4&15&.#&3 &630 Es b ncht nu De Pnzen Leipzi in den 90e Jahen

Karl und Anke trennten sich und alle dachten: »Endlich.« Und der Euro war noch gar nicht da. Die Geduld der Leute war unendlich. Und aus Bonn kam viel Blabla. Die Arbeitslosenzahlen stiegen weiter und es ging um Gentechnologie. Die grauen Städte kämpften tapfer gegen Graffiti Das war in den 90er Jahren. Das war nicht irgendwann. Das war in dem Jahr, als Jan Ullrich die Tour de France gewann. Die Oder trat über die Ufer und sie tat einen mächtigen Schritt. So stopfte sie das Sommerloch und alle halfen mit. Auch unsere gute Bundeswehr, die zeigte sich ganz groß, sie war erstaunlich kreativ und drehte Videos. Das war in den 90er Jahren. Das war nicht irgendwann. Das war in dem Jahr, als Jan Ullrich die Tour de France gewann. Versace starb und Lady Di – das tat sehr vielen weh, Allen Ginsberg und Mutter Teresa: sie alle sagten adé. James Stewart und Robert Mitchum, den ich so gerne seh. Und in Bolivien fanden sie fast alle Knochen von Che. Das war in den 90er Jahren. Das war nicht irgendwann. Das war in dem Jahr, als Jan Ullrich die Tour de France gewann. Es gab Sexualverbrechen und Ausländerfeindlichkeit. Die Polizei war überlastet, wegen der Sparsamkeit. Aber einen hat sie gut beschützt – da waren alle froh –: Das war ein schwerer Junge, der hieß Castor oder so. Ja damals glaubten viele an ihre große Chance und manche gewannen im Lotto – und einer die Tour de France. Das war in den 90er Jahren. Das war nicht irgendwann. Das war in dem Jahr, als Jan Ullrich die Tour de France gewann. Funny van Dannen: Jan Ullrich EDITORIAL Ich sehe ein altes Bild von mir: ich mit vollen Haaren. Das war im letzten Jahrtausend, in den 90er Jahren. Ich war damals auf der Love-Parade. Ich war ein wilder Knutscher. Meine Arschbacken waren tätowiert mit: »Future, Future«. Guido fuhr im Guidomobil und der Guido lachte viel. Ich wär gerne länger geblieben. Ich glaub, wir haben Geschichte geschrieben. Alle hatten damals einen Waschbrettbauch. Ich auch, ich auch, ich auch! Alle wollten so wie die Spice Girls sein. Ich auch, ich auch, ich auch! Alle aßen säckeweise Ecstasy. Ich auch, ich war dabei! Den Eisbären ging es prima. Wetter war noch kein Klima. Man dachte nix Böses, wenn die Sonne schien. Man dachte nix Böses. Die 90er Jahre sind vorbei! Jan Ulrich war noch nicht gedopt, er war motiviert. Peter Hartz war noch glücklich im Bordell. Ach, die Zeit vergeht so schnell. In der Kneipe sagten wir: »Bitte ein Bier« und nicht »Bananenhefe mit Lemon«. Es gab Studenten, die studierten gar nicht oder 18 Semester Backgammon. Wir meinten alles ironisch, auch die Ironie. Ich wär gerne länger geblieben. Ich glaub, wir haben Geschichte geschrieben. Alle haben sich in die Nippel gepierct. Ich auch, ich auch, ich auch! Alle wollten nur nach Silicon Valley. Ich auch, ich auch, ich auch! Alle haben ihre Tamagotchis gefüttert. Ich nicht, ich nicht, ich nicht! Und man konnte rauchen, sogar in der Öffentlichkeit. Raucher waren keine Mörder, sondern Mitbürger. Die 90er Jahre sind vorbei! Ich bin ein altes Brauereipferd aus einer anderen Epoche. War das im Pleistozän oder letzte Woche? Die 90er Jahre sind vorbei! Für mich und meinen Waschbrettbauch und für Lady Di. Bye, bye, bye, bye, bye, bye! Rainald Grebe: Die 90er Dann eben die beste Lösung. Das Leben steckt voller Chancen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sie auch in schwierigen Zeiten sehen können – mit unserer Beratung. KREUZER 0924 3 A N Z E G E I Wir beraten Sie gerne, entweder online oder direkt vor Ort. www.arbeitsagentur.de/ vor-ort/leipzig/berufsberatung- im-erwerbsleben-leipzig

