EDITORIAL »Däng, däggä, dängdäng Däggä, däng, däng, däng Dägga, dängdäng« – »The Sound of James Bond«, am 6.6. im Gewandhaus Nein, en äuscht war nicht, aber doch ziemlich überrascht, als ich neulich nicht zum Papst gewählt wurde. Nun bin ich weder katholisch noch getau , aber erstens leben wir im Zeitalter des Quereinstiegs (nicht anders bin ich ja auf den anderen Heiligen Stuhl, den des Chefredaktörs beim kreuzer ge- langt) und zweitens deuteten die Tage vor der Papstwahl ganz klar auf mei- nen Sieg hin. Da war zunächst der Dienstag, an dem ich mich bei Kollegin Kraus mit den Worten verabschiedete: »Ich geh jetzt mit Ecki ins Nachtcafé.« Man muss mich nicht kennen, man muss streng genommen nicht mal Ecki kennen, um zu sehen, dass da vier Kompo- nenten in einem Satz gelandet sind, die niemals da reinpassen. Und doch ist der Satz wahr, wie er wahrer nicht sein könnte. Auch wenn er nicht ge- rade dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnt, dass wir beide das Nachtca- fé Minuten später zusammen mit der Kulturbürgermeisterin betraten und dort dann ein CDU-Bürgermeister das kommunistische Känguru zitierte. Heute kann ich sagen: Ich war hier – freilich ohne es zu ahnen – bereits auf den Weg der Wahrscheinlichkeit hin zum Heiligen Stuhl eingebogen. Tags darauf dann der nächste Schick- salsschlag. Nach knapp zwanzig Jah- ren in Leipzig betrat ich erstmals im Leben die Kleinmesse. Es war … also … wie soll man … es war … Nachmit- tag. Und also relativ leer, nur ein paar Familien. Die bunten Lichter und die schlimme, schlimme Musik kämpf- ten gegen das Tageslicht. Wir aßen Erdbeerso eis und ich dachte, was man alles so macht und wie tolerant man doch wird, wenn man Kinder hat. Nach dem Rummel fuhren wir kurz ins Büro. Schon wieder so ein Satz gegen alle Wahrscheinlichkeit. Wir wollten nur das vergessene Brot holen, dass ich am Vormi ag auf dem Lindenauer Markt gekau ha e. Und was stand da auf meinem Schreib- tisch? Meine Tasse! »Ja, und?«, sagen Sie jetzt, klar. Aber Sie wissen ja auch noch nicht, dass meine Tasse seit ziemlich genau zwei Jahren verschwunden war. Dass ein Aushang hier in der Redaktion, so aufgemacht wie diese A4-Ze el, die in einer Klarsichthülle an Ampelmasten kleben und Katze XY vermissen, dass so ein Aushang hier seit zwei Jahren den Verlust dieser Tasse betrauerte und in all der Zeit genau nichts pas- siert ist, niemand die Tasse gefunden oder gar zurückgebracht hat. Wobei »nichts passiert« nicht ganz stimmt. Denn seit ein paar Wochen schrieb mir meine Tasse Briefe, legte immer ein Foto bei, das sie irgendwo in der Welt zeigt. USA, Bali, Victoriafälle, zuletzt Weimar. Kann ich Ihnen alles bei Gelegenheit mal zeigen. Und da war sie nun also. Wieder bei mir. Als ich meine Freude so langsam fassen konnte, schwante mir: Morgen wirst du zum Papst gewählt. Es kann nicht an- ders sein, alles andere wäre unlogisch. Dass es dann doch noch anders gekom- men ist, hat den Vorteil, dass ich dieses He mitgestalten und auch zu Ende bringen konnte (es folgen hoff entlich noch ein paar), das ein ganz besonde- res ist: Unsere Titelgeschichte haben wir diesmal nämlich gemeinsam mit der Redaktion der Kippe erdacht und auch geschrieben. Denn die Leipziger Straßenzeitung wird im Juni 30 Jahre alt und ist nun schon eine ganze Weile Leipzigs zweitbestes Monatsmagazin. Sie fi nden die k. u. k. Titelgeschichte in diesem kreuzer auf S. 18 und auch in der Juni-Ausgabe der Kippe. Kaufen Sie also am besten beide He e. Und das am besten jeden Monat. chefedaktion@keuze-leipzi.de A N Z E G E I KREUZER 3 15. bis 22. Juni