F O T O : F R A N K M E R T E N LITERATUR Chłopi / Das Flüstern der Felder Zum 100. Todestag des polnischen Schrift- stellers Władysław S. Reymont, der für seinen vierbändigen Roman »Die Bauern« 1924 den Nobelpreis für Literatur erhielt, zeigt das Polnische Institut die Verfil- mung »Das Flüstern der Felder« (2023). Das Regieteam Dorota Kobiela und Hugh Welchman (»Loving Vincent«) drehte zuerst mit Schauspielerinnen und Schauspielern, ließ die Szenen dann von über 100 Malerin- nen und Malern in Ölgemälde verwandeln, die schließlich animiert wurden. Genau wie die Romanvorlage ist der Film in vier Jahres- zeiten unterteilt und zeigt das patriarchal geprägte Leben in einem polnischen Dorf des späten 19. Jahrhunderts. AHu ■ 5.12., 18 Uhr, Polnisches Institut Leipzig F O T O : M A L G O R Z A T A K U Z N K I Z T L U H C S _ I L L : I O T O F Zwölf für 31 Die Veranstaltungstipps im Dezember LITERATUR Thorsten Nagelschmidt und Lambert »Nur für Mitglieder« »Nie wieder Weihnachten in Deutschland« – für Christstollen-Liebhaber ein Alb- traum, für den Protagonisten in Thorsten Nagelschmidts autobiografischem Roman »Nur für Mitglieder« ein Plan von lebens- rettender Notwendigkeit. Vor den alljähr- lichen Depressionen der Vorweihnachts- zeit flieht er in ein Hotelzimmer auf Gran Canaria und schaut alle sieben Staffeln »Sopranos«. Mit dem Berliner Musiker und Produzenten Lambert hat Nagelschmidt nun eine Platte produziert, auf der Teile des Romans auf düster-treibende Beats treffen. Wer sich noch ein Weilchen vor der Familie verstecken möchte, kommt bei dieser »gro- ßen Weihnachtsrevue« mit Sicherheit auf lebkuchenfreie Gedanken. AHu ■ 21.12., 20 Uhr, Conne Island F O T O : A N D R E A S H O R N O F F THEATER »Das verko(r)kste Krippenspiel« Krippenspiele: Auch anno 2025 gibt das Knalltheater einen Nachschlag lustvoller Blasphemie. Das unheilige Quartett schießt den Engel ab, äh schmückt sich mit bibli- schen Federn. Die vier durchgedrehten Kle- riker treiben eimerweise Pipi in die Augen. Für die Farce im Stall haben sie historische und apokryphische Schriften gewälzt. Man schaut den Krippentieren in die Köpfe und der ominöse Mann im Kasten randaliert. – Wer mag, geht danach in die Kirche. (Olaf Schubert ist restlos ausverkauft.) tpr ■ 20.12., 20 Uhr, Horns Erben, 22./23.12., 20 Uhr, Cammerspiele F O T O : I J A N A M L A L P P T Z I I THEATER »Die Goldene Gans« Laubsägearbeiten am laufenden Band: Fi- ligran kommt »Die Goldene Gans« daher. Gierige Bürger und sogar ein König können ihrem Finder nichts anhaben. Alle bleiben kleben, bis nichts mehr geht. Mit fantasti- schem Spiel an Holz überzeugt diese Versi- on und durchs gegenseitige Necken derer, die die Hand an die Puppen legen. Luise Audersch und Sven Tillman lassen die Figuren über den Tisch huschen, bis die Fantasie über alle Widrigkeiten siegt. tpr ■ 4.–14.12., tägl., Theater der Jungen Welt TIPPS DES MONATS F O T O : C A R S T E N B U S S E KUNST »Samisdat und Subkultur« Was möchtest du lesen und was sehen? Samisdat – aus dem Russischen für selbst herausgegeben – gab es in der UdSSR und in anderen osteuropäischen Ländern. Die Publikationen stellten seit den Achtzigern Alternativen zum offiziellen Kulturbetrieb dar, vor allem mit Gedichten und Prosa, Fo- tografien, Grafiken, Performancebeschrei- bungen und Ausstellungsbesprechungen oder abgeschriebenen westlichen Texten. Wichtig war die Auflagenhöhe, denn bei bis zu 99 Exemplaren bedurfte es keiner offiziellen Druckgenehmigung. Der Salon Similde bietet als Leseraum einen Einblick in die popkulturellen Publikationen. bsC ■ bis 5.12., Salon Similde KUNST »Formen der Anpassung« Kunsthandwerk und Design im National- sozialismus zeigt das Grassi-Museum für Angewandte Kunst. Über 400 Exponate, die im Auftrag oder in Zwangsarbeit ent- standen sind, stammen aus der Zeit von 1933 bis 1945 mit den damals bevorzug- ten Fertigungstechniken und Materialien: Schmiedeeisen, heimische Hölzer, Zinn, Glas, Bernstein, Schafwolle, Leinen. Eben- so sind Fotografien und Dokumente aus der Zeit zu sehen. Letztlich geht es um die Frage nach dem Handlungsräumen von freier Gestaltung und politischer Funktion. bsC ■ bis 12.4., Grassi-Museum für Angewandte Kunst KREUZER 1225 7