FILM 36 Distanzierter Blick: »Die miserable Mut- ter« der Leipzigerin Susanne Heinrich 37 Irritationspotenzial: Das Gegenkino- Festival | Geschlecht und Migration: Die Filmreihe Queer Eye Türkei 38 Filmrezensionen 40 Film A–Z SPIEL 42 »Ich war Teil der Szene«: René Meyer über sein Buch zu DDR-Videospielen | Der Klassiker: »L.A. Noire« (2011) 43 Rezensionen: »Nobody wants to die« und »Closer the Distance« MUSIK 44 »Warum Kompromisse?«: Musikerin Blush Always im Interview 45 Neue Zeitdimensionen: Das achte Seanaps-Festival 46 Hundert Jahre Pop-Appeal: Robert Stadlober singt Tucholsky | Almost famous: Ariel My Friend 47 Dota, Sleaford Mods & Co.: kreuzer- Präsentationen 48 Au ruchsklänge: Archiv der Jazzwerk- sta Peitz in der DNB | Konzer ipps 49 Sakral-pulsierend: Konzertreihe Johann² 50 Musikrezensionen 52 Musik A–Z THEATER 54 Sichtbar werden: Freie Musiktheater- Gruppen 55 Nicht-Ort: Ein Hörspaziergang | Raucherpause: Huch, ein Galgenstrick! 56 »Rache und Herzschmerz«: Das Regie- team über »Amadis, der Ri er« | Drei Ankündigungen 57 Absolut böse: »Richard III.« 60 Raum für Komik: Karli-Comedy- Club | Alle mitnehmen: Kinder-Tanztheater 61 Rezension: »All Gender*Splaining« 62 Theater A–Z LITERATUR 64 »Literatur soll aufwühlen«: Martina He er über ihren neuen Roman 65 Freiheit des Wortes: Ausstellung zum 60. Geburtstag des Wagenbach-Verlags 66 Gedicht des Monats von Michelle Schleimer 67 Literatur A–Z KUNST 68 Gärten und Wale: Die Ausstellung »Gegenwarten II« in Chemnitz 69 Bauhaus und DDR: Zum 35. Todestag von Hajo Rose | Sechs Kurze 70 Kurator par excellence: Zum zehnten Todestag von Peter Lang 71 HGB-Rektorin: Agnes Wegners erstes Jahr 72 Talenteshow: Elisabeth Stiebritz | Kunst A–Z SPORT 74 Träume von Olympia: Die Weiterent- wicklung des Spor orum-Areals 75 Probetraining: Barre im Westen KINDER & FAMILIE 76 »Alles Belebte regt an«: Susanne Wagner über Leipziger Spielplätze 78 Humor-Ha rick: Arnd Zeiglers Fuß- ballbuch für Klein und Groß | Kinder & Familie A–Z INHALTSVERZEICHNIS ESSEN & TRINKEN 80 Tradition und Moderne: Koreanisches Barbecue bei Seoul Trip 81 Friedlich: Das Bödhi in der Südvorstadt | Frühstückstest: Café Grundmann 82 Heiß-kalt: Mi agsgerichte in der Eis- manufaktur Doki | Löff elprobe: Käse vom Cäseladen 83 Zwei Kurze | Catering in Leipzig AUSFLUG & REISE 84 »Distanz abbauen«: Die Bioerlebnistage Sachsen 85 Kreuzfeldein: Ausfl ugs-Kurztipps 86 Ein Tag in … Bad Langensalza 87 Theaterkulisse: Die Greifensteine LETZTE SEITE 114 Ludwigs Panorama der Liebe SERVICE 88 VERANSTALTUNGSKALENDER 95 ABOPRÄMIEN 108 VERANSTALTUNGSORTE & ADRESSEN 110 KLEINANZEIGEN 112 LESERSERVICE 113 IMPRESSUM 4&15&.#&3 &630 e s m r i K a j n a T : g n u t l a t s e G r e l b ä G d r a h r e G : o t o F Es gab nicht nur Die Prinzen Leipzig in den 90er Jahren ANZEIGE Hört sich gut an. Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons und das Gewandhausorchester begrüßen Sie zur neuen Saison 2024/2025. FR/SO 06./08. SEP 2024 GEWANDHAUS ZU LEIPZIG 19.30/11 UHR © Gert Mothes gewandhausorchester.de

F O T O : F A L K J O H N K E LITERATUR Domenico Müllensiefen: »Schnall dich an, es geht los« Der Leipziger Schriftsteller und Bauleiter Domenico Müllensiefen feiert die Premiere seines zweiten Romans, der die vermeint- lich kleinen Leute in einem Dorf in der Altmark in den Blick nimmt. »Wenn ich so daran zurückdenke, wie lange es dauerte, den ersten Roman auf die Straße zu bekom- men, war der zweite eine verdammt schnel- le und irre Fahrt«, schreibt Müllensiefen auf seiner Website. Für den Protagonisten Marcel scheint zunächst gar nichts mehr schnell zu gehen, denn