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Ágnes Heller: Orbanismus – Der Fall Ungarn

Ágnes Heller: Orbanismus – Der Fall Ungarn

Ágnes Heller: Orbanismus – Der Fall Ungarn. 74 S.

Letztes Jahr schwamm die ungarische Philosophin Ágnes Heller mit 90 Jahren in den Plattensee hinein und kam nicht wieder heraus. Hinterlassen hat Heller eine finstere Prognose und einen hoffnungsvollen Appell: In einigen ihrer letzten Essays und Interviews, die in dem kleinen Band »Orbanismus« abgedruckt sind, hält sie uns dazu an, Gebrauch von unserer Freiheit zu machen, bevor es zu spät ist. Heller erzählt vom Scheideweg, an dem Ungarn sich nach dem Ende der Sowjetunion befand. Es ist eine Landesgeschichte, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, um zu verstehen, was in ganz Europa passiert. Nicht nur Viktor Orbán in Ungarn, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern bringen sich Patriarchen unterstützt von Oligarchen in Stellung und bereiten, wie Heller es nennt, eine »postmoderne Tyrannei« vor. Ihrer Ansicht nach unterscheiden sich die gegenwärtigen »illiberalen Demokratien« von autoritären und totalitären Systemen durch ein Fundament aus »ethnischem Nationalismus«. Denn dieser lässt liberale Prinzipien und sogar bestimmte demokratische Funktionen weitgehend unangetastet, solange die Außengrenzen gesichert sind. Die Notstandsverordnung während der Corona-Krise in Ungarn, dank der Orbán nun beinahe ein uneingeschränkter Herrscher geworden ist, ist eine Konsequenz aus der Geschichte Ungarns, einer Entscheidung gegen die eigene demokratische Freiheit. Ágnes Heller macht deutlich, dass die Entscheidung für die Demokratie letztlich immer bei uns liegt, dass wir im Sinne Hannah Arendts wieder »Lust am Handeln« entwickeln müssen, um diese unsere Demokratien zu retten. Marcus Eyck Wendt


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