für The Leipzig Glocal regelmäßig Arbeiten bilden- der Künstlerinnen und Künstler aus Leip- zig. Sein neuer Text wird Ende des Monats szenisch von Eileen Mätzold, Lyrikerin und Moderatorin der Lesebühne »Der durstige Pegasus«, und Müller selbst gelesen. ■ 26.4., 20 Uhr, Ilses Erika F O T O : C O N S T A N Z E B U R G E R THEATER »Welttanztag« Wer tanzt, kann keinen Krieg führen. Das ist die einfache Idee der UNESCO, die den Welttanztag 1982 ins Leben rief. Leider hilft das der Ukraine nicht. So muss man diesen Tag auch als Ausdruck von Hoff- nung verstehen. Den Tanz als universelle Sprache würdigt daher auch das Leipziger Ballett – der Eintritt ist frei. Alle sind auf- gerufen, sich tanzend zu beteiligen. Das ist bewegte Solidarität, wir schaffen das schon. ■ 29.4., 14 Uhr, Augustusplatz F O T O : R O L F A R N O L D THEATER »Meister und Margarita« Regisseurin Claudia Bauer schöpft und zer- stört – und zelebriert. Sie macht Michail Bulgakows Roman zu bildgewaltigem Bom- bast. Das Mephisto-Thema vom Schöpfer und Zerstörer ist Leitmotiv. Aber als Büh- nen-, nicht als Weltgeschehen. Hier ist im Hintergrund mehr Shakespeare als Goethe am Werk. Von ins Psychedelische reichen- den Lichtwechseln begleitet baut sie beein- druckende Tableaus. Immer wieder ent- puppen sich Szenen als diabolische Farce. ■ 28.4., 19.30 Uhr, Schauspielhaus Zwölf für 30 Die Veranstaltungstipps im April LITERATUR »Dem Herrgott zuvorkommen« Im Rahmen der Konferenz »Looking at the Ghetto …« liest die Schauspielerin Maria Schrader Texte von Hanna Krall. Die polni- sche Schriftstellerin überlebte als Kind die Jahre im Warschauer Ghetto: Vor 80 Jahren erhoben sich dort kaum bewaffnete Juden, um eine Deportation in die Vernichtungsla- ger zu verhindern. Die Deutschen zerstör- ten das Ghetto vollständig und ermordeten einen Großteil der Verbliebenen. Nach der Lesung: Gespräch mit Dr. Anna Artwińska (Universität Leipzig) und Dr. Barbara Brey- sach (Kollegium Jüdische Studien). ■ 19.4., 20 Uhr, Salles de Pologne F O T O : V E R L A G N E U E K R T K I I TIPPS DES MONATS G R A F K I : I I I M A R A L A S S N G S T F T U N G V G B L D - K U N S T I KUNST »Follow George Grosz« Mit dem Namen George Grosz (1893–1959) verbinden sich einige Skandale im Kunst- feld der 1920er Jahre. Der Kriegsgegner nannte sich selbst Schlachtenmaler und be- schrieb schonungslos auf Papier und Lein- wand die Gräuel. Grosz sezierte nicht nur den sinnlosen Militarismus, sondern auch die deutsche Spießigkeit und publizierte seine Arbeiten in Mappen im Malik-Verlag. So gelangte gesellschaftskritische Kunst zu einem größeren Publikum weit weg von Museumsräumen. Die Kunstsammlung Jena verbindet nun 150 Grosz-Arbeiten mit zeitgenössischen Positionen etwa von Julian Rosefeldt oder Jonathan Meese. ■ ab 9.4., Kunstsammlung Jena T S N U K K C U R D R Ü F M U E S U M : O T O F KUNST »Meisterhafte Unikate« Vieles am Buch wird übersehen. Auch die Einbandkunst kommt manchmal zu kurz. Das Museum für Druckkunst präsentiert aus Anlass des 100. Jahrestages der Grün- dung der Meister der Einbandkunst eine Ausstellung. Sie reicht von den Anfängen der Handbindeabteilungen der Buchbinde- reien in Leipzig vom frühen 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Zu sehen sind nicht nur die Ergebnisse, sondern auch Buntpapiere und Werkzeuge, deren es dafür bedarf. ■ bis 7.5., Museum für Druckkunst Leipzig KREUZER 0423 7