er ist als Drehspieß- verkäufer in dem kleinen Ort Jeetzenbeck gestrandet und beobachtet das Vergehen der Tage. Doch eines Tages steht seine gro- ße Liebe wieder vor ihm und Marcel merkt, dass er das Träumen nie aufgegeben hat. ■ 5.9., 20 Uhr, Cammerspiele TIPPS DES MONATS F O T O : I R T A G R O S S E F O T O : S U S A N N E S C H L E Y E R KUNST »Herbstrundgänge« Den Herbst läuten die Galerien und Kunsträume auf der Spinnerei und im Tape- tenwerk am Wochenende 14./ 15. September ein. Es gibt einiges zu entdecken. Auf der Spinnerei lädt Thaler zur Gruppenausstel- lung »Prosa Schinken. Schrift in der Kunst«. Einen Blick in das Atelier von der Fotogra- fenmeisterin Rita Große, die unter anderem bis 1990 Fotografien aus Betrieben erstellte, gibt Archiv Massiv. Aspn zeigt Sophia Süß- milch. Das Tapetenwerk lädt bereits am Freitag zum Tapetenwerkfest 32.0 mit unter anderem Eröffnungen bei Hochdruckpart- ner, wo Arbeiten von Frank Wahle zu sehen sein werden. ■ Spinnerei, 14.9., 11-19, 15.9., 11-16 Uhr, Tapetenwerk, 13.9., 17-0, 14.9., 11-18, 15.9., 11-17 Uhr THEATER Tracks − Festival für freies Musiktheater Leipzig Es gibt eine freie Musiktheaterszene in Leipzig. Das weiß nur leider kaum jemand. Das soll das Festival »Tracks« ändern und zugleich Bühne fürs Publikum wie Platt- form für die Vernetzung untereinander sein. Es gibt Arbeiten über Einsamkeit und eine Totenmesse. In einer musikalischen Lichtinstallation können sich Zuschaue- rinnen und Zuschauer selbst an der Ent- stehung der Inszenierung beteiligen. Und es gibt Kostproben anderer Gruppen zu sehen. ■ 24./25. 9., Werk 2, Halle D F O T O : K N A L L T H E A T E R THEATER 17. Leipziger Straßentheatertage Manege frei: Dieses Theater kommt in die Fußgängerzone. Zum 17. Mal werden Pas- santen zum Publikum, dem Alltag wird die rote Nase aufgesetzt und die Routine ein wenig durchgeschüttelt. Verschiedenste Akteurinnen und Akteure internationaler Provenienz spielen auf. Und schütteln al- lerhand Skurriles aus dem Ärmel: Gaukelei und Clownerie, Akrobatik und Jonglage, Pantomime, Stehgreiftheater und Bord- steinmelodramen. Eintritt frei – der Hut geht rum. ■ 12.9., 17–18 Uhr, 13./14.9., 15–18 Uhr, Petersstraße/Grimmaische Str. Zwölf für 30 Die Veranstaltungstipps im September N N A M E L U K Y M E R E J : O T O F LITERATUR Paula Irmschler: »Alles immer wegen damals« Nach ihrem erfolgreichen Debüt »Superbu- sen«, das auch für die Bühne adaptiert wur- de, schickt Paula Irmschler in ihrem neu- en Roman zwei ungleiche Frauen auf eine Reise, die zufällig auch Mutter und Tochter sind. Karla wollte alles anders machen, ist von Leipzig nach Köln geflohen und hat den Kontakt zu ihrer Mutter Gerda abge- brochen. Doch als die Geschwister ihnen einen Trip nach Hamburg schenken, gilt es, sich der gemeinsamen Vergangenheit zu stellen. Es geht um Generationenkonflikte, Frausein und Mutterschaft. Und um einen epischen Streit in einer Kneipe. ■ 26.9., 20 Uhr, Conne Island F O T O : I C H R S S C H A L K O KUNST »Wahr-Zeichen« Unter dem Motto »Wahr-Zeichen. Zeit- zeugen der Geschichte« des diesjährigen »Tag des offenen Denkmals« finden am 8. September sehr viele interessante Ver- anstaltungen statt. Von 10 bis 12 Uhr gibt es die Führung »Wahr-Zeichen. Jüdische Spuren auf dem Südfriedhof« oder um 13 und 15 Uhr Führungen von W & V Archi- tekten zum neuen Naturkundemuseum im ehemaligen Bowlingtreff am Wilhelm-Leu- schner-Platz. Dort wird die Laune sicher besser sein als beim Rundgang um 14 Uhr durch die Ruine vom Schwimmstadion, wo irgendwann einmal das Sportmuseum er- öffnen soll. ■ 8.9., www.tag-des-offenen-denkmals.de KREUZER 0924 7