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Axolotl Overkill

Axolotl Overkill

Abwärtsbewegung

D 2017, 93 min, R: Helene Hegemann, D: Jasna Fritzi Bauer, Arly Jover, Mavie Hörbiger Helene Hegemann gelang 2010 mit ihrem Roman »Axolotl Roadkill« ein Überraschungserfolg. Immerhin war sie damals erst achtzehn, hatte bereits mit 15 Jahren ihr Theaterdebüt mit dem Stück »Ariel 15« und gewann 2009 den Max-Ophüls-Preis für ihren Kurzfilm »Torpedo«, den sie selbst schrieb und verfilmte. »Axolotl Roadkill« erzählte ein Stück weit auch ihre eigene Geschichte, die Plagiatsvorwürfe, die sich an den Erfolg knüpften, mal außer Acht gelassen. Sieben Jahre später kehrt Hegemann zu ihrem Debütroman zurück und interpretiert ihr eigenes Werk neu, um ihren Figuren neue Facetten zu verleihen. Im Mittelpunkt steht Mifti. Sie ist 16 und driftet durchs Leben. Ihre Kindheit liegt weit hinter ihr. Der Tod ihrer Mutter hat sie aus der Bahn geworfen und nun taumelt sie durchs nächtliche Berlin, trifft auf die Schauspielerin Ophelia und feiert bis zum Morgengrauen. Die Schule hat da keinen Platz, sehr zum Leidwesen ihrer Halbschwester Annika, die mit der Mutterrolle überfordert ist. Mifti beobachtet das Treiben der gesellschaftlich Angepassten wie durch eine Glasscheibe und bevorzugt den Exzess. Wohin die Reise geht, ist ungewiss, aber sie führt durch seelische Abgründe. Das schräge Kabinett der Hauptstadtgestalten ist zu Beginn durchaus faszinierend. Jasna Fritzi Bauer verkörpert die Mischung aus kindlicher Unschuld und Entschlossenheit überzeugend und schafft es, Sympathie für die kaputte Protagonistin zu wecken. Aber Miftis Strudel dreht sich im Kreis, statt mitzureißen. Die Probleme wirken aufgesetzt, die Dramaturgie gekünstelt. »Axolotl Overkill« ist ein Problemfilm für Menschen ohne echte Probleme. Am Ende bleiben nur die berauschenden Bilder von Kameramann Manu Dacosse und eine gute Playlist zwischen handverlesenem Soul und dem obligatorischen Techno. Lars Tunçay


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