Der preisgekrönte Debütroman »Pixelträger« von Berit Glanz begeistert zunächst durch die Modernität, die durch Programmiercode, Tinderdates und Digital Nomads entsteht. Die von den Kollegen im Start-up »Beta« genannte Elisabeth ist das Scharnier zwischen dieser Welt, die in ihrer Eintönigkeit durch einen frechen und ehrlichen Schreibstil erstaunlich witzig dargestellt wird, und einer anderen Welt, in die sie eintaucht, als sie durch eine App einen Mann mit ungewöhnlicher Maske kennenlernt. Aus nicht erklärten Gründen muss sie mehr über ihn, aber vor allem über die mysteriöse Verkleidung erfahren.
So beginnt ein Detektivspiel, gespickt mit lauter unnützem Wissen, wie der Herkunft von Spaghettieis und der Existenz von Goldfischen in der Spree. Doch leider beschränken sich die Nachforschungen auf kurze Abschnitte, in denen Beta den Code einer Website durchsucht oder einen QR-Code scannt. Als Ergebnis erhält sie von dem Mann endlich eine Geschichte. Sie erfährt vom Leben der Lavinia Schulz, einer Künstlerin der zwanziger Jahre rund um das Künstlerkollektiv »Maskentänzer«. Da es sich um reale Personen handelt, ist es möglich, sich von den Masken ein eigenes Bild zu machen. Aber Obacht beim Googeln, es besteht die Gefahr, sich das Ende der Geschichte zu ruinieren. Weitere Probleme folgen. Oft wird versucht, Parallelen zwischen Schulz und Beta zu ziehen. Jedoch bleibt es fraglich, ob sich die Arbeit eines Künstlerkollektivs, das Grenzen überschreiten und die Gesellschaft aufrütteln will, mit der Arbeit heutiger Programmierer gleichsetzen lässt.
Trotz einer erdrückenden Fülle an Themen wie Liebe, Freundschaft, Selbstfindung und Gesellschaftskritik stagniert die Handlung und scheint nie den Ausgangspunkt der Geschichte zu verlassen, spannende politische Themen, wie die Überwachung der Bevölkerung, werden angeschnitten, aber dann nicht konsequent auserzählt. Eine verschenkte Chance für ein so spannendes Thema. Dana Haufschild