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Antilopen Gang

Antilopen Gang

Adrenochrom

Adrenochrom

Wenige Monate nach dem Album »Abbruch Abbruch« bricht das Trio aus dem Laschet- Land NRW mit den Gesetzen des Kulturbetriebs, dem gerade seuchenbedingt das Rückgrat gebrochen wurde, und schießt eine weitere LP raus wie ein Geysir. Klar, das ist auch Friendly Fire gegen die Vertragsheimat JKP, deshalb wurde flugs ein Antilopen-Label-Baby geboren, um den Cashflow reinzuwaschen. Die 14 Tracks mussten wohl ganz einfach raus, sind witzig-wütendes und resigniert-optimistisches Statement aus der Isolation und atmen den Zeitgeist der Pandemiemonate. Denn »eure Tage sind gezählt wie Festivals 2020«. Die Rhymes sind überlegt, wirken spontan und immer weit weg von den 95 Prozent der gerade inflationär auftretenden, unsagbar peinlichen Deutsch-(T)Rapper. Eine Punchline wie »Ihr fallt aus allen Wolken wie Möllemann« wäre höchstens den seligen Blumentöpfern eingefallen, aber denen fehlte nun wirklich die Punkattitüde. Das Kleinstadtfeuilleton würde wohl von einem »Augenzwinkern in den Songtexten« schreiben, und das wäre sogar Album-anhaltend zutreffend, aber es rezensiert ja eher selten die wichtigste Rapcrew Europas. Ach was, der Welt. Die Platte hat alles dabei: Battle-Tracks wie »Globuli«, Party-Jams wie »Pepsi und Basmatireis«; und letztgenannte Vollverpflegung kann sogar ein Radiohit werden – zumindest auf den Handy-Jugendwellen der Schulhöfe. Vermutlich bricht sich demnächst eine ganze Welle von Coronaalben ihre Bahn – die Antilopen haben mit »Adrenochrom« schon mal den ultimativen »Soundtrack zum Social Distancing« gedroppt. Wer sollte den noch übertreffen »in (ich kanns nicht mehr hören, schreibs aber trotzdem) Zeiten von Corona«? Torsten Fuchs


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