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Andreas Stammkötter

Andreas Stammkötter

»Ihre braunen Augen waren gerötet« - Andreas Stammkötters Leipzig-Krimi »Messewalzer« strotzt vor Stilblüten

Andreas Stammkötter. 276 S.

Leipzigs Krimi-Star Willi Lachmann liegt im eigenen Blute. Während einer Lesung wurde er in der Pfeifenstube vom Peterssteinweg her hinterrücks erschossen. Das Publikum ist erschüttert. »Mein Name ist Hauptkommissar Kroll«, sagt der Ermittler. Und schon geht es los: In Andreas Stammkötters neuem Leipzig-Krimi »Messewalzer« kämpfen sich der Kommissar und sein Kollege Wiggins durch ein Gewirr aus Neid, Liebe, Fußball, Stasi-Akten, Kosovo-Söldnern, falschen Töchtern und Hubschrauberabsturz. Natürlich lösen sie den Fall und lehnen anschließend die angebotenen Ministeriumsposten ab. So bleiben sie Leipzig erhalten und stehen Stammkötter auch weiterhin als Krimi-Personal zur Verfügung. Keine Frage: Stammkötter kennt Leipzig, die Kriminalliteratur (und all ihre Klischees), er kennt den Literaturbetrieb, und er hat Dan Brown gelesen. Aber im Ernst: Er versteht sich durchaus auf packende Geschichten. Und es ist zu begrüßen, dass der auf Regionalkrimis spezialisierte Gmeiner-Verlag nun auch Leipzig für sich entdeckt hat. Noch begrüßenswerter wäre es allerdings gewesen, hätte der Verlag das getan, was Leser von einem seriösen Verlag erwarten dürfen: nämlich Stammkötters Manuskript von den vielen Unwahrscheinlichkeiten und sprachlichen Schnitzern zu befreien, die ja selbst den talentiertesten Autoren unterlaufen. Aber ein Lektorat hat entweder nicht stattgefunden oder total versagt. So hapert es in »Messewalzer« an allen Ecken und Enden: Die Spannungsbögen erweisen sich als brüchig, die Charaktere sind nicht stimmig und handeln nicht immer nachvollziehbar, und allenthalben finden sich Stilblüten: »Ihre braunen Augen waren gerötet.« - »Er wird mir sehr fehlen. So unendlich viel.« - »Du warst nicht nur Willis Lebensgefährtin, du warst auch beruflich seine rechte Hand.« Das ist ja ganz lustig, aber wegen so etwas liest man doch keinen Krimi. Alexander Oheim


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