F O T O : B R Y O N Y J A C K S O N LITERATUR Ulrike Almut Sandig: »Leuchtende Schafe« »sag: leuchtende Schafe, leuchtende Schafe / leuchtende Schafe, Friedrich, und jetzt / schlafe / ein.« – sagt Ulrike Almut Sandig zu keinem anderen als Hölderin. Ihr Ge- dicht sei ein »Wiegenlied für die Schlaflo- sen, die von den großen Ideologien Ent- täuschten, die Alleingelassenen unseres eigenen Jahrhunderts«. Zwei Jahre nach ihrem Roman »Monster wie wir« präsen- tiert die Lyrikerin, Erzählerin, Klang- und Videokünstlerin sowie Performerin ihren neuen Gedichtband. Visuelle Poesie auf Pa- pier sind ihre Gedichte, Loops im Ohr und noch viel mehr. Es ist immer ein Erlebnis, die Künstlerin live zu sehen. ■ 8.12., 18 Uhr, Stadtbibliothek, Raum Huldreich-Groß F O T O : I R U N A V E R A - S A N D G I THEATER »Beautiful People« »Seriously funny«: Die britischen Clowns sind zurück. Nach zwanzig Jahren lässt die Schaubühne erneut David Woods und Jon Haynes aka Ridiculusmus aufs Pub likum los. Nun servieren sie eine schwarze Ko- mödie über das Altern und den Tod. Es geht um ein Trio, das in den Genuss des ewigen Lebens kommt – allerdings nicht als ewige Jugend, sondern Hundertjährige. Statt an der Libido wird daher vor allem am Pillendöschen gerührt. ■ 2.12., 19.30 Uhr, Schaubühne Lindenfels F O T O : S A M U E L E C H E R U B N I I THEATER »Total Romance: Partial Repair« Choreografin, Tänzerin und HGB-Profes- sorin Isabel Lewis arbeitet sich an den Ur- sprüngen des europäischen Humanismus ab. Wie könnte eine andere Konzeption von Menschsein aussehen? Beginnend beim Barock und dessen Ästhetik beobachtet sie, wie die Faltenwürfe des Kontinents began- nen, andere Kontinente zu überschwappen und zu unterdrücken. Was lässt sich aus dem Empirismus-Rationalismus-Streit für eine Installation aus Bewegung, Akustik und Licht gewinnen? ■ 13.-16.12., 20 Uhr, 18.12., 18 Uhr, Schauspiel/Residenz Zwölf für 31 Die Veranstaltungstipps im Dezember LITERATUR Nora Burgard-Arp: »Wir doch nicht« Hamburg, in der Zukunft. Die 37-jährige Mathilda lebt in einer Diktatur. Sie beendet ihre ungewollte Schwangerschaft heimlich mit einem Kleiderbügel – obwohl auf Ab- treibungen in Deutschland eine lebenslange Haftstrafe steht. Das Gesetz hat die SfDD (Sieg für Deutschland und die Deutschen) unmittelbar nach ihrer Machtübernahme erlassen. Mit diesem drastischen Schritt beginnt Mathildas innere Rebellion gegen ein Regime, das sie zur Gebärmaschine degradieren will. Die Hamburger Autorin und Journalistin Nora Burgard-Arp liest aus ihrem dystopischen wie brandaktuellen Debütroman. ■ 14.12., 20 Uhr, Horns Erben F O T O : M A R T Y N A L N D I TIPPS DES MONATS F O T O : M A T T E O V S E N T N I I KUNST »An den Rändern« Ein überdimensionales Tableau mit schwar- zer Schrift auf weißem Papier, Fotografien, unendlich wirkende Linien, mal dick, mal dünn, mal schwarz, mal rot. Der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn fertigte ein Ta- bleau zur französischen Philosophin Simone Weil (1909–1943). Das Mapping zu ihrem Werk und Leben ist eine künstlerische Po- sition der Ausstellung, die sich mit künstle- rischen Morphosen auseinandersetzt. Dabei spielt eine »Spirituelle Astronautin« ebenso eine Rolle wie »Polarisierte Ringelblumen«. ■ bis 10.12., Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst E N A H A K N O E L : I K F A R G KUNST »Jerrycans to Can Jerry« Was kann uns ein Benzinkanister vom Zwei- ten Weltkrieg und über das zeitgenössische Kunstfeld erzählen? Einiges, zumindest in der Videoinstallation von Leon Kahane. Jerrycan meint den Wehrmachtseinheits- kanister, der seit 1936 von der Wehrmacht und Waffen-SS benutzt wurde, Jerry be- zeichnet Deutsche im Zweiten Weltkrieg. Den Kanister produzierte unter anderem die Coburger Firma Max Brose mit Zwangs- arbeitern. Die Urenkelin von Brose, Julia Stoschek, wiederum sammelt seit Jahren Kunst und stellt sie aus. ■ bis 31.12., Galerie für Zeitgenössische Kunst KREUZER 1222 7