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Als Paul über das Meer kam – Tagebuch einer Begegnung

Als Paul über das Meer kam – Tagebuch einer Begegnung

Distanzen

101 min

D 2017; Dok, 101 min. R: Jakob Preuss Als der Dokumentarfilmer Jakob Preuss 2011 nach Nordafrika kam, wollte er einen Film über die Außengrenzen Europas drehen. Hier, an der Grenze zu Marokko, steht eine Mauer, die für Flüchtlinge das Tor in ein besseres Leben bedeutet. Zu Hunderten sitzen sie auf dem Wall und warten auf ihre Chance, ihn unbemerkt zu überwinden, um in ein Erstaufnahmelager zu fliehen, wo sie dann Asyl beantragen können. Einige versuchen ihr Glück mit Schleusern. Damals schwappten die Meldungen der Zustände noch spärlich in die westliche Welt. Von einer Flüchtlingskrise war noch nicht die Rede. Preuss zählt zu den Privilegierten, die den Weg in beide Richtungen beschreiten können. Mit seiner Kamera ging er in eines der Camps, wo die Menschen monatelang ausharren, und traf dort Paul, einen freundlichen Mann Anfang dreißig, der ihn durch die provisorische Zeltstadt führte. Er hatte bereits eine Odyssee aus Kamerun hinter sich, um hierher zu gelangen. In seiner Heimat war er von der Uni geflogen, weil man ihn mit Studentenprotesten in Zusammenhang brachte. Ein Stipendium in Kanada konnte er nicht antreten, weil er kein Visum bekam. Armut und die Anfeindungen anderer Stammesmitglieder ließen ihm keine Wahl als die Flucht nach Europa. Zwischen den beiden unterschiedlichen Männern entwickelte sich eine Freundschaft, die geprägt ist von Erwartungen und Hoffnungen, Hilfe und Hilflosigkeit und einer scheinbar unüberwindbaren Schlucht zwischen zwei Lebensrealitäten. Preuss bezieht aber auch die Grenzer in seinen Film ein, zeigt ihren Alltag, die Express-Abschiebungen an der Mauer und die Streifen der Grenzschützer an den Rändern unserer Republik. Aber es sind die Begegnungen mit Paul, die den Schlagzeilen ein Gesicht geben. So wird aus dem geplanten Blick aus der Distanz ein zutiefst persönliches Zeitdokument. Lars Tunçay


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